Der
moderne Antimormonismus eines Theologen
Einer
meiner atheistisch ausgerichteten Gesprächspartner, Dietrich Spreter
von Kreudenstein, der eine eigene Webseite betreut, und sich dort
auch mit den Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten
Tage befasst, schickte mir im Neuen Jahr einen bemerkenswerten Text
zu.
Dietrich
Spreter von Kreudenstein schrieb eingangs:
“Ich
habe mir zu Sonn(en)wende das Buch "Der Jesuswahn" verfasst
von dem Theologen Dr. Heinz-Werner Kubitza gekauft. Er ist u. a.
Fördermitglied der atheistischen Giordano Bruno-Stiftung. Er
begründet in diesem Buch warum er Jesus für die am meisten
überschätzte Persönlichkeit der Weltgeschichte hält.”
Mein
Diskussionsfreund schickte mir einen etwa 2 - seitigen Auszug als
Leseprobe:
Bereits
die erste, mir vorliegende These Kubitzas verlangt nach einer
Antwort, denn hier haben wir es mit einem der extremen Vertreter des
Anti-Mormonismus zu tun.
Dr.
Kubitza vertritt - namens dessen was er für Humanismus hält,
- allerdings ohne das zu beabsichtigen, exakt die Gegenposition, die
von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage eingenommen
wird.
Kubitza
verkündet:
„...In
erster Linie fällt uns wieder jene unsägliche Dichotomie auf, die
Unterteilung der Welt in Schwarz und Weiß, in Gläubige und
Ungläubige, in Schafe und Böcke, in
Gut und Böse.
Diese
fatale Unterscheidung
findet sich auch in der Verkündigung Jesu
und ist präsent in jeder Schrift des Neuen Testaments. Die
Scheidung der Welt in Gut und Böse kann man als einen grundlegenden
Schritt in die Inhumanität sehen, geradezu als deren
Grundkonstante....“
Nein,
Herr Doktor Kubitza, es ist umgekehrt!
Hätten die
einfachen Menschen des 20. Jahrhunderts z.B. in Hitlers Ideen
rechtzeitig das Böse erkannt, - hätten sie also vor den
jeweiligen Wahlen klar zwischen Gut und Böse unterschieden - dann
wäre es nicht zum 2. Weltkrieg gekommen.
Der
Mangel an Willen und Fähigkeit zu vieler Menschen, zutreffend zu
urteilen, nämlich Gutes gut und Böses böse zu nennen, hat uns die
größten Katastrophen, im Kleinen wie im Großen, wie etwa die
beiden Weltkriege beschert.
Zumindest
war für alle Intellektuellen Hitlers Programm von Beginn an
durchschaubar. Hitler hat es ja schon 1925 Schwarz auf Weiß in
seinem Buch „Mein Kampf“ offen gelegt.
„Deutschland
benötigt mehr Lebensraum.“
„ Die
Juden sind unser Unglück...“
„der
Weltverschwörung des Judentums muss man entgegen treten.“
Das
fiel weithin und nicht nur in Deutschland auf fruchtbaren, von den
Großkirchen vorbereiteten Boden! Offener und latenter Judenhass, das
urböse
Erbe
der römisch-katholischen Kirche, bahnte dem Rassisten Hitler den Weg
zur Macht. Das ist leider all zu wahr. Wer wagt es, das zu bestreiten
oder nicht böse zu nennen?
Hitler,
wie jeder selbst nachlesen kann, wenn er diesen Text im Internet
verfolgt, wurde durch die Autorität seines eigenen, zum Guten
mahnenden Gewissens gepeinigt und gemahnt:
„Löse
die Judenfrage nicht radikal!“
Diese
innere Warnung vor einem bösartigen
Entschluss bewegte ihn tatsächlich. Das bekennt der angeblich
Gewissenslose unüberhörbar:
„… Nur
einmal noch - es war das letztemal - kamen mir in
tiefster Beklommenheit
ängstlich drückende Gedanken. Als ich so durch lange Perioden
menschlicher Geschichte das Wirken des jüdischen Volkes forschend
betrachtete, stieg
mir plötzlich
die bange
Frage auf, ob nicht doch vielleicht das unerforschliche Schicksal aus
Gründen, die uns armseligen Menschen unbekannt, den Endsieg dieses
kleinen Volkes in ewig unabänderlichem Beschlusse wünsche?“ (1)
Fühlten
die Evangeliumsverkünder nicht dieselbe Warnung, oder missachteten
auch und gerade sie die Stimme ihres Gewissens? Sind
wir nicht allesamt gut
beraten, unserem besseren Ich zu folgen?
Wie Kurie und ihre Päpste
jahrhundertelang ruhig schlafen konnten, wenn sie das nächtliche
Geschreie hören mussten, dass aus dem jüdischen Ghetto drang, - lag
es doch in unmittelbarer Nähe zum Vatikan - vermag ich mir nicht zu
erklären, aber Ausdruck ihrer Güte
war es nicht.
Zu
allen Zeiten standen die christlichen Meinungsbildner, die ja
unbedingt Meinungsbildner werden und sein wollten, in der größeren
Pflicht. Die großkirchlichen Prediger haben ja auch, sehr bald zur
Entfaltung des Nazisystems ihre Meinung geäußert. Und was war es?
Als der gewarnte Mann, mit der Partei-Mitgliedsnummer 555 der NSDAP,
in die Lage kam, das Schicksal Deutschlands zu bestimmen hoben die
meisten ihren Arm zum neuen Gruß: „Heil Hitler!“
Ausdrücklich ausgenommen von den gewollt Blinden, sind die ehrenhaften Mitglieder der „Bekennenden Kirche“. Die einen eher böse, die anderen eher gut handelnd.
Ausdrücklich ausgenommen von den gewollt Blinden, sind die ehrenhaften Mitglieder der „Bekennenden Kirche“. Die einen eher böse, die anderen eher gut handelnd.
Natürlich
ist Feigheit ein Motiv und entschuldigt vieles. Aber die
Treuebekundungen nahmen bald überhand und das war, bei
fortschreitender Nazifizierung des öffentlichen Lebens schlichtweg
böse.
Immer
wieder ist es der Mangel an Willen sich durch angestrengte
Wahrheitsfindung urteilsfähig zu machen,- etwas das kaum jemand gut
heißen kann, - letztlich ist und bleibt es der Mangel an Erkenntnis
der zu katastrophalen Fehleinschätzungen und Handlungen führt.
Jedes
Vorurteil
ist böse. Oft stammt es aus einer ungerechten Neigung. Auch das
atheistische Denken ist eher böse, wenn diese Ideenträger
nicht zuerst aus einer
unentschiedenen Haltung heraus geforscht und sich dann zugunsten der
stärkeren, wohl abgewogenen Argumente entschieden haben. Das weiß ich aus meinem eigenem
Leben. Atheismus ist natürlich, er entspricht im wesentlich unserem Egoismus sich
treiben zu lassen. Glauben an Christus, wie die Ersten Christen und wie Mormonen es verstehen, verlangt Anstrengung gegen den Strom zu
schwimmen!
Hören wir noch
einmal hin:
„Die
Scheidung der Welt in Gut und Böse kann man als einen grundlegenden
Schritt in die Inhumanität sehen, geradezu als deren
Grundkonstante....“
Und, nochmals
"Nein", Herr Doktor Kubitza.
Umgekehrt ist es! solange
die Scheidung in zwei Extreme keine willkürliche ist! In
Kubitzas Konzeption fehlen die Begriffe
„willkürlich“
bzw.
„ungerechtfertigt“! Hätte
er gesagt: eine ungerechtfertigte, willkürliche Scheidung der Welt in Gut und Böse
führe zum Inhumanen, müsste ihm jeder zustimmen.
Die Willkür
(nicht nur) Stalins ist tausendfach bezeugt, ebenso die Resultate.
Ungerechtfertigt sah der allgewaltige Kremlherr überall „Feinde“, die Bösen, die man
isolieren oder sogar vernichten muss.
Willkür ist böse. In
der deutschen Wehrmacht war es ein geflügeltes Wort: Sobald der frühere
deutsche Pferdeknecht Unteroffierstressen trug, (und Spieß wurde)
übte er Willkür.
(Wikipedia
schreibt: Die Bezeichnung "Spieß" geht wohl auf die früher von ihm
getragene Stangenwaffe zurück, mit der er, so die landläufige
Metapher, der ins Felde marschierenden Truppe folgte, um
Landsknechten, die aus der Reihe tanzten oder träge wurden, einen
Hieb zu versetzen.)
Unverfroren fährt
der Theologe Kubitza fort:
„Jesus ist
diese Unterteilung in Schwarz und Weiß, in Gläubige und Ungläubige
nicht fremd, wie vor allem das Gleichnis vom Weltgericht im
Matthäusevangelium (Mt 25,31-46) zeigt. Hier erscheint der kommende
Menschensohn als Weltenrichter, der die Völker zu sich ruft , um sie
zu richten, und der sie wie ein Hirte (ein anderes Bild des Hirten
als das, das fromme Seelen gewohnt sind) in Schafe und Böcke
scheidet. Und die Schafe zur rechten Seite erhalten das ewige Leben,
während die Böcke zur Linken die ewige
Strafe erhalten. Solchen
Unterscheidungen liegt die Vorstellung zugrunde, dass es den Menschen
als Rein-typus
gibt, der entweder gut oder böse ist. Religionen neigen oft
zu solchen Vereinfachungen.“
Das ist eine
geradezu ungeheure Unterstellung, insofern sie gegen Jesus zielt!
Da liegt die
Verdrehung offen, die Lüge, die Kubitza denen erzählen kann, die
nicht mit dem Evangelium Christi vertraut sind, vor allem denen, die
keine Beziehung zum Geist seiner Botschaft haben. Denn:
1.)
hat die Urkirche - und damit Jesus - nie von einer ewig währenden Strafe
gesprochen, wie Kubitza willkürlich unterstellt, sondern von einem ewigen Gefängnis. Die
Mitglieder der Alten Kirche verstanden den Begriff „Hölle“ als Zustand schwer zu ertragender
Gewissensbisse, allerdings auch als Ort der Finsternis, wo
abgeschiedene Geister, die wider besseres Wissen Schaden für andere
verursacht hatten, eine Weile beieinander leben, aber eben
nicht für ewig dort eingesperrt sind!!!
Origenes
(Schiedsrichter der Urkirche um 220) lehrte es ausdrücklich: „...
das Läuterungsfeuer im Hades, das die Bibel aus pädagogischen
Gründen als ewige Verdammnis erscheinen läßt, besteht aber
tatsächlich in einer zeitlich
begrenzten,
qualvollen Gewissenspein...“
(2)
Dies
wird im Buch Mormon analog gelehrt, z.B.
Alma
der Jüngere durchlitt drei Tage und drei Nächte (irdischer Länge)
die Qualen der ewigen Hölle, weil er erkannte welchen Schaden er
gegen den Seelenfrieden anderer gestiftet hatte, - sein Gewissen
biss ihn gnadenlos! - dann erinnerte er sich der Worte seines
Vaters, der ihn gelehrt hatte, dass ein Christus (der Gesalbte Gottes) kommen werde, um zu
erlösen:
„...
als ich dies dachte, … welche Freude welches Licht, ja meine Seele
wurde mit Freude erfüllt...“
(3)
Nach
dieser Out-of-body-Erfahrung kehrte Alma zurück ins irdische Leben,
verändert und bereichert um großes, echtes theologisches Wissen,
das auch uns den Weg weist. Selbst wenn der Unsinn von den ewig in der Hölle leidenden, brennenden Seelen katholischerseits immer noch gelehrt wird, kein Schreiber der ersten acht Generationen nach Christus, hat anderes als Origenes (185-254) und die Mormonen gelehrt, dass Jesus kam um die Tore der Unterwelt zu öffnen.
Mit diesem Erlösungsauftrag startete Jesus Christus seine Erdenlaufbahn:
„Ich bin gekommen, dass ich den Gefangenen (der Hölle) die Tore öffne.“
„Ich bin gekommen, dass ich den Gefangenen (der Hölle) die Tore öffne.“
Lukas 4:16-19