Samstag, 11. Juni 2016

Gewissensfreiheit oder das Nichts



Zu den folgenreichsten aller Widersprüche der jüngeren Geschichte gehören die Umsetzungen der törichten Ideen der Nazis und der Kommunisten. An Stelle der verheißenen Paradiese standen zuletzt nur verelendete Landschaften und unglückliche Menschen da. 
Jeder der danach auf die Trümmer schaute musste erkennen, dass alles mit den scheinbar glaubwürdig vorgetragenen Lügen von der großen Zukunft aller begonnen hatte.  Es gab jedoch zu allen Zeiten Menschen die sich, statt schlichtweg von Rede- und Täuschungskünstlern aufs falsche Gleis locken zu lassen, um Rat an ihr eigenes Gewissens gewandt, oder mehr, die Gott um Erleuchtung angerufen hatten. 


Reichsparteitag des Nationalsozialisten - hier der Aufmarsch des Reichsarbeitsdienstheeres -  Was dachten die jungen Männer und die offensichtlich begeisterten Zuschauer? Empfanden sie sich von den Gefühlen: wir sind wer! überwältigt? Uns wird die ganze Welt zu Füßen liegen? Wozu sonst diese Militanz?
Nürnberg.- Reichsparteitag der NSDAP "Reichsparteitag der Einheit und Stärke". Appell von SA und SS mit Adolf Hitler, Viktor Lutze, Heinrich Himmler, 5.-10. September 1934

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Foto Markus Grass. Ist es nicht wahr, dass  Leo Trotzki (Bildmitte) Schöpfer der Roten Armee seinen Untergebenen weismachen wollte, was das Resultat der "Großen Oktoberrevolution" sein würde: "„Der Mensch wird unvergleichlich viel stärker, klüger und feiner; sein Körper wird harmonischer, seine Bewegungen werden rhythmischer und seine Stimme wird musikalischer werden. […] Der durchschnittliche Menschentyp wird sich bis zum Niveau von AristotelesGoethe und Marx erheben. Und über dieser Gebirgskette werden neue Gipfel aufragen." Von 1930 bis 1953 waren in den Lagern der UdSSR mindestens 18 Millionen Menschen inhaftiert

Er fand auf diese Weise, dass kein „wissenschaftlich“ belegtes Argument wichtiger war, als sein inneres Wissen. 

Wie Oliver Cowdery, einer der Hauptzeugen für die Echtheit des Buches Mormon, in einem Brief schrieb:


"Der Mensch mag seine Mitmenschen täuschen, und eine Täuschung mag auf die andere Täuschung folgen, und die Kinder des Bösen mögen die Macht haben, die Törichten und Unbelehrten zu verführen, bis nichts als Schein die Menge speist und die Frucht der Unwahrheit wie ein Strom die Schwankenden ins Grab trägt—aber eine einzige Berührung mit dem Finger seiner Liebe, ja, ein einziger Strahl der Herrlichkeit aus der höheren Welt oder nur ein Wort aus dem Mund des Erretters, aus dem Schoß der Ewigkeit, lässt alles zur Bedeutungslosigkeit schrumpfen und löscht es für immer aus unserem Sinn…“ Messenger and Advocate , Band 1 (Oktober 1834), S. 14–16.

Freitag, 10. Juni 2016

"Martin Luther und die Mormonen" (neue Version) by Gerd Skibbe

Martin Luther als Mönch 

Wie er dasteht nach durchwachter Nacht, an jenem 18. Apriltag des Jahres 1521, in Worms vor den Fürsten Deutschlands unter Beobachtung tausender Zeugen und vor dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V. der kein Deutsch versteht, bewegte Freund und Feind. Es ging um Tod und Leben - und zwar nicht nur um das des Dr. Martin Luther. Er solle seine Bücher und Ansichten widerrufen, denn diese rüttelten, nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen Pfosten auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner berühmten 95 Thesen, die sich gegen die Geld- und Geltungssucht des Papsttums richtete, erregte er in ganz Deutschland Aufsehen. Sie fanden fast ausnahmslos Zustimmung. Nun drohte dem Vatikan nicht nur offene Ablehnung seiner Aktivitäten sondern auch eine Minderung der Autorität des höchsten Klerus und obendrein das Versiegen des Geldflusses aus dem enorm einträglichen Ablasshandel.



Bild Wikipedia 1521 Luther in Worms vor Kaiser, Fürsten und seinen Feinden

Das war aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott. Vor allem würde ein Wegfall dieser Einnahmen den Weiterbau des Petersdoms zumindest beeinträchtigen.

Bild Wikipedia Petersdom, Baubeginn 1506

Luther hatte es auf den Punkt gebracht: „Der Papst möge die Basilika St. Peter aus seinen eigenen Mitteln bauen und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ (3)
Das schrieb er in seine Thesen hinein. Diese schlug er angeblich an ein Kirchentor


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/95Thesen2390.JPG
Bild Wikipedia: Die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg  an die Dr. Martin Luther am 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen geheftet haben soll


Bild Wikipedia Schlosskirche zu Wittenberg

Es war nämlich kirchliche Sitte geworden, eine eigensinnige Interpretation von Matthäus 16: 19 (4) gemäß Ambrosius von Mailand aus dem Jahr 380 buchstäblich auszubeuten:

„Es kann keine noch so verruchte Schandtat begangen oder gedacht werden, welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte. Aufgrund der von Gott verliehenen Gewalt wird die von Gott geliebte Kirche einmal gleichsam in einem Atemzug, mit Gott genannt.“ (5)

Ambrosius verursachte damit unerhört krudes Denken, das bereits zu seinen Lebzeiten und erst recht nach seinem Ableben zu verheerenden Schlussfolgerungen führen sollte. 


Es wird angenommen, dass dieses Bild zu Ambrosius Lebzeiten entstand. (339-397) Das Kreuz war damals noch kein christliches Symbol. Wahrscheinlich wurde es später hinzugefügt. So mild er aussieht,so brutal handelte er. Ambrosius unterwarf die Kaiser seiner Zeit seinem eisernen Willen. Insbesondere litt die Kaiserinwitwe Justina sowie ihr Sohn Valentinian II. unter dem gnadenlosen Diktat des Bischofs Ambrosius der ihnen verbot ihre eigenen Kirchen zu besuchen.
Dieser Mann hetzte die römischen Legionen gegen die  die arianischen Goten.


Nämlich, wenn die Kirche verruchteste Schandtaten vergeben kann, dann lässt sich daraus Gold schlagen.
Dieser rüden Logik folgten viele hochrangige Kleriker.
Doch erst als der Ablasshandel auf die Spitze getrieben wurde, begann das laute Murren gegen solche Praktiken.
Bereits sechs Jahre zuvor, während seiner Reise nach Rom in Sachen seines Augustinerordens, 1511, kam in Bruder Martin schließlich der furchtbare Verdacht auf, dass die ganze Kirche verrucht ist.   Sie kannte nicht mehr den Grundsatz jener Demut die weder übertreibt noch zur Schau gestellt wird, wie es nicht wenige Mönche und Nonnen taten, aber ohne die echte Demut kann niemand Christ sein.  Bedenkenlos lebten die Kleriker auf Kosten der Armen und Ärmsten.
Sowohl in den Klöstern, in denen er und sein Reisebegleiter schliefen, wie dann erst recht in Rom bestätigte sich, wie verkommen die Geistlichkeit in ihrer Gesamtheit war. Es schien so, dass kaum jemand wirklich glaubte, weil niemand sich den Gott des ihnen vorgeschriebenen Bekenntnisses mehr vorstellen konnte. Mit hochgespannten Erwartungen war Luther noch angesichts der am Horizont auftauchenden Türme der ewigen Stadt auf die Knie gefallen um Gott zu danken: „Heiliges Rom!“ Unheiligeres sollte er nie wieder sehen, nie wieder so lästerliche Reden wie die seiner römischen Brüder hören, die die Messe mit unbeschreiblich obszönen Redensarten verlachten und die sich den Gedanken der Vorfreude hingaben, gleich danach Vergnügen in den Armen ihrer Geliebten zu finden. Ihre Mitpriester werden ihnen am nächsten Beichttag zwar eine kleine Buße auferlegen – wenn überhaupt - und sie sodann mit läppischen Scherzen ermutigen weiter zu machen und zu tun was ihnen gefällt, denn schließlich besitzt die Kirche das Reinwaschungsmonopol.

Luther hatte mit seiner scharfen Kritik die prominenten Geistlichen in Verlegenheit gestürzt. Den klügsten unter ihnen leuchtete ein, dass seine Vorhaltungen angemessen waren. So konnte Jesus seine Kirche nie gedacht haben. Der Basissatz aus dem Matthäusevangelium, auf den Ambrosius sich seinerzeit, Ende des 4. Jahrhunderts  berief ging zwar auf Christus selbst zurück. Doch der ursprüngliche Sinn der Vergebung war im Verlaufe der Geschichte verloren gegangen. Gemeint war die vom eigenen Schuldbewusstsein niedergedrückten Menschen zu ermutigen  einen besseren Weg zu wählen. Sie sollten  sich über ihre Leidenschaften erheben und nicht mehr deren Sklaven sein. Christus hatte Petrus zwar direkte Vollmachten zur Sündenvergebung erteilt, doch die standen unter Bedingungen jener Disziplinen von denen längst keine Rede mehr war.  Es ging nun vor allem  um Macht- und Geldgewinn, ursprünglich aber nur darum Übertreter der Grundgesetze Christi aus den Schwierigkeiten herauszuholen  in die sie als Folge ihrer Vergehen geraten waren.  Nur wenn der Ehebrecher oder Betrüger echt bedauernd in sich ging, konnte ihm und denen geholfen werden, denen er Leid zugefügt hatte. Jesus und seinen ersten Nachfolgern lag daran ihren Menschen die Last des Lebens leichter zu machen. Es ging ihnen darum Menschen glücklicher zu machen. Jesu Programm lautete:
„Kommt her zu mir die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken.“
Alles war jedoch ganz anders geworden. Schwer beladen mit Aberglauben und Ängsten vor der Hölle ging es längst zu. Die Kirche trieb die Menschen in die entgegengesetzte Richtung, hinein ins Antichristentum, ins Ausbeutertum.  

auch Magister Johannes (Hus, der spätere tschechische Reformator) gab seine letzten vier Groschen dem Beichtvater, so dass er zuhause nur trockenes Brot zu essen hatte...“

Jan Hus 1415 im Verhör vor dem Konzil zu Konstanz, Kaiser Sigismund hatte ihm freies Geleit zugesichert. Dennoch verbrannte man ihn im selben Jahr als Ketzer. Er klagte die Geistlichkeit der Gotteslästerung an und er verwarf die Anrufung der Heiligen.

Eigensucht und die Gier nach Vormacht, statt der Brüderlichkeit hatten sich in der nachnicänischen Kirche breit gemacht. Ordinationen aller Art kosteten Geld weil sie Geld einbrachten. Bischofsstühle wurden nicht mehr besetzt, sondern „erstiegen“. Dem Eroberer brachten sie erhebliche Privilegien. Wer auf einen Bischofsstuhl saß zahlte, nach 325,  keine Steuern mehr, war Richter mit weitreichenden Vollmachten, wurde respektiert, war Teil des Staatsapparates, erhielt staatliche Zuwendungen. Rom kannte schon im Altertum eine Reihe von Männern die nur aus diesem Grund Christen geworden waren.
Da sind andere Ungereimtheiten.
Die Kirche, der Papst und seine Kardinäle als meinungsstiftendes Organ, behauptete steifnackig Petrus wäre in Rom Bischof gewesen und hätte seine Legitimationen - auch die der Sündenvergebung - auf seinen Nachfolger Linus übertragen. Dieser hätte den Petrusschlüssel (bzw. die beiden Schlüssel des höheren und des niederen Priestertums, wie sie die Papstwappen mit den Farben Silber und Gold andeuten) sodann weitergereicht.
Nichts wirkte verderblicher als der Glaube an dieses Märchen. Es spornte im Verlaufe des Geschehens viele ohnehin anmaßende Herren des römischen Hochadels an, mit katastrophalen Folgen, größenwahnsinnig zu handeln. Das wurde eindringlich nach dem 1. Ökumenischen Konzil überall vor allem im 10. und 11. Jahrhundert offenbar. Der Jesuit und Kirchengeschichtsschreiber Ludwig Hertling bestätigt mit Imprimatur des Vatikans die Fakten dieses für Christen völlig inakzeptablen Geschichtsverlaufes. 

„ (Papst) Formosus  (891-896) krönte  den Herzog von Spoleto, Guido, zum Kaiser.  893 wurde Formosus gezwungen, auch Arnulf zum Kaiser zu krönen. Von da an herrschte in Rom ständiger Bürgerkrieg… Es waren nur mehr Raufhändel der römischen Familien, die ihre Mitglieder ihrer Familien zu Päpsten zu machen und die von anderen Familien aufgestellten Päpste zu stürzen suchten. Die Verwirrung war so groß, dass wir von manchem dieser Päpste, die oft nur Wochen oder Tage im Amt waren, nur die Namen wissen und nicht einmal immer feststellen können, ob sie rechtmäßige Päpste waren…. Von geordneter Aktenführung war keine Rede, Geschichtsschreibung gab es keine… im Jahr 991 besprach ein Bischof die römischen Zustände: „ein Papst der keine Liebe besitzt, sondern nur von Wissenschaft aufgebläht ist, ist ein Antichrist...“  „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“
Bis heute bräuchte der Vatikan, um seine Existenzberechtigung zu beweisen Dokumente, die es nicht gibt. Dieser Mangel schmerzte seit je, seitdem Rom den Vorrang vor allen anderen Gemeinden suchte. Ein einziger Fetzen Papier der solches Globalrecht dokumentiert, hätte ungeheuren Wert. Wäre er jemals da gewesen, besser als einen Goldschatz hätten sie ihn gehütet. 

Also musste die Dichtung die riesige Lücke füllen. Es handelt sich jedoch bei allen Versuchen, auf diese Weise eine glaubhafte Sukzessionskette zu schmieden überwiegend um Übertreibungen und kesse Fälschungen. 
Damit ist keineswegs gesagt, dass wegen dieser schlimmen Tatsachen die Wahrhaftigkeit der Christusbotschaft auch nur annähernd in Frage gestellt wird. Auch darf niemand den wirklich ehrenhaften Männern dieser Kirche oder irgendeiner anderen die Ehre abschneiden, denn das fromme Rom hat, wenn auch selten, auch Gutes bewirkt.
Es geht jedoch um die Wahrheit, um die ganze Wahrheit. In diesem Fall insbesondre. Sollte Petrus tatsächlich Bischof von Rom gewesen sein, was sehr, sehr unwahrscheinlich ist, bedeutet das allerdings noch längst nicht, dass seine Legitimationen dort bewahrt wurden, denn Amtsmissbrauch führt zum Verlust von Legitimationen.
Eben diese Selbstverständlichkeit rief Luther zurück ins Gedächtnis der gebildeten Öffentlichkeit. Dies machte die Attacke des Augustinermönchs so brisant.
Plötzlich stand das Tor zur Hölle für den verruchten Klerus weit offen. Da wollte der hagere Mönch Luther sie hineinstoßen.

Rom  konnte sich damals zwar mit Ach und Krach retten. Doch sicher ist das fromme Rom bis heute nicht. Sein selbstgebasteltes Fundament wackelt. Stabilisiert werden kann es nur, wenn der Vatikan reuig zum Ursprünglichen, das es infolge seines menschenverachtenden Vormachtstrebens destrukturierte, zurückkehrt.

Unhaltbar ist auf jeden Fall die Behauptung, Petrus, der Schlüsselträger der Kirche, sei nach Jesu Opfertod, um 35, in die Stadt der sieben Hügel gereist um dort für die nächsten dreißig Jahre zu wirken. Auf diesen angeblichen, nie erwiesenen Ortswechsel  wird viel zu viel Wert gelegt. Selbst wenn Petrus in Rom all das getan hätte was die Dichter wünschten es wäre so gewesen, nützt dem Vatikan gar nichts. Nur dann, wenn römische Herrenmenschen nicht so unverschämt gelogen und das Volk verhetzt hätten, wenn die Papstanwärter und Stuhlinhaber  den Geist Christi nicht mit den Knüppeln der Anmaßung und mit ihrem an Brutalität kaum zu überbietenden Trachten nach der Herrschaft fortgetrieben hätten, dann vielleicht bestünde ein Anfangsgrund …

Sowohl die Logik der Umstände wie die Geschichte der Syrischen Kirche verneinen das Petrus römischer Bischof war. Die Syrisch-orthodoxe Kirche berichtet, dass Petrus  von  45 - 53 in Antiochia gewohnt hat. Es ist mit ziemlicher Sicherheit anzunehmen, dass er mindestens bis 45 in Jerusalem blieb.
Das macht Sinn, denn dort hatte Jesus gelehrt, dort war er gestorben und auferstanden, dort gab es eine enorme Mitgliedschaft, nichts allerdings vom Ersten Geschehen ereignete sich in Rom.  Noch war die Kirche ohnehin jüdisch.

Die Bischöfe Jerusalems und anderer Orte standen unter der direkten Leitung des Juden Petrus. Noch war Jerusalem nicht zerstört. Noch waren seine Gemeinden intakt. Das Unheil der Zerstörung geschah erst im Jahr 70. Wahrscheinlich gab es in der Hauptstadt des Christentums, Jerusalem, damals mehr als 10 Bischöfe die ihren verhältnismäßig großen Gemeinden vorstanden. (Im ersten Jahrhundert bestand eine Bischofsgemeinde  aus etwa bis zu achtzig Mitgliedern, die sich in privaten Räumen oder in Holzbaracken trafen)
Vor dem Aktivwerden des Heidenapostels Paulus, um 45 dominierte Petrus das offizielle Kirchenleben.
Danach begab er sich nach Antiochien wo sich ein zweites Zentrum der Kirche entwickelte weil sich auch Nichtjuden der Kirche anschlossen. Niemand weiß, wo und wann Petrus starb.
Es ist extrem unwahrscheinlich, dass Petrus nach Rom ging um dort fernab der kirchlichen Zentren Jerusalem und Antiochia zusätzlich zu seinen Leitungspflichten über sämtliche Gemeinden des jungen Christentums die Last der Leitung einer Großgemeinde zu tragen.
Der Leiter einer wachsenden Kirche empfängt täglich Informationen. Er muss letztlich im Fall gewichtiger Lehrdifferenzen eingreifen und Entscheidungen bei strittigen Amtsbesetzungen treffen, denn die Neubekehrten brachten ihre heidnischen Vorstellungen mit und nicht wenige aus ihren Reihen wurden Gemeindeleiter (Bischöfe). Deren Ideen wurden denn auch, trotz aller Bemühungen der Kirchenführer nachweislich, schrittweise ins christliche Glaubensgut hineingemischt. Der Leiter der Gesamtkirche muss zudem ungerechtfertigte Exkommunikationen korrigieren und fragliche Bischofsordinationen in Betracht ziehen. Die Transportwege für Nachrichten und Weisungen vom östlichen Rand der Kirche zur Peripherie im Westen hätten sich ums Doppelte verlängert.
 Reisen des Paulus
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Wikipedia: Hauptwirkungsbereich der Apostel

Wegen der Frage nach der General-legitimation Sünden zu vergeben ist es wichtig zu betonen, dass es keine Belege gibt für die Existenz jener Personen die in der offiziellen Papstliste zwischen 60 und dem Jahr 200 Päpste gewesen sein sollen. Linus, Anaklet, Clemens, Evaristus usw. sind zwar römische Namen, aber dass die Genannten  römische Bischöfe waren ist unbeweisbar. Da ist nichts Greifbares. Die Version Rom repräsentiere die Urkirche ist Fiktion.
Selbst wenn ein Römischer Bischof jemals dieselben Vollmachten wie Petrus sie innehatte getragen hätte, sie wären verwundbar geblieben.
Übertretende Prokuristen verlieren eben grundsätzlich das Vertrauen ihrer Herren.
Zu verallgemeinern, die Kirche hätte unbeschadet ihrer für Christen verbotenen Ausübung ihrer Machtsucht, petrinische Legitimationen bewahrt ist nach biblischem Recht unvorstellbar. Die Heilige Schrift fordert von allen Vollmachtsträgern die andauernde innere Buße, die Umkehr, weg von allen Süchten, vor allem weg vom Machtstreben hin zu den Prinzipien der Bescheidenheit und der Nächstenliebe. Diese Grundtugenden wurden von fast allen historisch echten Päpsten effektiv missachtet.
Ohne Demut und Reue gibt es jedoch keine Vergebung.
Das steht in unserem Gewissen geschrieben.  Luther formulierte es gleich im ersten Satz seiner Thesen:
„So Jesus spricht tut Buße, will er dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“
Für Mormonen ist Buße dasselbe wie für Luther den Kenner der griechischen Sprache: metanoia, innere Umkehr und nicht wie die Kirchenpraxis meinte: poenitentia, verstanden als Strafe.
Du musst ununterbrochen dem Gesetz Christi folgen, wie Schafe ihrem Hirten. Wer sich in der frühen Kirche selbst weidete verlor umgehend außer den Kontakt zu Gott sämtliche Rechte auf Schutz.
Die Herde Christi ist immer ein Gemisch verschiedener Typen. Sie ist keiner anderen Gesellschaft vergleichbar. Alle dürfen und sollen bestimmte Führungsaufgaben übernehmen, die denen eines guten Hirten entspricht. Der Zweck liegt auf der Hand, Gott will helfen unsere Talente zu entdecken und zu fördern.  Und sei es das kleinste Amt, es hilft. Wer  voran geht, darf nicht in die Irre führen, schon gar nicht wissentlich.  Sich nicht normgerecht zu verhalten bedeutete für jeden ins Abseits zu geraten, er darf je nach Schwere der Übertretung auf längere Zeit kein Amt in der Kirche ausüben.
Das Gesetz Christi verlangt, dass du niemandem Schaden zufügen darfst. Am wenigsten deiner Familie. Selbst wenn du persönlich meinst, du könntest dir nach grobem Vertrauensbruch und Ehebruch eine schlimme Strafe auferlegen und das Vergehen so „abbüßen“, dann sei die Sache bereinigt, mit dem Gesetz Christi ist das unvereinbar. Auf diese Weise wird die Unschuld nicht wiederhergestellt. 
Noch zu Luthers Zeiten gab es Flagellanten die von ihren Pfarrern nicht abgehalten wurden sich zu kasteien. Im Gegenteil, das verdrehte Verständnis von Vergebung wurde gepredigt. Es war erwünscht:

Flagellanten im 15. Jahrhundert - eine kirchliche Bewegung 
                                    
Martin  selbst war jahrelang Opfer einer falschen Denkweise gewesen. Er hatte vom Tun her an Selbstquälerei geleistet was er konnte... und fühlte sich dennoch verdammt. In der Zeit als Augustinermönch war er brutal mit sich selbst umgegangen und war bemüht alles zu halten was die Ordensregeln - aber nicht Christus - von ihm verlangten:

  "Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit."

Da fühlen wir alle in liebevoller Weise mit ihm und stehen in seiner Ablehnung des religiösen Wahns an seiner Seite, denn vor und zu seinen Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln, im fast pausenlosen "Vater-unser" Geplapper und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das waren weder Guttaten noch waren sie wünschenswert.

Aber dann fiel Bruder Martin ins andere Extrem, nämlich mit seiner Verneinung der Fähigkeit des Menschen zu seiner eigenen Erlösung beizutragen. Was dabei praktisch an Gleichgültigkeit der meisten lutherisch Gläubigen, gegenüber ihrer Kirche, herauskam ist bis in unsere Tage  unübersehbar negativ.
Die Aussage in der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ vom 31. Oktober 1999, heißt es  geradezu verantwortungslos, in Überspitzung lutherischen Denkens:
"Wir werden umsonst erlöst... Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade... sola gratia. Rechtfertigung ist Sündenvergebung (Röm 3: 23-25; Apg 13: 39; Lk 18: 14)"

Bewusst oder nicht wird in der "Gemeinsamen Erklärung" verdrängt, dass Luther in seiner ersten Zeit als Reformator noch klar betonte, dass wir einmal vor Gott zu verantworten haben, was  wir angerichtet haben. 
Bewusst verdrängt wurden an dieser Stelle Jesu Christi Kriterien der Erlösung. In den vielen Sätzen dieser "Erklärung" kommt Jesus nicht zu Wort - außer dem bereits hier erwähnten und  erneut aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat, das Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern die Vollmacht verleiht, Sünden zu vergeben -.
Wohlgemerkt, es handelt sich um eine Legitimation für rechtmäßige Nachfolger, nicht für vorgebliche "Rechtsnachfolger" des Petrus. Unvergessen ist, dass  Rom erhebliche Mitschuld an der jahrhundertelangen Verfolgung des Bundesvolkes trägt. Das hatte Konsequenzen.
Auf Martin Luther geht das gewollte (?) Missverständnis der Gnadenlehre des Paulus zurück. Paulus betont wiederholt, dass der Mensch allein durch Gnade selig wird. Sola gratia. Auf diesen beiden Worten ruht das Glaubenssystem der Protestanten. Kontra ursprünglicher Gnadenlehre die das Mitwirken des Christen forderte, vertieft die  "Gemeinsamen Erklärung" von 1999, das Gegenteil:

  
Das ist Fatalismus. Da spricht Augustinus von Hippo aus dem Grab. Luther ist ja Augustinermönch:
„Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen... zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’.“

Demgegenüber lud Jesus ausnahmslos alle Menschen ein: „Sie mögen zu ihm kommen… nämlich dadurch, dass sie willens sind seine Gebote kennen zu lernen und sie mittels ihres Willens zu halten. Johannes 14: 21.
Luthers Behauptung reduziert das  eigentliche Vermögen des Menschen, wie es exakt umgekehrt im sogenannten „Mormonismus“ durch Joseph Smith in den Vordergrund gestellt wurde.


Joseph Smith 1805-1844
Er sagte er habe zuvor Gott um Erkenntnis gebeten und dann seien ihm diese Worte offenbart worden:

"Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen;
 denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können.Lehre und Bündnisse 58:27

Dass dies die Wahrheit ist weiß jeder Vernünftige. In uns steht es in großen Buchstaben geschrieben: Du kannst es tun, das Gute! Sei Friedensstifter, denn auf diese Weise wendest du dich zu Gott und damit trägst du bei zu deiner Errettung vor dem Schuldspruch.
Tausend anderslautende Definitionen der Verteidiger der „Gemeinsamen Erklärung“ vermögen nicht uns weiszumachen, das sei anders zu verstehen. Die „Gemeinsame Erklärung“ ist und bleibt ein völlig misslungener Entwurf.
Petrus jedenfalls ist empört, dass Paulus mit bedeutenden theologischen Begriffen so missverständlich umgeht. Er will Paulus durchaus nicht als Widersacher bezeichnen, -  obwohl er das in dieser Sache ist.  Petrus, das Haupt der Kirche, widerspricht ihm entschieden, doch  äußerst höflich.
Er nennt den Feuerkopf aus Tharsus seinen " geliebten Bruder Paulus" und kommt dann aber schnell zur Sache. Weitsichtig ist er verärgert darüber, dass Paulus nicht ganz unschuldig daran ist, wenn Spätere, wie die Damen und Herren Verfasser der „Gemeinsamen Erklärung“, es wagen werden den Widersinn zu Papier zu bringen:
Petrus ahnte, dass es eines Tages darauf hinausläuft.
Petrus Gnadenverständnis unterscheidet sich von dem seines Juniorpartners erheblich. Er ist zornig. Das muss er korrigierend aussprechen. Er, Petrus ist die, von Jesus eingesetzte "Säule" der Kirche, nicht Paulus. Petrus hat in Fragen Theologie das letzte Wort.
Er weist den übereifrigen Mann dennoch sehr behutsam zurecht. Um klar zu definieren was die Kirche unter dem Begriff "Gnade" verstehen soll schreibt Petrus:

"... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt,  das ist Gnade bei Gott.
Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;..."  1. Petrusbrief 2: 2-25

Bewusst und tapfer in Christi Fußtapfen gehen ist Gnade..., weil dies tödliche Konsequenzen in einer Welt permanent operierender Lügen haben kann. 
Petrus wird sich sehr zusammen genommen haben, nicht aus der Haut zu fahren, weil Paulus verallgemeinert, was nicht verallgemeinert werden darf.  Denn wie der Trend des Judentums, war seines Herrn Lehre, die des Tuns des Guten.  Allerdings bestand das jüdische Verstehen vom Tun des Guten, nicht wie bei den Christen darin Ketzer zu köpfen, wie an Bischof Priscillian im Jahr 385 geschehen, oder etwa darin eine ganze Gemeinde auszurotten weil sie urchristlich glaubte, wie 366, unter aktiver Teilnahme des Papstes Damasus zu Rom geschehen. 
Jahrelang begleitete Petrus seinen Christus. Er hatte jedes Wort und seinen Geist in sich aufgesogen. Kaum jemand kannte, wie er, die ewig gültigen Prinzipien des Erlösers.  Er schreibt entschieden und zugleich sehr um Versöhnung bemüht:

Seid überzeugt, dass die Geduld (griech. ypomoni) unseres Herrn 
eure Rettung ist. Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus 
mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben; es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso wie die  übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.” 2. Petrus 3: 15-16

Petrus kennt den Begriff Gnade sehr wohl, verwendet ihn hier aus guten Gründen nicht. Petrus geht sehr weit. Er warnt davor Paulus Sonderfall auf die Allgemeinheit auszuweiten. (Saulus wurde zum Paulus durch eine, wie er meinte, unverdient erhaltene Vision) Dieser Trugschluss führe unweigerlich ins Verderben. Wegweisend fand er für den ersten Satz einen Begriff der die Erwartungshaltung Gottes einschließt: wir könnten mehr tun. Der Herr warte auf dieses unser Guttun mit schier unglaublicher "Geduld". 
Jakobus, dagegen, des "Herren Bruder" und Berater des Petrus konnte Paulus ständige Überbetonung einer durchaus wichtigen Lehre nicht mehr hören. Verärgert fragt er zurück: Soll daraus folgen, gute Taten wären zur Erlösung nicht nötig? Jakobus schreit die Antwort: "NEIN!“, geradezu heraus:
 "Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne Werke tot sei?" Jakobus 2: 20
In seinem Brief an die Galater reagiert Paulus, sei es auf schriftliche oder mündliche Hinweise. Er sieht sich plötzlich in der Pflicht Missverständnissen vorzubeugen:
 "Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten!" Galater 6: 17
Dieser Satz relativiert sämtliches Schrifttum Pauli!
Die Aussage, dass der Mensch ernten wird was er sät, ist logisch unanfechtbar. Bezeichnenderweise fehlt dieses bedeutende Paulusstatement in der "Gemeinsamen Erklärung".
Der Geist der "Gemeinsamen Erklärung" lädt geradezu zur Faulheit ein, zum Nichtstun, während das Gebot Christi lautet: Stellt euer Licht nicht unter den Scheffel. Setzt eure Talente ein um aus dieser Welt einen besseren Platz zu machen. Helft den Armen, besucht die Gefangenen, helft ihnen frei zu sein. Bemüht euch um eure charakterliche Vervollkommnung. Wörtlich und im Zentrum der Bergpredigt steht Gottes großes Wort:
"Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel, vollkommen ist!"     Matth 5:      Dies war weder ein Witz, noch ein Vorschlag, sondern ein Gebot.                                                                                                  
Es war nur eine Wiederholung längst vorausgegangener Aufforderungen Christi“.
Ein um Perfektion bemühter Artist muss täglich sechs bis zehn Stunden harte Arbeit leisten.
Die "Gemeinsame Erklärung" lullt dagegen sogar echte Christen ein, als wäre das Werk schon getan und nun sei "Holiday" angesagt. 

Das Nichttun, - die Kontemplation, das Nichtsdazutun - sowie jede Art von Lehre der Idee vom "Nichtsdazubeitragenkönnen" betrachtete nicht nur Petrus  als eine ins Verderben führende Lebenseinstellung.
Wie Paulus geht es ihm um die Frage der persönlichen Erlösung. Für Petrus allerdings ist es eine massive Irrlehre etwas zu verkünden, dass zur Annahme führen könnte, der bloße Glaube an Christus genüge um den schuldig gewordenen Menschen bedingungslos freizusprechen. 
Eben diese von Petrus verworfene Geisteshaltung und Philosophie wird fast anderthalbtausend Jahre später Martin Luther aus seinen persönlichen, durchaus nachvollziehbaren Gründen zur Basislehre seiner Theologie erklären.
Sie wird zwar den Protestantismus hervorbringen aber ihn zugleich in den Untergang der Bedeutungslosigkeit treiben.
Ganz anders Joseph Smith.

Ambrosius brachte mit seiner Festlegung die Kirche könne alles vergeben, unbegründet zum Ausdruck, dass nicht die öffentliche Rechtsprechung über ein Vergehen urteilt sondern irgendwo in der Welt darf jeder Priester der römischen Kirche, die Sünden des Beichtenden vergeben, gleichgültig wie sündhaft er selbst lebt.
Noch im 21. Jahrhundert führte solche Vorgehensweise weltweit dazu, dass Missbrauchsopfer zur Kenntnis nehmen mussten, ihrem frommen Täter kann kein Haar gekrümmt werden, nachdem dieser ordnungsgemäß gebeichtet hat. Seine Sünden seien ihm nach ambrosianischen Recht vergeben. Seine Kirche hat ihn nunmehr für rein erklärt. In Melbourne, Australien, klagten soeben Polizeidezernate Sexualstraftäter würden unrechtsmäßig durch die katholische Kirche gedeckt. Priester würden nicht bestraft, sondern versetzt.
Auch andere Behauptungen des Bischofs Ambrosius von Mailand müssen wegen ihrer ungeheuren Tragweite wieder und wieder unter die Lupe genommen werden.
Ambrosianische Ideen und Praktiken, wie die Billigung des Gesetzes zum Glaubenszwang für alle römischen Bürger, „Cunctos populos“ von 380, öffneten dem Scheinchristentum Türen. Die Bagatellisierung der Schrecken des Mittelalters gehörte noch zu Luthers Zeiten zur Tagesordnung.
Andererseits wusste „die Kirche“ das von christlichen Priestern ein sittlich sauberes Leben verlangt werden muss. Priester haben rein zu sein oder sie dürfen nicht amtieren, das heißt aber ganz und gar nicht, Priester dürften deshalb nicht heiraten, weil angeblich selbst ehelicher Verkehr sie verunreinige. Davon spricht die Bibel an keiner Stelle. Gott hat niemals die Ehe  verboten. Er hat sie eingesetzt. Die Bibel verlangt jedoch den  Bösewicht aus der Gemeinde Christi zu entfernen. Das Buch Mormon sagt es ähnlich.  Ausdrücklich steht es  im Buch Mosia 13: 14 geschrieben:

"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebots hält."

Hier wird eine Grenze markiert. Auch hier scheiden sich die Geister.
Hier zeigt sich der zwar vehement geleugnete aber dennoch wahre Grund für die Ablehnung des sogenannten Mormonismus durch die gesamte Berufsgeistlichkeit. Was soll ein Pfarrer tun, wenn nicht predigen? Also unhaltbar geworden in der eigenen Pfarre wird ein ehebrechender oder Kinder missbrauchender Pfarrer oder Prediger versetzt, statt abgesetzt.
Jeder Priester kann durchaus seine Ehre verlieren. Er gewinnt sie nicht dadurch wieder, dass er ihm ein anderes Arbeitsfeld zugewiesen wird, oder indem er einen Ablass (Sündenvergebung) mit Geld erkauft.
So schief kann nur denken, wer annimmt Gott wäre bestechlich.
Sofortige Exkommunikation ist die einzige Antwort auf sexuellen Missbrauch oder andere schwerwiegende Vergehen wie Veruntreuung von Finanzen usw., denn hier liegt Bündnisbruch vor.

Jeder kann und muss umkehren, auch der (Berufs-)Priester, vor allen anderen er, der wissentlich übertrat. In echter Reue hat er jahrelang zu beweisen, dass er unter keinen Umständen rückfällig werden will. Solange hat er in der Gemeinde den Mund zu halten. Was sonst, wenn alle oder auch nur einige wissen, wer dieser Mann ist.
Ambrosius von Mailand hat nicht einfach geirrt, sondern er ist dem in den Arm gefallen, dem die Kirche gehört.

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist praktisch jeder Mann Priester. Er darf unter keinen Umständen anders als ehrenamtlich dienen. Wenn er übertritt verliert er sein Amt. Das hat keine Konsequenzen für seinen Broterwerb, da dieser außerhalb der Kirche liegt. Falls ein Mormone die Übertretung wiederholt wird er exkommuniziert – ihm wird jedoch mitgeteilt, er dürfe weiterhin die Zusammenkünfte besuchen und nach angemessener Zeit um eine zweite Mitgliedschaft nachsuchen. Eine dritte Chance gibt es nur in äußerst seltenen Ausnahmefällen.
Aus der ambrosianischen, entweder missverstandenen oder bewusst gewagten Behauptung von der Macht der Kirche alle Sünden zu vergeben, entstanden Ansichten und Lehren, die heute wahrscheinlich kein Mensch mehr unterschreiben würde.
Die Ambrosius- Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ Epiphanius (um 390) oder eines Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die rücksichtslos im Kampf um die eigene Macht agierten.
Ambrosius Aussage wurde immer wieder genutzt, um alles zu entschuldigen was an Kapitalverbrechen geschah, solange es letztlich der Festigung der Position des ‚heiligen Stuhls’ diente.

Nicht nur der Dominikaner Tetzel auch andere Ablasshändler waren zu Luthers Zeiten durch die Lande gezogen und hatten jedem Sündenvergebung versprochen.
Jedem!
Es wurde seitens der Gläubigen nicht nur als eine in der Ewigkeit gültige Freisprechung vor Gott als Weltenrichter verstanden, es war auch so gemeint: nämlich, die Kirche kann dich von allen Sünden freisprechen, wenn du deine Vergehen bekennst.
Da ist der Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert. Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt. (6) Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes öffnen könne, wollte Luther weder verstehen, noch unwidersprochen hinnehmen.
Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland bis in Luther Nähe gereist. Er kam bis Jüterbog. Nach Wittenberg wo Bruder Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst Friedrich der Weise hatte Tetzel untersagt Kursachsen zu betreten. Friedrich wollte nicht, dass sein Geld und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert. Deshalb liefen die Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen erzogen worden waren, nach Jüterbog.
Wikipedia Ablasshandel in Deutschland um 1517


Ablasshändler Johann Tezel (1465-1519)

Luther bestand darauf, dass der Sündenvergebung aufrichtige Umkehr vorausgehen muss.
Mit solcher Sinnänderung stellte er die alte Ordnung grundsätzlich in Frage. Recht hat er, sagen die Mormonen, denn es geht dem allmächtigen Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind, um unser geistiges Wachstum. Er will uns entfalten. Das kann nur geschehen, wenn wir das Gute, das in uns ist, stärken.

Wie Luther glaubte, müsste seine  Denkweise doch jedem einleuchten.
Nur, wie sagte er das seinem Kaiser?
Er hätte es leicht erklären können: Was hat eine Ehefrau davon, dass ihr Mann bekennt, ich habe dich betrogen, solange sie nicht sieht, wie sehr es ihm im Innersten weh tut, und solange sie nicht fühlt, er würde es niemals wieder tun. Erst echte Reue (Buße, wie Luther sie verstand) konnte alles bessern. Der Bußkatalog nannte statt Umkehr eine Geldsumme und das brachte Luther in Wut. Außerdem hieß es, Papst Leo X. hätte 1515 den Ablass ausgeschrieben um seine Schulden beim Bankhaus der Fugger zu begleichen. Denn er liebte die große Kunst „von Raffael z.B. ließ er sich die Wände seines Badezimmers mit der Göttin Venus und ihrem Sohn, dem Liebesgott Cupido, bemalen und… laut seinen Zeitgenossen ... sei ein Teil des eingenommenen Geldes für die Aussteuer seiner Nichte Maddalena Cibò bestimmt gewesen...“ (7) Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, er durchlief einen Prozess. Das ganze Jahr 1516 hindurch glaubte er noch gutwillig, dass der Papst Christi Stellvertreter auf Erden ist. Selbst im Jahr 1517 sagt er noch:
„Die freche Ablasspredigt macht, dass es auch gelehrten Männern schwer wird, des Papstes Ehre rein zu halten von Verleumdungen oder wenigstens vor scharfen Fragen der Gläubigen“ (8).
Den Papst stellte man sich zugleich als Christi Stellvertreter und als Kaufmann vor. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete die vor allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das notwendige Maß zur eigenen Erlösung, gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken. Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt: 

Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ (9)
Die Statistiken ‚guter Werke’ wurden gewissenhaft geführt. Das „Vaterunser“ - das zwar nur wenige Worte umfasst - wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr gebetet: Sieben Millionen Ave Maria hatte „die Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu 200 000 Rosenkränze und 200 000 TeDeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“ (10)
Luther war in der durchgekämpften Nacht vor diesem Verhör während des Reichstages zu Worms, mancherlei durch den Kopf gegangen. Er fühlte sich elend und verlassen. Doch seit seinem Turmerlebnis - einer Erfahrung, nachdem er wieder einmal mit sich gerungen und doch im Kampf gegen die Lust unterlag und  - weiß er mit Sicherheit, dass er der Gnade Gottes bedarf. Denn niemand, der voll Selbstgerechtigkeit ist, kann mit der Gerechtigkeit Gottes erfüllt werden. Dass jedermann sogar seine sündigen Vorfahren, die im Purgatorium große Qualen erleiden, freikaufen könne, hält er noch nur für eine Übertreibung und das Tetzelwort: Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt, ist in seinem Augen einfach eine dreiste Werbung. Doch eigentlich hatte sich sein Bruch mit dem Papsttum bereits einige Jahre zuvor vollzogen.
Kaiser Karl V. (1500-1558) Er ist der Vater des späteren spanischen Königs Philipp II. der ein Reich beherrschte über dem die Sonne nie unterging, weil er weite Teile Amerikas als spanisches Eigentum betrachtete

Gespannt starrte der bleiche Kaiser auf den Mund dieses Aufrührers, der wie er hörte so schlau gegen den Papst von der Gnade und dem Glauben an den Erlöser Jesus Christus sprach und der sich damit um Kopf und Kragen redete. Er starrte auf den Mund des Mönches, der seine Überzeugungen gerade mit den Worten zusammenfasste: 
„Ich kann meinen Schriften nicht anders beistehen, als wie mein Herr Christus selbst seiner Lehre beistand, indem er dem Diener... der ihn ohrfeigte, antwortete: Habe ich übel geredet, so beweise, dass es böse sei.“ (11)
Martin stand nun im 36. Jahr seines Lebens, er ist Doktor der Heiligen Schrift, die er, wie sonst keiner, in diesem Raum, kannte und verstand. Er hatte sich nicht leicht durchgerungen, mit klaren Worten abzulehnen was von ihm gefordert wurde, denn er hatte zu viel erfahren und gesehen. Die den Kaiser beratenden schwarz-weißgekleideten Dominikaner forderten angesichts der übergroßen Geduld ihres Herrn und der trotzig-zögernden Haltung des Augustinermönches Luther, seine sofortige Bestrafung: „Er ist ein Ketzer, ... ins Feuer mit ihm!“ Das hörten nicht nur die ihnen Nächststehenden. Martin ist sich darüber im Klaren, ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der Welt genügte, um es auszuführen. Es ist wahr, er ist ein Ketzer! Keck hatte er in seinen Schriften behauptet, die Maximen des römischen Klerus seien Pfründe und Vormacht. Er ist ein Ketzer mit dem stark begründeten Anspruch die Wahrheit auf seiner Seite zu verteidigen. Er ist ein sonderbarer Ketzer, einer der intensiv um Toleranz warb, um wenig später selbst unbeugsam intolerant zu handeln. Bald wird er knapp und ungnädig sagen:  
„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ (12)
Der spanische Kaiser der Deutschen, vor dem Luther zu Kreuze kriechen soll, ist zwar jung, aber Karl V. hat sich nie darum geschert, was ihm Fachleute rieten. Er wird sich, wie stets sein eigenes Urteil bilden. Er, als Imperator, hatte die heilige Pflicht vor Gott das Evangelium Roms zu bewahren und dem Papst zu Dienste zu stehen. Doch auch er ahnt nicht, dass er, wie sein hagerer Gegenüber, sehr bald ins Gegenteil fallen wird. Er wird sechs Jahre später Truppen gegen Papst Clemens VII. schicken, der so unklug war, sich mit den Franzosen gegen ihn zu verbünden. Es sind die einmaligen Umstände die beide jeweils dahin bringen die eigentlich ‚andere’ Rolle zu spielen.

 
 1527 plündern katholische und evangelische Truppen gemeinsam Rom: Sacco di Roma

Mangelnde Besoldung der Söldnertruppen, schlechte Führungsarbeit und der allgemeine antipäpstliche Hass, zerbrachen während dieses kuriosen Feldzuges bald jede Disziplin. Ungestraft zogen die katholischen wie auch die lutherischen Soldaten des Kaisers Karl V. monatelang plündernd durch die Straßen der heiligen Stadt, begleitet von üblen Spaßmachern. Darunter war einer, der mit einer Tiara gekrönt und im Chormantel wie der Papst auftrat. Als „Sacco di Roma“ ging dieses Zwischenspiel, im römischen Drama, in die Geschichtsbücher ein.
Luther, ehe er an diesem 18. April 1521 erneut zu Wort kam, betrachtete den nachdenklichen Kaiser mit seinen rotblonden Haaren nicht furchtlos. Er schaute nur kurz in die gewaltigen Augen seines Herrn, die aus einem ungesund blassen Gesicht herausquollen. Ihm wurde bedeutet, er möge es nun in Deutsch wiederholen, damit auch bei den deutschsprachigen Hörern kein Missverständnis sei. Luther sprach lange. In seinem Kopf sind all diese Bilder seiner meist unguten Erfahrungen und der Geschichte, die ihn beunruhigen. Er muss diese Vergangenheit für sich und andere überwinden. So konnte es nicht weiter gehen. Die christliche Welt war am bisher tiefsten Punkt ihrer Verkommenheit angelangt. Es war die Zeit des spanischen Großinquisitors Torquemada, der die Juden und Mauren erbeben machte, indem er sie massenweise verbrennen ließ. (13) Es war die hohe Zeit des religiösen Betrugs, der hysterischen Frömmigkeit, der Massenwallfahrten und einer weit verbreiteten Unwissenheit. Nicht wenige Klöster waren zu Herbergen von Gesindel geworden, andere zu Bordellen verkommen. Mancherorts war jeder dritte Mann ein Mönch oder Geistlicher der auf Kosten der geschundenen Bauern lebte. Luther ist zuversichtlich. Er vertritt doch die Sache Jesu Christi. Andererseits weiß er von Jan Hus. Dem hatten sie zwar ebenfalls freies Geleit und sichere Rückfahrt nach Prag zugesagt und dennoch waren 1415 Krone und Kurie darin übereingekommen: Hus muss brennen. Ja, er hatte von dieser Prophezeiung des Hus gehört:
 „Sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans) aber über hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden." (14)
Er war dieser Schwan, so will es die protestantische Überlieferung.



Gemälde von Hans Stiegler, unten der Schwan neben Luther

Und auch das, trotz vieler Unterschiede, die zwischen Luthers Ansichten und denen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bestehen, ist von positiver Bedeutung: Mormonen anerkennen und  glauben, dass Dr. Martin Luther im Plan Gottes eine große Rolle spielte.
Er sollte, soweit das damals möglich war, den weiteren Verfall der Kirche stoppen, denn unter der Verkommenheit eines Klüngels von raffgierigen Geistlichen, die sich selbst für christliche Priester hielten, litten alle anderen, denen an Stelle wahrer und gerechter Grundsätze, Aberglaube und teilweise religiöser Wahnsinn gepredigt wurde.

Noch jedoch war die Zeit zur Wiederherstellung der Urkirche nicht herangereift, noch herrschte die Gewalt vor. Menschen hatten im Namen Christi das Recht auf Glaubensfreiheit von Grund auf zerstört, Menschen mussten erst zur Einsicht kommen, dass es ohne Freiheit kein Glück gibt.
Deshalb wurde Joseph Smith, der Prophet der Wiederherstellung, der ebenfalls im Plan Gottes seine Rolle zu spielen hatte, unmittelbar nach der Restaurierung der Religionsfreiheit, im Jahr 1805, geboren. 

Zuvor wurde 1776, in den Vereinigten Staaten von Nordamerika, mit der Unabhängigkeitserklärung die Basis für die völlige Wiederherstellung der Urkirche gelegt.

Vieles trug dazu bei, in Martin Luther die Gewissheit zu schaffen, dass die Religion Roms, nicht die Religion Christi sein konnte. Das Ungeheuer Angst beherrschte die Menschen.
Zitternd war er einmal, in der Zeit seiner größten Romgläubigkeit, in einer Prozession hinter einer Monstranz hergelaufen.


Bild Wikipedia moderne Fronleichnamsprozession, 2007, Meckenbeuren

Dr. Usingen, Lehrer seines Ordens, der das bemerkte hatte ihn angestoßen und besorgt nachgefragt ob Martin sich unwohl fühle. Da bekannte Luther, den Blick auf das Türlein der kristallenen Monstranz gerichtet, hinter der sich angeblich  Jesu Fleisch in Form der geweihten Oblate, der Hostie, befand, wie sehr er sich fürchte dermal einst diesem Weltenrichter gegenüber zu stehen und verurteilt zu werden... Dr. Usingen meinte es gut, doch Menschenworte, so gut sie auch gemeint waren, konnten ihn nicht trösten. Erst der Römerbrief vermochte es, später.
Er wollte durch Hungern, Frieren und Kasteiungen einen gnädigen Gott bekommen und stellte entsetzt fest, dass er sein starkes Naturell  - sein Verlangen nach sexueller Befriedigung - trotz der Schikanen die er sich antat, nicht kontrollieren konnte. Er fühlte sich schuldig und von Gott verdammt. Bis eines Tages, sein Blick auf den Schlüsselvers im Römerbrief 1: 17 fiel: „Der aus Glauben Gerechte wird leben.“ Wie ein Blitz traf ihn damals die Erkenntnis: Nicht durch gute Taten, sondern durch Glauben wird der Mensch gerettet. Das war das eigentliche Turmerlebnis. Der Kerngedanke seines neuen Glaubens und Denkens war geboren. Er fühlte es sofort freudig erregt, dies würde seinem Leben eine völlige Wende bringen. Er wollte nun „tapfer sündigen, aber tapferer glauben!“
Sich selbst zu fragen, ob die Wahrheit, - wie so oft, - vielleicht auch diesmal in der Mitte liegen könnte, fiel ihm nicht ein. Und so sollte und wollte Luther aus einer Religion des übertriebenen Tuns, die ebenfalls übertriebene der Kontemplation bilden.
Während seiner 2. Rede vor dem Kaiser warb Martin erneut um Verständnis. Dann schloss er mit dem leuchtenden Bekenntnis: „Da mein Gewissen in den Worten Gottes gefangen ist, kann und will ich nichts widerrufen, weil es gefährlich und unmöglich ist, etwas gegen das Gewissen zu tun. Gott helfe mir. Amen.“ Nicht nur das ganze Worms, halb Deutschland bejubelte Martins Mut, denn diejenigen, die freiheitlich denken konnten, hatten schon lange nach einem Mann wie ihn Ausschau gehalten. Mindestens einer seiner Zeitgenossen, Friedrich Mecum, sah Luther in einem tröstlichen Traum, nachdem ihn (Friedrich) die Mönche, als er noch sehr jung war, überredet hatten ins Kloster zu gehen, was er bald sehr bereute. (15) 
Martin Luthers Theologie ist weit gespannt, sie ist auch für ‚Mormonen’ großartig, oft missverstanden allerdings, aber auch offensichtlich nicht mehr schlüssig, wenn er sie auf sein „Sola gratia“ verkürzt. Wer jemals den Geist Christi bewusst wahrnahm, der weiß, dass er reine Liebe und Freiheit ist.
Sie kommt auch in den Kunstwerken der Großen, wie ein Echo, zum Ausdruck. Ohne diese Liebe, die Gott für uns empfindet, wären wir nichts. Insofern hat Luther nach dem Verständnis derer Recht, die ihre Religion im Sinne des berühmten alten Kirchenlehrers Origenes (185-254) begriffen. Ein idealer irdischer Vater liebt seine Kinder ebenfalls und würde sein Leben für sie hingeben, doch er fordert von ihnen tapfer zu sein und gute Leistungen zu zeigen. Bruder Martin, allerdings predigte nach seinem Auftritt in Worms, - den er trotz mancher Gefahren gut überstand - wo er konnte, passiven Glauben.
Ganz anders als Joseph Smith, der die Fähigkeit des Menschen zu eigenem freien Willen  lobte,  pfiff Martin Luther geradezu auf diese Gabe jedermanns kraft des eigenen freien Willens richtige und notwendige Entscheidungen zu treffen.
Der Mensch werde, wie ein Esel, entweder von Gott oder vom Teufel geritten. Sein Denken blieb dem Augustinischen Glauben von der allein seligmachenden Gnade Gottes verhaftet. Während Jesus das Tun des Guten am Nächsten verlangte; wie auch das Buch Mormon stark herausstellt, zogen fortan Luthers Jünger die Paulusaussagen - Menschen würden allein aus Glauben und Gnade selig - den Bestimmungen Jesu Christi vor.

Das machte viele bedenklich, was dann zu Absplitterungen führte. Bereits zu Lebzeiten des großen Heidenapostels (Paulus), wurde diese Sichtweise von einem Ranghöheren, nämlich von Jakobus, dem leiblichen Bruder Jesu attackiert: „Meine Brüder, was nützt es, wenn einer sagt, er habe Glauben, aber es fehlen die Werke? Kann etwa der Glaube ihn retten?“ (16) Hunderte Millionen sollten das ‚Sola fide’ später, wie Martin, daher beten. Seine Gegenspieler, wie der spanische Konzilstheologe Bartolomae Carranza, (17) sagten: Luther hätte es besser wissen müssen. Dieses Pauluszitat auf das sich seine Religionsphilosophie gründet: 
 Mit eben dieser Forderung, Recht zu schaffen hat der interessierte Leser die Moraltheologie des sogenannten „Mormonismus“ auf einen Blick vor sich. In seinem Zentrum steht der Begriff „Rechtschaffenheit“, das große Wort des Buches Mormon (65 Zitate). (20) 
Das ist eine andere Theologie, als die althergebrachten, im Verlaufe der Zeit deformierten, die jeder politisch rechtlich denkende Mensch nicht verurteilen kann. Ob er damit auch anerkennen will, dass das Buch Mormon göttlichen Ursprungs sei, ist eine Frage für sich.
Gewiss wäre es besser um die Geschichte Europas bestellt gewesen, wenn Luther, statt energisch auf seine drei engen Kernsätze ‚sola gratia’, ‚sola scriptura’ und ‚solus Christus’, zu pochen, Habakuks und anderer, offensichtlich inspirierter Propheten Forderung nach Rechtschaffenheit zum Zentralbegriff aufgerufen hätte. Wenn er sowohl die Bauern, wie die Ritter dringlicher gemahnt hätte, bei ihrer Seele Seligkeit gerecht zu richten und Recht zu schaffen, vielleicht wäre es dann nicht zu den nahezu deutschlandweiten Bauernkriegen gekommen, vielleicht wären der 30jährige Krieg und andere Verbrechen ähnlichen Ausmaßes vermieden worden. Es sind in der Christengeschichte immer wieder nur einzelne Begriffe, die von christlichen Fanatikern beider Seiten wie Schlachtrufe missbraucht wurden.
Vor und zu Luthers Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand zu Luthers Zeiten aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das wirklich Gute bestand damals anscheinend nicht im Bilden einer glücklichen Familie, sondern in monastischem Leben - obwohl Gott geboten hatte: „Es ist nicht gut, dass der Mensch alleine sei!“ (21) Bis weit in die Neuzeit hinein, forderte die römisch-katholische Kirche von nicht wenigen Ehepaaren, die Josephsehe zu leben, als wäre das der Ausdruck von Frömmigkeit die Jesus gelehrt hatte. Dabei handelt es sich eher um eine schlecht begründete Annahme manichäisch-augustinisch glaubender Katholiken, Maria sei so heilig gewesen, dass jede normale eheliche Beziehung unvorstellbar wurde. Man war fromm, wenn man Sexualität in jeder Form mied, oder wenigstens so tat als ob. Jesus hat dagegen ‚nur’ gefordert, dass die Ehepartner zu keiner Zeit Verlangen nach anderen zulassen - und das ist, wie jeder weiß, kein Selbstläufer. In Spanien galt es in den Tagen der Reformation noch ausgesprochen verdienstlich und gut vor Gott, bei Ketzerverbrennungen anwesend zu sein, das Brennmaterial heranzuschaffen, sowie den Maurisken, Juden und selbst einander das Leben zur Hölle zu machen. 
In seiner Summe war solches ‚Guttun’, natürlich exakt das Gegenteil der Lehre und der Erwartungen Jesu, denn seine Frage lautete: „Ist dir bewusst... Was du einem meiner geringsten Brüder (Schwester) angetan hast, das hast du mir angetan?“ (22) Ihr kümmert euch um alles, ihr seid bis zur Kleinlichkeit genau, „... aber das Schwerste im Gesetz, ... die Barmherzigkeit ...setzt ihr hintenan.“ (23) Sie fühlten sich anscheinend erst dann gut, wenn sie einander bestraften. Nonnen, die das Gelübde der Keuschheit gebrochen hatten, - manchmal mit dem Beichtvater in seiner selbstgewählten Funktion als Verführer, - wurden unmenschlich hart bestraft, gelegentlich eingemauert.




Doch Werke der Bigotterie und der Askese können Gott nicht dienen, behauptet das Buch Mormon, in dem es sagt: “wir stehen nur dann im Dienste Gottes wenn wir unserer Mitmenschen dienen.“ (24) Damit befindet es sich im Kontext der Bergpredigt: erfreue deine Mitmenschen, - redet nicht nur vom Guten, tut es. Dieses Wort: „Tue es!“, erscheint allein im Matthäus-Evangelium 23 mal. Dagegen war das, auch von Luther als unsinnig bezeichnetes Sammeln von Reliquien, vor dem 4. Jahrhundert so gut wie unbekannt. Zu den ersten Reliquienverehrern und - sammlern („toter Ding“, Luther) gehörte die Mutter Kaiser Konstantins, Helena, die sicherlich in guter Absicht, eine große Förderin jenes Scheinchristentums wurde, dem die Symbole des Glaubens bald wichtiger erschienen, als der von den ersten Christen vertretene Glaube daran, dass man seine Religion zu leben hat. Es ist ohnehin an der Zeit Helenas Schilderungen von der Auffindung des Kreuzes Jesu, 300 Jahre nach seinem Tod, entschiedener zu hinterfragen. Nachzufragen ist auch, warum die Christen der ersten drei Jahrhunderte gar nicht daran dachten das Kreuz zum Gegenstand ihrer Verehrung zu erheben und warum sie sich, selbst nach Konstantins angeblicher Kreuzesvision, noch weitere 100 Jahre weigerten, das Kreuzessymbol in ihre Kirche zu tragen. Erst nach dem Konzil zu Ephesus, 431, sollte das geschehen. (25) Zu bedenken ist, dass der Veranlasser dieser gravierenden Änderung, der schließlich siegreiche Kopf dieses Konzils, Cyrill von Alexandria, immer noch unter der Anklage schwerster Menschenrechtsverletzungen steht. Da liegt der dringende Verdacht der Anstiftung zum Mord in mindestens einem Fall vor, der Volksverhetzung, der aktiven Bestechung, der Hehlerei u.a. schwerer Vergehen. Die Verteidiger Cyrills von Alexandria sehen sich der Frage gegenüber, warum gerade er das Symbol der Todfeindschaft gegen Jesus zum zentralen christlichen Zeichen bestimmte. So weit wie zu blicken ist, vergrößerte das Kreuz bestehendes Elend. Selbst der berühmte Christoph Kolumbus benutzte es, u.a. um illegal „Besitz“ von der Neuen Welt zu ergreifen.


Dieses Kreuz ging den größten Verbrechen voraus. Es führte zur „Christianisierung“ der Indianer, mit dem Resultat von Millionen Toten. Die im 5. Jahrhundert erfolgte ‚Verchristlichung’ des Marterinstrumentes Kreuz ist aus mehreren Gründen abzulehnen.
Obwohl wahr ist, dass Jesus gekreuzigt wurde, um uns den Ausweg aus dem Dilemma unserer nicht wieder gut zu machenden Übertretungen und der Sterblichkeit zu zeigen, indem wir ihm gehorchen, bewirkte die Kreuzesverehrung kaum mehr als Aberglauben.

Kreuzzügler. Wo sie hinkamen war das Elend.

Auch das ist ein Grund warum Mormonen in ihren Tempeln und Gemeindehäusern keine Kreuze aufstellten.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit sind Kreuze antichristlich, sie sind Erbe der römischen Legionen, denen seit Jahrhunderten mit ihren Feldstandarten Kreuze X vorangetragen wurden.
Mit Helenas Erfindung der Geburtsstätte Jesu verhält es sich sehr wahrscheinlich so, dass sie zwar moderndes Holz in Palästina fand, aber alles andere als das Originalkreuz.
 Es handelt sich um einen Betrug.  So verhält es sich möglicherweise mit dem Platz der Geburt Christi. Als sei der Ort von Bedeutung!  ließ Helena über der angeblichen Geburtsstätte eine Memorialkirche errichten.
Den guten Geist der Brüderlichkeit, der den Mormonen heilig ist, konnte sie mit dem Errichten von Steinen nicht fördern. Sie haben sich immer gezankt die angeblichen Jesusverehrer, ob dieses oder jenes Skelett eines Heiligen echt war oder nicht, als ob es darauf angekommen wäre, wessen Knochen das sind.
Mormonen haben keine heiligen Stätten, außer ihrem Zuhause in dem der Geist des gegenseitigen Verstehens und des ständigen Bemühens um eine gute Ehe zu führen und eine glückliche Familie zu bilden, von Bedeutung ist.
Bis heute streiten christliche Priester, manchmal sogar handfest um den Vorrang in fragwürdiger Verehrung. Leider handelt es sich bei dem folgenden Pressebericht nicht nur um eine reißerische Geschichte sondern um eine Darstellung von sich wiederholenden Realitäten unserer Tage:
„Bizarre Szenen spielten sich am Donnerstag in der Geburtskirche in Bethlehem ab: Rund 50 Geistliche in schwarzen Roben gingen mit Besen und Eisenstangen aufeinander los. Der Streit zwischen armenischen und griechisch-orthodoxen Priestern hatte sich aufgrund von Reinigungs-arbeiten in der Basilika entfacht - die Armenier fühlten sich von Leitern der Griechisch-Orthodoxen gestört. Erst palästinensische Polizisten konnten die Schlägerei beenden. Zwei Polizisten und fünf Priester wurden im Krankenhaus behandelt. Die Geburtskirche zählt zu den heiligsten Orten des Christentums…” (26) Nicht nur ‚Mormonen’ meinen, Helena und Konstantin hätten, mit ihrem anders gearteten Verständnis von Religion, Jesus Christus das Konzept verdorben. Bevor Luther in Worms 1521, sein berühmtes Schlusswort sprach, mit dem er den Kaiser stark beeindruckte, stellte er diese große Aussage in den Raum: „Die Autorität von Papst und Konzilien allein überzeugt mich nicht, da sie offenkundig oft geirrt und gegen Schrift und Vernunft gestanden haben.”

Martin hätte diese Behauptung gut begründen können, denn er kannte die Geschichte der Konzilien, aber, er konnte nicht wissen, was erst die moderne Forschung herausfand, nämlich dass die Kirche nach dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, nicht von Christen, sondern im Wortsinn von Kaiser Konstantin ins Leben gerufen wurde, auf Kosten der Kirche Christi: „In Nicäa … befolgte die Kirche die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen... (27) Deshalb nahm sie mehr und mehr diesen unappetitlichen Ausdruck an, den niemand übersehen kann, der hinschaut. In Nicäa wurde der Rest an Klarheit zerstört, - nicht umgekehrt: „Namhafte Persönlichkeiten, wie Bischof Basilius, Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325, zu Nicäa, ... verglichen die nachkonziliare Situation sogar mit einer Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte, infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.“ (28) Wären Luther die Details, wie uns, bekannt gewesen, er hätte den ersten 4 Konzilien der ‚ökumenischen’ Christenheit nicht den Rang einer Heiligen Schrift verliehen.
Im Grunde wissen alle, wer Konstantin war.


Bild Wikipedia: Kaiser Konstantin (285-337)
Er „... machte sich (in Nicäa) zum Herrn der Kirche. In ihre Streitigkeiten griff er entscheidend ein und verteilte mit geschickten Fingern Recht und Unrecht. ... im Handumdrehen füllte sich der Hof des Kaisers mit einer Menge von Persönlichkeiten, die mit ihrem Christentum Geschäfte machen wollten. Edlere Naturen konnten neben ihnen kaum noch hervorkommen. (Sie) zogen sich angewidert zurück. Die siegreiche Kirche“ (kam hervor.) (29) „...Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte: ... nach dem ihm vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Die Diener Gottes, die Kleriker unterstützen den Kaiser, den Knecht Gottes dabei, das gottgewollte Friedensreich herbeizuführen. Das Konzil ist ein repräsentativer Staatsakt, aber der Staat, der sich ihm darstellt, ist die von Konstantin geführte Kirche (!), das Reich der Zukunft.“ (30) 


Auf der Spitze der größten Kirche aller Länder weht die Fahne des Mörders seiner Familie Konstantin
„Giraldillo ist die den (christlichen) Glauben darstellende weibliche Figur mit der Fahne Konstantins.“ Baedekers Reiseführer, Spanien, 5. Auflage, 1992. S. 584
Dieses Reich der Zukunft, dass dem damals einflussreichsten Mann der europäischen Welt vorschwebte, diese Mixtur aus der Soldatenreligion des Mithraismus, plus einiger aus dem Christlichen entlehnter Elemente konnte so nicht überleben, weil es auf Eidbruch, Gewalt und Täuschung gegründet worden war. Also zerfiel es, allmählich. Allerdings gab es am Rande noch jahrhundertlang christliche Gemeinden die sich einigermaßen vor dem zerstörerischen Hauptstrom schützen konnten.
Ludwig Hertling beschreibt - mit Imprimatur des Vatikans - in seiner „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740 - die Gesamtsituation um und nach 400, nachdem das Konstantinische sich innerhalb der Kirche mehr und mehr breit machte: „Auf die Zeit der großen Kirchenväter (Athanasius, Hieronymus, Ambrosius, Chrysostomus, Augustinus, Gregor von Nazians, Epiphanius usw. G. Sk.) folgten Jahrhunderte ohne Glanz. Die Kirche, und mit ihr die europäische Geschichte tritt, nachdem sie noch soeben durch leuchtende Landschaften gereist ist, in einen dunklen Tunnel ein, der nicht enden zu wollen scheint...Viele Umstände haben zusammen gewirkt, um die antike Welt in diesen Zustand der Ohnmacht oder Erstarrung zu bringen, der zeitweise einem wirklichen Sterben ähnlich sieht...“ ‚Die Kirche’ starb tatsächlich, und mit ihr die Stadt und das Reich Rom. Auf den Trümmern entstand eine ganz andere Welt. Verwegene, lieblose Männer nannten sich Päpste und hielten ein gerettetes Fell hoch, hängten es sich um und behaupteten, sie wären jetzt das Lamm.

Martin Luther und Jan Hus lebten in dieser anderen, tatsächlich unchristlichen Welt, Mormonen sagen: sie lebten in der Zeit des Abfalls.
Das ist ja die Ursache warum Gott, der Vater Jesu Christi, einschritt. Er und sein Sohn erschienen Joseph Smith, nicht um seine Neugierde zu befriedigen, sondern um den Grund für die Wiederherstellung der Urkirche zu legen.
Das wäre zu Zeiten Jan Hus und Luthers noch nicht möglich gewesen. Die Umstände waren damals verheerend:
„...Wenn die Kirche dem armen Laien wenig bot, so hatte sie dafür einen zureichenden Grund: die Mehrzahl der Geistlichen besaß auch nicht viel mehr von Lehre und ...Inhalt des Glaubens. Das Amt des Bischofs war völlig verweltlicht. Ihre Weiber, Gelage, die Jagd... waren ihre Tagesinteressen. Es gab Kirchenfürsten und Äbte die kein Latein verstanden und nicht lesen und schreiben konnten. Nicht viel besser erging es der Mehrzahl der Mönche und der Plebanen, den Pfarrgeistlichen, denen vorzugsweise die Seelsorge für die Laien oblag. Wenn sie beim Gottesdienst Gebete und Reden lateinisch lesen mussten, so buchstabierten sie mürrisch, ohne Verständnis des Sinnes und der Worte, ihnen selbst war barbarisch, was sie beteten, und das galt für natürlich, weil jeder Müßiggänger und faule Bauch sich in den Priesterstand drängte." (Bezug: Nic. De Clamengis De praesulibus simoniacis, ed J.M. Lydius, 1613, p. 165). Der Franziskaner Bernhard Baptisè klagte in einer Predigt, die er auf dem Konzil in Costnitz vor den Kirchenfürsten und der versammelten Geistlichkeit Europas hielt: „So schlecht sind unsere Geistlichen geworden, dass schon fast die ganze Geistlichkeit dem Teufel verfallen ist.“ (Bezug: v.d. Hardt, Con.Const. T.I.P. XVIII. P.880 sq)... die hussitische Bewegung begann mit dem Zorn und Ärger über unredliche Gewaltakte der kirchlichen Partei... im Jahr 1392 wurde das Jubeljahr auf dem Vissegrad verkündet, von Latäre bis zu Kreuzerhöhung wallfahrtete zahlloses Volk zu den heiligen Stellen durch die Städte von Prag, spendete und beichtete und erhielt dafür reichlichen Ablass. Großes Geld nahm die vornehme Geistlichkeit ein, die Beutel der Armen wurden leer. Die Einnahmen musste der Erzbischof mit dem König Wenzel teilen... (31)

Entschieden hatten Kaiser Konstantin und seine christlichen Kollaborateure die verheerend breite Schneise durch die Kulturlandschaft geschlagen. Es war so, dieser Imperator hatte die Parole ausgegeben: Macht weiter so! Die ebenfalls weit von Jesu hinweg-gekehrten Haupterben des konstantinischen Reiches, Konstantin II., Konstanz und Konstantius, legten nur wenige Monate nach dem Tod ihres Vaters zutage, von wem sie gelernt hatten. Beim ersten Anlass stürzten sie sich, wie verhungernde Löwen aufeinander. Der katholische Constanz, vernichtete seinen 24jährigen Bruder Bruder Konstantin II., 340, nur weil dieser in Italien Truppenbewegungen angeordnet hatte. Es gab fortan in den Metropolen Roms kaum Unterschiede zwischen weltlicher und kirchlicher Politik. Die Ziele, wie die Handlungsweisen, waren grundsätzlich dieselben. ‚Papst’ Damasus bewies schon im Jahr 366, dass er strikt konstantinisch dachte, als er - der Athanasianer (der Nicäner) - seine Streitmacht mit Brechstangen und Streitäxten gegen den nichtnicänischen, arianisch glaubenden Nachbarbischof Ursinus aussandte. Was zählte, war für den neuen Christentyp der momentane Erfolg. Jesus hingegen wollte, dass die Menschen in die ferne Zukunft blickten: „Was hülfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewönne, und nähme an seiner Seele Schaden?“ (32)

Jesus wies wiederholt daraufhin, was geschehen würde, wenn materielle Werte, wie Macht und Geld in seiner Kirche höchster geistiger Werte zu wichtig werden, - und Kaiser Konstantin hatte viele Privilegien und Geld zu bieten: „Der gute Hirte gibt sein Leben für die Schafe. Der bezahlte Knecht aber, der nicht Hirt ist, und dem die Schafe nicht gehören, lässt die Schafe im Stich und flieht, wenn er den Wolf kommen sieht.“ (33) Diese Aussage steht unübersehbar im Gegensatz zu den Aktionen der von Konstantin geführten „ecclesia militans“, deren führende Kleriker er unter Gewährung steuerlicher Vorteile und anderer Privilegien direkt und indirekt in seinen Dienst gestellt hatte. (34)

Im Dienste des Gottes Jesus Christus zu stehen verlangte schon immer eine gewisse Opferbereitschaft und Selbstlosigkeit, es verlangt von denen die dienen wollen, dass sie Gedankenzucht üben und unentwegt nach mehr Verständnis vom Evangelium und damit Mitgefühl für die Nöte anderer trachten.
Zank in Glaubenssachen kann es unter Christen nicht geben, Meinungsverschiedenheiten sehr wohl.
Wir sind Martin Luther dankbar, doch einiges verstehen wir anders.

Quellen:

(3) 86. These
(4) „Ich (Jesus) werde dir (Petrus) die Schlüssel des Himmelreiches geben, was du auf Erden binden wirst, das wird auch im Himmel gebunden sein, und was du auf Erden lösen wirst, das wird auch im Himmel gelöst sein.“
(5) Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Georg Ohm Verlag, Paderborn, 1970, S.15
(6) Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. S. 390-391
 (7) Maike Vogt- Lüerssen „Begegnungen mit Zeitgenossen der Renaissance“
(8) 82. These
(9) James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II. 3:4
(10) Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 337 
 (11) Wachsmann, „Die Dokumentenplattform: Luthers Verteidigungsrede auf dem Reichstag zu Worms.“
(12) Tischreden, Bd.III. S. 175
(13) Dieter Wyss, „Kain: Phänomenlogie und Psychopathologie des Bösen“, Königshausen & Neumann,1997: „Llorentes, Sekretär der spanischen Inquisition berichtet, gestützt auf Archivmaterial, Torquemada habe 10 220 Menschen lebend verbrannt, sowie mit Unterstützung Ferdinands und Isabellas 114 300 Familien für immer ruiniert.“ 
(14) Die evangelische Kirche zu Ebersgöns: (2009): „Hus war auf dem Konstanzer Konzil zum Ketzer erklärt und zum Tode verurteilt und am 6. Juli 1415 verbrannt worden. 1531 schrieb Martin Luther: "S. Johannes Hus hat von mir geweissagt, als er aus dem Gefängnis im Böhmerland schreibt: Sie werden jetzt eine Gans braten (denn Hus heißt eine Gans) aber über hundert Jahren werden sie einen Schwan singen hören, den sollen sie leiden."
(15) Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 339 „Sieben Jahre, bevor Luther die Reformation begann, war ihm das Bild des großen Mannes im Traum erschienen und hatte die Zweifel seines aufgeregten Herzens beruhigt.“
(16) Jakobusbrief 2: 14 
 (17) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz:
„1559 wurde Carranza von der Inquisition, dessen Mitglied er selbst lange gewesen war, in Torrelaguna bei Madrid verhaftet und in der folgenden Nacht nach Valladolid gebracht... Obwohl er an den Papst appellierte, blieb Carranza 8 Jahre in spanischer Haft, bis er auf Befehl Pius' V. nach Rom gebracht wurde, wo er noch 9 Jahre in der Engelsburg in Untersuchungshaft saß. Die Inquisition und Philipp II. verzögerten den Fortgang des Prozesses, der endlich nach 17 Jahren durch Gregor XIII. zum Abschluss kam. Die Ketzereien, deren Carranza angeklagt war, konnten nicht bewiesen werden.“
Carranza hatte gewagt Kaiser Karl V. auf dem Totenbett, mit Worten zu trösten die den Lauschern lutherisch geklungen hatten.
(18) Habakuk 2: 4
(19) Sprichwörter 31: 8-9
(20) z.B. 2. Nephi 9: 14 wir werden in der Auferstehung „eine vollkommene Kenntnis all unserer Schuld und unserer Unreinheit und Nacktheit haben, und die Rechtschaffenen werden eine vollkommene Kenntnis ihrer Freude und ihrer Rechtschaffenheit haben, denn sie sind mit Reinheit bekleidet, ja mit dem Mantel der Rechtschaffenheit.“
 (21) Genesis 2: 18 „Dann sprach Gott, der Herr: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein bleibt, ich will ihm eine Hilfe geben“... Eva.
(22) Matth. 25: 40
(23) Matth. 23: 23
(24) Mosia 2: 17(25) Jan, Thomas Otte, „Evangelischer Kirchenbote seit 1848“ für die Pfalz, Nr. 13, 2007 „Das Christentum hat im Jahr 431 das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“
(26) „Kurier“ Wien vom 17. Januar 2008 
(27) Heinz Kraft Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 S. 81 ff
(28) Bischof Koch (katholische) Pfarrblätter, vom Oktober 2008.
(29) Pfarrer E. F. Klein „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“, Berlin, Ackerverlag, 1930, S. 144
(30) Heinz Kraft, „Konstantins religiöse Entwicklung“, 1954, Heidelberg - Uni Greifswald, S. 89 u 99
(31) Gustav Freytag, Bilder aus der deutschen Vergangenheit“ Zweiter Band. Leipzig, S. 218-219, 223
(32) Markus 8:36
(33) Joh. 10: 12
(34) Ch. Müller Albert-Ludwig-Univ., Freiburg i. Breisgau „Kurialen und Bischof, Bürger und Gemeinde in der gallischen Stadt des 4. bis 6. Jahrhunderts“ 2003, S. 15
Ebenso:
Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens“ Fr. Schiller Universität, Jena, 1976
(35) Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007
(36)  Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung

Bildquelle: Wikipedia

P.S. Übrigens, viele Theologen weisen äußerst kritisch auf das Joseph-Smith-Zitat hin:

Gott war einst ein Mensch und der Mensch kann wie Gott werden“

Das sei geradezu der Beweis für Gotteslästerung seitens der Mormonen.
Es ist peinlich! Sie haben anscheinend keine Ahnung, dass Dr. Martin Luther und sogar Papst Benedikt XVI. dasselbe lehrten:

...der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“ (35)



Nikolai Krokoch zitiert Tuomo Mannermaa der darauf verweist, dass das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde. Also wird Macht machtlos, damit die Schwachheit mächtig werde. Der Logos zieht unsere Form und Gestalt, unser Bild und Gleichnis an, damit er uns mit seinem Bilde, mit seiner Gestalt und seinem Gleichnis bekleide. Also wird die Weisheit töricht, damit die Torheit Weisheit werde, und so in allen anderen Dingen, die in Gott und in uns sind, sofern er in all dem das Unsere annimmt, um uns das Seine zu vermitteln.“ Luther nimmt hier den Vergöttlichungsgedanken des Hl. Kirchenvaters Athanasius auf… (36)