Montag, 7. November 2016

Geschichtskrtische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (8) 4. Jahrhundert Gerd Skibbe

4.      Viertes Jahrhundert

4.1  Konstantin und sein diokletianisches Ideengut
4.2  Das erste ökumenische Konzil zu Nicäa spaltet die Christenheit
4.3  Heiden und Christen verehren Konstantin
4.4 Christen verfolgen Christen
      4.4.1        Ursinus und Damasus von Rom
      4.4.2        Ambrosius von Mailand
      4.4.3        Kaiserberater Ambrosius Todfeind des Arianismus und der Goten
      4.5.4        Das authentische Glaubensbekenntnis der arianischen Goten
      4.6.5        Bischof Priscillian von Avila

       4.1 Konstantin und sein diokletianisches Ideengut

1. Konstantin 
(etwa 280-337)

Die russisch-orthodoxe Kirche und nicht nur sie betrachtet den Auftraggeber zur Ermordung seines Sohnes Crispus als einen Heiligen. Auch die Großkirchen widmen ihm Gedenk- und Ehrentage: katholisch und evangelisch 21. Mai. Sie nennen ihn “den Großen”, während andere bezweifeln, dass dieser eiskalt kalkulierende Machtmensch auch nur das geringste Gute zugunsten der Alten Kirche getan hat. Im Gegenteil!. Darum geht es, das festzustellen – oder zu widerlegen.
Geboren wurde Konstantin wahrscheinlich um 280. „Die Zeitangaben sind sehr unsicher.“ (1)  Prof. Wolmeringer „Konstantin-Artikel“ vom 05.03.07 im Internet 
Mutter Helena stammte angeblich aus einfachen Verhältnissen inmitten des Balkangebietes. Sein Vater war der römische Offizier Constantius (Chlorus), der ebenfalls nicht auf eine große Herkunft verweisen konnte, doch wegen seiner Fähigkeiten wiederholt avancierte. 
Sie lebte mit diesem als gutmütig, tapfer und intelligent bekannten Soldaten mit seiner riesigen Hakennase anscheinend unverheiratet zusammen. Der Schock sollte die schöne Helena treffen, als sie erfuhr ihr Geliebter müsse sie nach fast fünfzehn Jahren der Gemeinsamkeit verstoßen, wenn er das Angebot des Seniorkaisers akzeptiert Unterkaiser des Westens zu werden. Um standesgemäß dazustehen habe er dann Theodora die Tochter des 2. Mitkaisers der Tetrarchie, Maximian, unter Diokletian zu heiraten.
Der Gutmütige verzichtete nicht auf den Machtzuwachs und auch nicht auf Theodora, entgegen Helenas Erwartung.
Es wird nicht zu Unrecht gesagt, eine Frau ertrüge es, ihren Mann sterben zu sehen, nicht aber, dass er sie einer anderen wegen verlässt.
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Helena (250-329) auf einer Münze und Constantin Chlorus (ca. 250-306) seit Konstantins 13. Lebensjahr Mitkaiser der römischen Tetrarchie unter Diokletian


Flavia, Maximiana Theodora, rechts die Göttin der Frömmigkeit

Die beiden Damen sollten bald, in Trier, wahrscheinlich in einer Zusammenkunft der dortigen Christengemeinde aufeinander prallen.

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Maximian (240-310). Siebzehn Jahre nachdem Maximian seinen machtsüchtigen Schwiegersohn Konstantin großmütig in seine Familie hineingezogen hatte, wurde er von ihm genötigt, sich zu erhängen, zwei Jahre später, 312, zieht Konstantin in die Schlacht gegen seinen Schwager, Maxentius von Rom. 12 Jahre nach diesem Skandal besiegt er einen anderen Schwager, Licinius, “ließ ihn erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn totschlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er 326 ermorden...” (2) Ökumenisches Heiligenlexikon  
Konstantin durfte 293 seinem Vater nicht folgen, der Herr über Britanien, Gallien (weite Teile Frankreichs) und Hispanien (iberische Halbinsel) werden sollte. Kaiser Diokletan bestand darauf ein Faustpfand in seiner Hand zu halten, damit Constantin Chlorus nicht, wie sein Vorgänger Carausius, auf den Gedanken kommt, sich mehr Macht anzueignen, als ihm zusteht.
Sohn Konstantin lernte früh, besonders in Nikomedien am Kaiserhof, wie regiert wird, römisch zu denken und zu glauben.
Für Konstantin war es selbstverständlich, dass jeder Kaiser Roms gottgleich ist. Das hörte er unentwegt und er sah wie sie ihm opferten, so wie er selbst Kaiseropfer darbrachte. Entweder durfte Konstantin in Nikomedien mit seiner Mutter zusammenwohnen, oder sie hat ihn dort besuchen dürfen.
Sie war klug, prägte ihn. Er verehrte sie lebenslänglich. Vielleicht war sie der einzige Mensch den er je geliebt hat. Helena muss schon früh erahnt und erfühlt haben, welche Kraft im Christentum steckte.
Wegen des antiken Gottkaisertums altrömischer Herrscher ist es angebracht auf den damaligen Glauben der Mitglieder der noch einigermaßen intakten Frühkirche hinzuweisen. Dazu gehört die Lehre einer möglichen "Vergottung" derer, die die Gebote halten. In jedem Menschen steckt das Potential ein Gott zu werden. Alle Mitglieder der alten Kirche wussten um das bis heute überlieferte, (auch bei Luther erwähnte Athanasiuszitat):
„Christus das göttliche Wort wurde Mensch, damit der Mensch vergöttlicht wird.“ (3) Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007

Und sie kannten den Preis. Dieses von Gott gesetzte Endziel aller Menschen, wenn sie es denn in guter Weise anstreben und sich auf die Verdienste Christi verlassen, war damals Hauptlehre, wie die Forschung längst weiß.
Vermutlich kamen schon Jahre vor Konstantins Geburt in Helenas Pferdewechselstation Missionare der bereits uneinigen Kirche.
Möglicherweise haben sie Helena belehrt, sie sei eine Tochter Gottes, der im Himmel, hoch über den Sternen wohne und unvergleichlich herrsche. Sie sei, wie ihre Mitmenschen, aus ihrem königlichen ewigen Vorherdasein zur Erde geschickt worden mit dem wichtigen Auftrag, die tief verborgen liegende göttliche Wahrheit zu finden.  Wenn die Suche danach denn zu ihrem Lebensziel würde,  könnten sie "Auserwählte" werden. Dies sei etwas das nur wenigen gelingen wird, weil der Pfad dahin schmal und eng sei. Das jedenfalls habe Jesus gesagt. Darin, und in der Botschaft vom Auferstandenen, lag das Besondere aller intensiv missionierenden christlich-gnostischen Gruppen. Es ging ihnen darum, gerade diese Erkenntnis von der Präexistenz aller Menschen, (die nach Adam geboren wurden), zu vermitteln. Vornean stand die Bedeutung der Erkenntnis durch persönliche Offenbarung. Immer wieder hieß es:

Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” (4)
3)   K. Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler u Amelang, Leipzig, 1977, S. 139111 

Verse wie diese klingen Mormonen sehr vertraut. Gegen Ende des 3. Jahrhunderts gab es noch keine Kreuztheologie, Zu dieser Entwicklung sollte Helena später einen entscheidenden Beitrag leisten, der erheblich anzufragen ist. Sie erzählte Jahrzehnte später der Menscheit ein Märchen und selbst kritisch Denkende schenkten ihr Glauben. Sie hätte nachdem es dreihundert Jahre in der Erde lag das originale Kreuz des Erlösers in Jerusalem gefunden. Wahrscheinlich glaubte sie an ihr Fantasieprodukt, schließlich seien sie und ihr Sohn "Auserwählte". Sie hatte gesucht und gefunden.
Um das Jahr 300  war es seitens der meisten Missionare jedoch wichtiger, zu erklären, dass der mit Gott verwandte Mensch tugendhaft leben muss.

Nicht auszuschließen ist, dass sowohl Helena wie Konstantin Kenntnis vom Inhalt des syrischen Perlenliedes hatten.
Zu dieser Zeit stand der Inhalt des syrischen Perlenliedes, das um 180 verfasst wurde, allen aus dem Osten stammenden Christen in die Seele geschrieben, denn männlich oder weiblich geboren, sie bezogen es buchstäblich auf sich.   Konstantin könnten Aussagen wie die folgenden bestätigt haben, dass zumindest Menschen wie er auf himmlische Ahnen verweisen dürfen.
“Als ich ein kleines Kind war und im Hause meines Vaters wohnte und am Reichtum und der Pracht meiner Erzieher mich ergötzte, sandten mich meine Eltern aus dem Osten, unserer Heimat, mit einer Wegzehrung fort...
Für seine Reise wird der Königssohn bestens ausgestattet... zurücklassen muss er allerdings sein Strahlenkleid. Dann wird ihm sein Auftrag erteilt.
… Wenn du nach Ägypten hinabsteigst und die Perle bringst die im Meer ist das der schnaubende Drache umringt, sollst dein Strahlenkleid wieder anziehen und deine Toga, die darüber liegt, und mit deinem Bruder, unserem Zweiten Erbe in unserem Reiche werden…
In Ägypten angekommen, vergisst der Königssohn seine Herkunft und seinen Auftrag und dient dem fremden König. Davon erhalten die Eltern des Königssohnes Kunde.
… Und sie fassten den Beschluss über mich, dass ich nicht in Ägypten gelassen werde und sie schrieben mir einen Brief, und jeder Große des Reiches setzte seinen Namen darauf:
„Von deinem Vater, dem König des Ostens und deiner Mutter, der Herrscherin des Ostens.
Und von deinem Bruder, unserem Zweiten, Dir, unserem Sohn in Ägypten, Gruß!
Erwach und steh auf von deinem Schlaf und vernimm die Worte unseres Briefes,
Sieh die Knechtschaft: wem du dienst erinnere dich, dass Du ein Königssohn bist
Gedenke der Perle, derentwegen Du nach Ägypten gegangen bist. Erinnere Dich Deines Strahlenkleides, gedenke Deiner herrlichen Toga.“
Der Brief erreicht den Königssohn in Gestalt eines Adlers. Er flog und ließ sich nieder neben mir
und wurde ganz Rede. Bei seiner Stimme und der Stimme sei erwachte ich und stand auf von meinem Schlaf, nahm ihn und küsste ihn, und ich löste sein Siegel und las.
Und ganz wie es in meinem Herzen stand waren die Worte meines Briefes geschrieben Ich gedachte, dass ich ein Königssohn sei und meine Freiheit nach ihrer Natur verlange.
Ich gedachte der Perle, derentwegen ich nach Ägypten gesandt ward, und ich begann zu bezaubern den schrecklichen und schnaubenden Drachen. Ich brachte ihn in Schlummer und Schlaf, indem ich den Namen meines Vaters über ihm nannte und den Namen unseres Zweiten und den meiner Mutter, der Königin des Ostens und ich erhaschte die Perle und kehrte um, um mich nach meinem Vaterhaus zu wenden.“
Als der Königssohn sein Strahlenkleid zurückerhält, kommt es zu einem eigentümlichen Erkenntnisprozess.
Wohl erinnerte ich mich nicht mehr seiner Würde, weil ich es in meiner Kindheit in meinem Vaterhaus gelassen hatte, doch plötzlich, als ich es mir gegenüber sah, wurde das Strahlenkleid ähnlich meinem Spiegelbild mir gleich, ich sah es ganz in mir, und in ihm sah ich mich auch mir ganz gegenüber so, dass wir zwei waren in Geschiedenheit und wieder eins in Gestalt... Ich neigte mein Haupt und betete an den Glanz des Vaters, der mir das Kleid gesandt hatte.“ (5)  Text: Walter Rebell, „Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992 K. Beyer ein großkirchlicher Exeget kommentiert geradezu "mormonisch": 
Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat...
Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”

Ob Helena sich von der neuen Religion trösten lassen wollte?
Wahrscheinlich kannte sie darüber hinaus auch anders geartetes christliches Ideengut aus ihrer frühen Jugendzeit, wenn auch nur bruchstückhaft. Sie wird Konstantin von dem gekreuzigten Gott Jesus Christus erzählt haben. Was für ein Bild: ein gekreuzigter Gott als Sieger. Das bot für sie und ihn Anlass zum Nachdenken: ein Sieg noch im Tod, ein Sieg sogar über den Tod! Das vermag nur eine absolute geistige Gottheit.
Der Knabe und junge Mann Konstantin hörte davon auch aus autorisiertem Mund, während  er am Hof Diokletians, in Nikomedia,  heranwuchs. Fast ein Jahrzehntlang sah er wie frei die Christen mit den paganen Priestern und Gläubigen umgingen.
Nikomedia im Nordwesten heutiger Türkei, Kaisersitz Diokletians 
Mutter und Sohn haben  in Nikomedien, mehrere Christen, wie den Gelehrten Laktanz kennen und schätzen gelernt. Laktanz wurde im Jahr 303, etwa sechzigjährig und obwohl Christ, vom Oberkaiser Diokletian als Lehrer der Redekunst an den Hof berufen.
Viele bewunderten seine klaren Worte und Bilder, seinen Glauben an  das Fortleben der Seele (des Geistes) indem er sagte:

Konstantin, gleichgültig was geschah, hat den großen Gelehrten und Idealisten nie vergessen.
Um 312 oder 315 wird er ihn als Lehrer seines Sohnes Crispus an den Hof in Trier rufen.
Selbstverständlich besuchte der Elitechrist Laktanz  die  Gemeinde, der Jesusgläubigen Nikomediens, die bereits über ein in unmittelbarer Hofnähe liegendes, ansehnliches Gemeindehaus verfügten und zwar zu einer Zeit,  als sich die Christen Roms noch in Bretterbuden versammelten.  (6) Christoph Müller, Inaugural Dissertation Albert-Ludwig-Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“

Konstantin gefiel es, dass Laktanz forderte:
 "Der Lehrer muss die von ihm gelehrten Tugenden auch selbst vorleben." (7) Jochen Walter "Pagane Wertvorstellungen bei Laktanz" Vandenhoeck u Ruprecht

Die Selbstdisziplin jedermanns ist es, die den Staat zusammenhält. Gott muss von jedem einen gerechten Lebenswandel fordern.
Diese Kerngedanken durchzogen die christlichen, aber auch die paganen Gottesdienste.
Kritisch nachdenklich betrachtete Konstantin die Lehre der nikomedischen Gemeinde von Jesus als dem 2. Gott.
Er selbst neigte zum Henotheismus. Irgendwie war es wohl zutreffend, dass sie alle zu einem Gott zusammenflossen. Allerdings beunruhigten ihn die Unstimmigkeiten und Denkschwierigkeiten die aus solcher Annahme bervorkamen.
Wie sich zeigt, hatte Konstantin sich nie zu einem klaren Gottesbild durchringen können.
Sicher ist, dass Helena eigene Ideen hegte. Ihren Sohn dagegen beschäftigte die Grundüberzeugung an eine "absolute geistige Gottheit" bis an sein Lebensende. Denn auf eben diese Formulierung kommt es ihm viele Jahre später, 325, in Nicäa an. (8) Adolf von Harnack, Dogmengeschichte
Sehr aufmerksam verfolgte er die Texte der Gottesdienste die zu Ehren des Kaisers gehalten wurden.
Istanbul - Museo archeol. - Diocleziano (284-305 d.C.) - Foto G. Dall'Orto 28-5-2006.jpg Diokletian (244-311)

Diokletian war der „dominus et deus“. Ein Lobredner schwärmte: 

der Du denen gleichst die Dich zeugten, durch sie regierst Du die Welt unvergleichlich, Du der diis geniti et deorum creatores, der von den Göttern gezeugte und Erzeuger von Göttern...in Dir leben die numina von Jupiter und Hercules - wir rufen Dich an, wir rufen Dir zu, jeden Sieg zu erringen ist uns heilig und mit uns bist Du der praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel. Wie wir auf Erden durch Dich glücklich werden, so als gelangten wir in Deine Gegenwart, stehen wir heute im Adyton - dem Allerheiligsten und spenden Dir unsere Treue. Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich...Deshalb gleiche der Kaiser dem Gebieter des Weltalls.“ (9)   Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“

           Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber
"in solchem Fall hielt ein Jupiterpriester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien." (10) ebenda
Dass der Kaiser und sein Gemälde eins seien, dass Diokletian eins war mit Gott, war eine Vorstellung die Konstantin einerseits nicht logisch erschien, andererseits bot sie ihm ein Denkmodell, das Zukunft haben sollte, wenn auch eine unglückliche, die unter Christen Hass stiften sollte. 
Zunächst galten  Kaiser Diokletian die Christen, obwohl sie für ihn beteten ihn aber nicht als ihren Gott anerkannten als geachtete Persönlichkeiten. Doch da sie an Zahl und wegen ihrer Grundsatztreue an natürlicher Macht zunahmen, riefen sie zunehmend die Eifersucht der Paganen herauf. Diese Wirkkraft der Christen einerseits und andererseits der geifernde Neid einiger paganer Priester bildeten einen scharfen Kontrast, was zu einem schweren Konflikt führen musste.
Man hätte es voraussehen können, obwohl sich die Christen mäßig zurückhaltend verhielten. Es gärte im Glaubensraum. Immer mehr Leute glaubten den noch ehrenamtlich wirkenden christlichen Priestern. Sie seien wahre Idealisten. 
Obwohl noch weit davon entfernt liturgische Kleidung zu tragen  (11) Hertling, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ „... erst ab 589 gibt es liturgische Kleidungsstücke... Noch im Jahr 4o3 wurde es dem Patriarchen von Konstantinopel als Eitelkeit ausgelegt, dass er sich beim Gottesdienst ein eigenes Festgewand anlegen ließ...“ 
gingen sie bis zu jenem verhängnisvollen 23. Februar  303 am Kaiserhof Diokletians, selbstbewusst wie die Nobilissimi.
Das konnte den Berufspaganen nicht gefallen. Ihre Gelegenheit kam als Diokletian, dieser auch in Konstantins Augen, abergläubische alte Mann, vor einer Schlacht eine Eingeweideschau anbefohlen hatte:

„Die Schau der Haruspices vor Diokletian misslang. Der Priester sagte, die Götter zürnten ihm wegen der Anwesenheit unheiliger Personen. Damit waren die Christen gemeint. Daraufhin mussten alle Beamten des kaiserlichen Palastes den römischen Göttern opfern, oder sie wurden ausgepeitscht... Auch bei einer Befragung des Apollo-Orakels in Milet antwortete der Gott seinen Priestern, dass die Christen die Beziehung zu den Göttern störten. Daraufhin ließ der Kaiser in Nikomedia eine christliche Kirche niederreißen und deren heilige Bücher verbrennen. In einem Dekret, von 303, ordnete er an, in der ganzen Provinz sollte die Gebetshäuser und Bücher der Christen zerstört werden, die Christen sollten aus allen Ämtern entlassen werden und ihre Privilegien verlieren. Als nun noch im Palast ein Brand ausbrach, wurden die Christen dafür verantwortlich gemacht.“ (12) Anton Grabner, Haider, Johann Maier, „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

Die Welle der Verfolgung lichtete die Reihen der Treuen. Laktanz und viele andere bedeutende Christen mussten vor dem plötzlich wieder religiös aktiven Diokletian in den Westen flüchten. Konstantin sah die Trümmer der Christengemeinde und ihre zerstörte Kapelle. Es berührte ihn. 
Mehr Änderungen standen vor der Tür. Kurz vor dem Ableben seines schwer herzkranken Vaters, Constantin Chlorus, gelang auch ihm die Flucht. Er traf seinen Vater noch lebend an.

Stattlich in seiner Erscheinung und von großer Ausstrahlung sah und empfing ihn die Westarmee erwartungsvoll.
Umgehend, nach dem Tod des Vaters erhoben die Generäle Sohn Konstantin zum Cäsar, in jene Position die sein Vater 13 lange Jahre eingenommen hatte.

Er begründete „seinen Herrschaftsanspruch mit seiner Abstammung vom Staatsgott Constantius Chlorus, den er divinisieren und konsekrieren ließ... Konstantins Vater war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel." (13) Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich - KGSaur, 2001, S 196


Kopf der Kolossalstatue Konstantins, Kapitolinische Museen, Rom
Er selbst wollte und sollte nun Gott auf Erden werden. Das könnte er bereits gedacht haben als er noch an Kaiser Diokletians Hof als Geisel für die Loyalität seines Vaters Constantin Chlorus leben musste, dass er schließlich eins war mit dem Gott des Schlachtens Sol Invictus, störte die meisten Christen, aber eben nicht alle. Insgeheim bestritt kaum jemand unter den gut Informierten, dass er ein Tyrann übelster Sorte war.
Gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten, ließ er im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen, etwa in einer Arena in Trier.“
Alle wussten es:
... auch mit der Zivilbevölkerung kannte er keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ (14) Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007
ebenso Wikipedia:
"... so wurden die gefangenen Frankenkönige Ascarius und Merogaisus 307 zur Feier eines Sieges in der Arena lebendig wilden Tieren vorgeworfen."

Was sich ihm, auch nur dem Anschein nach, in den Weg stellte wurde zermalmt, denn er trachtete ohne jegliche Rücksichtnahme nach dem höchsten Glück. Am Kaiserhof Diokletians hat er sein Hochziel bereits in seiner Jugend vernommen:
Der Kaiser gleiche dem Gebieter des Weltalls.“ (Demandt)
Konstantin hat es auf seine Weise verstanden.
Solche Sätze haben Langzeitwirkung.
Im Jahr 309, wurde ihm dann, nach den Worten und dem Bericht eines Lobredners eine Vision im schönsten Apollotempel Galliens zuteil. Dort waren ihm Sol Apollo und die Göttin des Sieges, Victoria, erschienen. Sie verhießen ihm jene dreißigjährige Herrschaft, die er tatsächlich durchleben sollte.
Sie, nicht Christus, gaben  ihm die Siegeszeichen XXX. Seine Priester hatten ihm Ähnliches bereits zuvor  eingeflüstert:
„Du bist der Sol Invictus, - der unbesiegte Sonnengott - . An dir haben wir uns aufgerichtet. Du, Augustus, bist es! Du hast uns erleuchtet.“ (15) Vittinghof „Konstantin der Große“

In diesen Zeichen sollst du siegen! Du Konstantin! Deine Herrlichkeit . Andererseits gab es bei Hofe und in seinem Heerlager einflussreiche Persönlichkeiten wie den spanisch-afrikanischen Bischof Hosius und Eusebius von Cäsaräa, die ihn christlich bekehren wollten. Klug, jedoch nicht immer ehrlich, wenn er zu schmeicheln begann, doch anscheinend immer in bester Absicht, nutzte Eusebius von Cäsaräa jede sich ihm bietende Gelegenheiten auf gewisse Ähnlichkeiten der Grundansichten hinzuweisen. Mit zunehmendem Alter lobte Eusebius den Kaiser mit umso größerer Ergebenheit. Bis er ihn kurz vor seinem Ende sogar mit dem Messias vergleicht. Um 335 nennt er Konstantin schließlich den ‚Engel Gottes’ den ‚Führer und Herr’, das ‚Werkzeug Gottes’, das ‚Ähnlichkeiten mit dem Logos’ (Christus) aufweise. (16) Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel (381)“
Er brachte damit auch die fernab vom Hof lebenden Bekenner der Lehre Christi in schwere Verlegenheit. Seitdem Imperator Domitian (81-96) darauf bestand als „Herr und Gott“ angesprochen zu werden, fürchteten sie sich längst vor dem vorausgesagten Tag an dem sie „zur göttlichen Verehrung des Kaisers gezwungen würden.“ (17) Präambel der Einheitsübersetzung zur Offenbarung des Johannes.
Ein Verwirrspiel wurde aufgezogen, Daten wurden verwischt. In welcher Reihenfolge Wichtiges geschah ist noch immer nicht klar.
Was sich an jenem denkwürdigen Tag, dem 28. Oktober 312, am Vorabend der hochwichtigen Schlacht, gegen seinen Schwager Maxentius zutrug, und was Konstantin wirklich gesehen hat ist, wissen wir nicht. Dass, das Rho schon 312 eine Rolle spielte ist wenig wahrscheinlich, weil es auf den Feldzeichen der Armee erst 324 erscheint. Es hieß: „In diesem Zeichen sollst du siegen!“ Du Konstantin! Nicht die Kirche. „In hoc signo vincens!“ „Dieses“ Zeichen ist das des Querholzes über der senkrecht stehenden Lanze als Teil des Feldzeichens (des Labarums) der Legionäre des römischen Imperiums. Dieses Zeichen wurde seit Generationen von Kaisern im Feldlager beim Altar aufbewahrt. Später wurde das, ab 327/328 leicht verändert dargestellte X, als „Christusmonogramm” bezeichnet, weil nun das griechische P (Rho) mitten durch das X ging.
Üblicherweise glauben Christen, Konstantin hätte in einer Vision das Kreuzeszeichen oder das Chi-Rho als Christogramm gesehen, - als Zeichen des Christentums. Doch einen Bezug zum Christentum hatte es von Anfang an nicht. Zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Chi Rho schon in jüdischen Schriften auftaucht und die Bedeutung von ‚fertig’ oder ‚brauchbar’ hatte. (18) Seeliger „Die Verwendung des Christogramms durch Konstantin im Jahr 312“ - Untersuchungen kath. Theol. Uni Tübingen

Eusebius versucht uns in seinem fragwürdigen Bericht, den er erst viele Jahre später erstellte weiszumachen:
„Während der Kaiser inbrünstig flehte, erschien ihm (am 27. Oktober 312) ein wunderbares göttliches Zeichen. Hätte ein anderer von einer solchen Erscheinung berichtet, so würde man ihm gewiss keinen Glauben schenken, da sie aber der siegreiche Kaiser uns, die wir diese Geschichte schreiben, lange Zeit nachher, als wir seiner Freundschaft und seines Umganges gewürdigt wurden, erzählte und seine Worte durch Eidschwüre bekräftigte, wer sollte da Bedenken tragen, dieser Erzählung nicht zu glauben. Er versicherte zur Mittagszeit, als bereits der Tag sich neigte, schwebte am Himmel ein aus Feuer bestehendes Kreuz, über der Sonne. An ihm sei die Inschrift befestigt gewesen: "In diesem Zeichen sollst du siegen!" ("In hoc signo vincens!") Mit eigenen Augen hätte er das gesehen. Über diese Erscheinung habe ihn und das ganze Heer, welches ihn auf seinem Marsche begleitete und das Wunder schaute, Staunen ergriffen. Mit Tagesanbruch stand der Kaiser auf und teilte seinen Freunden das Wunder mit. Darauf ließ er Goldarbeiter und Juweliere kommen, setzte sich mitten unter sie, beschrieb ihnen die Gestalt des Zeichens und befahl ihnen, in Gold und Edelsteinen dasselbe nachzubilden... Dieses Zeichens unseres Erlösers bediente sich der Kaiser später als Schutzmittel gegen jede sich ihm entgegenstellende feindliche Macht und ließ es später allen seinen Heeren vorantragen.“ (19) H. J.Friedrichs, "Weltgeschichte eine Chronik"


Prof. Stemberger wiegelt ohnehin ab:
„Eusebius‘ Bericht über die Anfertigung des Feldzeichens lässt sich kaum mit der Situation unmittelbar vor der Schlacht gegen Maxentius in Einklang bringen..." (20) Stemberger, „2000 Jahre Christentum",

Vor 326 kennt niemand diese Geschichte. 14 Jahre Schweigen, bei solcher Wichtigkeit des Ereignisses? So oft kommt das ja nicht vor, dass Gott vom Himmel herab eine Botschaft sendet. (Auch wenn Kaiser Konstantin es gewohnt war mit den Unsterblichen, z.B. im Apollotempel umzugehen.) Vittinghoff korrigiert denn auch Eusebius dahingehend: Konstantin hat sich
 „...in den vielen Selbstzeugnissen, die seinen unmittelbaren Umgang mit Gott und seine göttliche Auserwähltheit betonen, nie auf das gallische Lichtwunder berufen ... Konstantin hat im Jahre 312 keine ‚Bekehrung‘ im Sinn eines plötzlichen inneren Wandels seiner religiösen und geistigen Haltung erlebt, jedoch unbestreitbar von Anfang an dem Kreuz (X, G. Sk.) als magisches Zeichen der göttlichen Hilfe den Sieg an der milvischen Brücke (Ponte molle) zugeschrieben....” (21) Vittinghoff, „Konstantin der Große“ , 1966

Raffael malte was Zeitgenosse Eusebius von Cäsaräa in seiner Kirchengeschichte schildert: „En touto nika“ Das Kreuz mit der Umschrift: „En touto nika“ kann Konstantin und seine Armee so und direkt neben der Sonne nicht gesehen haben. Kein Soldat hat je davon berichtet. Der moderne Konstantin-Historiker Ramsey MacMullen, schrieb:
"If the sky writing was witnessed by 40,000 men, the true miracle lies in their unbroken silence about it" (22) Ramsey MacMullen, “Constantine”

Zu beachten sind auch
„die beiden unterschiedlichen Halterungen der Kolossalstatue Konstantins zu Rom, im Palazzo dei Conservatori, die fragmentarisch erhalten blieb „…und die mit dem von Eusebius beschriebenen Standbild identisch sein dürfte…ihr „lassen sich gleich zwei rechte Hände zuordnen. Dieser Tatbestand ist wohl damit zu erklären, dass noch während der Regierung Konstantins die rechte Hand und damit auch die Insignie, die von dieser Hand getragen wurde, ausgetauscht (!) worden ist…(denn) das Feldzeichen war in der römischen Armee ungleich bedeutender als alle Schilddekorationen: Die ganze Soldatenreligion verehrte Feldzeichen, betete Feldzeichen an, schwor bei den Feldzeichen, zog die Feldzeichen allen Göttern vor, … (23) Bruno Bleckmann "Konstantin der Große”

Doch trotz Hinzufügung der Schlaufe bleibt dieses X, das Zeichen des Sol Apollo, das Konstantin im Apollotempel gesehen hat. Ihm, dem Gott Sol Apollo, schrieb er seinen militärischen Erfolg zu, wie der Triumphbogen zu Rom beweist.

Andererseits könnte er doch schon, im Oktober 312, unter Anleitung ein gewisses Sternbild betrachtet haben – oder was wahrscheinlicher ist, Konstantin sah eine Halo

Bild einer Halo von   Dr. T. Haist Uni Stuttgart "Optische Phänomene im Natur und Alltag"

Konstantin könnte, - vielleicht -, am Abend des 28. Oktober des Jahres 312 mehr als zuvor christenfreundlich gedacht haben. Konstantin betete und es hat den Anschein, dass er in sein Gebet ein Versprechen einflocht: er werde, wenn er gegen die beängstigende Übermacht seines Rivalen und Schwagers Maxentius, den Sieg davonträgt, seinen Christen mehr Freiheit verschaffen, - trotz nicht weniger Bedenken die ihn gelegentlich anschlichen. Wie er selbst nach der großen Wahrheit strebte, so möge jeder für sich selbst herausfinden, was ihm mehr einleuchtet, und demgemäß darf jeder römische Bürger die Religion wählen die ihm als die richtige erscheint. Das würde er gewähren, allerdings unter einer Voraussetzung, natürlich, jeder Freie muss bedingungslos anerkennen, dass er Kaiser und Herrscher von Gottes Gnaden ist, nämlich „Gottes Stellvertreter auf Erden.“ (24) Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“
Man hatte ihm mitgeteilt: als Cäsar Galerius, der große Ziehsohn Diokletians vor einem Jahr starb, lauteten seine letzten Worten richtungweisend und wider alles Erwarten klar: ‚Sagt dem Christen Laktanz, seine Gebete mögen dem helfen, der mir nachfolgt“ wenngleich kaum jemand die Christen mehr gehasst hatte als Diokletian und Galerius. Natürlich haben die Heiden immer an die Kraft der Gebete geglaubt. Auch Konstantin.
„Sol Apollo, Du gabst mir die Verheißung drei volle Jahrzehnte meiner Herrschaft. Drei Jahre ist es her. Ich bedarf deines Segens mehr denn je!“
Konstantins Gebet, von Eusebius übermittelt, unterstellt, es sei Christus gewesen, an den er sich wandte. Doch das ist unglaubwürdig. Eusebius sagt wunschdenkend: „Konstantin hat (am Abend des 27. Oktober) Gott angerufen, den Gott seines Vaters Constantinus Chlorus ….“  (25) VCI 28
Konstantinus Chlorus stand jedoch in der Glaubenstradition anderer römischer Kaiser. Nach dessen Tod,

"… 306, hob Konstantin das strikte, noch von seinem Vater Constantin Chlorus ausgesprochene Versammlungsverbot für Christen auf." Bettina von Engel : „Konstantin und seine Familie in Trier“ (26)  Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007

Konstantin tat es, sechs Jahre vor der  Schlacht an der milvischen Brücke, wahrscheinlich seiner Mutter zu Liebe, die wie die legitime Witwe des Constantin Chlorus, Theodora, schon zuvor die Zusammenkünfte der Trierer Christen besucht hatte. Bettina von Engel schreibt: Konstantins Mutter „ zwang Theodora, die legitime Witwe des Constantius Chlorus samt ihren Kindern rachsüchtig, die Stadt zu verlassen.“

312 indessen ist Konstantin weiterhin ein pragmatischer Heide der selbstverständlich Monotheist war. Er habe „Gott“ angefleht, ihm in bevorstehenden Kampf gegen Maxentius, den angeblichen Tyrannen von Rom, beizustehen.“ Keinem Christen Roms wäre, solange er an den Christus der „Frohbotschaft“ glaubte, je in den Sinn gekommen den altrömischen Sol Invictus anzurufen, wenn er Christus meinte, denn Sol Invictus ist Sol Apollo und dieser ist Mithra. Ihre Begleiterin nennt sich Victoria. Victoria indessen steht für den Sieg im Krieg, während Jesus, wegen seiner Lehre von der Rechtschaffenheit, der Friedefürst genannt wird.  Zu alledem passt nicht die große Anfrage:   Wer bin ich? Was hast du mir bestimmt? Bist du in mir?
 „Sol Invictus: ich bitte dich, „offenbare mir wer ich bin! Reichst du mir deine Rechte zum bevorstehenden Kampf?“ (27) Schlange-Schöningen „Konstantin der Große und der Kulturkampf“

Eusebius von Caesarea schrieb in seiner "Vita Constantini" (und zwar viele Jahre, nachdem das Ereignis stattgefunden haben soll und nachdem er (Eusebius) sich, 325, auf dem sogenannten 1. ökumenischen Konzil beim Kaiser zeitweilig wegen seiner originistischen Grundhaltung unbeliebt gemacht hatte): 

" Er (Konstantin) bedachte, dass er einer mächtigeren Hilfe bedürfe als sie ihm die Soldaten zu bieten hätten. Er rief in seinen Gebeten den Gott seines Vaters an und flehte zu ihm, er möge ihm zu den bevorstehenden Kämpfen hilfreich seine Hand reichen. Da habe er, der Kaiser, wie er selbst berichtete, oben am Himmel das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet, erblickt und dabei die Worte gelesen: "Durch dies siege!" Der Kaiser, in der Überzeugung, Gott habe ihm diese Erkenntnis übermittelt, ließ eine Fahne mit dem Zeichen herstellen und seinem Heer vorantragen. Dadurch errang er den Sieg über Maxentius..."

Der Grundwiderspruch lag damit offen zutage: Er selbst wollte der Sol Invictus sein und betete zur gleichen Zeit: offenbare du mir die Wahrheit. War er zwei in Eins? Diese Ungereimtheit sollte in Nicäa, 325, ins Christliche hinein transportiert werden, indem Konstantin autoritär homousios an die Stelle von homo i usios setzte, was zur Folge hatte, dass es die Christen verunsicherte.

Konstantin war Henotheist. Irgendwie war er mit den Göttern wesenseins. Er war das Bild des Sol Invictus. Ein Jahr später lässt er das belegen, wie diese Münze zeigt.

Bild Wikipedia: Diese nach seinem Sieg über Maxentius geprägte Münze zeigt Konstantin und den Gott den er kurz vor der Schlacht um Gelingen angerufen hat: "Sol Invictus".

Der idealisierte Konstantin, Mosaik in der Hagia Sophia

Bild und Text Wikipedia: Konstantin der Große 307-337 als Sol Invictus. Geprägt ca 309-310 in Lugdunum. Sol stehend mit dem Gesicht nach rechts, rechte Hand erhoben, den Globus in der linken. Die Weltmacht winkt dem Sieger an der milvischen Brücke.
Unter einer Bedingung wird ihm die im schönsten Apollotempel schon 310 verheißene Weltherrschaft zufallen: Konstantin läßt die traditionellen römischen Götter in Sol Invictus zusammenfließen. (Henotheismus) In diese Vielfachverbindung wird Jesus Christus eingebunden.


Sol Invictus und er  sind Verbündete, sie sind eins, wesenseins (griech. homousios)

 Nach seinem Sieg an der "milvischen Brücke" widmete der Kaiser konsequenterweise seinen Triumphbogen und sogar eine Münze dem "Gott seines Vaters", mit dem er sich noch viele Jahre lang identifizierte:


 Konstantins Triumphbogen
Während des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa ging es vor allem um diesen Begriff. Kein anderer hatte für den Kaiser mehr Bedeutung. es handelte sich dort um die das "Christliche" betreffende Frage:  
Ist Jesus Gott wesensgleich (homousios) oder nur wesensähnlich (homoiusios)
Konstantin zwang den Bischöfen seine Formel und damit seinen Geist, seine Grundansichten auf.
Eigentlich hätte sich jeder logisch denkende seit je fragen müssen, warum der mit Sol Apollo liierte Kaiser ausgerechnet den Bischöfen die "wahre" Gotteserkenntis aufzwingen musste.

Dieser Begriff Jesus sei mit dem Vater wesenseins oder wesensgleich wird in Nicäa zum neuen Schlachtruf den vor allem die USamerikanischen  Baptisten aller Kategorien gegen "Mormonen" bis ins 21 Jahrhundert als Brandfackel tragen: "Mormonen sind gefährlich! Sie sind keine Christen, weil sie nicht nicänisch glauben" (28) „Momonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith A. Mohler, Warren Smith, Bill Keller  

In Nicäa, 325, vollzog sich der Wandel:  (homousios hieß es fortan wodurch Gott Vater und Gott Sohn Jesus Christus ihr menschliches Gesicht verloren. Homoiusios "wesensähnlich" waren sie zuvor. Der "Raub des Jota" hatte sie unerkennbar gemacht)  


Bild Wikipedia:  Apollon-Sol mit 7-strahliger Gloriole des Heliosrömisches Bodenmosaik, Tunesien, spätes 2. Jahrhundert Man kann verstehen, aber nicht billigen, wenn Eusebius von Cäsarea erklärt: Konstantin weise Ähnlichkeiten mit dem Logos (Christus) auf“

Eusebius müsste doch erkannt haben, dass Kollaboration mit dem Kaiser Abfall vom Original, d.h. Abfall von Gott bedeutete.
Statt sich zu distanzieren gibt er nach, und nicht nur er!
      

Freitag, 4. November 2016

Geschichtskrtische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (7) 3. Jahrhundert Gerd Skibbe

       3. Jahrhundert

       3. 1 Hippolyt (170-235) und Origenes (185-254) sowie ihr späterer Verderber Ambrosius von     Mailand (337-397)

       Noch gab es die Kreuz- und Bluttheologie nicht, aber schon eine zunehmende Zahl von Menschen die sich danach sehnten den Märtyrertod zu sterben, weil dies der schnellste und scheinbar sicherste Weg zu sein schien in den Himmel zu kommen.  Ob auch Origenes wenigstens zeitweise so dachte ist nicht sicher. Als gesichert dagegen gilt, dass einige diesen Tod mit herbeigeführt haben, obwohl es Christenlehre war, alle Zeit des Lebens als kostbar zu betrachten und  sie sinnvoll im Sinne der Charakterbildung zu nutzen. Nebenbei gesagt: neuesten Schätzungen zufolge, „erlitten bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts… weniger als eintausend Christen den Märtyrertod.“ (1) Gerd Lüdemann, „Wer war Jesus“
Wenn man von zehn Generationen seit Christi Tod ausgeht, mal durchschnittlich allerdings höchstens 250 000 Mitgliedern handelte es sich innerhalb der 270 jährigem Christengeschichte insgesamt um zweieinhalb Millionen Menschen die Christen wurden, und nicht etwa sieben Millionen oder mehr. Diesen etwa zweieinhalb Millionen stehen weniger als 1000 Opfer gegenüber.  Ob das viele oder eher wenige waren, ist Ansichtssache. Die Anzahl zweieinhalb Millionen kommt  jedoch der historischen Wahrheit näher, als die Annahmen die weit darüber hinausgehen.
Erst um 325 existierten 1 800 Gemeinden mit höchstens je 200 Mitgliedern, eher unter 100, woraus sich maximal  eine momentane Summe von 360 000 Christen ergibt. Dieser Berechnung liegen Grabungsergebnisse zugrunde, welche die Winzigkeit der Versammlungsstätten  belegen, sowie die Tatsache, dass ier Leiter  solcher Gruppen unter 100 Aktiven Bischöfe genannt wurden.
Hier ist gleich anzumerken, dass Kaiser Konstantin alle Bischöfe nach Nicäa einlud auf Staatskosten anzureisen. Laut Unterschriftsliste folgten 11 Prozent Bischöfe oder andere Zeichnungsberechtigte, - also 220 Männer der verlockend erscheinenden Einladung. Die überwältigende Mehrheit hatte „den Braten“ der bereits bereit stand, vermutlich gerochen.
Zu den Erkenntnissen der Christen der vornicänischen Zeit  - sowie der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT – gehört, dass der Sinn des Erdenlebens darin besteht: Erfahrungen zu sammeln, Gutes zu tun und die eigene Persönlichkeit positiv zu formen.  Die Ersten Christen wussten, wie die Mormonen, sie sind buchstäbliche Geistkinder Gottes. Sein Potential ist in ihnen. Sie haben es unter den Bedingungen der Gottesferne zu entfalten. Christus gab, völlig anders als etwa die Protestanten meinen, das Gebot: Du hast mit den dir eigenen Talenten fleißig zu arbeiten. Tust du es nicht, kannst du nicht die dir zugedachten, ewigen Segnungen Gottes erlangen. (2) Matth. 25 „…Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ 
Immer wieder wagen es selbst hochgeschätzte Theologen, „Mormonen“ dafür zu tadeln, dass sie auch dieses Gebot Christi ernst nehmen, obwohl sie sich damit in der Tradition der Lehren der Frühkirche befinden: So behauptete der von Herrn Dr. R. Hauth beeinflusste Schweizer Bibelbreis im Internet unter: am 30. Aug. 2012:

 „Die Sündhaftigkeit des Menschen und die Rechtfertigung durch Christus werden (bei den Mormonen) in einen optimistischen Fortschrittsweg des Christen verfälscht." (3) www.bibelkreis.ch/themen/Mormonen Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Sekten der Neuzeit"

       Hier liegt mehr als ein harmloses Missverständnis vor. Hier wird offensichtlich, dass derzeitige     Christenlehre – du kannst zu deiner Errettung nichts beitragen - grundfalsch ist, denn das Christusgebot „ihr sollt vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“, verlangt von uns im Licht zu mehr Licht und Liebe fortzuschreiten. Christi Lehre ist die des Tuns, des Guten. Er ließ keinen Zweifel aufkommen:

      „Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des (Vaters) Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. (4) Joh. 7: 17

       Erst im Umsetzen der Lehren Gottes wird das Gewissen des Menschen Stille erlangen. Der das gebotene Gute Tuende  wird innewerden, dass es die Wahrheit ist. Um das Innewerden geht es.  Mormonen nennen diesen Vorgang; sein persönliches Zeugnis erlangen. Wenn du im Innersten deines Seins erfährst, es war richtig so gehandelt und gedacht zu haben, dann willst du auf diesem Weg der dir auch Freude bereitet und deinen sittlichen Willen stärkt, fortschreiten.

Im „Dialog des Bardesanes“ (etwa) im Jahr 200 heißt es:

„dass das Christentum eine neue, alle völkischen Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung, (ist) der sich die Menschen von sittlichem Willen freudig unterstellen... diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit als einer Lösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen“ (5)  Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

Demgegenüber stehen die Realitäten der Kirchengeschichte, die seit 380 auch europäische Geschichte sind. Per Definition frühkirchlicher Selbstverständlichkeit kann es sich nicht um Christen handeln,  sondern im Geist Konstantins agierende Menschen, die bis an die Zähne bewaffnet gegeneinander ins Feld ziehen und zwar bis in die Gegenwart hinein. Noch im 2. Weltkrieg handelte es sich immer wieder um ganze Armeen der Briten, der Franzosen, der Deutschen, Polen usw. die sich zu fast 100 Prozent aus angeblichen Christen rekrutierten, vor allem trifft das auch auf die Zeit des 1. Weltkrieg zu. Ganz zu schweigen was zuvor geschah.

 „jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“ (5) Weber „Jugendlexikon Religion“, rororo,  Rowohlt,  1988
Die Religionskritik darf und muss hier ihren Hebel anzusetzen, aber sie ist nicht zu diesem Pauschalurteil berechtigt, „die Religionen (seien) als Projektion menschlicher Wünsche… (aufzufassen)“ (6) Gerd Lüdemann, Spiegel
Dümmeres habe ich selten gehört. Wer das sagt ignoriert nicht nur, er verleugnet die Gesamterfahrung der Menschheit, mehr, so jemand schließt von seiner eigenen fragwürdigen Denkweise auf anderer Menschen Unlogik.

      „Die Christen (damaliger Zeit gingen)... nach den Versammlungen auseinander als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen… Sie strebten nach Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit“ (6) Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

      „Nach Lactanz ist Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit.“ (7) Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

       All das zeigt ihre Nähe zu Origenes, besser gesagt zum Frühverständnis des Begriffes Christentum:

       „Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (8) H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“

       Wieder weist der Finger der Wissenden auf das Jesuswort von der Perfektionierung des Menschen, die allerdings niemals unter Zwang stattfinden kann. Wer das Individualrecht minimiert ist Antichrist. Ohne Frage, Ambrosius hat es gut gemeint, als er mit Cunctos populos den Start zur Vernichtung der antiken Welt gab und noch schlimmer indem er sein Einparteiensystem – die alleinige Daseinsberechtigung der katholischen Religion ins Zentrum der noch einigermaßen christlichen Welt mit staatlicher Gewalt hineinpresste. Er gehört zu den Zerstörern jenes Rechtes, das Gott den Menschen gegeben hatte. Er jedenfalls werde niemanden zum Guten zwingen. Das betonte Origenes. Ambrosius hinterließ Ruinen im Großen und Scherben im Kleinen. Er und sein Freund Augustinus von Hippo bahnten der mörderischen Inquisition den Weg. Im 20. Jahrhundert haben die Hitleranhänger, die Leninisten, Stalinisten, Maoisten mit ihrer Einparteienherrschaft, wie Ambrosius von Mailand zwar die alte Welt zerschmettert, aber keine bessere hervorgebracht. Sie können kann es nicht wiedergutmachen. Aber wir haben hoffentlich daraus gelernt.

       Hippolyt brachte es auf den Punkt. Er gab den Prüfstein:

       „Auf die Erkenntnis der Wahrheit müssen ... immer die Taten der Liebe folgen!“ (9) A. Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

Diese Hippolyt Statue gilt als echt

       Die Griechen standen entsetzt da als sie, noch zu Lebzeiten des Ambrosius von Mailand, seitens der Ecclesia militans das Gegenteil von Liebe über sich ergehen lassen musste. Hass der Christenmönche traf ihre Tempeldiener. Das geschah auch infolge einer Verfügung des Kaisers Theodosius I. Sie erlaubte z. B. Bischof Theophilus, im Jahr 391, die Tempel der Hellenen zu Alexandria zerstören zu dürfen. Alles solle nach seinem, Bischof Theophilus Gutdünken geschehen! Das solches Barbarentum Kaiser Theodosius Wille war, erscheint sehr fragwürdig. Es gibt keinen Beleg dafür. Noch aber lebte und wirkte Ambrosius von Mailand, ohne dessen Genehmigung nichts Wesentliches im Reich passierte!
       „…Als (Bischof) Theophilus diese Erlaubnis erhalten, wandte er Alles an, um die Mysterien der Hellenen zu beschimpfen, und er reinigte das Mithreion und warf das Serapeion nieder, und die phönizischen Mysterien des Mithreions verhöhnte er öffentlich...Als nun das Übel gestillt war, kamen dem Theophilus zur Zerstörung der Tempel der Präfect von Alexandria und der Anführer der Truppen zu Hilfe. Die Bilder der Götter aber wurden zu Bechern und zu anderen Bedürfnissen der Kirche von Alexandria eingeschmolzen, (obwohl) der Kaiser die Götzen zum Unterhalt der Armen geschenkt hatte... Dieser Tempel – Serapeion - war aber an Schönheit und Größe der glänzendste, auf einer Anhöhe gelegen. . Von den Wänden des Innern Heiligtums glaubte man, dass sie zuerst mit goldenen Platten überzogen seien, darüber mit silbernen und zuletzt mit ehernen, die zum Schutze der edlen Metalle dienten...“ (10) Full text of „Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte“ übers. von Friedrich Wilhelm Unger, Wien,1878,

       „Ambrosius, Bischof von Mailand, beginnt alle Tempel seines Gebiets zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt Theodosius die Christen, die zur heidnischen Religion zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In Konstantinopel werden der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt.... „  (11) Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes“ Athen 2 000
Wikipedia: Concordiatempel: Bischof Gregorius von Agrigentum ließ den Tempel im Jahre 597 in eine christliche Basilika umwandeln
Der noch von Hippolyt und Origenes wohl bewahrte Geist des Urchristentums wich vor der Gewalt. Unrecht durfte geschehen, wenn es angeblich der Kirche nutzte. Origenes hatte wieder und immer wieder angemahnt, dass Gott der Vater von seinen Kindern erwartet das ihnen übergebene Licht zu wahren und zu verbreiten. Origens und Hippolyts Feinde kamen aus den eigenen Reihen. Großkirchliche Theologen wissen, dass Origenes (185-254) unabweisbar anerkannter Bewahrer des originalen christlichen Lehrgutes war. Wenn  einer der ca. 1500 Bischöfe seiner Zeit anders lehrte als die anderen Glaubensbewahrer, dann wurde er als Schiedsrichter angerufen. Der unbestechliche Hippolyt von Rom stand ihm als Freund zur Seite. Origenes war fast immer fähig abweichlerische Älteste und Bischöfe zum genuinen Lehrgebäude der Kirche Jesu Christi zurückzuführen. Hippolyts rüdester Gegenspieler war Bischof Callistus I. Er sammelte in seiner Gemeinde die Unzufriedenen, die von Hippolyt gemaßregelten, wodurch er seine Gemeinde zahlenmäßig sehr vergrößerte. Dieser Mann peilte etwas an, das man später als Papstamt bezeichnete.
       Noch waren es erste, zaghafte Versuche für die Kirche zu Rom die Führungsrolle zu gewinnen, was damals andernorts jedoch – in Antochia, Jerusalem und Ephesus - für blanke Anmaßung gehalten wurde.

       „Callistus versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren... (12) Ökumenisches Heiligenlexikon.  (wegen seines Ehrgeizes Sprecher und Herr der ganzen Kirche zu werden, hat ihn die römische Hierarchie heiliggesprochen, nicht etwa weil er ein edler Mensch war. G. Sk. )

       „Tertullian kritisierte deshalb Callistus und verhöhnte ihn als Pontifex maximus, höchsten Brückenbauer, und episcopus episcoporum, Aufseher der Aufseher/Bischof der Bischöfe - beides heute von den Amtsinhabern auf dem Stuhl Petri als Titel gebraucht. Callistus gilt als einer der aktivsten und lebensfrohesten Bischöfe von Rom.  (13) ebenda

       Es befremdet, wenn katholische Kirchenhistoriker innerkirchliche, offensichtlich hassvolle Rangeleien um die Vormacht beschönigen. Der Wahrheitsgehalt ihrer Darlegungen schwindet.
       Callistus I. sei wahrer Papst gewesen, sagen einige heute noch, dagegen wäre Hippolyt, den die Kirche ebenfalls heiligsprach, ein Spalter. Diese Aussage ist bezeichnend für diejenigen die ihren Päpsten alles vergeben haben, obwohl diese Herren als Nutznießer des Fälschertums, und  als unwürdige Streber  nach Vormacht längst von Christi Geist und Linie abgefallen waren. Das bewiesen sie durch ihre Arroganz als Ausdruck ihrer Lieblosigkeit. Callistus war Bischof in Rom zeitgleich mit Hippolyt, seit 217. Hippolyt wurde heiliggesprochen weil er als ein Mann ohne Makel und Tadel dastand. Dennoch wagt es die Hirstorikerin Christiane Laudage zu sagen:

       „Die Reihe (der Gegenpäpste) beginnt mit Hippolyt, einem Römer, der 217-235 die Kirche spaltete.“ (14) Christiane Laudage „Kampf um den Stuhl Petri“

Wer kann nehme solchen Unfug unwidersprochen hin. Die Anklage ist ungeheuerlich, weil feststeht wie eng sich Hippolyt an die Normen hielt die in der Schrift festgehalten wurden, im Gegensatz zu Callist, den „Lebensfrohen“ und wie ernsthaft er - Hippolyt - bemüht blieb das Lehrgut seiner Kirche rein zu halten.
Als Origines 212 nach Rom reiste, hörte er eine Predigt Hippolyts. Als Schüler des Irenäus von Lyon widmete sich Hippolyt dem Abwehrkampf gegen häretische Strömungen wie der Gnosis, dem Chiliasmus, dem Adoptianismus und dem Modalismus. Vor allem die trinitarischen Modalisten Noetus und dann Sabellius waren seine Hauptgegner. Mit Bischof Zephyrinus (199-217) entfremdete sich Hippolyt vor allem wegen dessen Ernennung des Callixtus zum Diakon. Für H. war Zephrinus fortan ein Sprachrohr des Häretikers Callixtus, der die Irrlehren des Adoptianismus mit der des Modalismus vereint habe. Hippolyt … forderte zudem eine strenge Behandlung der gefallenen Gemeindeglieder…“ (15) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bautz
(Da liegt der Schwerpunkt… in der schriftgemäßen Behandlung der Übertreter.  Alles andere ist Wortgeklingel. G.Sk)
„…Als Callixtus …zum Bischof gewählt wurde, konterte Hippolyt mit dem Schisma und ließ sich zum Gegenbischof wählen.“ (16) ebenda
(Das hätten wir bitte etwas genauer beschrieben, was heißt das, er ließ sich zum Gegenbischof wählen?  In einer Großstadt von 800 qkm Ausdehnung muss es mehr als eine Gemeinde gegeben haben. Wer je an einem Sommertag in Rom war versteht das auf Anhieb. G.Sk.)
„…Zu der Beschuldigung Callixtus I. (217-222) als Häretiker kam der Vorwurf der Laxheit wegen seiner großzügigen Kirchenpolitik. ...Wegen der Strenge seiner Kirchenzucht fiel nach kurzer Zeit ein großer Teil der Anhänger Hippolyts ab, so dass sich sein Einfluss auf den Umkreis einer Schule beschränkte.“(17) ebenda
(Der offensichtliche Tatbestand des Abfalls einer Anzahl der Gemeindemitglieder unter Hippolyt spricht nicht zu Gunsten dieser Leute. Ich selbst würde ja auch, wenn ich noch blutjung wäre und die Wahl hätte, einer laxen Kirchenzucht den Vorzug geben. Mal hier ein wenig flirten, mal dort ein paar nicht ganz saubere Geschäfte abwickeln. G. Sk.)
Es muss hinterfragt werden, was andere Quellen über Callist (Callixtus) preisgeben:
       „...Callistus war der Überlieferung zufolge ein von Juden verbannter Sklave, der zunächst mit betrügerischen Bankgeschäften von sich reden machte. Der erste Gegenpapst der Kirchengeschichte, Hippolyt, erhob sich gegen ihn und beschuldigte ihn... eines unlauteren Vorlebens und der Unzucht ...“ (18) Ökumenisches Heiligenlexikon

 „Was wir über das Leben des Callistus bis zu seiner Erhebung zum römischen Bischof wissen, verdanken wir allein dem meist als »Philosophoumena« zitierten dogmatischen Hauptwerk seines Gegners, des römischen Presbyters Hippolyt…. Callistus war der Sklave eines christlichen Beamten, in dessen Auftrag er auf dem Fischmarkt ein Wechslergeschäft betrieb. Wegen ungetreuer Verwaltung des ihm anvertrauten Geldes floh C. und wollte in Pontus gerade auf einem Schiff abfahren, als er im Hafen seinen Herrn, der ihn verfolgte, erblickte. C. stürzte sich ins Meer, wurde aber gerettet und seinem Herrn übergeben und kam zur Strafe in die Tretmühle. Später wurde er wegen Störung des Gottesdienstes in der römischen Synagoge auf Anklage der Juden vom Stadtpräfekten zur Zwangsarbeit in den Bergwerken Sardiniens verurteilt. Auf Fürsprache der Gemahlin des Kaisers Commodus durfte C. nach einer gewissen Zeit zurückkehren. Der Bischof Zephyrin berief ihn nach Rom zu seinem ersten Diakonus und übertrug ihm die Verwaltung des Gemeindefriedhofs, der als Katakombe von San Callisto an der Via Appia seinen Namen bewahrt. Nach dem Tod Zephyrins wurde C. 217 zum Bischof von Rom gewählt. Christologische Streitigkeiten und Differenzen in der Übung der Kirchenzucht führten zum Schisma: Hippolyt wurde von seinen Anhängern zum Gegenbischof erhoben. Er vertrat die subordinatianische Logoschristologie, die C. als Ditheismus bekämpfte. Hippolyt befehdete C. heftig wegen seiner Hinneigung zum modalistischen Monarchianismus…“ (19)  Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
Die „christologischen Streitigkeiten“ (darüber etwas später mehr) sind eher zweitrangig. Wichtig zu wissen ist, dass
„Callistus auf dem Gebiet der Bußdisziplin einen milderen Standpunkt als Hippolyt vertrat. Während man im Urchristentum nur die einmalige Buße, die Buße vor der Taufe, kannte, hielt man später die »zweite Buße« für erlaubt, durch die man für schwere Sünden Vergebung erlangen konnte. Ausgenommen waren die drei Todsünden: Mord, Ehebruch oder Hurerei, Abfall. In einem peremptorischen Edikt, das eine Streitfrage endgültig beendet, erklärte Callistus  217, er könne und wolle auch den Unzuchtssündern die Möglichkeit der »zweiten Buße« gewähren, da ihre Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft sein bischöfliches Recht sei.“ (20)  Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bautz

Bischöfliches Recht?, apostolische Vollmachten zu beanspruchen? Das man mal unter die Lupe nehmen. Es ist angebracht zu rekapitulieren: „Callistus vertrat auf dem Gebiet der Bußdisziplin einen milderen Standpunkt als Hippolyt“. Das  „Mildere“ ist eine „gute“ Vokabel um auszudrücken, dass Callistus jene Übertreter in seine Gemeinde aufnahm die Hippolyt, gemäß den Weisungen der Apostel exkommuniziert hatte. Man denke nur an Paulus Wort:
„  In Wirklichkeit meine ich, habt nichts zu schaffen mit einem der sich Bruder nennt und dennoch Unzucht treibt, habgierig ist… lästert, trinkt oder raubt… Ich will also nicht Außenstehende richten – ihr richtet ja auch nur solche die zu euch gehören Schafft den Übeltäter weg aus eurer Mitte.“ (21) 1. Kor. 5: 11-13
In der Kirche Jesu Christi der HLT wird Ehebruch mit Gemeinschaftsentzug durch ein angemessenes Kirchengericht geahndet. Wiederholter Ehebruch, Kindsmissbrauch usw., Alkoholismus, Raub  führen unweigerlich zum Kirchenausschluss. Eine Wiederaufnahme durch Taufe ist möglich, vorausgesetzt, der Übertreter zeigt echte Reue und beweist durch eine gewisse Zeit, dass er willig ist fortan die Gebote Gottes zu halten. Ausschluss vom Abendmahl bedeutet nicht, der Betreffende darf die Zusammenkünfte nicht besuchen. Im Gegenteil. Weiter führt das erwähnte Lexikon aus:
Callistus berief sich auf Matth. 16,18. (Er tut so, als hätte er apostolische Vollmachten G. Sk.) Hippolyt und die rigoristische Minderheit der römischen Gemeinde erhoben dagegen schärfsten Protest. (?? Woher weiß der Verfasser, dass es sich um eine Minderheit gehandelt hat? G. Sk.) Auch der Montanist Tertullian von Karthago bekämpfte in seiner Schrift »De pudicitia« das Indulgenzedikt Callistus und verhöhnte ihn als pontifex maximus und episcopus episcoporum…. Callist (zog sich) durch eine theologisch unklare Kompromißformel von den Monarchianern zurück und exkommunizierte Sabellius, den Führer der Modalisten in Rom. Damit beendete er den monarchianischen Streit im Abendland. Callistus wird als Heiliger verehrt. Die Berichte über sein Martyrium sind erdichtet.“ (22) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bautz
Gutes von Callistus ist eher unbekannt, außer dass er sich durch eine unklare Formulierung von den angeblich existierenden „Monarchianern“ absetzte.  „Heiliggesprochen“ wurde er, weil er „erfolgreicher“ Vorkämpfer für das Papsttum war. Ihn kümmerte nicht was Petrus, sein vorgeblicher Erster, nach dem Herrn selbst, verbindlich als Norm für alle Bischöfe gesetzt hatte:
„Leitet die Gemeinde, die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, als rechte Hirten! Kümmert euch um sie, nicht will es eure Pflicht ist, sondern aus inneren Antrieb… Tut es nicht, um euch zu bereichern, sondern aus Hingabe. Führt euch in eurem Verantwortungsbereich nicht als Herren auf, sondern aus Hingabe. Seid euren Gemeinden ein Vorbild.“ (23) 1. Petrus 5: 6
Dem muss zum besseren Verständnis des interessierten Laien hinzugefügt werden, dass Hippolyt sich im Einklang mit allen anderen Bischöfen befand… er glaubte gut urchristlich, dass Jesus ein anderer als der Vater ist, ihm ähnlich, ihm untergeordnet.  Das war es was Origenes (185-254)  bewahrt hatte. Die Ersten Christen glaubten, dass da eine Gottheit ist, die aus drei unterschiedlichen Personen besteht. Das war Tritheismus. Zumindest zu glauben, dass Sohn und Vater zwei verschiedene sind, ist Ditheismus.
Modalistische Monarchianisten  neigen überwiegend zur Annahme, Gott Vater selbst habe in der Gestalt des Sohnes am Kreuz gelitten (Modalismus oder Patripassianismus).

Viel Nebel! Aber wir sehen dennoch durch: Callistus I. und Männer wie Ambrosius formten weiter an Kaiser Konstantins Konstrukt zu Lasten der eigentlichen Christuslehren.