Samstag, 8. Dezember 2012


(1) Die Lehren und Strukturen der Urkirche
Sie zu betrachten und mit denen der “Mormonen” zu vergleichen ist recht lehrreich:
Dort wie hier sind Bischöfe die unbezahlten Aufseher in der Gemeinde. Hippolyt von Rom (217-235) der als ‚Gegenpapst’ gilt, aber der einzige dieser Kategorie der heilig gesprochen wurde, erklärte ausdrücklich: “dass die Bischöfe einfach die Vorsteher im Kreis der Ältesten waren. Sie hatten keine besonderen Rechte... (1) Allem Anschein nach trugen, schon wegen des urchristlichen Gleichheitsgrundsatzes, alle als würdig betrachteten Männer das Priestertum, wenn auch unterschiedliche Grade: „Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, … bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ (2) In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist es ebenso, nur nennt man das “erhöhte” Priestertum, das “höhere”, “nach der Ordnung Melchizedeks” . (3)
Konstantin äußerte seine eigenen Ideen zum Priestertum. Er änderte mancherlei. Er verpflichtete immer mehr Priestertumsträger zugunsten seiner Staatsreligion zu operieren, im Gegenzug gewährte er den Bereitwilligen Vorteile, denn dieses Imperators Ziel war die Verschmelzung von Staat und Kirche.
Das kann man machen, wie sich zeigte, nur, sollten dann diejenigen die sich Nachfolger Christi nannten, im Vaterunser, nicht beten; “dein Wille geschehe!”, sondern “Konstantins Wille ist uns heiliger als deiner”,
Der Nachteil für die Kirche Jesu Christi, die keine Unterschiede wünschte, liegt auf der Hand, diese „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ (4)
Diese Feststellung bestätigt noch einmal, dass das Priestertum ursprünglich allen Würdigen gegeben wurde die sich an die zu Apostel Zeiten gegebenen Richtlinien hielten. Hinzugefügt werden muss, dass die Mitarbeit der Frauen zu Hippolyts Zeiten ebenfalls organisiert war, allerdings konnten Frauen nicht Älteste und Priester werden. Handelte es sich doch um ein Rollenspiel. In ihm vertritt der Priestertumsträger Jesus und der war ein Mann. Ausdrücklich sei wiederholt, dass es sich in den ersten drei Jahrhunderten ausschließlich um Ehrenämter handelte!
Von hauptamtlichen Klerikern ist erst nach Nicäa die Rede – obwohl es auch zuvor schon Ausnahmen gab. Um 220 tadelte Hippolyt die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer, in Rom, die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung. (5)
Vor 319 hatte niemand den Bischofsstuhl ‚bestiegen’. Inthronisierungen gab es erst nach Nicäa. Danach kam es zu regelrechten Wettrennen um einen Bischofssitz: „Konstantin (hatte) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales ( Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand anzustreben.“ (6) 
Der Klerikerstand kam hervor.
 
Wikipedia: der kathol. Bischof Gerhard Ludwig Müller
 
 
Wikipedia : der evangel. Bischof Hans-Jörg Voigt
                                                      Mormonenbischöfe tragen weder
                                                  Abzeichen, noch klerikale Gewandung,
                                               ausschließlich zur Unterstützung Bedürftiger
                                                         verfügen sie über einen Fond.
 
Eigentlich ist unglaublich, dass 1 700 Jahre nach Nicäa, immer noch Gehälter von Bischöfen auf der Gehaltsliste der Länder der Bundesrepublik Deutschland stehen.
Spiegel vom 8. Juni 2010 schreibt: der “Staat zahlt 442 Millionen für Kirchengehälter”, obwohl der Artikel 140 des Grundgesetzes die Trennung von Staat und Kirche festschreibt, ermöglichen andere Artikel wie 137 die Unterstützung der Großkirchen durch den Staat.
Damit lässt es sich leben.
Die von Jesus geforderte Opferbereitschaft ist faktisch ausgehebelt. Es machte ja Sinn Menschen zu gewisser Selbstlosigkeit zu erziehen.
Geld, statt innere Überzeugung, das war - ein Jahr nach dem zu Unrecht hochgelobten 1. ökumenischen Konzil 325, - schockierend.
Die Art und Weise wie die Zusatzsteuer "auri lustralis collatio" erhoben und eingetrieben wurde, konnte nicht gut gehen. Man war zuvor nicht christlicher Priester von Berufs wegen, sondern wegen seiner Berufung und die leistete man aus Überzeugung umsonst. Gerade die Ehrenamtlichkeit war ja der Beweis für die Überzeugung. Andere Leute wünschte kein ehrlicher Christ zu hören.
Anders herum verführten die dann aufkommenden Vergütungen und die in Aussicht stehenden Privilegien nicht wenige, sich taufen zu lassen. Sie taten so als ob. Aber ihre Herzen trachteten nach Geld, wie der Geschichtsverlauf bedauernswerterweise belegt. So zu tun, als wären sie von Herzen gewendete, nannte Christus schlichtweg Heuchelei, die er kategorisch verbot! (7)
Aber, was machte das schon aus, der neue Herr nach Nicäa hieß Konstantin. Ihm hatte man zu dienen – nämlich seiner Macht, seinem Staat.
Sie nahmen das Geld der Witwen und Waisen, um ihr Amt zu stützen.
Zuvor gaben alle ihr Geld freiwillig her. Bis dahin Gleichberechtigte, hatten die ‚einfachen’ Mitglieder nun unabwendbar "Kirchensteuer" zahlen. Tertullian (160-220) schreibt: „dass jeder einmal im Monat gibt, oder wann er will, wenn er überhaupt will, und wenn er kann; denn es wird niemand gezwungen“ (8) 
Die finanzielle Sonderstellung der ‚Kleriker’ musste auch das nichtchristliche Volk bezahlen. „Konstantin hattte 326 die Gold- und Silbersteuer eingeführt, die auri lustralis collatio oder auch chrysargyrion genannt wurde, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte.
Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne... Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht zahlen konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22).“ (9)
Konstantins Nachfolger behielten diesen Kurs der Spaltung der Gesellschaft und der Kirche bei. (10): „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert...”

Das musste eine neue, herzlose Gesellschaftsschicht hervorbringen, die Gesellschaft der Ausgebeuteten und der Ausbeuter innerhalb der Kirche.
Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage brachte es  dagegen auf den Punkt. Für keinen Teil der Gemeindearbeit gibt es irgendwelche materiellen Vorteile.
Das Kennzeichen der Kirche Christi war und ist, die strikte Trennung von Staat und Kirche, die Opferbereitschaft aller zugunsten aller anderen.
 
Quellen:
 
1.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
2.) ebenda
3.) Hebräer 7: 15
4.) J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 , S 22
5.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
6.) ebenda
7.)  Lukas 12: 1
8.) Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“ S.50
9)  Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976, S.155
10) ebenda 

 
 
 
 
 

Freitag, 7. Dezember 2012

Millionen Menschen mit Nahtoderfahrungen

erleben, dass ihr Aussagen strittig sind.

Man kann ihre Erlebnisse nicht wissenschaftlich auswerten, es sei schwer zwischen Phantasien und Wirklichkeiten zu unterscheiden.
Dennoch sind sie der Fülle und ihrer Übereinstimmung wegen zu einem Faktor geworden, der an Umfang und Gewicht erheblich zunehmen wird.
Wer sich die Mühe macht das Out-of-body Erlebnis Alma des Älteren, das er etwa 70 v. Chr. hatte, zu betrachten, (1) der ist verblüfft, wenn er vergleicht.
Hier möchte ich nur zwei Zitate erwähnen, die in diesem Zusammenhang noch mehr Bedeutung erlangen:

Sie stammen aus dem Bereich der häufig zu Unrecht verfemten “Gnostiker” (unter denen es natürlich auch Verrückte gab): „Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war... Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” (2)

„Gott hat... keine Vielzahl verschiedener Wesen geschaffen, sondern alle gleich... Es gibt keine... gesellschaftliche Rangbestimmung, der Wille des Einzelnen ist entscheidend, und das heißt: der autonome Wille des Einzelnen... Gnosis ist an keinerlei Zugehörigkeit
zu irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe gebunden... (3)

Es ist großartig! Leider lehrt das in der Neuzeit ausschließlich die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (wenn man von Splittergruppen, wie den “Swedenborgianern” absieht) und nachweislich lehrte die Urkirche dasselbe, auch die Juden.

Allerdings der Zusatz: Wir (die Nachkommen Adams d.h. alle heute lebenden Menschen) seien buchstäbliche Geistkinder himmlischer Eltern und fielen auf eigenen Wunsch in die Sterblichkeit um zu lernen, hat seine Entsprechung im weltberühmten “Perlenlied” das in den Thomasakten vor dem Vergessen bewahrt wurde. (4)


Quellen:

1.) Buch Mormon Alma 36, sowie die Kapitel 39-42

2.) K. Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler & Amelang, Leipzig, 1977, S. 139, 111

Der Arbeitskreis www. Origenes ergänzt, ungewollt “Mormonismus” unterstützend: „Wenn in der christlichen Theologie von "ewigem Leben" gesprochen wird, dann wird dort der Begriff nicht konsequent verwendet. "Ewig" ist konsequent gedacht nicht nur ohne Ende, sondern auch ohne Anfang. Der Begriff Präexistenz umfasst alles Leben vor dem irdischen Leben. Damit ist in erster Linie ein Leben in jenen Bereichen gemeint, in die wir auch nach dem irdischen Tod wieder zurückkehren werden. Die Präexistenzlehre ist ein wesentliches Kernstück in der Theologie des Origenes (185-254).“
3.)   Andreas Mohr „Beiträge zur christlichen Anthropologie“ Uni Kassel, 2007, S. 14

4.) siehe meinen Blog Pro Präexistenz “Perlenlied”.

Freitag, 30. November 2012

Bewahre deine Souveränität



Ein Artikel von NPR, den ich soeben in "LDS Today" fand, zeigt, dass es in Russland Proteste einiger Jugendlicher gibt, die Pro-Putin orientiert sind und im "Mormonentum" eine ihrem Land schädliche Kraft sehen.
Hinter dem leisesten Verdacht auf einen Schatten, sehen sie sogleich ein Gespenst.
Spionage, Unterwanderung.... und auf der Spitze: "Mormonismus sei ein Kult".
Dieser Slogan stammt aus den USA.
Er stammt aus Kirchenkreisen.
Dreimal besuchte ich Russland, nie habe ich soviel Kult in Kirchen gesehen als dort in den Gotteshäusern - mir wäre im Traum nicht eingefallen, das laut zu benörgeln.
Nie fand ich sowenig Kult, wie bei den "Mormonen", obwohl ich meine Kirche auf 4 Kontinenten in mehr als 100 unterschiedlichen Gemeinden erlebte.
Leider im Gegenteil. Mir scheint, die Nüchternheit mormonischer Versammlungen sollte sprichwörtlich sein, um ein wenig mehr Enthusiasmus zu fördern, denn die Sache verdient es. 
Sonderbar, selten war ein Schlagwort weniger begründet als das vom Mormonenkult.
Ich bin seit dem Sommer 1945 dabei.
Was ich auf meinem nicht gerade kurzen Weg zu Seiten meines stets attackierten Mormonentums sah und mitbekam, war kurios. Spötter aller Intelligenzgrade logen, dass sich die Balken bogen.
"Gefährliche Sekte!"
"Das sind die mit den vielen Weibern!"
"Die tragen Geheimwäsche!"
Als ob es irgendjemands Recht wäre, etwa einer auf der Straße daher schreitenden Dame die Frage nach ihrer Unterwäsche zu stellen, solange sie nicht offensichtlich einen Sprengstoffgürtel trägt..
Immer wieder fielen und fallen Menschen, die sich Christen nennen, auf Behauptungen und Parolen herein. Seit Jahrtausenden ist das so. Wenn es irgendwo eine Gruppe gab, wie z.B. die Juden in der Diaspora, fanden sich Lümmel, - auch solche in liturgischer Gewandung - die im Klartext oder versteckt hinter Floskeln, das Anderssein der Harmlostesten als Gefahr für Leib und Seele ausgaben, nur weil Neid in Christenherzen sich Linderung verschaffen wollte.
Obwohl neue Generationen da sind, blieben die alten Vorurteile und dieselben Unverschämtheiten bestehen.
Einige schauen, wenn sie mit uns reden, freundlich und besorgt drein wie ehrenhafte Bürger, aber ihre Gedanken, die sie gelegentlich äußern,  zeigen wes Geistes Kind sie sind.
Sogar Hitlers braune und schwarze Reichsgenossen vermochten es das Gesicht des Biedermanns zu wahren.
Erst als sie von amtswegen durften, platzte es heraus : "Juda verrecke!"

Schlimmer noch ist die Tatssache, dass diese Auswüchse des Antisemitismus, im Vorfeld, von Christuspredigern, gefördert worden waren.


Christen sind es, die über Mormonen Bösartigkeiten verbreiten, Christen waren es, die angestachelt, von bedeutenden, sich fromm gebenden Meinungsbildnern den Spott gegen Juden auf die Spitze trieben: "Hep-Hep!"
"Hierosolyma est perdita!"
Jerusalem ist verloren.

Bild Wikipedia

1819 wurden, wie hier in einer Graphik von Johann Voltz  dargestellt, Juden, in Frankfurt verprügelt weil sie ihre Emanzipation betrieben. Unter dem Gröhlen des seit dem Mittelalter bekannten "Hep" Hep!" wurde ihnen nahe gelegt zwischen Flucht und Sterben zu wählen.


Antichristlich schadensfroh ging es seit je und überall in Christenländern zu, wenn Juden den Kürzeren zogen.
Gefühle des Erbarmens wurden von denen erstickt, die sich permanent auf Christi Erbarmen beriefen.
Das Gift einer intoleranten Grundhaltung, die jeden Missliebigen trifft, wurde selten oder nie bei seinem wahren Namen genannt. An den Symptomen der Lähmung des geistigen Lebens hätte jedoch jeder erkennen müssen, dass es der Geist des Antichrist, der Geist Konstantins, der Geist der Unmenschlichkeit, war, der einem ganzen Volk durch alle Zeitalter der Geschichte das Leben erschwerte und ihm sein von Gott gewährtes Existenrecht absprach.
Ähnlich fühllos und töricht urteilt jeder, der sich in bezug auf Mormonen vom Ungeist unbedachter Ablehnung anstecken ließ.
Da gab es beispielsweise ein Plakat, herausgegeben von der Jungen Union, um 1990: Das Bild zeigte ein kneipenähnliches Gebäude auf dessen Schild geschrieben stand: "Mormonenklub"
Die Überschrift der Warnung lautete: "Gefangen in Sekten"
Damals, nach sozusagen lebenslänglicher politischer Abstinenz gerade der CDU beigetreten, schämte ich mich für die Dummheit und Arroganz der künftigen Elite Deutschlands. Denn diese stand gerade im Begriff, das C, in ihrem Parteinamen, wieder mehr zur Geltung zu bringen. Schlimmer, - ich sah, dass es keinen Fortschritt gab. Es war das alte primitive, aus dem Bauch stammende Argument: "und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein."
Nein, das Christentum traditioneller Art schafft sich selbst ab, definitiv.
Panikartig werfen sie, wenn ihnen nur ein bißchen Wellengang bedrohlich erscheint, alles über Bord, was ihnen gerade in die Quere kommt, sogar bewährtes Glaubensgut. Weil da, aus diesem albernen Grund, auf ihrem Kirchenschiff kaum noch Substanz vorhanden ist, meinen die Namenschristen, das wäre z.B. bei den "Mormonen" noch viel schlimmer.
Das ist ein ungeheurer Irrtum!
Bei aller sonstigen Gescheitheit  denken viele nur von A bis B, solange es um Religion und Gewissensfreiheit geht.
Alle wissen es, auch die russischen Schreihälse: wer Mormone wird, der hört auf zu saufen, herumzuhuren, zu lügen, der hört auf ein Knecht seiner Leidenschaft zu sein.
Ist das "Kult" oder schlichter Gehorsam zum Gebot Gottes?
Nach getaner "Arbeit" zugunsten banaler Propaganda, prosten sich entschieden zu viele Stammtischgenossen zu: Nieder mit den Kulten!
Aber, wie alte japanische Weisheit warnt:
Erst nimmt der Mann einen Schluck, dann nimmt der Mann noch einen Schluck - und dann nimmt der Schluck den Mann.
Ein Mann der Gift trank ist nicht mehr Herr seiner selbst, sei es der Alkohol oder die Sexsucht.
Ich wurde schon mit sechszehn souverän, habe meine Souveränität, wenn auch nicht kampflos, behauptet. Ich wünschte, dass die jungen Hetzer das in weiteren sechzig Jahren ebenfalls von sich behaupten dürfen.
Lasst uns ehrlich und gütig sein, zu uns selbst und gegenüber anderen. 

Sonntag, 4. November 2012

Die nicänische Lüge


Es ist unglaublich, was da noch bis zur Gegenwart an Tiraden über die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage augegossen werden, die glatt und wissentlich an der Wahrheit vorbei gaukeln.
 
Jeder Theologe weiß, was geschah und was geschieht. Sie wissen allesamt, dass der von ihnen verfemte "Mormonismus", in all seinen Hauptteilen, nichts anderes ist als das Spiegelbild des urchristlichen Lehrgutes und seiner Praxis.
Sie wissen allesamt, dass die arianischen Tempelüberlieferungen ihren Ursprung im Salomonischen haben und dass der Tempel der Mormonen nichts anderes vermittelt.
Sie wissen, dass die Unterstellung, Joseph Smith habe diese Riten dem Freimaurertum entlehnt, falsch ist, weil sie längst zur Kenntnis genommen haben, dass in Ravenna vor mehr als 1500 Jahren das mormonische Ritual gelehrt wurde und dass die Freimaurer es von dort unrechtmäßig übernahmen.
Sie wissen allesamt. dass in der Urkirche grundsätzlich verkündet wurde, dass Jesus wirklich der Sohn des Vaters ist und ihm untergeordnet. Aber sie halten an ihrer Feindschaft gegen das mormonisch-arianische Bekenntnis fest, als könnte das ihre Rettung sein. Jede theologische Fakultät einer Universität kann bestätigen, dass der Vater des Nicänums Konstantin war, dass es eine Lüge ist zu behaupten die Arianer hätten Christus das Gottsein abgesprochen, dass Mormonismus und urkirchliches Glaubensgut einander nicht entsprechen.
Sie wissen allesamt, dass sechzig Jahre nach Nicäa jedem Bürger des römischen Imperiums seitens und mit Hilfe der neuen Sorte Theologen das Recht auf persönliche Entscheidungsfreiheit gestohlen wurde, und dass die zentrale Lehre des sogenannten Mormonismus lautet:

die Würde jedes Menschen ist unantastbar.
 
Sie aber haben mitzuverantworten, was ihre Glaubensväter denen antaten die anderer Meinung waren. Das klein zureden oder zu unterschlagen ist eine Lüge, gedeckt von Kaiser Konstantin.

Samstag, 3. November 2012

(1) Die Verstaatlichung der Kirche und die „apostolische Sukzession“


Pilatus wog den großen Schädel. Von ihm wurde, im Fall eines angeblichen Hochstaplers, ein Urteilsspruch erwartet, obwohl seitens seiner Offziere keine Klage vorlag. Der römische Prokurator stand ein wenig ratlos auf der Empore, betrachtete die aufgebrachte Menge und fragte hinunter:

Was hat er denn verbrochen?“

Die Antwort war von Hass diktiert und ziemlich unbestimmt:

Wenn er kein Übeltäter wäre, hätten wir ihn dir nicht ausgeliefert.“

Pilatus ging wieder ins Prätorium hinein, fragte einen seiner Kommandeure, und hörte noch einmal das Gerücht, der Angeklagte solle behauptet haben, er will ein Königreich gründen.
Pilatus ließ Jesus rufen, schaute ihn eine Weile prüfend an.

Sehr unwahrscheinlich, dass der ziemlich unheldisch wirkende Mann mittleren Alters,   König der Juden werden wollte. 
Hat kein eigenes Haus, keine Ländereien, keinen Titel, kein Geld, möglicherweise ging er an manchem Abend hungrig zu Bett.

Gewiss, einige Wichtigtuer sagten: "er gibt vor der königliche Messias zu sein".
Doch soviel wie er, Pilatus, von dieser Sache gehört hatte, würde der Messias auftreten als großer Herr, mit überlegener Streitmacht, dem niemand widerstehen kann.

Die paar elenden Gestalten jedoch, die ihn begleiten sollen, haben wahrscheinlich in ihrem ganzen Leben noch keinen Dolch angefasst, geschweige denn als Soldaten gedient. Fünf Prätorianer hätten genügt ihn zu verhaften.
Pilatus wandte sich fragend an Jesus: Du bist doch kein Fall für mich, nicht wahr? Warum sagen die da draussen, du willst ihr König werden?

Jesus nickte wahrscheinlich, und zwar zustimmend. Er sagte dann auf seine eindrucksvolle Weise, fast entschuldigend:

ABER!... mein Königreich ist nicht von hier!“

Pilatus ahnte vage was das Wort: „nicht von hier“ bedeuten sollte. Es handelte sich da um ein Traumreich, eine Illusion oder Ähnliches.
Pilatus machte eine Geste gewisser Hilflosigkeit.
Jesus bemerkte das, denn er bestätigte des Prokurators Annahme: unmissverständlich: 
Mein Reich ist nicht von dieser Welt, wäre mein Reich von dieser Welt, würden meine Diener kämpfen...“ (1)
Pilatus hob die Stirn: eigentlich verstand er weder den jungen Mann noch die Welt die sich gegen ihn stellte. Träume sind immer frei.
Allerdings, da war etwas, das ihn tief beeindruckte:
Dieser Habenichts wollte immerhin ein König der Wahrheit sein. Das stand ihm gut an, und wem schadete er damit?

Deswegen schleppen die dich zu mir?

Pilatus musste wiederholt an die Worte seiner Frau denken:
Seinetwegen hatte ich heute nacht einen schrecklichen Traum, lass die Hände von ihm, er ist unschuldig.“

Der Prokurator fühlte, dass seine Frau  recht hatte. Ein gegen Rom gerichteter Streber nach Macht war er definitiv nicht, - verwunderlicher noch, - ihm bedeuteten Geld und Besitz an Feldern und Häusern gar nichts, und nochmals unverständlich war, dieser hochbeschworene Verzicht auf Kampf und Sieg, klang glaubwürdig.
Pilatus hörte die im Hof wartende Menge murren. Er ging wieder hinaus, schaute die Menschen an und fragte sich was die eigentliche Ursache der Aufregung sein mochte die zur erzwungenen Verhaftung geführt hatte. Jeder da unten musste doch wie er denken.
Denn unter einem König stellte man sich einen Mann vor, desssen Herrschaftsanspruch auch aus seinen Mienen sprechen würde.
Aber da war nichts dergleichen zu finden.
Wäre der geringste Zug zur Staatsmacht bei dem Zimmermannssohn erkennbar gewesen, dann hätte er, der gnadenlose Verwalter römischer Interessen abschließend anderes gesagt, als die Worte:

                         „Ich finde keinen Grund ihn zu verurteilen!“ 

Für ihn war klar: Jesus von Nazareth verabscheute lediglich was Rom liebte: nämlich die Macht, die Vollkraft mit allen Mitteln das durchzusetzen, was dem Imperium diente. Der da, den selbst er nicht vor dem Kreuzestod wird retten können, wollte ein Reich ohne jede Art Gewaltanwendung und ohne jegliche Lüge.

Wäre da nicht die schreiende Menge mit ihrem bitteren Ernst, er könnte darüber lachen:
"Ein Reich muss seine Feinde zerschmettern können oder untergehen."  Dass der einsame Angeklagte das ganz anders sah, würde ihn das Leben kosten.


Völlig entgegengesetzter Meinung, als Christus, müssen fast alle Männer gewesen sein, die behaupteten in der Nachfolge Christi zu stehen, und die zugleich das Papsttum formten.

In Sachen Feindschaft dachten sie fast ausnahmslos, wie alle Diktatoren.


Etwa in der Mitte der Papstliste steht der Name des ehemaligen Mönches Hildebrandt von Soana (1020-1085), der von seinem Zeitgenossen, Kirchenhistoriker Petrus Damiani, „Heiliger Satan“ genannt wurde. Er gehörte noch zu den Besten seiner Zeit, und war doch ein Stifter größtdenkbaren Elends. Dass er die Priester ehelos und die Ehefrauen und Kinder der Priesterfamilien ins Verderben stürzte weiß jeder, weniger bekannt doch ebenso wahr ist, dass

Historiker fünfundsiebzig blutige Schlachten direkt auf Papst Gregors Fehde mit dem Kaiser (Heinrich IV.) zurückgeführt haben.“ (2)

Oder, da ist Stefan III.. Er wurde 752 Papst. 753 reiste er nach Norden mit einem dringenden Anliegen, er bedurfte der Militärmacht Pippin des Kleinen, (Vater Karls des Großen), gegen einen schier unüberwindlichen Germanenstamm, der das Erbe der Ostgoten fortsetzte, auch in Sachen Religion, und die war eben nicht römisch-katholisch.

Ob er laut sagte, was er dachte ist nicht klar, aber die germanischen Langobarden die ihm in Italien den kirchlichen Herrschaftsanspruch strittig machen könnten und die sich seinen kirchlichen Weisungen widersetzten, waren Arianer.

Seit Nicäa, 325, galten die Arianer allen Katholiken als Antichristen.

Das begründeten sie mit einer Lüge die bis heute kursiert - Arianer würden Christus den Gottstatus absprechen - deshalb seien sie Gottesfeinde die keine Duldung geschweige denn mehr verdienten.

Ausrotten!

In Papst Stefans Reisegepäck befanden sich Trauergewänder, die er als Bittsteller anlegen wollte, wenn er sich vor Pippin als bescheidener Diener Gottes in den Staub wirft, das Haupt mit Asche bestreut.  Und er trug, ebenfalls um Eindruck zu machen, ein scheinbar uraltes Dokument mit sich. Auf ihm stand das erdichtete Datum 30. März 315 geschrieben.

Es handelte sich dabei um einen ungeheuren Schenkungstext. Danach waren die Päpste die rechtmäßigen Besitzer des gesamten römischen Reiches geworden.

Die märchenhafte Formulierung stammte allerdings sehr wahrscheinlich von Stefan selbst. Er könnte den Inhalt erdacht und diktiert haben (der seine Wirkung für die nächsten eintausend Jahre nicht verfehlen sollte. Obwohl er bereits 1433 durch den deutschen Philosophen Nikolaus von Kues und sieben Jahre später durch den Sprachwissenschafter Lorenzo Valla als schamlose Fälschung erkannt wurde).

In dem angeblich antiken Schriftstück wurde behauptet Kaiser Konstantin habe dem Papst Silvester, aus Dankbarkeit für seine Heilung von Lepra, die halbe Welt geschenkt:



Bild Wikipedia Lorenzo Valla (1407-1457)

Alles was Stefan, sowie viele Päpste vor ihm und die nach ihm kommenden, wirklich wünschen konnten, fand in der angeblichen Schenkung klaren Ausdruck:


Wie Uns eine irdische Kaisermacht zusteht, so haben Wir bestimmt, dass ihre hochheilige römische Kirche achtungsvoll geehrt und dass mehr als Unsere Kaisergewalt und Unser irdischer Thron der hochheilige Stuhl Petri glorreich verherrlicht werde, indem wir ihm die Macht, den Ehrenrang, die Kraft und die Ehrenbezeugungen verleihen, die einem Kaiser zukommen. Und Wir beschließen und setzen fest, dass er die Vorherrschaft sowohl über die Hauptbischofssitze von Antiochien, Alexandria, Konstantinopel und Jerusalem als auch über alle Kirchen Gottes auf dem ganzen Erdkreis innehabe, und der jeweilige Papst dieser hochheiligen Kirche soll erhabener und ein Fürst für alle Bischöfe der ganzen Welt sein. Und durch seinen Urteilsspruch soll geordnet sein, was in bezug auf den Gottesdienst und für den festen Bestand des Christentums (der Kategorie „Konstantinismus“ G.Sk.) zu versorgen ist.

Damit wurde für mindestens zehn Jahrhunderte festgelegt, dass Christi Lehren hinter den Lehren des Vatikans, allenfalls Platz 2 einzunehmen haben. (Was zu beweisen sein wird)

Der Text der Konstantinischen „Schenkung“ fährt fort:

... Wir übertragen den Päpsten von nun an Unseren kaiserlichen Lateranpalast (der 315 noch Fausta, der sehr jungen Frau Konstantins als Alleinbesitz gehörte und folglich nicht durch einen Nichtbesitzer verschenkt werden konnte G.Sk.)

sodann das Diadem, nämlich die Krone Unseres Hauptes, und zugleich die Mitra und den Schulterschmuck... sowie alle Provinzen, Städte und Orte des Abendlandes... "
Quellen :
1.) Joh 18: 36-38
2.) Peter de Roa„Gottes erste Diener“ Knaur, 1988, S. 83

Montag, 29. Oktober 2012

Nur eine Information

Welt-online berichtete am 26. Oktober 201

Die betörende Nahtoderfahrung eines Hirnexperten

Seit seiner Nahtoderfahrung ist Wissenschaftler Dr. Eben Alexander von einem Leben nach dem Tod überzeugt.



Dr. Eben Alexander

26.10.2012 15:55
Panorama
Sieben Tage im Koma
Der renommierte Harvard-Hirnexperte EbenAlexander tat Nahtoderfahrungen voller Licht und Musik immer als Phantasien ab. Bis er selbst ins Koma fiel – und sein Bewusstsein eine weite Reise machte. … mehr

Etliche Menschen haben schon berichtet über Momente zwischen Leben und Tod, über dunkle Gänge, gleißendes Licht und Begegnungen mit göttlichen Wesen. Das besondere am "Proof of Heaven" ist der Umstand, dass Alexander ein renommierter Harvard-Wissenschaftler und Hirnexperte ist, der ähnliche Erlebnisse häufig von Patienten zu hören bekam und als Phantasie abtat. Jetzt ist der 58-Jährige sicher, dass es sich nicht um Einbildungen handelte.

"Meine Erfahrungen haben mir gezeigt, dass der Tod des Körpers und des Hirns nicht das Ende des Bewusstseins sind, dass der Mensch Erfahrungen macht über den Tod hinaus", schreibt Alexander, der mit seiner Frau und zwei Söhnen, zum Zeitpunkt dieser Ereignisse zehn und 19 Jahre alt, in Virginia lebt.

Er, der immer gesund war, wachte eines Morgens im November 2008 mit unerklärlichen Kopfschmerzen auf, erlitt kurz danach eine Art epileptischen Anfall und verlor das Bewusstsein.

Im Krankenhaus wurde eine bei Erwachsenen praktisch unbekannte Form von Meningitis diagnostiziert. Kolibakterien griffen das Hirn an und legten es lahm. Angesichts des fast siebentägigen Komas bescheinigte der behandelnde Arzt Scott Wade in einem Gutachten eine "Mortalität von über 97 Prozent".

Wie tot und an Schläuche angeschlossen


Der Körper lag wie tot und an Schläuche angeschlossen auf der Intensivstation. Der Neocortex, der Sinneseindrücke verarbeitende Teil der Großhirnrinde, reagierte nicht mehr. Denken und Wahrnehmungen sind in diesem Zustand unmöglich, auch Halluzinationen in Folge verabreichter Medikamente.

Eigentlich. Doch Alexanders Bewusstsein unternahm eine weite und lange Reise in eine Welt, in der Zeit und Distanz keine Bedeutung hatten.

Er sei "inmitten von Wolken" gewesen, schreibt Alexander, und der Himmel, den er sah, kommt so lieblich daher wie sonst nur in den Vorstellungen von Kindern. Die Wolken waren "groß, plüschig, rosa-weiß und hoben sich deutlich ab vom tiefen dunkelblauen Himmel". Dort traf er Gott und kommunizierte mit ihm, in einer direkten, telepathischen Form, die ihn gar nicht überraschte, so der Autor.

Hier ein Einschub von  mir, Gerd.

Alma der Jüngere, der sich drei Tage im Koma befand, beschrieb seine Geschichte in Form eines Chiasmus, der höchsten Dichtkunst der Völker des Nahen Ostens, im 36. Kapitel seines Buches, als Teil des Buches Mormon – und zwar verfasst um 73 v. Chr.

In der Zusammenfassung der Lehren die er während der 3 Tage der Jenseitserfahrungen sammelte, heißt es u.a.

mir ist von einem Engel kundgetan worden, dass der Geist jedes Menschen, sobald er aus diesem sterblichen Leib geschieden ist, ja der Geist jedes Menschen, sei er gut oder böse, zu dem Gott heimgeführt wird , der ihm das Leben gegeben hat... der Geist derjenigen, die rechtschaffen sind, wird in einen Zustand des Glücklichseins aufgenommen, den man Paradies nennt, einen Zustand der Ruhe, einen Zustand des Friedens, wo er von seinen Beunruhigungen und allem Kummer und aller Sorge ausruhen wird...“

Er (Dr. Alexander) nennt Gott "Om", denn "das war der Ton, den ich noch in Erinnerung habe und verbinde mit dem allwissenden, allmächtigen und bedingungslos liebenden Gott, aber alle Beschreibungen reichen nicht".

Ein Engel begleitet Alexander seit seinem Aufstieg aus dem stinkenden Urschlamm, ein wunderschönes junges Mädchen mit tiefblauen Augen, hohen Wangenknochen und einem beglückenden Lächeln: "Es war kein romantischer Blick, es war nicht der Blick wie bei einer Freundschaft. Es war ein Blick irgendwie oberhalb von all diesem."

"Du musst nichts fürchten"


Das engelhafte Wesen ließ ihn wissen: "Du wird geliebt und geschätzt, herzlich, für immer. Du musst nichts fürchten. Du kannst nichts falsch machen."

Später, nach seinem unerwarteten Aufwachen aus dem Koma, bekommt Alexander, der als Baby von seiner minderjährigen Mutter zur Adoption freigegeben wurde, erstmals das Foto einer biologischen Schwester geschickt, die gestorben war, bevor er sie kennenlernen konnte. Das Mädchen und seine Schwester sind identisch, stellt Alexander verblüfft fest.

Bis zu diesem Erlebnis sei er kaum mehr als ein "O- und W-Christ" gewesen, der im Wesentlichen zu Ostern und Weihnachten die Kirche besuchte, schreibt Alexander. Als Neurochirurg der strengen Ratio verpflichtet, zweifelte er religiöse Offenbarungen an. Die Botschaft der "bedingungslosen Liebe", die er während seiner Nahtoderfahrung erhielt, hat alles verändert. Und aus seiner Sicht doch nicht die Wissenschaft entkräftet.

Alexander führt Heisenberg an, der in der Quantenphysik die Theorie aufstellte, auf einer Ebene unterhalb der Atome sei alles mit allem verbunden, der Beobachtende mit dem Projekt der Beobachtung. Und der Mensch mit dem allgegenwärtigen Gott, so Alexander.

"Denken Sie an jede Enttäuschung, die Sie jemals erlebten", schreibt Alexander. "Ich spüre, dass alle Verluste, die wir hier auf Erden erdulden müssen, in Wahrheiten Varianten eines sehr zentralen Verlustes sind; dem Verlust des Himmels."

Wunder am siebten Tag des Komas


Seit Alexander ins Koma gefallen war, galt sein Erwachen mit einem dauerhaft beschädigten Gehirn und sein Weiterleben als Rundum-Pflegefall als "best Scenario". Am Morgen des siebten Tages planten die Ärzte, binnen zwölf Stunden die Zufuhr der Antibiotika abzustellen, die in seinem Hirn die aggressiven Bakterien bekämpften.

Da stürzt der zehnjährige Sohn zum Krankenbett, umarmt und liebkost den leblosen Vater und ruft: "Du wirst wieder gesund, du wirst wieder gesund." Und Alexander öffnet die Augen, schluckt, lässt sich den Atemschlauch aus dem Rachen ziehen und sagt: "Danke."

Wunder sind offenkundig möglich. Die vollständige Gesundung eines Patienten von einer Infektion, die als tödlich galt und zumindest dauerhafte Behinderung nach sich zu ziehen drohte, ist ein von Medizinern beurkundeter Beweis dafür. Den Himmel und die Engel hat nur Eben Alexander gesehen.

Für die Leser beginnt hier das weite Feld von Glauben oder Nichtglauben.

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Sonntag, 28. Oktober 2012



Die Süddeutsche. de schrieb am 4. April 2012:

Mormonen-Aussteiger “Wenn die Zweifel zu groß werden”


"Kein Kaffee, kein Alkohol, kein Sex vor der Ehe: Lars Bandholdt war 30 Jahre lang gläubiger Mormone. Dann stieg er aus - kein leichter Schritt für ihn. Heute hilft der Münchner Manager anderen Mormonen, die zu zweifeln beginnen."
Ich, Gerd Skibbe, Mitglied seit 1946 obwohl schon 1939 getauft, dachte, es wäre gut darauf zu antworten und schrieb:

"Jeder (außer er ist Muslime) kann jederzeit irgendeine Religion oder die Ablehnung aller wählen. Der stets lockende Atheismus wird seine Macht, die er auch auf Mormonen auszuüben trachtet, nie preisgeben.
Das ist so wegen der durchaus menschlich verständlichen Neigung jedermanns, möglichst wenig Verpflichtungen auf sich zu nehmen
Da ich mich, nach mehr als gründlicher Recherche entschieden hatte Mormone zu bleiben, wäre es inkonsequent wenn nicht unverzeihlich gewesen meine Söhne dem Nebel der Meinungsvielfalt zu überlassen. Meine beiden Söhne entschieden sich später, als sie ausserhalb meines Einflussbereiches lebten, ebenfalls für dieselbe Kirche und so deren Kinder. Ihre Wahl fiel u.a. so aus, weil sie erkannt hatten, dass das oberste Prinzip des sogenánnten "Mormonismus" das Recht jedes Mitmenschen auf Entscheidungsfreiheit ist, welches Mormonen unabdingbar zu verteidigen haben! Wusstet Ihr das, liebe Kritiker?
Mormonismus lehrt obenan , dass man Recht zu schaffen hat, wo es nicht ist. Dass jedermann die Würde des Andersdenkenden - sei er Mormone oder nicht - freundlich zu respektieren hat, dass man allerdings persönlich Selbstzucht und Gedankenkontrolle erlernen muss, um niemals etwas an sich zu nehmen, das einem nicht zusteht, dass man sich niemals gegen den Rat des eigenen Gewissens stellen sollte, dass die Schöpfung im Wortsinn Schöpfung ist und eben nicht das Produkt einer blinden, allenfalls auf Zweckmäßigkeit ausgerichteten Natur.
Wenn jemand meint, er will absolut ungebunden leben, und sich deshalb abwendet, dann kann er das tun. Doch wenn er sich nach solcher Entscheidung selbst als "Aussteiger" hochlobt und sich selbst mitleidsvoll betrachtet, und gar noch nach Zustimmung durch ähnlich denkende Zeitgenossen trachtet, dann steht ihm das zwar frei, doch meine Hochachtung möge er dabei nicht erwarten, denn ausser den Schranken seiner eigenen Erkenntnis und Vernunft stand ihm nämlich kein anderes Hindernis im Wege!
Kein "Aussteiger" hatte jemals Probleme mit seiner Exkirche - ausgenommen seitens jener wenigen Mitglieder die ihren natürlichen Hang zum Fanatismus noch nicht überwunden hatten. Anderes zu behaupten ist zwar kühn, aber grundsätzlich nicht wahr. Sich als "Aussteiger" aus dieser Kirche zu fühlen um Mitleid erregen zu wollen, wo kein Leid zu ertragen war, ist kaum heldisch.“