Dienstag, 24. Januar 2023

"Irren darf man, lügen nicht, sonst betraft uns das Leben!"

 Das nach-nicänische Glaubens-Chaos und seine Folgen (1) 

Vorwort 

Meine Untersuchungen begannen auf dem elterlichen Hausboden, nachdem ich, während der ersten Nachkriegswochen den Bericht des evangelischen Missionars und Pfarrers G. A. Zimmers, „Unter den Mormonen in Utah“, 1907 sowie u. a. Pastor Rößles Buch „Aus der Welt des Mormonentums“ las und bedachte. Währenddessen tobten auf einigen Straßen meiner Heimatstadt Wolgast die primitiven Rotarmisten, die sich von besser orientierten Offizieren, nicht disziplinieren ließen. Es war ein Wettlauf von rennenden Frauen und blutjungen Soldaten. 

Mein Vater wird sich die Antimormonenliteratur kurz nach meiner Geburt zugelegt haben, bevor er sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) anschloss. Er konnte noch nicht wissen, dass es um das Jahr 156 zumindest eine christliche Gruppe gab (die Montanisten) die sich die Gemeinde „der Heiligen der Letzten Tage" nannte. Friedrich Loofs, Dogmengeschichte, Halle Saale-Verlag 1950 

Ich öffnete die Geheimbox und fand mich in einer ganz anderen Welt wieder. Bis zum 30. April 45, dem Tag an dem ich, um elf Uhr Vormittag, in den schussbereiten Lauf einer russischen Pistole schaute, war ich ein verblendeter Hitlerjunge gewesen, der in gewisser Situation, sekundenlang erwog die eigene Mutter zu verraten. Doch mein besseres Ich protestierte heftig und erfolgreich. Ein Satz Rößles stach mir damals ins Auge: „Man wird dem Charakter dieses Mannes nicht gerecht, wenn man ihm glatt unterstellt, er wäre ein Lügner; Joseph Smith hat fest an seine eigene Geschichte geglaubt.“ „Aus der Welt des Mormonentums “ 

 Satan habe Smith inspiriert, das ist die Quintessenz seines Werkes: „Es entstand im Verlaufe der Zeit ein Kirchenstaat der in der Weltgeschichte seinesgleichen sucht. Festgefügt nach außen, war er auch nach innen einheitlich gestaltet. In seiner folgerichtig durchgeführten Gewissensknechtung übertrifft er sogar die katholische Inquisition. Eine ähnliche Organisation stellen höchstens die Assassinen dar, eine fanatische Sekte des Islam…“ So lautet das 1930 gefällte Urteil, Pastor Rößles, eines Mannes der obenan der Wahrhaftigkeit verpflichtet war, wie alle meinten, und dem deshalb viele glaubten. Noch mehr Menschen vertrauten Pfarrer G. A. Zimmer, und seinem Zeugnis. In unseren Tagen waren es nicht wenige andere, wie Dr. Rüdiger Hauth. Als langjähriger Beauftragter für Sekten und Weltanschauungsfragen der Evangelischen Kirche von Westfalen galt er als „anerkannter und gefragter Experte auf dem umfangreichen und vielschichtigen Gebiet der Sekten und religiösen Sondergemeinschaften.“ Sein Hauptziel war aus Sicht von Gleichgesinnten Aufklärung zu leisten, sein Bemühen die Evangelische Kirche zu stärken, sie vor ihrem offensichtlich nahenden Untergang zu retten. Bei aller Schärfe seiner Ablehnung des Mormonentums halten ihn einige meinesgleichen trotz alledem für einen seinem eigenen Glauben treu ergebenen Mann. Das ist es was letztlich vor dem Weltenrichter zählt, - wie Mormonen glauben - die Güte unserer Absichten ist entscheidend. Man könnte es dabei stehen lassen, würde Dr. Hauths Kritik nicht weiterwirken, und wenn er nicht den Nimbus eines „Anerkannten“ behielte. Dr. Rüdiger Hauths Fachwissen über das „Mormonentum“ war allerdings sehr begrenzt. Er hielt sich entsprechend seiner „Schlüssellochguckerei“ für kompetent über Rituale der Mormonentempel zu urteilen. Er wusste nicht, hätte aber wissen müssen, dass die internationale, überkonfessionelle Tempelforschung zu völlig anderen Ergebnissen fand, als er. Nämlich, dass Freimaurerriten jüdischen Logen entstammten und diese wiederum nachweislich auf Hiram Abiff, den Chefarchitekten des Salomonischen Tempels, zurückgehen, genau das was Joseph Smith lehrte! 

Hauths Einschätzungen über die Wirkkraft der „Mormonen“-Kirche beruhten nicht auf Statistiken unabhängiger Untersuchungen. Auch hat er den Schweizer Bibelkreis um Herrn Wepf enorm falsch beraten, der in seinem Artikel „Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Sekten der Neuzeit“ glatt behauptete niemand sah jemals die „goldenen Platten“, obwohl im Vortext des Buches Mormon 11 Männer ihr Zeugnis ablegten sie hätten sie gesehen. Erst auf meinen Hinweis wurde die Unwahrheit entfernt. Eine Entschuldigung gab es nicht. In einem seiner letzten Artikel fasste Dr. Hauth die Gründe seiner Ablehnung zusammen: „Aufgrund der zahlreichen unbiblischen Sonderlehren und neuen Offenbarungen sowie der okkulten Tempelrituale kann der Mormonismus, trotz seines "christlichen" Selbstverständnisses, nicht dem weiten ökumenischen Spektrum christlicher Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften zugerechnet werden. Er hat vielmehr als eigenständige, synkretistische (religionsvermischende) amerikanische Neu-Religion zu gelten. Ein Übertritt zum Mormonentum bedeutet deshalb nicht nur einen Glaubenswechsel, sondern eine völlige Abkehr von der christlich-ökumenischen Kirchengemeinschaft. Daraus ergeben sich für die von der Konversion eines Angehörigen betroffenen Familien erfahrungsgemäß erhebliche Schwierigkeiten.“ Oktober 2012: „Die Mormonen: Eine amerikanische Neureligion“ 

Mit Ausnahme der ersten zwölf Worte seines Statements und des letzten Satzes, der frei erfunden ist, sagt Hauth einigermaßen die Wahrheit. Zu den oben erwähnten Themen hätte er allerdings besser geschwiegen. Gegenwärtig ist es (noch!) Dr. Kai Funkschmidt der hier und da negativ dazwischen „säbelt“, etwa mit gelegentlich schiefen Aussagen, wie etwa diese: „Aus Sicht der ökumenischen Kirchen sind die Mormonen keine christliche Kirche, aber auch keine Sekte, die sich von einer traditionellen Kirche abgespalten hat, und auch kein konfliktträchtiger Kult, sondern eine synkretistische Neureligion. Die Neuoffenbarungen von Smith widersprechen an zentralen Stellen dem christlichen Evangelium. Das spekulative Gottesbild sowie das evolutionäre Heilsverständnis gestatten keine gemeinsame ökumenische Zukunft“… Dr. Funkschmidt legte nach: "Unüberbrückbar...ist der Unterschied in der Gotteslehre... Die Vorstellung, der zufolge der Mensch Gott werden kann... steht im diametralen Gegensatz zur biblischen Unterscheidung von Schöpfer und Geschöpf" EZW-Texte August 2021 

Mindesten drei Elemente dieser Aussagen sind nachweislich inkorrekt – allerdings auch nicht bösartig – 

1. Wie auch im Folgenden gezeigt wird ist Mormonismus eben keine Neureligion. 

2. Das Gottesbild dem sich Dr. Funkschmidt verpflichtet fühlt ist das trinitarische, das mehr als fragwürdig ist und letztlich nur infolge massiver Fremdeinwirkung, sowie Gewaltanwendung überhaupt zur Geltung kam, wie ebenfalls hier dargelegt wird. 

3. Dr. Funkschmidt irrt - aus eigenem Kennenlernen bescheinige ich ihm gerne ein ehrlicher, christlich denkender Mensch zu sein. Natürlich irren wir uns allesamt nicht selten. Dass der Mensch Gott werden kann, war nachweislich urchristliche Lehre: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen,) war der letzte und o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a.“ .Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ 

Auch Martin Luther sprach von der Gottwerdung des Menschen: „...eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.“ 

T. Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990 

Wie hätte ich damals, 1945, ahnen können, dass ich später in ungewöhnlicher Klarheit zum gegenteiligen Ergebnis der extrem negativen Urteile Zimmers und Rößles gelangen sollte? wie übrigens, dankenswerterweise auch Dr. Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin. Konfrontiert mit der Frage eines Journalisten: "Was haben evangelische Protestanten mit den Mormonen gemeinsam?", lautete die Antwort: "Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten in der Ethik und Moral. Der persönliche Einsatz und das ehrenamtliche Engagement sind bewundernswert. Auch die hohe 4 Wertschätzung von Ehe und Familie bei den Mormonen und die aufmerksame Sorge für verlässliche zwischenmenschliche Bindungen sind vorbildlich." "Zeitzeichen“ evangelische Kommentare zu Religion und Gesellschaft 7. März 2012 

Nachdem ich mir, als sogenannter DDR-Bürger, in den 50er Jahren, wegen meines permanent offenen und häufigen Bekenntnisses zum „Mormonismus“ den Weg zu akademischer Ausbildung selbst verbaut hatte, las ich, - nun als Binnenfischer, der, für mich selbst erstaunlich, über viel Gelegenheiten und Zeit verfügte, jahrzehntelang - Fachliteratur. Die Fernleihe spielte dabei ihre Rolle. Es ist immer noch erstaunlich, dass der ungebildete Joseph Smith, zumal im Alter von 24 Jahren, mit dem Buch Mormon eine hoch komplexe, der gesamten Christenheit absolut fremd erscheinende Religion präsentieren konnte, die eins zu eins, der nun erst erkennbar gewordenen Christus- und Apostellehre entspricht. Einfache Vergleiche zeigen wie erheblich alleine die Lehr-Differenzen zwischen 200 und 2020 sind. Unleugbar, dass, insbesondere im 4. und 6. Jahrhundert ungeheure Veränderungen sowohl am Lehrgebäude wie an den Strukturen der alten Kirche, aus teilweisen unlauteren oder gar politischen Gründen vorgenommen, doch so gut wie nicht korrigiert wurden. Petrus, wenn es möglich wäre, würde, wenn er heutige katholische oder evangelische Gottesdienste besuchte kaum Ähnlichkeiten, mit den Zusammenkünften, die zu seiner Zeit unter Christen stattfanden, erkennen. Sowohl im Wort wie in kirchlicher Praxis sind die Unterschiede enorm. Auch Luthers Verkürzung der „guten Botschaft“ auf das paulinische „sola gratia“, samt seiner ständigen Überbetonung, würde den antiken Gast verärgern. Das geht aus beiden seiner Briefe hervor. 2. Petrus 3: 15-16 

Nebenbei gesagt, die bekannten Argumente, mindestens der 2. der Petrusbriefe stammten nicht von ihm, halten einer sachgerechten Kritik nicht stand... Alle Basiselemente, wie sie noch zu Beginn des 3. Jahrhunderts mit Autorität in der Gesamtkirche verkündet wurden, können ausschließlich im verfemten „Mormonismus“ wieder gefunden werden. Allem voran ist es hier die Lehre, dass der Himmel die Heimat unserer Seele ist, dass Christus ausnahmslos alle Menschen erlösen und erhöhen will und kann, vorausgesetzt sie verweigern sich nicht endgültig seinem Rat, und dass Hölle nur diejenigen nicht entlässt die keine Umkehr über wollen. Der Quark von ewig Verdammten die in der Hölle ihr furchtbares nie endendes Schicksal zu erleiden haben, geht auf den frommen Augustinus von Hippo (354-430) zurück, verstärkt durch katholische Lehrer des Mittelalters, wie Petrus Lombardus der ein scholastischer Theologe, und Leiter der Kathredalschule von Notre Dame in Paris war, sowie dann Bischof von Pa. Er sagte: "schon (Papst) Gregor der Große hatte behauptet, dass die Seligkeit der Erwählten im Himmel nicht vollkommen sein würde, wenn sie nicht über den Abgrund blicken und sich an der Angst ihrer Mitbrüder im ewigen Feuer erfreuen könnten.“ Lea, Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ Bd.1, S. 270 

Als Historiker setzt Lea hinzu: „Diese Gedanken teilte das ganze Volk“ (G.S. weil es stets diese tendenziösen Predigten hörte, die es gefügig machen sollten). 

 Das Buch Mormon schreibt mit: Alma 40: 11- 13 „Was nun den Zustand der Seele zwischen dem Tod und der Auferstehung betrifft – siehe, mir ist von einem Engel kundgetan worden, dass der Geist eines jeden Menschen, sobald er aus diesem sterblichen Leib geschieden ist, ja, der Geist eines jeden Menschen, sei er gut oder böse, zu dem Gott heimgeführt wird, der ihm das Leben gegeben hat. Und dann wird es sich begeben: Der Geist derjenigen, die rechtschaffen sind, wird in einen Zustand des Glücklichseins aufgenommen, den man Paradies nennt, einen Zustand der Ruhe, einen Zustand des Friedens, wo er von all seinen Beunruhigungen und von allem Kummer und aller Sorge ausruhen wird. Und dann wird es sich begeben: Der Geist der Schlechten, ja, derer, die böse sind – denn siehe, sie haben am Geist des Herrn keinen Anteil und keine Teilhabe; denn siehe, sie haben sich lieber böse Werke als gute erwählt; darum ist der Geist des Teufels in sie gekommen und hat von ihrem Haus Besitz ergriffen –, der wird in die äußere Finsternis hinausgestoßen; dort wird es Weinen und Wehklagen und Zähneknirschen geben,...“ 

Aber diese Hölle, die wie ein Gefängnis zwar ein ewiges Gebäude ist, indem aber niemand der Bußfertig ist für immer bleibt. Denn das Buch Mormon fährt fort: „Und er (Christus) kommt in die Welt, auf dass er a l l e Menschen errette, w e n n sie auf seine Stimme hören werden; denn siehe, er erleidet die Schmerzen aller Menschen, ja, die Schmerzen jedes lebenden Geschöpfes, sowohl der Männer als auch der Frauen und Kinder, die der Familie Adams angehören. Und er erleidet dies, damit die Auferstehung a l l e n Menschen zuteilwerde, damit a l l e am großen Tag, am Tag des Gerichts, vor ihm stehen können. Und er gebietet a l l e n Menschen, dass sie umkehren müssen und sich in seinem Namen taufen lassen und vollkommenen Glauben an den Heiligen Israels haben, sonst können sie nicht im Reich Gottes errettet werden.“ 2. Nephi 9 21-23 

Alma der Jüngere befand sich drei (irdische) Tage in der Hölle heftigster Gewissensbisse. Dem gegenüber lehrt der katholische Katechismus: „Die schlimmste Pein der Hölle besteht in der ewigen Trennung von Gott, in dem alleine der Mensch das Leben und das Glück finden kann, für die er erschaffen worden ist und nach denen er sich sehnt.“ Katechismus Artikel 1035 

Auch Luther wagte eine ähnlich schreckliche Aussage: „(Es) wird gelehrt, dass unser Herr Jesus Christus am Jüngsten Tag kommen wird, um zu richten und alle Toten aufzuerwecken, den Gläubigen und Auserwählten ewiges Leben und ewige Freude zu geben, die gottlosen Menschen aber und die Teufel in die Hölle und zur ewigen Strafe verdammen wird. Deshalb werden die verworfen, die lehren, dass die Teufel und die verdammten Menschen nicht ewige Pein und Qual haben werden.“ XVII. Artikel des Augsburgischen Bekenntnisses 

Die christliche Akademie zu Alexandria lehrt noch, mindestens bis Ende des 2. Jahrhunderts gut „mormonisch“, gegen sektiererische Drohung: „Gottes Pädagogik hilft(im Prozess der vorgesehenen Vervollkommnung seiner Kinder) durch das Läuterungsfeuer im Hades nach. Es erscheint in der Bibel als ewige Verdammung, es besteht jedoch in einer zeitlich begrenzten, qualvollen Gewissenspein.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O 

Das Wissen um die Tatsache der Gleichheit der Lehren der Urkirche und der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, in allen Basiselementen, ist zu bedeutend, um es weiterhin zu unterdrücken. Allerdings diffamiert die Allgemeinheit der Kirchenfunktionäre ökumenischer Christen das sonst für original gehaltene Lehrgut als „Origenismus“. Längst jedoch wurde diese Abwertung ad absurdum geführt: Kirchenhistoriker Johann J. Ignaz von Döllinger sagt: „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854 

„Eine ganze Generation von Theologen ... ist durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes (185-254) zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“ 

L. Hertling SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ Hertling „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ 

Kardinal Hans Urs von Balthasar SJ lobt Origenes in höchsten Tönen: „Origenes und seine Bedeutung für die Geschichte des christlichen Denkens zu überschätzen ist kaum möglich.“ 

Und Papst Benedikt XVI. empfahl in seiner Generalaudienz am 25. April 2007 die Rückkehr zu Origenes: „Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im Glauben in euer Herz aufzunehmen.“ Selbst der Bischof von Salamis, Epiphanius (320-403), ein fanatischer Ketzerjäger verurteilte lediglich die „subordinatianische Logoslehre des Origenes“ womit dieser große Lehrer „zum geistigen Vater des Arianismus geworden“ sei. „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er) als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet... Seine Sucht, möglichst viele Sekten und Sektennamen anzuführen, ließ ihn völlig unkritisch bei der Behandlung der Fakten verfahren und verleitete ihn sogar zu E r f i n d u n g e n und unwahrscheinlichen Angaben... (Das) wirft kein gutes Licht auf ihn. Für Epiphanius sind alle Häretiker, „ruhmsüchtig“, „eitel“ und „schlechtgesinnt“, ihr Abfall von der reinen apostolisch kirchlichen Lehre verdammt sie zum Untergang... Stellenweise scheint er der Phantasie dabei die Zügel schießen zu lassen und der Lüsternheit zu frönen... Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ Altsemitist Kurt Rudolph „Die Gnosis” 

Josef Herman urteilt geradezu aufregend bestätigend, dass eine „Wiederherstellung des ursprünglichen Evangeliums“ dringend erforderlich war: „Im Jahr 392 blieb es leider nicht beim sachlichen Kampfe; (den der Superorthodoxe Epiphanius führte G.Sk.) es wurde ein persönliches Streiten mit allen Bitterkeiten, ein unschöner Zwist, der die klaren Linien der Meinungen und Charaktere verzerrte.... Epiphanius sah im Origenismus die gefährlichste aller Häresien. Nicht die Ewigkeit der Schöpfung, nicht die Präexistenz der Seelen und nicht die allgemeine Apokatastasis oder die allegorische Auslegung gewisser Schrifttexte bildeten den größten Stein des Anstoßes, sondern ganz besonders die Anklage: der Origenismus sei durch seine subordinatianische Logoslehre der geistige Vater des Arianismus geworden.“ „E. v. Salamis gegen die Antidikomarianten“ 

 Arius und sein Anhang, der Origenes ehrte, galten den Primitiven als Sündenböcke, die zu verprügeln damals jedem ‚pro-nicänischen Christen’ eine Ehre war. Da es Origenes fast ausnahmslos gelang in Streitfällen Einigkeit wiederherzustellen, - was niemand bestreitet - ist es eigentlich unsinnig, dass großkirchliche Theologie ihm seit Mitte des 6. Jahrhunderts – allerdings unterschiedlich in Details - widerspricht, und das obwohl zumindest die Kirchenhistoriker wissen, dass die Eliminierung „originistischer Lehren“ tatsächlich nicht aus theologischen Gründen erfolgte. Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"

 Und noch ein Punkt: Der allzu häufig erwähnte Hinweis auf Polygamie unter „den Mormonen“, ist ein Totschlagargument. Jeder weiß, dass es Israel nicht gäbe, hätte der Allmächtige Mehrehen kategorisch untersagt. Israel ist das einzige Volk auf Erden, das im Immerwährenden Bund mit dem allein wahren Gott steht, der „heute, gestern und morgen derselbe“ ist. Das Buch Mormon verwirft eindeutig „Vielweiberei“, Jakob 2: 27 

Derselbe Autor betont jedoch ausdrücklich, dass Gott Ausnahmesituationen zulässt, die sich durch den Zweck mehr Kindern in vorbildlichen Ehen das Leben zu geben, von üblichen ehebrecherischen Beziehungen unterscheiden. Sonst gilt streng: Ein Mann eine Frau. Für die generelle Bewertung christlicher Denominationen gelten unwiderruflich zwei Sätze: Bischof Hippolyt von Rom (170-235) verlieh dem ewig gültigen Prüfstein Christi: "An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen" diesen wunderbaren Nachdruck, dass: „auf die Erkenntnis der Wahrheit, immer die Taten der Liebe folgen müssen.“ Hass jedoch, folgte dem Siegeszug des Gegenevangeliums das mit Kaiser Konstantins Einwirken auf die frühe Kirche begann und nicht enden wollte, bis Vatikanum II, (1962-65) römischerseits ein besseres Kapitel in der Kirchengeschichte aufschlug. Konstantins Ära endete nach Worten des damaligen Konzilsberaters Ratzinger, - später Papst Benedikt XVI. - tatsächlich erst 1965: „Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära… und dass man ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

 Gerd Skibbe, Melbourne 24. Januar 2023 


Die durch Christen zerstörte Glaubensfreiheit kam mit Nicäa und direkt durch Konstantin in die Wel

Emperor Konstantin stellte schließlich alle 220 anwesenden Unterschriftsberechtigten vor die Wahl sein Bekenntnis zu unterschreiben oder in Bergwerken zu landen, statt nach Hause zu ihren Familien zu gehen. Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation“ Bekanntlich lautete die große Frage vor Nicäa für die dann dort beratenden und streitenden Konzilsteilnehmer: Soll künftig Arius oder Athanasius Glaubensweise gelten? Arius (260-337) beharrte gegen Konstantin und Athanasius und dessen Glaubensfreunde: Gott „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“ Dieser Begriff „nachgeordnet“ bzw. Jesus sei dem Vater „untergeordnet“ erklärte Athanasius für ketzerisch, zumal Konstantin ihm entschieden beipflichtete. Athanasius vertrat indessen vehement die Auffassung seines Bischofs Alexander: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos, allgegenwärtig“ Spätestens 318 wurden beide Aussagen in einigen christlichen Gemeinde erwogen. Die Umstände brachten es mit sich, dass damals die beiden potentiellen Kontrahenten, Athanasius, zu dieser Zeit 22-jährig, und Arius, um die 60, im Priesterschaftskollegium in einer nicht näher bekannten Gemeinde der großen Hafenstadt Alexandria beieinandersaßen und heftig aneinandergerieten. Zu Tisch präsidierte Bischof Alexander. Arius, einer der Gäste, hatte schon gehört, dass der hitzköpfige, kleingewachsene, dunkelhäutige Diakon Athanasius hoch hinauswollte. Bis der sich einmischte, herrschte überwiegend ein Geist der Offenherzigkeit, der auch querschlagende Reden und Ideen zuließ. Dann allerdings brachte jemand in dieser Runde, wahrscheinlich ein Katechet, die Frage auf: Wie ist Gott? Hat er ein Antlitz und menschliche Gestalt? Oder ist er ein unfassliches Lichtwesen, ein gestaltloser, allgegenwärtiger Geist? Bischof Alexander, vom Gemüt her eher ein Grobian und schon kränklich, der sich im Fall von Meinungsverschiedenheiten nur schwer beherrschen konnte, hielt das Letzte für eine ausgemachte Grundwahrheit. Es stünde doch geschrieben: „Gott ist Geist“. So hieß es im Johannes Evangelium. Damit war für ihn – und für nicht wenige Theologen bis heute - das letzte Wort gesprochen. Doch Arius konnte und wollte solchen Kurzschluss nicht akzeptieren. Sehr wahrscheinlich dachte er „mormonisch“: Auch „...der Mensch ist Geist...“ Kanon der Kirche Jesu Christi der HLT: „Lehre und Bündnisse“ Abschnitt 93: 28-34 

Eben dies lehrte die als maßgeblich geltende christliche Akademie Alexandrias mindestens noch bis zum Jahr 300. Dies war die Grundlehre der ersten Christen wie auch das „Perlenlied“ des Thomasevangeliums bezeugt. Hoch interessant wie K. Beyer, ein großkirchlicher Exeget des 20. Jahrhunderts, das „Syrische Perlenlied“ kommentiert: „Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat.“… Walter Rebell, „Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992 

Vor und nach Nicäa 325 glaubte die Mehrheit der Christen: „„Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter.“ Das widersprach der Gottesidee Kaiser Konstantins, der Monotheist war (eigentlich ein Henotheist). Niemand weiß, was die damalige Mehrheit der 2000 Bischöfe des Reiches, was die Mehrheit der Mitglieder dieser Gemeinden vertrat, keiner weiß, wie viele mit sich selbst haderten. In jedem Ältesten- oder (Presbyter-) Kollegium dieser Gruppen gab es vernunftbetonte Persönlichkeiten. (Übrigens verweigerten fast 90 Prozent der erwähnten 2000 den Besuch des Nicäakonzils aus guten Gründen) Konstantin wollte sie allesamt einen, das steht außer Frage, aber was seine wahren Absichten waren, dürfte ebenfalls einigermaßen sicher sein, denn nur fünf Jahre später lässt er seine Gedenksäule zu Byzanz errichten, die von Paganen wie Christen gleichermaßen verehrt, wenn nicht angebetet wurde, weil er da oben steht. Da offenbart er sich: Ich Konstantin bin „Sol Invictus!“ Schon zur Konzilseröffnung tritt er eben nicht neutral gekleidet auf, sondern demonstrativ wie der Gott seines Vaters, Sol Invictus. Die Weitsichtigen unter den Bischöfen erkannten sehr bald: Ob sie lamentierten oder nicht Sol invictus, Christus und Konstantin sollten m i t ihrem Einverständnis, als „Wesensgleiche“ der Trinität gelten. Doch Jedermanns Intellekt sträubt sich zu akzeptieren, dass 3 gleich 1 sei. Unbestreitbar: Die Lehre vom dreifaltigen Gott ist unbiblisch, sie kam zur Geltung, weil Konstantin die Macht dazu besaß, und weil er den Gedanken hasste, er sei seinem Vater untertan, Constantin Chlorus (250-205), den er divinisierte (göttlich- oder heiligsprach). Die Mehrheit der Konzilsteilnehmer wusste indessen. dass: „Kein Theologe vor der Entstehung des Arianischen Streits - weder in der Ost- noch in der Westkirche  - den Sohn nicht irgendwie als dem Vater untergeordnet betrachtete.“ R. P. C. Hanson „The Search for the Christian Doctrine of God “ 

Adolf von Harnack sagt es, wenn auch mit anderen Worten: „der Wille des Kaisers entschied…Das war eine „große Neuerung, die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie - die Neuerung) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr f r e m d e n Glaubensformel tragen." „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ 

Neuerungen sind Abweichungen vom Original: 

„Konstantin lässt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort w e s e n s g l e i c h (griech. Homousios lat. ‚consubstantialis) einfügen. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“. Hans Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ 

Konstantins Ansprüchen und Wünschen mussten sich alle beugen oder in die Verbannung gehen – wie es dann zu Hitlers, Stalins und Maos Zeiten den Oppositionellen ähnlich erging. Die Bischöfe zu Nicäa wurden bewusst in die Irre geleitet. Beachtenswert sind, in diesem Zusammenhang, u.a. Tertullians Bemerkungen ad Praxean c. 13 und 19. c. 13: "Wir lehren allerdings zwei, den Vater und den Sohn und eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt... dennoch nehmen wir den Ausdruck zwei Götter und zwei Herren niemals in den Mund…Um ihnen (d. h. den Häretikern) kein Ärgernis zu geben, haben wir den Grund angegeben, warum man doch nicht von zwei Göttern und Herren spricht.“ Max Mühl „ZUM PROBLEM DER CHRISTOLOGIE IM ,OCTAVIUS' DES MINUCIUS FELIX“ 1968 

Jeder Bibelleser weiß es: “Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović, „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016 

Indessen bleibt der nach-nicänische Gott unerkennbar, während Christus lehrte: „Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Joh. 17: 3

Medard Kehl SJ sieht das Problem deutlich und erklärt humorvoll: „In „meiner“ Spessart-Gemeinde (Leidersbach-Ebersbach) erinnert man sich noch heute gerne an die Freude, die der alte Pfarrer Väth 34 Jahre lang (von 1936–1970) seinen Pfarrkindern jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag bereitet hat. Nach dem Evangelium pflegte er zu sagen: „Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes ist so groß und so tief, dass es selbst Euer Pfarrer nicht versteht. Darum fällt heute die Predigt aus – im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“ An den dreieinen Gott glauben“ Vortrag beim „Tag der Katechese“ am 5. Juni 2008 in Fulda

Prof. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie gibt ebenfalls zu: „Verlegenheit ist noch das Harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die Trinitätslehre kommt. Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu Eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist?“ „Zeitzeichen“, evangel. Kommentare, Aug 2004 

Und: Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt gibt zu bedenken: "Ich bin einer von den vielen, die sich als Christen bekennen... Ich glaube, Gott ist der Herr allen Geschehens. Aber mit der heiligen Trinität habe ich ganz große Schwierigkeiten. Und ich bin der Frage gewärtig: Bin ich vielleicht deshalb kein Christ? Oder bin ich vielleicht nur ein ganz schlechter Christ? (...) Ich nenne mich gleichwohl einen Christen. Denn ich bin überzeugt von der Moral, die das Christentum im Laufe von Jahrhunderten entfaltet hat." „Christ in der Gegenwart“ Nr. 33 / 199 

Die Realitäten 


Hass erzeugt Gewalt. 

Und Gewalt erzeugte die Nicänische Kirche. 

Wölfe hüllten sich in Schaffelle. 

Keineswegs als erster Trinitarier empfahl Papst Gregor der Große um 600 den Einsatz von Folter als Mittel der Bekehrung: „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“, Gregor I., Brief 9 

Im Jahr 681 heißt es denn auch - laut dem 12. Konzil zu Toledo -: „... reißt mit der Wurzel die jüdische Pest aus... die jüdische Religion ist verboten! Allen Juden Spaniens wird befohlen, sich binnen eines Jahres taufen zu lassen... wer der Gnade der Taufe noch nicht teilhaftig wurde, wird mit einhundert Peitschenhieben, dem Ausreißen des Kopfhaares... sowie der Landesverweisung bestraft... sein Eigentum wird dem Herrscher zur Verfügung gestellt...“ Werner Keller „Und wurden zerstreut unter alle Völker“

Das waren nicht einfach zwei von zahllosen Ausdrücken der Entartung der Evangeliumsbotschaft, sondern die, von ganz oben anbefohlener Praxis seines Gegenteils. Bereits der nächste, der nach Bischof Julius I. ("Papst" von 337-352) Kirchenoberster werden wollte, Bischof Damasus von Rom (305-384) übte nur wenige Jahre nach Nicäa Mord und Totschlag großen Ausmaßes, als Selbstverständlichkeit. Mehr als 100 Mitglieder der arianisch glaubenden Christengemeinde unter Leitung Bischof Ursinus, mussten seiner Überzeugung nach erschlagen werden. Er marschierte an der Spitze seines Schlägertrupps der mit Äxten und Stangen ausgerüstet daherkam. Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ 

Natürlich ließ Damasus sich von einem Richterkollegium freisprechen, immerhin war er der reichste Mann Roms. 

All das ging fort nun fort, bis ins 20. Jahrhundert hinein. Was die Großkirchen den Aborigines Australiens angetan haben war unglaublich brutal, wie ihre „Missionierungen“ überhaupt. Was erst im 21. Jahrhundert in Kanada aufgedeckt wurde, ließ den Atem stocken. Die Orthodoxen waren nicht besser. In Russland hatten die Menschen sich im zehnten und elften Jahrhundert, selbst danach noch, stets zwischen „Taufe“ und Tod zu entscheiden. Für die breite Mehrheit aller Priester der ROK ist der Diktator Großfürst Wladimir (956-1015), als Gründer der Russisch-Orthodoxen Kirche, ebenso wie sein Vorbild Kaiser Konstantin, ein Heiliger. Wladimir ließ „988 die heidnischen Götzen in den Dnjepr werfen und befahl allen Stadtbewohnern sich in dem Fluss taufen zu lassen. Wer sich weigerte wurde mit dem T O D bestraft... Die Druschina (das Kriegsgefolge des Fürsten) führte in allen Ecken des Reiches mit brutaler Gewalt Zwangstaufen durch.“ Fritz Pleitgen und Michael Schischkin 2019, in „Frieden oder Krieg...“ 

Jede Seite der tausend Bände „Christen“geschichte wurde weithin nur mit Blut und Tränen geschrieben. Dazu gehört in der Neuzeit das elende Papier von Tianjin. Die USA, im Verbund mit England und Russland, operierten 1854 mit diesem „Vertrag“ gegen Millionen Menschen Chinas – was sich nun rächt, denn nichts ist vergessen. Weil die Handelsbilanzen der Ostindien-Gesellschaft rote Zahlen schrieben mussten die den Supermächten ausgelieferten Chinesen die Einfuhr und den Vertrieb von Opium – sowie die „christliche Missionierung“ – zulassen. Alles im Geiste Konstantins, des Damasus, des Juden- und Kriegshetzers Ambrosius von Mailand und vielen Übeltätern mehr. Wie später dargelegt gehörte Ambrosius schon damals einem Klub an zu dem sich dann Lenin, Hitler und Mao gesellten, alle die im Innersten den Grundsatz hegten: Willst du nicht mein Bruder sein, schlag ich dir den Schädel ein. 

Kaiser Konstantin hegte eigene Vorstellungen und Absichten als er das 1. ökumenische Konzil von 325 einberief. Klarheit schuf er nicht. Das, und die Zwänge die er ausübte und die er nicht nur an gewisse Bischöfe des Typs Nikolaus von Myra vererbte (zu Nicäa war Nikolaus Konzilsteilnehmer, ein Mann der seinem Gegenspieler, dem Ältesten Arius Ohrfeigen anbot, weil der nicht auf die konstantinische Linie einschwenken wollte) wurde und wird großkirchlicherseits schlichtweg hingenommen. Kritik daran wurde seit Nicäa bis zum Ende des sehr blutigen 600-jährigen Waldenserkrieges, 1848, schwer geahndet. Mit der Vernunft war es ohnehin, in der konstantinischen Kirche, nicht zum Besten bestellt. Schlimmer, der zu Nicäa verstoßene Geist Christi kehrte nicht zurück. Er wurde zunächst ersetzt durch eine erhebliche Zunahme der Feierlichkeiten in Messen und mehr, die über das allgemein herrschende Glaubenschaos hinwegtäuschen sollten. Wenige Theologen wissen oder gestehen sich ein was Bischof Basilius, Teilnehmer des 1. Ökumenischen Konzils, 325, mit folgenden Worten beschrieb: Er verglich die nachkonziliare Situation mit einer: „Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, … und infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.!“ Pfarrblätter, Bischof Koch Okt. 2008 

 Gut einhundert Jahre später hatte sich der Sturm der Empörung längst nicht gelegt: Der Ex-General und wegen seiner Ehe mit der immer keuschen Pulcheria zum Kaiserrang aufgestiegene Markian (390-457) sah sich in der Pflicht ein Machtwort auch zugunsten der strittigen Passage über die Trinität, zu sprechen. Es geht u.a. um die Worte: „…wir beten einen Gott in der Trinität an, und die Trinität in Einheit...“ Nicht wenige zweifelnde Kirchenautoritäten mussten aus prokonstantinischer Sicht diszipliniert werden: Deshalb „verbot (Markian) im Anschluss an das Konzil von Chalkedon (451) ... das er einberufen hatte öffentliche Diskussionen über theologische Fragen. Denn die Beschlüsse von Chalkedon stünden im Einklang mit dem Konzil von Nicäa... solche Diskussionen verstoßen demnach nicht nur gegen den Glauben an sich, sondern diskreditieren die christliche Religion in den Augen der Juden und Heiden. Das Verbot gilt gleichermaßen für Kleriker, Staatsbedienstete, Freie und Sklaven, die bei Verstoß entsprechend differenziert bestraft werden.“ Karl Leo Noethlichs „Die Juden im christlichen Imperium Romanum“ Studienbücher, Akademie Verlag 2001

 Anschließend sollten die Gerügten zurück in ihre zerstrittenen Gemeinden gehen und das Nicänum zur unumstößlichen Glaubenstatsache erklären. Einige deren die unter dem Schweigegebot ihres Kaisers litten erinnerten sich der Überlieferung, dass ein anderer Kaiser, nämlich Constantius (317-361), einer der drei Söhne Konstantins, im Jahr 359 die Rimini - Synode einberief um das kuriose Element des Nicänums zu verdammen. Da er seine beiden Brüder überlebte, sollte das ganze Reich nun einheitlich arianisch glauben, wie es bereits im Osten, wo es überhaupt die meisten Christengemeinden gab, überwiegend der Fall war.

 Die Situation war verzwickt.


Constantius (317-361)


Imperator Konstantin hinterließ seinen drei Söhnen, die einander hassten, und sich gegenseitig belauerten und gegeneinander aufrüsteten, eine schwere Bürde mit diesem Erbe: Feinde ringsherum: im Osten wollen die Perser sich ausbreiten, im Norden die Goten, Rom würde wohl Britannien aufgeben müssen. Ihre nahe Verwandtschaft, aus deren Reihen gewisse Persönlichkeiten im Gerangel um die Vormacht mitmischen könnten, haben sie nicht zu fürchten, da diese noch "rechtzeitig" in die Hölle oder in den Himmel befördert wurde. Und was die „christlich“ genannte Reichs-Religion betraf, die das Imperium im Innern stärken sollte: wegen der Lieblosigkeit und der ständigen Rechthaberei unter Christenpriestern herrschte Düsternis im Kleinen wie im Großen. Bruder Constanz (316-350), der älteste, der das Mittelstück erhielt, war erzkatholisch und nicht nur im Heer unbeliebt. Eifersüchtig vernichtete er 340 seinen 24-jährigen Bruder Konstantin II., der den weiten Westen bis dahin regierte, nur weil dieser in Italien Truppenbewegungen angeordnet hatte. Athanasius schrieb den regierenden Brüdern Briefe unguten Inhalts. Schließlich hielt Constantius II (317-361) den frommen Alexandriner für einen zettelnden Giftzwerg. Er machte ihm später den Vorwurf: „Er habe ihn und seinen Bruder (Constanz) bewusst entzweit.“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen“, Kl. Vandenh.-Reihe 1987 

Nach Vater Konstantins Tod, 337, warf Athanasius sich zum obersten Lenker des römischen Katholizismus auf. Er konnte für seine Sache nur den Endsieg wünschen. Was Athanasius schon vor 336 nicht verstand: Konstantin der Große wollte plötzlich Arius aufwerten. Wie konnte es dazu kommen? Konstantin könnte unter Selbstvorwürfen gelitten haben, weniger weil er seine Frau Fausta, die Mutter der drei Brüder töten ließ und dazu gleich seinen Sohn Crispus, denn der hatte viel, zu viel, Bewunderung wegen seiner glänzenden Siege erfahren… (etwa bei der Seeschlacht zu Kallipolis gegen hunderte Schiffe des Licinius vor den Dardanellen, im Jahr 324) Konstantin, nun da er sein Ende vor sich sah – denn die ihm von der Siegesgöttin Victoria zugesagten 30 Herrscherjahre waren abgelaufen – könnte seinen Wortbruch gegenüber Schwester Konstantia bereut haben, der er eidlich versichert hatte er werde den von ihm geschlagenen, ehemaligen Mitregenten Licinius, Konstantias Ehemann, nicht töten… So ließ der fast erschöpfte zu, dass arianische Älteste am Hof lebten und missionierten. Diese Antinicäner (Antitrinitarier) gewannen dort vor allem unter den Hofdamen, und nicht nur unter ihnen, Einfluss. Rudolf Leeb bestätigt diesen Trend: „Auf ihrem Totenbett... anempfahl Konstantia ihrem Bruder ... einen arianischen Presbyter der in ihrem Haushalt lebte.... Athanasius beklagte sich (später) über die Macht der Antinizäer mit den Worten... sie hätten wegen der Frauen die Unterstützung des Kaisers“ „Konstantin und Christus“ Walter de Gruyter 1995 

Mehrfach musste bereits Konstantin den wütenden Athanasius wegen Kompetenzüberschreitung und Unruheschürung maßregeln. Und nun, 336, befahl der Kaiser unerwartet sogar die Versöhnung der Kirche mit Arius (260- 337), der sich auffallend hütete Hass mit Hass zu beantworten. Das ärgerte, außer Athanasius, viele der Angepassten. Allen voran ging es dem Metropoliten Alexander von Konstantinopel gegen den Strich. Dieser Mann war gleich nach Nicäa, 325, privilegierter, geistlicher Herr der neuen Hauptstadt geworden. Er prahlte, ein guter Orthodoxer zu sein, als ob der angemaßte und frei erfundene Titel "Rechtgläubiger", je Garantie für die Richtigkeit irgendeines Glaubens sein könnte. Sein ganzes Gehabe ähnelte sehr den Manieren der Kommunisten, die sich selbst für unfehlbar erklärten und die diese „Unfehlbarkeit“, wegen des 3. Weltkrieges, in Kauf genommen hätten. Dringender als je zuvor, erheben sich einige Fragen. Darunter die, ob es wahr ist, dass dieser fanatische Metropolit in seiner Basilika zu Konstantinopel laut gebetet hatte: "dass entweder er oder Arius aus der Welt entfernt würden." Sokrates Scholastikos (Kirchengeschichte I XXXVIII) 

Unbedingt wünschte dieser ranghohe, athanasianisch orientierte „Christ“ die unmittelbar bevorstehende Beförderung des Großketzers Arius unmöglich zu machen… Auf dem Weg zum Kaiserpalast brach der nun 77-jährige Arius  zusammen. Die bekannten Symptome, die seinen jähen Tod verursachten, weisen auf eine Vergiftung durch weißes Arsen hin. Ein Motiv zum Mord wäre, dass eine Kursänderung Konstantins das damals durchaus wacklige Lehrgebäude des neuen Kirchensystems zu Fall gebracht hätte. Es wäre nicht nur zu einem Paradigmenwechsel, sondern zum Machtverfall der Orthodoxie gekommen. Um die Pfründe gewisser Neukatholiken wäre es geschehen gewesen. Der schwächelnde Kaiser musste also an der Stange gehalten werden. Bekanntlich wurden die Bischöfe ab 326 steuerfrei gestellt, was einen Wettlauf durch reiche Neubekehrte auf den Thron auslöste. Danach hieß es, jemand habe den Bischofsstuhl „bestiegen“. Zuvor waren die Ehre Bischof zu sein, wie die Bischofsgemeinden selbst, sehr klein, sie umfassten bis zu 100 oft sehr arme, der Verfolgung ausgesetzte Mitglieder. Grabungen und Funde der Kapellen der Bischofstädte, die bis 360 entstanden, beweisen, dass diese Gebäude „kleiner waren als spätere Dorfkirchen“ Hertling SJ „Geschichte der kath. Kirche bis 1740“. 

Bald nach Nicäa strömte es. Niemand wurde mehr wegen seines Glaubens an Christus verfolgt, im Gegenteil - es sei denn er glaubte, dass Christus ein anderer als sein Vater ist. Bischöfe erlangten freien Zugriff auf die staatliche Armenkasse und das sprach sich herum. Übrigens gab es weder Altäre noch Kreuze in den Gotteshäusern vor 380, abgesehen von der Apostelkirche zu Konstantinopel, deren Ausstattung von Konstantin bestimmt worden war. Einem Christen der ersten Zeit wäre nicht in den Sinn gekommen, ein Mordinstrument zu heiligen. Und was den Altar betrifft, der wie jeder Theologe weiß, in einer christlichen Kirche ebenfalls fehl am Platz ist, "In einer christlichen Kirche kann es eigentlich keinen Altar geben, sondern nur einen Abendmahlstisch." Theologisches Lexikon, Unionverlag Berlin, 1977. 

 Konstantin „selbst hat … in die Apostelkirche... einen Altar mitten hinein...gestellt.“ Hermann Dörries „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins” „Bis ins 3. Jahrhundert gab es im Christentum keinen Altar.“ Bertelsmann Universal-Lexikon 

Die Synode zu Rimini 359 und Athanasius Bereits 343 hatte der trinitarisch eingestellte Kaiser Constanz: „ein gemeinsames Schlichtungskonzil nach Serdica an der Grenze der beiden Reichsteile einberufen und sein Bruder (Constantius) ging darauf ein. Die Bischöfe des Westens bestanden auf einer Teilnahme des verbannten Athanasius. Daraufhin verweigerten die Orientalen ihre Mitwirkung. Beide Gruppen exkommunizierten sich gegenseitig. Bei der nächstfolgenden Schlacht um den Stuhl von Konstantinopel soll es 3510 Tote gegeben haben...“  Constantius war zu Kompromissen bereit „... nach dem Sturz des Constanz durch Magnentius 350 suchte Athanasius bei dem Usurpator (Magnentius) Unterstützung gegen Constantius. Diese hochverräterischen Beziehungen kamen ans Licht, und der Kaiser (Constantius) ließ Athanasius durch 2 Synodalbeschlüsse 353 und 355 in Mailand zum 3. Mal absetzen.“ A. Demandt „Geschichte der Spätantike“, 2008 

Prof. Hans Lietzmann schildert den Verlauf der Rimini-Synode lebhaft: „In Rimini kamen über 400 Abendländer zusammen... die ... Mehrzahl der Bischöfe erklärte, von dem nicänischen Bekenntnis nicht abgehen zu können... Es kam schnell zu einer Scheidung der Parteien, und die (dem) Kaiser zustimmende Minderheit von 80 Bischöfe(n) verließ die große Kirche und verlegte ihre Sitzungen in einen leerstehenden Saal. Am 21. Juli 359 wurden Bischof Valens von Mursa, Ursacius und Gaius als Häretiker und Feinde des nicänischen Glaubens verdammt... Beide Seiten schickten je 10 Bischöfe oder Deputierte zum Kaiser. Das Schreiben der (größeren katholischen) Synode lehnte jede Erörterung der gemachten Vorschläge ab und forderte Erlaubnis zur Heimreise. Die kaiserliche Antwort lautete: „Der Monarch sei zurzeit nicht in der Lage, die Deputation zu empfangen... Er habe aber angeordnet, dass die Herren in Adrianopel warten sollten, bis er zurückkehre...“ Sie aber drängten, sie müssten zurückkehren... doch sie saßen in Nike einem kleinen Nest bei Adrianopel fest... bekamen fleißig Unterricht über die theologischen Anschauungen Bischof Valens von Mursia (Arianer), bis sie endlich am 10. Oktober bereit waren, ihren Auftrag zu verleugnen, die Absetzung des Valens und Genossen zu widerrufen, in Kirchengemeinschaft mit ihm zu treten und das vorgelegte Symbol zu unterzeichnen.... Das Aktenstück enthält 14 Namen. Jetzt durften sie zurückreisen und von ihren theologischen und höfischen Erfahrungen berichten. Dort (zurückgekehrt nach Rimini) erfuhren sie auch, der hohe Staatskommissar der Praefectus Praetoriio Taurus, (angewiesen worden sei), die Bischöfe nicht eher nach Hause reisen zu lassen, bis sie sich geeinigt hätten. Als Belohnung war ihm das Consulat des nächsten Jahres in Aussicht gestellt... (wenn alle unterzeichneten) Ein hartnäckiger Rest könne in die Verbannung geschickt werden, es dürften aber nicht mehr als 15 Bischöfe sein... einer nach dem anderen sah ein, dass er eigentlich gar keine Ursache habe, zum Märtyrer des nicänischen Bekenntnisses zu werden. Es war ja freilich als Parole ausgegeben worden, aber doch erst seit wenigen Jahren und nur zum kirchenpolitischen Gebrauch: Im kirchlichen Leben des Abendlandes spielte es gar keine Rolle, und wer konnte überhaupt diese griechischen Spekulationen verstehen? Ossius(über einhundertjährig) und Liberius hatten ja schließlich auch mit sich reden lassen, und es werde allmählich kälter und der Heimweg war weit.... (Vielleicht, war einer da, der darauf verwies, dass daheim die lieben Ehefrauen sich bald von anderen Männern trösten lassen könnten. Sie waren ja fast ausnahmslos Verheiratete. G.Sk.) „Scharenweise wechselten die milde gewordenen hinüber, schließlich blieb eine Gruppe von 20 Aufrechten übrig, aber auch sie  erlagen am Ende dem Zureden des Valens (gemeint ist hier der antinizänische Bischof Valens von Mursa G.Sk.) und sie schickten eine Erfolgsmeldung an den Kaiser, sie möchten nun endlich nach Hause entlassen werden.“ Hans Lietzmann, „Geschichte der Alten Kirche“ 

So nun waren sie alle Arianer – Antitrinitarier, Antikatholiken. Athanasius schäumte. „Diesen Wisch von Rimini“ werde er vom Tisch fegen und so sollte es geschehen, infolge seines Verhältnisses zum Papst. Athanasius war wohl genug Realist, einsehend, dass er nicht der Erste und Oberste im gesamten Kirchenraum werden kann. Aber schnell wollte er Metropolit und mehr sein, möglichst die Nummer zwei! Deshalb trachtete er nach guten Beziehungen zu Rom. Konsequenterweise unterstützten sie sich gegenseitig, Bischof Julius I. ("Papst" von 337-352) und er. Das war das Erfolgsrezept. Athanasius anerkannte Julius, - ein wichtiger Schritt zum dauernden Primat Roms -! „Rom wird zum Sprecher des Abendlandes... Bischof Julius zögert keinen Augenblick, die Besonderheit der Lage zu nutzen... Er hält es für Recht, dass man sich in Fragen, die die Bischöfe betreffen, nach Rom wendet. Aus der Gelegenheit eines ökumenischen Streites sucht Rom für sich die Stellung einer kirchlichen Oberinstanz der Ökumene zu gestalten“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen“ 

Das allerdings sollte erst Damasus von Rom gelingen. Allerdings geschah dessen Aufstieg nur, weil er den Arianern Roms den Krieg ansagte. Im Jahr 340 berief Julius nach Rom eine Synode ein, um Athanasius, - der von seinem neuen Kaiser, Constantius II., nicht geliebt wird, - als rechtmäßigen Bischof Alexandrias zu bestätigen. Doch bereits im nächsten Jahr, fand „die Synode zu Antiochia statt. Die Orientalen kommen zusammen und verurteilen Athanasius und seinen Anhang erneut. Diese Synode weist den Vorranganspruch Roms ab.“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen" 

Athanasius contra mundum 

Er hielt sich zeitlebens für einen großen Sachverständigen. Er ignorierte einige Synoden wie die zu Rimini im Jahr 359, die seinen Glauben verurteilten. Er tobte vor Wut: „Ihr seid die `Erfinder von Gotteslästerungen … Gottesfeinde, da (ihr euch), um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen macht… Gott (sieht aber) nicht wie ein Mensch (aus), … man darf auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen... Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich durch das, was ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe, zufriedengeben und sich nunmehr ruhig verhalten und bereuen, was sie vom Heiland übel gedacht und geredet haben. Sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie S c h w e i n e und Hunde in ihrem eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege.“ Bibliothek der Kirchenväter, Vier Reden gegen die Arianer (Orationes contra Arianos, RFT-Information, 1. Rede, Teil 2) 

 Nicht nur der Ton ähnelt den Reden Adolf Hitlers. Doch, wie erstaunt wäre Autor Athanasius gewesen, wenn er in einem Wahrtraum Papst Benedikt XVI. 2007 schon damals gehört hätte. Unerwartet mutig und erstaunlich deutlich korrigierte Benedikt das Nicänum in seinem Unfrieden stiftenden Passage: Er belehrt die straffen Nicäner eines Besseren: „Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei ...„noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ Erste Enzyklika 23. Januar 2007 

Es ist wohl anzunehmen, dass Papst Benedikt XVI. die Berichte glaubwürdiger Nonnen und Mönche hörte, die als Sterbebegleiter wirken. Sonderbar und großartig sind die Schilderungen derjenigen, die Totenbettvisionen erlebten. Sie hörten und wussten, bevor Benedikt glaubte! Michael Servet, der Entdecker des kleinen Blutkreislaufes und Theologe wagte 1540 in calvinistischen Kreisen – die sich, wie die Lutheraner, ebenfalls trinitarisch bekannten - dasselbe zu sagen und zu schreiben: „Gott hat ein Angesicht!“ Das trug Servet jenen Hass ein, den Athanasius in die Kirche getragen hatte. Das sei gefährliche Ketzerei! Sein Todesurteil wurde kalten Blutes gefällt. Ausgesucht grünes Holz wurde zu seiner Verbrennung genutzt, um seine Qual in die Länge zu ziehen. Dass Philipp Melanchthon, Luthers enger Freund, den Calvinisten zur Ermordung dieses Mannes schriftlich gratulierte, ist leider wahr. Athanasius nimmt keine Rücksicht auf die Gefühle derer, die er maßlos beschimpft und deren Argumente er nicht entkräften kann. Auch Theologe Schleiermacher kam nicht umhin festzustellen, dass „Athanasius... das Signal zu den Verfolgungen gegeben hat. Schon auf dem Nicänischen Konzil mag er die Hauptursache des strengen konstantinischen Dekrets gewesen sein... Er fängt überall mit Schimpfen und Heftigkeit an und ist unfähig und unbeholfen im Disputieren. “ Joachim Boekels, Dissertation: Schleiermacher als Kirchengeschichtler“ 

 „Er wird die nicänische, orthodoxe Leitfigur der kommenden Kämpfe.“ Hans Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“, de Gruyter 

 Das Buch Mormon lehrt gegen diesen Trend zum Inhumanen: „Es ist nicht meine, (Jesu), Lehre, dass den Menschen das Herz zum Zorn aufgestachelt werde, sondern es ist meine Lehre, dass es derartiges nicht mehr geben soll. ...Wer den Geist des Streites hat, ist nicht von mir...“ 3. Nephi 11: 30 

Adolf von Harnack urteilt, mit Blick auf Athanasius Wirken: „Die Sprache des Hasses erfüllte die Kirchen.“ „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ 

 Athanasius Anklagen verstummten nie wieder. Er speit Gift und Galle: „Wenn man sie aber logisch untersucht, so wird sich herausstellen, dass sie (die Arianer) bitteren Spott und Hohn verdienen..., verdienen sie nicht allen Hass?” Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter“ 

Goebbels und Heinrich Himmler, und nicht nur sie, könnten durchaus den Geist des Athanasius nachempfunden haben, bevor sie daran dachten, die Juden definitiv zu eliminieren. „Unter Rückgriff auf typische Formen der Polemik greift Athanasius seine Gegner an und diskriminiert ihre Handlungsweise grundsätzlich..., dass die Arianer sich wie dauernd umherschwirrende Stechmücken verhalten, ist eine Metapher, die Athanasius immer wieder verwendet.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad afros.“ 

Athanasius ahnt oder weiß allerdings, dass er irrt: „Je mehr ich nämlich schreiben wollte und mich anstrengte über die Gottheit des Sohnes, desto mehr entfernte sich seine Erkenntnis von mir und ich sah ein, dass ich in dem Maße von derselben verlassen würde, als ich sie zu erfahren schien.“ Joh. Adam Moehler, „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ 2. Aufl.

Athanasius ignorierte diese Wahrnehmung völlig! Praktisch verleugnete er die Warnung indem er seine Hoffnung in den „Machtzuwachs“ setzte. Dagegen ging es seinem Intimfeind Arius stets darum, selbst schiefe Ansichten zu tolerieren. Hier muss zwingend eingeflochten werden, dass noch im 6. Jahrhundert alle maßgeblichen Arianer wie der Italien regierende (Ostgotenkönig) Theoderich entschiedene Verteidiger des Individualrechtes waren. Im Gegensatz zu ihm und seinen weitherzigen Glaubensgenossen, legten Kaiser Justinians (482-565) erbarmungslose „christusliebenden Armeen“ das ganze Land, zu Ehren des „dreifaltigen Gottes“ in Schutt und Asche. Er selbst jubelt: „Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g k e i t setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“ 

Unmissverständlich. 

Präsident Putin, falls er siegen sollte, könnte es kaum besser sagen. Es ist der von Kaiser Konstantin erdachte dreifach-Nebelgott dem er – und nicht nur er - huldigt. Wenn jemals Zweifel an der Böswilligkeit der höchsten „Dreifaltigkeit“ aufkamen, Justinian brach sie definitiv. 

„Laut dem zeitgenössischen Chronisten Prokop sei Theoderich (der Ostgotenkönig) selbst in allem außer dem Titel ein wahrer Kaiser gewesen. Dazu trug auch seine kluge Ausgleichspolitik zwischen den arianischen Goten und den römisch-italischen (später: katholischen) Italienern bei. Beide Konfessionen erhielten eine gleichwertige, wenn auch getrennte Behandlung. Auch gegenüber den Juden ließ er Toleranz walten. So hieß es in einem durch den Staatsmann und Schriftsteller Cassiodor überlieferten Brief: „Religion können wir nicht anbefehlen, da es niemandem in den Sinn kommen wird, dass er gegen seinen Willen glaubt“. Karl Adam DAS GOTISCHE ITALIEN III: HERRSCHAFT (493-526) 

König Theoderichs Mutter Ereleuva, zuvor arianischen Glaubens, wie ihr großer Sohn, ließ sich katholisch taufen, und erhielt den Namen Eusebia. Theoderich verstieß sie nicht. Zahlreiche Katholiken gehörten zu seiner engsten Umgebung und sogar zur Familie. Prokop fand nur Lob für Theoderich: „Nachdrücklich sorgte er für Gerechtigkeit. Seinen Untertanen tat er fast nie ein Unrecht an und ließ es auch von keinem anderen zu. Mehr als 30 Jahre lang herrschte Frieden in Theoderichs Provinz. Und dennoch kungelten römische Senatoren mit Byzanz und hetzten gegen Theoderichs unkatholischen Glauben, wiewohl er selbst ein frühes Musterbeispiel an religiöser Toleranz gegeben hatte.“ Annette Bruhn „Pest, Hunger und Schwert“ Spiegel 

Arius selbst suchte, Zeit seines bewegten Lebens, freundschaftliche Gespräche mit allen. Ihm war es wichtig zu sagen, dass Christen sich unentwegt achtsam vom Licht und Geist Gottes leiten lassen sollten. Eben weil sie Geistkinder Gottes seien, sind sie dem Friedenstiften verpflichtet und damit zudem fähig die innere Verbindung zu ihrem ‚himmlischen’ Vater zu halten. Athanasius, zeitweise vom eigenen Gewissen gemahnt, missachtete die ohnehin immer gültige Regel, niemand möge sich äußern, ehe er nicht zur inneren Klarheit gelangte. 

Schon die Art, wie Athanasius nach dem Tode seines Bischofs Alexander 327 sich „in einer Art Husarenritt von einer Minderheit zu seinem Nachfolger“ wählen ließ, hätte selbst seine ihn umgebenden Sympathisanten stutzig machen müssen. Das von Bischof Alexander gegen Arius in die Welt gesetzte Wort von der Widerstandsleistung „bis aufs Blut“ sollte sich Schritt für Schritt zum Programm der Orthodoxie entwickeln. Wer weiß was Athanasius dem Pöbel Alexandrias versprach, der Aufsehen erregend hinter ihm stand: „Ein wahres Spießrutenlaufen erlebte Lucius, einer der Gegenspieler des Athanasius, als er 367 die Stadt verlassen musste. Damit ihn nicht das Schicksal seines Vorgängers ereilte, den die athanasianische Menge g e l y n c h t hatte, wurde er unter militärischer Bewachung aus Alexandria geleitet: "Alle schrien mit einer Stimme und eines Sinnes im Chor vor dem Haus, aus dem er (Lucius) abgeholt wurde, durch die Stadt hindurch bis zur Wohnung des Militärbefehlshabers; sie stießen Beleidigungen und Anklagen aus und riefen: ´Werft ihn aus der Stadt“. Manfred Clauss „Alexandria, Schicksale einer antiken Weltstadt“ „Wir kennen ein (für Athanasius) wenig schmeichelhaftes Stimmungsbild der Situation in Alexandria aus der Feder eines Melitianers aus dem Jahr 335: ein Bischof dieser Gemeinschaft aus Leontopolis, der in die Hafenstadt gekommen war, wurde von betrunkenen Soldaten überfallen und sein Begleiter inhaftiert. Es gab Tote. Nach Karl Holl handelte es sich um ‚Maßnahmen’, die Athanasius ergriff, um das Treffen einer melitianischen (arianischen G.Sk.) Synode in seiner Heimatstadt zu verhindern.“ Christoph Markschies „Alta Trinita Beata: Gesammelte Studien zur altkirchlichen Trinitätstheologie“ 

Mit solchem und ähnlichem Verhalten verließen die Orthodoxen definitiv den Raum des Rechtes. Am Maßstab ‚Erkenntnisumsetzung und -bewahrung’ sind wir sicherlich allesamt zu messen. Sind nicht eigentlich diejenigen die Häretiker, die sich gegen das Bemühen des Anderen um Wahrhaftigkeit wenden? Was war es, was nur 50 Jahre nach Nicäa den „Christen“ Ambrosius von Mailand bewegte, Kaiser Theodosius I. zu ermutigen, das Gesetz zum Glaubenszwang Cunctos populos gegen das Toleranzreskript von Mailand zu initiieren, wenn nicht gar zu formulieren, nur um sicher zu stellen, dass die Arianer nie wieder die Oberhand gewinnen? Von da an, Februar 380, galt das erzkatholische „Cunctos populos“ als absolut verbindlich, wie Hitlers Ermächtigungsgesetz von 1933, beide verboten jede andere Partei. 

Ab 380 durften sich nur Trinitarier – die „Orthodoxen“ - zusammenfinden. „Orthodoxe Bischöfe kämpften mittels Staatsmacht gegen ihre häretischen Mitchristen... (Arianer u.a. urchristliche Splittergruppen, G.Sk). Die Vorgaben kamen von den orthodoxen Bischöfen. Häretischen Christen wurde verboten, Gottesdienste abzuhalten, Kirche und Versammlungsorte wurden von der Polizei beschlagnahmt, ihre Schriften verbrannt. Ihnen wurde die Rechtsfähigkeit genommen. Sie durften keine Verträge und Erbverfügungen abschließen. Mehrere Gesetze drohten ihnen Konfiskation ihrer Güter an, Ausweisung aus einer Stadt, Verbannung. Wer durch Bischöfe exkommuniziert wurde, wurde vom Staat mit dem Bannfluch belegt." Anton Grabner, Johann Maier "Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoek & Ruprecht 

 „… was im 4. und 5. Jahrhundert in den großen Konzilen verabschiedet worden ist als Dogma des christlichen Glaubens, das alles hat sehr seine ungeheuer menschliche Geschichte. Das ist nicht vom Himmel eingegeben, sondern in höchst menschlichen Machtkonstellationen, zum Teil gewaltsamen Prügelsituationen auf Synoden, wo Mönchshorden eingefallen sind und die Konzilsväter verprügelt haben, wenn sie sich nicht richtig entschieden haben und nicht richtig votiert haben.“ Theologieprofessor Matthias Kroeger „Adolf von Harnack und die Kritik der kirchlichen Dogmen“ Gesprächsreihe zu Stationen des liberalen Protestantismus, Teil 3 

Häretiker wurden die Treuesten der treuen Urchristen genannt. So wirkte sich Nicäa aus.

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