Samstag, 19. Juni 2021

Eine Ehrung für meinen Gemeindepräsidenten Otto Krako

 

Otto – Sozialdemokrat und zugleich engagiertes Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage - ein Mann der jahrelang. gegen seinen Willen, im Krieg in der Todeszone kämpfen musste, wurde im Zug kontrolliert. Verbotenerweise brachte er per Bahn zwanzig Bücher Mormon von Westberlin in den kommunistischen Osten. Ein Polizist mit dem Ausdruck eines Gnadenlosen kommandierte: "Öffnen sie das Paket!"Otto, damals, 1953, knapp vierzig Jahre alt, und in großer Sorge um seine Familie, gehorchte.Er sah sich bereits im Gefängnis.Denn dies geschah nur wenige Tage nach dem Arbeiteraufstand in der DDR, der gewaltsam durch das Eingreifen sowjetischer Kampfverbände niedergeschlagen wurde.
Jeder geringste Hinweis auf antikommunistisches Verhalten konnte jemanden zum Verhängnis werden, bis hin zu vollzogenen Todesstrafen! Es gab völlig unschuldige Leute die verhaftet und schwer bestraft wurden. Otto befand sich in dem kleinen Abteil alleine mit dem Mann. Entschlossen wie an jenem Tag im Jahr 1945, als seine Frau um Hilfe schrie weil ein russischer Soldat sie vergewaltigen wollte, spreizte er die Finger, um sie dem Kontrolleur in die Augen zu stoßen, in der Hoffnung durch diese vorübergehende Blendung, in der abendlichen Dämmerung zu entkommen. Doch der Polizist sah, obwohl die Kabinenlampe brannte, bemerkenswerterweise gar nichts. Er starrte auf die Bücher mit dem verdächtigen, verräterischen Titel und schüttelte verwirrt den Kopf.„Gut!“ sagte er und ging davon.
Als "Volkspolizist der DDR" wäre er verpflichtet gewesen nachzuschauen wo diese Bücher gedruckt worden waren: Natürlich in Westdeutschland beim Klassenfeind.
Dieses Wunder war wirklich nicht das erste in seinem Leben, - auch damals, als er kaum aus einem der überfüllten Lazarette, gleich nach Kriegsende, nach Hause entlassen wurde, ereignete sich eines.
Er konnte ja, wegen der schwer verwundeten Knie, nur hinken. Aber als seine Agnes ihn aus dem drei Stock tiefer gelegenen Keller herbei rief, konnte er die vier Treppen wie ein Junger nehmen und dabei zornbebend schreien. Der Verbrecher musste ahnen was ihm blühte, todesmutig sprang er mit einem Satz mehrere Meter über den heran stürmenden Otto halsbrecherisch ins Freie. Jedenfalls lief er davon. Der Halunke muss das furchtbare Glimmen in seinen Augen gesehen haben. Er hatte keine Wahl.
Otto war ein wenig lau geworden, was das Evangelium betraf, die sechs Jahre der Arbeitslosigkeit hatten ihn zermürbt. Dann der schreckliche Krieg den er wie die Pest hasste. Er sagte es uns: „1942, an einem Abend mit Frostgraden um die 20 Celsius, mitten in der russischen Steppe, umringt von tausend Ungewissheiten und dem Heulen der Wölfe, die schlafenden Kameraden hinter sich, der „Feind“ der nicht sein Feind sein konnte vielleicht hundert Meter vor ihm, schwor er: „Allmächtiger Gott, wenn ich hier lebend herauskomme, will ich dir bis an mein Lebensende dienen!“
Genau das geschah.

Und noch etwas: Er erzählte, im Sommer 44 sei er verwundet worden.
Als Erholungsuchender kam er in ein Lazarett in Pommern, das direkt an der Ostseeküste lag.
Er solle baden gehen.
So humpelte er zum nahen Strand hinunter.
Da spielten einige Kinder Ball.
Sie schossen ihn zu weit, aufs leicht bewegte Wasser.
Sofort trieb eine Briese den Fußball in Richtung offenes Meer.
Otto sah das und versuchte das Abtreiben zu stoppen indem er ein paar Schwimmzüge machte, wobei er das Treibgut geradeso erreichte, und den Ball, zur Freude der Kinder, zurückwarf.
In diesem Augenblick spürte er, wie ihn eine Sogströmung erfasste die stärker war als sein Kraft.
Das ist dein Ende!
Und sofort sah er filmartig sein ganzes bisheriges Leben, wie es viele berichten die dem Tod zu nahe gekommen waren.

Otto ist wesentlich mit zu verdanken, dass dieses Gemeindehaus in Neubrandenburg entstand.



                                                                     Bild Wikipedia

Mittwoch, 16. Juni 2021

Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry (218)

 


                                                              The gathering                                                     

Soon the summer will be over,

Soon the harvest time will start

Then our Lord will send his Angels

To gather all the pure in Heart.

 

Soon our Lord himself will come

To reap Earth Nations one by one

To sift the dross far from the wheat

To make creations plan complete.

 

The summer will be over,

 The harvest time all done

Our Soul remains unsaved

 Dear Lord what have we done?

 

Forgive oh Lord our folly

Help us to understand

Blessings come to all that seek

And love thy blest command.

Sonntag, 13. Juni 2021

Nur ein kurzes Gespräch

 An einem Sonnentag, wenige Monate nach der Zeit des “Offenen Hauses”, sah ich einen gut angezogenen, nachdenklich vor sich hinsinnenden Mann auf dem Freiberger Tempelplatz. Er saß auf einer der verstreut aufgestellten Bänke im Grünen. Ich ging auf ihn zu, grüßte ihn.



Er mochte um die Fünfzig gewesen sein.
Er schaute mich sonderbar an.
Ich spürte die Ablehnung, hatte aber das Gefühl, dass ich ihn ansprechen sollte, ob er eine Frage hätte.
Kühl und entschieden erwiderteer: “Nein!”
Er schaute mich nochmals an: “Alles, was ich zu Ihrem Thema zu fragen hatte, ist bereits beantwortet worden.”
Ich wusste, dass etwas nicht stimmt.
Was sollte ich machen?
Er wünschte, nicht behelligt zu werden. Es störte mich nur, dass da ein Mensch war, der unbefriedigt und mit den von mir vermuteten Vorurteilen weggehen würde.
Doch ich hatte kein Mittel.
Nach einer knappen halben Stunde, als ich zurückkam, saß der Mann immer noch da.
Ich nahm allen Mut zusammen, entschuldigte mich und bat ihn, mir nicht übel zu nehmen, dass ich ihn nochmals anzusprechen wage.
“Ich habe ihnen doch gesagt,dass ich bestens informiert bin.”
Mir war klar, dass er nicht aus der Quelle getrunken haben konnte. Ich wandte mich ab und ging davon.
Nach einigen Minuten wagte ich einen dritten Versuch und bat ihn, mir zu erlauben, ihm drei Sätze aus den Offenbarungsbüchern des Propheten Joseph Smith vorzulesen.
Etwas gequält erwiderte er: “Aber bitte nur drei Sätze.”
Ich schlug Lehre und Bündnisse auf, Abschnitt 88, Vers 67: “Wenn euer Auge nur auf die Herrlichkeit Gottesausgerichtet ist, so wird euer ganzer Körper mit Licht erfüllt werden und es wird in euch keine Finsternis sein; und wer ganz mit Licht erfüllt ist, begreift alle Dinge. Darum heiligt euch, damit euer Sinn nur auf Gott gerichtet ist, dann werden die Tage kommen da ihr ihn sehen werdet ...”
Noch einmal bitte!”
Offensichtlich verdutzt schaute er weit an mir vorbei.
Ich las es noch einmal.
Nun wirklich interessiert forderte er: “Den anderen Vers, bitte.”
“Lasst niemanden euer Lehrer oder geistlicher Diener sein, außer es sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebote hält.”
“Aus welchem Buch haben Sie nun vorgelesen?”
“Aus dem Buch Mormon Mosia,23,14.”
Er erhob sich, schaute mir eine Weile ins Gesicht.
Er forschte mich ungeniert aus, aber es war mir nicht unangenehm. Wahrscheinlich fragte er sich, wer ich sein mochte.
Ich bemerkte, dass sein Blick sich wieder meinem schwarzen Ledereinband zuwandte während ich zitierte “Die Rechte des Priestertums sind untrennbar mit denHimmelskräften verbunden und können nur nach den Grundsätzen derRechtschaffenheit beherrscht und gebraucht werden….doch wenn wir versuchen unsere Sünden zu verdecken oder unseren Stolz und eitlen Ehrgeiz zubefriedigen, oder wenn wir auch nur im geringsten Maß von Unrecht irgendwelcheGewalt, Herrschaft oder Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben –siehe dann ziehen sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er weggenommen wird, dann ist es mit dem Priestertum oder der Vollmachtdes Betreffenden zu Ende.”
Er nahm mir meine Kombination mit einem Ruck weg, und las es selbst.
Sein Kopf kam wieder hoch.
Er dachte eine Weile nach. Tief durchatmend schloss der Überraschte mit der Bemerkung: “Ich werde mich von meiner Informationsquelle abwenden!” Es klang wie das Zerreißen von festem Papier.
“Tun Sie das, mein Herr. Ich danke ihnen, dass Sie mir zugehört haben.”
“Ich danke Ihnen!”
Leider habe ich nie wieder von ihm gehört. Aber dieser Tag kommt noch…und sei es in der Ewigkeit. Das Letzte was er sagte: Er sei Hochschullehrer in Köln.


Donnerstag, 10. Juni 2021

Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry (217)

                                                      The end of the journey (A song)

Wind of the desert plain, waves of the sea.

Evermore moving on, restless like me, restless like me.

Seeds beneath fertile soil, buds on the tree,

Hoping for things to come, dreaming like me, dreaming like me.

                                       Clouds in an endless sky, birds flying free.

Carried on wings of faith, drifting like me, drifting like me.

                                  Thoughts reaching out like the boughs on a tree.

Longing to live and grow searching like me, searching like me.

                                 Wheels in the sands of time, trying to find,

                          The end of the journey, sweet peace of mind, sweet peace of  mind.                                              

Montag, 7. Juni 2021

Ingrids Auswahl - Ingrids Poetry (216)

 


                                            Remember child for hast thou not seen

                               How all that was needed has always been

To teach you that trials are the way to gain


Heavens eternal joys to attain.

Unser Hauswirt war ein Jude

 Im Sommer 1936 schlug Vater mich zum ersten und zum einzigen Mal; weil ich die Ladentür unseres Hauswirtes, des Juden Eckdisch, aufgerissen und ihn als “Saujuden” beschimpft hatte. Der dicke, sonst so joviale Mann und Vater zweier erwachsener Kinder muss augenblicklich zu meinem Vater gerannt sein: “Ihr Bengel hat mich beleidigt.” Vater legte mich über sein Knie. Er zog seinen Filzpantoffel aus und schlug zu. Es klatschte, tat aber nicht weh. Ein für allemal skandierte er die wenigen Worte in mein Bewusstsein: “Alle Menschen sind Kinder Gottes!”

Später erfuhr ich durch meine Mutter, dass in jenen Wochen zwischen beiden Männern ein sonderbares Gespräch stattgefunden hatte. Vater hätte ihn gewarnt: “Herr Eckdisch, verkaufen Sie ihre Häuser, nehmen Sie ihr Geld und versuchen Sie nach Palästina zu gehen. Kaufen Sie sich ein! Gehen Sie ins Land ihrer Väter. Sie müssen ja doch dorthin auswandern. Lesen Sie, was der Prophet Hesekiel vor zweieinhalbtausend Jahren vorausgesagt hat.” Er hielt seinem Hauswirt die Bibel vor die Nase. “Da steht es geschrieben! ... Siehe, ich will die Kinder Israel holen aus den Heiden, dahin sie gezogen sind, und will sie allenthalben sammeln und will sie wieder in ihr Land bringen...” (Hes.37,21). Er zeigte ihm andere Schriftstellen, alle mit demselben Tenor. Doch all das beeindruckte den gutmütig dreinschauenden, ältlichen Kaufmann wenig. Er winkte ab.
Als mein Vater sagte, der Mormonenprophet Joseph Smith hätte schon vor einhundert Jahren gelehrt, der Zeitpunkt der Sammlung Israels stünde unmittelbar bevor und er habe einen bedeutenden Juden, der Mormone geworden war, Orson Hyde, 1838 nach Palästina geschickt, um das Land zum Zwecke der Heimkehr der Juden zu segnen, da lächelte der rundliche Mann nachsichtig: “Wissen Sie”, sagte er, “wir Juden haben es doch gut hier in Deutschland!" Da verwies Vater ihn auf Hitler und sein Programm. " Nein!" sträubte sich der Jude, "wir haben bisher sämtliche Pogrome überstanden, wir überleben auch Herrn Hitler.” Außerdem genieße er als deutschsprechender Jude polnischer Nationalität Schutzstatus. Die Welt sei so zivilisiert heutzutage.
Wahre Prophetie und falsche Prognose standen scharf gegeneinander.
Einige Monate später drang die schwarze SS ins Haus Wilhelmstraße 53 ein. Binnen Sekunden brach der Damm. Es gab keinen Schutzstatus mehr, sondern nur eine Anzahl Leute, die sich viel darauf zugute hielten gehorsame Gefolgsleute ihres Führers zu sein. An ein Gesicht kann ich mich erinnern und wie ich meine, sogar an seinen Namen. Der Mann mit seiner schwarzen Schirmmütze und dem silbern blinkenden Totenkopfsymbol schaute mich nur kurz und kalt an.
Die Wolgaster SSler schoben die vier verängstigten Mitglieder der Familie Eckdisch vor sich her. Der Lastkraftwagen stand wartend da.
Herr Eckdisch sah noch einmal auf sein schönes, großes Haus.
Irgendwann im Verlaufe der nächsten drei Jahre müssen die polnischen Juden in einem Stadtteil Warschaus angekommen sein.
Denn aus diesem Ghetto gelangte im Kriegswinter 1944/45 eine Postkarte vom Sohn unseres ehemaligen Hauswirtes zu uns. Der Text lautete: “Vater tot, Mutter tot, Lotte tot. Jakob.”
Wie oft werden sie an die gut gemeinten Worte des Mormonen Wilhelm Skibbe zurückgedacht haben. - nachzulesen unter meiner Lebensgeschichte:


Blick auf die St. Petrikirche zu Wolgast - diese Kirche wurde, 1128, unrechtmäßig auf den Trümmern des Tempels des altslawischen Gottes Jarovit errichtet.

Interessantes Schema - Katholiken verweisen uns nicht