Samstag, 18. Februar 2017

"Die Zukunft gehört dem Christentum mormonischer Prägung" G. Skibbe Teil 2

 Wir stehen vor Gott in der Pflicht, unter Einsatz unseres Lebens, wenn es sein muss, das Recht auf die Freiheit jedermanns zu verteidigen.  Leider handelten führende Christen ab dem 4. Jahrhundert aus purem Vormachtstreben genau umgekehrt. Sie schufen das Unrechtsgesetz „Cunctos populos“. Es trat im Februar 380 in Kraft. Jede andere Religion als die nicänisch-katholische (die im römischen Reich nur einen einzigen Gott anerkannte, den Reichsgott aller, den Kaiser selbst, als „Herrgott“) wurde umgehend als unerlaubt betrachtet und konsequent unterdrückt.
Alle Völker, über die wir ein mildes, gnädiges Regiment führen, sollen (müssen) das ist unser Wille, die Religion annehmen die der göttliche Apostel Petrus den Römern gepredigt hat, und der wie wir sehen werden, auch Bischof Damasus von Rom sich anschließt...(d.h. erlaubt ist nur die 325 zu Nicäa geschaffene Staatsreligion) wer diese Gesetz befolgt soll den Namen eines katholischen Christen führen, die andern aber... sollen die Schmach ... tragen, ihre Versammlungshäuser dürfen nicht Kirchen genannt werden; sie selbst aber unterliegen der göttlichen Strafe...“
Was das in der Praxis bedeutet, können wohl nur diejenigen voll ermessen, die zu Hitlers Zeiten Sozialdemokraten oder Kommunisten waren, oder wie die nichtkommunistischen Menschen Russlands, nachdem die Bolschewiki, 1917, das Ruder in die Hand nahmen. Ein-Parteien-Systeme sind wie Monokulturen, was nicht ist wie sie, wird ausgerottet. Oder, mit einem anderen Bild gesagt: Ur- und Reichskirche verhielten sich ab Februar 380 zueinander wie viel Feuer und wenig Wasser. Sich gegen das „orthodoxe“  Diktat des „Cunctos populos“ zu stellen wurde ebenso lebensgefährlich, wie ab 1937 in Deutschland für diejenigen, die sich wie Dietrich Bonhoeffer getrieben fühlten gegen die Rassengesetze der Nationalsozialisten zu stellen. Jeder Christ der ab 380 noch glaubte, dass Jesus ein andere als sein Vatergott ist und, dass er ein Angesicht hat,  wurde als „Arianer“ beschimpft und bedroht. (Arianer sind Christen, benannt nach dem Ältesten Arius (260-337) der 325 zu Nicäa dem Kaiser die Stirn bot) Doch Cunctos populos betraf nicht nur die arianisch glaubenden Mitglieder der Kirche, sondern Schritt für Schritt zunehmend traf es Millionen freie Pagane aller Richtungen und sowieso die Manichäer, Mandäer, Montanisten, Makedonianer, Novatianer, Paulianisten uva. soweit römische Armeen die Durchsetzung des Unrechtsgesetzes garantierten. Ihre Initiatoren verdrehten ihre Augen fromm himmelwärts und im selben Nu zerschmetterten sie Christi Proklamation der Freiheit: „Ich bin gekommen den Gefangenen die Freiheit zu bringen…“
Heutige Nicäner, - das sind nahezu sämtliche Geistliche des „ökumenischen Christentums“ - hegen als ungewollte Rechtsnachfolger von Cunctos populos, eine Neigung über die erwähnten historischen Ungeheuerlichkeiten hinweg zu sehen. Einige Nicäner sind so verwegen, arianisch Glaubende, wie die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) weiterhin als gefährlich zu bezeichnen. Sie wagen es den Spieß umzudrehen. Kühn, aber ohne den geringsten Beleg für ihre Alarmrufe vorzulegen, dröhnen sie, wie ihre Vorväter seit 1 700 Jahren,  in vielen Varianten: „Mormonen sind keine Christen!“ Ist es  ihnen nicht peinlich zu bemerken, dass die Forschung immer klarer herausstellt, dass die Verteidiger des nicänisch-trinitarischen Neugottes irren, dass die Nicäner Arius fälschlicherweise der Häresie beschuldigten? Immer häufiger und energischer wird nämlich bestritten, dass Arius ein Ketzer war.  Rufmord sei es gewesen, heißt es nun. Auch Thomas Hägg bestätigt:
 "…der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." (4) 
 4 4"Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen

Noch korrigierte die „christlich – ökumenische Kirchengemeinschaft“ ihre Position nicht. Weiterhin anerkennen ihre Fürsprecher  - jedenfalls offiziell - noch nicht, dass die gegen den Arianismus und damit gegen die Urkirche zielenden Texte des Gesetzesungeheuers „Cunctos populos“ die Welt ins Elend gestürzt haben. Immer noch steht die inkorrekte Aussage, „der Arianismus sei eine der drei großen Häresien, die im Altertum die Kirche erschütterten“ (Hertling) 

Unbestritten dagegen ist, dass C.p. gegen das Toleranzedikt Kaiser Galerius von 311, sowie des Reskriptes der Kaiser Konstantin und Licinius von 313, verfasst wurde. Dennoch beharren die meisten Geistlichen der Großkirchen darauf, dass die in Nicäa erzwungene und durch Cunctos populos erhärtete Behauptung weiterhin  gilt: „da ist nur ein („Reichs“-)Gott. Wer das nicht glaubt kann nicht selig werden.“ Darin lebt jene Intoleranz die nie Teil  des originalen Christentums war. Zumindest im Sinne der Absichten des Ambrosius von Mailand geschrieben, wenn nicht von ihm initiiert, richtete Cunctos populos nichts als Schaden an, großflächig und nachhaltig. Schließlich kämpfte jeder gegen jeden. Bald herrschte nur noch die Dummheit.


Toleranz dagegen, wie Jesus sie lehrte, beinhaltet obenan die Liebe, - die Barmherzigkeit -. Toleranz bedeutet Weitherzigkeit und Weitsicht, aber sie setzt auch deutliche Grenzen. Von hier bis dahin ist alles Tun erlaubt. Der Rest ist Übertretung, ist Anarchie. Sie schrieb fortan die Kirchengeschichte.

Sonntag, 12. Februar 2017

„Die Zukunft gehört dem Christentum mormonischer Prägung“  
G. Skibbe

Teil 1: Die Entlarvung des nicänischen Gottes

Prolog:



Keine unter den bekannten Kirchen und Denominationen - ausgenommen die Urkirche (mit Tertullian (160-220) (1) und Origenes (185-254) - verfasste zu Beginn ihrer Existenz eine dokumentarische Erklärung wie diese:

Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“
Mormonen akzeptieren nicht nur, sie lieben diesen, den  11. Glaubensartikel ihrer Kirche. 

Tertullian sagte:  „Es läuft auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinaus, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“.  Georg Denzler,  „Mutige Querdenker - der Wahrheit verpflichtet
Und Origenes beschwor, dass Gott dem Menschen das Individualrecht zugestand. Niemand ist berechtigt es auszuhebeln. 

Selten oder nie förderte eine Gemeinschaft, die je den Absolutheitsanspruch erhob, eine ihr wesensfremde andere. Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage tat es wiederholt und immer noch.

Nach der Gründung der Stadt hat die „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage" in freundschaftlicher Nachbarschaft der römisch-katholischen Kirche ein schönes Gartengrundstück geschenkt, damit diese dort ihre gotische Kathedrale bauen könne." (2) Walther Eidlitz „Reise nach den vier Winden"   
                                                                             
Bild Wikipedia: Da steht sie die „Mary-Magdalen-Kirche“, mitten in Salt Lake City.

Wenn das „Mormonentum“ tolerant bleibt, toleranter als alle anderen größeren Richtungen des Christentums, sollte ihm die Zukunft gehören, denn eigentlich kann niemand anderes als das Beste wünschen. Das wirklich Gute gedeiht nur im Geist gegenseitigen Respekts. Joseph Smith der Prophet der Wiederherstellung verlorenen Wissens wurde ähnlich wie Nathan der Weise befragt: „worin unterscheiden sie sich in ihren religiösen Absichten von anderen?“  Seine Antwort lautete: „Im Tatsächlichen und Wesentlichen gehen unsere Ansichten nicht so weit auseinander, dass wir nicht alle aus einem Quell der Liebe trinken könnten“ (3) Lehren des Propheten Joseph Smith erste deutsche Nachkriegsausgabe 1946?

Solche Aussage wäre von einem Mann, der behauptet Gott selbst und dessen Sohn Jesus Christus hätten in Visionen zu ihm gesprochen, eigentlich nicht zu erwarten gewesen. Beide Götter hätten ihn beauftragt, ihren weiteren Weisungen folgend, die Urkirche wiederherzustellen.
Wir wissen, nicht allein diese Behauptung, auch das Vorhandensein des Buches Mormon, als drittes Buch dieser Kategorie, löst zumindest auf den ersten Blick erhebliche Bedenken aus.  Der Koran, der ebenfalls den Absolutheitsanspruch erhebt, ist zumindest passagenweise freiheitsfeindlich. Das weckt Assoziationen. Doch wenn man das Buch Mormon gründlich liest, stellt sich für den Leser heraus, wie eindrucksvoll es das Menschenrecht auf individuelle Entscheidungsfreiheit und das vernünftige Gutsein fördert. Es ermutigt das Individualrecht mit allen angemessenen Mitteln zu verteidigen und in jeder Hinsicht friedenstiftend und damit rechtschaffen zu handeln.
Moroni der vielleicht größte Held der Buch-Mormon-Ereignisse kämpfte ähnlich motiviert, wie die Helden des Widerstandes gegen Hitler. Wir sind völlig in Übereinstimmung mit den berühmtesten Deutschen und anderen Verteidigern der Menschenrechte. Wir teilen das Toleranzverständnis mit allen die jemals aufopferungsvoll gegen die Intoleranten handelten. 
Die Männer um Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg setzten sich, 1944, selbstlos, wie Moroni, zugunsten eines Lebens aller in Freiheit ein. Dass sie den mit wahnwitzigen, menschenverachtenden Ideen gefüllten Kopf damaliger Intoleranz zerschmettern wollten ist bewundernswert. Sie handelten nach höchsten Prinzipien der Tugend.
Henning von Tresckow ein entschiedener Protestant und Feind Hitlers schrieb nach dem leider erfolglosen Führerattentat aus der Todeszelle: 

Bundesarchiv Bild 146-1976-130-53, Henning v. Tresckow.jpg"Der sittliche Wert eines Menschen beginnt dort, wo er bereit ist sein Leben für seine Überzeugung niederzulegen."


(1901-1944) zuletzt Generalmajor der Deutschen Wehrmacht






Der Protestant Dietrich Bonhoeffer (1906-1945) lebte ebenfalls, wie zahllose andere Christen, gemäß dem, was er zutiefst glaubte: 

„Öffne deinen Mund für die Stummen, für das Recht aller Schwachen. Öffne deinen Mund, richte gerecht, verschaffe dem Bedürftigen und Armen  Recht.“ Sprüche 31: 8

Wir lieben seinen Mut. Schon im April 1933 forderte er in einem Vortrag vor der Berliner Pfarrerschaft, zehn Wochen nach Hitlers „Machtergreifung:
 "Die Kirche ist den Opfern jeder Gesellschaftsordnung in unbedingter Weise verpflichtet, auch wenn sie nicht der christlichen Gemeinde angehören", die Kirche  soll "nicht nur die Opfer unter dem Rad verbinden, sondern dem Rad selbst in die Speichen fallen" 
Weil er, wie viele berühmte Katholiken und Andersgläubige, seiner innersten Überzeugung gemäß, ohne Rücksicht auf die eigene Sicherheit glaubte und lebte, wurde Bonhoeffer im 3. Reich Hitlers hingerichtet und wir "Mormonen" bewundern ihn.


Bild: Wikipedia

Fr.Maximilian Kolbe 1939.jpgMenschen wie der Franziskanermönch Maximilian Kolbe, der sein Leben für das eines Familienvaters im KZ Auschwitz hingab, sind auch Mormonen ein leuchtendes Vorbild.
Solche Grundeinstellung lobt das Buch Mormon und das macht es so wertvoll. Wir stehen vor Gott in der Pflicht, unter Einsatz unseres Lebens, wenn es sein muss, das Recht auf die Freiheit jedermanns zu verteidigen.

Pater Maximilian Kolbe (1894-1941)  

Montag, 30. Januar 2017

Lieber Leser


Da ist eine sehr alte Rechnung offen: die ist zu bezahlen!

Es geht um die Verdammung eines Mannes aus dem 4. Jahrhundert. Seine Ehre muss wiederhergestellt werden.

Die Verurteilung eines Unschuldigen ist kein Kavaliersdelikt. 
Insbesondere in diesem Fall, weil es Hunderttausende seiner Anhänger wie ihm erging. 

Der Mann um den es geht, heißt Arius. Seine Lebenslauf (260-337) war tadellos, sein Ansehen groß. Es wurde ruiniert. Kirchlicherseits wurde behauptet, er habe die Kirche und die antike Welt erschüttert. Er trage die Hauptschuld am Zusammenbruch der antiken Kultur.

Doch nun weiß man, dass seine Glaubensauffassungen ebenso harmlos wie gut urchristlich waren und keineswegs häretischer Natur. 

Häresie das bedeutete zwischen 325 bis ungefähr 1800 Lebensgefahr. Die meisten Häretiker wurden als Ketzer verfolgt, viele verbrannt, einige geköpft.

Wenn du bei Google anfragst was "arianische Häresie" bedeutet erhältst du binnen einer halben Sekunde bis zu 28 000 Quellenhinweise. 

Sein Gegenspieler Athanasius (296-373) hat ihn verketzert. Aber in Wahrheit war er, Athanasius, der Häretiker.  Das erkannte die moderne Geschichtsforschung.

Fragst du jedoch nach der "athanasianischen Häresie", erscheinen bei mir auf dem Bildschirm nur vier Angaben, alle unter meinem Namen.

Arius sei Ketzer, und zwar ein großer Ketzer. Das sagen alle Großkirchen bis heute. Rufmord nennt man das
Leicht ging den meisten Klerikern der rufvernichtende Begriff jahrhundertelang über die Lippen. 

Sogar Martin Luther erklärte schlankweg: "Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen." So steht es in seinen "Tischreden" geschrieben.

Wer ein Heiliger oder ein Ketzer war und ist, das bestimmten bislang allein die Kirchenexperten.

Nun stellt sich aber mehr und mehr das ganze Gegenteil heraus: Arius war der Held und Athanasius ein Ketzer.

Thomas Hägg von der Universität Bergen bekräftigt diese Tatsache:

 "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf 
dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."  
 "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, 

Was nun?

Was nun? Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden. Nicht mehr und nicht weniger.

Sonntag, 1. Januar 2017

An Clemens den Apologeten der Piusbruderschaft



Zur Erklärung: lt Wikipedia: Seit 1975 hat die Piusbruderschaft keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche mehr und betreibt ohne Erlaubnis der jeweiligen Diözesanbischöfe PriesterseminarePriorate und Kapellen.

Lieber Clemens,

danke für ihre Post und Gottes Segen im Neuen Jahr. Danke für ihre Geduld und den guten Willen.

Nur, es scheint, dass sie  zu viel Wert auf Theorie legen und zu wenig auf das, was im wahren Leben statt fand.
Gott wird uns nicht an dem messen was wir meinen, sondern an unseren Taten. Hier erinnere ich an den katholischen Spitzentheologen Bartolome Carranza (1503-1576), dessen Formulierung zu diesem Thema gegen Luther exakt den Kern trifft.  Es sei falsch zu verkünden: „... der Sünder werde durch Glauben alleine gerechtfertigt und es werde zur Erlangung der Rechtfertigungsgnade keine Mitwirkung verlangt“  Aus den Dekreten des Konzils von Trient (1545-1563)

Es sind in der Christengeschichte immer wieder nur einzelne Begriffe, die von ihren Exponenten wie Schlachtrufe gegeneinander missbraucht wurden.
Unvergessen bleibt deshalb, dass Carranza wegen des müßigen Streites um die Bedingungslosigkeit der Gnade Gottes, von seiner von ihm geliebten römischen Kirche, - also wegen einer Lappalie - vernichtet wurde. Es konnte nur geschehen weil deren Vollmachtsträger den Geist Christi nicht mehr kannten. 
18 Jahre musste dieser Mann, Primas der spanischen Kirche und Erzbischof von Toledo in spanischen bzw. italienischen Gefängnissen auf sein unklares Urteil warten, weil er den spanisch-deutschen Kaiser Karl V. (1500-1558) auf dem Totenbett getröstet habe: " Majestät, vertrauen sie auf die Gnade Gottes!", nachdem dieser sich Sorgen machte, ob er wichtige Entscheidungen falsch getroffen hatte.
Das sei lutherisch. 

Auch hier brauchen sie keine Befürchtung haben, ich hätte willkürlich zitiert, denn das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz bestätigt, wie leicht nachzulesen ist:

„1559 wurde Carranza von der Inquisition, dessen Mitglied er selbst lange gewesen war, in Torrelaguna bei Madrid verhaftet und in der folgenden Nacht nach Valladolid gebracht... Obwohl er an den Papst appellierte, blieb Carranza 8 Jahre in spanischer Haft, bis er auf Befehl Pius' V. nach Rom gebracht wurde, wo er noch 9 Jahre in der Engelsburg in Untersuchungshaft saß. Die Inquisition und Philipp II. verzögerten den Fortgang des Prozesses, der endlich nach 17 Jahren durch Gregor XIII. zum Abschluss kam. Die Ketzereien, deren Carranza angeklagt war, konnten nicht bewiesen werden. 

Gegen solche grauenhaften, massenhaft auftretenden Praktiken Roms und der Gesamtkirche wie z.b. der von allen Gesellschaften anerkannte Historiker Henry Chatles Lea auf 2 000 Seiten Dokumentenauswertung zum Thema Inquisition darlegte, erscheint ihr Satz 

1)      Religionsfreiheit ist nur dann ein positiver Wert, wenn sie die wahre Religion betrifft! Denn nur die Wahrheit hat Rechte, der Irrtum nicht!, als enorm bedenklich.

Diese Aussage zum Thema Religionsfreiheit geht auf die Enzyklika Mirari von 1832 zurück, von Gregor XVI. verkündet, der damit grundsätzlich jeder anderen Religion, ausser der eigenen ein Existenrecht abspricht. Damit steht die Freiheitslehre der Urkirche in Frage. Sie, lieber Clemens theoretisieren gewagt, denn  die Wahrheit - dass Carranza unschuldig 17 Jahre in römischen und spanischen Gefängnissen verbringen musste - hat Rechte.  Seine Verleumder wurden nie belangt. Auch das ist eine Wahrheit. 
Da sind all die historischen Wahrheiten die vor Gott im Recht stehen. Als praktisch lebenslängliches Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage liebe ich unserem 11. Glaubensartikel:

"Wir erheben den Anspruch den allmächtigen Gott nach den Eingebungen unseres Gewissen zu verehren und gestehen allen Menschen dasselbe Recht zu. Mögen sie verehren, wen oder was oder wie sie wollen."

Das war es, laut aller alten Väter einschl. Origenes und Hippolyt, was die Christen der ersten 250 Jahre als Lehre Christi kannten und wofür sie lebten und starben. Dann kam das Gesetz zum Glaubenszwang mit Billigung Ambrosius von Mailand 380 zur Geltung... alles andere war die Folge dieser grauenvollen Besserwisserei die zur Plünderung von heidnischen Tempeln und zur Zwangs"bekehrung" von dreißig Millionen bis dahin freien Menschen führte und schließlich zur Ausrottung des Templerordens durch die Gesamtkirche...
Das ist wahr und es ist verbrecherisch wie die erzwungene Bolschewisierung des weiten Ostens, die ich direkt zwischen 1945 und dem Mauerfall miterlebte und zeitweise erleiden musste

Es ist ja alles unvergessen: da stehen die Tatsachen als historische Wahrheiten:

1184  verurteilte Papst Lucius III. die Waldenser als Ketzer. 1181 war er vom Kardinalbischof zum Papst befördert worden. Seine Zeitgenossen rühmten seinen Gerechtigkeitssinn. Henry, Charles Lea in Auswertung der Niederschriften teilt uns allerdings mit, dass

"der Erlass des Lucius III. auf dem sogenannten Konzil von Verona 1184 allen Machthabern gebot, vor ihren Bischöfen eidlich zu geloben, dass sie die kirchlichen und weltlichen Gesetze gegen die Ketzerei voll und wirksam durchführen wollten. Jede Weigerung oder Vernachlässigung sollte mit Exkommunikation, Absetzung und der Unfähigkeit ein anderes Amt zu bekleiden, bestraft werden...So unternahm es die Kirche, die weltlichen Herrscher zur Verfolgung zu zwingen." 
  
1208 rief Papst Innozenz III. zum Kreuzzug gegen die Katharer auf.

"Die nächste Antwort ... war die Gründung des Predigerordens der Dominikaner um 1216. Als von Papst Gregor IX. im Jahre 1231 die Inquisition offiziell eingerichtet wurde, begann endgültig die dunkle Zeit des Terrors. Für Unbußfertige und Rückfällige wurde der Feuertod als Strafe bestimmt."  Erklärung der Nachkommen der Opfer vom Geamtverband Oberweser.

Ich möchte niemanden kränken, das verbietet mir meine Religion, aber andererseits steht da das Wort des Propheten Jesaja an dem niemand vorbei kommt:

„Wehe denen, die Böses gut und Gutes böse heißen, die aus Finsternis Licht und aus Licht Finsternis machen, die aus sauer süß und aus süß sauer machen!“ 5: 20

Ich schätze ihr Bemühen die Wahrheit zu verteidigen.
Ihr Brieffreund Gerd

Samstag, 31. Dezember 2016

Ein Christ, was ist das?

Ich werde ihn nie vergessen, diesen etwa dreißigjährigen, hünenhaften Goten im Gewand eines russisch-orthodoxen Priesters, 1972, in Leningrad (St. Peterburg). Sein junges, weißes Gesicht, der ganze wunderbare Ausdruck seiner Persönlichkeit. An diesem Herbstmorgen wollte ich ihn ein zweites Mal sehen und bin früh aufgestanden um ihn, vor dem Morgenausflug unserer Reisegruppe, sprechen zu hören.

Aber, das gibt es ja nicht bei den Orthodoxen, dort wird herrlich gesungen und innig gebetet.

Ein hakennasiger Sechziger, mit langem, schmalen Gesicht und gewisser Hohheit, der ein Intellektueller sein musste, kam mit anderen Besuchern nach vorne. Der junge Mann nahm ihn unter die Stola und gab ihm wie ich vermute einen Segen. Beider Mienenspiel bewies mir ihre ganze Ergebenheit gegenüber Gott.

In Moskau bewunderte ich, ein Jahr später, die schlichte, einfarbige, aber ergreifende Deckenmalerei eines Künstlers der in der Epiphanien-Kathedrale eine Geschichte aus dem Johannesevangelium, in einem Zyklus darstellte. 

Es war die Atmosphäre die mich ansprach, es war die Jahreszahl 1922, die mir sagte, dass in der bittersten Zeit der Nachrevolution einem begabten innig laubenden Mann dies da wichtiger war als alles andere. 

Hingebungsvoll erzählt der Maler, wie Jesus zum Jakobsbrunnen geht und eine Frau anspricht, die fünf Männer gehabt hatte und die nun unverheiratet mit dem sechsten zusammenlebte, was Jesus wusste. 
Ihr Erstaunen: “wie kannst du als ein Jude mich eine Samariterin um Wasser bitten”, beschwichtigte er beeindruckend. All das fand hier seinen schönsten Ausdruck.

Wikipedia: die Epiphanien-Kathedrale
Viele Jahre später, etwa 1995, besuchte ich in der Nähe von Orlando, Florida einen Gottesdienst der "Born again". Die hübsche Dame auf der Bühne, deren Beine auch meine Blicke auf sich zog, rasselte mit einem holzfarbenen Tamburin um die etwa sechshundert Anwesenden, die allesamt den Eindruck gut situierter Bürger erweckten, in Schwung zu bringen....
Alles was folgte konnte gefallen, hatte jedoch, nach meinem Eindruck, eher den Charakter einer Show. 

Dagegen waren die Versammlungen die in der naheliegenden Mormonengemeinde stattfanden langweilig und nüchtern.
Der Lehrer in der Priesterschaftsklasse war kaum imstande eine lebhafte Diskussion zu entzünden und doch... da war ein Satz: "Laßt uns das Beste sein, das wir sein können."

Eine Woche zuvor, bei den "Born agein" gab es etwas ganz anderes das tief in meinem Bewußtsein haften blieb: "Jesus lebt! Hallelujah!" ein korpulenter Mann im noblen Dress eines Londoner Bankers war aufgesprungen und rief es ins Mikrofon: "Hallelujah!"  
Begeistert wiederholten Farbige und Weiße dieselben Worte, auch sie erhoben sich, warfen, wie ihr Prediger, die Hände in die Höhe: "Jesus lebt". Sie jauchzten geradezu. Mich beschlich jedoch die Frage: "Wieviel hast du heute verdient, Prediger?" Verfolgt dich jemand deines Glaubens wegen? und in Gedanken sah ich wie Pfarrer dieser Christengruppe den Pöbel Missouris, 1838, aufhetzten: "Schickt sie zur Hölle, die Mormonen!" Und sie taten es.


Ehrlich gesagt und ehrlich gefragt: Was ist das, ein Christ?

Donnerstag, 22. Dezember 2016

Hitler 1940 von deutschen Christen als Satan skizziert


Gerd Skibbe „Hitler 1940 von deutschen Christen als Satan skizziert“

Es gehört schon eine Portion Mut dazu ausgerechnet im Jubel- und Siegesjahr Adolf Hitlers, 1940, ihn, den größten Feldherrn aller Zeiten, öffentlich, in einer deutschen Kirche, als Satan - als Verführer - darzustellen!

Drei Jahre davor hatte Adolf der Schreckliche das Saarland, den sogenannten Sudetengau und Österreich "heim ins Reich" geholt. Er sah aus wie der Messias seines Volkes, eben ein Wohltäter. Er lockte sie alle, soweit er sie erreichen konnte, auf seinen Köder zu beißen, der einen tödlichen Haken hatte.
  
Dann, im August 1939, sicherte er sich mittels seines verlogenen Nichtangriffspaktes mit Stalin die Neutralität der Sowjetunion. Eine Woche später stürzte er die Menschen in seinen zweiten Weltkrieg.  
Als Folge des erwähnten schändlichen Vertrages, im September 39 überrannte der „Führer“ mit seinen Armeen,  Polen mit sowjetischer Unterstützung. Es ging ihnen darum das Nachbarland ganz zu zerschlagen. Hitlers Idee war, die Westhälfte des Nachbarlandes seinem 3. Reich einzuverleiben.
  
Danach war Hitler sicher, er darf Frankreich mit Krieg überziehen, weil die Sowjetunion ihm versprochen hatte nicht einzugreifen. Im Frühling 1940 gelang dem Monster Hitler binnen sechs Wochen im verlustreichen Frankreichfeldzug die 137 Divisionen seiner Feinde, mit seinen 136 Divisionen zu besiegen.
Selbst einige Kommunisten fanden nun Gefallen an ihm, was ich als zehnjähriger mitbekam… Gewiss standen insgeheim viele, die sich nicht hereinlegen ließen, weiter gegen ihn. Die unbeugsamen unter den Kommunisten und Sozialdemokraten, die bekennenden Christen schon seit 1934, mit ihrer "Barmer Theologischen Erklärung, Zeugen Jehovas, vereinzelt Mormonen u.a. 
Sogar der von Admiral Canaris geleitete deutsche Geheimdienst der Wehrmacht unterstützte bereits ab 1938 Widerstandskämpfer. 1940 beteiligten sich Canaris  und seine engsten Mitarbeiter und Freunde an Umsturzplänen zugunsten der Antihitlerkoalition. Seinen Mut bezahlte Canaris mit seiner Hinrichtung 1944.
Und eben diese Verwegenen gab es auch in der Kleinstadt Bad Wildbad im nördlichen Schwarzwald. Eine Handvoll Christen wagten es in ihrer Stadtkirche. Sie bildeten ihn ab, - in einem Glasfenster - als den Versucher Satan wie ihn die drei synoptischen Evangelienschreiber schildern, denn Hitler lockte, wie der schwarze Engel, wen er konnte ins Verderben.


Der 187. Nachrichtenbrief , erstellt von  Alfred Kiefer, Textredaktion Hans Schabert, Bad  Wildbad rechts oben Hitler vor Jesus

Der Engel der Finsternis unterbreitete damals, vor 2000 Jahren, unmittelbar bevor Jesus seinen Weg als Rabbi begann, seinen Plan des Verderbens. Matthäus schreibt:  

"der Teufel … führte ihn auf einen sehr  hohen Berg; er zeigte ihm alle Reiche der Welt mit ihrer Pracht und sagte zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du dich vor mir niederwirfst und mich anbetest." 

Hitler war dieser teuflische Versucher in unserer Zeit: Ich werde euch groß machen!
Zuvor allerdings wurde er versucht, Mitkämpfer des Engels des Verderbers zu werden. 
Er ging auf das ihm im Geist vorgegaukelte, verlockende Angebot ein, er könne die Weltherrschaft erlangen, obwohl ihn sein Gewissen warnte. Das wissen wir aus seinen eigenen Worten:

„Wandlung zum Antisemiten“
Sie (die Judenfeinde Deutschlands und Österreichs) gingen leider nur alle von dem Standpunkt aus, dass im Prinzip der Leser wohl schon die Judenfrage bis zu einem gewissen Grade mindestens kenne oder gar begreife. Endlich war die Tonart meistens so, dass mir wieder Zweifel kamen infolge der zum Teil so flachen und außerordentlich unwissen-schaftlichen Beweisführung für die Behauptung. Ich wurde dann wieder rückfällig auf Wochen, ja einmal auf Monate hinaus. Die Sache schien mir so ungeheuerlich, die Bezichtigung so maßlos zu sein, dass ich, gequält von der Furcht, Unrecht zu tun, wieder ängstlich und unsicher wurde...“ Hitler „Mein Kampf“    
         
Er wollte dennoch alles, dafür betete er den Zerstörer des Glückes aller an. So wurde er selbst zum Satan. Einer den der Teufel kaufen konnte. Er wird dermal einst, wie wir alle, vor dem Weltenrichter Christus Rechenschaft ablegen müssen. Das zeigt die Glasmalerei.
  
Später, 1942 und danach wuchs der Widerstand gegen den widerlichen Verführer. Zahlreiche Tapfere setzten ihr Leben im Kampf gegen die schwarze Allmacht ein. Dazu gehören die heute berühmten Geschwister Scholl und deren Gruppe. 1943 wurden sie ertappt und zum Tode verurteilt. Beginnend im Juni 1942 wollten sie den verblendeten Zeitgenossen die Augen öffnen. Sie sagten es unverblümt:

„Jedes Wort, das aus Hitlers Munde kommt, ist Lüge. Wenn er Frieden sagt, meint er Krieg, und wenn er in frevelhaftester Weise den Namen des Allmächtigen nennt, meint er die Macht des Bösen, den gefallenen Engel, den Satan.“ 

Rainer Bucher „Vorsehung und Religiosität“ 





Samstag, 26. November 2016

Und wie mich sein Gesicht bis heute beeindruckt




Und wie mich sein Gesicht bis heute beeindruckt

Er war schmal, fünfzig, mittelgroß und sehr zäh. Er wirkte nicht nur energisch, er war es. Er schritt immer federnd mit langen ruhigen Schritten die weiten Wege durch seine Felder, stolz auf das was er besaß und geschaffen hatte. Wahrscheinlich ahnte er schon, dass die Kommunisten ihn enteignen werden, weil sein Unternehmen zu groß geworden war.

Ein Mann mit starkem Willen, der schon kurz vor Kriegsausbruch, sozusagen aus dem Nichts seinen Kartoffelzuchtbetrieb, samt den Lagerhallen aufgebaut hatte. Die klugen Augen schauten immer weit. Sein einziger Sohn beging 1945 den winzigen  Fehler eine verrostete Pistole just in dem Augenblick aufzuheben als ein betrunkener Offizier der Roten Armee, wahrscheinlich aus der Scheune von einem Abenteuer kommend, auf der anderen Seite vorbeiging. Das gefährliche Ding hatte unter der Lebensbaumhecke gelegen, weggeworfen von irgendjemand der kein Soldat mehr sein wollte.

Als ich den Besitzer kennenlernte befand sich sein unselig unschuldiger Sohn Heinrich schon seit vier Jahren in sibirischer Gefangenschaft in der Kolyma, wo Gold gefördert wurde – ein Ort von dem, damals, kaum jemand lebend heimkehrte.

An dem Tag, an den ich wieder und wieder zurückdenken muss, fegte ein Gewittersturm durch die Kronen der Kastanienbäume die vor seinem weißen Gehöft breit ausladend dastanden.

Die drei Mädchen die er als Lehrlinge beschäftigte, waren in den Pferdestall geflüchtet. Zehn Minuten oder etwas später kam ich unversehens dazu, weil man nicht unter Bäumen stehen soll wenn es gewittert. 
Die kleinen Weiblein bemerkten mich nicht, weil der Regen und die Blätter der Bäume heftig rauschten und die Donner ihre Aufmerksamkeit gefangen hielten. 
Plötzlich wurde es stiller. Ich konnte nicht überhören was sie teils lachend, teils flüsternd einander mitteilten; "Hast du das gehört. Die Chefin" - die Chefin war knapp vierzig ein wenig rund und klein - sie kicherten. 
Ich wollte es hören und hörte: "der Pferdeknecht, dieser Josef  … und wie er sie genommen hat..."

"Und sie, sie..."

Sie murmelten etwas. 
Mir stand eine Sekunde lang, wie mir schien, das Herz still, weil ich ihn sah, den Ehemann, wie er  mir, tags zuvor, ein Stück Brot gab, weil er sah, dass ich hungrig war.

Unweigerlich kam das Bild zu mir. Ich wollte es nicht sehen, konnte es nicht verdrängen. Ihn stellte ich mir vor, meinen Meister, den Mann mit dem ledernen, bartlosen Gesicht.

Was ist das alles noch wert, für ihn? 
Ich tröstete mich, aber er weiß es doch nicht.

Der Josef der die schweren Ackergäule betreute und mit denen er die Reihen der gerade aufschießenden Kartoffelstauden hätte anhäufeln sollen hat sie genommen und sie ließ es zu 
Ich stellte mir vor, mein Meister hätte die beiden in ihrem Strohnest ertappt.


Vor den jungen Damen ging ich aus dem Raum und schwor mir bitter: die Lust wird dich nicht hinreißen.