Ein kursierendes
Nichtverständnis bietet der Begriff „Vielweiberei“
Mein alter Freund
Walter Rohloff wurde zwanzigjährig, 1941, zur Wehrmacht eingezogen. Er war, bis
er nach dem Krieg heiratete, sexuell unerfahren, wie die meisten Ledigen seiner
Kirche. Er musste einen Fragebogen ausfüllen. Oben links auf dem Vordruck hätte
er lutherisch oder katholisch schreiben sollen.
Richtig fromm war
er nicht, aber ehrlich, und so zeichnete er: K. Jesu Chr. der HLT Der
zuständige Offizier wollte wissen was das bedeutet.
Walter riss die
Hacken zusammen, wie sich das gehörte und sagte: „Ich bin ein Mitglied der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Da war nicht genug Platz in
der Rubrik“.
„Ich habe niemals
von dieser Kirche gehört.“
„Oh, Herr Major,
Sie kennen diese Kirche. Man nennt uns „die Mormonen“
„Und was heißt
das?“ Der Major zuckte die Achseln: „Haben Sie Literatur?“
Walter
überreichte ihm später an diesem Tag ein Buch Mormon.
„Nun, ich kann
nicht garantieren, dass sie ihre Offiziersausbildung fortsetzen. Die Herren der
Militärakademie werden sich damit befassen.“
Zwei Wochen
danach wurde Walter zu den „Herren“ gerufen. Ihm wurde mitgeteilt, er darf die
Ausbildung fortsetzen, aber die Leitung der Akademie würden es wertschätzen,
wenn er die „Mormonen“
verlassen würde.
Ihnen gefiel vor allem nicht, dass in dieser Sekte „Vielweiberei“ praktiziert
wird – und wie anzunehmen ist, missfiel den Herren Gutachtern, die im ganzen
Buch dominierende Judenfreundlichkeit.
„Als er Vielweiberei
sagte, beugte ich mich über und erwiderte: „Herr Major, was wir um uns herum
sehen, ist Vielweiberei. Männer die verheiratet sind und Sex mit anderen Frauen
haben!“
Er hatte sich
herausgenommen seine Hände auf die Platte des Schreibtisches des Kommandeurs zu
legen. Das kam nicht gut an: „Roloff!“ schnauzte er, nehmen Sie
Haltung an!“
Fotoprivat
Ja, ich war nur ein
Unteroffizier und er ein Major: Dieser Mann behandelte mich dennoch immer fair,
doch blieb ich, trotz guter Zensuren, was ich war, ein einfacher Unteroffizier.“
„The Roloffs“
Zwischen 1840 und
1890 lebten fast alle führenden Persönlichkeiten der HLT-Kirche polygam.
Es ging darum,
dass möglichst viele Kinder in Familien dieses Glaubens hineingeboren würden,
und dass Witwen und deren Kinder sozialer Schutz gegeben werden sollte.
Bekanntestes Beispiel ist der Nachfolger des 1844 ermordeten Präsidenten der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Brigham Young (1801-1877). Er führte 1846 die
etwa 14 000 Mitglieder der Kirche von Nauvoo, der von ihnen selbst errichteten
Stadt in Illinois in die Täler der Felsengebirge Utahs. Aufgehetzt durch
namentlich bekannte Geistliche verschiedener Denominationen gab es für sie
keinen Ausweg. Der Auszug wurde zur Winterzeit erpresst. Gnade zugunsten der
„Polygamisten“ gab es nicht.
Im Buch Mormon
Jakob Kapitel 2 heißt es unmissverständlich: Ein Mann – eine Frau. Wer die Ehe bricht,
verliert seine Mitgliedschaft, die nach einer Zeit ehrlicher Reue - einmal -
wieder erworben werden kann.
Ausnahmefall war
die Situation in der Frühzeit dieser Kirche.
Entsprechend
dem Bild, das evangelikale Prediger vom „Mormonentum“ zeichneten, kursierten
im
Zwischen 1840 und
1890 lebten fast alle führenden Persönlichkeiten der HLT-Kirche polygam.
Es ging darum,
dass möglichst viele Kinder in Familien dieses Glaubens hineingeboren würden,
und dass Witwen und deren Kinder sozialer Schutz gegeben werden sollte.
Bekanntestes Beispiel ist der Nachfolger des 1844 ermordeten Präsidenten der
Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Brigham Young (1801-1877). Er führte 1846 die
etwa 14 000 Mitglieder der Kirche von Nauvoo, der von ihnen selbst errichteten
Stadt in Illinois in die Täler der Felsengebirge Utahs. Aufgehetzt durch
namentlich bekannte Geistliche verschiedener Denominationen gab es für sie
keinen Ausweg. Der Auszug wurde zur Winterzeit erpresst. Gnade zugunsten der
„Polygamisten“ gab es nicht.
Im Buch Mormon
Jakob Kapitel 2 heißt es unmissverständlich: Ein Mann – eine Frau. Wer die Ehe bricht,
verliert seine Mitgliedschaft, die nach einer Zeit ehrlicher Reue - einmal -
wieder erworben werden kann.
Mahonri Mackintosh Young, ein Enkel Brigham Youngs schuf diese Statue. Sie
befindet sich in der Statuary Hall zu Washington, USA
Ausnahmefall war
die Situation in der Frühzeit dieser Kirche.
Entsprechend
dem Bild, das evangelikale Prediger vom „Mormonentum“ zeichneten, kursierten im 19. Jahr-hundert im Westen der USA zahlreiche Witze, die den allgemeinen
Kinderreichtum der „Mormonen“ belächelten.
Susa Young Gates,
Tochter Brighams - eine bekannte
amerikanische Frauenrechtlerin, Missionarin und
Schriftstellerin - verneint entschieden die Ansicht, ihr Vater hätte
sich zu wenig um seine vielen Kinder gekümmert:
Susa
Young Gates (1856-1933)
Sie
war es die dem russischen Grafen und berühmten Schriftsteller Leo Tolstoi ein
Buch Mormon aushändigte. Was ihn später zu der Aussage führte:
“Wenn der Mormonismus fähig ist unverändert bis zur dritten oder vierten
Generation zu bestehen, dann ist ihm bestimmt zur größten Kraft, die die Welt
seit je sah, heranzuwachsen.”
Er sprach sie um 1900 gegenüber dem Gesandten der USA
aus, Dr. Andrew D. White (1832-1918),
dem Gründer der berühmten Cornell Universität.
Dr. Andrew D. White (1832-1918)
Susa hielt eine Aussage ihres Vaters fest: „Ich möchte ein wenig aus dem Leben meiner Familie plaudern. Ich
besitze eine große Familie, habe viele Kinder. Viele von ihnen sind klein.
Dennoch glaube ich nicht, dass sie jemals Kinder in einer Familie haben
zusammenleben sehen, die sich so wenig zanken...
... Beobachten sie die Kinder. Sie werden feststellen, wie sie ein guter Geist beeinflusst. Ich weiß
von keinem Fall, wo man einem Kind, dem man Leid zufügte, nicht auch mehr Liebe
erzeigte, als den anderen zusammengenommen. Sie fragen, wie ich das alles Zuwegebringe. Ich schelte nie ein
Kind, ich streite selten mit einer meiner Frauen. Ich sage meinen Frauen,
niemals einem Kind Ursache zu geben, an ihren Worten zu zweifeln.“ ebenda
Brigham Youngs Enkelin Leah
D. Widtsoe beurteilt ihren Großvater mit den Worten:
„Dieser fähige Pionier hatte klar die
Notwendigkeit der sittlichen und religiösen Ausbildung erkannt. Er glaubte an
die
Trennung von Staat und Kirche. Er war dagegen,
dass die religiöse Erziehung ein Teil des Unterrichtsplanes der Staatsschulen
bildet... deshalb gründete er neben den öffentlichen Schulen, Kirchenschulen.“ Leah
Dumford Widtsoe, „Brigham Young – Der Mann der Stunde“
Das Abraham O. Smoot
–Verwaltungsgebäude der Brigham-Young Universität Utah
Im Sommer 1859,
wollte die Regierung der USA „den Mormonen“ die „Vielweiberei“ abgewöhnen. Präsident
Buchanan schickte ihnen eine 3 000 - köpfige Armee auf den
Hals. Zeitgleich reiste der 48jährige
Herausgeber der New Yorker „Daily Tribune“ Horac Greely, nach Salt Lake City,
Utah. Er war schon, obwohl erst ein Mann in den Vierzigern, bereits berühmt. Er
wollte unbedingt Brigham Young sehen, den Mann des Westens, den Nachfolger
Joseph Smiths.
Allein deshalb hatte
er sich auf den weiten, nicht ungefährlichen Weg gemacht. Die Begegnung kam
zustande.
Ihm wurde mitgeteilt,
er dürfte fragen was immer er wünsche. Da damals die Sklavenfrage in den USA
viele Gemüter beschäftigte wollte Greely wissen, wie Brigham und seine Kirche
dazu stünde:
„Darf man schlussfolgern, dass
Utah wenn es Mitglied der Föderation würde, den Status eines
Sklavenhalterstaates erhielte?“
„Nein!“ erwiderte Präsident
Young, wir wären dann ein freier Staat... ich betrachte Sklaverei als einen
großen Fluch.“
„Wovon wollen dann ihre
Priester leben?“
„Durch die Arbeit ihrer
eigenen Hände, gleich den ersten Aposteln... wir denken, dass ein Mann sein
Leben nicht abseits vom Dienst an Christus (Dienst an den Mitmenschen) führen
kann, das würde ihn unfähig zum Amt machen... Man sagt, ich sei reich. Gewiss,
ich selber betrachte mich als einen Mann der seine viertel Million Dollar wert
ist, aber von der Kirche erhielt ich bisher keinen Dollar.“
Horac Greely (1811-1872)
Greely schrieb in
seinem Blatt, er sei überrascht gewesen in Brigham einen Mann zu sehen, der „freimütig
und gut verlagt“ schien, „dem Scheinheiligkeit und Großspurigkeit völlig
fremd war, der, getrieben von dem Wunsch nichts zu verbergen, offen antwortete.“
Leonard
Arrington „Brigham Young: American Moses“, „Zwei Stunden mit Brigham Young“
Greely fragte Brigham
natürlich auch nach der Anzahl seiner Frauen. Präsident Young bestätigte, was
alle wussten.
Die Großfamilie des
Neffen Joseph Smith, Joseph Fielding Smith
umfasste bereits zu seinen Lebzeiten mehr als einhundert Personen.
|
Mitglieder der Familie Joseph F. Smith's
sowie die Familien seiner Söhne und Töchter um 1900
|
Wie die Israeliten vor alters, die allesamt einer
polygamen Familie entstammen, sind Leute wie ich stolz darauf, dass eine Anzahl
unserer Glaubensvorfahren den Mut aufbrachten ein anderes, damals angebrachtes
Familienmodell zu leben. Wie Im Buch Mormon niedergeschrieben, gilt seit 1890
wieder der Normalfall: „Ein Mann, eine Frau!“
Sie sollen und wollen in
Treue und Liebe zusammenhalten – für immer und ewig. Sie möchten ihren Kindern
Sicherheit geben und wertvolle Bürger ihres Landes sein, sowie ihren Nachbarn,
gleichgültig welcher Religion oder Weltanschauung sie sind, ehrliche Freunde.
Bildhauer Avard
Fairbanks, damals Präsident einer Mormonengemeinde, gab diesem Ideal Ausdruck,
mit dieser künstlerischen Gestaltung.
Auf
die Frage eines Journalisten der Zeitung „Zeitzeichen“ evangelische
Kommentare zu Religion und Gesellschaft: "Was haben evangelische Protestanten mit
den Mormonen gemeinsam?", antwortete
Dr. Michael Utsch von der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen
am 7. März 2012:
"Es gibt
zahlreiche Gemeinsamkeiten in der Ethik und Moral. Der persönliche Einsatz und
das ehrenamtliche Engagement sind bewundernswert. Auch die hohe Wertschätzung
von Ehe und Familie bei den Mormonen und die aufmerksame Sorge für verlässliche
zwischenmenschliche Bindungen sind vorbildlich."
„Mormonismus
ist strahlender Optimismus...
Der von
Mormonen gelehrte Glaube ist erfüllt von ermunternden Ausblicken. Alle Rätsel
des Daseins, der Sünde und Schuld, des Leidens und Sterbens lösen sich in einer
befriedigenden Harmonie auf."
Kurt
Hutten: „ Seher -Grübler,-Enthusiasten“ 1950, Quell-Verlag