Freitag, 19. Oktober 2012

Die ausstehende Rehabilitation by Gerd Skibbe





Historiker werfen immer mehr Licht auf die tatsächliche Geschichte. Unlautere Berichterstattung wird korrigiert und manchmal blamiert oder sogar gnadenlos verurteilt.

So war das im Fall der polnischen Offiziere in Katyn, die 1940 von sowjetischen Militär- oder „Sicherheits“ - Einheiten erschossen wurden, und nicht, wie kommunistischerseits behauptet, von den Nazis, obwohl nicht wenigen Deutschen leider auch das zuzutrauen gewesen wäre.  

Gewissheit allerdings, konnte im Osten Europas kein Historiker erlangen, wer die insgesamt 

24 000 Männer hinrichtete, sehr wahrscheinlich, weil sie sich ihrer Bolschewisierung widersetzten, bis Michail Gorbatschow am 13. April 1990  "die sowjetische Verantwortung für diese Massenmorde einräumte und sein tiefes Beileid ausdrückte. Die Ministerpräsidenten Russlands und Polens, Wladimir Putin und Donald Tusk gedachten 2010 in Katyn erstmals gemeinsam der Verbrechen. Noch lebende Täter wurden jedoch strafrechtlich nicht verfolgt." 

Ein US-Untersuchungsausschuss bewies allerdings bereits 1952 die NKWD-Täterschaft. (1)  

So ähnlich verhält es sich mit den Henkern die sich stolz Christen nannten, die aus unglaublicher Arroganz Verleumder, Hetzer und Mörder wurden, die jedoch im Gegensatz zu den Katynverbrechern, wie in den Fällen des Damasus von Rom, (2) oder wie dem des sogenannten heiligen Ambrosius von Mailand immer noch durch kirchliche Gedenktage geehrt werden. (3)  

Damit muss Schluss gemacht werden!



Die Opfer der  frommen Fanatiker hatten sich ebenfalls nur geweigert ein Bekenntnis zu akzeptieren, das dem Rat ihres Gewissens widersprach. 

Eigentlicher Anlass die Rehabilitierung einzufordern ist eine Randnotiz, erschienen in dem Buch "Kirchen und Ketzer" von Thomas Hägg das zwischen 2004 und 2006, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft der Universität Bergen geschrieben wurde. Darin steht nun nur dieser simple Satz:


"der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." (4) 



Für Insider entspricht diese schlichte, korrekte Feststellung in ihrer Dimension, der ungeheuren Behauptung:  

„nicht Adolf Hitler, sondern Lord Chamberlain und Dalladier brachen den 2. Weltkrieg vom Zaun“  falls eine anerkannte Autorität in Sachen neue Geschichte solche Lüge schreiben und beschreiben würde. 

Bislang galt nämlich, allen Erkenntnissen zum Trotz ein Lehrsatz den der berühmte Ludwig Hertling „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ Morusverlag Berlin, mit Imprimatur, so formulierte: 

„... der Arianismus war die erste der drei großen Häresien, die im Altertum die Kirche erschütterten.“ (5)   

 „Arius hat Schuld!“ Obwohl seit langem bekannt ist, dass der Hetzer und Gegenspieler des Presbyters Arius (250-336), nämlich der Diakon Athanasius (298-373) der Verursacher der folgenschwersten Häresie war, geht seit 1 700 Jahren, diese bösartige Verleumdung um.  



Unerhört, was sich gewisse Theologen damit leisteten. Hunderttausende „Wahrheitsverkünder“, die Pfarrer und Prediger werden wollten, mussten, bevor sie ihre Universitäten verließen, geradezu einen Eid auf diese Unwahrheit leisten. Vor allem in den USA wird immer noch, seitens der Evangelikalen, jede Wette auf das falsche Pferd gesetzt. Reuelos geht das so weiter: "Wer nicht athanasianisch glaubt, ist des Teufels." (6)  

All das im 21. Jahrhundert! 

Ein doppelter Blick ins Internet legt offen, das auch im deutschsprachigen Raum bis zur Stunde und wider besseres Wissen von der „arianischen Häresie“ geredet wird. Binnen einer viertel Sekunde findet Google - search: 

26 000 Einträge unter: "Die arianische Häresie", aber es erscheint keine, die von der „athanasianischen Häresie“ spricht. 


Auch das wird sich ändern, denn Christen sind der Wahrhaftigkeit verpflichtet.



Natürlich weiß kaum jemand, von Experten abgesehen, worum es überhaupt ging und geht.  

Kurz gesagt und für einige zur Erinnerung:  



Gemäß Athanasius Meinung! ist es falsch zu glauben, dass Elohim, der Vater Jesu Christi, größer als sein Sohn ist (und ebenso inkorrekt sei es, dass demzufolge Jesus erst Gott wurde, da das Jesus verkleinern würde). 

Nach der Meinung des Athanasius,  dieses kleinen dunkelhäutigen Wortgewaltigen und in Übereinstimmung mit der paganen, zum Monotheismus neigenden Lehrauffassung Kaiser Konstantins, sind da nicht mehrere Götter sondern nur einer, - ein Kollektivgott -. 

Dieser eine Gott war für Konstantin: Sol Invictus, der von dem Baal der Bibel abstammt.



Diese Neigung zur Eingottlehre entsprach dem Mode-Trend des heidnischen Rom.


Für einige der überlisteten Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa, 325, und für eine Minderheit damaliger Christen, so für Athanasius, war es dem 1. der 10 Gebote Mose geschuldet monotheistisch zu glauben:  

„ICH BIN der Herr dein Gott, … du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ (7)  

Da gab es scheinbar keinen Raum für „ein personales Sein“ des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. 


Dass dies ein voreiliger Schluss war wird infolge moderner Geschichtsforschung immer deutlicher. Mittlerweile argumentieren nicht wenige Historiker, wie der erwähnte Thomas Hägg. 

Gert Haendler sagt in seinem Werk: „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck ; Ruprecht, 1993

„Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet.“....



Und unter www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145:  

„Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“



In Betracht gezogen werden muss zusätzlich die Tatsache, dass Kaiser Konstantin in Nicäa, 325, seine eigene "diokletianische" Gottesvorstellung mit Nachdruck durchsetzte:



 Die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013

"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."


Den großkirchlichen Theologen ist längst bewusst, dass „die Kirche in Nicäa im Jahr 325 … die Wünsche Konstantins befolgte, obwohl sie sie nicht billigte...", Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 S. 81 ff


In derselben Arbeit stellt Prof. Kraft heraus: dass die mit dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa 325 geschaffene andere Kirche die Kirche Kaiser Konstantins war: "Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen...“


Prof. Wolmeringer bestätigt in seinem „Konstantin-Artikel“ vom 05.03.07 im Internet, diese Tatsache lediglich mit anderen Worten:  „Konstantin ist verantwortlich für die Entstehung des katholischen  und orthodoxen Christentums.“



 Ist es unter diesen Umständen nicht angesagt: die ausstehende Rehabilitation von mehr als 25 Millionen Europäern zu fordern?


Denn mindestens 25 Millionen Europäer verloren wegen ihrer angeblich „arianisch-ketzerischen“ Ansichten ihre Freiheit. 

Fast alle rissen andere Familienangehörige mit hinein in den tödlichen Strudel gnadenloser Inquisitionswellen. Niemand hat sie gezählt die deswegen oder wegen ähnlicher Abweichungen vom römischen Kurs ihr Leben verloren. 

Dieter Wyss nennt es die „Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen“: 

„Llorentes, Sekretär der spanischen Inquisition berichtet, gestützt auf Archivmaterial, Torquemada habe 10 220 Menschen lebend verbrannt, sowie mit Unterstützung Ferdinands und Isabellas 114 300 Familien für immer ruiniert.“ (8)



Erwähnenswert ist, dass Arius ( 250-336) - ein hoch gewachsener Mann, der leicht gebückt ging, gekleidet in Toga und Mantel, immer mit gedämpfter Stimme und bemerkenswert tolerant, - nicht der Aussage der Bibel widersprach, sondern dass er ebenfalls, wie sein Feind Athanasius, den Wortlaut des 1. Gebotes verteidigte: mit dem Unterschied, dass er die Formulierung:

„Ich Bin der Herr dein Gott“  auf Christus bezog. 

Denn das war ja der Vorwurf auf Gotteslästerung den die Juden damals gegen den Messias erhoben und weshalb er letztlich gekreuzigt wurde. 


Er hatte schon zuvor in einer anderen Szene den Pharisäern, auf die Frage wer er sei, geantwortet:  

„...  ICH BIN von keinem Dämon besessen, sondern ehre meinen Vater... ICH BIN nicht auf meine Ehre bedacht... Amen, amen ich sage euch: noch ehe Abraham wurde BIN ICH. Da hoben sie Steine auf um sie auf ihn zu werfen“ (9) 



Die Pharisäer, die Jesus in der Nacht verhafteten, fielen fast in Ohnmacht, als er bekannte: ICH BIN es! (10) 

Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (als "Mormonen" diffamiert) glauben dasselbe, nämlich:

„Jehova, der Gott des Alten Testaments, ist Jesus Christus, der große ICH BIN.“ (11) 



Selbst Joh. Adam Moehler, der sonderbarerweise Athanasius verteidigt verstand es ebenso:  

„Der Sohn ist nach Justin weder bloßer Mensch, noch eine unpersönliche Kraft Gottes, sondern der Zahl nach ein anderer. Er ist Gottes Sohn im eigentlichen Sinne. Er hat zu Moses aus dem Dornenbusch gesprochen: ‚Ich bin, der ich bin, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“... Apol. J. C. 65... Er ist der Jehova des Alten Testaments, der Allmächtige.“ (12)


Die Basislehre des Urchristentums, Christus sei dem wahren Gott nachgeordnet missfiel dem Vater der Orthodoxie, Konstantin, denn  er meinte er sei der Christus.  (Prof. Clauss sagt: "Konstantin wollte der Christus sein.")



Nachgeordnet wollte er - der Kaiser aller, der der Christus sein wollte -nicht sein. Zudem widersprachen seine Absichten denen der Urkirche.

Arius auf dem „Boden der Lehrtradition stehend“, rief wiederholt mit Origenes (185-254) aus: 



„... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ (13) 



Arius glaubte zudem, - im starken Gegensatz zu Athanasius, dass Gott eine Gestalt hat. Das geht deutlich aus den späteren Schimpfreden des Athanasius hervor:

„Sie, die sich Christen nennen, (die Arianer), vertauschen die Herrlichkeit Gottes mit der Ähnlichkeit eines Bildes von einem vergänglichen Menschen.“ (14)

Es ist typischer, athanasianischer Hohn zu sagen: „Sie die sich Christen nennen!“ Dieser Ton hätte jedem rüden Agitator des 20. Jahrhunderts gefallen.

Es muss ohnehin erlaubt sein zu fragen: Wenn es eine Intelligenz vom Range des ewigen Vaters gibt, soll sie unfähig sein sich selbst eine bleibende Form zu geben?

In Nicäa sagte Konstantin klar: er werde zwar die Christen fördern, aber nur unter der Voraussetzung, dass sie sein Gottesbild akzeptieren.



Es war ein seinerseits nicht abgeschlossener Erkenntnisprozess. Konstantin glaubte, was er in seiner Jugendzeit am Kaiserhof Diokletian - wo er als kaiserliche Geisel leben musste - von paganen Priestern gehört und was ihn geprägt hatte: alle römischen Götter fließen zu einem einzigen zusammen, weshalb der christliche Vater und sein Sohn nicht zwei sind, sondern nur einer. Damit war es unpassend zu denken sie hätten Antlitz und Gestalt.

Wie vielen bereits bekannt ist, widersprach Papst Benedikt XVI. ohne viel Umschweife den eigentlich „ewig“ gültigen Aussagen des Athanasius ohne Wenn und Aber.

Verwunderlich ist indessen, dass dieser Korrektur eines Elementarteils römischer Religion, so gut wie keine Reaktion folgte.

Der Papst formulierte am 23. Januar 2006 in seiner ersten Enzyklika:

„Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ (15)

Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet Benedikt: „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“


Diese Aussagen sind eben sowohl großartig wie schön.

Leider bleibt ein wenig unklar, ob das bereits die direkte Abkehr vom nicänischen Bekenntnis bedeutet. (Immerhin wäre Benedikt XVI. damit "Modalist" und Modalisten zählen zu den Arianern)

Einige Generationen früher wäre der deutsche Papst von seiner eigenen Kongregation verbrannt worden.

Im Bewusstsein der Mitglieder der Urkirche  gab es mindestens zwei Götter. Diese Aussage wurde und wird, (offiziell) immer noch zugunsten des Nicänums (Athanasiums),  von allen Großkirchen lautstark abgelehnt, obwohl sich die Einsprüche seitens der Theologen mehren. Es gibt Gemeinden die das Athanasianum nicht mehr bekennen! Immer mehr Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten, sie hätten Gott gesehen. Diese Erlebnisse stehen im direkten Widerspruch zum antlitzlosen Gott der ökumenischen Christengemeinschaft.

Selbst Martin Luther und der Reformator Johannes Calvin erstickten jeden Widerspruch zum Nicänum. Calvin ließ, 1553, den 44jährigen Entdecker des kleinen Blutkreislaufes, den Arzt und Schriftsteller Michael Servet noch 1200 Jahre nach Nicäa,  verbrennen, weil er in seinen Publikationen z. B. in "De trinitatis erroribus" (1531), contra Athanasius sagte: "Gott hat ein Gesicht!"  



Wir wissen es längst: Athanasius brachte die Finsternis herauf, die wiederum das „Mittelalter“ verursachte.

Er hielt sich für den großen Sachverständigen und folgerte messerscharf:

„...Wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen...

Vergebens also sannen die Unverständigen auch dies aus, sie, die vom Vater das Bild loslösen wollten, um den Sohn der Kreatur gleichzustellen.

… so weichen sie von der Wahrheit ab, und indem sie sich trügerische Sprüchlein schmiedeten, gingen sie im Anfang, als sie diese Häresie schufen, überall herum...“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus der 1. Rede

Die gesamte christliche Welt wurde gezwungen zu glauben, dass Gott weder Gestalt noch ein Gesicht hat. Daraus entstand das berüchtigte Athanasianum mit der Verfluchung derjenigen die es nicht akzeptieren. Man nannte es auch das Nicänum - Die Mormonen sind keine Christen weil sie das Nicänum ablehnen. Das verkünden vor allem die USamerikanischen Gospelprediger mit Zorn.

 Sie schwören, dass der Sohn im Vater ist, und zwar buchstäblich. Haben sie dabei hinreichend  diesen Vers im Johannesevangelium bedacht:

Alle sollen eins sein: Wie du Vater, in mir bist und

 ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein,... " 17: 20
Wir wissen es längst. Athanasius hat den Zank angefangen, weil er wollte, dass alle zu glauben hätten wie er und wie sein heidnischer Kaiser Konstantin, dass 3 gleich 1 ist.

Schon der bekannte evangelische Theologe Friedrich Schleiermacher (1768-1834) kam nicht umhin festzustellen, dass



„Athanasius... das Signal zu den Verfolgungen gegeben hat. Schon auf dem Nicänischen Konzil mag er die Hauptursache des strengen konstantinischen Dekrets gewesen sein... Er fängt überall mit Schimpfen und Heftigkeit an und ist unfähig und unbeholfen im Disputieren.“ (16)

Bereits in seiner 1. Rede hetzte Athanasius:

„Wenn man sie aber logisch untersucht, so wird es sich herausstellen, dass sie (die andersdenkenden Christen, diejenigen die sich erlauben wie Arius glauben) bitteren Spott und Hohn verdienen..., verdienen sie nicht allen Haß?” (17)

Auch Prof. Hans Lietzmann stellte schon vor vielen Jahren fest:

„Er (Athanasius) wird die nicänische, orthodoxe Leitfigur der kommenden Kämpfe.“ (18)

Und all das weil Arius ein Häretiker gewesen sein soll: Seit jenen Tagen wurde der Hass in der Kirche gepredigt, die Hetze wurde Teil der Gottesdienste zuerst der Athanasianer - der Orthodoxen - dann auch auf der arianischen Seite, später, sehr viel später, als bereits die blutrünstigen Armeen Konstantinopels gegen sie marschierten, mit dem klaren Auftrag des Kaisers Justinian: "Vernichtet sie!"

Zuerst kam die Eliminierung der arianischen Goten (Vandalen) in Nordafrika, dann die Ausrottung der Arianer in Italien, mit der Zerstörung des ostgotischen Reiches im Auftrag des bedeutendsten athanasianischen Totschlägers der Arianer Kaiser Justinian. Er ist auch der Hauptschuldige an der Vernichtung der Reste des  Glaubensgutes der bereits entmachteten Urkirche, indem er die durch Origenes (185-254)  bewahrte Lehre von der Präexistenz jedes Menschen (nach Adam) im Jahr 543, verfluchen ließ.



"Die Kindstaufe wurde unter Justinian zwangseingeführt. Nichtbeachtung wurde  mit dem Verlust von Eigentum und 

Bürgerrecht bestraft, das Festhalten am „hellenischen“ Glauben bzw. die Apostasie nach der Taufe mit der Todesstrafe. Dies war ein entscheidender Schritt, da nun praktisch jeder Reichsbewohner bereits als Kind getauft wurde und ein Abfall vom Christentum als grundsätzlich todeswürdiges Verbrechen galt."  Wikipedia

Es ist wohl eher einem glücklichen Umstand zu verdanken, dass das Komprimat des authentischen Arius-Christus-Bekenntnis in einer Aufzeichnung des berühmten Arianers Wulfila erhalten blieb, denn diese Formulierung ist, aus christlicher Sicht, alles andere als grundfalsch.

„Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... (M Pl. Suppl. I. 707) ... er (Wulfila) glaubt an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“

Ein "Normalchrist" wäre wohl außerstande überhaupt einen Unterschied zu seinem eigenen Glauben zu entdecken.

Um jedoch die ganze Wahrheit zu sagen: die geradezu künstlich herbeigeführten Bekenntnisdifferenzen sind nicht der eigentliche oder einzige Grund für die Verfolgung und Vernichtung der Arianer (Bogumilen, Novatianer, Waldenser usw.) durch die Athanasianer (Katholiken usw.). 

Es ging unentwegt um die Machtfrage, um Privilegien und Geld.

Deshalb ist es hoch an der Zeit, die Rehabilitierung von mehr als 25 Millionen Opfern athanasianischer Propaganda, nicht alleine von Rom zu fordern, sondern von allen, die den Boden des nicänischen Bekenntnisses verteidigen.



Die gesamte „christlich - ökumenische Kirchengemeinschaft“ steht hier in der Pflicht. 



Das eigentliche Problem besteht darin, dass diese Kirchengemeinschaft sich nie eindeutig vom Gott Konstantins abwandte. 

Im Vatikan wurde entsprechend den Wünschen des Mörders Konstantin, der Kriegsgott Sol Invictus sogar mit Jesus Christus gleichgesetzt.  Das zeigt das hier dargestellte Bild.










Wikipedia: Mosaik des Christus als Sol Invictus in der Vatikanischen Nekropole, 
3. Jahrhundert









Anmerkung



Die Angabe das Mosaik sei vor dem 1. ökumenischen Konzil entstanden ist falsch!

Im 3. Jahrhundert verfügten die Christen Roms noch nicht über einen eigenen Raum, - indem diese Darstellung hätte angebracht werden können - sondern nur über eine Hütte auf den die Garköche Anspruch erhoben. Das Mosaik ist folglich der nachkonstantinischen Ära zuzurechnen.



„...die Christen unter Kaiser Alexander Severus (im Jahr230) bewarben sich um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“   Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung 



„Selbst in Rom … mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich ... kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen ...“  Christoph Müller, Inaugural Dissertation 2003



Die Gleichsetzung Sols mit Christus war zwar Konstantins Ziel, - das er zu Nicäa, 325, mit dem Nicaenum gewaltsam durchsetzte - aber dennoch bleibt sie eine Beleidigung Christi. 

Gold kann man nicht veredeln, nur verunreinigen,

Diese Erniedrigung wird zwar aus Unwissenheit seitens vieler Christen mitgetragen, aber das kann so nicht bleiben. 

Erst wenn die Christenheit erkennt wem sie in Wahrheit folgte, wird sie ihren angemaßten Titel erwerben. 



Arius verweigerte Sol die Gefolgschaft. Er hatte sich tapfer und vergeblich gegen die Vermischung von Gut und Böse gewehrt. 

Deshalb mussten er und seine Freunde leiden. 






Quellen:



1.) Wikipedia

2.) Eine Anzahl Arianer Roms gingen am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 in ihre kleine Julii-Kapelle (heute: St. Maria in Trastevere). ...Deshalb rückte „(um) acht Uhr morgens, Damasus mit seinem gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet... während kein einziger Damasianer fällt erliegen 160 Ursinaner dem Angriff." Bischof Ursinus entkommt mit einigen Freunden) Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 14.


3.) Ambrosius schrieb im kritischen Sommer 378 alles auf ein Karte setzend, für den jungen verunsicherten Kaiser Gratian zwei Bücher („De fide“) Da heißt es: Die Arianer (Italiens und die Goten G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“... „der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste) mehr als die Tapferkeit der Soldaten den Sieg... Ambrosius behauptete: „Jesus Christus soll das römische Heer führen!" Leopold von Ranke „Werk und Nachlass“, S. 21 Ambrosius malte Schwarz-Weiß, er entmischte nicht. Untrennbar gehörten für ihn Staat und Kirche zusammen.

 Ambrosius hätte wissen müssen, mit Jesus dem Fürsten des Friedens und seiner Lehre der Versöhnung hatte das ganze Treiben nichts zu tun. Reiner Konstantinismus war das. Angesichts der Tatsache, dass viele Goten sich auf den Namen Jesu Christi hatten taufen lassen, was einer Verpflichtung auf seine Lehre von der Rechtschaffenheit gleichkam, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen angemessene diplomatische Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre Familien. Seitdem die Asiaten den Reflexbogen als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Gratian ließ sich überzeugen, gegen seine Bedenken zu handeln und daran ist zu ermessen, wie sehr Ambrosius dem jungen Verantwortung tragenden Mann geistig überlegen war. Es hieß nur: fortan „wies der (junge Kaiser) die Arianer ab und folgte Ambrosius.“
Ambrosius hatte dabei als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen: "Der Kaiser soll gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’ welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...(die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚antichristi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“ (ebenda)  Günther Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ S. 13 



Ambrosius hatte verlangt der Kaiser müsse sich ganz den militärischen Aktionen widmen „und daran denken die Siegeszeichen aufzurichten... so wollte Ambrosius „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern der (katholischen Kirche) den Kampf ansagen.“ G. Gottlieb, „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ V. Ruprecht, 1973
 4.) Hägg, "Kirchen und Ketzer" 2010, S. 61
 5.) Ludwig Hertling „Geschichte der katholischen Kirche bis   1740“ Morus-Verlag Berlin, mit Imprimatur, S. 73
  6.) Mormons; Romney Presidency “Dangerous” According to Evangelical Author     (ReligionDispatches)
(May 28, 2011) Warren Smith, Journal „Religion Dispatches“, Mai 2011, Autor Keller verschärfte den Ton noch: “A vote for Romney is a vote for Satan.” ebenda .

Ähnlich äußerte sich bereits 2007 der President der Predigerseminare der südlichen Baptisten der USA Dr. Mohler. Ähnlich auch: www.bibelkreis.ch/themen/MormonenVJ.htm - am  04. Juli 2011: ”Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit“


7.)  Exodus 20: 2

8.)  Dieter Wyss, „Kain: Phänomenologie und Psychopathologie des Bösen“,  Neumann,1997

9.) Joh. Kap 8: 48-59

10.) Joh. 18: „Auch Judas, der Verräter stand bei ihnen. Als Jesus wiederholte: Ich bin es! wichen sie zurück und stürzten zu Boden und er fragte sie abermals: Wen sucht ihr? Sie sagten: Jesus von Nazareth. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ICH es BIN.“

11.) Lehre und Bündnisse 29:1

12.) Joh. Adam Moehler „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ Mainz, 1844, S. 33

13.)  Handwörterbuch für Theologie und Religions-wissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702, Stichwort 'Origenes', und Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus

14.)  Bibliothek der Kirchenväter, Vier Reden gegen die Arianer (Orationes contra Arianos, RFT Information, 1. Rede, Teil 2
15.) KIRCHE HEUTE, Mai 2006

16.) Joachim Boekels, Dissertation: „Schleiermacher als Kirchengeschichtler“, 1993, Google Books Result
17.) Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" (auch in RTF-Format)
18.) Prof. Hans Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“, de Gruyter, 1999, S. 8



2. Anmerkung:  



Arius hielt sich an die von Origenes (185-256) zusammenfassend dargestellten Lehren der Urkirche, die zu seiner Zeit fast ausnahmslos von allen Bischöfen mitgetragen wurden:

Den meisten der 220 Konzilsteilnehmern die sich in Nicäa zusammengefunden hatten, stand nach wie vor, die „christliche Wahrheit“ näher als der durch Kaiser Konstantin kreierte “neue” Glaube, auch wenn sie aus Angst das Gegenteil unterschrieben hatten. Später bestätigte sich die Wirklichkeit dieses Verbrechens:

„seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ (1)  Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154
und H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30: „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa der Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“

Schon längst haben hochrangige Theologen dargelegt, dass das Nicänum Konstantins Machwerk war.

Prof. Hans Küng, verweist darauf in seiner „Kleinen Geschichte der katholischen Kirche“: „Konstantin selber läßt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“

Vor Küng war es Adolf von Harnack, siehe „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Mohr-Siebeck, 1990, S. 232:

„Die große Neuerung, (nämlich das Athanasianum G.Sk.) die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke“ (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen.“

Niemand konnte jemals das Nicänum verstehen!
Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie, bekennt dieses Tatsache mit den Worten in „Zeitzeichen“, evangelische Kommentare, August 2004

„Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist? Verlegenheit ist noch das harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die (nicänische) Trinitätslehre kommt.“

Theologen flüchten gerne in die Johhannesaussage:

“Gott ist Geist und die ihn anbeten, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.” 4: 24





 Ein Blick in Lehre und Bündnisse, eine Zusatzschrift der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) belehrt uns, dass der Mensch ebenfalls Geist ist, siehe Abschnitt 93: 33  

                     "Der Mensch ist Geist!"

Nämlich das innerste Wesen Gottes, wie des Menschen ist Geist.

Übrigens, auch Sir Isaak Newton lehnte das nicänische Bekenntnis klar ab.































































Samstag, 13. Oktober 2012


I'm a Mormon!”

 
 Wir fühlten es allesamt schon als Kinder, dass es etwas Höheres gibt, nach dem wir uns ewig sehnen werden, etwas das uns ermutigt und das unserem Leben Sinn gibt.

Mein Intellekt war immer hell und klar, mein Hang alles zu bezweifeln mischte sich deshalb unentwegt ein, aber das Eine anerkannte ich bald: Nirgendwo vor 1830, vor dem Hervorkommen des Buches Mormon, wurden diese drei Grundanfragen so klar und überzeugend wie durch den sogenannten "Mormonismus" beantwortet,  und das in bemerkenswerter Übereinstimmung mit urchristlicher Sekundärliteratur:

Woher komme ich?

Ich entstamme dem Vaterhaus Gottes, wo ich als Geistkind himmlischer Eltern lebte. (1) Meine Intelligenz ist unerschaffen, (2) aber meine himmlischen Eltern gaben meinem ewigen Bewusstsein eine Form. (3) Sie belehrten mich und sagten, du trägst das Potential in dir, selbst einmal wie wir zu werden, (4) vorausgesetzt, du lässt das Licht ungehemmt in deinem Innersten wachsen. (5)

Dir wurde gewährt dich frei zu entscheiden. Niemand, selbst dein Vater im Himmel, hat nicht das Recht dich zum Guten zu zwingen. (6) Die Boshaften allerdings werden versuchen deine Würde zu brechen

Wohin gehe ich?

Zurück in meine himmlische Heimat, in der große, sinnvolle Arbeit auf mich wartet. (7)

Warum bin ich hier?

In diesem Leben muss ich aus dem Vergessen auftauchen, (8) ich muss beweisen, dass ich unter allen Umständen gut sein will, (9) und niemals gegen besseres Wissen und Gewissen handeln darf. (10)

Ich bin hier, um mich zu entfalten, (11) eigene Erfahrungen zu sammeln und darauf zu achten, was mein himmlischer Vater beabsichtigt, und tun, was er wünscht.

...Dein Wille geschehe im Himmel so auf Erden...“

Ich bin hier um zu lernen zu vergeben und dass Vergebung für Fehlverhalten allemal möglich ist. Es ist nie - niemals! - zu spät, umzukehren. (12)

Ich bin hier, um mich zu vervollkommnen, (13) um aus Überzeugung zu handeln, nicht um irgendwelche Glaubenssätze nachzuplappern, oder um einer fragwürdigen Tradition die Treue zu halten.

Ich bin hier, um innezuwerden, (14) was die Wahrheit ist und diese Wahrheit wird mich frei machen. Sie ist das Wissen um Notwendigkeit, und dass dies die Mission meines Förderers und Erlösers Jesus Christus ist: mir zu mehr Glück zu verhelfen. (15)

Ich fühlte zunächst mehr, als ich wissen konnte. Die Lehren dieser Kirche sind zu groß, als dass sie von einem kleinen Menschen stammen könnten.

Später las ich es: Jesus bestätigte meine Vermutung. Er sprach es in einer seiner Grundsatzreden an, wir können innewerden, ob etwas echt oder unecht, göttlich oder nicht ist:

So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede.“ Johannes 7:17


Ich fand, dass ich innewurde, und dass „Mormonismus“ nur der Vulgärname ist, für die erhebenden Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Sie erfüllten meine Ahnung, dass Wahrhaftigkeit göttlich ist, obwohl meine natürliche Neigung sich „an die Welt mit klammernden Organen hält“ (Goethe), dass aber, "die andere (Natur oder Seele meines Wesens) sich gewaltsam hebt, vom Dust zu den Gefilden hoher Ahnen.“ (16)


Fragt Euch selbst, hört auf die leise und feine innere Stimme, die zu jedem spricht, der sich fragend an Gott wendet. (17). Glaubt was ihr wollt, aber seid vorsichtig. In einer Welt deren höchster Wert Geld ist, gibt es viele die dir ihre Religion verkaufen wollen. (18)



Quellen:
  1. Hebräer 12: 9, Proklamationder Ersten Präsidentschaft der Kirche Jesu Christi der HLT „Die Familie“, Hartmut Böhme, „Natur und Subjekt“, Frankfurt 1988, Oberrabbiner Dr. phil Kurt Wilhelm „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94: „Alle Seelen die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch,, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater...“
  2. Lehre und Bündnisse 93: 29
  3. Köstliche Perle, Abraham 3: 22
  4. Matth. 5: 48, Adolf von Harnack, Lehrbuch der Dogmengeschichte, Mohr Siebeck , 1990, S.46 „Der Gedanke der Vergottung (des Menschen) ist der oberste gewesen, bei den aölten Vätern...“, Dr. Martin Luther „Luther und Theosis“ finnische Lutherforschung, Lutherakademie Ratzeburg:“ ...Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde...“
  5. H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit, Freiheit und Vorsehung bei Origenes“ E.J. Brill, 1994, S. 13 „Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkleit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit“
  6. ebenda
  7. Die Heimkehr der menschlichen Seele (genauer: des menschlichen Geistes) zu Gott ist in der christlichen Literatur nicht unbekannt.
  8. Das syrische Perlenlied“, Thomasakten
  9. Köstliche Perle Abraham 3: 25 : „und wir wollen sie hiedurch prüfen und sehen, ob sie alles tun werden, was auch immer der Herr, ihr Gott, ihnen gebietet“
  10. Lehre und Bündnisse 93: 28, und Verse 39-40, 31
  11. Matth. 25: 29
  12. Luthers 1. These „So Jesus spricht, tut Buße, will er, dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“
  13. Matth. 5: 48
  14. Joh. 7: 17
  15. Matth. 5: 3-12
  16. J.W. Von Goethe Faist 1
  17. Matth. 7: 7-11
  18. Mark 8:15 Und er gebot ihnen und sprach: "Sehet zu, hütet euch vor dem Sauerteig der Pharisäer"

Freitag, 12. Oktober 2012




Der Papst beharrt nüchtern auf der Identität einer einzigen Kirche durch alle Zeit” Paul Badde am 12. Okt. 2012 in Welt-online


Von Beginn an war die Christenheit geteilt. Mit ungeheurer, Christen verbotenen hassvollen Bitterkeit sind die gegensätzlichen Teile der Christusreligion bis an die Zähne bewaffnet immer wieder gegeneinander gezogen, absolut unversöhnlich.

Nur in seiner Illusion steht Benedikt XVI. dieser „einen“ Kirche vor, - das heißt nicht, jemand wie ich wäre sein Feind. Nein, ich bewundere den deutschen Papst, möchte nicht an seiner Stelle stehen, denn das Fundament dieser Kirche war nie heil und ist nicht zu heilen, obwohl der Christusglauben vieler Katholiken tief und innig ist, und die Opferbereitschaft zahlloser Geistlicher und Laien liebenswert.
 
Aber, leugen läßt sich nicht, dass die Kirche der Apostel eine ganz andere war.
 
- alle Männer trugen zuvor gleichberechtigt das Priestertum
- Predigtkanzeln und Beichtstühle gab es nicht, dafür ein Lesepult
- niemand wurde für die Ausübung seines Dienstes für die Gemeinde finanziell entlohnt
- niemand der in der Kirche amtierte trug eine besondere Kleidung
- wer immer konnte besuchte die Zusammenkünfte der Synagoge und den Tempel, wie es Petrus und Paulus taten
- es gab keine Babytaufen
-Taufen waren immer Untertauchungen, als Symbol der Grablegung des "alten", des sündigen Menschen
- Niemand kannte zu Zeiten der Apostel die Lehren von der Erbsünde, der Vorherbestimmung (Prädestination) und des monastischen Lebens
- Gott Vater, Gott Jesus Christus und Gott Heiliger Geist kam jeweils ein personales Sein zu
- es gab keine Kreuze in irgendwelchen Gottesdiensten
- keine Altäre in Versammlungen
- alle Männer entsprechenden Alters waren verheiratet
- jeder Gemeinde, wenn sie nicht gerade winzig war, stand ein verheirateter Bischof vor
- kein Bischof trug einen Bischofsstab, es sei den er war von Beruf Schafhirte wie Spyridon von Zypern
- jede Art von Glaubenszwang wurde in der Urkirche als antichristlich - heidnisch - imperialistisch   betrachtet
- die Entscheidungsfreiheit irgendeines Menschen anzutasten wurde als Gotteslästerung durch Exkommunikation geahndet
- Sündenvergebung durch den Bischof bezog sich nicht auf   Ehebruch, Mord, Verleumdung, Falschaussagen
- Übertretungen wie etwa Ehebruch, Mord, Verleumdung, Falschaussagen oder Teilnahme an Fälschungen usw. führten zum Ausschluss aus der Gemeinschaft.
- außer dem Tempel zu Jerusalem gab es keine Monumentalbauten
- Weihrauch, Glockengeläut, Rosenkranz, Weihwasser usw. gab es nicht
-  Kirchensteuern wären undenkbar gewesen (es gab Kollekten die unbedingt freiwillig waren)
 
Wenn die neu erfundenen Elemente, wie das kirchlich geheiligte Kreuz, (das nur ein Marterinstrument war, das in der Christenheit der ersten 400 Jahre in keiner Gemeinde vorkam), das Messe lesen, statt des Abendmahls, die Babytaufe oder die Priesterbesoldung, überhaupt die Sonderstellung der Priester usw., die Talare und Predigtkanzel aus den Großkirchen incl. der röm.-kath. Kirche verschwinden würden, was bliebe übrig?
 
Basis aller Kirchen, was sie allerdings vehement bestreiten, ist ein Mix aus Konstantins Kaiserphilosophie, seines Gedanken- und Glaubensgutes, sowie von biblischen Aussagen. Nichts in der europäischen Frühgeschichte ist so klar bezeugt als diese bedauerliche Tatsache.

Spätestens mit Kaiser Konstantin und seinem 1. ökumenischen Konzil. 325, endete die Geschichte des Christentums. Es kam die Zeit des Gegenchristentums herauf und demgemäß ist der Geschichtsverlauf düster und kalt.

Da hilft es auch nicht, mit dem Papstwappen zu demonstrieren und zu prahlen, die römische Kirche sei im Besitz altapostolischer Legitimationen, denn diese Autorität ging durch die Lügen die von frommen Christen erfunden wurden verloren.
Da war viel zu viel Geld im Spiel, zuviel Gewalt.
Die Karrieremacher haben alles verdorben.

Nicht einmal ein Buchhalter würde seine Legitimation behalten, wenn er lügt und betrügt.
Christi Auftrag an Petrus die Lämmer zu weiden, (und eben nicht die Wölfe) war an die Frage gebunden ob er Christus mehr liebt, als Geld und Macht.




Bild: Wikipedia
Goldener Schlüssel bedeutet das höhere,
der silberne Schlüssel symbolisiert das niedere Priestertum


Wie schnell und endgültig Legitimationen verlustig gehen können beschreibt das Alte Testamemt:

Eli, der berühmte Tempellehrer und Prophet des alten Bundes um 1000 v.Chr. büßte seine ursprüngliche Legitimation ein und wurde von Gott durch Samuel ersetzt, weil er seinen Söhnen

nicht Einhalt gebot... sondern sie nur ermahnte nicht mit fremden Frauen zu schlafen... Darum habe ich der Herr dem Haus Eli geschworen ihre Schuld kann nicht durch Opfer und Gaben in Ewigkeit gesühnt werden..., denn sie waren nichtsnutzige Menschen. Sie kümmerten sich nicht um den Herrn“ 1. Samuel 2 u 3
 
Die alten Geschichtsschreiber Israels kehrten den Unrat nicht unter den Teppich. Sie nannten das Kind und das Problem beim Namen. Sie distanzierten sich klar von Missbräuchen indem die Übertreter oder die Dulder von Übertretung abgeschnitten wurden.

Der Absolvent der päpstlichen Universität Gregoriana und Expriester Peter de Rosa folgte diesem Muster an Wahrhaftigkeit. Er griff aus dem erbärmlichen Chaos der Kirche wiederholt Perioden wie die zwischen 800 und dem Jahr 1000 heraus, die unbestrittenes Allgemeinwissen sind, das tiefer ins Bewusstsein aller dringen muss, als Warnung, dass Gott sich nicht spotten läßt. Unerbittlich verlangt das Kausalgesetz  Konsequenzen.
 
Es sei denn jemand glaubt nicht, dass der seiende Jesus Christus das Haupt der Kirche war, ist und sein wird, wird jeder bekennen, dass Wille und Weisung allezeit vom Kopf ausgehen und nicht von irgendwelchen Gliedern.

Die berühmte Familie Conti, die Grafen Alberich von Tusculum... waren Kriegsherren, sie gewannen die Kontrolle über die Papstwahlen, sieben Päpste kamen aus dieser Familie. Fast ausnahmslos trugen sie dazu bei ein Rom der Schande zu formen... nicht lange nach Karl dem großen über 150 Jahre lang, waren alle Päpste finstere Gestalten... Fürsten der Finsternis, Jünger Belials, Mörder, Ehebrecher, Kriegsgewinnler... (Papst) Stephan VIII. wurden 930 Ohren und Nase abgeschnitten... 946 war (Papst) Benedikt V. geflohen nachdem er ein Mädchen entehrt hatte.“ (2) Gottes erste Diener“ Knaur, 1988, S. 60


Kein nichtsnutziger Papst wurde seiner Übertretungen wegen abgesetzt, ein Unhold folgte dem anderen, Legitimationen waren längst verspielt und wenn ein Guter kam tat er das Beste was er konnte und legte Ehre für Gott und sich selbst ein.
Aber die durch Betrug verdorbene Kirche blieb verloren und auf sich selbst gestellt. Denn sie hatte 325 das Band zu ihrem eigentlichen Herrn definitiv zerschnitten.

Das geschah damals zur Zufriedenheit Konstantins der mit seinem unverschämten und „erfolgreichen“ Herrschaftsanspruch Bischof der Bischöfe der Kirche zu sein, eben kräftig nachhalf den einen (einzigen) Faden zu zerschneiden.

Es war wie ein Köpfung.

Niemand hat je einen Geköpften zurück ins Leben gerufen.

Da hilft alles Leugnen nichts.
Allerdings begann es scheinbar harmlos um das Jahr 55 herum: Zwei Sorten Christen unter den echten zankten sich. Hier die überwiegend heiden- oder griechischchristlichen Nachfolger des Paulus, die alle Christen vom Zwang des mosaischen Gesetzes ganz befreien wollten, weil Jesus von Nazareth das Gesetz erfüllt habe, und da die Mehrheit unter den Judenchristen die sich in Vielem dem alten Gesetz weiterhin verpflichtet sahen, denn die jüdische Religion ist die des Tuns des Guten.

Paulus hingegen schwor auf die alleinige Rechtfertigung durch den Glauben an Christus, Petrus, Jakobus und Johannes, die „Säulen der Kirche“ (Galaterbrief) beharrten auf das Tun der guten Werke.

Jakobus, „der Bruder des Herrn“ brachte die Sicht seiner Partei auf den Punkt:

Meine Brüder, was nutzt es, wenn einer sagt er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten? Wenn ein Bruder oder Schwester ohne Kleidung ist und ohne das tägliche Brot und einer von euch zu ihnen sagt: Geht in Frieden, wärmt und sättigt euch! ihr gebt ihnen aber nicht, was sie zum Leben brauchen – was nützt das? So ist auch der Glaube für sich allein tot, wenn er nicht Werke vorzuweisen hat...“ 1: 14

Gegensätze wie diese wurden später durch Kompromisse minimiert, aufgehoben wurden sie nie.

Die angebliche Einheit der Kirche wurde durch staatliche Unterstützung in einigen Teilen des römischen Imperiums erzwungen. Es war ein höchst ehrloses und blutiges Machtgerangel, flankiert vom nicänischen Bekenntnis, auf das immer noch viele Kirchen bestehen. Sie wurden in der Antike unterstützt von Gesetzen zum Glaubenszwang wie das berüchtigte „Cunctos populos“ vom 27. Februar 380 oder wie der Codex Justinianus aus dem 6. Jahrhundert, die nie in Vergessenheit geraten dürfen, die jedem Menschen das Recht auf Entscheidungsfreiheit absprachen und raubten. Der größte unter den schäbigen Raubzügen war der aus dem die Kirche Benedikts entstand.

Du hast Christ zu sein, - und zwar athanasianisch-katholischer - wenn nicht schlag ich dir den Schädel ein.

Aber, kann man die unersetzliche Liebe mit Gewalt erzwingen?

Der leuchtenden Frohbotschaft wurde der Garaus bereitet und die frostige Drohbotschaft trat ihre Dauerherrschaft an.

Da verliert jeder, wenn er erst in diese Umstände hineingepresst wurde, auch der vermeintliche Gewinner.

Legitimationen sind ausnahmslos an Bedingungen geknüpft.

Diese Vergewaltigung des freien Willens von Ungezählten, trägt partiell die Züge der Erzwingung von politischer Einheit des Kommunismus in der Stalinära. (Fraktionsmacherei ist verboten). Niemand hat die Toten gezählt in diesem mehr als tausendjährigen Glaubensstreit, aber es handelt sich um Millionen.
 
Nein, die Kirche Christi akzeptierte, dass sie vom beginnenden Papsttum gewaltsam getrennt wurde.
 
Papst Benedikt XVI. steht vielen guten Menschen vor und er geht ihnen mit gutem Beispiel voran. Doch Haupt der Christenheit ist er nicht.
Das aber hindert ihn nicht erleuchtet zu sein.
 
 

Donnerstag, 11. Oktober 2012

(2) Joseph Smith - Betrüger oder Prophet?



Die Antwort fällt sehr unterschiedlich aus. Sie hängt, was sehr bedenklich ist, vom Wesen des Beantworters ab. Wie bei einem Gerichtsverfahren sind auch in diesem Prozess der Wahrheitsfindung  die verfügbaren Fakten zu sammeln, einzuordnen und zu bedenken - und es sind die Zeugen anzuhören.

Zeuge 1: David Whitmer:

Im Sommer 2002 ergaben die Umstände, dass ich in Nauvoo dabeisein konnte, als der HLT Tempel durch Präsident Gordon B. Hinkley eingeweiht wurde.
Kurz zuvor reiste ich nach Richmond, Missouri, weil ich vielerlei über David Whitmer gehört hatte und wünschte sein Grab zu besuchen.



Bild Wikipedia: David Whitmer (1805-1885) Präsident of the Church of Christ - Whitmerits von 1876
 bis zu seinem Tod, auch Bürgermeister von Richmond
                                  
eigenes Foto, ich stehe vor der Grabstele
eigenes Foto: die Ruhestätte David Whitmers
Auf ausdrücklichen Wunsch Davids wurde der Tex in seinen Grabstein eingemeisselt:
"The record of the Jews and the record of the Nephites are one"
Zu meinen ältesten Erinnerungen gehört eine Ansprache von Henry D. Moyle, der 1959 zum zweiten Ratgeber unter Präsident David O. McKay berufen worden war.
In Leipzig sprach er wenig später über die Erfahrungen seines Vaters James Moyle an die ich mich wegen der Tiefe des Eindrücke, die ich erhielt, sehr gut erinnern kann:

Bild Wikipedia: Henry D. Moyle Generalstaatsanwalt der USA für Utah
 James Moyle, his father, served later as  Assistant Secretary of the Treasury from 1917 to 1921 in the administration of Woodrow Wilson, the first member of the LDS Church to be appointed to a subcabinet position. He would later return to this position during the President Franklin D. Roosevelt's .
                                                     
James sei gerade von seiner Mission gekommen, die er für die Kirche in Nord Carolina erfüllt hatte. Auf der Rückreise nach Utah besuchte James Moyle, 1881, D. Whitmer.
Henry D. Moyle schilderte wie  erpicht sein Vater darauf war den bedeutenden Mann zu sehen der immer wieder vor hunderten von Besuchern, die im Verlaufe vieler Jahre mit demselben Anliegen zu ihm gekommen waren, beteuert haben soll, er hätte tatsächlich die goldenen Platten in seinen Händen gehalten...

"Mein Vater, konnte sich keinen Reim darauf machen, dass David Whitmer in seinem Status als Exkommunizierter beharrte, und dennoch als Zeuge in Sachen Buch Mormon unwandelbar schien. Er fragte: Mr. Whitmer ich komme gerade von meiner Mission um heimzukehren. Viele Male las ich den Menschen Ihr Zeugnis vor. Bitte, sagen Sie mir: glauben sie immer noch die Geschichte wie sie im Vorwort des Buches Mormon geschrieben steht?
Nein! erwiderte Whitmer.
Er sah den Schrecken, den er meinem späteren Vater versetzt hatte. Er lachte, legte die Hand auf die Schulter meines Vaters und erklärte: Sie haben mich gefragt, ob ich es glaube. Nein, ich weiß es!"

Es ist eine ungeheure Einmaligkeit. Drei Männer von starkem Charakter, nicht irgendwelche, sondern der spätere Staatsanwalt Oliver Cowdery, David Whitmer, später Stadtrat und Bürgermeister in Richmond, sowie der rastlose Martin Harris, werden 1838 von der Kirche ausgeschlossen, weil sie irgendwie vom Sog mitgerissen wurden, der damals entstand als die von Joseph Smith geleitete und und von ihm gegründete "Kirtland-Sicherheitsgesellschaft" zusammenbrach. Es hatte zwar keine direkte Veruntreuung von Geldern gegeben, aber Landkauf-Spekulationen die den Bankenkrach  verursachten... etwas das Joseph Smith untersagt hatte....eine lange Geschichte, mit schweren Folgen.

Es waren allesamt keine Dummies, die ihren Namen unter wichtigste Zeugnisse setzten:


"Allen Nationen, Geschlechtern, Sprachen und Völkern, zu denen dieses Werk gelangen wird, sei es kundgetan: Daß wir durch die Gnade Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesus Christus die Platten gesehen haben, die diesen Bericht enthalten, und es ist dies ein Bericht über das Volk Nephi und auch über die Lamaniten, ihre Brüder, und auch über das Volk Jared, das von dem Turm kam, von dem gesprochen worden ist. Und wir wissen auch, daß sie durch die Gabe und Macht Gottes übersetzt worden sind, denn seine Stimme hat uns dies verkündet; darum wissen wir mit Gewißheit, daß dieses Werk wahr ist. Und wir bezeugen auch, daß wir die Gravierungen gesehen haben, die auf den Platten sind; und sie sind uns durch die Macht Gottes und nicht der Menschen gezeigt worden. Und wir verkünden feierlich, daß ein Engel Gottes vom Himmel herabkam, und er brachte und legte vor unsere Augen und so erblickten wir und sahen die Platten und die Gravierungen darauf; und wir wissen, daß wir durch die Gnade Gottes, des Vaters, und unseres Herrn Jesus Christus geschaut haben, und geben Zeugnis, daß es wahr ist. Und es ist wunderbar in unseren Augen. Doch hat uns die Stimme des Herrn geboten, dies zu bezeugen; und um den Geboten Gottes zu gehorchen, geben wir davon Zeugnis. Und wir wissen, daß, wenn wir getreu bleiben in Christo, wir unsere Kleider vom Blute aller Menschen reinwaschen werden und vor dem Richterstuhl Christi ohne Makel befunden und ewiglich mit ihm in den Himmeln wohnen werden. Und die Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist, die ein Gott sind. Amen."
David Whitmer
Martin Harris
Oliver Cowdery

Mittwoch, 10. Oktober 2012

(1)  Joseph Smith - Betrüger oder Prophet?


„Die Welt ist voll von Betrügern!“ Diese Behauptung lässt sich kaum widerlegen, und doch äußern manche ihr Urteil zu schnell und manchmal ungenügend begründet.  Überhastet und nicht ganz redlich ging es auch im frommen Amerika des 19. Jahrhunderts zu, wo schon vor der Drucklegung des Buches Mormon, für viele Christusgläubige feststand: die „goldene neue Bibel“ ist Satans Werk, es handelt sich um einen groß angelegten Betrugsversuch, denn das hatte sich herumgesprochen: Egbert Bratt Grandin der eine Presse in Palmyra besaß, würde einige tausend Exemplare drucken.

Einige Leute meinten sogar schon vor der Herausgabe detailliert zu wissen, was das Buch beinhaltet, denn Mister Cole, ein ehemaliger Friedensrichter, der sich betrügerisch Zugang zur Druckerei und zum Manuskript verschafft hatte, (weil er sonntags arbeitete) und selbst eine Zeitung herausgab, - die „Dogberry Paper on Winters Hill“, - erlaubte sich, eine Anzahl aus dem Zusammenhang gerissene Partien des Buches Mormon zu veröffentlichen.

Sofort kochte die Volkswut hoch, angestachelt von Pfarrern der Presbyterianerkirche, wie Sharer, Cyrus McMaster, Dr. Boyington“ (1)

1831 traf die Mutter Joseph Smiths, Lucy Mack Smith, den Pastor der evangelischen Kirche in Pontiac, Michigan, Reverend Ruggles. Sofort begann er sie Josephs wegen zu attackieren: (2)

Und sie sind die Mutter dieses armen, dummen und albernen Jungen Joe Smith, der behauptet er habe das Buch Mormon übersetzt?
Ja, mein Herr, ich bin die Mutter Joseph Smiths, aber warum geben sie ihm solche Attribute?
Na, - weil er meint, er wäre auf dem Wege mit diesem simplen Buch alle anderen Kirchen nieder zu reissen.”
Haben Sie jemals dieses Buch gelesen”
Nein, das ist unter meiner Würde!”
Lucy erwiderte: “das Buch enthält das immerwährende Evangelium... es wurde zur Erlösung unserer Seelen, durch die Gabe und Kraft des Heiligen Geistes geschrieben ...”
Pah!” spottete der Pfarrer “ Unsinn, wegen der Treue der Mitglieder meiner Gemeinde mache ich mir keine Sorgen, die sind für diesen Quatsch viel zu intelligent.”
Der Geschichtsverlauf zeigte, dass Pfarrer Ruggles sich geirrt hatte, 70 Mitglieder seiner Gemeinde wurden innerhalb eines Jahres Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Waren das die weniger intelligenten gewesen? 
Wir wissen, wie leicht wir uns irren können. Wir wissen, dass die Demagogen aller Jahrhunderte wider alle Vernunft wirkungsvoll auftraten. Eine einzige Minute der Nachdenklichkeit der "Intelligenten" hätte sie als Betrüger enttarnt. Hinterhältige und Unehrliche wie Goebbels, der Propagandaminister Hitlers, konnten die Massen auf den Weg des Verderbens führen, weil sie wussten, wie man Nachdenklichkeit zerstreut.
Es gibt nur wenige Mormonen, die nicht ihre eigenen kuriosen Erfahrungen zum Thema „Falschaussagen in Bezug auf ihre Religion gesammelt haben.  
Sonderbarerweise spielen seit Beginn des nachnicänischen, trinitarischen Kirchenlebens Falschaussagen und Fälschungen eine riesige Rolle, sonst wäre bereits die vormittelalterliche Kirche im Sumpf totaler Unchristlichkeit untergegangen. Diese Protagonisten arbeiteten mit faulen Tricks, wie etwa den der Erzeugung von Pseudodokumenten wie z.B. das von der "Konstantinischen Schenkung" oder der Produktion der "Pseudoisidorischen Dekretalen". Zu diesen gehören bekanntlich mindestens 100 gefälschte Papstbriefe. Angeblich sollen sie zwischen 100 und 300 geschrieben worden sein, aber nachweislich stammen sie aus dem 4. bis 8. Jahrhundert.
So wurden Könige wie der Franke Pippin, oder Kaiser Karl der Große geblendet. Das geschah um den "Stuhl Petri" und den "Kirchenstaat" mit Militärmacht zu stützen, oder gar vor dem völligen Untergang zu retten. 
Es gelang ihnen tatsächlich.
(Übrigens, die Existenz eines Bischof Isidorus Mercator, der angeblich Sammler dieser "Dokumente" sein soll, ist nirgendwo belegt.)
Die kollektive Erinnerung an solche Machenschaften steckt tief im Unterbewusstsein vieler die zur Gruppe der Verleumder des sogenannten Mormonismus gehören, weshalb sie als fast selbstverständlich voraussetzen, dass Visionen, Offenbarungen und Ähnliches - die nach dem Ableben der ersten Apostel bekannt wurden - grundsätzlich in die Kategorie: religiöser Betrug - Fälschung, fällt, und zwar unterschiedslos. 
 Andererseits stellt sich nicht nur mir die Frage was eigentlich gegenwärtig geschieht, wenn ein ausgebildeter Geistlicher abtrünnig wird, allen Gottesglauben verloren hat, oder wenn er das Gegenteil von dem tut, was er predigt? Legt er sein Amt nieder, das ihm doch gewisse Sicherheiten bietet, oder macht er unverfroren - betrügerisch  wie die Urkundenfälscher - weiter?

Es ist durchaus legitim zu fragen: War Joseph Smith ein Betrüger?

Illegitim aber ist die Vorverurteilung.

Kann er etwas anderes sein, als entweder ein Lügner, oder ist er das was er zu sein behauptete: ein Prophet Gottes? Ein Mix aus beiden schließt sich selbst aus, wie eine Verbindung von Feuer und Wasser.
Pfarrer und Buchautor Rößle, entschiedener Feind des „Mormonentums“ bedachte diese Frage nur scheinbar gründlicher als viele andere, immerhin studierte er Einzelheiten bevor er zur Feder griff. Rößle fragte sich selbst, ob es angebracht ist kurz und bündig zu unterstellen, dass Joseph Smith ein Betrüger ist. 
Überraschenderweise sagt er: „Nein!" Dann aber stellt er eine dritte Möglichkeit fest: Joseph Smith ist des Teufels.

Der Charakter des Joseph Smith ist viel umstritten worden. Die Mormonen bezeichnen ihn als den größten Märtyrer des Jahrhunderts und als den bedeutendsten Mann seiner Zeit. Viele seine Gegner nennen ihn aber kurzweg einen Betrüger. Man wird ihm jedoch auf diese Weise nicht gerecht. Es dürfte heute wohl allgemein angenommen werden, dass Joseph Smith selbst an seine fantastischen Offenbarungen glaubte und sich für ein Werkzeug des göttlichen Geistes hielt...“ (3)

Isoliert betrachtet klingt diese Aussage Pfarrer Rößles ziemlich gut. Aber, sie steht im Kontext seines durchgehend vernichtend gemeinten Urteils: Joseph Smith ist nicht einfach nur ein Betrüger unter vielen, sondern er wurde durch Satan inspiriert um noch mehr Wahnsinn in die Welt zu bringen:

In unheimlicher Weise haben sich bei der Entstehung dieser Sekte amerikanische Oberflächlichkeit, mangelnde Bibelkenntnis und satanische Kräfte die Hand gereicht... um ihres satanischen Unterbaus willen wird die Sekte der Mormonen eine bedeutende Macht und große Gefahr bleiben.“
In vielen Städten Deutschlands haben sie (- die Mormonen -) ihre Versammlungen eingerichtet und arbeiten langsam aber sicher an der Verwirrung der Gemüter.“ (4) 

Verwirrung?


Nehmen wir an, Herr Pfarrer Rößle hätte sich eine Stunde Zeit genommen um selbst ins Buch Mormon hineinzuschauen, statt in den Schriften seiner Kollegen nachzublättern, und zu schauen, was die in ihrer Kurzsichtigkeit erkannten und was die über die Mormonen meinen. Da hätte er mit der folgenden Schriftstelle in der Tat seine eigene Idee bestätigt gefunden:   

Eine Bibel! Eine Bibel! Wir haben eine Bibel, und es kann nicht noch mehr Bibel geben! …

„Ganz meiner Meinung!“ hätte er wahrscheinlich ausgerufen.

Was jedoch hätte Herr Pfarrer Rößle, damals 1930, - drei Jahre vor der Machtergreifung durch die judenfeindlichen Hitleranhänger - mit der folgenden Warnung des Buches Mormon angefangen, die mit diesen Nephi-Worten fortfährt:

Aber so spricht der Herr, Gott: O, ihr Toren, sie werden eine Bibel haben; und sie wird von den Juden kommen, meinem Bundesvolk aus alter Zeit. Und wie danken sie den Juden für die Bibel die sie von ihnen empfangen? Ja, was meinen die Andern? Gedenken sie der Beschwernisse und der Mühsal und der Schmerzen der Juden und wie eifrig sie mir gegenüber gewesen sind, um den Andern Errettung zu bringen?

O ihr Andern, habt ihr der Juden gedacht, meines Bundesvolkes aus alter Zeit? Nein; sondern ihr habt sie verflucht und habt sie gehaßt und habt nicht danach getrachtet, sie zurückzugewinnen. Aber siehe, ich werde euch das alles auf euer eigenes Haupt zurückbringen; denn ich, der Herr, habe mein Volk nicht vergessen.“ (5)

Hätte Herr Pfarrer Rößle diese Mahnung, 1930, ernst genommen, wie wir? Haben die Juden diese Stimme der Warnung ernst genommen?
Nein.
Sie haben sie verlacht.
Mein Vater ermutigte Herrn Eckdisch, unseren Hauswirt, Joseph Smith habe bereits einhundert Jahre zuvor, nämlich 1838, Ältesten Orson Hyde, der selbst ein Jude war, den Auftrag gegeben,  nach Palästina zu reisen, um das Land für die Rückkehr der Juden zu segnen. Das geschah.
Haben die großen Kirchen das je gewürdigt?
Nein - bis heute nicht!
Aber mein Vater, Wilhelm Skibbe, warnte und mahnte, ab dem Tag seiner Taufe, 1932, seine jüdischen Nachbarn ernsthaft.  
Der von nicht wenigen Leuten verspottete Mormone Wilhelm Skibbe gab den Juden den guten Rat ihre Häuser zu verkaufen, das Geld zu nehmen und sich in Palästina nieder zu lassen. Das hätte ihr Leben gerettet, wenn sie folgsam gewesen wären. So haben sie nicht überlebt.

Ich stand 1943 und 1946 wiederholt in deutschen Großstädten, aus denen die Männer gekommen waren, die die Juden verflucht und in Konzentrationslager gebracht haben. Ich sah nicht nur die schwarzen Ruinen, sondern die Kriegerwitwen, die elenden Kinder...

War uns Deutschen nicht all das aufs eigene Haupt gefallen, was wir den Juden zugedacht und angetan hatten? Erfüllte sich diese Prophezeiung des Buches Mormon nicht buchstäblich?

Wer, Herr Pfarrer Rößle, hat nach den Bitternissen des 19. Jahrhunderts an der „Verwirrung der Gemüter weiter gearbeitet?“ Wer hat gejauchzt, wer hat bereits den Krieg, der 1914 begann, herbeigesehnt und herbeigebetet?

Wer öffnete die Kirchentore, 1933 und danach für die faschistischen SA- und SS-Horden zu sogenannten Gottesdiensten? Wer hielt Feldgottesdienste für sie ab?

Und dann stellt sich die große Frage: welchen Schutz bot die evangelische Kirche den Juden in den Jahren der Verfolgung in Deutschland, vor rund achtzig Jahren?

Herr Pfarrer Hartwig Weber, ein Kollege Rößles erlag zum Glück nicht der Versuchung Geschichtsklitterung zu betreiben. Er fasst das, was wir alle wissen, so zusammen:

Weder die evangelischen noch die katholischen Kirchenleitungen konnten sich aufraffen, offen für die verfolgten Juden einzutreten. Die Kirchen selbst waren von einem latenten Antisemitismus durchsetzt. Nur dort, wo die eigene Sicherheit und Macht auf dem Spiel standen, traten die Kirchen dem NS-Staat entgegen…das Schicksal jüdischer Minoritäten war demgegenüber zweitrangig. Unter den Christen gab es etwa 300 000 Juden als Gemeindemitglieder. 1933 standen 29 Juden in kirchlichem Dienst…1941 forderte die Kirchenkanzlei der Deutschen Evangelischen Kirche die Kirchenbehörden dazu auf, „geeignete Vorkehrungen zu treffen, dass die getauften Nicht-Arier dem kirchlichen Leben der deutschen Gemeinden fernbleiben…“ (6)

Herr Pfarrer Rößle fand bis in die jüngst Vergangenheit Gesinnungsgenossen. Er schrieb damals – und er war völlig überzeugt, dass er mit seinen Behauptungen der Wahrheit dient:

Diese (Mormonen-)missionare lehren die Unwahrheit und oft gottlose Gedanken, die mit der Bibel und der Vernunft in Widerspruch stehen und in ihren Wirkungen gefährlich sind... (7)

Gefährlich? Dachte Herr Rößle dabei an die folgenden Buch-Mormonworte, oder aber hat er sie nie gelesen?

Gebiete deinen Kindern Gutes zu tun...“ Alma 39: 12“

...handle gerecht, richte rechtschaffen und tue beständig Gutes.“ ebenda 41: 14

Was du aussendest, das wird wieder zu dir zurückkehren.“ ebenda 41: 15

Wenn ihr nicht Nächstenliebe habt, seid ihr nichts!“ Moroni 7: 46

Menschen sind, dass sie Freude haben können“ 2. Nephi 2: 25

...dass Gott euch doch zeigte, dass er euch durchbohren und mit einem Blick seines Auges in den Staub schlagen kann.“ Jakob 2: 15

So spricht kein Betrüger.
Sind Urteile wie das des Pfarrers Rößle nicht irgendwann zu revidieren, wenn man bedenkt, das das Buch Mormon lehrt, wir sollten acht geben auf unser Tun und Lassen, auf die Entfaltung unseres Charakters, der uns durch die Ewigkeit hindurch begleiten wird, der sich im nachirdischen Weiterleben nicht ändern kann wie ein Chamäleon seine Farbe, sondern allenfalls sehr langsam, durch ehrliche und vielleicht bittere Reue über Fehlverhalten.
Sonderbar, die Feinde des sogenannten „Mormonentums“ haben nie bedacht, dass diese Kirche Millionen Menschen half mehr Gottvertrauen zu entwickeln. Unsere Feinde haben zu wenig beachtet, dass diese Kirche absolut tolerant und liebenswürdig auftritt.

Mir selbst half "Mormonismus" gründlicher und ehrlich zu denken und zu handeln. Zeigte die Kirche Jesu Christi mir nicht den Weg des gläubigen Gebetes? Halfen mir ihre Lehren nicht ein immer treuer Ehemann und nachdenklicher, besserer Vater zu sein?

"Dieses Leben ist die Zeit an uns selbst zu arbeiten und uns vorzubereiten Gott zu treffen", das ist die Quintessenz und Botschaft des Buches Mormon: Wir werden in der nächsten Welt nicht grundsätzlich Andere sein, als die, die wir hier waren.

Das Buch Mormon warnt vor allem die Protestanten:
Beruft euch nicht auf die Gnade Christi, bevor ihr bereut habt.

Mormonen glauben an das Gesetz der Urkirche, wie es uns durch Origenes (185-254) überliefert wurde: Gott wird uns wiederherstellten.

In der überwiegend griechischsprachigen Frühkirche hieß das Basisgesetz, anders als bei Luther, anders als in der Kirche des "heiligen Augustinus", so wie bei Origenes: apokatastasis (ἀποκατάστασις) gleich „Wiederherstellung“

Mit diesem nicht nur in Mitgliederkreisen berühmten Buch-Mormon-Chiasmus wird das Prinzip dargelegt und zugleich jede anderslautende Lehraussage großkirchlicher Theologie zwingend überzeugend widerlegt:

"Das Wort Wiederherstellung bedeutet, dass
Böses für Böses wiedergebracht wird
Fleischliches für Fleischliches
Teuflisches für Teuflisches -

Gutes für das was gut ist
Rechtschaffenes für das, was rechtschaffen ist,
Gerechtes für das was gerecht ist,
Barmherziges für das was barmherzig ist.
Darum sieh zu mein Sohn, dass du

zu deinen Brüdern barmherzig bist,
handle gerecht,
richte rechtschaffen
und tue beständig Gutes,

und wenn du dies alles tust
dann wirst du deinen Lohne empfangen, ja

dir wird Barmherzigkeit wiederhergestellt werden,
dir wird Gerechtigkeit wiederhergestellt werden,
dir wird ein rechtschaffenes Gericht wiederhergestellt werden
und dir wiederum Gutes als Lohn zuteil werden,

denn das, was du aussendest,
das wird wieder zu dir zurückkehren
und wiederhergestellt werden.

Darum spricht das Wort Wiederherstellung
den Sünder um so mehr schuldig und rechtfertigt ihn überhaupt nicht.

Alma 41: 13-15

Ganz obenan müsste noch eine Frage stehen:

Wie könnte es sein, dass ein Betrüger eine Gesellschaft von absolut ehrlichen Leuten um sich versammelt?
Denn das bezeuge ich, nachdem ich volle sieben Jahrzehnte hindurch auf vier Kontinenten des hübschen Erdballs  mit tausenden Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der HLT in engeren Kontakt trat: es gibt zwar Ehebruch und Lügen unter ihnen, aber die wirklich engagierten halten die Gebote Gottes, sie beten ernsthaft, sind lebenstüchtig, sind weitherzig. Vor allem gilt: "Mormonen" werden niemals andere Glaubensgemeinschaften diffamieren, auch wenn sie zutiefst davon überzeugt sind, das die in den Großkirchen praktizierten Kleinkindertaufen eine Beleidigung des Gottes der Gnade sind, dass Gemeindedienst niemals bezahlt werden darf,  dass alle Priester verheiratet sein sollten und dass jede Art Pomp, Weihrauch, liturgische Gewandung in allen Kirchen fehl am Platz sind.
 Christus selbst ging nie anders gekleidet als andere, so traten seine Jünger auf. Erst ab dem Ende des 6. Jahrhunderts zogen die Geistlichen liturgische Kleider an.
Es begann mit dem Konzil zu Narbonne 589.
Ich selbst fand die Urkirche bei den "Mormonen" wieder.


Quellen:
1.) Joseph Fielding Smith „Wichtiges aus der Kirchengeschichte“ Basel, 1923, S99
2.) Jaynann Payne, 1972, “Lucy Mack Smith”
3.) J. Rößle „Aus der Welt des Mormonentums, 1930, S.31
4.) ebenda,  Vorwort
5) Buch Mormon, 2.Nephi 29: 3
6.) Pfarrer Hartwig Weber „Jugendlexikon Religion“ rororo , Rowohlt 1988,S. 49
7) J. Rößle „Aus der Welt des Mormonentums, 1930












Dienstag, 2. Oktober 2012


(2) Die Unterschiede zwischen Mormonen und Christen

Freiheit des Glaubens und Legitimationen

Beklemmend wirken auf Mormonen die (groß)-kirchlichen Lehren und Praktiken zu Glaubensfreiheit und der Handhabung von Legitimationen, in Vergangenheit und Gegenwart.
Das sind, meiner eigenen Erfahrung nach, Aspekte die im Denken der meisten Gläubigen so gut wie keine Rolle spielen.

Mormonen unterscheiden sich vom Hauptstrom der Christen darin, dass Letztere sich selten um den Wahrheitsgehalt ihrer Religion kümmern. Das sei Sache der Theologen. Dies betrifft vor allem Anglikaner, Katholiken und die an Luther orientierten Protestanten.

Mormonen dagegen stellen sich sofort quer, wenn sie entdecken, dass ein bisher entgangenes Detail der recht umfangreichen Lehre ihrer Kirche ihrem Verständnis widerspricht.

Alljährlich ziehen sich deshalb tausende Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage in die Untätigkeit zurück. Solange es sich um sittliche Gründe handelt wäre das normal, denn nicht jeder erträgt die Beschränkungen gerne die ihm seine Kirche in bezug zum eigenen Lebensstil auferlegt, nämlich die strenge Sexualdisziplin, die ständige Aufforderung sich in ihrer Kirche zu engagieren, den zehnten Teil ihres Einkommens herzugeben, auf Alkohol, sowie andere Drogen und Sonntagssport zu verzichten.

Oder, sogar heimgekehrte Missionare fallen von der Kirche Jesu Christi der HLT ab, weil ihnen Praxis und Lehre zunehmend suspekt erscheinen, oder wenn der Druck sich unentwegt selbst beherrschen zu sollen, als zu groß empfunden wird.

Dass dagegen jemand nicht mehr evangelisch sein will, weil ihm z.B. Luthers Rechtfertigungslehre partout nicht einleuchten will, habe ich noch nie gehört.

Mormonen aller Altersgruppen stoßen sich gelegentlich an Zitaten ihres sehr breiten Schrifttums. Einige unserer Mitglieder, durch ihre kirchliche Erziehung gewohnt konsequent zu handeln, schließen sich deshalb selbst aus, oft nur wegen kleiner Verständnisschwierigkeiten.

Dabei sind die vergleichbaren Probleme die sich einem - kritisch nachdenklichen - Christen stellen, unvergleichlich schwieriger, doch selten werden Schlussfolgerungen gezogen.

Mormonen stellt sich die Frage: Wie kann jemand evangelischer oder katholischer Christ sein und bleiben, sobald er sich mit den Fragen nach göttlicher Legitimation der eigenen Geistlichen befasst?

Eigentlich müsste jedem Christusgläubigen klar sein, dass Jesus Christus an den Gebrauch der von ihm ausgehenden Legitimation, in seinem Namen zu handeln, die unbedingte Liebe und Gehorsambereitschaft zu seinem menschenfreundlichen Gebot knüpfte.

Ehe Christus die Erlaubnis gab, Hirte zu sein, fragte er Petrus:

Liebst du mich?

Bevor du die Lehre von der Gewaltlosigkeit und der Feindesliebe nicht verinnerlichst, darft du seine Herde nicht hüten.

Wenn du meinst, man dürfe den Begriffsstutzigen in die richtige Richtung zwingen, bist du ein Gegenspieler Christi, des Erlösers von aller Unfreiheit.

Erst nachdem Petrus dreimal bejahte was von ihm verlangt wurde, erhielt er den Auftrag:

Weide meine Lämmer!“

Niemals wurde auch nur angedeutet, dass jemand Pfarrer oder Pastor (Hirte) der Wölfe sein soll oder darf.

Niemand der sich den dazu gehörenden Fragen je gewissenhaft stellte, könnte - vom mormonischen Standpunkt aus betrachtet - zugleich guter Christ und Bewunderer des Papsttum sein, denn er kann nicht von sich weisen, dass dieses kirchentragende Element, von Machtmenschen, gewaltsam und absolut lieblos in die antike Gesellschaft hineingepresst wurde.

Niemals verträgt sich Machtsucht mit dem Denken eines Menschen in der Nachfolge Christi. Wie ein roter Faden zieht sich diese Lehre durch das Neue Testament.

Andererseits beschrieb das Mitglied der Ordens der Jesuiten, Ludwig Hertling, mit Imprimatur des Vatikans, den unverzeihlichen Vorgang der Niederknüppelung des freien Menschenwillens am Beispiel des Templerordens:

Der Untergang der Templer ist einer der größten Skandale, den die Kirchengeschichte zu verzeichnen hat...sie mussten schuldig sein, weil sie viel Geld hatten... 1307 ließ König Philipp der Schöne von Frankreich, in Übereinkunft mit Papst Clemens V., ( - Christi Stellvertreter -) alle 2000 Templer einsperren... die Hinrichtungen, kann man schwerlich als Verwaltungsmaßnahmen bezeichnen, sie dauerten fort... zuletzt wurde 1314 ihr Großmeister Jakob de Molay, der bis zum Ende die Unschuld der Seinigen beteuerte, verbrannt.“ (1)



Bild: Wikipedia: Verbrennung der Templer

Wenn beispielsweise ein Bankangestellter, seine Legitimation missbraucht, etwa um sich zu bereichern, dann verlöre er sie, sofort nach Bekanntwerden, er wäre ein unbrauchbares Glied der Bank.

Mormonen würden sich, ihrer anerzogenen Denkweise wegen, umgehend von ihrer Kirche abwenden, wenn sie zugeben müssten, dass sich in der Legitimationskette Christus – Petrus... Joseph Smith – Brigham Young – John Taylor... Thomas S. Monson ein morsches Glied befindet.

Anglikaner, evangelische Christen und Katholiken kümmern sich so gut wie überhaupt nicht darum, dass die Geschichtsforschung längst bestätigte, dass die Legitimationskette (als die Annahme einer apostolischen Sukzession) mehr als fragwürdig ist: und das nicht nur wegen des Mangels an formaler Korrektheit.

Eine Verbindung zwischen Christus – Petrus … bis zum heutigen Papst war von Beginn nicht vorhanden, denn da gibt es nur erfundene Namen zwischen Petrus (80-90) und Miltiades (310 -341), aber keine Dokumente.

Was das praktisch bedeutet, dass da keine Verbindung vom Schiff (Kirche) zum Anker (Christus) existiert, wäre für einen treuen Katholiken unvorstellbar, deshalb verdrängt er das Problem aus Gründen seiner, an sich, bewundernswerten Glaubenstreue.

Selbst wenn eine lückenlose Kette da wäre, (Papst) Damasus (366-384) hätte sie abreissen lassen, denn dieser Mann war ein Kriegshetzer und Anstifter zum Massenmord, einer der seine „Legitimation“ verantwortungslos missbrauchte um Karriere und Geld zu machen.

Selbst wenn es sich so verhalten würde, dass gemäß offizieller Papstliste die Kette bis zur Zeitmarke 884 n. Chr. untadlig wäre, herrschte, von da an, das blanke Chaos, und das nicht nur, weil es keine Aktenführung gab:

Es waren nur mehr Raufhändel der römischen Familien, die (im 9. und 10. Jahrhundert) ihre Mitglieder zu Päpsten machen und die von anderen Familien aufgestellten Päpste zu stürzen suchten. Die Verwirrung war so groß, dass wir von manchen dieser Päpste, die oft nur Wochen oder Tage im Amt waren, bloß die Namen wissen und nicht einmal feststellen können, ob sie rechtmässige Päpste waren... denn es gab keine Geschichtsschreibung“ (2)


Evangelische Geistliche, und demzufolge ihre Mitglieder, kümmert es überhaupt nicht, ob da Legitimationen sind oder nicht, oder ob sie sowieso erforderlich sind.

Anglikaner wissen, dass der Übervater ihrer Kirche, König Heinrich VIII. war, - das genügt ihnen, - was schert es sie, dass dieser Mann, zwei seiner 6 Ehefrauen, die er nacheinander heiratete, hinrichten ließ, weil sie seine Kinderwünsche „schuldhaft“ nicht erfüllen konnten.


Bild Wikipedia: Heinrich VIII. von England (1491-1547)

Bild Wikipedia: Anne Boleyn (1501 - 1536) Ihr Ehemann Heinrich VIII. ließ sie köpfen
  Dass immer wieder Männer vom Charakter Heinrich VIII. ins Kirchenleben maßgebend eingriffen, ist leider zutreffend.                          
Mormonen haben sich von solcher und ähnlicher Entwicklung getrennt.
Ihre Kirche Christi verlöre jedoch ebenfalls ihre Daseinsberechtigung, wenn jemals festgestellt würde, dass sie sich nicht sauber, ehrlich, förderlich wohlwollend und gütig gegenüber allen Menschen verhalten hat.  
Kirche Christi ist da, wo statt Vormachtdenken, Wahrhaftigkeit und Liebe ihre gute Rolle spielen. 

Quellen:
 
(1) Ludwig Hertling, mit Imprimatur des Vatikans, "Geschichte der katholischen Kirche bis 1740" Morus-Verlag Berlin, S. 201
(2) ebenda, S 134