Samstag, 11. Januar 2014

Unter die Lupe genommen



Die Zeit für Pauschalurteile ist vorbei, wie die Zeit für das Großkirchentum alten Stiles.
http://www.salzburg.com/wiki/images/7/76/Die_Kanzel_von_St._Leonhard.jpg
Die Kanzel in der  Wallfahrtskirche St. Leonhardt bei Tamsweg

Im Zeitalter des Internets, kann sich jeder - der dazu entschlossen ist - sein eigenes auf erkennbare Tatsachen beruhendes Urteil bilden. Jeder vermag zu erkennen, welche Berechtigung jener Satz hat, den Joseph Smith aus dem Mund Gottes gehört haben will:


"er solle sich keiner Kirche anschließen, denn sie seien alle im Irrtum ... ihre sämtlichen Glaubensbekenntnisse (Glaubensansichten) seien verderbt."

Man muss sich vergewärtigen das damals, 1820, noch unbesehen auch die Torheiten - unter durchaus akzeptablen Formulierungen - geglaubt wurden, weil sie von den Kanzeln herab kamen.

Bis in die Gegenwart werden Mörder wie Konstantin, Papst Damasus, Metropolit Cyrill von Alexandria an den ihnen gewidmeten christlichen Gedenktagen geehrt. 
- Kaiser Konstantins Gedenktag ist kath., evangel. und orthodox jeweils der 21. Mai
- "Papst" Damasus kath. 11. Dezember, orthodox 13. November
- Cyrill von Alexandria kath. 27. Juni, anglikanisch 9. Februar, orthodox 9.Juni

Damit muss Schluss gemacht werden, oder wir gestehen den Neonazis zu, wenigstens Rudolf Hess zu ehren, der 1941 in anscheinend friedenstiftender Absicht nach England ging.

Fast ganz Europa fiele in Ohnmacht, wenn Männern wie Hess und Alfred Rosenberg vergleichbare Ehrungen zuteil würden.
Empörung wäre die mindeste Reaktion.

Schauen wir uns einen anderen Altar an, von dem herab bis in die jüngste Vergangenheit und an besonderen Festtagen noch immer gepredigt wird.


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Bundesarchiv_Bild_183-51879-0005%2C_Freiberg%2C_Dom_Unserer_Lieben_Frauen%2C_Kanzel.jpg
(Die hintere ist die) Tulpenkanzel Freiberger Dom

Vier Kirchenväter erscheinen auf der Tulpenkanzel des Freiberger Doms, die zweifelslos ein wertvolles Kulturdenkmal ist, das sehr wohl in einem Museum aber aus schwerwiegenden Gründen nicht in einer Kirche des 21. Jahrhunderts stehen dürfte. 

Zwei dieser Persönlichkeiten, nämlich Ambrosius von Mailand (337-397) und Bischof Augustinus von Hippo (354-430) stehen unter der Anklage der Volksverhetzung. Wesentliche Behauptungen und Parolen dieser beiden Männer stehen in ihrer Auswirkung, denen führender Nationalsozialisten kaum nach.

Jeder Kritiker kann den Unfug nachlesen den Augustinus verbreitete:


„Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der
durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) sei zur Seligkeit
vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’..."
Prof. Hans Küng kommentiert:
" diese Lehre stellt den Gegenpol dar zu der Lehre des Origenes von einer am
Ende zu erhoffenden Allversöhnung. Sie wird in der abendländischen
Christenheit ebenfalls eine unheimliche Wirkung erzielen und unendlich
viel Heilsangst und Dämonenfurcht verbreiten bis hin zu den Reformatoren
Luther und besonders Calvin, der diese Lehre rücksichtslos zu Ende
denken wird.“ (1)

Das Zentrum für Augustinusforschung zu Würzburg bekennt, dass  


"das von Augustinus als erstem, doch nicht häufig verwendete Zitat (Compelle intrare - Zwingt sie! Nötigt die Donatisten zu Kreuz zu kriechen - )
für die Ketzerbekämpfung in Mittelalter und Neuzeit verheerende Wirkung hatte ."

Natürlich distanzierte sich die katholische Kirche von allen Auswüchsen ihrer Heiligen - aber eben zu spät! Das macht die Opfer nicht wieder lebendig.


"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!"

Fragt und lest, welcher Mittel sich der Heilige Ambrosius bediente um die arianisch gesinnten Goten um 374 zu vernichten. Heute weiß jeder an alter Geschichte Interessierter, dass dieser Mann es gewagt hat die schutzsuchenden gotischen Arianer, die nichts anderes glaubten als Ambrosius selbst, - außer das sie für wahr hielten was vor acht Jahren Papst Benedikt XVI. öffentlich verkündete - : Gott hat ein Angesicht! (2)

Früher vermochte ein beliebiger Dummkopf Parolen in die Welt zu setzen und in etwa beteuern: "Die Juden sind unser Unglück!" und Millionen ließen zu, was danach geschah, weil sie in Fastunwissenheit in die ungewisse Zukunft marschierten.

Oder ein anderer "Weltverbesserer" beschwor die Welt mit den Worten: "Proletarier aller Welt vereinigt euch!" während das grausame Zwischenergebnis der ersehnten Revolution aus der Perspektive der im Archipel Gulak festsitzenden Unschuldigen millionenfach wahrgenommen wurde.
Ich las hunderte Berichte von Augenzeugen, die zwischen 1917 und 1953, alleine in der Sowjetunion miterleben mussten, dass "Befreite" zu selbsternannten Diktatoren wurden, die ohne zu zögern ihre Mitmenschen, bis zu eben der Minute ihrer Entmachtung, schikanierten und ganze Völkerschaften  im "Namen des Volkes" erledigten oder viele vom allgemeinen Hass Betroffene erschossen. 
Dafür gibt es keine Rechtfertigung.
Wenn Machtidioten noch so gut klingende Versprechen abgaben, so sind ihre Anhänger doch nicht frei von Schuld. 
Selbst der große Schiller irrte, wenn er sagte:

                               "Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,  

                          vor dem freien Menschen erzittert nicht!"

Es sei denn, wir sind entschlossen in frei gewählter Selbstdisziplin unseren Mitmenschen zu ihrem Recht zu verhelfen, sind wir allesamt zitternerregenden Bestien ähnlich, die bedenkenlos zuschnappen möchten, wenn ein Bissen in Reichweite kommt.  
Religionen und Weltanschauungen stehen hier in der Pflicht uns zu sinnvollem, frieden- und rechtstiftenden Verzicht zu motivieren. Wenn sie das nicht leisten, haben wir ihnen die kalte Schulter zu zeigen, umso mehr als sie auf Gott verweisen, in dessen Sinn sie angeblich reden und handeln.
Glaubt nicht den Predigern weil sie Prediger sind. Haben sie nichts besseres vorzuweisen als das, dann misstraut ihnen.
Es gibt keinen Bestandsschutz für morsche, von Termiten zerfressene Lehrgebäude.

 Ich las zehn Jahre lang, nahezu täglich, "Informationen" über meine Religion, die überwiegend kaum törichter, verlogener und gefährlicher sein konnten.
Etwa vierzig Jahre meines Lebens habe ich auf den Tag einer ehrlichen Darstellung meiner Kirche durch großkirchliche Autoritäten gehofft.
Aber von vier mir bekannten Ausnahmen abgesehen,   - nämlich die Professoren Thiede, Benz, Obst, Raisänen - flossen aus den Federn der professionellen Wahrheitsverkünder überwiegend faustdicke Lügen.
Prof. Buske, Greifwald verkündete in einer Landesversammlung der CDU in Neubrandenburg, etwa 1994: "das fehlte noch, das wir uns mit mormonischer Theologie befassen."

Es herrscht die vor allem von Predigern aller Kategorien gebildete Meinung vor, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei eine zumindest in Deutschland allzu unbedeutende Sekte, dass sie überhaupt ihre Aufmerksamkeit verdiene. Aber die Frage, ob die Träger der Großkirchen nicht eigentlich Träger eines hochsektiererischen Konstantinismus sind, wird zu selten gestellt.

Bedenke: das, was wir nach Nicäa, 325, an "Kirche" erlebten, war nicht Geschichte des Christentums, sondern die mit Blut und Tränen geschriebene "Geschichte der Konstantinkirche" mit Fortsetzungen in vielen Varianten. Die ersten Christen lebten für und mit der ihnen von Christus geschenkten Freiheit.
Diese Freiheit raubte ihnen "die Staatskirche" und Rom gab erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr angemaßtes Recht auf, zu bestimmen was man zu glauben hat.

Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965, 1640 Jahre nach dem verhängnisvollen nicänischen Konzil, fast 1600 Jahre nach Inkraftsetzung von "Cunctos populos", - dem Gesetz zum Glaubenszwang - erklärte sich Rom bereit auf alle Praktiken religiösen Zwangs zu verzichten, dass


"ab jetzt niemand mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist."  (3)

Sehr zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits

           "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
Mit jeder von ihnen verbreiteten Desinformation stellten und stellen sich die Auftraggeber der "Sektenbeauftragten" zunehmend selbst in Frage. 

               "Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er zerbricht!"

Fast der gesamte Theologenstand nährt weiterhin den dringenden Verdacht, Joseph Smith sei ein falscher Prophet, wenn nicht ein Großbetrüger gewesen.
Alle dürfen annehmen, dürfen ablehnen und die Gründe ihrer Ablehnung darlegen, aber das Unbewiesene als Wahrheit auszugeben ist niemandem erlaubt.
Joseph Smith 1805-1844

Ich darf fragen, wie es sein kann, dass ein verlogener Mann eine Gefolgschaft der Ehrlichen hinter sich bringen konnte. Ich darf laut nachdenken, ob das nicht  ein Rätsel wäre, denn das alte deutsche Sprichwort:
                              "Gleich zu gleich gesellt sich gern!"
hat sich offensichtlich seit eh und je bewahrheitet.
Tatsache ist, dass gezielte Lügen und in Umlauf gebrachte Zerrbilder weltweit  eine Fülle von Fehlurteilen in Sachen Religion der Mormonen verursachten. 
 
Dass "Mormonismus" vernünftig und wahrhaft daherkommt, wird oft unter Angabe fadenscheiniger Argumente in Abrede gestellt.
Es ist wahr, Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sehen im Gesamtchristentum so etwas wie die zerfaserten Schatten einer einst leuchtenden Urkirche.
Für Mormonen macht es keinen Sinn an einen Gott zu glauben, den man sich nicht vorstellen kann. Dass drei gleich eins sein soll, halten sie für ebenso unvernünftig, wie das Festhalten an einem Berufspriestertum, oder wie die seitens Katholiken vertretene Auffassung, während der Messe verwandele sich die Hostie in buchstäbliches Fleisch Jesu.
 
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verhöhnen andere Formen und Vorstellungen von Religionsausübung nicht. 
Das verbietet ihnen sowohl ihr Gewissen, wie ihre Religion.
Dennoch empfinden „Mormonen“ zum Beispiel eine Fronleichnamsprozession oder eine Babybesprengung als „feierliches Gespött“. Gemäß ihrem Glauben ist die höchste Form des Gottesdienstes der Dienst am Mitmenschen.




Prozessionen wie diese, am Fronleichnamstag, in Meckenbeuren, 2007, gibt es in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht. Aber es ist ihren Mitglieder strikt untersagt, das was anderen Menschen heilig ist zu verspotten.


Mitglieder der Kirche Jesu Christi, dieser eigentlich uralten, nur restorierten Kirche sind überzeugt, dass Gott der Menschheit, durch wahrscheinlich mehrere Uroffenbarungen, eine "vernunftgemäße Theologie" (Widtsoe) gab, - deren Überreste sich in allen alten Religionen wiederfinden, insbesondere in den ägyptischen und jüdischen Aufzeichnungen.
In allen großen Religionen geht es um „Erlösung“. Das ist auf das teilweise unterdrückte und in Vergessenheit geratene Wissen zurückzuführen, die Erde sei nicht unsere Heimat.
Im persischen Perlenlied kommt es stark zum Ausdruck, dass wir aus dem ewigen, himmlischen Vaterhaus fortgeschickt wurden, um in dem Meer, das vom schnaubenden Drachen bewacht wird, die köstliche Perle (die Wahrheit und Freiheit in Christus) durch eigenes Bemühen zu finden. (4) Eben dieses Suchen und Ringen um die Wahrheit haben wir zugunsten unserer Erlösung zu leisten. 

Die Vorstellungen bedeutender alter Völker wie der alten Ägypter, von Erlösung und Seelenwägung, stimmen im wesentlichen mit dem überein wovon die alten Christen überzeugt waren, und was die  Mormonen glauben.

  

Engel des Weltgerichts: Engel mit Seelenwaage und Posaune )Wallfahrtskiche Maria Gail



http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/27/Temple_of_Deir_el-Medina_20.JPG
Das Wiegen des Herzens in einem Relief im Hathortempel von Deir el-Medina. Der Verstorbene muss sich vor den 42 Totenrichtern rechtfertigen.
Die (überwiegend winzigen) im Buch Mormon handelnden Völkerschaften hatten eine ausgeprägte und zugleich simple Vorstellung von der Erlösung ihrer Seelen, durch rechtschaffenes Handeln und Vertrauen in Christi Wort.

Aber um es gleich zu sagen: in der "christlichen" Religionsgeschichte führte der Streit darum, wie der Mensch vor Gott unschuldig wird, zu Bürgerkriegen.

Sie haben sich zuvor Wortgefechte ohne Ende geliefert. Es gab alles! Sogar König Philipp II. von Spanien war das Glaubens, dass es Teil seines Mitwirkens an seiner Erlösung vor Gott ist, Holz herbeizutragen wenn ein Ketzer verbrannt werden sollte.



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Philipp II. (1527-1598) bis zum Untergang seiner Armada, die er gegen die protestantischen Briten unter Königin Elisabeth geschickte hatte, der Welt mächtigster Mann.
   
Erlösung (Gnade, Vergebung) kann man durch den Kauf von Ablassbriefen erhalten, war Jahrhundertelang eine katholische Position. Das andere Extrem kam um 1550 unter den sogenannten Magdeburger Gotteskanzlisten auf: 

                           "Gute Werke sind schädlich zur Seligkeit!"

Fast dasselbe verkündet die evangelische Kirche bis heute: 


"Der Mensch erlangt das Heil durch Gottes Gnade... der Mensch kann nichts zu seiner Erlösung beitragen"

In Details wird es allerdings kompliziert und dennoch deutlicher, dass damit gemeint ist, nämlich 
"zu dem was Jesus geleistet hat, kann der Mensch nichts beitragen..."

Und schon wieder geht, wegen der inneren Unstimmigkeit, die jeder Nachdenkliche sofort erkennt, die Rechthaberei unter den Theologen ins Unendliche und verliert sich da.
Was übrigbleibt ist gelehrte Dogmatik, die niemandem hilft. 
Es dreht sich schließlich um die Achse: Allein durch Gnade! (Sola gratia)

Dagegen ist es, wegen der Klarheit der Aussage,  eine Wohltat im Buch Mormon zu lesen:
wer sein Herz gegen das Wort Christi verhärtet und die Annahme von Licht und Erkenntnis auch jenseits dieses Lebens verweigert, wird erfahren müssen, dass 


"unsere Worte uns schuldig sprechen, ja all unsere Werke werden uns schuldig sprechen, wir werden nicht unbefleckt befunden werden und auch unsere Gedanken werden uns schuldig sprechen, und in diesem furchtbaren Zustand werden wir nicht wagen zu unserem Gott aufzuschauen, und wir würden gar froh sein, könnten wir den Felsen und Bergen gebieten, über uns zu fallen, um uns vor seiner Gegenwart zu verbergen. Aber dies kann nicht sein, wir müssen hervorkommen und hintreten vor ihn in seiner Herrlichkeit und in seiner Gewalt, in seiner Macht, Majestät und Herrschaft, und zu unserer immerwährenden Schande eingestehen, dass alle seine Richtersprüche gerecht sind, dass er in allen seinen Werken gerecht ist und dass er zu den Menschenkindern barmherzig ist und dass er alle Macht hat, einen jeden Menschen zu erretten, der an seinen Namen glaubt und Frucht hervorbringt, die der Umkehr entspricht." (5)

Wer sich mit Buch-Mormon-Lehren vertraut macht, findet erstaunliche Übereinstimmungen mit der eigenen Logik, besonders wenn sie durch die zahlreichen Berichte von Menschen mit Nahtoderfahrungen herausgefordert wurde.
So gut wie unbekannt ist, dass Joseph Smith bereits vor rund 180 Jahren lehrte, Gott wirke seit je durch Gesetze.
Wir dürfen deshalb annehmen, dass Gott (vor einem vermuteten Urknall) sein Gesetzespaket schnürte und und zwar mit dem vorläufigem Endzweck das Hervorkommen des Menschen zu bewirken und die Entfaltung seiner Fähigkeiten zu ermöglichen.
Was wäre daran nicht nachvollziehbar? 
 
Mormonismus ist nach Joseph Smith eine Religion der Toleranz und der ewigen Evolution, während seine Anhänger den Begriff „Evolution“ ungerne verwenden, denn er ist bereits besetzt, er suggeriert: alles was den Menschen betrifft sei Resultat einer vom Gotteswillen unabhängigen (biologischen) Entwicklung.
 
Aufsehen müsste indessen erregen, dass an den Eckpunkten der Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Übereinstimmung mit der Theologie der Urkirche besteht wie sie im wesentlichen durch Origenes (185-254) beschrieben wurde.
Wer aber, weiß das schon? 

Alle sollten es wissen: 
           die Kirche Jesu Christi der HLT ähnelt der Urkirche enorm.
 
Gerade die Origeneskritiker sollten bedenken, dass Origenes als Vertreter der alexandrinischen Schule, keineswegs der Macher dieser Theologie war, weil erwiesen ist, dass er lediglich der bedeutendste, zuverlässigste Zusammenfasser der Basislehren des Urkirchentums war.
Dass griechisches Denken ähnlich war,  hat prochristliche Ursachen. Es kommt aus der Uroffenbarung. Dieser Aspekt verdient unsere Aufmerksamkeit.  

Immerhin bestätigen höchste Autoritäten der katholischen Kirche, dass er weder ein Synkretist, noch ein Häretiker war, sondern ein Bewahrer. (Hertling: "Origenes hatte niemals die Absicht von der Lehre der Urkirche abzuweichen") (6)
Papst Benedikt XVI. sagte in seiner Generalaudienz am 25. April 2007:

 "Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im Glauben in euer Herz aufzunehmen."

Wem allerdings ist bewusst, dass die Unterschiede, zwischen Heutekirchen und der Kirche, die Origenes repräsentierte, in jeder Hinsicht riesig sind?
Nur wenigen Gläubigen aller Kirchen ist zudem klar, dass es römische Kaiser waren die das originale Christentum bis zur Unkenntlichkeit deformiert haben (mit teilweise erzwungener Zustimmung erpressbarer Bischöfe und einigen ihrer karrieristisch eingestellten Kleriker).
Zu ihnen gehören Konstantin (275-337), Theodosius (347-395), Gratian (359-383) , Markian (390-457), Justinian (487-565) usw..
Beginnend mit dem 1. ökumenischen Kozil zu Nicäa, 325, wurden sämtliche Kernlehren wie sie Origenes noch beschrieben hatte systematisch eliminiert.
  • Konstantin, im Verein mir den Athanasianern, contra Origenes, raubte Jesus die Individualität indem er das undefinierbare Nicänum durchsetzte.
  • Theodosius verbot unter völliger Missachtung des von Origenes betonten urkirchlichen Rechts auf Entscheidungsfreiheit, jede andere Religion im gesamten römischen Imperium außer dem katholischen Glauben, per Gesetzeskraft, d.h. unter Strafandrohung mit Cunctos populus vom 27. Ferbruar 380. Jeder anderen christliche Bekenntnisgruppe wurde das Existenzrecht abgesprochen
  • Gratian, vom Kaiserberater Ambrosius von Mailand genötigt, wurde in Kriege gegen arianische Goten getrieben, die fortan als Gottesfeinde galten.
  • Markian untersagte Gespräche unter Christen unterschiedlicher Meinungen
  • Justianian verfluchte, 543, Origenes direkt. Er degradierte Juden zu Menschen 2. Klasse, erzwang die Kindertaufe und die „Treue“ zur Staatsreligion unter Androhung der Todesstrafe. Bereits 525 erhielt Papst Johannes I. für sich und seine Nachfolger von Kaiser Justinian I. die Erlaubnis zum Gebrauch der kaiserlichen Kleidung.


Die Stephanos (Krone) wurde von den ostkirchlichen Bischöfen jedoch erst nach 1453 getragen, nachdem Konstantinopel gefallen war.

Seit 325 erfüllten die Bischöfe Staatsaufträge, (z.B. in der Fürsorge und der Rechtsprechung). Die Kirche war Staatskirche geworden. Das "Klerikat" kam hervor. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass vor 325 jeder würdige Mann einer Gemeinde zumindest das niedere Priestertum trug und bei Bewährung das höhere Priestertum erlangen konnte. (7) 

Vor 220 erhielten selbst Bischöfe keine Aufwandsentschädigungen, (8) 
 Um 220 tadelte Hippolyt die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer in Rom die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung.”

sie gingen einem Beruf nach, erlangten aber, seit 326, - ein Jahr nach Nicäa - infolge der Inkraftsetzung der Sondersteuer "auri lustralis collatio" (9) sowohl Zuwendungen als auch Steuererleichterungen oder Steuerfreiheit. (10)
Der Zugang zum Priestertum wurde begrenzt. (11) 
Die beiden Priestertümer (die nach ihren eigenen Angaben in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wieder vorhanden sind), konnte in der Urkirche jeder Mann ab seinem 13. Lebensjahr stufenweise erhalten. Die Legitimationen werden im Papstwappen durch den silbernen und den goldenen Schlüssel symbolisch dargestellt, was nicht bedeutet, die katholische Kirche sei trotz jahrhundertelangem Amtsmissbrauch immer noch im Besitz dieser Schlüssellegitimationen. Im 4. Jahrhundert mit ihrer Änderung ihrer Mission, verlor die Kirche ihre Vollmachten. Davon sind nicht nur die Mormonen überzeugt. 
Lessing sprach von den verlorenen Ringen.

Mit der Schaffung der Zweiklassengesellschaft (Kleriker und Laien) innerhalb der Reichs-Kirche wurde die Leucht- und Wirkkraft der Urkirche zerstört. Je weiter dieser Prozess vorangetrieben wurde, entstanden umso größere Kirchengebäude.
Am 27. Dezember 537 ließ Justinian I. sich mit einer Kutsche in seine Hagia Sophia hineingefahren.
Sein Denken kreiste um seine Selbstverherrlichung, dass ein Gemeindeleben wie zu Zeiten Hippolyts in solchen Räumen unmöglich war, kümmerte nur noch die reinen Idealisten                     


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Hagia Sophia

Überwältigt vor Freude, obwohl erst der Rohbau dastand, weinte Justinian gerührt: „Salomo, ich habe dich übertroffen“ In einer Offenbarung hätte Gott ihm gezeigt wie das Gebäude aussehen soll.
Er hätte hinzufügen sollen, dass es der Gott Konstantins war, der ihm, wenn schon, denn schon, befahl. Der Gott Konstantins und Justinianus hieß aber nicht Jesus Christus, sondern Sol Invictus. Dieser altpersische Sonnengott wurde illegal mit dem Decknamen Christus versehen. Dieser unter dem geraubten Fell des Lammes steckende Unhold befahl die Anwendung psychischen Terrors. Das von Christus gesetzte Kriterium: 

 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger so ihr Liebe untereinander habt.“ (12)

sank in die Bedeutungslosigkeit herab. Statt zivilisiert und christlich, ging es deshalb in Christenkreisen, des nach-nicänischen Zeitalters, zunehmend herzlos zu.
Hass spielte seine verhängnisvolle Rolle.

Bischöfe provozierten gegeneinander gerichtete Straßenschlachten. Das wird besonders mit der Biographie des Damasus von Rom, 366, peinlich deutlich.

Bedenkt man, dass der letzte Isis-Tempel (auf der Insel Philae) 537 durch Justinians Gesetz geschlossen wurde, durch das u.a. auch die Juden ihre alten Rechte verloren, lässt sich erahnen wer dieser Mann wirklich war. 
Können wir Heutigen uns vorstellen wie viel Schrecken mit der gewaltsam verbreiteten „Frohen Botschaft“ über die Köpfe von Millionen Menschen ausgeschüttet wurde? 
Militärisch gesichert wurden die letzten bis dahin „heidnischen“ Bürger in die Kirche und zur Taufe getrieben. Statt die Früchte der Frohbotschaft zu genießen, rückte nun auch dem letzten Widerständler der Vollzug der Drohbotschaft auf den Leib. Das jedem bekannte Jesuswort: 


 Alles was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen zuvor!“  

wurde später schlichtweg durch Daumenschrauben ersetzt. 

Nephi, einem der frühen Propheten des Buches Mormon, wurde diese von Christus befürchtete und vorausgesehene Entartung seiner Kirche im Vorab in einer Vision gezeigt, als Warnung wohin innerkirchliches Macht- und Geldstreben führen muss. (13)
An die Stelle des unverzichtbaren Geistes Christi trat der Prunk. In totale Vergessenheit gerieten bedeutendste Schriftzitate.
Paulus hatte noch formuliert:
Wer den Geist Christi nicht hat, gehört nicht zu ihm.“

Heute gibt es nur wenige, die sofort sagen könnten in welchen seiner Briefe der Heidenapostel diesen Satz (Grundsatz) hineingeschrieben hat.
Origenes kannte diesen Geist, wie er mehrfach bezeugte, diejenigen in der katholischen Kirche die ihn ebenfalls erkannten nannte man bald Mystiker.
Was nun nur noch selten vorkam, war in der Urkirche alltäglich gewesen.
Im 4. Jahrhundert wurde das Blatt offiziell gewendet, dass drückte sich auch im Überhandnehmen von Schwärmerei und Spinnerei aus.
Männer und Frauen rannten in die Wüste um Jesus zu dienen. Einige Überfromme krochen auf Hochstände. Man bezeichnete sie als Säulenheilige.
Manche stiegen nach ihrer Ordination zum Priester auf solche Plattformen, um Gott näher zu sein.
   
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5b/Simeon_Stylites_stepping_down.jpg
Die Säulenheiligen Symeonm Stylites der Ältere und der gleichnamige Jüngere

Mit Origenes und der Urkirche hat das nichts zu tun. Origenes tritt - wie die Mormonen für sexuelle Reinheit ein, nicht für Übertreibungen.
(Man hat seiner Ehefrau schon vor dem Kennenlernen die Treue zu halten und erst recht danach - um was soll es sonst gehen?
Fromme Fälscher haben Origenes manche Worte unterschoben und in den Mund gelegt, um ihn zu blamieren.

Fälschungen, sowohl an Zahl wie an Inhalt von gigantischem Ausmaß, wurden zum tatsächlichen Markenzeichen der Konstantinkirche. 
Leider ist auch den meisten Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage durchaus nicht klar, dass Origenes und Joseph Smith dieselben Kernaussagen machen und dass Joseph Smith sehr wahrscheinlich nie auch nur eine Zeile Origenestext gelesen hat!

In den fast siebzig Jahren meiner aktiven Mitarbeit habe ich niemals ein Origeneszitat in den Zusammenküften oder in Privatgesprächen mit Mitgliedern gehört. Ich besuchte im Verlaufe der Zeit Tempel und Gemeinden in vielen Ländern der Welt auf 4 Kontinenten, aber niemals vernahm ich den Namen des großen Alexandriners, obwohl seine Lehrinhalte im Tempel und in den zahlreichen Handbüchern, sowie in den Zusatzschriften der Mormonen unentwegt auftauchen.
Jedes unseres Kinder, das älter als drei Jahre ist, geht wie selbstverständlich damit um, dass es – wie Origenes glaubt - "ein Kind Gottes" zu sein. Ist es älter als zwölf lernt es, als spräche Origenes direkt zu ihm, "dass Gott alle Dinge zuerst geistig schuf" ehe er sie materiell formte, dass kein Mensch die Gottähnlichkeit erwerben kann, wenn er sich nicht persönlich anstrengt tugendhaft zu leben, oder falls sein Recht auf Entscheidungsfreiheit je beeinträchtigt würde.
Mit wenigen Worten skizziert liegt hiermit der erste Hauptteil des riesigen Systems des originalen Christentums vor uns ausgebreitet. All das klingt weder evangelisch noch katholisch. Wie das folgende Zitat belegt ist es jedoch ebensowohl reiner „Mormonismus“, wie reiner Origenestext! 
Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (14)
 
Um die Bedeutung des Origenes für die Alte Kirche zu betonen, sei darauf hingewiesen, dass der berühmteste Bischof des alten Rom, Hippolyt (170-236), nicht nur mit Origenes persönlich befreundet war, sondern dass sie einander in ihrem Glauben in allen Details unterstützten. Die von diesen beiden Persönlichkeiten gelehrten Basiselemente waren – damals noch - fester, unstrittiger Bestandteil der Theologie sämtlicher Christengemeinden, bis das 1. ökumenische Konzil der Christenheit, 325, diesen Zustand änderte.
Nicäas Beschlüsse richteten sich gegen Origenes!
Die Einstimmung zu einer Kursänderung begann allerdings damit, dass sich schon um 230 einige bedeutende Bischöfe (Gemeindevorsteher) aus Neid und Missgunst gegen Origenes und Hippolyt stellten.

"Mormonismus" ist die Blaupause des Originals

So sprach Origenes was die Schöpfungsdauer betraf, wie Joseph Smith, nicht von "Tagen", sondern von "Zeiten" (15) Die ganze Kirche verstünde die "sechs Schöpfungstage als Weltperioden", sowie, dass der Mensch ursprünglich Geist war und in der Präexistenz Entwicklungsstufen durchlief, ehe er - nach seinem Fall aus der Gottesnähe - ins Fleisch geboren wurde.
Bei Origenes und Joseph Smith waren "alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen" (16)
In der "mormonischen" Zusatzschrift "Köstliche Perle" lautet der Text: " ... und die Götter machten die Erde bereit, dass sie das lebendige Geschöpf hervorbrächte... und die Götter hatten acht auf die Dinge, denen sie befohlen hatten, bis sie gehorchten..." (17)
Joseph Smith behauptet, ihm sei gezeigt worden, dass das Bewusstsein des Menschen (seine Intelligenz) nicht von Gott erschaffen werden konnte, sondern unerschaffener Teil des Weltalls war und ist.

"Der Mensch war im Anfang auch bei Gott. Intelligenz oder das Licht der Wahrheit wurde nicht erschaffen oder gemacht und kann tatsächlich auch gar nicht erschaffen oder gemacht werden." (18)
Gott war und ist "der intelligenteste von allen" (19)
"Und der Herr sprach zu mir: diese zwei Tatsachen bestehen - wenn es zwei Geister gibt, und der eine ist intelligenter als der andere, so gibt es noch einen weiteren der intelligenter ist als sie. Ich bin der Herr, dein Gott, ich bin intelligenter als sie alle"

Er gab den "Intelligenzen" vor Äonen eine Form und eine ewige Perspektive. So wurden wir Menschengeister, buchstäblich ewige Geistkinder Gottes, die sich in der Geisterwelt (Paradies) befanden. Wir hegten den Wunsch eigene Erfahrungen in einer Welt der Gegensätze zu sammeln.
Wir wählten frei den Sturz (Fall) aus Himmelshöhen, wahrscheinlich im Wissen, dass es dank des Planes Gottes einen Rückweg gibt.
Klar war, wir können aus der Sterblichkeit und von den Folgen unserer Sünden nur durch das Erlösungswerk Jesu Christi befreit werden.
Origenes und Joseph Smith befinden sich in der Erkenntnis, dass wir im Kern unseres Wesens aus einem unzerstörbaren Ich bestehen. Damit sind sie auch in diesem Lehrpunkt grundsätzlich in Übereinstimmung.
"Der Mensch ist Geist, Die Urstoffe sind ewig und wenn Geist und Urstoff untrennbar miteinander verbunden sind, so empfangen sie eine Fülle der Freude... Alle Wahrheit ist unabhängig in dem Bereich, worein Gott sie gestellt hat, und kann selbständig handeln, so ist es auch mit aller Intelligenz. Anders gibt es kein Dasein... Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz - oder mit anderen Worten Licht und Wahrheit." (20)

Jedem mit der christlichen Dogmengeschichte vertrauten Leser fällt auf, dass die Verfluchungen des Origenes durch die Ostsynode der Kirche unter Kaiser Justinian und von ihm forciert, im Jahr 543, sich gegen diese Basislehren der Urkirche richtete.
Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne... (21)

Bemerkenswert sind die erschütternd tragischen Ergebnisse solcher Eliminierung von Grundwahrheiten. Codex Justinianus I, 11,10 wurde zum Todesspruch für Verweigerer justinianischer Theologie und Politik.
Es war das definitive Aus, für die Ausübung des freien Willens derjenigen, die unter dem Diktat byzantinischer Armeen standen.
Bemerkenswert ist ebenfalls die häufige Verwendung des Terminus „Intelligenzen“, unter den ersten Christen und im Schriftgut der Kirche Jesu Christi der HLT, sowie die Betonung der Bedeutung des von Gott eingesetzten Rechtes auf Entscheidungsfreiheit in beiden Gruppen.
Die von Origenes und Hippolyt gelehrte Theologie war jahrhundertelang der Stern christlichen Denkens und Glaubens in der es keinen Raum für die Lehre von der Reinkarnation gab. (22)
Mitunter, um die verschiedenen Lehr-Verurteilungen zu rechtfertigen, wird behauptet, die Kirche (d.h. Kaiser Justinian) hätte damals die Origeneslehre von der Reinkarnation treffen wollen, da er sie als gefährlich betrachtete.... Doch
Origenes Lehre besagt, dass alle Lebensumstände in die wir hineingeboren werden, die Auswirkungen unseres Verhaltens vor diesem irdischen Lebens sind... damit fällt automatisch jede Seelenwanderungslehre.“ (23)

Es gab quasi „Wanderungen“ im Vorherdasein, aber diesseits keine Wiedergeburten.
Der evangelische Pfarrer mit Lehrberechtigung Felix Gietenbruch erklärt in anderen Zusammenhänger dasselbe. In seinem Werk "Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten", 2010, zeigt Gietenbruch wie weit sich die modernen Kirchen von der ursprünglichen Lehre entfernt haben.
Gietenbruch trägt stärkste Argumenten zugunsten urchristlichen Glaubens vor.
Unbeabsichtigt bestätigt er "Mormonismus"!
Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ (24)

Es zwei weitere beachtenswerte, allerdings jüdische Statements die die Gültigkeit der Lehre von der Präexistenz unterstreichen. (25) (26)
Origenes steht sowohl in urjüdischer wie in urchristlicher Tradition:  
 
Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen... Nach dem Vorbild des Logos (Christus), der selbst das „Bild Gottes“ nach Genesis 1:26 ist, hat Gott soviele Logika (Menschenseelen, eigentlich Geister, G.Sk.) erschaffen, (besser ausgedrückt: ‚geformt’ G.Sk.) wie er mit seiner notwendig begrenzten Vorsehung regieren kann... (Alle Logika (Engel, Menschen und Dämonen) sind von gleicher Natur, ihre Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden.... durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen Systems.“ (27)

Zu den massiven Missverständnissen gehört die gängige Behauptung - die vor allem in der US-amerikanischen Presse wieder und immer wieder gebetsmühlenartig hervorgehoben werden, - Joseph Smith hätte eine Irrlehre in die Welt gesetzt indem er behauptete, dass der Mensch (in der Ewigkeit) wie Gott werden kann und damit habe er sich selbst ad absurdum geführt. Ökumenische Kreise erklären darüber hinaus darauf, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Anerkennung des Nicänums verweigere, womit sie sich ebenfalls selbst aus dem Kreis allgemein anerkannter Kirchen ausschließe und in die Bedeutungslosigkeit hinein manövriert hat.
Mormonen sind allerdings im Besitz schwerwiegender Argumente zu belegen, dass die Experten sich auch im letztgenannten Punkt irrten, sowie mit der Annahme, die Lehre von der "Vergottung" des Menschen habe im Luthertum keinen Platz:
Nikolai Krokoch zitiert Tuomo Mannermaa:

"... dass das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde..." (28)
Der evangelische Spitzentheologe Adolf von Harnack verwies bereits vor einigen Jahrzehnten in seinem Lehrbuch der Dogmengeschichte darauf, dass

... der Gedanke der Vergottung der letzte und oberste gewesen ist; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a." (29)

Papst Benedikt XVI. erwähnte diesen Grundgedanken in seiner Generalaudienz vom 20. Juni, 2007, indem er wie Luther auf Athanasius Zitat hinweist.
In „Irenäus Werke gegen die „falsche Gnosis“ heißt es:

"In Jesus Christus ist der Weltgott ein Mensch geworden, um die Menschen zu vergöttlichen.“ (30)

Bedauerlicherweise sind viele unserer sonst durchaus ernstzunehmenden Kritiker - sobald es um Mormonen geht - extrem selten um Objektivität bemüht.
Als Vielleser ist selbst mir manche Unterstellung wegen der Offensichtlichkeit gewollter Tatsachenverzerrung peinlich, denn immerhin sind die Falschdarsteller Wahrheitsverkünder von amtswegen.
Oft - wie im Fall Prof. Dr. Samuel Leuenberger oder bei Dr. Rüdiger Hauth - zeichnen Experten dieser Kategorie, wie leicht zu belegen ist, ihre Karikaturen unter Inanspruchnahme ihre Autorität, wobei der Infobedürftige meint, nun ein fotographisch genaues Bild von "Mormonismus" erhalten zu haben.
Daraus ergibt sich das Problem, dass die Veröffentlichungen kaum gelöscht werden können. Sie sind, wie beispielsweise meine Gegendarstellungen, heute jedermann zugänglich.
Die Liste unserer Verleumder die Theologie studiert haben oder lehren ist zu lang um es zu übersehen. Es gibt jedoch Persönlichkeiten denen die Wahrheit alles bedeutet.
Die zu ihnen gehören die erwähnten Ernst Benz, Helmut Obst oder Heikki Räisänen.

Der evangelische Theologe Heikki Räisänen, Finnland kommt nach einer gründlichen Analyse der "Inspired Version" der King James Bibel, die Joseph Smith erarbeitete, zu dem Resultat:

... (ich) hoffe hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvolle Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen. (31) 

 

Quellen:

1.) Hans Küng, Kleine Geschichte der katholischen Kirche, S. 76

2.) Benedikt XVI. 1. Enzyklika, 23. Januar 2006:

Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.  

3.) Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

4.)  Thomasakten, "Judas Thomas im Land der Inder" u. Matth. 13:44-46 “...das Himmelreich gleicht einem im Acker verborgenen Schatz, ... ein Mann fand ihn... vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hatte.“

5.) Buch Mormon, Alma 12: 14-15

6.) Hertling "Geschichte der kath. Kirche bis 1740" Morus Verlag Berlin

7.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“: Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh...Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“

8.) ebenda

9.) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976,

 „Konstantin hatte im Jahre 326 eine Gold- und Silbersteuer eingeführt, die auri lustralis collatio oder auch chrysargyrion genannt wurde, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte. Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte.

10.)  ebenda S. 155: „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützensollten. Dieses Gesetz ist ein erster Hinweis darauf, dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten und man einen Missbrauch verhindern wollte. Es ging den Kaisern jedoch nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können... Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“

11.) J. Martin „ Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 S 22: „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“

12.) Joh. 13: 34-35 

13.)  Buch Mormon, 1. Nephi 14: 9-17

14.)  H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13

15.)  Köstliche Perle, Abraham 4, sowie Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-170

16.) ebenda

17.)  K.P. Abraham 4: 18

18.)  Lehre u Bündnisse 93:29 

19.) Köstliche Perle, Abraham 3: 19-20

20.) Lehre und Bündnisse 93

21.) Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller - Theologische Realenzyklopädie - 2000 - Religion – S. 3 Google Books Result

22.) ebenda

23.) ebenda 

24.) Gietenbruch,  "Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008


25.)  Oberrabbiner Dr. phil Kurt Wilhelm. „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94: „Alle Seelen die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden,so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet "aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thorarolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er "Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat" , in jedem von uns als Israel: "Wir leben ewig", mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern." 

26.) Volker Doormann, Passah Symbolik "Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet soviel wie 'hinüber gehen'. Obwohl dieses 'Hinübergehen' in bei den Juden und bei den Christen von größter Bedeutung ist, ist die eigentliche Bedeutung den Jüdischen Gelehrten und Christlichen Theologen kaum mehr bekannt. Dieses liegt zum einen daran, dass es deren immer nur wenige waren, welche die verborgenen Symbole deuten konnten oder wollten, jene, welche sich kundig gemacht haben über den Sinn des Ganzen, aber zum anderen an der Dogmatik der Gelehrten, die äußeren Traditionen als bedeutender zu erhalten, als die originäre Bedeutung selbst und dem Unterdrücken aller Kritik. Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Tora als Parabel auf. Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz', was unschwer erkennen lässt, dass die Menschen eine Präexistenz argumentierten, ...Der Symbolik bedarf es deshalb im Verstehen des Spirituellen oder Geistigen, weil es dort nichts zu begreifen gibt, das man mit den physischen Sinnen begreifen kann, wie ein Schwert oder ein Brot oder durch datierbare historische Dokumente. Das Historische ist Analyse, aber bringt keine geistige Erkenntnis. Deshalb mussten alle Schreiber, die über das Unbeschreibliche Geistige schrieben, sich der Symbolik bedienen. Alle. Nur jene, die das Historische beschrieben, konnten das mit den Begriffen beschreiben, die in der lokalen (Mutter-)Sprache allen bekannt waren. So haben denn auch die jüdischen Menschen, die das Epos 'Exodus' ('Shemoth') schrieben, die Parabel als Symbol verwendet, um das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele (Mensch) aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', in die Heimat der Seele, zu vermitteln Hierbei verwendeten sie für das 'Herabsteigen der Seele' aus der Heimat der Seele in einen fleischlichen (engen) Körper das Symbol 'Mitzrayim', das im Hebräischen  'Enge Orte' oder 'eingeengte Orte', 'Knast', Knechtschaft' oder 'Gefängnis' bedeutet. Das 'herab' ist ein Vektor-Begriff, der sich aus dem 'oben' des (sichtbaren) Himmels ableitet, an dem sich die sieben Lichter (sichtbare Planeten) bewegen, in welchen die Astrologen (Magier) bestimmte spezifische Qualitäten sahen die sie verehrten und in dem sie die Heimat der Seele vermuteten und sich selbst gebunden fühlten an die Erde und ihre Kraft (Schwerkraft) und den fleischlichen Körper. Mit diesem Eingesperrtsein der Seele in einen fleischlichen Körper als Basis, ist notwendig ein Kampf verbunden, der, um den Körper zu erhalten mit dem Anderen streitet um das Brot, das Gut  oder das Land, denn der Andere muss denselben Streit üben um zu leben. Dieser Streit wird solange erhalten, wie es das fleischliche Leben gibt und die Geschichte ist voll von Kriegen, Machtkämpfen und Unterdrückung. Die Seele hat immer Heimweh und wenn es den Streit leid ist und die Unlösbarkeit des Konfliktes mit den anderen erkennt, weil das ein offenes System ist, dann kommt das Tun und Streiten  zur Ruhe und es beginnt ein anderer 'Streit' den die Hebräer 'Yisrael' nennen. Yisrael ist der 'Begriff'  'Der, der mit Gott ringt'. Es ist die aus dem fleischlichen Körperbewusstsein erwachte Seele, welche nun darum ringt sich aus der Gefangenschaft des Körpers und der Sklaverei der weltlichen Macht zu befreien. Dieses ist symbolisiert in dem Exodus in epischer Breite und enthält viele weitere Symbole einzig um dieses 'Hinübergehen' zu beschreiben. Erkennen tun es immer nur wenige.  " PhilTalk-Philosophieforum unter http://volker-doormann.org/passah2.htm 

27.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-170

28.) “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung. 

29.)   Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990 S. 46 

30.)  Anton Grabner-Haider-Maier, „Kulturgeschichte des frühen Christentums" Vandenhoek Ruprecht, 200

 31.) Räisänen,  Theologische Literaturzeitschrift“ 109. Jahrgang, Februar 1984 : „Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)

Räisänen beschäftigt sich mit der Frage, wie - aus theologisch-großkirchlicher Sicht - die Korrekturen zu werten sind, die Joseph Smith an Bibeltexten vornahm.
Das Wort Gottes kann keine Widersprüche enthalten. Wo Joseph Smith Widersprüche entdeckt, gleicht er sie aus. Viele seiner Harmonisierungsmaßnahmen sind heute noch aus Werken großkirchlicher Fundamentalisten bekannt. Der Unterschied ist nur , dass Smith sich nicht mit einer harmonisierenden Auslegung begnügt, sondern den Bibeltext selbst verbessert.“


Räisänen benutzt tatsächlich den Begriff : "verbessert". Das ist zunächst verblüffend, denn, die Frage ob man die Bibel verbessern kann oder nicht, ist eigentlich mit einem klaren Nein zu beantworten. Hier wäre der Ansatz zu destruktiver Kritik gegeben, doch das Gegenteil ist der Fall.
Um das zu belegen, greifen wir aus der Fülle der Fallbeispiele, die der finnische, evangelische Theologe bringt, einige heraus.
Er  verweist beispielsweise auf den
theologisch wichtigen Widerspruch, der zwischen den Angaben des Exodus über den Umgang Moses (und anderer) mit Gott und der kühnen Behauptung von Joh: 1:18 besteht, niemand habe je Gott gesehen. Während großkirchliche Auslegung geneigt ist, die alttestamentlichen Aussagen abzuschwächen, geht Smith, dem die Diskrepanz nicht entgangen ist, den umgekehrten Weg und korrigiert den johanneischen Text. Joh 1: 19 lautet (in der Inspired Version von J. Smith) also: „Niemand hat Gott je gesehen, außer demjenigen, der über den Sohn Zeugnis abgelegt hat.“


... auch das klassische Problem des Gottesnamens, der lt. Exodus 6: 3 erst dem Mose offenbart wird, während er doch bereits in der Genesis gebräuchlichist, löst Joseph Smith... indem er aus dem Satzende eine rhetorische Frage macht: „and was not my name Jehova known unto them?“...


Einer der schwierigsten Anstöße für konservative Bibelauslegung ist die unerfüllte Naherwartung. Auch in diesem Fall vertritt Smith eine Deutung, die heute noch in großkirchlichen Konservativismus gang ind gäbe ist; der Unterschied ist wieder einmal der, dass er den Text selbst im Sinne der Auslegung ändert. Die Aussage, dieses Geschlecht werde nicht vergehen, bevor alles geschehen sein wird. Matth: 24: 34 wird verbessert: „This Generation, in which these things shall be shown forth, shall not pass away, until all I have told you shall be fulfilled“ demenstsprechend sagt Jesus (bei Joseph Smith) in Matth: 24: 42 nicht „ihr seht dies:“ sondern „meine Erwählten... werden sehen."
Der Rat, dass der Ehemann sein soll als hätte er keine Frau, wird auf die Missionslage durch den Zusatz bezogen: „for ye are called und chosen to do the Lords work“
Konsequenterweise wird festgehalten, dass Jesus nicht am Ende der Tage auf Erden erschienen ist, sondern in der Mitte der Zeit“ z.B. Genesis 6: 60 in der Inspired Version....


Die vielleicht auffälligste Neuerung von allen ist die, dass Smith die Menschheit vom Uranfang an über die Ankunft des Messias Jesus am genauesten unterrichtet sein läßt. Die künftige Heilsgeschichte ist ihr von den frühesten Tagen bekannt... Der mormonische Kommentator Matthews bemerkt dazu: Da die frühen Patriarchen das Evangelium hatten und seinen Vorschriften gehorchten, ist es offenbar, dass der Plan der Erlösung konstant ist und durch die Geschichte der Welt hindurch derselbe gewesen ist. „Dies ist nicht so offenbar in der King James Version!“


In der Tat nicht!


Bei aller Naivität der Lösung sollte zugestanden werden, dass Joseph Smith hier seinen Finger auf ein wirkliches Problem, auf einen heiklen Punkt in der Heilsgeschichte gelegt hat. Wie steht es eigentlich mit Gottes Plan, wenn mit Christus ein neuer Heilsweg eröffnet worden ist, von dem die Alten noch nichts wussten? War den früheren Generationen ein echter Heilsweg offen, etwa in der Form der Buße und der freudigen Annahme des göttlichen Gesetzes?


Wenn nicht, hat dann Gott nicht die alttestamentlichen Frommen irregeführt, indem er ihnen ein Gesetz gab, das das Leben verheißt (z.B. Lev 18: 5) und keinen Hinweis auf seine eigene Vorläufigkeit erhält?


Räisänen verweist dann auf den 1. Clemesbrief indem auch von dort her Joseph Smiths Linie bestätigt wird:


Clemens versichert, Gott habe von Ewigkeit her alle Menschen auf dieselbe Weise gerechtfertigt, und zwar durch den Glauben... er habe von Geschlecht zu Geschlecht denjenigen Gelegenheit zur Buße gegeben, die sich ihm zuwenden wollten“
Mit der Kontinuität der Heilsgeschichte hängt es ferner zusammen, dass Smith die paulinische Rede vom Gestz als Ursache der Sünde oder von seiner sündenvermehrenden Funktion abschwächen muss.... auch diesmal befindet Joseph Smith sich in guter Gesellschaft....


Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph) Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...“