Samstag, 29. Oktober 2022

"Freiheit oder Tod" Gerd Skibbe


Die Rechtsschule der Kairoer Al-Azhar- Moschee schrieb 1978:

„Alles Lob gebührt Gott, dem Herrn der Welten. Segen und Friede ... wer vom Islam abgefallen ist, wird er zur Reue aufgefordert. Zeigt er keine Reue, wird er islamrechtlich getötet."



Diese Fatwa ist mehr als fragwürdig. Selbst der Koran sieht solche Bestrafung nicht vor.  Quelle: Adel Th. Khoury: Was sagt der Koran zum Heiligen Krieg?

Im Iran protestieren seit Wochen, dieses Herbstes 2022, die Mutigsten gegen die Diktatur der Mullahs. Selbst wenn sie diesmal noch nicht erreichen, was sie wünschen, ihr Tag der Freiheit wird kommen. Sie und wir hoffen gemeinsam, dass überall auf Erden Persönlichkeiten wie der große Iraner Al Razi, zu entscheidendem Einfluss gelangen. Er, Abū Bakr Muhammad ibn Zakariyyā al–Rāzī (854- 925), war nicht nur der bedeutendste Medizinlehrer aller Zeiten, sondern als Muslime auch ein Humanist: Er lehrte: „Gott auferlegt uns, sich für das Wohlergehen jedes Menschen einzusetzen. Das Ziel (nicht nur) des Arztes ist es, allen Menschen, selbst seinen Feinden, Gutes zu tun. Unser Beruf verbietet uns, jemandem Schaden zuzufügen: Mein Gott leite mich in der Wahrheit und nichts als in Liebe und Wahrheit zu leben.“ 

Noch einmal gesagt:

               „Unser Glaube verbietet uns, jemandem Schaden zuzufügen.“ 


Zakariyyā al–Rāzī 

Berühmt bis heute ist Al Razi, weil er, vor rund tausend Jahren. in Bagdad Krankenhäuser so einrichtete, wie wir sie kennen. Seine Heilerfolge sind sensationell, seine Schriften waren bahnbrechend. Noch im 17. Jahrhundert lehrten europäische Universitäten Al-Razis Iddeen.

Soviel stand für ihn fest: Alle Kinder des Großen über den Sternen sollten gut zueinander sein, um IHN und sich selbst glücklich zu machen.

Auch Abd er–Rahman III. ebenfalls Muslime, ein Umayyade, war ein Held der Toleranz. Er regierte ab  756 bis zu seinem Lebensende 788 Südspanien (Andalusien). Er realisierte das Individualrecht, wo es ihm möglich war, denn  er hatte erbitterte Feinde. Dennoch wirkte dieser islamische Fürst dem Glaubensgezänk entgegen, nachdem er erkannt hatte, dass jeder Mensch unantastbare Rechte besitzt, die Gott ihm gewährte. Er machte er keinen Unterschied zwischen Christen, Juden oder den Menschen seines Glaubens. In seinem Reich war Glaubenszwang verboten.

    

                                                Das Kalifat Cordoba um 1000

Es existiert kaum ein anderes Werk, als das Buch Mormon, das so deutlich darlegt was „Freiheit“ vor Gott und Menschen ist und umfasst. Unter den Nephiten (die sich verpflichtet hatten Gottes Gebote zu halten) „bestand das Gesetz, dass die Menschen gemäß ihren Verbrechen zu richten seien. Aber es gab kein Gesetz gegen die Glaubensansichten eines Menschen.“  

Nephi, einer der bedeutenden Autoren des Buches Mormon sagt: „Gott, der Herr gewährt jedem, selbständig zu handeln…“ 2. Nephi 2: 16  u. 27

 Unter den Urchristen galt dasselbe Gesetz: „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten… durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des (christlichen) Systems.“  

Origenes (184-254) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 3. völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960.

Joseph Smith bekräftigte:  wenn jemand „...auch nur im geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt, Herrschaft oder Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüb(t) – dann ziehen sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er weggenommen wird, dann ist es mit dem Priestertum oder der Vollmacht des Betreffenden zu Ende.” Lehre und Bündnisse Abschn. 121: 35-40

Niemals wird Christus Zwangschristianisierungen legitimieren, eben deshalb auch keine Säuglingstaufen. Niemals wird er Resultate anerkennen, die durch Lug, Betrug oder Zwang der Umstände zustande kamen. Wir werden immer mit den Unterlegenen fühlen, weil wir das göttliche Erbe der Freiheitsliebe in uns tragen. Es lässt sich auf die Dauer nicht unterdrücken. Im Buch Mormon wird die Freiheitsliebe auch als Ausdruck des Geistes Gottes verstanden. Alma 61: 15

Teuflisch wurde das ehemalige Christentum erst als Herrscher von Rang sich anmaßten zu diktieren. Kaiser Justinian I. der sich selbst für den besten Christen aller Zeiten hielt, erwies sich im 6. Jahrhundert als typischer, brutaler Diktator. Weihnachten 537 prahlte er als er seine Hagia Sophia bewundernd betrachtete: „Ich habe Salomo übertroffen!“

     

                                           Bild: Arild Vågen - Own work

Damals stand erst der Rohbau der weltberühmten Kirche da, den nun die Muslime nutzen.

"Ich! Ich!" Was wäre er gewesen ohne seine Baumeister und ohne Steuergelder?

Doch „... die Christen, schreibt Tertullian, kennen keine Ruhmsucht und Ehrsucht,…“

Sein Fazit lautete: „… Aufruhr im Volk ist nichts als Hundegekläff…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

Tertullian fährt fort: „Christen haben kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“

Jeder, der nicht hinlänglich „rechtgläubig“ zu sein schien, wurde durch Gesetze, die Justinian erfunden hatte, bestraft, „…sein Vermögen eingezogen,“  denn des Kaisers Kriege, seine Bauten und seine Politik verschlangen Unsummen. Obendrein herrschte die Pest. Justinian schwor indessen, sein Herrgott habe ihm gesagt, was zu tun sei: 

„Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten 

D r e i f a l t i g k e i t  setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

 

 Unmissverständlich. Es ist der von Kaiser Konstantin erdachte dreifach-Nebelgott - der trinitarische - der gnadenlos mit eiserner Faust regiert, dem nicht nur Justinian huldigte, sondern dem alle Theologen der Großkirchen ihre Treue geschworen haben.


Freitag, 28. Oktober 2022

Dogmatiker und ihre Gemeinden

 


Immer wieder erweist sich, dass die Gläubigen ganz anderer Meinung sind als es die offizielle Linie ihrer Kirchen vorgibt. Das ist insbesondere in protestantischen Richtungen der Fall:
Endgültige Definitionen, wie sie die Mitgliede der Kirche Jesu Christi der HLT kennen und schätzen, gibt es nicht. Aus persönlicher Erfahrung weiß ich, dass fünf Pastoren durchaus fünf sehr unterschiedliche Glaubenssätze vertreten können. In Neubrandenburg sagte mir schon 1960 Pastor Trenkler: 
"Wir Neubrandenburger Pfarrer haben uns geeinigt, mit einer Zunge zu reden und zu predigen, in Neustrelitz (Nachbarort N.) kann das schon ganz anders sein." Ende des Zitates.
Nehmen wir ein Beispiel:
Die heutige offizielle, evangelische Kirche glaubt weder an ein vorirdisches Dasein des Menschen noch an die Existenz der menschlichen, unsterblichen Seele:

Mehr als eintausend Worte benötigt „online-Dogmatik evangelischer Glaube“, um unglaubwürdig zu sagen, was unter „Seele“ zu verstehen sei: Es gibt keine „unsterbliche“ Seele! Der Mensch, wenn er stirbt, sei „ganz und gar tot“.

Allerdings: zu Luthers Zeiten war das noch  ganz anders, wie dieses Bilddokument beweist:





Sonntag, 23. Oktober 2022

Das Leben meistern...


Als achtzehnjähriges, teilweise überzeugtes Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, besuchte ich in Abständen des Sommers 1948 die berühmte Hansestadt Stralsund, im Auftrag unseres damaligen Gemeindepräsidenten Walter Krause. (Später Patriarch der Dresdener Mission). In einer großen Baracke, „Am Kupfergraben, 7“ wohnte zusammen mit anderen eher armen Leuten die Familie Proschke, die sich für das wiederhergestellte Evangelium interessierte. Eines Sonntags erwarteten mich zur vorgesehenen Zeit Brunhilde und ihre etwas ältere Schwester vor dem Eingang: „Da darfst heute nicht reinkommen. Die Jungs sind wütend auf dich.“
Ich hatte eine leise Ahnung, die wahrscheinlich in meinem Alter stehenden kräftigen Burschen fühlten sich von mir provoziert. Die Schwestern nickten: „Du singst immer so laut“, alle hören das im Haus. Ein paar Sekunden forschte ich mich aus. Aber da war kein wirkliches Bedenken. Singe ich eben leiser. Wie das so geht. Ich vergaß mich und legte dann wieder los.
Es rumorte im Nebenraum.
Dann las ich die beiden wirklich inhaltsreichen Verse 9 und zehn des 12. Alma-kapitels des Buches Mormon mit leicht gedämpfter Stimme vor: „Es ist vielen gegeben, die Geheimnisse Gottes zu kennen; doch ist ihnen das strenge Gebot auferlegt, nichts mitzuteilen außer gemäß dem Maß seines Wortes, das er den Menschenkindern zugesteht, gemäß der Beachtung und dem Eifer, die sie ihm widmen.
Darum empfängt der, der sein Herz verhärtet, das kleinere Maß des Wortes; und wer sein Herz nicht verhärtet, dem wird das größere Maß des Wortes gegeben, bis es ihm gegeben ist, die Geheimnisse Gottes zu erkennen, bis er sie völlig kennt.“ An mehr kann ich mich nicht erinnern.
Vielleicht habe ich nur zu mir selbst geredet, denn das wusste ich. So ist es. Wenn wir wissen wollen müssen wir studieren und es verinnerlichen um es zu bewahren. Es geht nur Schritt für Schritt.
Manchmal quälten mich gewisse Zweifel. Die allerdings konnten und können grundsätzlich nicht dadurch überwunden werden indem man die Widersprüche nicht bis zur Lösung ausdiskutiert. Das kann Jahre dauern, auch wenn man fühlt, dass man sich einem gewissen Punkt nähert.
Nebenbei gesagt: Ich habe einen guten Freund der in ohnehin schwieriger Seelenlage von der Mutter seines Sohnes verlassen wurde. Er sagte mir: „… ich stand in Jerusalem vor der Klagemauer und sagte: „Lieber Gott, schenke mir Glauben!“ Er hätte eine Weile gewartet, aber da war nichts. Daraus folgerte er: Also gibt es Gott nicht.
„Ja,“ erwiderte ich „ein Bohrloch in Beton entsteht nicht durch einen Stoßseufzer.“
Damals als ich das Zuhause der Proschkes verließ, drehte ich mich noch einmal um. Da standen meine Widersacher, zwei Recken die sich wohl vorgenommen hatten dem vermeintlichen „Heldentenor“ das Fell zu gerben. Zehn Schritte trennten uns. Beide reckten ihre Fäuste. Ich erstarrte geradezu und meine, dass ich die Rechte schief auf meinen Mund legte, da wurden aus Fäusten winkende Hände. Das werde ich nie vergessen, und die beide Proschkedamen wünschten, drei oder vier Wochen, später getauft zu werden… nicht besprengt von einem Geistlichen, sondern untergetaucht, auch als Bad der Reinwaschung für einen Neuanfang.“


Ich fühlte mich manchmal winzig angesichts einer Umgebung die mir in hunderterlei Hinsicht haushoch überlegen schien.
Aber Zeile um Zeile erkannte ich die Winzigkeit, insbesondere der protestantischen Dogmen gegenüber dem "strahlenden Optimismus" der Gesamtaussagen der Kirche Jesu Christ der Heiligen der Letzten Tage, die selbst dem elendsten Menschen in möglicher Verworfenheit Mut zuspricht: Beginne erneut, gib dich nicht auf!
Der Tag wird kommen an dem selbst die Protestanten zugeben werden, dass jeder Mensch wegen des freien Willens über den er verfügt, an seiner eigenen Erlösung mitwirken kann.

Links St. Nikolai, evangelisch


Montag, 17. Oktober 2022

Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry ( 243)

  


                                                                       Lessons

    There are lessons to be learned

In all we see and do.

With a heart that wills it

And a mind to see it through.

 

When with an open heart we see,

Our mind will come to know

That by our words and actions

                                               Gods wondrous blessings flow

 

                                            The Portals of our soul and heart

We need to open wide

Too freely glean Gods blessings

And heavens wondrous light.

Freitag, 14. Oktober 2022

"Ungerechtfertigte Gewalt" ist sie ein Zeichen der Zeit? by Gerd Skibbe

 Ich schrieb soeben diesen Leserbrief zum Thema "nicht gerechtfertigte Gewalt":

Ja, wo immer Gewalt ausgeübt wird um sich selbst Vorteile zu verschaffen, wie in allen Fällen der Unterdrückung angeblich niedrig stehender Völkerschaften, durch sich höher dünkende Arrogante, da herrschte das Unrecht. Die Ausbombungen der Nazis wie der Alliierten, irgendwelcher Städte, die Zivilisten hinmordeten, war blanker Terror, ebenso die gegenwärtige Zerstörung ukrainischer Wohnorte. Es ist allerdings das Recht dessen der Gewalt erleidet, sich zu wehren . Im Fall der Juden im Warschauer, Getto, 1944, erhoben sich die Tapferen, zu Recht. Sie schlugen zurück.
Es war eindeutig himmelschreiendes Unrecht, als die USA im Verbund mit England und Russland 1854 mit dem „Vertrag“ von Tianjin, gegen China operierten. Weil die Handelsbilanzen der Ostindien-Gesellschaft rote Zahlen schrieb mussten die den Supermächten ausgelieferten Chinesen die Einfuhr und den Vertrieb von Opium – sowie die angeblich „christliche Missionierung“ – zulassen. Das war ein Verbrechen, wie die brutale Gewalt das Russlands Militär bis zur Stunde gegenüber einem Bruderland begeht. Und das alles unter dem Vorwand das „Nazitum“ in diesem Land zu eliminieren. Russland hat sich Sibirien ebenfalls unrechtmäßig einverleibt. Ich fürchte der Tag wird kommen, dass China, mit seiner Ein-China-politik, darauf bestehen könnte jene Gebiete zurückzuholen, die einst seine Territorien waren…
Auf jeden Fall müssen Herrschsüchtige die ihrer Vorteile wegen Unglück verbreitend agieren eines Tages den Preis für ihre Übeltaten bezahlen. Das bedeutet aber nicht, dass man gerechtfertigt sei globale Verurteilungen zu formulieren. Es waren zwar Deutsche die den Holokaust zu verantworten haben, aber nicht „die Deutschen“, es waren zwar führende Bürger der USA und Verführer anderer Völker die sich in vielen Fällen schwer versündigten, aber niemand sollte deshalb pauschal „die Amerikaner“ anklagen, oder „die Russen“ für die gegenwärtige Verwüstung eines ganzen Landes verantwortlich halten. Ebenso vermessen und dumm ist es „die USA“ generell anzuklagen. In den USA gab es zu allen Zeiten breite Mehrheiten die beispielsweise die „Sklaverei“ verurteilten, die dennoch etwa bis ins 20. Jahrhundert hinein etwa von den südlichen Baptisten dieses Landes für rechtmäßig gehalten wurde. Es lebe das Recht auf die Freiheit aller.