Dienstag, 14. Januar 2014

Polygamie im Mormonentum



Wo der Begriff „Mormone“ auftaucht, da ist das Gespenst „Vielweiberei“ nicht weit, dass jedoch ausgerechnet das Buch Mormon, Vielweiberei ein für allemal kategorisch verbietet, ist allgemein unbekannt.



Jakob, einer der Söhne Lehis und Bruder Nephis erklärt, warum er inspiriert wurde zu sagen: 
 „David und Salomo hatten wahrhaftig viele Frauen und Nebenfrauen, und das war ein Gräuel vor mir spricht der Herr. Darum, so spricht der Herr, habe ich dieses Volk aus dem Land Jerusalem weggeführt, durch die Macht meines Armes, dass ich mir aus der Frucht der Lenden Josephs einen rechtschaffenen Zweig erwecke. Darum werde ich, der Herr Gott, nicht zulassen, dass dieses Volk es denen in alter Zeit gleichtut... kein Mann unter euch, soll mehr als nur eine Frau haben, und Nebenfrauen soll er keine haben, denn ich der Herr erfreue mich an der Keuschheit der Frauen. Hurerei ist ein Gräuel vor mir...“ (1)



Und warum hielten sich die Mitglieder, insbesondere die leitenden Männer und Frauen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht an dieses Gebot? 
Wahrscheinlich lebten um 1858 mehr als 15 % der erwachsenen Mitglieder polygam, allen voran Brigham Young, der damalige Präsident der Kirche, mit 26 Frauen.



Die überaus einleuchtende Erklärung für diese Paradoxie, ist dem folgenden, dem 30. Vers aus Jakob 2 geschuldet: 

 „Denn wenn ich, der Herr der Heerscharen, mir Nachkommen erwecken will, so werde ich es meinem Volk gebieten, sonst aber soll es auf diese Worte hören.“



Hören wir noch einmal hin: „Wenn der Herr der Heerscharen, sich Nachkommen erwecken will, so wird er es seinem Volk gebieten“ - und eben das geschah, sagen und glauben wir, die „Mormonen“.
Von dieser Ausnahme abgesehen, lautet die Regel innerhalb der Kirche ungebrochen: „ein Mann eine Frau“.



In der Frühzeit der restaurierten Kirche Christi, trat unserer Überzeugung nach, die Ausnahmeregel in Kraft, weil es Sinn machte, dass alle aktiven Mitgliederfrauen Kinder zur Welt bringen, um der Gemeinschaft auf natürlichem Weg zu vermehrtem Wachstum zu verhelfen. Deshalb akzeptierten vor allem die starken Persönlichkeiten innerhalb dieser damals zahlenmäßig noch sehr kleinen Gemeinschaft, die Aussage ihres Propheten Joseph Smiths: Gott habe ihm den Grundsatz der Patriarchialischen Ehe geboten. 

Akzeptanz oder Ablehnung ist vor allem eine Glaubensfrage. 
Es ging auch um die soziale Sicherstellung verwitweter Mütter und Frauen. Es ging und geht um Kinder und um stabile Familienverhältnisse.

Es ging und geht jedem überzeugten „Mormonen“ um den Aufbau Zions. (2) Zion und Kriege sind Feinde. Kriege sind das Ergebnis von Ungerechtigkeiten. Das sagte bereits der Prophet Jesaja (3) 
Menschenkinder müssen diesen Sinn verinnerlichen, und zwar vom ersten Lebensjahr an. Dieser Grundgedanke liegt dem Prinzip der puritanischen Polygamie zugrunde. Anders kann es nicht verstanden werden.

Wir sind allesamt unsterbliche Geister (nobilitas ingenita) die aus dem „Himmel“ unseres vorirdischen Daseins in die Sterblichkeit und in die Natürlichkeit der Ichsucht fielen, um durch eigenes Erleben zu lernen. 

Aber wenn vermeidbar, sollten es nicht gerade die schlimmstdenkbaren Erfahrungen sein, die Menschen sammeln. Alle Geistkinder Gottes haben das Recht in möglichst perfekte Verhältnisse hineingeboren zu werden, nämlich in Umstände in denen die Eltern sich auf Zuwachs freuen, die ihre größte Freude darin empfinden ihre Kinder gut auszubilden. Es sollten Eltern sein, die sich mit großer Liebe ihren Kindern zuwenden um ihnen lebendigen Glauben zu vermitteln, um sie glücklich zu sehen. Aber Eltern, die ihren Kindern solche Ideale täglich neu vorleben wollen und können, müssen erst einmal vorhanden sein.



Kritiker bezweifeln natürlich, dass Leute wie Brigham Young solche beispielhafte Familie je hätten führen können. 

Viele US-amerikanische Politiker des 19. Jahrhunderts, aber vor allem die Gospelprediger mehrerer Schattierungen, dachten, die „Mormonen“ wären Ausgeburten des Bösen, die man ausrotten muß. 
Die leitenden Männer dieser furchtbaren Sekte würden selbst nur nach einem Leben auf Kosten anderer, sowie unersättlich nach Beischlaf trachten. 

Deshalb würden sie Missionare ausschicken, junge Mädchen zu „bekehren“, um so, ihren „Bossen“ stetigen Nachschub zu sichern.



In Großbritannien gab es zwischen 1840 und 1930 regelrechte Pressekampagnen die das behaupteten. Unseren Missionaren wurde auf diese Weise das Arbeiten dort zur Hölle gemacht.



Aber gerade die nächsten Angehörigen mehrerer polygamer Familien bestätigten: die erwähnten leitenden Mormonen waren überwiegend wirkliche Vorbilder, die höchsten Ansprüchen gerecht wurden.























Brigham Young ca. 50 Jahre alt





           Brigham`s Tochter Susa Young Gates, schrieb “The Life Story of Brigham Young” New York, neu verlegt 1951











Entsprechend dem Bild, das evangelikale Prediger und sich fromm aufspielende Journalisten, vom „Mormonentum“ zeichneten, kursierten im 19. Jahrhundert im Westen der USA zahlreiche Witze, die den allgemeinen Kinderreichtum der „Mormonen“ bespöttelten. Ein Reisender erfand eine typische Humoreske: 

 „Da begegnet Brigham Young eines Tages einem in Lumpen gekleideten Bengel, den er fragt: Wessen Kind bist du, sonny?“
Ich bin Brigham Youngs kleiner Junge! Bitte mein Herr, können sie mir sagen wo ich ihn finden kann?“


Susa Young Gates verneint entschieden die Ansicht, ihr Vater Brigham hätte sich zu wenig um seine vielen Kinder gekümmert.

 „Er pflegte zu jedem einzelnen Mädchen und Jungen eine vertrauliche und liebevolle Beziehung.“ (4)  

Ebenfalls, um das zu untersetzen, schrieb Susas Tochter Leah D. Widtsoe u.a. das Buch „Brigham Young – Der Mann der Stunde“, (5) 
 Liebevoll zitiert sie darin ihren Großvater Brigham im Stile ihrer glaubenstarken Mutter, die lebenslängliche Treue zu ihrem Vater und zu den Lehren des „Mormonismus“ bewies, sowohl als Missionarin, wie als Schriftstellerin und Tempelarbeiterin: 

„Ich möchte ein wenig aus dem Leben meiner Familie plaudern. Ich besitze 
eine große Familie, habe viele Kinder. Viele von ihnen sind klein. Dennoch glaube ich nicht, dass sie jemals Kinder in einer Familie haben 
zusammenleben sehen, die sich so wenig zanken. Beobachten sie die Kinder. Sie werden feststellen, wie sie ein guter Geist beeinflusst. Ich weiß von keinem Fall, wo man einem Kind, dem man Leid zufügte, nicht auch mehr Liebe erzeigte, als den anderen zusammengenommen.
Sie fragen, wie ich das alles zuwegebringe. Ich schelte nie ein Kind, ich streite selten mit einer meiner Frauen. Ich sage meinen Frauen, niemals einem Kind Ursache zu geben, an ihren Worten zu zweifeln.“ (6) 

 Leah D. Widtsoe beurteilt ihren Großvater mit den Worten: 

 „Dieser fähige Pionier hatte klar die Notwendigkeit der sittlichen und religiösen Ausbildung erkannt. Er glaubte an die Trennung von Staat und Kirche. Er war dagegen, dass die religiöse Erziehung ein Teil des Unterrichtsplanes der Staatsschulen bildet... deshalb gründete er neben den öffentlichen Schulen, Kirchenschulen. 1875 wurde von ihm, (in dieser Absicht, G.Sk.) die Brigham-Young- Universität gegründet...“ (2010: 34 000 eingetragene Studenten, davon 98% Mitglieder der Kirche.)


Brighams Enkelin Leah D. Widtsoe betont wiederholt, wieviel Wert Brigham auf Bildung seiner Kinder legte, etwas das wichtiger sei als Reichtum, weshalb er: 

in seinen Ansprachen (die umfangreich aufgezeichnet wurden) wieder und immer wieder über die Würde der Arbeit sprach, und über den unsicheren Wert des Anhäufens persönlichen Reichtums und die drohende Gefahr für die menschliche Gesellschaft, wenn einzelne durch ihr Geld die Hilfsquellen des Gemeinwesens überwachen. Er kannte besser als irgendein Mann die Neigung des Menschen, für sich selbst, und nur für sich selbst alleine zu sorgen. Er wusste, dass Menschen nur wenn sie wahre Liebe zu Gott fühlten, ihren Mitmenschen aufrichtige Liebe geben und versuchen werden einander in Rechtschaffenheit zu helfen, so wie Gott willig ist, allen seinen Kindern beizustehen.“ (7)
Brigham Youngs Einstellung zu Frauen und ihrer Arbeit war gerecht und erhebend. In dieser Kirche ist für Frauen kein Minderwertigkeitsgefühl möglich, es sei denn, dass sie sich selbst als minderwertig erweisen. Ihr freier Wille, für sich selbst zu handeln wurde von der Zeit der Gründung der Kirche an beachtet,




Das Abraham O. Smoot –Verwaltungsgebäude der BYU



dass Brigham Young ihre Kraft erkannte, kann man aus vielen seiner Worte und Taten entnehmen.“ (8)

Er war ein Anwalt für das Wahlrecht der Frauen (Utah gab 1870 den Frauen das Wahlrecht) Dann zitiert ihn Enkelin Leah D. Widtsoe erneut: 

„Mütter, ihr seid das lebendige Werkzeug in den Händen der göttlichen Vorsehung, das Schicksal der Völker zu bestimmen. Lehrt eure Kinder keinen Krieg gegen irgendjemand zu führen, sondern beständig Frieden zu halten.“ (9) 

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass das Kriegsspielen unter Kindern, in Deutschland bis 1945  staatlich gefördert wurde, und dass es eben nicht auf den Widerstand der Geistlichkeit der Großkirchen stieß. Bekannt ist, dass

„die Mobilisierung der Kinder zum Ersten Weltkrieg schon Jahrzehnte vorher einsetzte. Die Ziele waren dabei die Erziehung zum Patriotismus, zum Kaiserkult, die Überhöhung des eigenen Volkes und die Herabsetzung anderer Völker. Es kann nicht von einer bewussten Erziehung zum Ersten Weltkrieg gesprochen werden, dennoch hat diese subtile Form der Kriegserziehung den Boden für die Kriegsbegeisterung geebnet. Die Propaganda spielte sich auf mehreren Ebenen ab und wurde von den verschiedensten Institutionen getragen: Einerseits wurde eine geistige Mobilisierung vor allem durch die Lehrinhalte in der Schule, durch die Kirchen... usw. betrieben...“

Dies sind die Worte  Daniela Senfters, „Mobilisierung von Kindern im Ersten Weltkrieg“ Uni Innsbruck, 2007.

Der Theologe und Hochschullehrer Hartwig Weber, legt den Finger exakt auf den entscheidenden Punkt. In seinem Jugendlexikon Religion, schreibt er 1988:

„jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“

Da liegen die Schwergewichte. Der 1. Weltkrieg zuerstörte die alte Welt buchstäblich. Millionen Ehen und Familien fielen in tiefsten Elend.

Niemand dagegen stürzte ins Tief infolge seiner Zugehörigkeit zu einer in polygamen Umständen lebenden Großfamilie. Frauen, die aus dem Bund auszutreten wünschten, wie Elisabeth Fairchild, die jahrelang im Haus Brighams lebten, wurden geschieden.
Niemand war zuvor gezwungen worden solche Verbindung einzugehen.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gab mit ihrem Manifest - amtliche Erklärung Nr. 1  vom 6. Oktober1890 - bekannt, 

"dass von Eheschliessungen, die durch die Gesetze des Landes verboten sind, Abstand zu nehmen ist."

Anzumerken bleibt: Am Freitag, den 13.12.2013, erklärte der US-Bundesrichter Waddoups im Zusammenhang mit dem Prozess um die Mehrfachbeziehung von Kody Brown, (bekannt durch die Reality TV-Serie Sister Wives), dass das Gesetz des Staates Utah, in dem es verheirateten Menschen verboten war, mit weiteren in einer Beziehung zusammenzuleben, ein Verstoß gegen die Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika ist.

Jedenfalls war und ist es inakzeptables Nasenrümpfen gewisser Theologen und Soziologen, „Mormonen-Polygamie“ als eine Spielart sexueller Lustbarkeit verrückter Männer darzustellen. 
Wir leben jedoch nicht mehr im Zeitalter ungerügter Diffamie, die der vermeintlich Bessere und Stärkere gegenüber den Wehrlosen, ausüben darf.

Auch wenn sich die offizielle Kirche Jesu Christi der HLT nicht gegen Übeldarstellungen wehrt, ist dies noch lange kein Grund dafür, dass ihre Mitglieder schweigend zusehen, wenn Desinformationen verbreitet werden, denn es ist und bleibt unchristlich, zu lügen. 
Überheblichkeit ist ohnehin nicht angebracht. Angesichts des tatsächlichen Zustandes der Familien, innerhalb vieler christlichen Gemeinden, denen nicht wenige unserer Verleumder vorstehen, ist Nachdenklichkeit angesagt.

Brigham Youngs Rechts- und Freiheitsverständnis mag vielen aufgesetzt erscheinen, aber es hat den Vorzug echt zu sein, wie die bewegende Geschichte der Verfolgung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage bewies. Quer über den amerikanischen Kontinent wurden ihre Mitglieder getrieben ohne sich zu wehren, obwohl sie wehrhaft waren. Da wirkte sich das Buch-Mormonwort aus: 

           „Das Volk Jesu wurde geschlagen, aber es schlug nicht zurück“ (10)



Dasselbe kann man von den europäischen und amerikanischen Vorfahren der heutigen, meist evangelikalen „Friedensprediger“ leider nicht sagen. Sie haben sich jahrhundertelang in Hetzpredigten gegen Juden und Andersgläubige und gegen Menschen anderer Nationalität, auch mit ihrer Art der "Missionierung"  schwer vergriffen.


Es sei ausdrücklich angemerkt, dass die „Friedenspapiere“ (11) der heutigen Großkirchen zu begrüßen sind. Leider kommen sie exakt 100 Jahre zu spät.

Dieser Vorwurf wird vor allem von denen erhoben, die Opfer der aktiven Rolle der Kirchen im Vorfeld der letzten beiden Weltkriege wurden. Die vorgeblich frommen Meinungsbildner die den Ausbruch des 1. Weltkrieges bejubelten, herbeigesehnt und herbeigepredigt hatten, glaubten obendrein sie wären, - gleichgültig was sie treiben und verbreiten, - der Gnade Christi sicher.



Das Buch Mormon belehrt sie eines Anderen. 

    „Die Gerechtigkeit (Gottes) macht alle ihre Forderungen geltend... (12)  

Viele der wortgewaltigen Kanzelprediger haben nicht auf die leise, feine Stimme ihres Gewissens gehört, selbst als sich bereits abzeichnete, dass es zu Kriegen bisher ungeahnten Ausmaßes kommen wird. Völlig unverständlich ist, dass es nach der ersten großen Niederlage, von 1918, nahezu dieselben „frommen“ Kräfte waren, die eher unbekümmert das Nazisystem unterstützten. (13)  

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/96/Bundesarchiv_Bild_102-15234%2C_Berlin%2C_Luthertag.jpg
Die Lutherfeiern 1933 in Berlin fanden nicht zufällig unter diesen Flaggen statt.
 Mehrheitlich blieb das so, obwohl sie bald erkannten worauf die Machtpolitik Hitlers hinauslief. Nicht alle Seelen dieser zusammengenommen 50 Millionen hingeschlachteten und wahrscheinlich mehr als 150 Millionen ins Elend gerissenen Menschen, haben den Mitschuldigen vergeben. Solange die Anklage spricht, kann auch Gott nicht vergeben. 

Das Buch Mormon warnt ausdrücklich davor, denen zu glauben die sagen:

 „Iss und trink und sei lustig, doch fürchte Gott - er wird es schon rechtfertigen, wenn man eine kleine Sünde begeht, ja lüge ein wenig, übervorteile jemanden wegen seiner Worte, grabe deinem Nächsten (Frankreich, Großbritannien, Polen, der Sowjetunion usw.) eine Grube, da ist nichts Arges dabei, und dies alles tu, denn morgen sterben wir, und wenn wir schuldig sein sollten, so wird Gott uns mit einigen Streichen züchtigen, und schließlich werden wir doch im Reich Gottes errettet sein. Ja es wird viele geben die auf diese Weise falsche und unnütze und törichte Lehren predigen und sie werden sich im Herzen aufblasen... ihre Kirchen sind überheblich...“ (14)  

Was sich zwischen 1914 und 1945 alleine durch Deutschlands Schuld ereignete, war eingeplanter Massenmord von Christen begangen an Christen.  Origenes (185-254), ein urchristlicher Lehrer, warnte:  

"solche Schuld ist Sünde wider den Geist, sie kann nur durch dies- oder jenseitiges Leid der Übertreter gesühnt werden." (15)



Mormonismus“ zeigt allerdings, dass das Märchen vom nie endenden Leid eines Schuldiggewordenen in einer Hölle, berechnende katholische, bzw. großkirchliche Propanganda ist. Was für ein Gott wäre das, der Glückseligkeit empfinden kann, wenn er auch nur einem einzigen seiner Kinder, nach bitterer Reue, die Vergebung versagte! Brigham Young`s Gerechtigkeits- und Friedensverständnis war jedenfalls dem der übrigen Christenheit, insbesondere der deutschen, seiner Zeit weit überlegen:



Die für Brigham Young, wie für alle Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, verbindlichen Buch-Mormon-Texte zielen stärker auf ein Evangelium aktiver Versöhnung aller Menschen, als wir es aus den traditionellen Heiligen Schriften kennen. Stärker ist auch die Buch-Mormon-Forderung nach einer Verpflichtung der Gläubigen auf ihr Gewissen

        „Nur wenn ihr euren Mitmenschen dient, allein dann dient ihr eurem Gott.“ (17)



Ebenso unglaublich wie unleugbar ist die Tatsache, dass mit dem 1. ökumenischen Konzil, 325, die Kirchenpolitik zum Frieden rücksichtslos zu hassvoller Machtpolitk degradiert wurde. Wohin die nachnicänische Kirche auch kam, sie stiftete Zank und Verwirrung. Noch zur Zeit der Apostel wäre es undenkbar gewesen, dass die Kirche im Namen Christi mordete oder zu Mord aufgerufen hätte. Die in zehntausenden Dokumenten verzeichneten Spuren der Inquisition waren nur das Ergebnis verwerflicher Herrschsucht prominenter Kirchenfürsten, die einander von jeglicher Schuld freisprachen. Es war ein ganz anderer Menschenschlag der nach Nicäa in die Kirche drängte. Angelockt von der vom Kaiser zugesagten Steuerfreiheit kamen die Großverdiener. Sie wurden Bischöfe und Metropoliten. Denen war das Schicksal aller anderen ebenso gleichgültig, wie Haien ganze Fischpopulationen.

Es lohnt sich hineinzulesen, in die Ergebnisse moderner Geschichtsforschung die an den angesehensten Universitäten Europas zu teilweise vernichtenden Urteilen über traditionelle, schönfärberische Kirchengeschichtsschreibung gelangten.

Sowohl den Schreibern des Buches Mormon, wie den rechtschaffenen Führern der wiederhergestellten Kirche Jesu Christi, ging es nicht zuerst darum den Namen Jesu zu feiern, sondern die Welt, durch vorgelebtes Beispiel, zu Besserem zu bewegen.


„Mormonen“ wollen immer noch jenes Zion aufrichten, von dem in den neuzeitlichen Offenbarungen Gottes dringend gesprochen wird: eine Gesellschaft ohne Klassen! 

Nie vergessen: das Buch Mormon kam 10 Jahre vor dem „Kommunistischen Manifest“ des Karl Marx heraus. Zum Unterschied zu allen anderen frommen und unfrommen Richtungen verbietet das Buch Mormon jedoch entschieden jede Art Diktatur. Wohingegen Marx und Engels, sowie die Kommunisten sie geradezu in Form der „Diktatur des Proletariates“ forderten. 
Diese sei gerechtfertigt, meinten ihre Agitatoren und Propagandisten. 

Für diese Anmaßung hat sie „das Leben bestraft“. Um genügend Menschen für die Verwirklichung ihrer Hochziele zu haben, lebte und lehrte die Kirche Jesu Christi der HLT damals Polygamie, um möglichst viele Menschenseelen aus dem vorirdischen Leben in Lebenumstände zu bringen, die zu den bestmöglichsten werden sollten. Dazu gehört die Entwicklung des Gemeinsinns.


Größtes Vorbild aller „Mormonen“, nächst Jesus Christus, ist König Benjamin, ein Nachfahre Muleks, eines Sohnes des israelitischen Königs Zedekia, der wie das Buch Mormon berichtet, nach Mittelamerika gelangte - weil Gott es wollte - . Zweimal sagt er in seinem Passahgebet, kurz vor seinem Lebensende in einer großen Zusammenkunft: 

 „Ihr nennt mich euren König, aber ich bin nicht besser als ihr... Ich diente euch mit aller Macht...und habe selbst mit meinen eigenen Händen gearbeitet... damit ihr nicht mit Steuern belastet werdet... ich sage das nicht, um zu prahlen, sondern dass ihr wisst, dass ich mich heute mit reinem Gewissen vor Gott verantworten kann.“ (18) 

 Das Buch Mormon wiederholt dieses Prinzip von Kapitel zu Kapitel. Und wieder ist es der berühmte Mosia der uns das unvergleichliche Muster seines Vaters Benjamin anbietet:  

Er hatte sich mit seinen Priestern beraten ... und ließ ein strenges Gebot (an alle Gemeinden ergehen) ergehen, dass es ... unter allen Menschen Gleichheit gebe, dass es keine Verfolgung geben dürfe... jedermann solle seinen Nächsten achten wie sich selbst und mit seinen eigenen Händen für seinen Unterhalt arbeiten, ... alle Priester und Lehrer sollten mit ihren eigenen Händen arbeiten und zwar in allen Fällen, außer bei Krankheit oder großer Bedürftigkeit...“ (19)



Im Sommer 1859, als die Spannungen von den in den Felsengebirgen Utahs lebenden Menschen, wegen des Einmarsches der Johnston-Armee, als fast unerträglich empfunden wurden, reiste der 48jährige Herausgeber der New Yorker „Daily Tribune“ Horac Greely, nach Salt Lake City, Utah. Er war schon, obwohl erst ein Mann in den Vierzigern, bereits berühmt. Er wollte unbedingt Brigham Young sehen, den Mann des Westens, den Nachfolger Joseph Smiths.



Allein deshalb hatte er sich auf den weiten, nicht ungefährlichen Weg gemacht. Die Begegnung kam zustande. 
Greely wurde mitgeteilt, er dürfte fragen was immer er wünschte. Da damals die Sklavenfrage in den USA viele Gemüter beschäftigte wollte Greely wissen, wie Brigham und seine Kirche dazu stünde:  

„Darf man schlussfolgern, dass Utah wenn es Mitglied der Föderation würde, den Status eines Sklavenhalterstaates erhielte?“
Nein!“ erwiderte Präsident Young, wir wären dann ein freier Staat... ich betrachte Sklaverei als einen großen Fluch.“
Wovon wollen dann ihre Priester leben?“
Durch die Arbeit ihrer eigenen Hände, gleich den ersten Aposteln... wir denken, dass ein Mann sein Leben nicht abseits vom Dienst an Christus (Dienst an den Mitmenschen) führen kann, das würde ihn unfähig zum Amt machen... Man sagt, ich sei reich. Gewiss, ich selber betrachte mich als einen Mann der seine viertel Million Dollar wert ist, aber von der Kirche erhielt ich bisher keinen Dollar.“ Greely schrieb in seinem Blatt, er sei überrascht gewesen in Brigham einen Mann zu sehen, der „freimütig und gut verlangt“ schien, „dem Scheinheiligkeit und Großspurigkeit völlig fremd war, der, getrieben von dem Wunsch nichts zu verbergen, offen antwortete.“ (20)

Greely fragte Brigham natürlich auch nach der Anzahl seiner Frauen. Präsident Young bestätigte, was alle wussten. Greely fuhr mit der Hand über seinen kahlen Schädel und stellte dann die Frage nach den „Daniten“ jener Selbstschutztruppe die Dr. Avard, ein aus der Kirche ausgeschlossener Missourer ins Leben gerufen hatte, deren Konto eine Anzahl Morde zugerechet wurden.


Brigham zuckte die Achseln: 

    „Ich höre davon, allerdings nur in den Verleumdungen unserer Feinde.“

Was soll und kann man gegen Verleumdungen tun? Sie sind zählebig. 

Brigham erwiderte, wenn man ihn fragte, ob er sich nicht wegen seines Rufes sorge:

 „Es kümmert mich nicht, was die Leute über mich reden, mein Wunsch ist, in den Augen des himmlischen Vaters gut dazustehen.“ 

Niemand kann Brigham Young bestreiten, dass er intensiv bemüht war, die Freiheit und das dauernde Glück aller, die ihm anvertraut waren, zu sichern.

Sein Ziel war, Zion aufzubauen, eine Kirche, in der es keine Klassenunterschiede gibt, die dem Schutzbedürftigen ein Dach bietet

Er sah jedoch, wie schwierig es ist, allen Freiheit zuzugestehen und jedem dennoch vor Augen zu führen, dass es seine Menschenpflicht ist, sich um seinen Nächsten zu kümmern. Brigham war schließlich erfolgreich. Ständig hatte er danach getrachtet erleuchtet zu sein. Ohne jede Übertreibung betete er ernsthaft um Führung. Hunderte Ansiedlungen wurden in den Tälern der Felsengebirgen nach seinen Weisungen und Rätschlägen errichtet. Geselligkeit und hochrangige Gemeinsamkeit standen für ihn obenan. Auf seinen Rat hin wurde vor dem Tempel in Salt Lake City das dortige Theater errichtet. Diejenigen die seine Geschichte kennen, - selbst Nichtmormonen - lieben ihn.



Tief beeindruckt vom Negativbericht im Buch Mormon, im 4. Buch Nephi, dass die Menschen die sich vom Standard der Kirche Christi entfernt hatten, wieder in Klassen teilten, strebte er danach das zu vermeiden, wenn er konnte. 

Das ideale Miteinander war sein Hauptziel. 
Brigham trachtete danach, die Mitglieder der einzelnen Gemeinden zu ermutigen in Genossenschaften zusammen zu arbeiten, - leider nicht sehr erfolgreich. Immerhin, es gab diese Gruppen, die jahrzehntelang, wie später die jüdischen Kibbuzim in Israel, in Gütergemeinschaft zusammen lebten. Die Juden waren konsequenter und deshalb erfolgreicher. Bemerkenswert ist, dass „Mormonen“ und die Kibbuzim-Juden denselben biblischen Idealen folgten. Korrekt ist und bleibt, zu sagen, dass die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht in Klassen geschieden sein sollten. 

Die jeweiligen Ausgangssituationen bringen es leider mit sich, dass jemand zum erfolgreichen Unternehmer wird und, dass der andere sein Arbeiter ist, der seines Bruders Reichtum mehrt. Es ist eben so. Nicht jeder ist vom Typ und Können her ein Unternehmer auf eigenes Risiko. Und doch: In der Kirche selbst sind sie unterschiedslos. Beide spenden, wenn sie wollen, 10 Prozent ihres Einkommens der Kirche. Das macht sie zu Gleichen. 
Soweit der Einfluss der Kirche reicht spielen die, außerhalb ihres Bereiches tatsächlich vorhandenen Klassen-unterschiede, keine Rolle. Allein der Wunsch zu dienen sowie die persönliche Würdigkeit einer Person entscheidet darüber wer eine Gemeinde leitet. Es kann ein schlichter Maurer sein, der diese Berufung erhält und sein Berater (Ratgeber) ein Multimillionär. Die Entscheidung, wer über eine Gemeinde präsidiert, trifft ein Gremium von drei ehrenamtlich arbeitenden Hohepriestern, dessen Präsident wiederum ein kleiner Angestellter sein kann, während seine beiden Ratgeber ihm im Alltag vorstehen könnten. (So ist die sogenannte „Pfahlpräsidentschaft“ aufgebaut) Von Beginn dieser Kirche an richtete sich ihr Augenmerk darauf, an die Stelle von traditioneller Frömmigkeit, die Grundsätze der Rechtschaffenheit, also der Toleranz und der Bildung aller obenan zu stellen. Das belegen die Schicksale ihrer Mitglieder.


Obwohl wegen seines Lebens als „Polygamist“ von vielen verachtet, liebte Brigham Young Geradlinigkeit und Vernunft.

Brighams Religion läßt sich wie folgt beschreiben:

- Gott, unser aller Vater will uns unendlich fördern. Es gibt keine Grenze für geistiges Wachstum. Wenn wir die von Gott gesetzten Bedingungen erfüllen und wünschen, das zu erreichen, was für uns vorgesehen wurde, dann können wir selbst, nach dem irdischen Tod!, Götter (Schöpfer) werden. Kritiker wissen selten, dass die Ersten Christen nachweislich ebenfalls an die Möglichkeit ihrer „Vergottung“ glaubten. (21) Weder Brigham Young noch irgendeine Generalautorität hat, - soweit wie wir wissen, - jemals Andersdenkende für ihre oft schroffe Ablehnung dieser Basislehre attackiert oder getadelt. Umgekehrt ist es immer noch die Regel. 

Wie Joseph Smith, lehrte Brigham, dass Ehen, unter gewissen Voraussetzungen, über das Grab hinaus Bestand haben können. Das gilt bis heute in Kreisen von Kritikern als „mormonische“ Marotte. (22) 
  
Jede Kirche muss gemäß Jesu Lehren, auf Förderung und Stabilität sozialer Bindungen ausgerichtet sein. Doch die nachnicänische Kirche errichtete - unter frommem Vorwand - effektiv zahlreiche Hindernisse für funktionierende Ehen und Familien. Nicht zu reden vom Schicksal schwangerer Nonnen und deren Kinder sowie von jenen Kindern die durch vorgeblich zölibatär lebende Geistliche in die Welt gesetzt wurden und werden. Ein Makel der voll zu Lasten von Leuten wie Augustinus von Hippo geht, denen der angebliche Ruf der Kirche als ‚heilige’ Instanz wichtiger ist, als die Zukunft von Kindern die ihr Leben lang unter den Folgen des Liebesentzugs zu leiden haben.

Auch hier scheiden sich die Geister.

In mormonischen Großfamilien fühlten sich die Kinder wohl.

Das Christentum des 4. Jahrhunderts erlitt schwerste Deformationen. Angefeuert von Leuten wie Athanasius (296-373)  brach das Mönchtum der Fernostreligionen wie eine Krankheit in die Kirche ein. Männer verließen ihre Familien um in der Wüste Gott zu dienen.


...noch in den apostolischen Canonen (d.h. vor dem 1. ökumenischen Konzil, 325 wurde klar gesagt und gewarnt) ... ein Bischof, Presbyter, oder Diakon, der aus falscher Religiosität, seine Gattin verstößt, soll stillgelegt werden, beharrt er dabei, so treffe ihn die Absetzung.“ (23)



Ganz anders dachten Leute wie der „heilige“ Augustinus (354-430), der ab 395 bis zun seinem Lebensende Bischof der nordafrikanischen Gemeinde Hippo war und der wohl, nach Kaiser Konstantin und Ambrosius von Mailand als der bedeutendste Veränderer und Zerstörer des Urchristentums gelten muss (vor allem wegen seinen Sonderlehren von der Erbbsünde und der Erlaubnis von Zwangsanwendung gegen Christengruppen die anderer Meinung waren als er).



Schon als er sich 387 mit seinem Sohn Adeodatus taufen läßt verläßt er seine namentlich unbekannte Lebensgefährtin, statt sie zu heiraten. 

15 Jahre hatten sie gemeinsam gelebt. Nach der Taufe schickt Augustinus sie von sich. Wir kennen den wahren Grund nicht. Da Augustinus sich in mehreren Aussagen als Extremist erwies (z.B. auch mit seiner absolut menschenverachtenden Lehre von der Vorherbestimmung - Prädestination - die besagt, dass 

 „nur eine relativ kleine Zahl (Menschen) zur Seligkeit vorausbestimmt sei. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’...“ (24),)

 ist ihm zuzutrauen, dass er der Mutter seines Sohnes zuviel zugemutet hatte. Geradeheraus gesagt, Augustinus wollte es besser wissen als der allmächtige Gott, der die Ehe eingesetzt hatte, weil es 


                        „nicht gut ist, dass der Mensch alleine sei“ (25) 


Es war auch eine glatte Spekulation des Augustinus anzunehmen Evas Verführung des Adam hätte irgendetwas mit Geschlechtslust zu tun gehabt. Diese Auffassung wird ad absurdum geführt durch die Tatsache, dass ohne Blut sexuelle Erregung nicht möglich ist, - denn in der Sphäre des Paradieses hatten die ‚Menschen’ kein Blut, (betonte der Präsident der Kirche Jesu Christi der HLT, Joseph Fielding Smith, 1971, während der 1. Gebietsgeneralkonferenz, in Manchseter) sie waren zuvor unsterblich - als unsterbliche Geister geformt worden. 

Überhaupt krempelte Augustinus die gesamte Struktur der ursprünglichen Christen-Theologie um. Er bezweifelte die Lehre vom vorirdischen Dasein des Menschen, die damals noch in der übrigen Kirche als Grundwahrheit galt.



Sehr wohl waren wir bereits in der Präexistenz Wesen unterschiedlichen Geschlechtes, eben gleich Adam, Männer oder wie Eva, Frauen.


Augustin schuf mit seiner Beredsamkeit eine Atmospäre der Kälte, die im Urchristentum unbekannt war, die auch das Buch Mormon nicht kennt. 

In seiner unendlichen Weisheit ließ der Allmächtige durch einen anderen Zweig seines Volkes Israel, (den Autoren des Stammes Josph) Aufzeichnungen vom Sinn und Inhalt seiner Lehren machen. Jeder ausdauernde Leser des Buches Mormon weiß um die enorme Klarheit und Schönheit seiner Lehren. Sie sind absolut makellos!

Die Bibel wurde von Männern wie Augustinus ihres eigentlichen Kerns beraubt. Das erkennt man vor allem dann, wenn man einen Vergleich zwischen den Buch-Mormon-lehren und denen der nachnicänischen Kirche in Betracht zieht.



Augustinus glaubte an die Lehrneuheiten von Nicäa. Er verschärfte sie.

Er erklärte den Willen des Menschen fast zum Nullwert. Der bedeutendste Kirchenlehrer des Altertums, Origenes (184-254) sagte dagegen: 
 
„Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der
Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die
Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit
ist also die Entscheidungsfreiheit.“
(siehe 21)
 
Man lese die törichten Attaken auf die Basislehren des „Mormonismus“. Sie missfallen den Angreifern, obwohl sie, mit Origenes, erhärten, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.
   Nach Meinung einiger großkirchlicher Theologen hat Gott auch das Böse  geschaffen (um dieses "Geschöpf" zu verdammen ???). Solcher Gotteslästerung können Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage niemals zustimmen.
Bedauerlicherweise wissen viele Mormonen nicht wie stark ihre Glaubensposition ist: Wahr ist indessen, dass die alte, die vornicänsiche  Kirche, exakt dasselbe lehrte was in den Zusammenkünften der Kirche Jesu Christi der HLT zum Ausdruck gebracht wird.

"Unser Wunsch (und Wille) eigene Erfahrungen zu sammeln, 
zog den „Fall Adams“ nach sich. Gott hat das Böse ebenso
 wenig erschaffen, wie den Teufel als Archetypus. Beide sind 
      das Ergebnis intellektueller Fehlentscheidung, der bewussten Auflehnung   einer Anzahl präexistenter Intelligenzen gegen Gott." (26)

  Die Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, besteht im Wesentlichen aus dem Glauben, dass wir buchstäbliche Geistkinder Gottes sind, ausgestattet mit eigenem freien Willen. Wir haben zu lernen, dass es gut und vorteilhaft für uns ist Gottes Gebote zu halten, dass Jesus Christus unser ältester Bruder im Geist, in die Welt kam um uns zu heilen, indem wir ihm nachfolgen und auf Gewalt und Übertretung verzichten. 


Jesus lehrte unbedingte eheliche Treue. Sexualtität innerhalb der Ehe ist keine Sünde.


Die ewige Geschlechtlichkeit des unsterblichen Geistes gestattet ‚Mormonen’ zu glauben, dass es im Bereich des Möglichen liegt, eine buchstäblich ewige Ehe zu führen, mit eigenen Geistkindern (womit ein neuer Ewigkeitskreis beginnen würde). So macht die schon erwähnte ebenfalls urchristliche Vergottungslehre erst Sinn. Sogar Martin Luther sprach, wie erwähnt von der Deifikation des Christen.
 

Selbst den meisten Geistlichen ist diese Tatsache (dass Luther Deifikation lehrte) so gut wie unbekannt, würden sie die Kirche Jesu Christi der HLT sonst an eben dieser Stelle angreifen? Das ist ein Angriff auf die Urkirche und ihre Lehren. Ignoriert wird von vielen Kritikern vor allem, dass Brigham Young, von Joseph Smith unterwiesen, jeden Grundsatz der Vernunft in den Vordergrund stellte, nämlich:

  • dass innerer und äußerer Friede das Ergebnis von Rechtschafftenheit ist.
  • dass das Buch Mormon  60 mal auf die Menschenpflicht zu Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit verweist. (27) Entschieden muss hier eingeflochten werden, dass wir an Geistlichen- und Politikerskandalen weltweit  sehen, dass in der Werteskale der Inhalt des Begriffes „Wahrhaftigkeit“ oder „Rechtschaffenheit“ gemäß dem öffentlichen Gewissen, auf dem höchsten Rang in einer funktionierenden Gesellschaft stehen muss.  
    Es ist ein öffentlicher Skandal, dass mit der „Gemeinsamen Erkärung zur Rechtfertigunglehre“ der evangelischen und der katholischen Kirche von 1999 dieser urchristliche Grundgedanke - von der Christenpflicht "rechtschaffen" zu leben und zu wirken, - missachtet oder zumindest untergraben wird. Statt von der Unverzichtbarkeit der Rechtschaffenheit ist indessen von „Rechtfertigung durch den Glauben“ des Christen die Rede, als hätte die Geschichte nicht bewiesen, dass solche Einstellung in reale Katastrophen führte. Es ist eine Blamage für die gesamte christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft, dass das zwingende Erfordernis von Rechtschaffenheit überhaupt keine Beachtung fand. In der gesamten "Gemeinsamen Erklärung" kommt Jesus Christus, nur einmal zu Wort. Das ist nicht hinnehmbar.
  • Die Ausrede wortgewaltiger Autoren, sie hätten ein ganz anderes Ziel im Auge, ist unhaltbar. Die gesamte Existenz der Menschheit steht rund zehn Jahre nach der ein-lullenden „Gemeinsamen Erklärung“ auf dem Spiel, weil zu wenige Verantwortungsträger in Politik, in der Finanzwelt und in den traditionellen Kirchen die Zeichen der Zeit erkannten.


Dietrich Bonhoeffers Leitspruch lautete erfreulicherweise: „Öffne deinen Mund
für die Stummen, für das Recht aller Schwachen. Öffne deinen Mund,
richte gerecht, verschaffe dem Bedürftigen und Armen Recht.“ Sprichw 31: 8-9


Wir verdanken dem Bemühen von Männern wie Bonhoeffer und Brigham Young, so verschieden wie sie auch sein mögen, dass echtes Christentum überhaupt noch da ist. 
Brigham war bestrebt die Ideale Christi mit Leben zu erfüllen. Er glaubte daran, dass Jesus gesagt hatte:  

"nutzt eure Talente und Fähigkeiten, (wuchert mit ihnen) stellt euer Licht nicht unter den Scheffel..."

Wir lieben Brigham Young, obwohl auch er nur ein einfacher Mensch war. Wir beurteilen ihn, gemäß Christi Wort, nach den Früchten, die er hervorbrachte, und nicht nach Kriterien seiner Feinde. Er glaubte nicht nur, sondern vertrat in der Praxis:

  • dass niemand jemals einen anderen Menschen zwingen darf, zu tun oder zu glauben was er nicht will, weil wir alle Gleichberechtigte sind,
  • dass wir, um nicht in verschiedene Klassen zu zerfallen, bemüht sein müssen den anderen zu fördern (zu lieben), weshalb es in dieser Kirche keine Trennung in Laien und Kleriker gibt. (Alle Männer tragen das Priestertum, wie die Frauen das Recht ihrer Mutterschaft in einer Ehe der Gleichwertigen)
  • dass Jesus Christus unser Gott und Erlöser ist, dem nachzufolgen wir ernsthaft bemüht sind, indem wir seine Gebote halten, und eben nicht in Übertreibungen aller Art fallen
  • dass der durch Gottes Wort genährte Wille des Menschen alles Gute vermag,
  • dass wir verpflichtet sind gemäß den Eingebungen unseres Gewissens zu handeln und niemals anders als tolerant auftreten dürfen,
  • dass wir unentwegt an unserer Bildung arbeiten müssen                                                                                                                       
  • Nicht das verfälschte, sondern das immerwährende Evangelium, wie wir es verstehen, will und kann die unterschiedlichsten Menschen durch und mit dem Geist Christi verbinden. Aber, wenn es dazu nicht kommt, - und es kam mit dem angeblichen Siegeszug des Christentums ganz und gar nicht zur Völkerversöhnung - dann sind Konsequenzen zu ziehen. Wo das angebliche Kreuz Jesu Christi hingetragen wurde, herrschte zunächst nur Schrecken. Was in den süd- und mittelamerikanischen Missionen, was in Afrika oder irgendwo in Christi Namen in der Welt geschah, nutzte wenigstens zunächst nicht den Menschen.
    Es ist eine Schande was sich die christlichen Nationen herausnahmen, beispielsweise China, noch im 19. Jahrhundert mit Waffengewalt für den Opiumhandel und zeitgleich für christliche Mission zu öffnen. (28)


Wie jedoch überhaupt der tragische Geschichtsverlauf europäischer und internationaler Geschichte zeigt, handelte es sich um die Erfüllung der Wünsche der Widersacher Christi. 

Es ist fast tragisch zu nennen, dass die leitenden Männer und Frauen der Großkirchen bis weit ins 20. Jahrhundert hinein immer noch direkt das Gegenteil von dem taten, was Jesus geboten hatte, dass sie nicht erkannten dass ausgerechnet sie sich auf dem falschen Weg befanden, indem die den Kaiser und später Hitler die Gefolgschaft nicht verweigerten.

Wenn auch mit anderen Worten, sagt das Buch Mormon dagegen, dass
 
„das Christentum eine neue, alle völkischen Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung ist, der sich die Menschen von sittlichem Willen freudig unterstellen...(allein) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit als einer Lösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen“
kann zum Frieden führen. (29)


Mormonismus“ hat sich als Mittlerin zwischen den Kulturen großartig bewährt. Man betrachte unvoreingenommen die multikulturellen Gemeinden der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage , z.B. in Australien.

Dennoch schlägt dieser Kirche, vor allem wegen der Existenz des Buches Mormon, und wegen seiner „polygamen“ Vergangenheit von vielen Seiten teilweise schroffe Ablehung entgegen. Manchmal ist es schwierig den unschönen Gedanken zu unterdrücken, dass - wegen der unübersehbaren Ähnlichkeit der Lehren und Strukturen der Urkirche und der Kirche Jesu Christi der HLT - eine Reihe prominenter Ablehner unter den Christusfrommen, der Kategorie Ignoranten angehört.


Pardon!

Das muss schon früher so gewesen sein, denn das 2. Buch Nephi, im Buch Mormon, Kap 9, formuliert, in seinem 28 Vers: 

 „Sind sie gelehrt, so denken sie, sie sind weise und hören nicht auf den Rat Gottes denn sie schieben ihn beiseite und meinen, sie selbst hätten Wissen, aber ihre Weisheit ist Narrheit und nützt ihnen nicht.“

Schon in der Anfangszeit bevor gelebte Mehrehe zunehmend Lebensgefahr über die Betreffenden brachte, hassten die Gospelprediger diese ganz andere Kirche, in der man dienen sollte, ohne dafür entlohnt zu werden.

Wenn es wahr ist - und eben dies glauben die Mitglieder der Kirche - dass Gott wirklich für eine gewisse Dauer die Mehrehe wünschte und anordnete, dann wird er den Frauen, die das Opfer, den Ehemann mit einer anderen Frau zu teilen, auf sich nahmen oder nehmen sollten, aller natürlichen Neigung zum Trotz, von Zeit zu Zeit, den Verlust ausgleichende Glücksgefühle gegeben haben.

Anders ist nicht zu erklären, dass nach dem Einmarsch der Johnston-Armee, 1858, in Utah, keine Frau aus einem Großfamilienverband ausstieg und den angebotenen militärischen Schutz beanspruchte.



Zur Erklärung:

Die amerikanische Regierung unter Präsident Buchanan, (Bild unten), hatte 1857 beschlossen jede Form und Praxis von Polygamie zu beenden und den „zivilen Ungehorsam“ der in den Felsengebirge siedelnden „Mormonen“ zu brechen. Der Senat stimmte seinem militärischen Plan zu.






Eine 3 000 Männer umfassende Truppe, die Johnston-Armee wurde in Marsch gesetzt.

Brigham Young stellte, als von dieser Aktion hörte, die Selbstschutzgruppe „Nauvoo-Legion“ wieder her.

Diese hatte sich allerdings schon einmal, 10 Jahre zuvor, als Bluff herausgestellt. Sie wurde nie eingesetzt. (30)

Demgemäß lautete Brighams Weisung: „Tötet keine Menschen“. Wiederholt wurden Truppenteile der als Feinde einmarschierenden Johnston-Armee inmitten der Bergregionen eingeschlossen. Doch niemand wurde verletzt, sondern die Armeeteile wurden, als äußerste Maßnahme, ununterbrochen durch Lärm und Scheingefechte beunruhigt.

Immerhin spielte die unbedingt auf Frieden und Wahrhaftigkeit ausgerichtete Religion der „Mormonen“ die entscheidende Rolle. Lieber wollten die Mitglieder der Kirche ihre eigenen Heime niederbrennen, als Blutschuld auf sich laden.

Wie erwähnt, als die Armee ihre Übermacht unter Beweis stellte, blieb die erwartete „Massenflucht“ von angeblich erniedrigten und beleidigten Opfern polygamer Ehen aus. Danach setzte ein Kampf auf der Ebene von neuen Gesetzen ein. Die Kirche wurde praktisch entrechtet. Ihr Ziel im Westen Amerikas einen eigenen Staat - Deseret - (31) aufzubauen konnte nur zum Teil verwirklicht werden.

Es war ein zähes Ringen. Schon von Beginn an, als von Pluralehe noch gar keine Rede war, hetzten Prediger ihre Gläubigen gegen die verruchten „Mormonen“ auf, mit dem Ergebnis, dass alle bekennenden Mitglieder zu Nichtchristen erklärt und verfolgt wurden.

Den Geistlichen war durchaus nicht bewusst, dass es auch in der Urkirche Christi ungerügte Mehrehen gegeben hatte. (32)

Zuerst war es nur die radikale Ablehnung des Buches Mormon, das vielen ein Buch mit sieben Siegeln blieb, weil sie, statt es zu studieren nur mal so und diagonal darin gelesen hatten. Dann, als um 1843 bekannt wurde, dass der Prophet Joseph Smith „puritanische Polygamie“ lehrte, sahen sie darin einen weiteren Beweis für die Verwerflichkeit dieser in ihren Augen überaus kuriosen Sekte.

Brigham Youngs Vorstellung vom künftigen Mormonenstaat „Deseret“ wurde vom US Senat abgelehnt und beschränkt auf das Utahterritorium der heutigen Ausdehnung, wobei hinzugefügt werden muss, dass die Kirche Jesu Christi der HLT sich zu keiner Zeit als Gegenstaat zu den Vereinigten Staaten verstand, sondern immer anerkannte, dass der Sitz ihrer weltlichen Regierung sich in Washington befindet. Niemals wurde die Verfassung der USA in Frage gestellt.







Die Absicht der Mormonen war allerdings die ganze Welt zu ihren Ansichten und zu ihrem Glauben - also zu den soeben erwähnten Prinzipien - zu bekehren um schließlich eine neues Gesellschaftssystem der Gleichen zu schaffen.

Nicht wenige hielten das für die Idee eines Wahnsinnigen.

Bringt erst einmal Ordnung in euer eigenes Haus, hieß es.

Sie wussten nicht, dass uns die Familie heilig ist, sei sie groß oder klein.

Gerade die schärfsten Gegner des „Mormonentums“ wollen durchaus nicht daran erinnert werden, dass es da im Alten Testament einen Bericht im Buch 1. Könige gibt, der König Salomo betrifft:

 „Der Herr wurde zornig über Salomo“... weil sein Herz sich von Gott abgewandt hatte, obwohl er ihm zweimal erschienen war.“ (33) 

Denn „er verehrte Astarte, die Göttin der Sidonier.“ Damit tat er, was „dem Herrn missfiel, und war ihm nicht mehr so vollkommen ergeben wie sein Vater David.“ 

 Allerdings bedeutete die übergroße Anzahl Ehefrauen die den Königen David und Salomo zugeschrieben wird, eine Übertreibung, die Gott, nach den Worten des Buches Mormon zuwider war.

Er hatte immer Promiskuität verboten. Die Lebensweise des alternden Salomo kam dem wohl sehr nahe.

Ein Mann, eine Frau!“ ordnet das Buch Mormon an. Nur in Ausnahmesituationen würde der Herr die Mehrehe, die Großfamilie wünschen, das aber werde er wenn es angebracht ist, offenbaren.

Dennoch gehört Salomo, gemäß dem Bibelbericht zu den wenigen Menschen denen Gott jemals erschienen ist!


In erster Linie sind es Missverständnisse, die zur brüsken Ablehnung der Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage führten. Außer Christus selbst ist ihr nichts so wichtig wie die heile Familie. Tatsächlich ehrt diese Kirche die Frauen, sie sorgt sich um das Glück ihrer Mitglieder.



Handwagenkarren, Skulptur auf dem Tempelplatz in Salt-Lake-City

Selbstgerecht trumpfen die modernen Pharisäer immer noch auf, und dass obwohl sie oft genug selbst nicht leben was sie lehren. In Florida in einem Baptistengottesdienst, 1994, den ich interesseshalber besuchte bekam ich es zu spüren. Sobald ich mich bekannte, schlug mir die Welle der Antipathie entgegen.

Unsere Argumente, es sei vor allem um Kinder gegangen und darum, ihnen Geborgenheit zu geben, sowie darum, jeder Frau das Recht auf beschützte Mutterschaft, bedeuten denen die ihr Vorurteil hegen, nichts.

Wir indessen glauben an Christi Prinzip, - an ihren Früchten werdet ihr sie erkennen-. Wenn der Herr Gott es akzeptiert was die Mormonenpioniere praktizierten, oder was er sogar wünschte, dann wird man an den Folgen und dem Leben und Wesen ihrer Kinder sehen, ob dies der Fall ist.





Mitglieder der Familie Joseph F. Smith's sowie die Familien seiner Söhne und Töchter um 1900



Noch einmal gesagt, im alten Israel und in der originalen Kirche, galt Polygamie nicht als grundsätzlich verboten. Rabbis war die Ehe, und laut Paulus sogar dem Bischof, vorgeschrieben. Anders hätten sie nicht amtieren dürfen. Deshalb gilt in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Ehebruch gilt als Kapitalverbrechen. (34)

Sei sie polygam gewesen oder monogam ausgerichtet, in der Ehe eines Mormonen gilt, dass die Frau im Zentrum steht, erhöht. Der Ehemann ist ihr Beschützer.

Bildhauer Avard Fairbanks, damals Präsident einer Mormonengemeinde, gab diesem Ideal Ausdruck, mit dieser künstlerischen Gestaltung.






Da steht im Alten Testament, diese anrührende Geschichte von der kinderlosen Israelitin Hanna geschrieben. Einmal im Jahr, wenn Elkana, ein Mann aus dem Hause Ephraim, mit seinen beiden Ehefrauen Pennina und Hanna zum „Offenbarungszelt“ nach Schilo wanderte, fühlte Pennina sich als Mutter vieler Kinder besonders geehrt. Sie spielte wiederholt ihre Überlegenheit aus und Hanna weinte, denn sie war verzweifelt. 

 „Warum ißt du nichts und weinst, warum ist dein Herz betrübt? Bin ich dir nicht mehr wert als zehn Söhne?“ (35)

Gott erhörte den Kinderwunsch Hannas, so wie er andere Frauen in den unter seinen Bedingungen geschlossenen Großehen segnete. Sie brachte Samuel zur Welt, den großen Propheten das Alten Bundes, den Mann der die ersten Könige Israels salbte, Saul und David.

Es gibt einen anderen Bericht, der die Innigkeit der Beziehungen zwischen einem Mann und zwei Frauen beschreibt, die legal in diesem Verhältnis lebten. (36)

Wenn "Gott derselbe ist, heute, gestern und ewiglich," wie der Verfasser des Hebräerbriefes beteuert, dann wird er nicht einander widersprechende Prinzipien anerkennen.

Es gab Zeiten in denen Mehrehe unter bestimmten Bedingungen  ihren Sinn erfüllte. Was Gott anerkannte, sollten wir nicht verdammen. 






   (36)








Quellen:

          (1) Buch Mormon, Jakob 2: 24-28
          (2) Der Begriff „Zion“ wird in der Kirche Jesu Christi der HLT als Synonym für Kirche verstanden, oder besser gesagt: Zion steht für „Neue und immerwährende Ordnung“. In dieser Ordnung soll es keine Ungleichen geben, weder Arme noch Unreine. Alles zielt darauf ab eine Basis zu bilden auf der das Haus bzw die Kirche (griech. kyriake oikia) Gottes gebaut werden kann, in dem die Neue Gesellschaftsordnung gilt, in der die „Rechtschaffenen“ leben.

    In „Köstliche Perle“, einer Zusatzschrift der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Moses 7: 18) heißt es in Bezug auf die Kirche des Enoch: „Und der Herr nannte sein Volk Zion weil sie eines Herzens waren und in Rechtschaffenheit lebten, weshalb es unter ihnen keine Armen gab.“
    (3) „Der Gerechtigkeit Frucht wird Friede sein.“ Jesaja 32: 17
    (4) Prof. Leonard Arrington „Williard Young, The Prophets Son At West Point“, Brigham Young Studies.
    (5) deutsch 1936, herausg.von der Kirche Jesu Christi der HLT
    (6) Journal Disc. 8: 74
    (7) Leah E. Dumford Widtsoe „Brigham Young – Der Mann der Stunde“, S.122
    (8) Leah Dumford Widtsoe, „Brigham Young – Der Mann der Stunde“, deutsch 1936, herausg.von der Kirche Jesu Christi der HLT
    (9) ebenda
    (10) 4. Nephi 34
    (11) u.a. die »Friedensdenkschrift« der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) von 2007.
    (12) Alma 12: 13,15 u 18.... „unsere Worte werden uns schuldig sprechen, wir werden nicht unbefleckt befunden werden, und unsere Gedanken werden uns schuldig sprechen, und in diesem furchtbaren Zustand werden wir nicht wagen, zu unserem Gott aufzuschauen ... diejenigen die keine Frucht hervorbringen die der Umkehr entspricht ... werden sein, als sei keine Erlösung zuwege gebracht worden; sie können gemäß der Gerechtigkeit Gottes nicht erlöst werden...“
    (13) Nach dem Zweiten Weltkrieg erkannten die katholischen Bischöfe in einem Hirtenwort vom 23. August 1945 die Mitschuld der katholischen Kirche an den Verbrechen des Nationalsozialismus an. Der Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland veröffentlichte am 18./19. Oktober 1945 das sogenannte Stuttgarter Schuldbekenntnis
    (14) 2. Nephi 28: 8-9,12  
    (15) Internet Info des Arbeitskreises Origenes: Sünde wider den Geist ist eine schwere Sünde, die wiedergutgemacht werden muss, also nicht aus Gnade Vergebung finden kann. Es ist die Sünde gegen den Nächsten, welche diesen in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten in diesem Sinne (vorsätzlich) angetan wird, ist Sünde wider den Geist. Auch Gott zu leugnen ... ist Sünde wider den Geist - überhaupt alles, womit man den andern verletzt. Solche Sünde muss in einem nächsten Leben - oder möglicherweise bereits im derzeitigen - durch ein entsprechendes Schicksal oder Leid gesühnt werden.“ (vgl. Hom. Jer. 11-3 u.a.)
    (16) Daniela Senfter  Uni Innsbruck 2007
    (17) Mosia 2: 17
    (18) Mosia 2: 14-15 u 26
    (19) Mosia 27: 1-6
    (20) „Zwei Stunden mit Brigham Young“ Greely, in Prof. Leonard Arrington „Brigham Young: American Moses“, New York, 1985, Verl. Knopf
    (21) Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990 S. 46 , „... Der Gedanke der Vergottung ist (unter Christen G.Sk.) der letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a
    Nach Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11, glaubte Luther an die Vergottung.
    Alle „Mormonen“ glauben, dass da mehrere Götter sind, viele sogar... doch nur ein höchster, der immer unser größter und einziger Gott bleiben wird.
    Ohne innere Freiheit und eigene Anstrengung ist es allerdings unmöglich das Hochziel zu erreichen, lehrte Origenes: „Erst ... in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist die Entscheidungsfreiheit.“ H.. Benjamnins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
    (Nach Nicäa 325 wurden diese Basislehren – nicht von der Kirche - sondern von Macht-politikern wie Justinianus I. 543, völlig eliminiert)
    (22) Tertullian (160-220) lehrte: „Die Ehen der Christen werden nicht durch den Tod des einen Teils getrennt, sondern dauern über das Grab hinaus an“ Dr. K.A. Heinrich Kellner, Tertullian „Über die einmalige Ehe“ Kap 10:
    Hier liegt wahrscheinlich eine nicht ganz korrekte Überlieferung vor. Statt „einmalige“ Ehe sollte es wohl heißen: „Ewige Ehe“. (?) Jedenfalls wurde das Prinzip „Ewige Ehe“ später gründlich missverstanden und so gedeutet, dass Ehen grundsätzlich unlösbar seien. Es muß jedoch grundsätzlich möglich bleiben, sich von einem Partner ehrenhaft trennen zu können. Wo immer die katholische Kirche unumschränkte Macht ausüben konnte, gab es im gesamten Mittelalter, praktisch keine Ehescheidungen, wodurch damals eine Ehe zu einer tödlichen Falle für Unschuldige werden konnte. Brigham Young machte von seinem innerkirchlichen Recht Gebrauch, selbst eine für „Zeit und Ewigkeit“ geschlossene Tempel-ehe zu lösen, wenn er darum als Präsident der Kirche ersucht wurde. Er verstellte Elisabeth Fairchild nicht den Weg, als sie nach 11jähriger Ehe mit ihm, als 27jährige frei von ihm zu sein wünschte.
    Der Protestant Goethe schrieb mancherlei gegen die Schul-Theologie. Er folgte seiner Intuition. Singt nicht der Engelchor am Ende des berühmten „Faust 2“ gerade das Lied vom höchsten Glück? Goethe hat wiederholt „Mormonen-typisches“, wie die Lehre von der Möglichkeit ewig vermählt zu sein, direkt und indirekt beschrieben.: „Der Teufel will Besitz von Faustens Seele ergreifen. Nun aber zeigt es sich, dass Mephisto falsche Schlüsse gezogen hat. Engel vom Himmel steigen hernieder und treiben ihn mit seinen der Hölle entstiegenen Hilfsscharen durch geweihte Rosen zurück. Faust ist nicht der Unterwelt verfallen. Die Engel singen: „Wer immer strebend sich bemüht, den können wir erlösen!" Sie ergreifen Faustens Unsterbliches, bringen es zu den Füßen der Gottesmutter, wo Gretchen als Büßerin Gnade gefunden, und vereinigen die Frühgeliebten. „Führer durch das Schauspiel“ von Leo Melitz
    (23) Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853
    (24) Prof. Hans Küng Kleine Geschichte der katholischen Kirche, Taschenbuch-Verlag Berlin, 2001, S. 76
    (25) Genesis 2:18
    (26) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960.
    (27) 2. Nephi 9: 14: „Wir werden eine vollkommene Kenntnis all unserer Schuld... haben und die Rechtschaffenen werden eine vollkommene Kenntnis ihrer Freude und ihrer Rechtschaffenheit haben.
    (28) Am 27. Juni 1858 wurde mit dem Vertrag von Tinjan das besiegte China von den christlichen Großmächten, England, USA, Rußland und Frankreich genötigt, den Opiumhandel zuzulassen um positive Handelsbilanzen zu erzielen. Gleichzeitig erzwangen diese, das Geschehen diktierenden frommen Leute, das „Recht“, die chinesische Bevölkerung zu missionieren. Bitter ist die Erkenntnis, dass der vom Opium betäubte Chinese alles akzeptierte, sogar den europäischen Konstantinismus.
    (29) Hans Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“ , de Gruyter, 1932, 1999, S. 590
    (30) Nachdem die Mormonen aus Missouri vertrieben worden waren, empfahl ihnen die Regierung von Illinois eine Truppe zur Selbstverteidigung aufzustellen. Als allerdings die Zeit gekommen zu sein schien, sich gegen die Vertreibung aus ihrer (Haupt-) stadt zu stemmen, geschah nichts. Sie ließen sich jagen, und zwar mitten im Winter ins Niemandsland hinein.
    (31) Deseret ist ein Begriff aus dem Buch Mormon, er meint Honigbiene. Der Bienenkorb steht für Nützlichkeit, Harmonie und Fleiß er ist bis heute Symbol der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Utah wir auch „The Beehive State“ genannt.
    Ist es ein Zufall, dass Ambrosius von Mailand dasselbe Symbol gewählt hatte?
    (32) Dr Langen “Die römische Kirche” 1881, im Internet vollständig abrufbar.. „Tertullian hebt hervor, dass die Katholiken das Gesetz der Monogamie nicht auf alle Christen ausdehnten, sondern nach dem Wortlaut der Pastoralbriefe auf die Hierarchie beschränkten... dass man Bigami in den Aemtern duldete, obwohl ... dies nach der Ordination an den Tag gekommen war.
    Hippolyt (Bischof in Rom um 220) berichtet ausdrücklich, zu seiner Zeit, also wohl mit seiner Billigung seien zuerst Bischöfe, Priester und Diakonen, auch wenn sie mehre Male (polygam) geheiratet hätten, in ihre betreffenden Aemter eingesetzt worden waren.“
    (33) Kapitel 11: 9 Man hat sich wohl vorzustellen, dass der präexistente Jesus als glorreiches Geistwesen für Salomo zweimal sichtbar wurde, bevor ihn einige seiner Frauen dazu verführten andere Götter zu verehren.
    (34) Buch Mormon, Alma 39: 4-6 „Weißt du nicht mein Sohn, dass dies ein Gräuel in den Augen des Herrn ist, ja die greulichste aller Sünden, ausgenommen wenn unschuldiges Blut vergossen oder der Heilige Geist verleugnte wird? Denn siehe wenn du den Heiligen Geist leugnest, nachdem er einmal Platz in dir gefunden hat, und du weißt, dass du ihn leugnest, so ist dies eine Sünde die unverzeihlich ist, ja, und wenn jemand gegen das Licht und gegen die Erkenntnis , die er von Gott hat mordet, so ist es für ihn nicht leicht Vergebung zu erlangen, ja ich sage dir, mein Sohn dass es für ihn nicht leicht Vergebung zu erlangen.“
    (35) 1. Samuel 1: 1-19
    (36) Mary A. Young (Angell), 2. Ehefrau Brigham Youngs schrieb diesen Brief

Sonntag, 12. Januar 2014

(2) Unter die Lupe genommen

Bruder Joseph und Bruder Martin


Sechsunddreißigmal haben sie Joseph, fast immer auf Anstiftung evangelikaler Prediger verhaftet, und jedesmal - bis auf die letzte Inhaftierung (Zerstörung einer Druckerpresse) - konnte sie keine Schuld an ihm finden. Dennoch begehrten seine Kontrahenten von Beginn an nichts mehr als den Tod des Mormonenpropheten.
Immer wieder überfielen ihn aufgehetzte Menschen, bei Tag oder in der Nacht.


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/Tarring_and_Feathering_the_Prophet_by_C.C.A._Christensen.PNG
Joseph Smith geteert und gefedert.

Was ihn aus der Reihe verfolgter Religionsführer heraushebt sind seine Briefe, die er aus dem Gefängnis schrieb.
Er verbrachte die Zeit von Dezember 1838 bis April 1839 unter der Anschuldigung des Hochverrates im Gefängnis von Liberty, im US-Bundesstaat Missouri. Da die Klage nicht aufrecht gehalten werden konnte, ließen sie ihn und ein paar Getreue schließlich entkommen, um einen Freispruch zu vermeiden.
Zu dieser Zeit hatte Joseph Smith genügend Männer die zu ihm hielten. Er hätte sie zu Hassaktionen und zu seiner Befreiung aufrufen können. Statt dessen schrieb er, am 20 März in der Kälte des Tages, nach durchlittenem Winter, Großartiges:

 „...wenn wir auch nur im geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt, Herrschaft oder
Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben – siehe dann ziehen
sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er
weggenommen wird, dann ist es mit dem Priestertum oder der Vollmacht
des Betreffenden zu Ende... traurige Erfahrung hat uns gelehrt: fast jedermann neigt von Natur aus dazu, sogleich mit dem Ausüben ungerechter Herrschaft anzufangen, sobald er meint, ein wenig Vollmacht erlangt zu haben. Daher sind zwar viele berufen, aber wenige auserwählt. Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe... ”
(1)

Wirkungsvolleres wurde seit den Tagen der alten Apostel nicht geschrieben.  Diese Sätze bilden eins der bedeutendsten Programme.
Kirche Christi steht und fällt mit der Art wie sie mit Menschen umgeht.
Wer die Würde eines Menschen antastet, steht gegen Jesus Christus. Er ist ein Antichrist.
 
Fünf Jahre später hielten ihn die christuspredigenden Antis in ihren Händen, weil er sich selbst ausgeliefert hatte, wohl wissend, dass er diesmal nicht mit dem Leben davon kommt.

Nur wenige Tagenach seiner Inhaftiertierung stürmte ein Mob, dem vier Prediger angehörten, das kleine unbewachte Haus. Sie ermordeten ihn und seinen Bruder Hyrum, der sich stets an seiner Seite aufhielt.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Interior_of_Carthage_Jail_by_C.C.A._Christensen_%28cropped%29.jpg
27. Juni 1844

Heldenmütig und außergewöhnlich waren beide, Joseph und Bruder Martin. Vor allem den jungen Luther lieben die Mormonen, nicht den alten gnatzigen, engstirnigen Judenhasser Luther, nicht den auf seinem Superkürzel "sola gratia" herumreitenden Mann, der nichts gelten ließ als seine eigenen Überzeugungen.

 Martin Luther 1533 Gemäldevon Cranach
Doch wie er damals dastand nach durchkämpfter und teilweise durchwachter Nacht, an jenem 17. Apriltag des Jahres 1521, vor den Fürsten Deutschlands unter Beobachtung hunderter Zeugen und vor dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V. der kein Deutsch versteht, das bewegte Freund und Feind und es bewegt sie bis heute. Es ging schon, seitdem der Vatikan 1520 die päpstliche Bannbulle Exsurge Domine  gegen ihn geschmettert hatte, um Tod und Leben - und zwar nicht nur um das, des Dr. Martin Luther. 

Mehr als vierzig aus jedem Zusammenhang gerissene sowie teilweise verdrehte Sätze Luthers standen ohne Begründung und Widerlegung, auf der päpstlichen Anklageschrift.

Eben dies passierte Joseph Smith wiederholt. Seine Aussagen wurden und werden teilweise bis heute verfälscht oder in schiefen Zusammenhängen dargestellt.

 1521 Luther in Worms vor Kaiser, Fürsten und Bürgern

Der junge Kaiser Karl V. (1500-1558)
Er ist der Vater des späteren spanischen Königs Philipp II. der ein Reich beherrschte über dem die Sonne nie unterging, weil er weite Teile Amerikas als spanisches Eigentum betrachtete.
Bruder Martin solle seine Bücher und Ansichten widerrufen, denn diese rüttelten, nicht nur nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen Pfosten auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner berühmten 95 Thesen, im Spätherbst 1517, die schon wenige Wochen nachdem er sie formuliert hatte in ganz Deutschland, sogar in Spanien und in Italien Aufsehen und fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatten, drohten dem Vatikan mehrere Gefahren zugleich.
Es waren Thesen, die die Welt erschütterten
   

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/95Thesen2390.JPG
Die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg  an die Dr. Martin Luther nach der Überlieferung am 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen geheftet hat oder haben soll

 Schlosskirche zu Wittenberg
Selbst Papst Leo X., der von  1513 bis Dezember 1521 amtierte, muss schockiert gewesen sein sobald er davon unterrichtet wurde. Zunächst allerdings ließ er Dr. Martin Luther gewähren, - bis nämlich im Dezember 1519 die Würfel gefallen waren. Bis gegen seinen Willen und gegen sein Bemühen ein Spanier, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde. Leo hatte solange zähneknirschend und beherrscht zugesehen, weil Martin Luther unter dem Schutz des mächtigen  sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen stand und gedieh. Diesen Mann durfte er nicht sogleich vergrämen, mehr, Papst Leo X. war bis Ende 1519 unabdingbar auf diesen Kurfürsten angewiesen, um eben im Fall des zu erwartenden Ablebens des sterbenskranken Maximilian die Wahl eines Spaniers zu vermeiden und das konnte nur mit Unterstützung des sächsischen Kurfürsten gelingen.

(Papst Leo X. wünschte den König der Franzosen, Franz I. zum Herrn des Heiligen römischen Reiches zu erheben, denn er war mit ihm persönlich befreundet)

Leo wiegelte also deshalb zunächst ab, während die hitzigen Kleriker, nach Luthers Thesenverkündung, 1517, sofortiges Eingreifen verlangten:
                            
                                 "Bruder Martin ist ein kluger Kopf!"
Raphaels Portrait Papst Leo X.
Kaiser Maximilians spanischer Enkel Karl wurde Erbe der Habsburgischen Macht. Madrid sollte nun übermächtig und spanische Interessen vor die des Kirchenstaates setzen.

Wie recht Leo doch hatte. Es sollten nur wenige Jahre vergehen und in Rom werden die spanischen Truppen Karls V. vereint mit protestantischen Söldnern gegen Papst Clemens VII.  ziehen, um ihn wegen seiner Europapolitik zugunsten Frankreichs zu bestrafen. Eine disziplinlose Soldateska wird die Stadt plündern und Gottes- und Papstlästerungen aller Art begehen.
Dieses Ereignis ging unter der Bezeichnung "Sacco di Roma" in die Weltgeschichte ein.

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise ( 1463-1525)von Dürer gemalt
Als Karl gekrönt wurde, verhängte Leo X. umgehend den Kirchenbann gegen Luther, der sich aber über den Papst noch ungestraft lustig machen konnte, statt zu Tode erschrocken zu Kreuz zu kriechen.
Er hielt noch stärkere Reden gegen Rom, gewiss, dass die meisten Professoren und die Studentenschaft der Universität Wittenberg, vor allem dass Christus hinter ihm stehen.
Einige Ängstliche zitterten.
Das konnte der glaubensstarke Luther nicht hinnehmen. Sechs Monate nach dem Erhalt der päpstlichen Bannbulle, verbrennt er das Papier in Anwesenheit und unter dem Jubel der akademischen Jugend vor den Toren der Stadt. 
Umgehend erfolgte seine Exkommunikation.
Nun ist er vogelfrei..., aber seit der Verbrennung des Jan Hus sind einhundert Jahre vergangen. Es ist ein neues Zeitalter angebrochen.

Nun wurde verlangt er solle sich vor dem Kaiser verteidigen und Rechenschaft ablegen. Nein! schmetterte er diejenigen ab, die ihn hindern wollten nach Worms zugehen. Es sei nicht seine Sache, sondern die des Christus. 

Bruder Martin soll gesagt haben: "Und wenn in Worms mehr Teufel sind als Ziegel auf den Dächern. Ich werde hingehen!"

Das macht Luther so liebenswert.

Vor dem Kaiser verlangte der päpstliche Nuntius, Hieronymus Aleander Luthers Kniefall und die Rücknahme seiner Behauptungen, sonst hätte er mit „Maßnahmen“ zu rechnen.
Aleander, ein berühmter Geschichtslehrer an der Sorbonne, nannte Luther frech einen "Hund", "Schurken" oder gar "Satan". Ihn wurmte zu erkennen, dass die Massen schützend vor und hinter dem Häretiker standen:
"wenn ihr Deutschen, die ihr das wenigste Geld an den Papst zahlt, das römische Joch abschüttelt, so werden wir dafür sorgen, dass ihr euch gegenseitig totschlagen und in eurem Blut waten sollt." (2)

War das der Fluch, der exakt einhundert Jahre danach, mit dem Ausbruch des 30jährigen Krieges, in Erfüllung gehen sollte?
Aleander war ein hochgelehrter Mann, aber eben von derben Manieren. Selbst die Menschen am Rand des Saales, vernahmen es sehr wohl, wie er unentwegt laut und unhöflich mit Luther umsprang. Das verschärfte die Stimmung.

Am zweiten Tag des Verhörs, am 18. April 1521, ist das Bischofshaus voller Menschen. Man schätzt, dass 5 000 Menschen insgesamt anwesend waren, viele drängten sich im Hof. 

Drinnen brennen Fackeln, denn es dunkelt bereits früh an diesem Nachmittag.
Luther soll, was er zuvor in lateinischer Sprache vortrug, auf Deutsch wiederholen. 
Er tut es brilliant.
Es gibt Berichte, dass Wormser Bürger in ihrem Zorn über Aleanders Wutausbrüche ihm in den Schummerstunden mehrere Abende auflauerten um ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verabreichen. 
Alle begriffen um was es in Wahrheit ging. Roms Allmacht stand auf dem Spiel, allerdings auch die unterschiedlichen Interessen jedermanns.

Dass das Papsttum und damit die gesamte Kirche sich vor allem durch ihre korrupte Priesterschaft und durch die Art ihres Laufes durch die Geschichte längst entschieden selbst in Frage gestellt hatte, war bereits vor Luther vielen bewusst.

Nun, etwa zehn Jahre nach seiner Pilger- und Arbeitsreise nach Rom, die Dr. Luther als extrem gläubiger Augustinermönch unternommen hatte, wussten die Menschen seines Wirkungsbereiches noch erheblich mehr.

Er war mit hohen Erwartungen den langen Weg gepilgert und wurde damals bitter enttäuscht. Er wollte das Gute sehen und musste höchstvorstellbare Verkommenheit zur Kenntnis nehmen.

Entsetzt sah Martin im Jahr 1510,  wie Geistliche und Nonnen miteinander umgingen. Er sah das Ausmaß der Prostitution und hörte die Lästerreden messelesender Priester.
“Heiliges Rom!” habe er ausgerufen, als erstmals die Türme der Stadt vor ihm auftauchten und nun, da er Abstand gewonnen konnte er nicht umhin das wahre Rom als den Sitz des Teufels zu bezeichnen: als “Sedis Diaboli”. (3)
Irgendwann entfuhr ihm in seinem Zorn eine Feststellung, die von Kardinal Bembo stammen soll:

“Die heilige Stadt sei ein stinkender Pfuhl, voll der allerbösesten Buben der ganzen Welt.”

In seinen Schriften widersprach Martin nach seiner Rückkehr der römischen Kirchenpraxis und -theorie massiv. Unbeschönigt tadelnd widersetzte er sich, als das Übel des käuflichen Sündenerlasses 1517 den Zenit erreicht hatte, vor allem der Geldgier der Herren des römischen Stuhls, die sich am zuvor eingepredigten Sündenbewusstsein selbst der Ärmsten bereicherten.
Martin hatte es in seiner 86. These mit deutlichen Worten auf den Punkt gebracht: 

„Der Papst möge die Basilika St. Peter aus seinen eigenen Mitteln bauen und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ 


Petersdom heute, Baubeginn 1506


Solche Erklärung an sich  war bereits aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott, und dann kamen die nächsten Sätze, die wie Hammerschläge dröhnten, weshalb die Umstehenden, schon am ersten Tag der Anhörung zu Worms nicht verwundert waren, als die schwarz-weißgekleideten Dominikaner sowie andere Berater zischelnd vom Kaiser die Verbrennung des Erzketzers verlangten.

Karl V. verhielt sich jedoch zurückhaltend nachdenklich. Anders als viele seiner Vorgänger erwog er  geduldig was er  seitens dieses Rebellen per Dolmetscher vernahm.
Man konnte Ketzer verbieten und ausrotten, nicht jedoch ihre Ideen. Das hatten auch die Hussiten bewiesen.
Ihm war schon früher zu Ohren gekommen, dass Luther fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatte.
Andererseits stand er unter der eidlichen Verpflichtung den katholischen Glauben hochzuhalten und keine Spaltung zuzulassen.

Mormonen indessen fragen sich, warum gerade Luther, der hinreichend Freiraum vom treukatholischen Kaiser erhielt, um seine kontroverse Sache zu verteidigen, später der ungnädigste Richter gegenüber Juden und Andersdenkenden werden sollte.


Martin war sich bereits vor dem Reichstag zu Worms darüber im Klaren, dass ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der Welt genügte, um ihn zu vernichten. Es ist wahr, er ist in Augen jedes gläubigen Katholiken ein Ketzer! Keck hatte er in seinen Schriften behauptet, die Maximen des römischen Klerus seien Pfründe und Vormacht.
Er ist ein Ketzer mit dem stark begründeten Anspruch die Wahrheit auf seiner Seite zu verteidigen. Er ist ein sonderbarer Ketzer, einer der intensiv um Toleranz warb, um wenig später selbst unbeugsam intolerant zu reden und zu handeln. Bald wird er knapp und ungnädig sagen:  

„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ (22)
Der Kaiser sah ein, was immer er entschied, dem Vatikan drohte eine Schmälerung, wenn nicht das Versiegen des Geldflusses aus dem Ablasshandel.
Er spürte die Stimmung der Ablehnung, die ihm umfing.

Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland bis in Luther Nähe gereist. Er kam bis Jüterbog. Nach Wittenberg wo Bruder Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst Friedrich der Weise hatte Tetzel untersagt Kursachsen zu betreten. Friedrich wollte nicht, dass sein Geld und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert. Deshalb liefen die Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen erzogen worden waren, nach Jüterbog.

 Ablasshandel in Deutschland um 1517
Ablasshändler Johann Tetzel (1465-1519)

Schon seit 1510  

 "dräute der Tetzel, er wolle das rote Papstkreuz niederlegen und die Tür des Himmels zuschließen und die Sonne auslöschen, und es werde nie wieder dazu kommen, dass man um geringes Geld Vergebung und ewiges Leben erlangen könne." (5)
Bald nach Tetzels Auftauchen in Jüterbog, hatte Beichtvater Luther die Auswirkungen direkt wahrgenommen. Es waren ja nicht alle zum Tetzel gerannt. Die dageblieben waren suchten dennoch Vergebung und Freisprechung. Diesen gegenüber zeigte er sich nicht gewillt, alle Männer und Frauen von ihren Sünden zu absolvieren, solange sie nicht aufrichtig Umkehr geübt hatten.


Mit solcher Sinnänderung stellte er die Alte Ordnung grundsätzlich in Frage. Bis dahin verstand man Buße als Strafe, die mit barer Münze oder durch Kasteiung beglichen werden konnte.

"Schindluder" würde mit mit dem angeblichen Erwerb einer Freisprechung für Geld getrieben.

Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, er durchlief einen Prozess. 1516 glaubte er noch gutwillig, dass der Papst Christi Stellvertreter auf Erden ist. Selbst im Jahr 1517 sagt er noch:


„Die freche Ablasspredigt macht, dass es auch gelehrten Männern schwer wird, des Papstes Ehre rein zu halten von Verleumdungen oder wenigstens vor scharfen Fragen der Gläubigen“ (6). 
Den Papst stellte man sich zugleich als Christi Stellvertreter und als Kaufmann vor. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete die vor allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das angenommene Maß des zur eigenen Erlösung Notwendigen, gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken. Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt: 
Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ (7)
Die Statistiken ‚guter Werke’ wurden gewissenhaft geführt.

Dazu gehörte, vor allem in Spanien, das Zusammentragen von Holz und Brennstoffen für Ketzerverbrennungen. Das „Vaterunser“ - das zwar nur wenige Worte umfasst - wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr gebetet: Sieben Millionen Ave Maria hatte „die Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu 200 000 Rosenkränze und 200000 TeDeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“ (8)

Da ist der Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert.


 Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt. (9)

Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes öffnen könne, wollte Luther weder verstehen, noch durfte er es unwidersprochen hinnehmen, denn er war ein Mann des wachen Gewissens.
Unzutreffend ist, was später aus katholischen Kreisen verlautete, beim Ablass handle es sich eigentlich um einen Freikauf von jenen Strafen, die durch die Kirche gemäß Bußkatalog verhängt würden, denn selbst Tetzel predigte bekanntlich:


"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."
Genau so war es gemeint, und so wurde es verstanden, dass es eben nicht nur eine Freisprechung von irdischerseits zu ertragenden Bußstrafen war, sondern eine Freisprechung vor Gott. 
Luther aber pochte auf vorausgehende Reue. 
Diese einleuchtende Denkweise drückte er in seiner 1. These noch 1517 als unabdingbar aus:


„So unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße, will er, dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“


In Bruder Martins Kopf und Herz stand an dieser Stelle das griechische Wort: metanoia, und das meinte innere Umkehr.


Recht hat er, sagen die Mormonen, denn es geht dem allmächtigen Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind, um unser geistiges Wachstum. Er will uns entfalten. Das kann nur geschehen, wenn wir das Gute, das in uns ist, stärken.

Später verdrängte Luther diesen Aspekt mehr und mehr, (aus Gründen seiner Logik sich stärker von katholischer Lehre abzusetzen) bis es (aus der Sicht eines Mormonen) zur völlig inakzeptablen Reduzierung eines Prozesses kam der jedoch auch aus pädagogischer Sicht unverzichtbar ist: Menschen müssen sich der ihnen innewohnenden Kraft bedienen und aus freiem Willen Gutes tun. Sie haben sich selbst zu disziplinieren oder die ganze Welt geht buchstäblich zum Teufel.

Mit seinen Bedenken geriet Bruder Martin auf einen Weg, der seiner Sache sehr schaden sollte. Er betonte, dass die Sünde (was immer das sein mochte) durch und aus Gnade vergeben wird. Das Zutun des Übertreters tendierte nach seinen Worten (wie Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT es verstehen) gegen Null: 
             Der Mensch könne nichts zu seiner Erlösung beitragen.

Das ist nicht wahr!, bekräftigt das Buch Mormon immer wieder, es betont aber andererseits die Unentbehrlichkeit von Gottes Gnade und Barmherzigkeit.

Obwohl Missverständnisse, wegen der Schriftenfülle die es "mormonischerseits" gibt, eigentlich ausgeschlossen sind, versuchten einige der damit befassten evangelischen und evangelikalen Theologen dennoch, die Sache so darzustellen, Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten würden meinen, sie könnten sich selbst erlösen:

Im Buch Mormon heißt es:


"Die Menschen sind genügend unterwiesen, um Gut von Böse zu unterscheiden. Und den Menschen ist das Gesetz gegeben, und durch das Gesetz ist kein Fleisch gerechtfertigt, oder: durch das Gesetz sind die Menschen (vor Gott) ausgetilgt... und durch das geistige Gesetz gehen sie auch zugrunde inbezug auf das was gut ist, und werden elend auf immerdar.
Darum kommt die Erlösung im heiligen Messias und durch ihn, denn er ist voller Gnade und Wahrheit. Siehe er bringt sich selbst als Opfer für Sünde dar, um dem Zweck des Gesetzes Genüge zu leisten für alle die ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist haben, und für niemanden sonst kann dem Zweck des  Gesetzes Genüge geleistet werden.
Wie wichtig ist es daher, dass den Bewohnern der Erde all dies verkündet wird, damit sie erkennen, dass kein Fleisch in der Gegenwart Gottes wohnen kann, außer durch das Verdienst und die Barmherzigkeit und die Gnade des heiligen Messias... (im Folgenden wird erklärt dass und warum wir in einer Welt der Gegensätze leben und dass Glückseligkeit nur empfunden werden kann, wenn andererseits auch das Elend Wirklichkeit sein kann)
"... Darum hat der Herr Gott es dem Menschen gewährt, selbständig zu handeln. Der Mensch könnte aber sein Handeln nicht selbst bestimmen wenn er nicht von dem einen oder dem anderen angezogen würde." (10)

 Vers 26 lässt keinen Zweifel aufkommen:

"... die Menschen sind gemäß dem Fleische frei, und ihnen ist alles gegeben, was für den Menschen ratsam ist. Und es ist ihnen gewährt, sich durch den großen Vermittler aller Menschen Freiheit und ewiges Leben zu wählen - oder aber Gefangenschaft und Tod gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels, denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er ist."

Der Mensch ist frei, sich zu entscheiden. In der Versuchung hat er Christus zu gehorchen und der Lockung zu widerstehen. Das wir vernunftgemäß handeln, erwarte Gott von jedem. Allerdings kann der Mensch im Sinne der Gebote nur deshalb handeln, weil ihm zuvor das "Licht Christi gegeben wurde" (BMormon)

An dieser Stelle berühren sich Luther- und Mormonentum harmonisch. Das haben sie gemeinsam.

Allerdings anders als die Mormonen hielt Luther vom "freien Willen des Menschen" nicht viel: 

„der freie Wille ist ein eitler Name, er taugt zu nichts, als zum Bösen…“ … „der Mensch bleibt auch im Stande der Gnade in Gottes Augen untüchtig…“ 

Da ist der Hauptunterschied.

“ Der Mensch wird wie ein Lasttier, entweder von Gott oder vom Teufel geritten.“
 

Mitglieder der Kirche Jseu Christi der HLT fragen sich natürlich, wer Luther da wohl geritten hat als er gegen die Juden hetzte… Gelegentlich hören wir sogar sonst scharfsinnige Zeitgenossen sagen, wir müssten wieder zurück zu Luther. Aber es ist mehr als fraglich, ob sie wissen was sie begehren.

Ja, es ist wahr, Luther hat die große Wende zum Besseren eingeleitet. Dieses Verdienst, auf dem Reichstag zu Worms nicht versagt zu haben, wird ewig leuchten.

Doch wer hat Luther danach wohl geritten hatte, als er den Fürsten während des Bauernkrieges riet: die aufständischen Bauern ohne Gnade niederzuschlagen: „Steche, schlage, würge hier, wer kann…“

Mormonen glauben, dass wir weder dem Teufel noch Gott in die Schuhe schieben können, wofür wir verantwortlich sind.

Mit Charles de Montesquieu stimmen sie völlig überein:

„Als Gott den Menschen mit Vernunft begabte, beabsichtigte er nicht für ihre Handlungen einzustehen.“ 
 


Verbindliche Lehre meiner Kirche ist: „Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus
freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken; denn es ist in ihrer
Macht, selbständig zu handeln
und, wenn die Menschen Gutes tun, werden
sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen..“
(11) 


Glück oder Seligkeit sind die bewusst wahrgenommenen Ergebnisse unserer Leistung, gemäß den Weisungen Christi in freier Entscheidung gehandelt zu haben.
Das entspricht wiederum der Theologie der Alten Kirche, wie Origenes belegt:
„Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene
Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die
Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen
und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“
(12)

Luther kommt im Zusammenhang mit seiner Kritik an der angenommenen Tatsächlichkeit eines freien Willens, aber aus Gründen seines Schriftverständnisses  zu seiner von Origenes abweichenden Gnadenlehre.
Lapidar gesagt: Luther steht, nach "mormonischem" Verstehen zu sehr in der Tradition des Paulus, besser gesagt, er liest Paulus gegen Jakobus.

Natürlich kann jeder Luthers Sorgen nachvollziehen. Luther wollte das Sündenvergebungsmonopol der absolut verkommenen katholischen Kirche brechen.
Bereits mit  Bischof Callixt I. (angeblich 218 schon Papst) entwickelt sich die Idee der Volkskirche, contra Bischof Hippolyt. Dieser stand zur Tradition: Kirche Christi ist immer die der Erwählten - einer Elite -. 
Diese Auseinandersetzung und das Ringen um die "richtige" Linie der Kirche, setzte sich eine Generation später, mit Novatian und Cornelius fort.   

       „Der gelehrte Presbyter Novatian vertrat... die traditionelle Auffassung,
               dass die Kirche keine Macht habe, des Mordes, des 
Ehebruchs und des Abfalls Schuldigen die Vergebung zu gewähren, sondern dass sie nur Gott
um Erbarmen und im Gericht bitten können. Der weniger strenge
Cornelius vertrat die Auffassung, dass der Bischof auch Todsünden
vergeben könne. Diese Spaltung von 251 (ist ein) Zusammenstoß zwischen
der ursprünglichen Auffassung von der Kirche als einer Gemeinschaft von
Heiligen... und der jetzt aufkommenden Anschauung (die Kallixt) vertreten
hatte, das sie ein Erziehungsanstalt für die Sünder sein soll.“ (13)

Einesteils muss gefolgert werden, dass die Kirche ihrer vom Stifter, Jesus, zugewiesene Rolle als Erzieherin nicht gerecht wird, wenn sie die Übertreter in Bausch und Bogen "gleich" behandelt, anderenteils kann das sensible Thema nur von solchen Geistlichen annähernd ‚richtig’ gehändelt werden, wenn sie selbst im Halten der Gottesgebote standhaft sind, sowie jeden Fall als einmalig betrachten.
Die Geschichte kennt Fälle von Klerikern die sich an Unmündigen sexuell oder als Gewalttätern vergangen hatten und die von ihren Bischöfen losgesprochen, manchmal nur in andere Orte versetzt wurden wo sie im alten Stil fortfuhren. 

Novatian stieß überall auf Widerstand. Seine Getreuen konnten sich in Rom nicht lange halten. Um 420 wurden die sogenannten ‚Novatianer’ in Ägypten durch Maßnahmen des Cyrill von Alexandria ihrer Versammlungshäuser beraubt. 

Mormonen und Novatianer exkommunizierten Ehebrecher (erstere im Wiederholungsfall. Die Amtsenthebung erfolgt allerdings sofort). Das Luthertum tut es nicht. 
In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, gibt es weitere klar definierte Ausschlusskriterien, doch eine 2. Taufe ist möglich. Ein Kirchenausschluß ist bei den ‚Mormonen’ (von Extremfällen abgesehen) zugleich die Einladung zur 2. Taufe. Mir persönlich ist der an sich unglaubliche und wahrscheinlich einzige Fall einer 3. Taufe bekannt, die nach mehr als zehn Jahren Bewährung erfolgte. 

Mit Novatian lehrte ein weiterer, sogenannter Gegenpapst ‚mormonisch’!
Diejenigen, die Christen wie Noviatian bekämpften, tragen teilweise große Namen, wie Ambrosius und Cyrill (der Urvater der koptischen Kirche).
Damit zeigten sie nur, dass sie kühn und ‚erfolgreich’ in machtpolitischen Kategorien dachten, dass sie zwar ‚Jesus’, Jesus’ sagten, und doch nicht wie Jesus glaubten und lehrten. Sie schufen sich eben ihre eigenen Institutionen und Lehren, die sie eifersüchtig aufeinander „Kirchen“ nannten, Ambrosius von Mailand (339-397) meinte er er wüßte es besser als alle anderen. Er,

                 „widerlegte die Häresie der Novatianer die dem
      Herrn allein die Gewalt der Sündennachlassung (Sündenvergebung)
                            vorbehalten wissen wollten...
                      alle müssen nach katholischer Glaubenslehre
                                    festhalten: Wer immer dem Priester 
                            ordnungsgemäß seine Sünden bekennt,
                dem werden sie kraft der Schlüsselgewalt der Kirche vollzählig
              nachgelassen und vergeben. Diese Gewalt ist auf keine 
                                         bestimmten Sünden und Zeiten 
                                                beschränkt. 
                            Es kann keine noch so verruchte Schandtat
                                      begangen oder gedacht werden, 
                          welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ (14)

Diese wenigen Sätze in ihrer Ungeheuerlichkeit muss man wieder und wieder unter die Lupe nehmen. Sie öffneten dem Scheinchristentum und damit den Schrecken des Mittelalters eine breite Tür.
Das Buch Mormon spricht ausdrücklich dagegen:

"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, 
außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebots hält." (15)
 
Hier scheiden sich die Geister.
 
Hier zeigt sich der breite Grund für die Ablehnung des sogenannten Mormonismus durch die gesamte Berufsgeistlichkeit, weil das Berufspriestertum, vor dem Jesus mit dem Gleichnis vom Mietling warnt, die Idee einschließt, ein in Sünde lebender Priester muss dennoch weiter beschäftigt werden (was soll er sonst tun?).
 
Ein Priester kann leichter als andere seine Ehre verlieren. Er gewinnt sie jedoch nicht dadurch wieder, dass er versetzt wird, oder indem er einen Ablass (Sündenvergebung) durch das Bekennen von Schuld oder gar mit Geld erkauft.
So schief kann nur denken, wer annimmt Gott wäre bestechlich.
Sofortige Exkommunikation ist die einzige Antwort auf z.B. sexuellen Missbrauch... , denn hier liegt Bündnisbruch vor.

Allerdings kann man umkehren, auch der Priester, der übertreten hat, indem er in echter Reue jahrelang beweist, dass er unter keinen Umständen rückfällig werden will.

In der Zwischenzeit darf er nicht amtieren, und zwar an keinem Platz in der Kirche. 
Dann kann er erneut in die Kirche Christi aufgenommen werden und es erneut versuchen
Nach einer 2. Exkommunikation gibt es keine Chance mehr, erneut auf die Menschheit losgelassen zu werden.

Ambrosius von Mailand hat hier nicht einfach geirrt, sondern er ist dem in den Arm gefallen, dem die Kirche gehört.

Paulus betont es:
                              "Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte!"
 
Aus Ambrosius entweder missverstandenen oder bewusst gewagten Behauptung entstand eine Denkweise, die heute wahrscheinlich kein Mensch mehr unterschreiben würde. 


Selbst Presseberichte unserer Tage und aus aller Welt, widerlegen Ambrosius der wegen Anstiftung zum Völkermord ohnehin angeklagt ist. Immerhin hat er als Kaiserberater, Gratian (359-383) in den Krieg gegen die um römischen Schutz bettelnden arianischen Goten getrieben, womit er zugleich die theoretische Grundlage für die Ausrottung der Arianer im 6. Jahrhhundert durch Justinians Armeen schuf.

Ambrosius hat mit zu verantworten was seit seiner Zeit bis an heutigen  Beichtstühlen weltweit geschieht.
2012 wehrte sich die Melbourner Polizei gegen katholische Praktiken die entschieden die Aufklärungsarbeit ihrer Mitarbeiter behindert.

<p></p>
The Age: 11.Oct 2012: Kritik der Melbourner Polizei an den von Ambrosius gelehrten Praktiken der Sündenvergebung.

Die oben erwähnten Ambrosius-Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ Epiphanius (um 390) oder eines Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die bekanntlich rücksichtslos im Kampf um die eigene Macht agierten. 
Wer diesen Teil der Kirchengeschichte einigermaßen kennt, weiß, wie gehässig Cyrill von Alexandria mit denen umging, die seine teilweise absurden Ansichten nicht teilte wie Nestorius Metropolit zu Byzanz, oder Hypatia die berühmte heidnische Philosophin zu Alexandria, die infolge Cyrills Kesseltreiben ihr Leben verloren.
Es war absurd, dass er vehement! darauf bestand, dass Maria die Gottesgebärerin (Gottesmutter, Theotókos) war und eben nicht nur die Christusgebärerin (Christotokos), weil Erzbischof Nestorius dem widersprach (und weil er nach Dr. Fendt, kath.Historiker, Pulcheria entzaubert hat) musste dieser Mann sterben
Cyrills Rücksichtslosigkeit war, aus urchristlicher Sicht, unverzeihliche Sünde wider den Geist, doch er fühlte sich gut. Sein Gewissen geriet nicht in Aufruhr, wegen seiner Judenhetze, noch wegen der Verfolgungen die er über Novatianer und andere urchristliche Gruppen brachte.
Die damalige und die heutige katholische Kirche lobte ihn. (16)
Vom Geld der Hellenen konnte er sich aus staatlichem Gewahrsam zu Byzanz freikaufen.  Weil er gegen seine Mitchristen unfair argumentiert hatte, musste er auf die von seinem Onkel  Theophilus von Alexandria  durch Raub erworbenen Schätze des Serapistempels, in Millionenhöhe, zurückgreifen um genügend Hofbeamte zu bestechen mit dem Ziel freizukommen.
Origenes lässt uns wissen, wie man in der Alten Kirche darüber dachte: 


Sünde wider den Geist ist eine schwere Sünde, die wiedergutgemacht werden muss, also nicht aus Gnade Vergebung finden kann."  (17)
 
" Es ist - nach Origenes - die Sünde gegen den Nächsten, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich angetan wird), ... ist Sünde wider den Geist. Solche Sünde muss in einem nächsten Leben -
oder möglicherweise bereits im derzeitigen - durch ein entsprechendes Schicksal oder Leid gesühnt werden.“(18)

 Buße ist für diejenigen die unter "Schuldigsprechung und unter dem Fluch eines gebrochenen Gesetzes stehen" lehrt das Buch Mormon (19)

Leid ist immer Teil der Buße  für Sünde, wobei die schlimmste Sünde

"die Sünde gegen den Nächsten ist, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich) angetan wird."

Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT lesen in  allen ihren Zusatzschriften sinngemäß dasselbe:

"Denn siehe ich Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren, aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich, und dieses Leiden ließ selbst mich erzittern..." (20)

Die Frage lautet nicht, warum Origenes Verständnis  verdrängt wurde, denn die Antwort liegt auf der Hand, nämlich weil dem Kirchenpolitiker Ambrosius der Zuwachs an (Kirchen-) Macht wichtiger war, sondern hier ist zu fragen warum Männern wie ihm (und die sind in der Mehrzahl,) nicht das Gewissen schlug, nachdem sie Jesu Machtverzicht durch ihr Tun verhöhnten.

Der größte Gesetzgeber konnte denen deren Menschenrechte mit Füßen getreten worden waren, nicht sagen: "Selig seid ihr die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden", wenn er doch zugleich allein durch Gnade selig machen will. 

Die Gerechtigkeit lässt sich nicht durch pure Gnade abspeisen.

 Es geht nicht um Rache, aber der Verletzte hofft, dass es seinem Täter irgendwann "leid tut".

"Leidsein" meint  angemessen leiden.
 Endlos wäre in keinem Fall "angemessen".  
    
   "Du kommst nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast," 
gilt allerdings nur für den der im Leid seine Hoffnung nicht auf Christus setzt.

Alma sagt:  

"Die Barmherzigkeit erhebt Anspruch auf auf die Bußfertigen, und die Barmherzigkeit wird wegen der Sühne (Christi) zuteil... (aber siehe) die Gerechtigkeit macht (ebenfalls) alle ihre Forderungen geltend und die Barmherzigkeit beansprucht auch alles, was ihr zukommt. Und so wird niemand selig, als alleine der wahrhaft Bußferige!" (21)                                          

Nirgendwo in der Rechtsprechung würde sich jemand  dem ernsthaft widersetzen. Der Grundsatz lautet dort wie hier:
                           
                                 "Ohne Reue keine Gnade!"

Quellen: 

1.) Lehre und Bündnisse 121: 37-41
2.) Tim Klein, "Luther" Wichem Verlag Berlin
3.)  H. Schneider “ Studien zur Wissenschafts – und Religionsgeschichte, 2011
4.)   Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175
5.)  Digitale Schulbuch-Bibliothek
6.)  82. These
7.)  James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II. 3:4
8.)   Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 337
9.) Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. S. 390-391 
10.) Buch Mormon, 2. Nephi 2: 5-16
11.) Lehre und Bündnisse 58: 27-28 
12.)  Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-1702
13.) Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt“, S.134 
14.) Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Georg Ohm Verlag, Paderborn, 1970, S.159
15.)  Buch Mosia 13: 14
16.) Papst Benedikt XVI. Generalaudienz vom 03.10.07 :Bei der Fortsetzung unseres Weges auf den Spuren der Kirchenväter begegnen wir auch heute wieder einer großen Gestalt: dem heiligen Cyrill von Alexandrien…
Dank umsichtiger Bündnisse ist es dem Bischof von Alexandrien bald gelungen, dass Nestorius wiederholt verurteilt worden ist..."
17.) Arbeitskreis Origenes 
18.) ebenda
19.) Moroni 8: 24
20.) Lehre und Bündnisse 19: 16-17, BMormon 2. Nephi 9: 21: "Er kommt in die Welt, auf dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen, denn siehe er nimmt die Leiden aller Menschen auf sich..."
21.) Buch Mormon Alma 42