Donnerstag, 30. Oktober 2014

Jetzt schlägt es dreizehn


Vor einigen Jahren wies ich in einem Briefwechsel Herrn Wepf darauf hin, dass er Unwahrheiten verbreitet.
Er agiert im Internet unter h.p.wepf@bibelkreis.ch
Einiges Unhaltbare korrierte er, ohne sich für seine Falschdarstellungen zu entschuldigen!
Seitens des Schweizer Bibelkreises wurde u.a. die Behauptung erhoben, niemand hätte jemals die goldenen Platten gesehen, die Basis des Buches Mormon.
Immerhin gaben außer Joseph Smith 11 Männer ihre Namen und ihr Zeugnis für die Richtigkeit dieser Behauptung. 
Jeder kann auf einfachste Weise in den Besitz des Buches Mormon kommen und das überprüfen!
Nicht nur ich frage mich, was Persönlichkeiten die sich an die Öffentlichkeit wenden treibt, Menschen in die Irre zu führen. Es sind häufig junge Leute die mit Mormonenmissionaren in Berührung kamen und sich verunsichert fühlen. Dann schauen sie ins Internet. Sie finden, wenn sie argwöhnisch sind und etwa in die Google-Suchspalte "Gefährliche Momonensekte" eingeben, auf Platz 2 oder 3 diesen Artikel:
 

"Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit."
Verfasser: bpö/l


 "Man kann diese inzwischen weltweit mehr als 9 Millionen Mitglieder zählende "Kirche Jesu
Christi der Heiligen der Letzten Tage" konfessionskundlich auch nicht unbedingt
mehr guten Gewissens als eine christliche Gemeinschaft einordnen, weil sie von
den Glaubensgrundlagen des traditionellen Christentums der Bibel und der
kirchenhistorischen Überlieferung der letzten nahezu 2000 Jahre so weit entfernt
ist, daß sie im Grunde eine Neureligion mit einer Mischung aus christlichen und
jüdischen Elementen sowie Bestandteilen eines amerikanischen Fortschrittsglaubens
darstellt. Ich habe mich (auch im Zuge meiner persönlichen geistlichen Entwicklung) etwas intensiver mit einigen großen Sekten (z. B.
Siebenten-Tags-Adventisten, Zeugen Jehovas, Mormonen, Neuapostolische Kirche), aber auch allgemein mit Konfessions- und Sektenkunde beschäftigt und habe auch einige Literatur darüber, so daß man sich bei diesbezüglichen Fragen über
Tychikus gern an mich wenden kann.
Allerdings möchte ich, um den Beitrag nicht zu lang werden zu lassen, mich hier
auf Literaturhinweise und relativ kurze Bemerkungen zur Geschichte und Lehre der Mormonen beschränken. Es gibt auch einige Homepages über die Mormonen im Internet
(selbstverständlich haben die Mormonen auch eine eigene Homepage); allerdings weiß ich die URLs jetzt nicht aus dem Kopf, und ich würde einen ersten Zugriff über die Suchmaschine altavista.com mit dem Stichwort "Mormons" versuchen. Von dort aus dürfte man über Links zu allen relevanten Sites gelangen.
Nun zunächst einige (unvollständige) Literaturhinweise:
ANONYM, Sieben Sekten. Eine Warnung für evangelische Christen, Wuppertal 271977.
BAAREN J. I. VAN, Mormonen en hun Geloof, Amsterdam 1977.
BORST, ENST-MARTIN, Ein Wort an Neuapostolische, Mormonen und Mitglieder der
Vereinigungskirche, Lahr-Dinglingen 1982.
BUDVARSON ARTHUR, Das Mormonentum. Kann es einer Untersuchung standhalten? Baden
o.J.
EGGENBERGER, OSWALD, Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen,
Zürich 61994, S. 164-167 (hieraus entnehme ich meine Kurzdarstellung in dieser
Mail; ein Standardwerk, das die Anschaffung auf jeden Fall lohnt).
HAACK, FRIEDRICH-WILHELM, Mormonen, München 61989.
HAUTH, RÜDIGER, Die Mormonen. Sekte oder neue Kirche Jesu Christi,
Freiburg/Basel/Wien 1995 (eines der besten deutschen Bücher zum Thema; Hauth hat
insbesondere die Tempelrituale der Mormonen erforscht und deren freimaurerische Herkunft enttarnt. Sein anfängliches Buch "Tempelkult und Totentaufe" ist leider  vergriffen).
HAUTH, RÜDIGER, Kleiner Sektenkatechismus, Wuppertal/Zürich 31993.
HAUTH, RÜDIGER, ... neben den Kirchen. Gemeinschaften, die ihren Glauben auf besondere Weise leben wollen, Konstanz 101995, S. 271-291.
HOEKEMA, ANTHONY A., The four Major Coults, Grand Rapids/Mi. 61992, S. 9-87.
HUTTEN, KURT, Seher, Grübler, Enthusiasten. Das Buch der traditionellen Sekten und religiösen Sonderbewegungen, Stuttgart 141989, S. 433-469 (das Standardwerk zur Sektenkunde, das man sich, wenn man den hohen Preis nicht scheut, als Nachschlagewerk anschaffen sollte).
MEAD, FRANK S.,/HILL, SAMUEL S., Handbook of Denominations in the United States,
Nashville 91990, S. 129-136.
OBST, HELMUT, Außerkirchliche religiöse Protestbewegungen der Neuzeit, Berlin
1990, S. 60-69.
REIMER, HANS-DIETHER/EGGENBERGER, OSWALD, ...neben den Kirchen. Gemeinschaften, die ihren Glauben auf besondere Weise leben wollen, Konstanz 71985, S. 285-310.
REID, DANIEL G., (Hg.), Dictionary of Christianity in America, Downers Groove, Illinois 1990, S. 774-777; 1097-1098.
RELLER, HORST/KIEßIG, MANFRED (Hg.), Handbuch religiöse Gemeinschaften, Gütersloh 41993, S. 390-406 (ebenfalls ein wichtiges Standardwerk zur Konfessionskunde, vom lutherischen Standpunkt aus geschrieben).
TINGLE, DONALD S., Die Mormonen. Eine schnellwachsende Religion, Marburg 1990.
TRÖGER, WOLFGANG UND SIEGRID, Kirchenlexikon. Christliche Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften im Überblick, Berlin 1990, S. 110-114.
TRUBACH, HORST, Was glauben die andern? 27 Selbstdarstellungen, Gütersloh 41993, S. 114-132 (in dieser Selbstdarstellung wird natürlich nicht alles gesagt, was von Bedeutung wäre).
TWISSELMANN, HANS-JÜRGEN, Die Mormonen im Schatten ihrer Geschichte, Witten 41967.
Art. Mormonen, in: Eugen Lennhoff/Oskar Posner, Internationales
Freimaurerlexikon, Wien/München 21960 (ND von 1932), Sp. 1063 f.
Alle heutigen Mormonenkirchen berufen sich auf das Buch Mormon und dessen Herausgeber Joseph Smith (1805-1844). Nach der offiziellen mormonischen
Geschichtsschreibung begann die Laufbahn dieses "Propheten" mit einem auffallenden Erlebnis. Mit 15 Jahren habe er sich einmal in den Wald begeben, wo
dichte Finsternis herrschte. Auf einmal wurde es hell. Joseph Smith gewahrte, wie von oben ein breiter Lichtstrahl, heller als die Sonne, auf ihn fiel. In diesem Lichtstrahl sah er über sich zwei Personen. Die eine rief ihn beim Namen, zeigte auf die andere und sprach: "Dies ist mein Geliebter Sohn, höre ihn!" Joseph Smith deutete die beiden Personen, die ihm erschienen waren, als Gott-Vater und Jesus
Christus. Er fragte sie, welcher Kirche er sich anschließen solle. Da erhielt er von ihnen die Antwort: Tritt keiner bei; alle sind sie im Irrtum.
Visionen und Auditionen begleiteten fortan das Leben von Joseph Smith. Bald erschien ihm ein Engel mit Namen Moroni. Er berichtete ihm von einem am Hügel Cumorah bei New York seit dem Jahr 421 vergrabenen Manuskript. 1827 durfte der 22jährige die goldenen Blätter mit der geheimnisvollen Schrift in Empfang nehmen.
Mit einer daneben liegenden "Prophetenbrille" (Umim und Tummim) gelang ihm die Übersetzung dieses in "reformiertem Alt-Ägyptisch" abgefaßten Dokuments. Die Blätter enthielten den Text des Buches Mormon, das 1830 von Joseph Smith herausgegeben worden ist.
Joseph Smith mußte, wie er sagte, die goldenen Blätter wieder zurückgeben. Niemand hat sie seither gesehen. Im Buch Mormon werden allerdings Bibelstelen angeführt, die aus der King-James-Bibel stammen, die 1611 zum ersten Mal herausgegeben worden ist.. Die goldenen Blätter sollen jedoch bereits im Jahr 421 vergraben worden sein. Die Frage nach der wirklichen Entstehung des Buches Mormon
hat Außenstehende immer wieder beschäftigt. Historiker machen darauf aufmerksam, daß die Ausführungen des Buches Mormon zur Urgeschichte Amerikas nicht den Gegebenheiten entsprechen. Hat Joseph Smith sich vom Roman-Manuskript des Solomon Spaulding leiten lassen, das ähnliche Gedanken wie das Buch Mormon enthält, und das dem Verleger abhanden gekommen war? Die Ähnlichkeiten sind auffallend. So ist anzunehmen, daß Joseph Smith dieses Manuskript zur Hand hatte. Daneben spielten weiter seine Visionen eine wichtige Rolle. Auch die beiden anderen heiligen Bücher "Lehre und Bündnisse" und "die köstliche Perle", enthalten visionär gewonnene Einsichten und Anordnungen sowohl aus der Feder des Gründers als auch der nachfolgenden Führer. 1830 gründete Smith eine eigene Kirche. Nach anfänglichen Schwierigkeiten nahm die Mitgliederzahl zu, und in den letzten Jahrzehnten ist sie stark gewachsen.
Offenbarungen sollten nicht Joseph Smiths Vorrecht bleiben. Wenn sich aber auch
andere Kirchenhäupter der Mormonen auf ihre Offenbarungen berufen konnten, so war
die Übereinstimmung schnell bedroht. Es kam zu Spannungen und auch zu neuen
Gemeindegründungen. Im ganzen gibt es mehr als ein Dutzend Mormonenkirchen. Keine ist jedoch so stark gewachsen wie die Mormonenkirchen mit Zentrum im Bundesstaat Utah (bis heute stellen Mormonen in Utah und teilweise auch in Idaho die
Bevölkerungsmehrheit dar), um die es auch nachfolgend nur gehen soll (die anderen Kirchen haben in unserem Sprachraum kaum nennenswerte Bedeutung.
Bereits 1843/44 entstanden in Darmstadt und ab 1851 in Hamburg erste Gemeinden.
Ab 1850 wurden in Genf und Basel die ersten Gemeinden in der Schweiz gegründet.
Die Mormonen halten sich an die Bibel, soweit sie nach ihrer Meinung richtig übersetzt ist, und ebenso an das Buch Mormon sowie an die Bücher "Köstliche
Perle" und "Lehre und Bündnisse". Die Mormonen üben die Glaubenstaufe durch
Untertauchen und die Handauflegung zur Vermittlung des Heiligen Geistes. Sie feiern das Abendmahl mit Brot und Wasser und lassen bereits die kleinen Kinder daran teilnehmen. Scharfe Getränke, Alkohol und Tabak werden gemieden.
Zehntenzahlung ist üblich. Die örtlichen Gemeinden versammeln sich in Gemeindehäusern.
Von besonderer Bedeutung und der Öffentlichkeit nicht zugänglich sind die Mormonentempel (für Westdeutschland steht dieser in Friedrichsdorf/Taunus). Heute sind es weltweit 50. Im Tempel werden mit den Besuchern, die den von der eigenen Gemeindeleitung vorgelegten "Tempelempfehlungsschein" vorweisen können, spezielle zeremonielle Handlungen vollzogen, die geheimgehalten werden müssen. Es sind Siegelungen (Tempelehe mit Gültigkeit über den Tod hinaus in alle Ewigkeit und Siegelungen der Kinder an die Eltern), Totentaufe (daher rührt auch die intensive Beschäftigung der Sekte mit Ahnenforschung; nirgendwo in der Welt findet man soviel genealogisches Datenmaterial wie im Tempel in Salt Lake City), Toten-Ehesiegelung (damit Verstorbene, sofern ihre genealogischen Daten genau bekannt sind, der mormonischen Segnungen teilhaftig werden) und das Endowment, das ist die "Ausstattung" und "Begabung" der Mormonen bzw. ihrer Seelen auf ihrem Entwicklungsweg bis zur höchsten Stufe (so kann man im Tempel bereits zum "Gott" gemacht werden). Die Mormonen lehren einen biblisch verbrämten Fortschrittsweg, der auch im Jenseits Die Mormonen sind missionarisch äußerst
eifrig tätig (meistens werden junge Amerikaner ausgesandt).
Die Mormonen lehren einen anderen Heilsweg als die Bibel, nämlich den über das mormonische Priestertum. Sie verfälschen den Sinn der biblischen Botschaft, indem sie auch Bibelstellen bewußt ändern. Die Sündhaftigkeit des Menschen und die
Rechtfertigung durch Christus werden in einen optimistischen Fortschrittsweg des Christen verfälscht. Die Meinung, man könne schon auf Erden zum Gott werden und die Ansicht, auch Gott entwickle sich weiter, widersprechen dem christlichen
Glauben fundamental."

Verfasser: bpö/l

Natürlich muss jeder das liest zum Schluß gelangen, dass die Mormonen absolut bekloppt sind.
Aber, hier geht es um intelektuelle Redlichkeit.
Man kann den schönsten ein-Liter-Brei kochen, aber wem man dann zwei Eßlöffel Zement dazu schüttet, sollte der Koch anschließend nicht: "Guten Appetit!" wünschen, Herr Wepf.

1. ...(man kann im Tempel bereits zum "Gott" gemacht werden)...
und an andere Stelle:
 "Die Meinung, man könne schon auf Erden zum Gott werden und die Ansicht, auch Gott entwickle sich weiter, widersprechen dem christlichen
Glauben fundamental."


Sie reden sich um Ihre Redlichkeit, mein Herr!
An zwei verschiedenen Textstellen zu behaupten, Mormonen lehrten und glaubten sie könnten "bereits im Tempel zum Gott gemacht werden", bzw "die Meinung, man könne schon auf Erden zum Gott werden" hätten Sie mit authentischen Textstellen untersetzten müssen.
Ich komme doch ebenfalls nicht daher und unterstelle Ihnen irgendetwas. Wir schulden denen, die um "Brot" suchen Eßbares! Hat Jesus nicht gesagt:
 "Welcher ist unter euch Menschen, so ihn sein Sohn bittet ums Brot, der ihm einen Stein biete? oder, so er ihn bittet um einen Fisch, der ihm eine Schlange biete?"

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hat Jesu Gebot: 
"Darum sollt ihr vollkommen werden, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist"  
 niemals auf dieses Erdenleben bezogen. 
Hier geht es um eine ewige Aufgabe, danach zu trachten sich in jeder Hinsicht zum Guten zu vervollkommnen. Und zwar muss man jetzt und hier damit beginnen... dass nennen wir Buße tun. Das ist es was die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehrt.
Sie Herr Wepf diffamieren Christus, wenn Sie poltern:
      "Die Mormonen lehren einen biblisch verbrämten Fortschrittsweg,...".
Ja, wir glauben an einen Gott der uns entfalten will, der von uns erwartet, dass wir mit unseren Talenten arbeiten. 
Sie wissen auch, .- denn Sie behaupten, Sie hätten sich gründlich mit "Mormonismus" beschäftigt und zudem seien Sie ein Christ, - dass die Lehre von der Vergottung des Menschen belegbar urchristliche Lehre war. Sie sagen aber indirekt das Gegenteil.
Solches Basiswissen kann und darf man in einem Grundsatzartikel, wenn schon davon geredet wird,  nicht einfach unterschlagen:

 „... Der Gedanke der Vergottung ist der  letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und  Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius..."


Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990 S. 46
 
2. Herr Wepf behauptet

" Sie verfälschen den Sinn der biblischen Botschaft, indem sie auch Bibelstellen bewußt ändern."
 
Weit daneben!
Prof. Dr. theol. Heikki Räisänen, Spezialgebiet Exegese des Neuen Testaments und Forschungsprofessor der Akademie von Finnland verfasste diesen entschieden zu wenig beachteten Artikel der im Februar 1984 in der "Theologischen Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang erschien:


„Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)
Heikki Räisänen (Dez. 1941 )



Prof Raisänen beschäftigte sich mit der Frage, wie - aus theologisch-großkirchlicher Sicht - die Korrekturen zu werten sind, die Joseph Smith an Bibeltexten vornahm.

Die Einschübe oder Textänderungen sind als Inspirierte Version bekannt. (Inspired Version)

Immer wieder attackieren  uns außenstehende Christen, Geistliche oder auch einfache Gläubige, Josph Smith hätte die Bibel geändert. Das ist zwar zutreffend, aber ehe jemand sich negativ äußert, möge zuvor bedenken wovon er redet. Heikki Räisänen sagt nach einer kurzen Einleitung:



Das Wort Gottes kann keine Widersprüche enthalten. Wo Joseph Smith Widersprüche entdeckt, gleicht er sie aus. Viele seiner Harmonisierungsmaßnahmen sind heute noch aus Werken großkirchlicher Fundamentalisten bekannt. Der Unterschied ist nur , dass Smith sich nicht mit einer harmonisierenden Auslegung begnügt, sondern den Bibeltext selbst verbessert.“
Räisänen benutzt tatsächlich den Begriff: "verbessert". Das ist zunächst verblüffend, denn, die Frage ob man die Bibel verbessern kann oder nicht, ist eigentlich mit einem klaren Nein zu beantworten. Hier wäre der Ansatz zu destruktiver Kritik gegeben, doch das Gegenteil ist der Fall. 
Um das zu belegen, greifen wir aus der Fülle der Fallbeispiele, die der finnische, evangelische Theologe bringt, einige heraus.  
Räisänen verweist beispielsweise auf den


theologisch wichtigen Widerspruch, der zwischen den Angaben des Exodus über den Umgang Moses (und anderer) mit Gott und der kühnen Behauptung von Joh: 1:18 besteht, niemand habe je Gott gesehen. Während großkirchliche Auslegung geneigt ist, die alttestamentlichen Aussagen abzuschwächen, geht Smith, dem die Diskrepanz nicht entgangen ist, den umgekehrten Weg und korrigiert den johanneischen Text. Joh 1: 19 lautet (in der Inspired Version von J. Smith) also: „Niemand hat Gott je gesehen, außer demjenigen, der über den Sohn Zeugnis abgelegt hat.“

... auch das klassische Problem des Gottesnamens, der lt. Exodus 6: 3 erst dem Mose offenbart wird, während er doch bereits in der Genesis gebräuchlichist, löst Joseph Smith... indem er aus dem Satzende eine rhetorische Frage macht: „and was not my name Jehova known unto them?“...


Einer der schwierigsten Anstöße für konservative Bibelauslegung ist die unerfüllte Naherwartung. Auch in diesem Fall vertritt Smith eine Deutung, die heute noch in großkirchlichen Konservativismus gang ind gäbe ist; der Unterschied ist wieder einmal der, dass er den Text selbst im Sinne der Auslegung ändert. Die Aussage, dieses Geschlecht werde nicht vergehen, bevor alles geschehen sein wird. Matth: 24: 34 wird verbessert: „This Generation, in which these things shall be shown forth, shall not pass away, until all I have told you shall be fulfilled“ demenstsprechend sagt Jesus (bei Joseph Smith) in Matth: 24: 42 nicht „ihr seht dies:“ sondern „meine Erwählten... werden sehen."


Der Rat, dass der Ehemann sein soll als hätte er keine Frau, wird auf die Missionslage durch den Zusatz bezogen: „for ye are called und chosen to do the Lords work“

Konsequenterweise wird festgehalten, dass Jesus nicht am Ende der Tage auf Erden erschienen ist, sondern in der Mitte der Zeit“ z.B. Genesis 6: 60 in der Inspired Version....

Die vielleicht auffälligste Neuerung von allen ist die, dass Smith die Menschheit vom Uranfang an über die Ankunft des Messias Jesus am genauesten unterrichtet sein läßt. Die künftige Heilsgeschichte ist ihr von den frühesten Tagen bekannt... Der mormonische Kommentator Matthews bemerkt dazu: Da die frühen Patriarchen das Evangelium hatten und seinen Vorschriften gehorchten, ist es offenbar, dass der Plan der Erlösung konstant ist und durch die Geschichte der Welt hindurch derselbe gewesen ist. „Dies ist nicht so offenbar in der King James Version!“


In der Tat nicht!


Bei aller Naivität der Lösung sollte zugestanden werden, dass Joseph Smith hier seinen Finger auf ein wirkliches Problem, auf einen heiklen Punkt in der Heilsgeschichte gelegt hat. Wie steht es eigentlich mit Gottes Plan, wenn mit Christus ein neuer Heilsweg eröffnet worden ist, von dem die Alten noch nichts wussten? War den früheren Generationen ein echter Heilsweg offen, etwa in der Form der Buße und der freudigen Annahme des göttlichen Gesetzes?


Wenn nicht, hat dann Gott nicht die alttestamentlichen Frommen irregeführt, indem er ihnen ein Gesetz gab, das das Leben verheißt (z.B. Lev 18: 5) und keinen Hinweis auf seine eigene Vorläufigkeit erhält?

Räisänen verweist dann auf den 1. Clemesbrief indem auch  von dort her Joseph Smiths Linie bestätigt wird:


Clemens versichert, Gott habe von Ewigkeit her alle Menschen auf dieselbe Weise gerechtfertigt, und zwar durch den Glauben... er habe von Geschlecht zu Geschlecht denjenigen Gelegenheit zur Buße gegeben, die sich ihm zuwenden wollten“



Mit der Kontinuität der Heilsgeschichte hängt es ferner zusammen, dass Smith die paulinische Rede vom Gestz als Ursache der Sünde oder von seiner sündenvermehrenden Funktion abschwächen muss.... auch diesmal befindet Joseph Smith sich in guter Gesellschaft....



Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph)Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...



Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...“

Räisänen fasst schließlich zusammen:


Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist , sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“


3. verweist Herr Wepf auf  Literatur von
HAUTH, RÜDIGER, Die Mormonen. Sekte oder neue Kirche Jesu Christi,
Freiburg/Basel/Wien 1995 (eines der besten deutschen Bücher zum Thema; Hauth hat insbesondere die Tempelrituale der Mormonen erforscht und deren freimaurerische Herkunft enttarnt. Sein anfängliches Buch "Tempelkult und Totentaufe" ist leider  vergriffen).
HAUTH, RÜDIGER, Kleiner Sektenkatechismus, Wuppertal/Zürich 31993.

Nun, bei Licht betrachtet ergibt sich, dass Herr Dr. Rüdiger Hauth lediglich bewies, dass er keine Ahnung hat. Er hat sich eben nicht umgeschaut, ehe er zur Feder griff. Hauth hat sich nicht mit der Geschichte des arianischen Christentums  beschäftigt, denn die hatten die mormonischen Tempelriten!
Die um 560 von Nicänern vernichteten Arianer werden ihre Tempelriten wohl schwerlich dem Freimaurertum entlehnt haben. 
Herr Dr. Hauth der in seinen antimormonischen Publikationen viel Wert darauf legt ein Christ nicänischer Spielart zu sein, gibt vor er kenne den "mormonischen Tempelkult". Dann, bitte, möge er dieses Bild mit seinen  Bildern vergleichen.

  
Mit Genehmigung des Salbaroliverlages Ravenna, Italien. Beachteswert der Schriftzug "Melchizedek" über dem Haupt des Amtierenden am Altar



Lasst uns doch ehrlich miteinander umgehen. Wie wollen wir gegen den radikalen Islam bestehen, wenn wir, wie sie, einander bekämpfen.
Ich weiß, dass die Lehren der Kirche Jesu Christi der Heilige der Letzten Tage wahr sind, wegen ihrer Güte und wegen ihres Lichtes.
Hat Jesus nicht gesagt: 
"So jemand will des Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede." Joh. 7:17
Wir wurden es inne!
Mormonismus ist nichts anderes als Christi Lehre im Licht der Inspiration betrachtet.
Das soll gefährlich sein?



  

Mittwoch, 29. Oktober 2014

Treueeid

Wenn auch der Zentralrat der Muslime in Deutschland, mit Paragraph 11 der islamischen Charta, vom 20.02. 2002, eine Anpassung an deutsches Recht vornahm, ist nicht ausgeschlossen, dass bei entsprechender Änderung der Machtverhältnisse jeder der sich des „Islamabfalls“ (dem keine Reue folgt) zu Schulden kommen ließ, die „islamrechtliche Tötung“ zu erwarten hat, obwohl der Koran keine Strafen für Apostaten im Diesseits vorsieht.
Deshalb sollten zuständige Verfassungsrechtler  prüfen ob es vertretbar ist, von ausnahmslos allen Aylsuchenden einen Treueeid auf Unterstützung unbeschränkter Religions-, Meinungs- und Gewissensfreiheit zu leisten.

Dienstag, 28. Oktober 2014

"Der Raub der im Jahr 325 in Nicäa geschah" by Gerd Skibbe





Drei Männer von den etwa 220 unterschriftsberechtigten hatten den Mut, bis zum Ende des 1. ökumenischen Konzils, 325, Kaiser Konstantins Drohungen zu trotzen. Presbyter Arius (260-337) und die beiden ägyptischen Bischöfe, Theonas und Secundus. Sie blieben dabei, dass es Häresie sei den in der Kirche gebräuchlichen Begriff  homo i usios zu löschen, indem das Jota entfernt wird. Das Wort homo i usios lehrt, dass Jesus ein anderer ist, als sein göttlicher Vater. Er sähe ihm ähnlich und daraus folgerte, dass Jesus der Auferstandene, der zur Rechten des Vaters sitzt, wie sein Vater eine Gestalt hat. Beide hätten ihr eigenes Gesicht. Zudem sei Jesus dem Vater nachgeordnet.

Unter Kaiser Konstantins Druck und bei abnehmender Willensstärke der Bischöfe erfolgte die verhängnisvolle Umdeutung:
Prof. Hans Küng, verweist darauf in seiner „Kleinen Geschichte der katholischen Kirche“:

 Konstantin selber läßt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater


Jeder um intellektuelle Redlichkeit bemühte, fragte sich seit je, warum Konstantin gegenüber den Bischöfen Gewalt anwenden musste. Und er hat!
    seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ 
Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154
         „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter        anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“
H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30

Sogar die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013:  
"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."

Warum sollte Konstantin etwas erpressen, was ohnehin Lehrtradition der Kirche war?
Es war nicht erst Thomas Hägg der mit einem präzise formulierten Satz darauf hinwies, dass es Unrecht ist Arius als den großen unverbesserlichen Buhmann hinzustellen:

 "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."
"Kirchen und Ketzer" 2004 und 2006, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft der Universität Bergen
Gert Haendler betont dasselbe, wenn auch mit anderen Worten, was die Arianer wirklich vertraten:

Einer ist der Gottvater aller, der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet
Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck & Ruprecht, 1993 S 56,141
Und unter www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145 heißt es:

Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“

Ältester Arius und seine treuesten wurden dennoch zu Ketzern erklärt. Wenig später stellte Konstantin sogar das Lesen arianischer Schriften unter Todesstrafe.

Gott durfte kein menschliches Angesicht haben.
Immer wieder richtet Athanasius (298-373) der Gegenspieler des Ältesten Arius die Pfeilspitze gegen  alle die meinten Grund zu haben sich Gott mit einer menschlichen Gestalt vorzustellen.
Hassvoll attackiert er in zahlreichen Schriften die Arianer als Gottesfeinde.

   "... wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen,... sie (die Arianer) schufen diese trügerischen Sprüchlein und Häresie"  Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der"Bibliothk der Kirchenväter". Aus der 1. Rede

 Er befolgt selber den Rat seines gleichgesinnten BischofsAlexander:

    "Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut " 
 Pfarrer Ernst Ferdnand Klein "Zeitbilder der Kirchegeschichte"

Wenn er und seine "nicänische" Anhängerschaft, in ihrer Bereitschaft Andersdenkende umzubringen, geahnt hätten, dass ein Papst des 21. Jahrhunderts, Benedikt XVI., ihnen widersprechen würde, ob sie sich wohl besonnen hätten?

Bekanntlich ließ Johannes Calvin - wie Martin Luther ein "Nicäner" - noch 1200 Jahre nach Nicäa den Arzt Michael Servet verbrennen, weil er in seinen Publikationen z. B. in "De trinitatis erroribus" (1531), contra Athanasius und gegen die ganze christliche Welt verbreitete:
"Gott hat ein Gesicht!"


 

                                                            Michael Servetus 1509 -  1553

 




Papst Benedikt XVI. korrigierte in seiner 1. Enzyklika  am 23. Januar 2006 das bislang unantastbare Athanasium in seiner Unfrieden stiftenden Passage: 

Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 

Anscheinend bezog der Papst sich auf dieses oder ein ähnliches Bild:

Der Dreifaltige Kreis symbolisierte die göttliche Trinität

Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtete Benedikt: 
 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“
Diese Aussagen sind eben sowohl großartig wie schön. Danke Papst Benedikt. Sie haben es wunderbar gesagt.  Großes Schweigen folgte.
Wieviele Katholiken es überhaupt bemerkt haben ist unklar.
"Mormonen" indessen glaubten immer, wie Arius (250-337) und wie Origenes (185-254), dass da drei Götter sind - eine Dreiheit die in ihren Absichten und in der Liebe einig ist -. Dafür mussten sie leiden.
Die offizielle Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lautet:
„Wenn der Erretter erscheinen wird, werden wir ihn so sehen, wie er ist. Wir werden sehen, dass er ein Mensch ist gleich wie wir.“ Lehre und Bündnisse 130: 1

Sowie:
„Der Vater hat einen Körper aus Fleisch und Gebein (nicht Blut! G. Sk.), so fühlbar wie der eines Menschen, ebenso der Sohn, aber der Heilige Geist hat keinen Körper aus Fleisch und Gebein, sondern  ist eine Person aus Geist.“ Lehre und Bündnisse 130: 22


Zu dem Vollzug der ersten Todesstrafen wegen arianischer Gesinnung -  weil Arianer angeblich „die Göttlichkeit Jesu leugneten“ kam es bereits 366 in Rom:
So eroberte der durch den Kaiser und seinen Anhang herbeigerufene Geist der Intoleranz und des Hasses die Kirche. Sie konnte ihn nicht mehr loswerden.
Bald ging es nicht mehr um wahr oder unwahr, sondern um Privilegien und Machtzuwachs. Die Athanasianer hießen Katholiken und nur ihnen sollte der Sieg zuteilwerden, ganz gleich welche Mittel eingesetzt werden mussten, denn das sei ausgemacht, die Arianer waren Gottesfeinde!
An einem Herbsttag des Jahres 366 sitzen etwa 150 Menschen in ihrer kleinen Kapelle, sie hören einer Ansprache ihres Bischofs zu, als plötzlich jemand von außen in den kleinen Saal stürzt und schreit: Sie kommen! Man kann sich die Mütter vorstellen die gerade ihr arianisches Bekenntnis mit einem lauten, gemeinsamen „Amen!“ unterstrichen:
„Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“  
Authentisches Bekenntnis des arianischen Gotenbischofs Wulfila
Ein "Normalchrist" wäre wohl außerstande überhaupt einen Unterschied zu seinem eigenen Glauben zu entdecken. Damals aber galt solcher Glaube  als Verbrechen, weil mit ihm eben die Erkenntnis  einherging: "Unser Herr und Gott Christus hat eine Gestalt und ein Angesicht.“
„…(um) acht Uhr morgens, kam   (Papst Damasus) mit seinem  gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen,  Schwertern und Knitteln bewaffnet...“ Pfarrer Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 1

Die "Nicäner" lärmten nicht nur. Sie mordeten. Schließlich trugen sie 137 Erschlagene, allesamt Arianer heraus.
 
„Nach Liberius' Tod wurde Damasus I. 366 zu dessen Nachfolger gewählt; eine Minderheit hatte schon zuvor aber Ursinus gewählt. Kämpfe und blutige Auseinandersetzungen folgten - zuletzt in der Basilika  Liberii (auch Sicinini) mit mehr als 100 Toten;..." Ökumenisches Heiligenlexikon
"Nicäner" nennen sich direkt und indirekt diejenigen die sich der "christlich- ökumenischen Kirchengemeinschaft" verbunden fühlen.
Doch bedenken, Nicäner waren es die Joseph Smith 1844 ermordeten. 
"Nicäner" waren es, die im Winter 1846 die Mormonen aus Nauvoo, Illinois gnadenlos ins eiskalte Niemandsland trieben. Für dieses Verbrechen entschuldigte sich am 1. April 2004, das Repräsentantenhaus des Bundesstaates Illinois einstimmig.    

On April 1, 2004, the Illinois House of Representatives unanimously passed a resolution of regret for the forced expulsion of the Mormons from Nauvoo in 1846  Sanford, Melissa (8 April 2004). "Illinois Tells Mormons It Regrets Expulsion". The New York Times.
Drei Jahre nach dieser Entschuldigung, 2007 schrieb der Präsident der Predigerseminare der südlichen Baptisten der USA Dr. Albert Mohlers: 
„The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity. Mormonism rejects the central logic of this doctrine (one God in three eternal persons) and develops its own doctrine of God - a doctrine that bears practically no resemblance to Trinitarian theology. 
 „Momonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith, June 2007 
So schrieb der amerikanische Autor Warren Smith: 
 „The LDS-Mormons are definitely dangerous and are to be categorised as a sect. In Europe, however, they do not pose a social hazard, as they are too insignificant for that. In the US one cannot make this statement so clearly, since – compared to the share of the population, politically they are represented above average... The Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession." Religion Dispatches“ of May 27th, 2011
„… Mormonen sind gefährlich, weil sie das Nicänum ablehnen…“
Dies entspricht dem Geist, der zur Vernichtung der römischen, (mormonisch!-) arianischen Gemeinde des Bischofs Ursinus, im Jahr 366, führte. 
Dieser Geist führte dazu. dass im Jahr 385 sechs spanische Bischöfe in der deutschen Stadt Trier hingerichtet - geköpft - wurden. Sie hatten es gewagt sich einer weiteren Konstantinisierung der Kirche und dem Nicänum zu widersetzen.

Dies ist der Geist der den Kaiserberater und Mailänder Bischof Ambrosius  verführte zum Krieg gegen die (mormonisch-) arianischen Ostgoten  zu hetzen… Unvergessen ist, dass die Arianer teilweise ausgerottet wurden, weil fromme katholische Prediger verkündeten: 
wer nicht nicänisch glaubt der ist gefährlich.
Sachlich festzuhalten ist, dass immer noch nur wenige Christen wissen, dass die von Warren Smith und Albert Mohlers angesprochene "Nicene-Trinitarian confession" (das Nicänaum oder das Athanasium) im Jahr 325, von einem Mann der Gewalttätigkeiten, Konstantin, der Kirche aufgezwungen wurde. 
Er ließ jeden ermorden der es wagte sich seinem Willen zu widersetzen. Dazu zählten Maxentius, Kaiser von Rom, 312 und Schwager Licinius Kaiser des Ostens, 324. Ebenso erging es seinem Schwiegervater Maximian 310. Seinen Sohn Crispus und die eigene Ehefrau Fausta ließ er angeblich wegen eines vagen Verdachtes, 325, töten, ebenso Licinius kleinen Sohn der irgendwann zu einer Gefahr für ihn heranwachsen könnte.
Germanenfürsten die  für die Freiheit ihrer Völker kämpften, aber in seine Gefangenschaft gerieten, ließ er von wilden Tieren, in seiner Arena zu Trier, zerreissen.
Sein ganzes Denken war heidnisch, antichristlich. Mit dieser Einstellung hat er das Urchristentum vernichtet und seine eigene Kirche - die Reichskirche -  geschaffen.
Die ganze Reichkirche bestand aus Katholiken die auf das Nicänum verpflichtet waren.

Nichts als Unheil hat es angerichtet und Verwirrung gestiftet, wie Basilius, ein Konzilsteilnehmer in Nicäa damals  entsetzt schrieb, "jeder schlug sich - nach Nicäa - mit jedem, es ging zu wie in einer Seeschlacht bei Nacht."
Wir schulden den nach Millionen zählenden unschuldigen Opfern des Nicänums Respekt.
 
Könnte es nicht sein, dass Gott Jesus Christus seine Kirche wiederherstellte, indem er sich einen unbedarften Knaben namens Joseph Smith als Werkzeug aussuchte? 
Jedenfalls ist sie tolerant. Sie droht niemandem. 
Jedenfalls sieht sie der vornicänischen Kirche - die als "arianisch-origenistisch" diffamiert wurde, - verblüffend gleich.
Ist es nicht an der Zeit, das zu bedenken?

 

Sonntag, 5. Oktober 2014

Evangelischer Professor lobt Joseph Smith

Prof. Dr. theol. Heikki Räisänen, Spezialgebiet Exegese des Neuen Testaments und Forschungsprofessor der Akademie von Finnland verfasste den entschieden zu wenig beachteten Artikel der im Februar 1984 in der "Theologischen Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang erschien:

„Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)
Heikki Räisänen (Dez. 1941 )

Prof Raisänen beschäftigte sich mit der Frage, wie - aus theologisch-großkirchlicher Sicht - die Korrekturen zu werten sind, die Joseph Smith an Bibeltexten vornahm.

Die Einschübe oder Textänderungen sind als Inspirierte Version bekannt. (Inspired Version)

Immer wieder attackieren  uns außenstehende Christen, Geistliche oder auch einfache Gläubige, Josph Smith hätte die Bibel geändert. Das ist zwar zutreffend, aber ehe jemand sich negativ äußert, möge zuvor bedenken wovon er redet. Heikki Räisänen sagt nach einer kurzen Einleitung:


Das Wort Gottes kann keine Widersprüche enthalten. Wo Joseph Smith Widersprüche entdeckt, gleicht er sie aus. Viele seiner Harmonisierungsmaßnahmen sind heute noch aus Werken großkirchlicher Fundamentalisten bekannt. Der Unterschied ist nur , dass Smith sich nicht mit einer harmonisierenden Auslegung begnügt, sondern den Bibeltext selbst verbessert.“

Räisänen benutzt tatsächlich den Begriff: "verbessert". Das ist zunächst verblüffend, denn, die Frage ob man die Bibel verbessern kann oder nicht, ist eigentlich mit einem klaren Nein zu beantworten. Hier wäre der Ansatz zu destruktiver Kritik gegeben, doch das Gegenteil ist der Fall. 

Um das zu belegen, greifen wir aus der Fülle der Fallbeispiele, die der finnische, evangelische Theologe bringt, einige heraus.  
Räisänen verweist beispielsweise auf den

theologisch wichtigen Widerspruch, der zwischen den Angaben des Exodus über den Umgang Moses (und anderer) mit Gott und der kühnen Behauptung von Joh: 1:18 besteht, niemand habe je Gott gesehen. Während großkirchliche Auslegung geneigt ist, die alttestamentlichen Aussagen abzuschwächen, geht Smith, dem die Diskrepanz nicht entgangen ist, den umgekehrten Weg und korrigiert den johanneischen Text. Joh 1: 19 lautet (in der Inspired Version von J. Smith) also: „Niemand hat Gott je gesehen, außer demjenigen, der über den Sohn Zeugnis abgelegt hat.“

... auch das klassische Problem des Gottesnamens, der lt. Exodus 6: 3 erst dem Mose offenbart wird, während er doch bereits in der Genesis gebräuchlich ist, löst Joseph Smith... indem er aus dem Satzende eine rhetorische Frage macht: „and was not my name Jehova known unto them?“...
Einer der schwierigsten Anstöße für konservative Bibelauslegung ist die unerfüllte Naherwartung. Auch in diesem Fall vertritt Smith eine Deutung, die heute noch in großkirchlichen Konservativismus gang und gäbe ist; der Unterschied ist wieder einmal der, dass er den Text selbst im Sinne der Auslegung ändert. Die Aussage, dieses Geschlecht werde nicht vergehen, bevor alles geschehen sein wird. Matth: 24: 34 wird verbessert: „This Generation, in which these things shall be shown forth, shall not pass away, until all I have told you shall be fulfilled“ dem entsprechend sagt Jesus (bei Joseph Smith) in Matth: 24: 42 nicht „ihr seht dies:“ sondern „meine Erwählten... werden sehen."

Der Rat, dass der Ehemann sein soll als hätte er keine Frau, wird auf die Missionslage durch den Zusatz bezogen: „for ye are called und chosen to do the Lords work“

Konsequenterweise wird festgehalten, dass Jesus nicht am Ende der Tage auf Erden erschienen ist, sondern in der Mitte der Zeit“ z.B. Genesis 6: 60 in der Inspired Version....

Die vielleicht auffälligste Neuerung von allen ist die, dass Smith die Menschheit vom Uranfang an über die Ankunft des Messias Jesus am genauesten unterrichtet sein läßt. Die künftige Heilsgeschichte ist ihr von den frühesten Tagen bekannt... Der mormonische Kommentator Matthews bemerkt dazu: Da die frühen Patriarchen das Evangelium hatten und seinen Vorschriften gehorchten, ist es offenbar, dass der Plan der Erlösung konstant ist und durch die Geschichte der Welt hindurch derselbe gewesen ist. „Dies ist nicht so offenbar in der King James Version!“
In der Tat nicht!
Bei aller Naivität der Lösung sollte zugestanden werden, dass Joseph Smith hier seinen Finger auf ein wirkliches Problem, auf einen heiklen Punkt in der Heilsgeschichte gelegt hat. Wie steht es eigentlich mit Gottes Plan, wenn mit Christus ein neuer Heilsweg eröffnet worden ist, von dem die Alten noch nichts wussten? War den früheren Generationen ein echter Heilsweg offen, etwa in der Form der Buße und der freudigen Annahme des göttlichen Gesetzes?
Wenn nicht, hat dann Gott nicht die alttestamentlichen Frommen irregeführt, indem er ihnen ein Gesetz gab, das das Leben verheißt (z.B. Lev 18: 5) und keinen Hinweis auf seine eigene Vorläufigkeit erhält?
Räisänen verweist dann auf den 1. Clemesbrief indem auch  von dort her Joseph Smiths Linie bestätigt wird:

Clemens versichert, Gott habe von Ewigkeit her alle Menschen auf dieselbe Weise gerechtfertigt, und zwar durch den Glauben... er habe von Geschlecht zu Geschlecht denjenigen Gelegenheit zur Buße gegeben, die sich ihm zuwenden wollten“

Mit der Kontinuität der Heilsgeschichte hängt es ferner zusammen, dass Smith die paulinische Rede vom Gesetz als Ursache der Sünde oder von seiner sündenvermehrenden Funktion abschwächen muss.... auch diesmal befindet Joseph Smith sich in guter Gesellschaft....


Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph) Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...


Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...“

Räisänen fasst schließlich zusammen:


Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist , sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvole Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen…“