Freitag, 4. November 2016

Geschichtskrtische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (7) 3. Jahrhundert Gerd Skibbe

       3. Jahrhundert

       3. 1 Hippolyt (170-235) und Origenes (185-254) sowie ihr späterer Verderber Ambrosius von     Mailand (337-397)

       Noch gab es die Kreuz- und Bluttheologie nicht, aber schon eine zunehmende Zahl von Menschen die sich danach sehnten den Märtyrertod zu sterben, weil dies der schnellste und scheinbar sicherste Weg zu sein schien in den Himmel zu kommen.  Ob auch Origenes wenigstens zeitweise so dachte ist nicht sicher. Als gesichert dagegen gilt, dass einige diesen Tod mit herbeigeführt haben, obwohl es Christenlehre war, alle Zeit des Lebens als kostbar zu betrachten und  sie sinnvoll im Sinne der Charakterbildung zu nutzen. Nebenbei gesagt: neuesten Schätzungen zufolge, „erlitten bis zum Anfang des vierten Jahrhunderts… weniger als eintausend Christen den Märtyrertod.“ (1) Gerd Lüdemann, „Wer war Jesus“
Wenn man von zehn Generationen seit Christi Tod ausgeht, mal durchschnittlich allerdings höchstens 250 000 Mitgliedern handelte es sich innerhalb der 270 jährigem Christengeschichte insgesamt um zweieinhalb Millionen Menschen die Christen wurden, und nicht etwa sieben Millionen oder mehr. Diesen etwa zweieinhalb Millionen stehen weniger als 1000 Opfer gegenüber.  Ob das viele oder eher wenige waren, ist Ansichtssache. Die Anzahl zweieinhalb Millionen kommt  jedoch der historischen Wahrheit näher, als die Annahmen die weit darüber hinausgehen.
Erst um 325 existierten 1 800 Gemeinden mit höchstens je 200 Mitgliedern, eher unter 100, woraus sich maximal  eine momentane Summe von 360 000 Christen ergibt. Dieser Berechnung liegen Grabungsergebnisse zugrunde, welche die Winzigkeit der Versammlungsstätten  belegen, sowie die Tatsache, dass ier Leiter  solcher Gruppen unter 100 Aktiven Bischöfe genannt wurden.
Hier ist gleich anzumerken, dass Kaiser Konstantin alle Bischöfe nach Nicäa einlud auf Staatskosten anzureisen. Laut Unterschriftsliste folgten 11 Prozent Bischöfe oder andere Zeichnungsberechtigte, - also 220 Männer der verlockend erscheinenden Einladung. Die überwältigende Mehrheit hatte „den Braten“ der bereits bereit stand, vermutlich gerochen.
Zu den Erkenntnissen der Christen der vornicänischen Zeit  - sowie der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT – gehört, dass der Sinn des Erdenlebens darin besteht: Erfahrungen zu sammeln, Gutes zu tun und die eigene Persönlichkeit positiv zu formen.  Die Ersten Christen wussten, wie die Mormonen, sie sind buchstäbliche Geistkinder Gottes. Sein Potential ist in ihnen. Sie haben es unter den Bedingungen der Gottesferne zu entfalten. Christus gab, völlig anders als etwa die Protestanten meinen, das Gebot: Du hast mit den dir eigenen Talenten fleißig zu arbeiten. Tust du es nicht, kannst du nicht die dir zugedachten, ewigen Segnungen Gottes erlangen. (2) Matth. 25 „…Denn wer hat, dem wird gegeben, und er wird im Überfluss haben; wer aber nicht hat, dem wird auch noch weggenommen, was er hat.“ 
Immer wieder wagen es selbst hochgeschätzte Theologen, „Mormonen“ dafür zu tadeln, dass sie auch dieses Gebot Christi ernst nehmen, obwohl sie sich damit in der Tradition der Lehren der Frühkirche befinden: So behauptete der von Herrn Dr. R. Hauth beeinflusste Schweizer Bibelbreis im Internet unter: am 30. Aug. 2012:

 „Die Sündhaftigkeit des Menschen und die Rechtfertigung durch Christus werden (bei den Mormonen) in einen optimistischen Fortschrittsweg des Christen verfälscht." (3) www.bibelkreis.ch/themen/Mormonen Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Sekten der Neuzeit"

       Hier liegt mehr als ein harmloses Missverständnis vor. Hier wird offensichtlich, dass derzeitige     Christenlehre – du kannst zu deiner Errettung nichts beitragen - grundfalsch ist, denn das Christusgebot „ihr sollt vollkommen sein, gleich wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.“, verlangt von uns im Licht zu mehr Licht und Liebe fortzuschreiten. Christi Lehre ist die des Tuns, des Guten. Er ließ keinen Zweifel aufkommen:

      „Jesus antwortete ihnen und sprach: Meine Lehre ist nicht mein, sondern des, der mich gesandt hat. So jemand will des (Vaters) Willen tun, der wird innewerden, ob diese Lehre von Gott sei, oder ob ich von mir selbst rede. (4) Joh. 7: 17

       Erst im Umsetzen der Lehren Gottes wird das Gewissen des Menschen Stille erlangen. Der das gebotene Gute Tuende  wird innewerden, dass es die Wahrheit ist. Um das Innewerden geht es.  Mormonen nennen diesen Vorgang; sein persönliches Zeugnis erlangen. Wenn du im Innersten deines Seins erfährst, es war richtig so gehandelt und gedacht zu haben, dann willst du auf diesem Weg der dir auch Freude bereitet und deinen sittlichen Willen stärkt, fortschreiten.

Im „Dialog des Bardesanes“ (etwa) im Jahr 200 heißt es:

„dass das Christentum eine neue, alle völkischen Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung, (ist) der sich die Menschen von sittlichem Willen freudig unterstellen... diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit als einer Lösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen“ (5)  Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

Demgegenüber stehen die Realitäten der Kirchengeschichte, die seit 380 auch europäische Geschichte sind. Per Definition frühkirchlicher Selbstverständlichkeit kann es sich nicht um Christen handeln,  sondern im Geist Konstantins agierende Menschen, die bis an die Zähne bewaffnet gegeneinander ins Feld ziehen und zwar bis in die Gegenwart hinein. Noch im 2. Weltkrieg handelte es sich immer wieder um ganze Armeen der Briten, der Franzosen, der Deutschen, Polen usw. die sich zu fast 100 Prozent aus angeblichen Christen rekrutierten, vor allem trifft das auch auf die Zeit des 1. Weltkrieg zu. Ganz zu schweigen was zuvor geschah.

 „jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“ (5) Weber „Jugendlexikon Religion“, rororo,  Rowohlt,  1988
Die Religionskritik darf und muss hier ihren Hebel anzusetzen, aber sie ist nicht zu diesem Pauschalurteil berechtigt, „die Religionen (seien) als Projektion menschlicher Wünsche… (aufzufassen)“ (6) Gerd Lüdemann, Spiegel
Dümmeres habe ich selten gehört. Wer das sagt ignoriert nicht nur, er verleugnet die Gesamterfahrung der Menschheit, mehr, so jemand schließt von seiner eigenen fragwürdigen Denkweise auf anderer Menschen Unlogik.

      „Die Christen (damaliger Zeit gingen)... nach den Versammlungen auseinander als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen… Sie strebten nach Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit“ (6) Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

      „Nach Lactanz ist Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit.“ (7) Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

       All das zeigt ihre Nähe zu Origenes, besser gesagt zum Frühverständnis des Begriffes Christentum:

       „Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (8) H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“

       Wieder weist der Finger der Wissenden auf das Jesuswort von der Perfektionierung des Menschen, die allerdings niemals unter Zwang stattfinden kann. Wer das Individualrecht minimiert ist Antichrist. Ohne Frage, Ambrosius hat es gut gemeint, als er mit Cunctos populos den Start zur Vernichtung der antiken Welt gab und noch schlimmer indem er sein Einparteiensystem – die alleinige Daseinsberechtigung der katholischen Religion ins Zentrum der noch einigermaßen christlichen Welt mit staatlicher Gewalt hineinpresste. Er gehört zu den Zerstörern jenes Rechtes, das Gott den Menschen gegeben hatte. Er jedenfalls werde niemanden zum Guten zwingen. Das betonte Origenes. Ambrosius hinterließ Ruinen im Großen und Scherben im Kleinen. Er und sein Freund Augustinus von Hippo bahnten der mörderischen Inquisition den Weg. Im 20. Jahrhundert haben die Hitleranhänger, die Leninisten, Stalinisten, Maoisten mit ihrer Einparteienherrschaft, wie Ambrosius von Mailand zwar die alte Welt zerschmettert, aber keine bessere hervorgebracht. Sie können kann es nicht wiedergutmachen. Aber wir haben hoffentlich daraus gelernt.

       Hippolyt brachte es auf den Punkt. Er gab den Prüfstein:

       „Auf die Erkenntnis der Wahrheit müssen ... immer die Taten der Liebe folgen!“ (9) A. Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

Diese Hippolyt Statue gilt als echt

       Die Griechen standen entsetzt da als sie, noch zu Lebzeiten des Ambrosius von Mailand, seitens der Ecclesia militans das Gegenteil von Liebe über sich ergehen lassen musste. Hass der Christenmönche traf ihre Tempeldiener. Das geschah auch infolge einer Verfügung des Kaisers Theodosius I. Sie erlaubte z. B. Bischof Theophilus, im Jahr 391, die Tempel der Hellenen zu Alexandria zerstören zu dürfen. Alles solle nach seinem, Bischof Theophilus Gutdünken geschehen! Das solches Barbarentum Kaiser Theodosius Wille war, erscheint sehr fragwürdig. Es gibt keinen Beleg dafür. Noch aber lebte und wirkte Ambrosius von Mailand, ohne dessen Genehmigung nichts Wesentliches im Reich passierte!
       „…Als (Bischof) Theophilus diese Erlaubnis erhalten, wandte er Alles an, um die Mysterien der Hellenen zu beschimpfen, und er reinigte das Mithreion und warf das Serapeion nieder, und die phönizischen Mysterien des Mithreions verhöhnte er öffentlich...Als nun das Übel gestillt war, kamen dem Theophilus zur Zerstörung der Tempel der Präfect von Alexandria und der Anführer der Truppen zu Hilfe. Die Bilder der Götter aber wurden zu Bechern und zu anderen Bedürfnissen der Kirche von Alexandria eingeschmolzen, (obwohl) der Kaiser die Götzen zum Unterhalt der Armen geschenkt hatte... Dieser Tempel – Serapeion - war aber an Schönheit und Größe der glänzendste, auf einer Anhöhe gelegen. . Von den Wänden des Innern Heiligtums glaubte man, dass sie zuerst mit goldenen Platten überzogen seien, darüber mit silbernen und zuletzt mit ehernen, die zum Schutze der edlen Metalle dienten...“ (10) Full text of „Quellen der byzantinischen Kunstgeschichte“ übers. von Friedrich Wilhelm Unger, Wien,1878,

       „Ambrosius, Bischof von Mailand, beginnt alle Tempel seines Gebiets zu zerstören. Die christlichen Priester führen den hungrigen Mob gegen den Tempel der Demeter in Eleusis und versuchen, die Hierophanten Nestorius und Priscus zu lynchen. Der 95 Jahre alte Hierophant Nestorius beendet die Eleusinischen Mysterien und verkündet die Herrschaft geistiger Dunkelheit über die menschliche Rasse. Am 2. Mai 381 beraubt Theodosius die Christen, die zur heidnischen Religion zurückkehren, aller ihrer Rechte. Im gesamten östlichen Imperium werden Tempel und Bibliotheken geplündert oder niedergebrannt. Am 21. Dezember stellt Theodosius auch einfache Besuche der hellenischen Tempel unter Strafe. In Konstantinopel werden der Tempel der Aphrodite in ein Bordell und die Tempel des Helios und der Artemis in Ställe umgewandelt.... „  (11) Vlassis G. Rassias, “Christian Persecution against the Hellenes“ Athen 2 000
Wikipedia: Concordiatempel: Bischof Gregorius von Agrigentum ließ den Tempel im Jahre 597 in eine christliche Basilika umwandeln
Der noch von Hippolyt und Origenes wohl bewahrte Geist des Urchristentums wich vor der Gewalt. Unrecht durfte geschehen, wenn es angeblich der Kirche nutzte. Origenes hatte wieder und immer wieder angemahnt, dass Gott der Vater von seinen Kindern erwartet das ihnen übergebene Licht zu wahren und zu verbreiten. Origens und Hippolyts Feinde kamen aus den eigenen Reihen. Großkirchliche Theologen wissen, dass Origenes (185-254) unabweisbar anerkannter Bewahrer des originalen christlichen Lehrgutes war. Wenn  einer der ca. 1500 Bischöfe seiner Zeit anders lehrte als die anderen Glaubensbewahrer, dann wurde er als Schiedsrichter angerufen. Der unbestechliche Hippolyt von Rom stand ihm als Freund zur Seite. Origenes war fast immer fähig abweichlerische Älteste und Bischöfe zum genuinen Lehrgebäude der Kirche Jesu Christi zurückzuführen. Hippolyts rüdester Gegenspieler war Bischof Callistus I. Er sammelte in seiner Gemeinde die Unzufriedenen, die von Hippolyt gemaßregelten, wodurch er seine Gemeinde zahlenmäßig sehr vergrößerte. Dieser Mann peilte etwas an, das man später als Papstamt bezeichnete.
       Noch waren es erste, zaghafte Versuche für die Kirche zu Rom die Führungsrolle zu gewinnen, was damals andernorts jedoch – in Antochia, Jerusalem und Ephesus - für blanke Anmaßung gehalten wurde.

       „Callistus versuchte nachdrücklich, den Einfluss des Bischofs von Rom für die gesamte Kirche zu mehren... (12) Ökumenisches Heiligenlexikon.  (wegen seines Ehrgeizes Sprecher und Herr der ganzen Kirche zu werden, hat ihn die römische Hierarchie heiliggesprochen, nicht etwa weil er ein edler Mensch war. G. Sk. )

       „Tertullian kritisierte deshalb Callistus und verhöhnte ihn als Pontifex maximus, höchsten Brückenbauer, und episcopus episcoporum, Aufseher der Aufseher/Bischof der Bischöfe - beides heute von den Amtsinhabern auf dem Stuhl Petri als Titel gebraucht. Callistus gilt als einer der aktivsten und lebensfrohesten Bischöfe von Rom.  (13) ebenda

       Es befremdet, wenn katholische Kirchenhistoriker innerkirchliche, offensichtlich hassvolle Rangeleien um die Vormacht beschönigen. Der Wahrheitsgehalt ihrer Darlegungen schwindet.
       Callistus I. sei wahrer Papst gewesen, sagen einige heute noch, dagegen wäre Hippolyt, den die Kirche ebenfalls heiligsprach, ein Spalter. Diese Aussage ist bezeichnend für diejenigen die ihren Päpsten alles vergeben haben, obwohl diese Herren als Nutznießer des Fälschertums, und  als unwürdige Streber  nach Vormacht längst von Christi Geist und Linie abgefallen waren. Das bewiesen sie durch ihre Arroganz als Ausdruck ihrer Lieblosigkeit. Callistus war Bischof in Rom zeitgleich mit Hippolyt, seit 217. Hippolyt wurde heiliggesprochen weil er als ein Mann ohne Makel und Tadel dastand. Dennoch wagt es die Hirstorikerin Christiane Laudage zu sagen:

       „Die Reihe (der Gegenpäpste) beginnt mit Hippolyt, einem Römer, der 217-235 die Kirche spaltete.“ (14) Christiane Laudage „Kampf um den Stuhl Petri“

Wer kann nehme solchen Unfug unwidersprochen hin. Die Anklage ist ungeheuerlich, weil feststeht wie eng sich Hippolyt an die Normen hielt die in der Schrift festgehalten wurden, im Gegensatz zu Callist, den „Lebensfrohen“ und wie ernsthaft er - Hippolyt - bemüht blieb das Lehrgut seiner Kirche rein zu halten.
Als Origines 212 nach Rom reiste, hörte er eine Predigt Hippolyts. Als Schüler des Irenäus von Lyon widmete sich Hippolyt dem Abwehrkampf gegen häretische Strömungen wie der Gnosis, dem Chiliasmus, dem Adoptianismus und dem Modalismus. Vor allem die trinitarischen Modalisten Noetus und dann Sabellius waren seine Hauptgegner. Mit Bischof Zephyrinus (199-217) entfremdete sich Hippolyt vor allem wegen dessen Ernennung des Callixtus zum Diakon. Für H. war Zephrinus fortan ein Sprachrohr des Häretikers Callixtus, der die Irrlehren des Adoptianismus mit der des Modalismus vereint habe. Hippolyt … forderte zudem eine strenge Behandlung der gefallenen Gemeindeglieder…“ (15) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bautz
(Da liegt der Schwerpunkt… in der schriftgemäßen Behandlung der Übertreter.  Alles andere ist Wortgeklingel. G.Sk)
„…Als Callixtus …zum Bischof gewählt wurde, konterte Hippolyt mit dem Schisma und ließ sich zum Gegenbischof wählen.“ (16) ebenda
(Das hätten wir bitte etwas genauer beschrieben, was heißt das, er ließ sich zum Gegenbischof wählen?  In einer Großstadt von 800 qkm Ausdehnung muss es mehr als eine Gemeinde gegeben haben. Wer je an einem Sommertag in Rom war versteht das auf Anhieb. G.Sk.)
„…Zu der Beschuldigung Callixtus I. (217-222) als Häretiker kam der Vorwurf der Laxheit wegen seiner großzügigen Kirchenpolitik. ...Wegen der Strenge seiner Kirchenzucht fiel nach kurzer Zeit ein großer Teil der Anhänger Hippolyts ab, so dass sich sein Einfluss auf den Umkreis einer Schule beschränkte.“(17) ebenda
(Der offensichtliche Tatbestand des Abfalls einer Anzahl der Gemeindemitglieder unter Hippolyt spricht nicht zu Gunsten dieser Leute. Ich selbst würde ja auch, wenn ich noch blutjung wäre und die Wahl hätte, einer laxen Kirchenzucht den Vorzug geben. Mal hier ein wenig flirten, mal dort ein paar nicht ganz saubere Geschäfte abwickeln. G. Sk.)
Es muss hinterfragt werden, was andere Quellen über Callist (Callixtus) preisgeben:
       „...Callistus war der Überlieferung zufolge ein von Juden verbannter Sklave, der zunächst mit betrügerischen Bankgeschäften von sich reden machte. Der erste Gegenpapst der Kirchengeschichte, Hippolyt, erhob sich gegen ihn und beschuldigte ihn... eines unlauteren Vorlebens und der Unzucht ...“ (18) Ökumenisches Heiligenlexikon

 „Was wir über das Leben des Callistus bis zu seiner Erhebung zum römischen Bischof wissen, verdanken wir allein dem meist als »Philosophoumena« zitierten dogmatischen Hauptwerk seines Gegners, des römischen Presbyters Hippolyt…. Callistus war der Sklave eines christlichen Beamten, in dessen Auftrag er auf dem Fischmarkt ein Wechslergeschäft betrieb. Wegen ungetreuer Verwaltung des ihm anvertrauten Geldes floh C. und wollte in Pontus gerade auf einem Schiff abfahren, als er im Hafen seinen Herrn, der ihn verfolgte, erblickte. C. stürzte sich ins Meer, wurde aber gerettet und seinem Herrn übergeben und kam zur Strafe in die Tretmühle. Später wurde er wegen Störung des Gottesdienstes in der römischen Synagoge auf Anklage der Juden vom Stadtpräfekten zur Zwangsarbeit in den Bergwerken Sardiniens verurteilt. Auf Fürsprache der Gemahlin des Kaisers Commodus durfte C. nach einer gewissen Zeit zurückkehren. Der Bischof Zephyrin berief ihn nach Rom zu seinem ersten Diakonus und übertrug ihm die Verwaltung des Gemeindefriedhofs, der als Katakombe von San Callisto an der Via Appia seinen Namen bewahrt. Nach dem Tod Zephyrins wurde C. 217 zum Bischof von Rom gewählt. Christologische Streitigkeiten und Differenzen in der Übung der Kirchenzucht führten zum Schisma: Hippolyt wurde von seinen Anhängern zum Gegenbischof erhoben. Er vertrat die subordinatianische Logoschristologie, die C. als Ditheismus bekämpfte. Hippolyt befehdete C. heftig wegen seiner Hinneigung zum modalistischen Monarchianismus…“ (19)  Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz
Die „christologischen Streitigkeiten“ (darüber etwas später mehr) sind eher zweitrangig. Wichtig zu wissen ist, dass
„Callistus auf dem Gebiet der Bußdisziplin einen milderen Standpunkt als Hippolyt vertrat. Während man im Urchristentum nur die einmalige Buße, die Buße vor der Taufe, kannte, hielt man später die »zweite Buße« für erlaubt, durch die man für schwere Sünden Vergebung erlangen konnte. Ausgenommen waren die drei Todsünden: Mord, Ehebruch oder Hurerei, Abfall. In einem peremptorischen Edikt, das eine Streitfrage endgültig beendet, erklärte Callistus  217, er könne und wolle auch den Unzuchtssündern die Möglichkeit der »zweiten Buße« gewähren, da ihre Wiederaufnahme in die Kirchengemeinschaft sein bischöfliches Recht sei.“ (20)  Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bautz

Bischöfliches Recht?, apostolische Vollmachten zu beanspruchen? Das man mal unter die Lupe nehmen. Es ist angebracht zu rekapitulieren: „Callistus vertrat auf dem Gebiet der Bußdisziplin einen milderen Standpunkt als Hippolyt“. Das  „Mildere“ ist eine „gute“ Vokabel um auszudrücken, dass Callistus jene Übertreter in seine Gemeinde aufnahm die Hippolyt, gemäß den Weisungen der Apostel exkommuniziert hatte. Man denke nur an Paulus Wort:
„  In Wirklichkeit meine ich, habt nichts zu schaffen mit einem der sich Bruder nennt und dennoch Unzucht treibt, habgierig ist… lästert, trinkt oder raubt… Ich will also nicht Außenstehende richten – ihr richtet ja auch nur solche die zu euch gehören Schafft den Übeltäter weg aus eurer Mitte.“ (21) 1. Kor. 5: 11-13
In der Kirche Jesu Christi der HLT wird Ehebruch mit Gemeinschaftsentzug durch ein angemessenes Kirchengericht geahndet. Wiederholter Ehebruch, Kindsmissbrauch usw., Alkoholismus, Raub  führen unweigerlich zum Kirchenausschluss. Eine Wiederaufnahme durch Taufe ist möglich, vorausgesetzt, der Übertreter zeigt echte Reue und beweist durch eine gewisse Zeit, dass er willig ist fortan die Gebote Gottes zu halten. Ausschluss vom Abendmahl bedeutet nicht, der Betreffende darf die Zusammenkünfte nicht besuchen. Im Gegenteil. Weiter führt das erwähnte Lexikon aus:
Callistus berief sich auf Matth. 16,18. (Er tut so, als hätte er apostolische Vollmachten G. Sk.) Hippolyt und die rigoristische Minderheit der römischen Gemeinde erhoben dagegen schärfsten Protest. (?? Woher weiß der Verfasser, dass es sich um eine Minderheit gehandelt hat? G. Sk.) Auch der Montanist Tertullian von Karthago bekämpfte in seiner Schrift »De pudicitia« das Indulgenzedikt Callistus und verhöhnte ihn als pontifex maximus und episcopus episcoporum…. Callist (zog sich) durch eine theologisch unklare Kompromißformel von den Monarchianern zurück und exkommunizierte Sabellius, den Führer der Modalisten in Rom. Damit beendete er den monarchianischen Streit im Abendland. Callistus wird als Heiliger verehrt. Die Berichte über sein Martyrium sind erdichtet.“ (22) Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Bautz
Gutes von Callistus ist eher unbekannt, außer dass er sich durch eine unklare Formulierung von den angeblich existierenden „Monarchianern“ absetzte.  „Heiliggesprochen“ wurde er, weil er „erfolgreicher“ Vorkämpfer für das Papsttum war. Ihn kümmerte nicht was Petrus, sein vorgeblicher Erster, nach dem Herrn selbst, verbindlich als Norm für alle Bischöfe gesetzt hatte:
„Leitet die Gemeinde, die Herde Gottes, die euch anvertraut ist, als rechte Hirten! Kümmert euch um sie, nicht will es eure Pflicht ist, sondern aus inneren Antrieb… Tut es nicht, um euch zu bereichern, sondern aus Hingabe. Führt euch in eurem Verantwortungsbereich nicht als Herren auf, sondern aus Hingabe. Seid euren Gemeinden ein Vorbild.“ (23) 1. Petrus 5: 6
Dem muss zum besseren Verständnis des interessierten Laien hinzugefügt werden, dass Hippolyt sich im Einklang mit allen anderen Bischöfen befand… er glaubte gut urchristlich, dass Jesus ein anderer als der Vater ist, ihm ähnlich, ihm untergeordnet.  Das war es was Origenes (185-254)  bewahrt hatte. Die Ersten Christen glaubten, dass da eine Gottheit ist, die aus drei unterschiedlichen Personen besteht. Das war Tritheismus. Zumindest zu glauben, dass Sohn und Vater zwei verschiedene sind, ist Ditheismus.
Modalistische Monarchianisten  neigen überwiegend zur Annahme, Gott Vater selbst habe in der Gestalt des Sohnes am Kreuz gelitten (Modalismus oder Patripassianismus).

Viel Nebel! Aber wir sehen dennoch durch: Callistus I. und Männer wie Ambrosius formten weiter an Kaiser Konstantins Konstrukt zu Lasten der eigentlichen Christuslehren.

Samstag, 29. Oktober 2016

Geschichtskrtische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen (6) "Zweites Jahrhundert" Gerd Skibbe

2.      Zweites Jahrhundert
2.1   Organisationsformen der Frühen Kirche und der sie beseelende Geist
       2.2  Heutige kirchliche Strukturen und dominierende Interessen.

       Es gab zwölf von Christus ordinierte Apostel. Drei von ihnen wurden, nach dem Tod des Erlösers  laut Galaterbrief als „Säulen“ oder Träger der höchsten Verantwortung anerkannt. (1) Galater 2: 9 Petrus, Jakobus und Johannes. Das in Erinnerung zu rufen ist nicht unwichtig, denn Rom behauptet Linus sei der zweite Papst nach Petrus gewesen, Anaklat der dritte und so fort. Während dieser Zeit der angeblichen obersten Führerschaft in der Kirche durch Päpste, lebte jedoch noch die „Säule“ Johannes  in Ephesus. Nach dem Tod des Petrus und des Jakobus stand ihm die Präsidentschaft zu. Er blieb Erster über sämtliche Bischöfe. Niemand war berechtigt ihm diese Führungsrolle abzusprechen, schon gar nicht ein Mann namens Linus von dem man bekanntlich nichts, überhaupt nichts weiß.
        Solche Feststellung sagt nicht, dass es in Rom damals keine ehrenwerten Bischöfe gab. Es bedeutet auch nicht, dass damit die biblische Geschichtsschreibung in Frage gestellt  wird, die vatikanische sehr wohl. Alles  war damals anders.

       Es gab in der Frühkirche Siebziger, und dreiköpfige ehrenamtlich arbeitende Bischofschaften, sowie Älteste die in Kollegien innerhalb ihrer Gemeinden wirkten. Diese Strukturen wurden bald durch zuvor unbekannte ersetzt. Die Ämter Priester, Diakone und Missionare blieben bewahrt, allerdings änderten sich deren Funktionen.

       Der Bischof, zivil gekleidet, leitete die Gemeinde. In den ersten dreihundert Jahren sind, wie Grabungen erwiesen, diese Gemeinden klein wie die Räume in denen die Gläubigen sich versammelten. Kreuze kamen nicht vor. Die Abendmahlsgeräte waren schlicht. Zeremonien gab es nicht.

      „Wie primitiv noch die Gotteshäuser im Anfang des III. Jahrhunderts waren, können wir am besten aus dem Bericht des Lampridius, vita Alex. 49, g entnehmen. Danach bewarben sich unter Alexander Severus (im Jahr 230) die Christen um einen öffentlichen Raum, auf den nur noch die Garköche Anspruch erhoben.“(2)  Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts ...nach seiner Kirchenordnung
       „Selbst in Rom ... mit dem absolut größten Anteil von Christen an der Bevölkerung lässt sich bis heute kein einziger christlicher Versammlungsort für die Zeit vor der konstantinischen Wende (um 325) nachweisen .... (3) Christoph Müller, Inaugural Dissertation Albert-Ludwig-Universität in Freiburg „Kurialen und Bischof...“ 2003

     Für Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) ist es interessant zu hören, dass in Rom um 220, wie in ihren eigenen Gemeinden

    „…an der Seite des Bischofs zwei Ratgeber stehen. sowie das Ältestenkollegium...“ (4) Jungklaus, Kirchenordnung “Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung

     Hippolyt legte weiter  dar:

„... (Wenn es sich) um eine auszuübende Kirchendisziplin handelte... bildete der Bischof mit dem Presbyterkollegium (Ältestenkollegium) das Richterkollegium... Der Bischof ist bei jeder Taufe, bei jedem Abendmahl und bei Ordinationen anwesend... die Diakone besuchen jene Kranken und Alten die der Bischof nicht erreichen kann, aber sie erstatten ihm einen Bericht.“ (5) ebenda

      „(nach Tertullian „(vgl. de bapt.18) ist (die Taufe) bis dahin keine Taufe von Säuglingen, sondern von reiferen Kindern oder Erwachsenen durch Untertauchung). In der Frühzeit wurden nur Erwachsene getauft“ (6) Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ Vandenhoeck & Ruprecht

       Wieder ist es spiegelbildlich: Mormonen taufen nur reifere Kinder und auch bei ihnen ist der Bischof ein Richter (in innerkirchlichen Belangen). Wörtlich:

„Der Bischof (einer „Mormonengemeinde) ist ein Richter.“ (7) Lehre und Bündnisse 64: 40

       Gemeinsam mit seinen Ratgebern und Mitgliedern des Ältestenkollegiums bilden sie da wie hier das Richterkollegium, das allerdings weder Übertretungen vergeben darf, noch andere als die Strafe des Gemeinschaftsentzugs oder in schweren Fällen des Kirchenausschlusses verhängen darf. Die bürgerliche Rechtsprechung wurde und ist davon nicht berührt.
Sehr unwahrscheinlich ist, dass in den ersten beiden Jahrhunderten würdigen Männern das Priestertum vorenthalten wurde, denn in Christus waren sie Gleiche, potentielle Miterben.
       Die frühe Kirche kannte und respektierte  ein niederes Priestertum, das aaronische, oder levitische, sowie die höhere Stufe, das Priestertum nach der Ordnung Melchizedeks. (8) (9) Hebräer 5: 5-6 „…niemand nimmt sich selbst die Ehre, sondern er wird berufen von Gott gleichwie Aaron. Also auch Christus hat sich nicht selbst in die Ehre gesetzt, dass er Hoherpriester würde, sondern der zu ihm gesagt hat: "Du bist mein lieber Sohn, heute habe ich dich gezeuget." Wie er auch am andern Ort spricht: "Du bist ein Priester in Ewigkeit nach der Ordnung Melchisedeks."
        (9) Chr. Müller „Kurialen und Bischof, Bürger und Gemeinde in der gallischen Stadt des 4. bis 6. Jahrhunderts“ 2003: „Petronius´ letztem Willen zufolge sollte ihm sein Bruder Marcellus, Mitglied des dortigen Klerus und bereits mit den Weihen eines Leviten versehen, nachfolgen.“

       Papstwappen zeigen sowohl den silbernen wie den goldenen Schlüssel des Priestertums, die kaum anders als im Sinne zweier Rangstufen verstanden werden können:
Wappen des Papstes Franziskus

       Niemand der einer Gemeinde diente erhielt Lohn für seine Arbeit, ausgenommen jemand beanspruchte die Rückzahlung einer persönlichen Auslage.
       Noch im Jahr 220 tadelte der römische Bischof Hippolyt Rom die ebenfalls römische Gemeinde der Theodotianer  die ihrem Bischof ein Gehalt zahlte,  dies sei eine „gräuliche Neuerung“ (10) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“  Erst mit der Inkraftsetzung konstantinischer Regelwerke änderte sich das.
       Mit Konstantin kam der privilegierte Klerikerstand hervor.
Vor 319 hatte niemand den Bischofsstuhl ‚bestiegen’. Der erwählte Mann wurde auf Weisung eines „Primus“ durch andere Bischöfe eingesetzt, nachdem die betreffende Gemeinde ihre Zustimmung zu dieser Berufung – wahrscheinlich durch Erheben der rechten Hand – gegeben hatte. Inthronisierungen gab es erst nach Nicäa. Danach kam es zu regelrechten Wettrennen um einen Bischofssitz. Dieser erschien gewissen Bewerbern immer lukrativer zu werden:

„Konstantin (hatte 325) die Verfügung getroffen, Angehörige des Klerikerstandes generell von curialen Lasten zu befreien, das dürfte einige der Curiales (den Stadtadel) dazu verführt haben, die städtischen Verpflichtungen abzustreifen und eine Position im Klerikerstand anzustreben… Kleriker dürfen zudem staatliche Unterstützung, wie Getreidezuwendungen in Anspruch nehmen.“ (11) Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie – Aspekte einer Zeitenwende“
Solcher Paradigmenwechsel musste dem Geist der Kirche schaden.

Wäre es nicht so traurig, man könnte darüber lachen, sich vorzustellen wie ein paganer Großreeder eines Morgens erwacht und nach schlimmen Albträumen ausruft: „Heureka!  Ich lasse mich taufen.“ Seine Frau wird ihn gefragt haben ob er verrückt geworden sei. „Deine Senatoren werden dich schneiden. Christen werden Leute die nicht alle Tassen im Schrank haben!“
„Nein, mein liebster Schatz!  Sie werden sich grün ärgern, dass nicht sie sondern ich zuerst auf die Idee kam. Von den gesparten Steuern werde ich dir einen Palast bauen, mit einer goldenen Kutsche wirst du durch die Stadt reisen. Gaffen werden sie und deine Gunst suchen!“

Zuvor war es lebensgefährlich Christ oder gar Bischof zu sein. Todesmutig standen sie da und erfreuten sich der Segnungen Gottes. Nach Nicäa wandte sich das Blatt. Die Eigensüchtigen schossen wie Unkraut nach warmem Frühlingsregen auf. Charaktere die der Geld- und Geltungssucht nicht widerstehen konnten rissen das Priestertum an sich. Sie genossen zwar nicht mehr die Privilegien Gottes der inneren Ruhe und Geborgenheit, sondern stattdessen die  handfesten  ihres Kaisers.  

„Ein Posten im höheren Klerikat, speziell die Bischofswürde, offerierte dem Amtsinhaber die Kontrolle über nicht unerhebliche Geldmengen, auch wenn sich diese offiziell nicht im persönlichen Besitz des Bischofs befanden. Natürlich konnte sich der Staat auf Dauer nicht leisten, die für das Eintreiben der munizipalen Steuern verantwortlichen Curialen und deren Güter an die Kirche zu verlieren. So verwundert es nicht, dass im Westen der unter den Kaisern Valentinian III. und Maiorian 439, 452 und 458 Versuche unternommen wurden, das absolute Ordinationsverbot für Decurionen zu reaktivieren“ (12) Jörg Köpke „Die italienischen Bischöfe unter ostgotischer Herrschaft 490-552“, 2006

Als jemand der das Aufkommen des „real existierenden Sozialismus“ in Ostdeutschland hautnah miterlebte, weiß ich, wie das in der Praxis funktioniert, die Gesinnungen von Menschen zu kaufen. Wer in der sowjetisch besetzten Zone „etwas werden wollte“ glaubte sich bald inmitten des Elends der Nachkriegszeit genötigt den Kommunismus zu loben, obwohl er selbst das „System“ lieber laut getadelt, wenn nicht verflucht hätte. Der in Ostdeutschland meistgehasste Stalinist, namens Walter Ulbricht gab schon vor Gründung der DDR (Oktober 1949) Weisungen mittels Geld und andere Privilegien leichtfertige Leute zu locken bei der Errichtung des unnatürlichen Systems mitzuwirken, dem er sowie eine handvoll Gleichgesinnter sich verschrieben hatten. Sie vermochten sich auch deshalb durchzusetzen, weil es im Land die sowjetischen  Panzerkolonnen gab, meist wohl versteckt, aber dennoch immer präsent. Ein einigermaßen gebildeter arbeitsscheuer junger Mann konnte sich auf kurzem Weg bewerben Offizier der Volkspolizei zu werden. Binnen Wochen stieg sein Gehalt, als vorheriger Facharbeiter etwa im Juni 1949, von 200 auf 600 Mark Nettoverdienst. Im Straßenbild erschienen damals  umgehend mehr Offiziere als Mannschaften. Sie ließen sich aushalten und dienten einem Staat der offen unpopuläre Entscheidungen diktierte, wie Zwangsenteignungen und Überwachung sowie durch Verhaftungen Andersdenkender.  Die werteschaffende Bevölkerung zahlte den Gesamtpreis.
So etwa ging es nach Nicäa, konkret nach Verabschiedung des Gesetzes zum Glaubenszwang Cunctos populos 380, im Herrschaftsbereich römischer Legionen reichsweit zu. Unterwerfe dich oder du wirst leiden.

Ähnlich ging bereits Konstantin vor. Er erwarb die Gesinnungen. Damit richtete er die eigentliche  Kirche zugrunde. Das Neue, das er produzierte trug allerdings den Schimmer von Gold und das  mögen viele. Einige wollten sich blenden lassen.
Das Buch Mormon lehrt dagegen:

„Der Arbeiter in Zion (Kirche) soll für Zion arbeiten, denn wenn sie für Geld arbeiten werden sie zugrunde gehen.“  (13) 2. Nephi 26: 31

Nach dem 1. Ökumenischen Konzil zu Nicäa wünschten Viele „Christ“ zu werden, nun da ihnen wegen dieses Schrittes keine Gefahr mehr drohte. Im Gegenteil. Konstantins scheinbar christengünstige Gesetzgebung, lockte nicht nur ehrenwerte Männer ins Verderben. Die Witwen und die Waisen, die Kranken und die Parasiten fühlen sich angezogen. Hinzu kam die sich ihnen darbietende Freundlichkeit und Aufmerksamkeit  die sie in den Gemeinden empfingen. Des Kaisers Erlaubnis Bischöfe dürften sich der Armenkasse seines Imperiums bedienen, führte auch zu fast kostenloser Brotversorgung nicht nur der Bedürftigen. Konstantin wollte zwar, dass die Kirche wächst, denn sie sollte ihm helfen, Ordnung ins Chaos zu bringen. Sie sollte ihm dienen. Aber all die Wohltaten einschließlich der finanziellen Sonderstellung anderer ‚Kleriker’, wollten jetzt immer mehr Leute genießen. Sehr bald erkannte Konstantin, dass ihm ein unerwartetes Defizit drohte. Konsequenterweise schrieb er nur wenige Monate – schon 326 - nach der quasi-Anerkennung der Kirche, 325, samt den nun sichtbaren Folgen, die  „auri lustralis collatio“ aus. Sie wurde als „chrysargyrion“ bekannt und bald berüchtigt. Jeder der ein Gewerbe betrieb musste sie zahlen.

„(Diese) Gold- und Silbersteuer … wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte…“

Man bedenke, zu diesem Zeitpunkt galt ausschließlich die katholische Kirche – die Kirche Konstantins – reichsweit! als erlaubte Religion.

„…Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte. ...Die Höhe der Steuer berechnete sich nach dem im Gewerbe tätigen Kapital des Betroffenen. Dazu zählten Werkzeuge, Vieh, Sklaven, sie selbst und ihre Familienangehörigen... Zunächst sorgten die Kurialen und hafteten wohl auch für die Eintreibung dieser Steuer bei den Händlern und Handwerkern ihrer Stadt (Gr. Naz., ep. 98), ab 399 sollten sich die Händler dann jedoch geeignete mancipes aus ihrer Mitte zur Steuereinsammlung wählen, damit nicht länger den Kurialen diese Last aufgebürdet würde. Für die Verwaltung der eingegangenen collatio lustralis war der praefectus praetorio, deren Vikare oder Statthalter zuständig (Jones, LRE I, 434). Reiche Fernhändler, die diese Steuer zahlen könnten und sollten, setzten sich über See ab, zurück blieb nur der arme Handwerker mit seinem Werkzeug, mit dem er sich kaum ernähren könne... Hunde setzten die Steuereintreiber den fliehenden Händlern und Handwerkern nach, so dass es sogar vorkam, dass Eltern ihre Kinder in die Sklaverei verkaufen mussten, um die Steuer aufzubringen. Auch Zosimus zeichnete das gleiche Schreckensbild wie Libanios. Immer wenn die Zeit der Steuererhebung näher rückte, so Zosimos, erhob sich Jammer und Wehklagen in jeder Stadt. Die, die aufgrund ihrer Armut nicht konnten, wurden mit Peitschen und Martergerät gefoltert. So kam es, dass Mütter ihre Kinder verkauften und Väter ihre Töchter an Männer feilboten, um den Steuereintreiber das chrysargyrion liefern zu können. Jones hielt nach Auswertung der einschlägigen Quellen trotz der vielen Klagen der Zeitgenossen über die annona die Belastungen durch die collatio lustralis für härter... Wie eine Stelle aus der Vita des Johannes Eleemon schildert, war in Alexandria neben den öffentlichen Steuern und der Miete für den Laden zudem noch ein Handgeld für den Marktaufseher, der diese Gelder eintrieb, üblich. Hinzu kam für die in Kollegien organisierten Handwerker und Händler, zu denen ein Großteil der städtischen Gewerbetreibenden gehörte, die Verpflichtung zur Leistung von munera, deren Durchführung von den Kurialen der Heimatstadt organisiert wurde... Schuhmacher galten offenbar als besonders arme Männer, doch selbst auf ihr Schustermesser als ihr einziges Kapital würde, so Libanius, die Steuer von unerbittlichen Steuereintreibern erhoben (Lib., or. 46, 22).“ (14) Sabine Hübner “Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens” 2005

 „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützen sollten. Dieses Gesetz ist ein erster Hinweis darauf, dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten und man einen Missbrauch verhindern wollte. Es ging den Kaisern jedoch nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können. … Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“ (15) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976

Jesus dagegen hatte sein Prinzip der Selbstlosigkeit seiner Anhänger verbindlich proklamiert:

"Niemand kann zwei Herren dienen: entweder er wird  den einen hassen und den andern lieben, oder er wird dem einen anhangen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon." (16) Matth. 6: 24

       2.2  Heutige kirchliche Strukturen und dominierende Interessen.

Keine Kirche kann auf Geld verzichten.  
Aber: der Unterschied, zwischen der eigentlichen, der Frühkirche und den heutigen Großkirchen  kann größer nicht sein:

-        -  die Christen gaben,
-      -  und die Konstantinianer nahmen. Sie nehmen es bis heute, sowohl als Kirchensteuer, die der Staat einzieht wie auch durch Inanspruchnahmen fragwürdiger „Entschädigungen“ durch den Staat (dessen Einnahmen zu ungefähr 90 Prozent aus den von jedermann zu zahlenden Steuern stammen.) Dies sei ein Ausgleich für Enteignungen in napoleanischen Tagen, immerhin bleibt fragwürdig, auf welchem Weg die Kirche die Ländereien und Vermögen zuvor erwarb.  Expertenschätzungen ergaben, dass die Steuerzahler seit Gründung der Bundesrepublik etwa 15 Milliarden Euro gezahlt haben. (17) Statistik, Bundeshaushalt 2015

Tertullian (160-220) beschreibt, dass es damals ganz anders war:

„dass jeder (Christ)  einmal im Monat gibt, oder wann er will, wenn er überhaupt will, und wenn er kann; denn es wird niemand gezwungen“ (18) Ludwig Hertling SJ, „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“

Diejenigen die nach Nicäa, 325, Sterbende überzeugten, sie müssten ihre Ländereien und ihr Vermögen wenigstens teilweise „Gott“ schenken, die Urkundenfälscher, die Steuereintreiber, Bettelmönche, Ablasshändler  vieler Jahrhunderte raubten das Geld der Witwen und Waisen. Das kennzeichnete den Abfall vom Ideal. Mehr, es war Abfall von Gott, die Ablehnung seiner Grundsätze in der Realität. Er sah es auch voraus und warnte:

„…sie fressen der Witwen Häuser und wenden langes Gebet vor. Diese werden desto mehr Verdammnis empfangen.“ (19) Markus 12: 40

Christus konnte sein Reich nicht gemeinsam mit den Geistlichen des pharisäischen Judaismus aufbauen, obwohl es fraglos positiv hervorragende Leute unter ihnen gab: denn „sie wenden lange Gebete vor…“ das nannte der Herr selbst „Heuchelei“. Er gab die strikte Weisung, den „Sauerteig der Pharisäer zu meiden, die da ist die Heuchelei.“   (20) Lukas 12: 35

Das war kein gutgemeinter Ratschlag, sondern ist ein Gebot. Erschütternd für Nachdenkliche ist, in welchem Ausmaß das konstantinische Denken noch das 21. Jahrhundert dominiert. Zusätzlich zu Entschädigungszahlungen nehmen die Großkirchen, was sie bekommen können:
Kirchenexperte Carsten Frerk erklärte auf Nachfrage des "Spiegel" die Lage am Beispiel von Bayern: 

„Die sieben Bistümer des Freistaats haben jährliche Kircheneinnahmen von rund 1,2 Milliarden Euro, trotzdem zahlt das Land (der Staat) die Gehälter von beispielsweise fünf Bischöfen und zwei Erzbischöfen, zwölf Weihbischöfen, 60 Kanonikern sowie 33 Erziehern an bischöflichen Priester- und Knabenseminaren.
In Bayern flossen dafür allein im vergangenen Jahr 65 Millionen Euro vom Freistaat an die katholische Kirche, hinzu kamen 21 Millionen für die evangelischen Kollegen. Auch Baden-Württemberg zeigte sich gegenüber den Geistlichen großzügig: Je 49 Millionen zahlte das Land 2009 an die katholische und die evangelische Kirche.
Im protestantischen Norden fallen die Zahlungen etwas geringer aus, sind aber trotzdem beeindruckend: Die evangelische Kirche erhielt vom Land Niedersachsen 30 Millionen Euro, die Katholiken 7,6 Millionen Euro. Insgesamt zahlte Deutschland im Jahr 2009 mehr als 442 Millionen Euro für kirchliche Personalkosten. Die Empfänger der Gehälter finden das nicht unangebracht, sondern selbstverständlich"

Aus diesen Reihen kommen zeitgleich die seltsamsten Verleumdungen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, offen oder verdeckt.  
Die Verweltlichung wurde damals forciert indem weitere antike Kaiser bestimmten was christlich und was verboten ist. Es entstanden Strukturen die mit dem Original kaum noch etwas gemeinsam haben. Das Fortleben des Geistes der Cäsaropapisten ist offenbar.

Die Kraft die vom ursprünglichen Christentum ausging sollte die Menschen der Kirche stärken, nicht den Staat. Eben dies wollte Christus unterbinden.
Schlau wie die römischen Kaiser waren, spannten sie die Geistlichen der Kirche mit aufmunternden Worten und Verheißungen vor ihren Karren.  Die ganz Klugen der Kirche lernten im Verlaufe der Zeit selbst die Ärmsten nahezu aller Staaten auszubeuten. Das „goldene“ Zeitalter des überfrommen Spanien, zwischen 1500 und 1600 bezahlten die „bekehrten“ Indianer Mittel- und Südamerikas. Silberflotten segelten das erpresste Inka- und Aztekengold herbei. Dieser Reichtum zauberte allerdings keine Supergetreideernten hervor und auch keine Konsumgüter. Spanien stürzte bis 1600 mitsamt dem Raubgold dreimal in den Staatsbankrott.
Wie konnte all das passieren?
Schritt für Schritt! Paso a paso.  Bald hielten es selbst die besten Priester für selbstverständlich, dass sie vom Staat besoldet wurde. 
Vor allem in Deutschland ist das bis heute so.

Sie bemühen sich in der Gunst des Staates zu stehen und zu bleiben. Wenn es um die Bewertung des Wahrheitsgehaltes der Lehren etwa der Mormonen geht, ist vielen Geistlichen ihr eigenes Wohlergehen, die Sicherung ihrer momentanen Vorrechte wichtiger als die Verteidigung jener Ideale für die sie eigentlich einstehen sollten. Sie wenden lange Gebete vor, zugleich sind sie es die den Mormonenmissionaren als eiserne Wand entgegenstehen: „Mormonen sind die mit den vielen Weibern!“ Ratsch! Out!
Aber, das steht fest, diese jungen Leute erhalten außer von ihren Familien keinen Pfennig für ihren Dienst. Sie sind Vorbilder an Idealismus - und! Die Behauptung sie verkündeten religikösen UNSINN ist eine Lüge, gegen deren Verbreitung sich nur selten großkirchliche Geistliche wenden.

Eben, um all das klar zu belegen entsteht dieses Buch. Unwiderleglich wird hier aus den Resultaten internationaler Geschichtsforschung erklärt, dass der verfemte "Mormonismus" nicht mehr und nicht weniger ist, als das Spiegelbild der Frühkirche, in all ihren Facetten und Details.
Als eine Schande ohnegleichen hat sich infolge weltweiter Forschung herausgestellt, dass insbesondere die urkirchliche Lehre vom voriridischen Dasein aller Heutemenschen aus politischen und finanziellen Gründen bereits im sechsten Jahrhundert verflucht und eliminiert wurde.


Da liegt der Schwerpunkt, in der Kumpanei großkirchlicher Theologie mit den Ideen von Verbrechern des Typs Justinian, der nach dem Urteil seines Biografen Prokop "Blut wie Wasser vergiessen konnte."