Sonntag, 12. Januar 2014

(2) Unter die Lupe genommen

Bruder Joseph und Bruder Martin


Sechsunddreißigmal haben sie Joseph, fast immer auf Anstiftung evangelikaler Prediger verhaftet, und jedesmal - bis auf die letzte Inhaftierung (Zerstörung einer Druckerpresse) - konnte sie keine Schuld an ihm finden. Dennoch begehrten seine Kontrahenten von Beginn an nichts mehr als den Tod des Mormonenpropheten.
Immer wieder überfielen ihn aufgehetzte Menschen, bei Tag oder in der Nacht.


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Joseph Smith geteert und gefedert.

Was ihn aus der Reihe verfolgter Religionsführer heraushebt sind seine Briefe, die er aus dem Gefängnis schrieb.
Er verbrachte die Zeit von Dezember 1838 bis April 1839 unter der Anschuldigung des Hochverrates im Gefängnis von Liberty, im US-Bundesstaat Missouri. Da die Klage nicht aufrecht gehalten werden konnte, ließen sie ihn und ein paar Getreue schließlich entkommen, um einen Freispruch zu vermeiden.
Zu dieser Zeit hatte Joseph Smith genügend Männer die zu ihm hielten. Er hätte sie zu Hassaktionen und zu seiner Befreiung aufrufen können. Statt dessen schrieb er, am 20 März in der Kälte des Tages, nach durchlittenem Winter, Großartiges:

 „...wenn wir auch nur im geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt, Herrschaft oder
Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben – siehe dann ziehen
sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er
weggenommen wird, dann ist es mit dem Priestertum oder der Vollmacht
des Betreffenden zu Ende... traurige Erfahrung hat uns gelehrt: fast jedermann neigt von Natur aus dazu, sogleich mit dem Ausüben ungerechter Herrschaft anzufangen, sobald er meint, ein wenig Vollmacht erlangt zu haben. Daher sind zwar viele berufen, aber wenige auserwählt. Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe... ”
(1)

Wirkungsvolleres wurde seit den Tagen der alten Apostel nicht geschrieben.  Diese Sätze bilden eins der bedeutendsten Programme.
Kirche Christi steht und fällt mit der Art wie sie mit Menschen umgeht.
Wer die Würde eines Menschen antastet, steht gegen Jesus Christus. Er ist ein Antichrist.
 
Fünf Jahre später hielten ihn die christuspredigenden Antis in ihren Händen, weil er sich selbst ausgeliefert hatte, wohl wissend, dass er diesmal nicht mit dem Leben davon kommt.

Nur wenige Tagenach seiner Inhaftiertierung stürmte ein Mob, dem vier Prediger angehörten, das kleine unbewachte Haus. Sie ermordeten ihn und seinen Bruder Hyrum, der sich stets an seiner Seite aufhielt.

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27. Juni 1844

Heldenmütig und außergewöhnlich waren beide, Joseph und Bruder Martin. Vor allem den jungen Luther lieben die Mormonen, nicht den alten gnatzigen, engstirnigen Judenhasser Luther, nicht den auf seinem Superkürzel "sola gratia" herumreitenden Mann, der nichts gelten ließ als seine eigenen Überzeugungen.

 Martin Luther 1533 Gemäldevon Cranach
Doch wie er damals dastand nach durchkämpfter und teilweise durchwachter Nacht, an jenem 17. Apriltag des Jahres 1521, vor den Fürsten Deutschlands unter Beobachtung hunderter Zeugen und vor dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V. der kein Deutsch versteht, das bewegte Freund und Feind und es bewegt sie bis heute. Es ging schon, seitdem der Vatikan 1520 die päpstliche Bannbulle Exsurge Domine  gegen ihn geschmettert hatte, um Tod und Leben - und zwar nicht nur um das, des Dr. Martin Luther. 

Mehr als vierzig aus jedem Zusammenhang gerissene sowie teilweise verdrehte Sätze Luthers standen ohne Begründung und Widerlegung, auf der päpstlichen Anklageschrift.

Eben dies passierte Joseph Smith wiederholt. Seine Aussagen wurden und werden teilweise bis heute verfälscht oder in schiefen Zusammenhängen dargestellt.

 1521 Luther in Worms vor Kaiser, Fürsten und Bürgern

Der junge Kaiser Karl V. (1500-1558)
Er ist der Vater des späteren spanischen Königs Philipp II. der ein Reich beherrschte über dem die Sonne nie unterging, weil er weite Teile Amerikas als spanisches Eigentum betrachtete.
Bruder Martin solle seine Bücher und Ansichten widerrufen, denn diese rüttelten, nicht nur nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen Pfosten auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner berühmten 95 Thesen, im Spätherbst 1517, die schon wenige Wochen nachdem er sie formuliert hatte in ganz Deutschland, sogar in Spanien und in Italien Aufsehen und fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatten, drohten dem Vatikan mehrere Gefahren zugleich.
Es waren Thesen, die die Welt erschütterten
   

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/95Thesen2390.JPG
Die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg  an die Dr. Martin Luther nach der Überlieferung am 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen geheftet hat oder haben soll

 Schlosskirche zu Wittenberg
Selbst Papst Leo X., der von  1513 bis Dezember 1521 amtierte, muss schockiert gewesen sein sobald er davon unterrichtet wurde. Zunächst allerdings ließ er Dr. Martin Luther gewähren, - bis nämlich im Dezember 1519 die Würfel gefallen waren. Bis gegen seinen Willen und gegen sein Bemühen ein Spanier, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde. Leo hatte solange zähneknirschend und beherrscht zugesehen, weil Martin Luther unter dem Schutz des mächtigen  sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen stand und gedieh. Diesen Mann durfte er nicht sogleich vergrämen, mehr, Papst Leo X. war bis Ende 1519 unabdingbar auf diesen Kurfürsten angewiesen, um eben im Fall des zu erwartenden Ablebens des sterbenskranken Maximilian die Wahl eines Spaniers zu vermeiden und das konnte nur mit Unterstützung des sächsischen Kurfürsten gelingen.

(Papst Leo X. wünschte den König der Franzosen, Franz I. zum Herrn des Heiligen römischen Reiches zu erheben, denn er war mit ihm persönlich befreundet)

Leo wiegelte also deshalb zunächst ab, während die hitzigen Kleriker, nach Luthers Thesenverkündung, 1517, sofortiges Eingreifen verlangten:
                            
                                 "Bruder Martin ist ein kluger Kopf!"
Raphaels Portrait Papst Leo X.
Kaiser Maximilians spanischer Enkel Karl wurde Erbe der Habsburgischen Macht. Madrid sollte nun übermächtig und spanische Interessen vor die des Kirchenstaates setzen.

Wie recht Leo doch hatte. Es sollten nur wenige Jahre vergehen und in Rom werden die spanischen Truppen Karls V. vereint mit protestantischen Söldnern gegen Papst Clemens VII.  ziehen, um ihn wegen seiner Europapolitik zugunsten Frankreichs zu bestrafen. Eine disziplinlose Soldateska wird die Stadt plündern und Gottes- und Papstlästerungen aller Art begehen.
Dieses Ereignis ging unter der Bezeichnung "Sacco di Roma" in die Weltgeschichte ein.

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise ( 1463-1525)von Dürer gemalt
Als Karl gekrönt wurde, verhängte Leo X. umgehend den Kirchenbann gegen Luther, der sich aber über den Papst noch ungestraft lustig machen konnte, statt zu Tode erschrocken zu Kreuz zu kriechen.
Er hielt noch stärkere Reden gegen Rom, gewiss, dass die meisten Professoren und die Studentenschaft der Universität Wittenberg, vor allem dass Christus hinter ihm stehen.
Einige Ängstliche zitterten.
Das konnte der glaubensstarke Luther nicht hinnehmen. Sechs Monate nach dem Erhalt der päpstlichen Bannbulle, verbrennt er das Papier in Anwesenheit und unter dem Jubel der akademischen Jugend vor den Toren der Stadt. 
Umgehend erfolgte seine Exkommunikation.
Nun ist er vogelfrei..., aber seit der Verbrennung des Jan Hus sind einhundert Jahre vergangen. Es ist ein neues Zeitalter angebrochen.

Nun wurde verlangt er solle sich vor dem Kaiser verteidigen und Rechenschaft ablegen. Nein! schmetterte er diejenigen ab, die ihn hindern wollten nach Worms zugehen. Es sei nicht seine Sache, sondern die des Christus. 

Bruder Martin soll gesagt haben: "Und wenn in Worms mehr Teufel sind als Ziegel auf den Dächern. Ich werde hingehen!"

Das macht Luther so liebenswert.

Vor dem Kaiser verlangte der päpstliche Nuntius, Hieronymus Aleander Luthers Kniefall und die Rücknahme seiner Behauptungen, sonst hätte er mit „Maßnahmen“ zu rechnen.
Aleander, ein berühmter Geschichtslehrer an der Sorbonne, nannte Luther frech einen "Hund", "Schurken" oder gar "Satan". Ihn wurmte zu erkennen, dass die Massen schützend vor und hinter dem Häretiker standen:
"wenn ihr Deutschen, die ihr das wenigste Geld an den Papst zahlt, das römische Joch abschüttelt, so werden wir dafür sorgen, dass ihr euch gegenseitig totschlagen und in eurem Blut waten sollt." (2)

War das der Fluch, der exakt einhundert Jahre danach, mit dem Ausbruch des 30jährigen Krieges, in Erfüllung gehen sollte?
Aleander war ein hochgelehrter Mann, aber eben von derben Manieren. Selbst die Menschen am Rand des Saales, vernahmen es sehr wohl, wie er unentwegt laut und unhöflich mit Luther umsprang. Das verschärfte die Stimmung.

Am zweiten Tag des Verhörs, am 18. April 1521, ist das Bischofshaus voller Menschen. Man schätzt, dass 5 000 Menschen insgesamt anwesend waren, viele drängten sich im Hof. 

Drinnen brennen Fackeln, denn es dunkelt bereits früh an diesem Nachmittag.
Luther soll, was er zuvor in lateinischer Sprache vortrug, auf Deutsch wiederholen. 
Er tut es brilliant.
Es gibt Berichte, dass Wormser Bürger in ihrem Zorn über Aleanders Wutausbrüche ihm in den Schummerstunden mehrere Abende auflauerten um ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verabreichen. 
Alle begriffen um was es in Wahrheit ging. Roms Allmacht stand auf dem Spiel, allerdings auch die unterschiedlichen Interessen jedermanns.

Dass das Papsttum und damit die gesamte Kirche sich vor allem durch ihre korrupte Priesterschaft und durch die Art ihres Laufes durch die Geschichte längst entschieden selbst in Frage gestellt hatte, war bereits vor Luther vielen bewusst.

Nun, etwa zehn Jahre nach seiner Pilger- und Arbeitsreise nach Rom, die Dr. Luther als extrem gläubiger Augustinermönch unternommen hatte, wussten die Menschen seines Wirkungsbereiches noch erheblich mehr.

Er war mit hohen Erwartungen den langen Weg gepilgert und wurde damals bitter enttäuscht. Er wollte das Gute sehen und musste höchstvorstellbare Verkommenheit zur Kenntnis nehmen.

Entsetzt sah Martin im Jahr 1510,  wie Geistliche und Nonnen miteinander umgingen. Er sah das Ausmaß der Prostitution und hörte die Lästerreden messelesender Priester.
“Heiliges Rom!” habe er ausgerufen, als erstmals die Türme der Stadt vor ihm auftauchten und nun, da er Abstand gewonnen konnte er nicht umhin das wahre Rom als den Sitz des Teufels zu bezeichnen: als “Sedis Diaboli”. (3)
Irgendwann entfuhr ihm in seinem Zorn eine Feststellung, die von Kardinal Bembo stammen soll:

“Die heilige Stadt sei ein stinkender Pfuhl, voll der allerbösesten Buben der ganzen Welt.”

In seinen Schriften widersprach Martin nach seiner Rückkehr der römischen Kirchenpraxis und -theorie massiv. Unbeschönigt tadelnd widersetzte er sich, als das Übel des käuflichen Sündenerlasses 1517 den Zenit erreicht hatte, vor allem der Geldgier der Herren des römischen Stuhls, die sich am zuvor eingepredigten Sündenbewusstsein selbst der Ärmsten bereicherten.
Martin hatte es in seiner 86. These mit deutlichen Worten auf den Punkt gebracht: 

„Der Papst möge die Basilika St. Peter aus seinen eigenen Mitteln bauen und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ 


Petersdom heute, Baubeginn 1506


Solche Erklärung an sich  war bereits aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott, und dann kamen die nächsten Sätze, die wie Hammerschläge dröhnten, weshalb die Umstehenden, schon am ersten Tag der Anhörung zu Worms nicht verwundert waren, als die schwarz-weißgekleideten Dominikaner sowie andere Berater zischelnd vom Kaiser die Verbrennung des Erzketzers verlangten.

Karl V. verhielt sich jedoch zurückhaltend nachdenklich. Anders als viele seiner Vorgänger erwog er  geduldig was er  seitens dieses Rebellen per Dolmetscher vernahm.
Man konnte Ketzer verbieten und ausrotten, nicht jedoch ihre Ideen. Das hatten auch die Hussiten bewiesen.
Ihm war schon früher zu Ohren gekommen, dass Luther fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatte.
Andererseits stand er unter der eidlichen Verpflichtung den katholischen Glauben hochzuhalten und keine Spaltung zuzulassen.

Mormonen indessen fragen sich, warum gerade Luther, der hinreichend Freiraum vom treukatholischen Kaiser erhielt, um seine kontroverse Sache zu verteidigen, später der ungnädigste Richter gegenüber Juden und Andersdenkenden werden sollte.


Martin war sich bereits vor dem Reichstag zu Worms darüber im Klaren, dass ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der Welt genügte, um ihn zu vernichten. Es ist wahr, er ist in Augen jedes gläubigen Katholiken ein Ketzer! Keck hatte er in seinen Schriften behauptet, die Maximen des römischen Klerus seien Pfründe und Vormacht.
Er ist ein Ketzer mit dem stark begründeten Anspruch die Wahrheit auf seiner Seite zu verteidigen. Er ist ein sonderbarer Ketzer, einer der intensiv um Toleranz warb, um wenig später selbst unbeugsam intolerant zu reden und zu handeln. Bald wird er knapp und ungnädig sagen:  

„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ (22)
Der Kaiser sah ein, was immer er entschied, dem Vatikan drohte eine Schmälerung, wenn nicht das Versiegen des Geldflusses aus dem Ablasshandel.
Er spürte die Stimmung der Ablehnung, die ihm umfing.

Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland bis in Luther Nähe gereist. Er kam bis Jüterbog. Nach Wittenberg wo Bruder Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst Friedrich der Weise hatte Tetzel untersagt Kursachsen zu betreten. Friedrich wollte nicht, dass sein Geld und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert. Deshalb liefen die Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen erzogen worden waren, nach Jüterbog.

 Ablasshandel in Deutschland um 1517
Ablasshändler Johann Tetzel (1465-1519)

Schon seit 1510  

 "dräute der Tetzel, er wolle das rote Papstkreuz niederlegen und die Tür des Himmels zuschließen und die Sonne auslöschen, und es werde nie wieder dazu kommen, dass man um geringes Geld Vergebung und ewiges Leben erlangen könne." (5)
Bald nach Tetzels Auftauchen in Jüterbog, hatte Beichtvater Luther die Auswirkungen direkt wahrgenommen. Es waren ja nicht alle zum Tetzel gerannt. Die dageblieben waren suchten dennoch Vergebung und Freisprechung. Diesen gegenüber zeigte er sich nicht gewillt, alle Männer und Frauen von ihren Sünden zu absolvieren, solange sie nicht aufrichtig Umkehr geübt hatten.


Mit solcher Sinnänderung stellte er die Alte Ordnung grundsätzlich in Frage. Bis dahin verstand man Buße als Strafe, die mit barer Münze oder durch Kasteiung beglichen werden konnte.

"Schindluder" würde mit mit dem angeblichen Erwerb einer Freisprechung für Geld getrieben.

Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, er durchlief einen Prozess. 1516 glaubte er noch gutwillig, dass der Papst Christi Stellvertreter auf Erden ist. Selbst im Jahr 1517 sagt er noch:


„Die freche Ablasspredigt macht, dass es auch gelehrten Männern schwer wird, des Papstes Ehre rein zu halten von Verleumdungen oder wenigstens vor scharfen Fragen der Gläubigen“ (6). 
Den Papst stellte man sich zugleich als Christi Stellvertreter und als Kaufmann vor. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete die vor allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das angenommene Maß des zur eigenen Erlösung Notwendigen, gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken. Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt: 
Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ (7)
Die Statistiken ‚guter Werke’ wurden gewissenhaft geführt.

Dazu gehörte, vor allem in Spanien, das Zusammentragen von Holz und Brennstoffen für Ketzerverbrennungen. Das „Vaterunser“ - das zwar nur wenige Worte umfasst - wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr gebetet: Sieben Millionen Ave Maria hatte „die Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu 200 000 Rosenkränze und 200000 TeDeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“ (8)

Da ist der Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert.


 Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt. (9)

Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes öffnen könne, wollte Luther weder verstehen, noch durfte er es unwidersprochen hinnehmen, denn er war ein Mann des wachen Gewissens.
Unzutreffend ist, was später aus katholischen Kreisen verlautete, beim Ablass handle es sich eigentlich um einen Freikauf von jenen Strafen, die durch die Kirche gemäß Bußkatalog verhängt würden, denn selbst Tetzel predigte bekanntlich:


"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."
Genau so war es gemeint, und so wurde es verstanden, dass es eben nicht nur eine Freisprechung von irdischerseits zu ertragenden Bußstrafen war, sondern eine Freisprechung vor Gott. 
Luther aber pochte auf vorausgehende Reue. 
Diese einleuchtende Denkweise drückte er in seiner 1. These noch 1517 als unabdingbar aus:


„So unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße, will er, dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“


In Bruder Martins Kopf und Herz stand an dieser Stelle das griechische Wort: metanoia, und das meinte innere Umkehr.


Recht hat er, sagen die Mormonen, denn es geht dem allmächtigen Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind, um unser geistiges Wachstum. Er will uns entfalten. Das kann nur geschehen, wenn wir das Gute, das in uns ist, stärken.

Später verdrängte Luther diesen Aspekt mehr und mehr, (aus Gründen seiner Logik sich stärker von katholischer Lehre abzusetzen) bis es (aus der Sicht eines Mormonen) zur völlig inakzeptablen Reduzierung eines Prozesses kam der jedoch auch aus pädagogischer Sicht unverzichtbar ist: Menschen müssen sich der ihnen innewohnenden Kraft bedienen und aus freiem Willen Gutes tun. Sie haben sich selbst zu disziplinieren oder die ganze Welt geht buchstäblich zum Teufel.

Mit seinen Bedenken geriet Bruder Martin auf einen Weg, der seiner Sache sehr schaden sollte. Er betonte, dass die Sünde (was immer das sein mochte) durch und aus Gnade vergeben wird. Das Zutun des Übertreters tendierte nach seinen Worten (wie Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT es verstehen) gegen Null: 
             Der Mensch könne nichts zu seiner Erlösung beitragen.

Das ist nicht wahr!, bekräftigt das Buch Mormon immer wieder, es betont aber andererseits die Unentbehrlichkeit von Gottes Gnade und Barmherzigkeit.

Obwohl Missverständnisse, wegen der Schriftenfülle die es "mormonischerseits" gibt, eigentlich ausgeschlossen sind, versuchten einige der damit befassten evangelischen und evangelikalen Theologen dennoch, die Sache so darzustellen, Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten würden meinen, sie könnten sich selbst erlösen:

Im Buch Mormon heißt es:


"Die Menschen sind genügend unterwiesen, um Gut von Böse zu unterscheiden. Und den Menschen ist das Gesetz gegeben, und durch das Gesetz ist kein Fleisch gerechtfertigt, oder: durch das Gesetz sind die Menschen (vor Gott) ausgetilgt... und durch das geistige Gesetz gehen sie auch zugrunde inbezug auf das was gut ist, und werden elend auf immerdar.
Darum kommt die Erlösung im heiligen Messias und durch ihn, denn er ist voller Gnade und Wahrheit. Siehe er bringt sich selbst als Opfer für Sünde dar, um dem Zweck des Gesetzes Genüge zu leisten für alle die ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist haben, und für niemanden sonst kann dem Zweck des  Gesetzes Genüge geleistet werden.
Wie wichtig ist es daher, dass den Bewohnern der Erde all dies verkündet wird, damit sie erkennen, dass kein Fleisch in der Gegenwart Gottes wohnen kann, außer durch das Verdienst und die Barmherzigkeit und die Gnade des heiligen Messias... (im Folgenden wird erklärt dass und warum wir in einer Welt der Gegensätze leben und dass Glückseligkeit nur empfunden werden kann, wenn andererseits auch das Elend Wirklichkeit sein kann)
"... Darum hat der Herr Gott es dem Menschen gewährt, selbständig zu handeln. Der Mensch könnte aber sein Handeln nicht selbst bestimmen wenn er nicht von dem einen oder dem anderen angezogen würde." (10)

 Vers 26 lässt keinen Zweifel aufkommen:

"... die Menschen sind gemäß dem Fleische frei, und ihnen ist alles gegeben, was für den Menschen ratsam ist. Und es ist ihnen gewährt, sich durch den großen Vermittler aller Menschen Freiheit und ewiges Leben zu wählen - oder aber Gefangenschaft und Tod gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels, denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er ist."

Der Mensch ist frei, sich zu entscheiden. In der Versuchung hat er Christus zu gehorchen und der Lockung zu widerstehen. Das wir vernunftgemäß handeln, erwarte Gott von jedem. Allerdings kann der Mensch im Sinne der Gebote nur deshalb handeln, weil ihm zuvor das "Licht Christi gegeben wurde" (BMormon)

An dieser Stelle berühren sich Luther- und Mormonentum harmonisch. Das haben sie gemeinsam.

Allerdings anders als die Mormonen hielt Luther vom "freien Willen des Menschen" nicht viel: 

„der freie Wille ist ein eitler Name, er taugt zu nichts, als zum Bösen…“ … „der Mensch bleibt auch im Stande der Gnade in Gottes Augen untüchtig…“ 

Da ist der Hauptunterschied.

“ Der Mensch wird wie ein Lasttier, entweder von Gott oder vom Teufel geritten.“
 

Mitglieder der Kirche Jseu Christi der HLT fragen sich natürlich, wer Luther da wohl geritten hat als er gegen die Juden hetzte… Gelegentlich hören wir sogar sonst scharfsinnige Zeitgenossen sagen, wir müssten wieder zurück zu Luther. Aber es ist mehr als fraglich, ob sie wissen was sie begehren.

Ja, es ist wahr, Luther hat die große Wende zum Besseren eingeleitet. Dieses Verdienst, auf dem Reichstag zu Worms nicht versagt zu haben, wird ewig leuchten.

Doch wer hat Luther danach wohl geritten hatte, als er den Fürsten während des Bauernkrieges riet: die aufständischen Bauern ohne Gnade niederzuschlagen: „Steche, schlage, würge hier, wer kann…“

Mormonen glauben, dass wir weder dem Teufel noch Gott in die Schuhe schieben können, wofür wir verantwortlich sind.

Mit Charles de Montesquieu stimmen sie völlig überein:

„Als Gott den Menschen mit Vernunft begabte, beabsichtigte er nicht für ihre Handlungen einzustehen.“ 
 


Verbindliche Lehre meiner Kirche ist: „Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus
freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken; denn es ist in ihrer
Macht, selbständig zu handeln
und, wenn die Menschen Gutes tun, werden
sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen..“
(11) 


Glück oder Seligkeit sind die bewusst wahrgenommenen Ergebnisse unserer Leistung, gemäß den Weisungen Christi in freier Entscheidung gehandelt zu haben.
Das entspricht wiederum der Theologie der Alten Kirche, wie Origenes belegt:
„Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene
Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die
Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen
und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“
(12)

Luther kommt im Zusammenhang mit seiner Kritik an der angenommenen Tatsächlichkeit eines freien Willens, aber aus Gründen seines Schriftverständnisses  zu seiner von Origenes abweichenden Gnadenlehre.
Lapidar gesagt: Luther steht, nach "mormonischem" Verstehen zu sehr in der Tradition des Paulus, besser gesagt, er liest Paulus gegen Jakobus.

Natürlich kann jeder Luthers Sorgen nachvollziehen. Luther wollte das Sündenvergebungsmonopol der absolut verkommenen katholischen Kirche brechen.
Bereits mit  Bischof Callixt I. (angeblich 218 schon Papst) entwickelt sich die Idee der Volkskirche, contra Bischof Hippolyt. Dieser stand zur Tradition: Kirche Christi ist immer die der Erwählten - einer Elite -. 
Diese Auseinandersetzung und das Ringen um die "richtige" Linie der Kirche, setzte sich eine Generation später, mit Novatian und Cornelius fort.   

       „Der gelehrte Presbyter Novatian vertrat... die traditionelle Auffassung,
               dass die Kirche keine Macht habe, des Mordes, des 
Ehebruchs und des Abfalls Schuldigen die Vergebung zu gewähren, sondern dass sie nur Gott
um Erbarmen und im Gericht bitten können. Der weniger strenge
Cornelius vertrat die Auffassung, dass der Bischof auch Todsünden
vergeben könne. Diese Spaltung von 251 (ist ein) Zusammenstoß zwischen
der ursprünglichen Auffassung von der Kirche als einer Gemeinschaft von
Heiligen... und der jetzt aufkommenden Anschauung (die Kallixt) vertreten
hatte, das sie ein Erziehungsanstalt für die Sünder sein soll.“ (13)

Einesteils muss gefolgert werden, dass die Kirche ihrer vom Stifter, Jesus, zugewiesene Rolle als Erzieherin nicht gerecht wird, wenn sie die Übertreter in Bausch und Bogen "gleich" behandelt, anderenteils kann das sensible Thema nur von solchen Geistlichen annähernd ‚richtig’ gehändelt werden, wenn sie selbst im Halten der Gottesgebote standhaft sind, sowie jeden Fall als einmalig betrachten.
Die Geschichte kennt Fälle von Klerikern die sich an Unmündigen sexuell oder als Gewalttätern vergangen hatten und die von ihren Bischöfen losgesprochen, manchmal nur in andere Orte versetzt wurden wo sie im alten Stil fortfuhren. 

Novatian stieß überall auf Widerstand. Seine Getreuen konnten sich in Rom nicht lange halten. Um 420 wurden die sogenannten ‚Novatianer’ in Ägypten durch Maßnahmen des Cyrill von Alexandria ihrer Versammlungshäuser beraubt. 

Mormonen und Novatianer exkommunizierten Ehebrecher (erstere im Wiederholungsfall. Die Amtsenthebung erfolgt allerdings sofort). Das Luthertum tut es nicht. 
In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, gibt es weitere klar definierte Ausschlusskriterien, doch eine 2. Taufe ist möglich. Ein Kirchenausschluß ist bei den ‚Mormonen’ (von Extremfällen abgesehen) zugleich die Einladung zur 2. Taufe. Mir persönlich ist der an sich unglaubliche und wahrscheinlich einzige Fall einer 3. Taufe bekannt, die nach mehr als zehn Jahren Bewährung erfolgte. 

Mit Novatian lehrte ein weiterer, sogenannter Gegenpapst ‚mormonisch’!
Diejenigen, die Christen wie Noviatian bekämpften, tragen teilweise große Namen, wie Ambrosius und Cyrill (der Urvater der koptischen Kirche).
Damit zeigten sie nur, dass sie kühn und ‚erfolgreich’ in machtpolitischen Kategorien dachten, dass sie zwar ‚Jesus’, Jesus’ sagten, und doch nicht wie Jesus glaubten und lehrten. Sie schufen sich eben ihre eigenen Institutionen und Lehren, die sie eifersüchtig aufeinander „Kirchen“ nannten, Ambrosius von Mailand (339-397) meinte er er wüßte es besser als alle anderen. Er,

                 „widerlegte die Häresie der Novatianer die dem
      Herrn allein die Gewalt der Sündennachlassung (Sündenvergebung)
                            vorbehalten wissen wollten...
                      alle müssen nach katholischer Glaubenslehre
                                    festhalten: Wer immer dem Priester 
                            ordnungsgemäß seine Sünden bekennt,
                dem werden sie kraft der Schlüsselgewalt der Kirche vollzählig
              nachgelassen und vergeben. Diese Gewalt ist auf keine 
                                         bestimmten Sünden und Zeiten 
                                                beschränkt. 
                            Es kann keine noch so verruchte Schandtat
                                      begangen oder gedacht werden, 
                          welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ (14)

Diese wenigen Sätze in ihrer Ungeheuerlichkeit muss man wieder und wieder unter die Lupe nehmen. Sie öffneten dem Scheinchristentum und damit den Schrecken des Mittelalters eine breite Tür.
Das Buch Mormon spricht ausdrücklich dagegen:

"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, 
außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebots hält." (15)
 
Hier scheiden sich die Geister.
 
Hier zeigt sich der breite Grund für die Ablehnung des sogenannten Mormonismus durch die gesamte Berufsgeistlichkeit, weil das Berufspriestertum, vor dem Jesus mit dem Gleichnis vom Mietling warnt, die Idee einschließt, ein in Sünde lebender Priester muss dennoch weiter beschäftigt werden (was soll er sonst tun?).
 
Ein Priester kann leichter als andere seine Ehre verlieren. Er gewinnt sie jedoch nicht dadurch wieder, dass er versetzt wird, oder indem er einen Ablass (Sündenvergebung) durch das Bekennen von Schuld oder gar mit Geld erkauft.
So schief kann nur denken, wer annimmt Gott wäre bestechlich.
Sofortige Exkommunikation ist die einzige Antwort auf z.B. sexuellen Missbrauch... , denn hier liegt Bündnisbruch vor.

Allerdings kann man umkehren, auch der Priester, der übertreten hat, indem er in echter Reue jahrelang beweist, dass er unter keinen Umständen rückfällig werden will.

In der Zwischenzeit darf er nicht amtieren, und zwar an keinem Platz in der Kirche. 
Dann kann er erneut in die Kirche Christi aufgenommen werden und es erneut versuchen
Nach einer 2. Exkommunikation gibt es keine Chance mehr, erneut auf die Menschheit losgelassen zu werden.

Ambrosius von Mailand hat hier nicht einfach geirrt, sondern er ist dem in den Arm gefallen, dem die Kirche gehört.

Paulus betont es:
                              "Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte!"
 
Aus Ambrosius entweder missverstandenen oder bewusst gewagten Behauptung entstand eine Denkweise, die heute wahrscheinlich kein Mensch mehr unterschreiben würde. 


Selbst Presseberichte unserer Tage und aus aller Welt, widerlegen Ambrosius der wegen Anstiftung zum Völkermord ohnehin angeklagt ist. Immerhin hat er als Kaiserberater, Gratian (359-383) in den Krieg gegen die um römischen Schutz bettelnden arianischen Goten getrieben, womit er zugleich die theoretische Grundlage für die Ausrottung der Arianer im 6. Jahrhhundert durch Justinians Armeen schuf.

Ambrosius hat mit zu verantworten was seit seiner Zeit bis an heutigen  Beichtstühlen weltweit geschieht.
2012 wehrte sich die Melbourner Polizei gegen katholische Praktiken die entschieden die Aufklärungsarbeit ihrer Mitarbeiter behindert.

<p></p>
The Age: 11.Oct 2012: Kritik der Melbourner Polizei an den von Ambrosius gelehrten Praktiken der Sündenvergebung.

Die oben erwähnten Ambrosius-Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ Epiphanius (um 390) oder eines Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die bekanntlich rücksichtslos im Kampf um die eigene Macht agierten. 
Wer diesen Teil der Kirchengeschichte einigermaßen kennt, weiß, wie gehässig Cyrill von Alexandria mit denen umging, die seine teilweise absurden Ansichten nicht teilte wie Nestorius Metropolit zu Byzanz, oder Hypatia die berühmte heidnische Philosophin zu Alexandria, die infolge Cyrills Kesseltreiben ihr Leben verloren.
Es war absurd, dass er vehement! darauf bestand, dass Maria die Gottesgebärerin (Gottesmutter, Theotókos) war und eben nicht nur die Christusgebärerin (Christotokos), weil Erzbischof Nestorius dem widersprach (und weil er nach Dr. Fendt, kath.Historiker, Pulcheria entzaubert hat) musste dieser Mann sterben
Cyrills Rücksichtslosigkeit war, aus urchristlicher Sicht, unverzeihliche Sünde wider den Geist, doch er fühlte sich gut. Sein Gewissen geriet nicht in Aufruhr, wegen seiner Judenhetze, noch wegen der Verfolgungen die er über Novatianer und andere urchristliche Gruppen brachte.
Die damalige und die heutige katholische Kirche lobte ihn. (16)
Vom Geld der Hellenen konnte er sich aus staatlichem Gewahrsam zu Byzanz freikaufen.  Weil er gegen seine Mitchristen unfair argumentiert hatte, musste er auf die von seinem Onkel  Theophilus von Alexandria  durch Raub erworbenen Schätze des Serapistempels, in Millionenhöhe, zurückgreifen um genügend Hofbeamte zu bestechen mit dem Ziel freizukommen.
Origenes lässt uns wissen, wie man in der Alten Kirche darüber dachte: 


Sünde wider den Geist ist eine schwere Sünde, die wiedergutgemacht werden muss, also nicht aus Gnade Vergebung finden kann."  (17)
 
" Es ist - nach Origenes - die Sünde gegen den Nächsten, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich angetan wird), ... ist Sünde wider den Geist. Solche Sünde muss in einem nächsten Leben -
oder möglicherweise bereits im derzeitigen - durch ein entsprechendes Schicksal oder Leid gesühnt werden.“(18)

 Buße ist für diejenigen die unter "Schuldigsprechung und unter dem Fluch eines gebrochenen Gesetzes stehen" lehrt das Buch Mormon (19)

Leid ist immer Teil der Buße  für Sünde, wobei die schlimmste Sünde

"die Sünde gegen den Nächsten ist, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich) angetan wird."

Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT lesen in  allen ihren Zusatzschriften sinngemäß dasselbe:

"Denn siehe ich Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren, aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich, und dieses Leiden ließ selbst mich erzittern..." (20)

Die Frage lautet nicht, warum Origenes Verständnis  verdrängt wurde, denn die Antwort liegt auf der Hand, nämlich weil dem Kirchenpolitiker Ambrosius der Zuwachs an (Kirchen-) Macht wichtiger war, sondern hier ist zu fragen warum Männern wie ihm (und die sind in der Mehrzahl,) nicht das Gewissen schlug, nachdem sie Jesu Machtverzicht durch ihr Tun verhöhnten.

Der größte Gesetzgeber konnte denen deren Menschenrechte mit Füßen getreten worden waren, nicht sagen: "Selig seid ihr die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden", wenn er doch zugleich allein durch Gnade selig machen will. 

Die Gerechtigkeit lässt sich nicht durch pure Gnade abspeisen.

 Es geht nicht um Rache, aber der Verletzte hofft, dass es seinem Täter irgendwann "leid tut".

"Leidsein" meint  angemessen leiden.
 Endlos wäre in keinem Fall "angemessen".  
    
   "Du kommst nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast," 
gilt allerdings nur für den der im Leid seine Hoffnung nicht auf Christus setzt.

Alma sagt:  

"Die Barmherzigkeit erhebt Anspruch auf auf die Bußfertigen, und die Barmherzigkeit wird wegen der Sühne (Christi) zuteil... (aber siehe) die Gerechtigkeit macht (ebenfalls) alle ihre Forderungen geltend und die Barmherzigkeit beansprucht auch alles, was ihr zukommt. Und so wird niemand selig, als alleine der wahrhaft Bußferige!" (21)                                          

Nirgendwo in der Rechtsprechung würde sich jemand  dem ernsthaft widersetzen. Der Grundsatz lautet dort wie hier:
                           
                                 "Ohne Reue keine Gnade!"

Quellen: 

1.) Lehre und Bündnisse 121: 37-41
2.) Tim Klein, "Luther" Wichem Verlag Berlin
3.)  H. Schneider “ Studien zur Wissenschafts – und Religionsgeschichte, 2011
4.)   Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175
5.)  Digitale Schulbuch-Bibliothek
6.)  82. These
7.)  James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II. 3:4
8.)   Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 337
9.) Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. S. 390-391 
10.) Buch Mormon, 2. Nephi 2: 5-16
11.) Lehre und Bündnisse 58: 27-28 
12.)  Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-1702
13.) Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt“, S.134 
14.) Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Georg Ohm Verlag, Paderborn, 1970, S.159
15.)  Buch Mosia 13: 14
16.) Papst Benedikt XVI. Generalaudienz vom 03.10.07 :Bei der Fortsetzung unseres Weges auf den Spuren der Kirchenväter begegnen wir auch heute wieder einer großen Gestalt: dem heiligen Cyrill von Alexandrien…
Dank umsichtiger Bündnisse ist es dem Bischof von Alexandrien bald gelungen, dass Nestorius wiederholt verurteilt worden ist..."
17.) Arbeitskreis Origenes 
18.) ebenda
19.) Moroni 8: 24
20.) Lehre und Bündnisse 19: 16-17, BMormon 2. Nephi 9: 21: "Er kommt in die Welt, auf dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen, denn siehe er nimmt die Leiden aller Menschen auf sich..."
21.) Buch Mormon Alma 42







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