Sonntag, 12. Januar 2014

(2) Unter die Lupe genommen

Bruder Joseph und Bruder Martin


Sechsunddreißigmal haben sie Joseph, fast immer auf Anstiftung evangelikaler Prediger verhaftet, und jedesmal - bis auf die letzte Inhaftierung (Zerstörung einer Druckerpresse) - konnte sie keine Schuld an ihm finden. Dennoch begehrten seine Kontrahenten von Beginn an nichts mehr als den Tod des Mormonenpropheten.
Immer wieder überfielen ihn aufgehetzte Menschen, bei Tag oder in der Nacht.


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/9a/Tarring_and_Feathering_the_Prophet_by_C.C.A._Christensen.PNG
Joseph Smith geteert und gefedert.

Was ihn aus der Reihe verfolgter Religionsführer heraushebt sind seine Briefe, die er aus dem Gefängnis schrieb.
Er verbrachte die Zeit von Dezember 1838 bis April 1839 unter der Anschuldigung des Hochverrates im Gefängnis von Liberty, im US-Bundesstaat Missouri. Da die Klage nicht aufrecht gehalten werden konnte, ließen sie ihn und ein paar Getreue schließlich entkommen, um einen Freispruch zu vermeiden.
Zu dieser Zeit hatte Joseph Smith genügend Männer die zu ihm hielten. Er hätte sie zu Hassaktionen und zu seiner Befreiung aufrufen können. Statt dessen schrieb er, am 20 März in der Kälte des Tages, nach durchlittenem Winter, Großartiges:

 „...wenn wir auch nur im geringsten Maß von Unrecht irgendwelche Gewalt, Herrschaft oder
Nötigung auf die Seele der Menschenkinder ausüben – siehe dann ziehen
sich die Himmel zurück, der Geist des Herrn ist betrübt, und wenn er
weggenommen wird, dann ist es mit dem Priestertum oder der Vollmacht
des Betreffenden zu Ende... traurige Erfahrung hat uns gelehrt: fast jedermann neigt von Natur aus dazu, sogleich mit dem Ausüben ungerechter Herrschaft anzufangen, sobald er meint, ein wenig Vollmacht erlangt zu haben. Daher sind zwar viele berufen, aber wenige auserwählt. Kraft des Priestertums kann und soll keine Macht und kein Einfluss anders geltend gemacht werden als nur mit überzeugender Rede, mit Langmut, mit Milde und Sanftmut und mit ungeheuchelter Liebe... ”
(1)

Wirkungsvolleres wurde seit den Tagen der alten Apostel nicht geschrieben.  Diese Sätze bilden eins der bedeutendsten Programme.
Kirche Christi steht und fällt mit der Art wie sie mit Menschen umgeht.
Wer die Würde eines Menschen antastet, steht gegen Jesus Christus. Er ist ein Antichrist.
 
Fünf Jahre später hielten ihn die christuspredigenden Antis in ihren Händen, weil er sich selbst ausgeliefert hatte, wohl wissend, dass er diesmal nicht mit dem Leben davon kommt.

Nur wenige Tagenach seiner Inhaftiertierung stürmte ein Mob, dem vier Prediger angehörten, das kleine unbewachte Haus. Sie ermordeten ihn und seinen Bruder Hyrum, der sich stets an seiner Seite aufhielt.

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/8/8f/Interior_of_Carthage_Jail_by_C.C.A._Christensen_%28cropped%29.jpg
27. Juni 1844

Heldenmütig und außergewöhnlich waren beide, Joseph und Bruder Martin. Vor allem den jungen Luther lieben die Mormonen, nicht den alten gnatzigen, engstirnigen Judenhasser Luther, nicht den auf seinem Superkürzel "sola gratia" herumreitenden Mann, der nichts gelten ließ als seine eigenen Überzeugungen.

 Martin Luther 1533 Gemäldevon Cranach
Doch wie er damals dastand nach durchkämpfter und teilweise durchwachter Nacht, an jenem 17. Apriltag des Jahres 1521, vor den Fürsten Deutschlands unter Beobachtung hunderter Zeugen und vor dem lässig sitzenden, noch jungen, doch sehr besonnenen Kaiser Karl V. der kein Deutsch versteht, das bewegte Freund und Feind und es bewegt sie bis heute. Es ging schon, seitdem der Vatikan 1520 die päpstliche Bannbulle Exsurge Domine  gegen ihn geschmettert hatte, um Tod und Leben - und zwar nicht nur um das, des Dr. Martin Luther. 

Mehr als vierzig aus jedem Zusammenhang gerissene sowie teilweise verdrehte Sätze Luthers standen ohne Begründung und Widerlegung, auf der päpstlichen Anklageschrift.

Eben dies passierte Joseph Smith wiederholt. Seine Aussagen wurden und werden teilweise bis heute verfälscht oder in schiefen Zusammenhängen dargestellt.

 1521 Luther in Worms vor Kaiser, Fürsten und Bürgern

Der junge Kaiser Karl V. (1500-1558)
Er ist der Vater des späteren spanischen Königs Philipp II. der ein Reich beherrschte über dem die Sonne nie unterging, weil er weite Teile Amerikas als spanisches Eigentum betrachtete.
Bruder Martin solle seine Bücher und Ansichten widerrufen, denn diese rüttelten, nicht nur nach Kardinal Cajetanus Urteil, an jenen Pfosten auf denen die Macht des Papsttums ruhte. Mit dem Bekanntwerden seiner berühmten 95 Thesen, im Spätherbst 1517, die schon wenige Wochen nachdem er sie formuliert hatte in ganz Deutschland, sogar in Spanien und in Italien Aufsehen und fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatten, drohten dem Vatikan mehrere Gefahren zugleich.
Es waren Thesen, die die Welt erschütterten
   

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/4a/95Thesen2390.JPG
Die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg  an die Dr. Martin Luther nach der Überlieferung am 31. Okt. 1517 seine 95 Thesen geheftet hat oder haben soll

 Schlosskirche zu Wittenberg
Selbst Papst Leo X., der von  1513 bis Dezember 1521 amtierte, muss schockiert gewesen sein sobald er davon unterrichtet wurde. Zunächst allerdings ließ er Dr. Martin Luther gewähren, - bis nämlich im Dezember 1519 die Würfel gefallen waren. Bis gegen seinen Willen und gegen sein Bemühen ein Spanier, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches wurde. Leo hatte solange zähneknirschend und beherrscht zugesehen, weil Martin Luther unter dem Schutz des mächtigen  sächsischen Kurfürsten Friedrich dem Weisen stand und gedieh. Diesen Mann durfte er nicht sogleich vergrämen, mehr, Papst Leo X. war bis Ende 1519 unabdingbar auf diesen Kurfürsten angewiesen, um eben im Fall des zu erwartenden Ablebens des sterbenskranken Maximilian die Wahl eines Spaniers zu vermeiden und das konnte nur mit Unterstützung des sächsischen Kurfürsten gelingen.

(Papst Leo X. wünschte den König der Franzosen, Franz I. zum Herrn des Heiligen römischen Reiches zu erheben, denn er war mit ihm persönlich befreundet)

Leo wiegelte also deshalb zunächst ab, während die hitzigen Kleriker, nach Luthers Thesenverkündung, 1517, sofortiges Eingreifen verlangten:
                            
                                 "Bruder Martin ist ein kluger Kopf!"
Raphaels Portrait Papst Leo X.
Kaiser Maximilians spanischer Enkel Karl wurde Erbe der Habsburgischen Macht. Madrid sollte nun übermächtig und spanische Interessen vor die des Kirchenstaates setzen.

Wie recht Leo doch hatte. Es sollten nur wenige Jahre vergehen und in Rom werden die spanischen Truppen Karls V. vereint mit protestantischen Söldnern gegen Papst Clemens VII.  ziehen, um ihn wegen seiner Europapolitik zugunsten Frankreichs zu bestrafen. Eine disziplinlose Soldateska wird die Stadt plündern und Gottes- und Papstlästerungen aller Art begehen.
Dieses Ereignis ging unter der Bezeichnung "Sacco di Roma" in die Weltgeschichte ein.

Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise ( 1463-1525)von Dürer gemalt
Als Karl gekrönt wurde, verhängte Leo X. umgehend den Kirchenbann gegen Luther, der sich aber über den Papst noch ungestraft lustig machen konnte, statt zu Tode erschrocken zu Kreuz zu kriechen.
Er hielt noch stärkere Reden gegen Rom, gewiss, dass die meisten Professoren und die Studentenschaft der Universität Wittenberg, vor allem dass Christus hinter ihm stehen.
Einige Ängstliche zitterten.
Das konnte der glaubensstarke Luther nicht hinnehmen. Sechs Monate nach dem Erhalt der päpstlichen Bannbulle, verbrennt er das Papier in Anwesenheit und unter dem Jubel der akademischen Jugend vor den Toren der Stadt. 
Umgehend erfolgte seine Exkommunikation.
Nun ist er vogelfrei..., aber seit der Verbrennung des Jan Hus sind einhundert Jahre vergangen. Es ist ein neues Zeitalter angebrochen.

Nun wurde verlangt er solle sich vor dem Kaiser verteidigen und Rechenschaft ablegen. Nein! schmetterte er diejenigen ab, die ihn hindern wollten nach Worms zugehen. Es sei nicht seine Sache, sondern die des Christus. 

Bruder Martin soll gesagt haben: "Und wenn in Worms mehr Teufel sind als Ziegel auf den Dächern. Ich werde hingehen!"

Das macht Luther so liebenswert.

Vor dem Kaiser verlangte der päpstliche Nuntius, Hieronymus Aleander Luthers Kniefall und die Rücknahme seiner Behauptungen, sonst hätte er mit „Maßnahmen“ zu rechnen.
Aleander, ein berühmter Geschichtslehrer an der Sorbonne, nannte Luther frech einen "Hund", "Schurken" oder gar "Satan". Ihn wurmte zu erkennen, dass die Massen schützend vor und hinter dem Häretiker standen:
"wenn ihr Deutschen, die ihr das wenigste Geld an den Papst zahlt, das römische Joch abschüttelt, so werden wir dafür sorgen, dass ihr euch gegenseitig totschlagen und in eurem Blut waten sollt." (2)

War das der Fluch, der exakt einhundert Jahre danach, mit dem Ausbruch des 30jährigen Krieges, in Erfüllung gehen sollte?
Aleander war ein hochgelehrter Mann, aber eben von derben Manieren. Selbst die Menschen am Rand des Saales, vernahmen es sehr wohl, wie er unentwegt laut und unhöflich mit Luther umsprang. Das verschärfte die Stimmung.

Am zweiten Tag des Verhörs, am 18. April 1521, ist das Bischofshaus voller Menschen. Man schätzt, dass 5 000 Menschen insgesamt anwesend waren, viele drängten sich im Hof. 

Drinnen brennen Fackeln, denn es dunkelt bereits früh an diesem Nachmittag.
Luther soll, was er zuvor in lateinischer Sprache vortrug, auf Deutsch wiederholen. 
Er tut es brilliant.
Es gibt Berichte, dass Wormser Bürger in ihrem Zorn über Aleanders Wutausbrüche ihm in den Schummerstunden mehrere Abende auflauerten um ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verabreichen. 
Alle begriffen um was es in Wahrheit ging. Roms Allmacht stand auf dem Spiel, allerdings auch die unterschiedlichen Interessen jedermanns.

Dass das Papsttum und damit die gesamte Kirche sich vor allem durch ihre korrupte Priesterschaft und durch die Art ihres Laufes durch die Geschichte längst entschieden selbst in Frage gestellt hatte, war bereits vor Luther vielen bewusst.

Nun, etwa zehn Jahre nach seiner Pilger- und Arbeitsreise nach Rom, die Dr. Luther als extrem gläubiger Augustinermönch unternommen hatte, wussten die Menschen seines Wirkungsbereiches noch erheblich mehr.

Er war mit hohen Erwartungen den langen Weg gepilgert und wurde damals bitter enttäuscht. Er wollte das Gute sehen und musste höchstvorstellbare Verkommenheit zur Kenntnis nehmen.

Entsetzt sah Martin im Jahr 1510,  wie Geistliche und Nonnen miteinander umgingen. Er sah das Ausmaß der Prostitution und hörte die Lästerreden messelesender Priester.
“Heiliges Rom!” habe er ausgerufen, als erstmals die Türme der Stadt vor ihm auftauchten und nun, da er Abstand gewonnen konnte er nicht umhin das wahre Rom als den Sitz des Teufels zu bezeichnen: als “Sedis Diaboli”. (3)
Irgendwann entfuhr ihm in seinem Zorn eine Feststellung, die von Kardinal Bembo stammen soll:

“Die heilige Stadt sei ein stinkender Pfuhl, voll der allerbösesten Buben der ganzen Welt.”

In seinen Schriften widersprach Martin nach seiner Rückkehr der römischen Kirchenpraxis und -theorie massiv. Unbeschönigt tadelnd widersetzte er sich, als das Übel des käuflichen Sündenerlasses 1517 den Zenit erreicht hatte, vor allem der Geldgier der Herren des römischen Stuhls, die sich am zuvor eingepredigten Sündenbewusstsein selbst der Ärmsten bereicherten.
Martin hatte es in seiner 86. These mit deutlichen Worten auf den Punkt gebracht: 

„Der Papst möge die Basilika St. Peter aus seinen eigenen Mitteln bauen und nicht mit dem Geld der armen Gläubigen.“ 


Petersdom heute, Baubeginn 1506


Solche Erklärung an sich  war bereits aus Roms Sicht sträflicher Abfall von Gott, und dann kamen die nächsten Sätze, die wie Hammerschläge dröhnten, weshalb die Umstehenden, schon am ersten Tag der Anhörung zu Worms nicht verwundert waren, als die schwarz-weißgekleideten Dominikaner sowie andere Berater zischelnd vom Kaiser die Verbrennung des Erzketzers verlangten.

Karl V. verhielt sich jedoch zurückhaltend nachdenklich. Anders als viele seiner Vorgänger erwog er  geduldig was er  seitens dieses Rebellen per Dolmetscher vernahm.
Man konnte Ketzer verbieten und ausrotten, nicht jedoch ihre Ideen. Das hatten auch die Hussiten bewiesen.
Ihm war schon früher zu Ohren gekommen, dass Luther fast ausnahmslos Zustimmung gefunden hatte.
Andererseits stand er unter der eidlichen Verpflichtung den katholischen Glauben hochzuhalten und keine Spaltung zuzulassen.

Mormonen indessen fragen sich, warum gerade Luther, der hinreichend Freiraum vom treukatholischen Kaiser erhielt, um seine kontroverse Sache zu verteidigen, später der ungnädigste Richter gegenüber Juden und Andersdenkenden werden sollte.


Martin war sich bereits vor dem Reichstag zu Worms darüber im Klaren, dass ein kleiner Wink des mächtigsten Mannes der Welt genügte, um ihn zu vernichten. Es ist wahr, er ist in Augen jedes gläubigen Katholiken ein Ketzer! Keck hatte er in seinen Schriften behauptet, die Maximen des römischen Klerus seien Pfründe und Vormacht.
Er ist ein Ketzer mit dem stark begründeten Anspruch die Wahrheit auf seiner Seite zu verteidigen. Er ist ein sonderbarer Ketzer, einer der intensiv um Toleranz warb, um wenig später selbst unbeugsam intolerant zu reden und zu handeln. Bald wird er knapp und ungnädig sagen:  

„Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ (22)
Der Kaiser sah ein, was immer er entschied, dem Vatikan drohte eine Schmälerung, wenn nicht das Versiegen des Geldflusses aus dem Ablasshandel.
Er spürte die Stimmung der Ablehnung, die ihm umfing.

Mit einer riesigen Kreuzesfahne, militärisch geschützt, war Tetzel quer durch Deutschland bis in Luther Nähe gereist. Er kam bis Jüterbog. Nach Wittenberg wo Bruder Martin lehrte, durfte er nicht gehen, denn Kurfürst Friedrich der Weise hatte Tetzel untersagt Kursachsen zu betreten. Friedrich wollte nicht, dass sein Geld und das seiner Untertanen irgendwohin abwandert. Deshalb liefen die Wittenberger, abergläubisch, wie sie durch ihre Geistlichen erzogen worden waren, nach Jüterbog.

 Ablasshandel in Deutschland um 1517
Ablasshändler Johann Tetzel (1465-1519)

Schon seit 1510  

 "dräute der Tetzel, er wolle das rote Papstkreuz niederlegen und die Tür des Himmels zuschließen und die Sonne auslöschen, und es werde nie wieder dazu kommen, dass man um geringes Geld Vergebung und ewiges Leben erlangen könne." (5)
Bald nach Tetzels Auftauchen in Jüterbog, hatte Beichtvater Luther die Auswirkungen direkt wahrgenommen. Es waren ja nicht alle zum Tetzel gerannt. Die dageblieben waren suchten dennoch Vergebung und Freisprechung. Diesen gegenüber zeigte er sich nicht gewillt, alle Männer und Frauen von ihren Sünden zu absolvieren, solange sie nicht aufrichtig Umkehr geübt hatten.


Mit solcher Sinnänderung stellte er die Alte Ordnung grundsätzlich in Frage. Bis dahin verstand man Buße als Strafe, die mit barer Münze oder durch Kasteiung beglichen werden konnte.

"Schindluder" würde mit mit dem angeblichen Erwerb einer Freisprechung für Geld getrieben.

Luther war auch nur ein normaler Sterblicher, er durchlief einen Prozess. 1516 glaubte er noch gutwillig, dass der Papst Christi Stellvertreter auf Erden ist. Selbst im Jahr 1517 sagt er noch:


„Die freche Ablasspredigt macht, dass es auch gelehrten Männern schwer wird, des Papstes Ehre rein zu halten von Verleumdungen oder wenigstens vor scharfen Fragen der Gläubigen“ (6). 
Den Papst stellte man sich zugleich als Christi Stellvertreter und als Kaufmann vor. Er sammelte die guten Werke seiner Frommen ein, darunter die vielen Gebete die vor allem die Nonnen und die Bruderschaften, über das angenommene Maß des zur eigenen Erlösung Notwendigen, gesprochen hatten. Über dieses Plus konnte der heilige Vater verfügen, er konnte es verkaufen oder sogar als Gnade Christi verschenken. Supererogation nannte man das. Seit dem 13. Jahrhundert galt: 
Es ist tatsächlich ein ungeheurer Schatz an Verdiensten vorhanden, der sich aus den frommen Taten ... zusammensetzt, welche die Heiligen über das hinaus vollbracht hatten, was zu ihrer Seligkeit notwendig ist... dass den Treuhänder dieses kostbaren Schatzes den römischen Pontifex ermächtigt, denen die er für geeignet hält, einen Teil dieser unerschöpflichen Quelle des Verdienstes zuzuerkennen... so ausreichend, dass die Übeltäter von der für ihre Missetaten vorgesehen Strafe befreit werden.“ (7)
Die Statistiken ‚guter Werke’ wurden gewissenhaft geführt.

Dazu gehörte, vor allem in Spanien, das Zusammentragen von Holz und Brennstoffen für Ketzerverbrennungen. Das „Vaterunser“ - das zwar nur wenige Worte umfasst - wurde in manchen Klöstern rund um die Uhr gebetet: Sieben Millionen Ave Maria hatte „die Bruderschaft der 11 000 Jungfrauen auf Vorrat gebetet, dazu 200 000 Rosenkränze und 200000 TeDeum laudamus, sowie 3500 ganze Psalter“ (8)

Da ist der Fall des Mordes des Statthalters der Lombardei, Azzo Visconti an seinem Oheim Marcus im 14. Jahrhundert.


 Papst Johannes XXII. nahm von diesem Mörder Geld und erklärte, Gott gedenke seiner Sünden nicht mehr. Visconti sei nun mit dem Reich Gottes ausgesöhnt. (9)

Dass Geld, auch schmutziges, jedes Tor im Reich Gottes öffnen könne, wollte Luther weder verstehen, noch durfte er es unwidersprochen hinnehmen, denn er war ein Mann des wachen Gewissens.
Unzutreffend ist, was später aus katholischen Kreisen verlautete, beim Ablass handle es sich eigentlich um einen Freikauf von jenen Strafen, die durch die Kirche gemäß Bußkatalog verhängt würden, denn selbst Tetzel predigte bekanntlich:


"Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt."
Genau so war es gemeint, und so wurde es verstanden, dass es eben nicht nur eine Freisprechung von irdischerseits zu ertragenden Bußstrafen war, sondern eine Freisprechung vor Gott. 
Luther aber pochte auf vorausgehende Reue. 
Diese einleuchtende Denkweise drückte er in seiner 1. These noch 1517 als unabdingbar aus:


„So unser Herr und Meister Jesus Christus spricht: Tut Buße, will er, dass das Leben der Gläubigen eine stete und unaufhörliche Buße sei.“


In Bruder Martins Kopf und Herz stand an dieser Stelle das griechische Wort: metanoia, und das meinte innere Umkehr.


Recht hat er, sagen die Mormonen, denn es geht dem allmächtigen Gott, dessen buchstäbliche Geistkinder wir sind, um unser geistiges Wachstum. Er will uns entfalten. Das kann nur geschehen, wenn wir das Gute, das in uns ist, stärken.

Später verdrängte Luther diesen Aspekt mehr und mehr, (aus Gründen seiner Logik sich stärker von katholischer Lehre abzusetzen) bis es (aus der Sicht eines Mormonen) zur völlig inakzeptablen Reduzierung eines Prozesses kam der jedoch auch aus pädagogischer Sicht unverzichtbar ist: Menschen müssen sich der ihnen innewohnenden Kraft bedienen und aus freiem Willen Gutes tun. Sie haben sich selbst zu disziplinieren oder die ganze Welt geht buchstäblich zum Teufel.

Mit seinen Bedenken geriet Bruder Martin auf einen Weg, der seiner Sache sehr schaden sollte. Er betonte, dass die Sünde (was immer das sein mochte) durch und aus Gnade vergeben wird. Das Zutun des Übertreters tendierte nach seinen Worten (wie Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT es verstehen) gegen Null: 
             Der Mensch könne nichts zu seiner Erlösung beitragen.

Das ist nicht wahr!, bekräftigt das Buch Mormon immer wieder, es betont aber andererseits die Unentbehrlichkeit von Gottes Gnade und Barmherzigkeit.

Obwohl Missverständnisse, wegen der Schriftenfülle die es "mormonischerseits" gibt, eigentlich ausgeschlossen sind, versuchten einige der damit befassten evangelischen und evangelikalen Theologen dennoch, die Sache so darzustellen, Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten würden meinen, sie könnten sich selbst erlösen:

Im Buch Mormon heißt es:


"Die Menschen sind genügend unterwiesen, um Gut von Böse zu unterscheiden. Und den Menschen ist das Gesetz gegeben, und durch das Gesetz ist kein Fleisch gerechtfertigt, oder: durch das Gesetz sind die Menschen (vor Gott) ausgetilgt... und durch das geistige Gesetz gehen sie auch zugrunde inbezug auf das was gut ist, und werden elend auf immerdar.
Darum kommt die Erlösung im heiligen Messias und durch ihn, denn er ist voller Gnade und Wahrheit. Siehe er bringt sich selbst als Opfer für Sünde dar, um dem Zweck des Gesetzes Genüge zu leisten für alle die ein reuiges Herz und einen zerknirschten Geist haben, und für niemanden sonst kann dem Zweck des  Gesetzes Genüge geleistet werden.
Wie wichtig ist es daher, dass den Bewohnern der Erde all dies verkündet wird, damit sie erkennen, dass kein Fleisch in der Gegenwart Gottes wohnen kann, außer durch das Verdienst und die Barmherzigkeit und die Gnade des heiligen Messias... (im Folgenden wird erklärt dass und warum wir in einer Welt der Gegensätze leben und dass Glückseligkeit nur empfunden werden kann, wenn andererseits auch das Elend Wirklichkeit sein kann)
"... Darum hat der Herr Gott es dem Menschen gewährt, selbständig zu handeln. Der Mensch könnte aber sein Handeln nicht selbst bestimmen wenn er nicht von dem einen oder dem anderen angezogen würde." (10)

 Vers 26 lässt keinen Zweifel aufkommen:

"... die Menschen sind gemäß dem Fleische frei, und ihnen ist alles gegeben, was für den Menschen ratsam ist. Und es ist ihnen gewährt, sich durch den großen Vermittler aller Menschen Freiheit und ewiges Leben zu wählen - oder aber Gefangenschaft und Tod gemäß der Gefangenschaft und Macht des Teufels, denn er trachtet danach, dass alle Menschen so elend seien wie er ist."

Der Mensch ist frei, sich zu entscheiden. In der Versuchung hat er Christus zu gehorchen und der Lockung zu widerstehen. Das wir vernunftgemäß handeln, erwarte Gott von jedem. Allerdings kann der Mensch im Sinne der Gebote nur deshalb handeln, weil ihm zuvor das "Licht Christi gegeben wurde" (BMormon)

An dieser Stelle berühren sich Luther- und Mormonentum harmonisch. Das haben sie gemeinsam.

Allerdings anders als die Mormonen hielt Luther vom "freien Willen des Menschen" nicht viel: 

„der freie Wille ist ein eitler Name, er taugt zu nichts, als zum Bösen…“ … „der Mensch bleibt auch im Stande der Gnade in Gottes Augen untüchtig…“ 

Da ist der Hauptunterschied.

“ Der Mensch wird wie ein Lasttier, entweder von Gott oder vom Teufel geritten.“
 

Mitglieder der Kirche Jseu Christi der HLT fragen sich natürlich, wer Luther da wohl geritten hat als er gegen die Juden hetzte… Gelegentlich hören wir sogar sonst scharfsinnige Zeitgenossen sagen, wir müssten wieder zurück zu Luther. Aber es ist mehr als fraglich, ob sie wissen was sie begehren.

Ja, es ist wahr, Luther hat die große Wende zum Besseren eingeleitet. Dieses Verdienst, auf dem Reichstag zu Worms nicht versagt zu haben, wird ewig leuchten.

Doch wer hat Luther danach wohl geritten hatte, als er den Fürsten während des Bauernkrieges riet: die aufständischen Bauern ohne Gnade niederzuschlagen: „Steche, schlage, würge hier, wer kann…“

Mormonen glauben, dass wir weder dem Teufel noch Gott in die Schuhe schieben können, wofür wir verantwortlich sind.

Mit Charles de Montesquieu stimmen sie völlig überein:

„Als Gott den Menschen mit Vernunft begabte, beabsichtigte er nicht für ihre Handlungen einzustehen.“ 
 


Verbindliche Lehre meiner Kirche ist: „Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus
freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken; denn es ist in ihrer
Macht, selbständig zu handeln
und, wenn die Menschen Gutes tun, werden
sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen..“
(11) 


Glück oder Seligkeit sind die bewusst wahrgenommenen Ergebnisse unserer Leistung, gemäß den Weisungen Christi in freier Entscheidung gehandelt zu haben.
Das entspricht wiederum der Theologie der Alten Kirche, wie Origenes belegt:
„Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene
Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die
Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen
und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“
(12)

Luther kommt im Zusammenhang mit seiner Kritik an der angenommenen Tatsächlichkeit eines freien Willens, aber aus Gründen seines Schriftverständnisses  zu seiner von Origenes abweichenden Gnadenlehre.
Lapidar gesagt: Luther steht, nach "mormonischem" Verstehen zu sehr in der Tradition des Paulus, besser gesagt, er liest Paulus gegen Jakobus.

Natürlich kann jeder Luthers Sorgen nachvollziehen. Luther wollte das Sündenvergebungsmonopol der absolut verkommenen katholischen Kirche brechen.
Bereits mit  Bischof Callixt I. (angeblich 218 schon Papst) entwickelt sich die Idee der Volkskirche, contra Bischof Hippolyt. Dieser stand zur Tradition: Kirche Christi ist immer die der Erwählten - einer Elite -. 
Diese Auseinandersetzung und das Ringen um die "richtige" Linie der Kirche, setzte sich eine Generation später, mit Novatian und Cornelius fort.   

       „Der gelehrte Presbyter Novatian vertrat... die traditionelle Auffassung,
               dass die Kirche keine Macht habe, des Mordes, des 
Ehebruchs und des Abfalls Schuldigen die Vergebung zu gewähren, sondern dass sie nur Gott
um Erbarmen und im Gericht bitten können. Der weniger strenge
Cornelius vertrat die Auffassung, dass der Bischof auch Todsünden
vergeben könne. Diese Spaltung von 251 (ist ein) Zusammenstoß zwischen
der ursprünglichen Auffassung von der Kirche als einer Gemeinschaft von
Heiligen... und der jetzt aufkommenden Anschauung (die Kallixt) vertreten
hatte, das sie ein Erziehungsanstalt für die Sünder sein soll.“ (13)

Einesteils muss gefolgert werden, dass die Kirche ihrer vom Stifter, Jesus, zugewiesene Rolle als Erzieherin nicht gerecht wird, wenn sie die Übertreter in Bausch und Bogen "gleich" behandelt, anderenteils kann das sensible Thema nur von solchen Geistlichen annähernd ‚richtig’ gehändelt werden, wenn sie selbst im Halten der Gottesgebote standhaft sind, sowie jeden Fall als einmalig betrachten.
Die Geschichte kennt Fälle von Klerikern die sich an Unmündigen sexuell oder als Gewalttätern vergangen hatten und die von ihren Bischöfen losgesprochen, manchmal nur in andere Orte versetzt wurden wo sie im alten Stil fortfuhren. 

Novatian stieß überall auf Widerstand. Seine Getreuen konnten sich in Rom nicht lange halten. Um 420 wurden die sogenannten ‚Novatianer’ in Ägypten durch Maßnahmen des Cyrill von Alexandria ihrer Versammlungshäuser beraubt. 

Mormonen und Novatianer exkommunizierten Ehebrecher (erstere im Wiederholungsfall. Die Amtsenthebung erfolgt allerdings sofort). Das Luthertum tut es nicht. 
In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, gibt es weitere klar definierte Ausschlusskriterien, doch eine 2. Taufe ist möglich. Ein Kirchenausschluß ist bei den ‚Mormonen’ (von Extremfällen abgesehen) zugleich die Einladung zur 2. Taufe. Mir persönlich ist der an sich unglaubliche und wahrscheinlich einzige Fall einer 3. Taufe bekannt, die nach mehr als zehn Jahren Bewährung erfolgte. 

Mit Novatian lehrte ein weiterer, sogenannter Gegenpapst ‚mormonisch’!
Diejenigen, die Christen wie Noviatian bekämpften, tragen teilweise große Namen, wie Ambrosius und Cyrill (der Urvater der koptischen Kirche).
Damit zeigten sie nur, dass sie kühn und ‚erfolgreich’ in machtpolitischen Kategorien dachten, dass sie zwar ‚Jesus’, Jesus’ sagten, und doch nicht wie Jesus glaubten und lehrten. Sie schufen sich eben ihre eigenen Institutionen und Lehren, die sie eifersüchtig aufeinander „Kirchen“ nannten, Ambrosius von Mailand (339-397) meinte er er wüßte es besser als alle anderen. Er,

                 „widerlegte die Häresie der Novatianer die dem
      Herrn allein die Gewalt der Sündennachlassung (Sündenvergebung)
                            vorbehalten wissen wollten...
                      alle müssen nach katholischer Glaubenslehre
                                    festhalten: Wer immer dem Priester 
                            ordnungsgemäß seine Sünden bekennt,
                dem werden sie kraft der Schlüsselgewalt der Kirche vollzählig
              nachgelassen und vergeben. Diese Gewalt ist auf keine 
                                         bestimmten Sünden und Zeiten 
                                                beschränkt. 
                            Es kann keine noch so verruchte Schandtat
                                      begangen oder gedacht werden, 
                          welche die heilige Kirche nicht nachlassen könnte.“ (14)

Diese wenigen Sätze in ihrer Ungeheuerlichkeit muss man wieder und wieder unter die Lupe nehmen. Sie öffneten dem Scheinchristentum und damit den Schrecken des Mittelalters eine breite Tür.
Das Buch Mormon spricht ausdrücklich dagegen:

"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, 
außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebots hält." (15)
 
Hier scheiden sich die Geister.
 
Hier zeigt sich der breite Grund für die Ablehnung des sogenannten Mormonismus durch die gesamte Berufsgeistlichkeit, weil das Berufspriestertum, vor dem Jesus mit dem Gleichnis vom Mietling warnt, die Idee einschließt, ein in Sünde lebender Priester muss dennoch weiter beschäftigt werden (was soll er sonst tun?).
 
Ein Priester kann leichter als andere seine Ehre verlieren. Er gewinnt sie jedoch nicht dadurch wieder, dass er versetzt wird, oder indem er einen Ablass (Sündenvergebung) durch das Bekennen von Schuld oder gar mit Geld erkauft.
So schief kann nur denken, wer annimmt Gott wäre bestechlich.
Sofortige Exkommunikation ist die einzige Antwort auf z.B. sexuellen Missbrauch... , denn hier liegt Bündnisbruch vor.

Allerdings kann man umkehren, auch der Priester, der übertreten hat, indem er in echter Reue jahrelang beweist, dass er unter keinen Umständen rückfällig werden will.

In der Zwischenzeit darf er nicht amtieren, und zwar an keinem Platz in der Kirche. 
Dann kann er erneut in die Kirche Christi aufgenommen werden und es erneut versuchen
Nach einer 2. Exkommunikation gibt es keine Chance mehr, erneut auf die Menschheit losgelassen zu werden.

Ambrosius von Mailand hat hier nicht einfach geirrt, sondern er ist dem in den Arm gefallen, dem die Kirche gehört.

Paulus betont es:
                              "Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte!"
 
Aus Ambrosius entweder missverstandenen oder bewusst gewagten Behauptung entstand eine Denkweise, die heute wahrscheinlich kein Mensch mehr unterschreiben würde. 


Selbst Presseberichte unserer Tage und aus aller Welt, widerlegen Ambrosius der wegen Anstiftung zum Völkermord ohnehin angeklagt ist. Immerhin hat er als Kaiserberater, Gratian (359-383) in den Krieg gegen die um römischen Schutz bettelnden arianischen Goten getrieben, womit er zugleich die theoretische Grundlage für die Ausrottung der Arianer im 6. Jahrhhundert durch Justinians Armeen schuf.

Ambrosius hat mit zu verantworten was seit seiner Zeit bis an heutigen  Beichtstühlen weltweit geschieht.
2012 wehrte sich die Melbourner Polizei gegen katholische Praktiken die entschieden die Aufklärungsarbeit ihrer Mitarbeiter behindert.

<p></p>
The Age: 11.Oct 2012: Kritik der Melbourner Polizei an den von Ambrosius gelehrten Praktiken der Sündenvergebung.

Die oben erwähnten Ambrosius-Zeilen wurden tatsächlich als Freibrief für Christen vom Typ Epiphanius (um 390) oder eines Cyrill von Alexandria (um 432) verstanden, die bekanntlich rücksichtslos im Kampf um die eigene Macht agierten. 
Wer diesen Teil der Kirchengeschichte einigermaßen kennt, weiß, wie gehässig Cyrill von Alexandria mit denen umging, die seine teilweise absurden Ansichten nicht teilte wie Nestorius Metropolit zu Byzanz, oder Hypatia die berühmte heidnische Philosophin zu Alexandria, die infolge Cyrills Kesseltreiben ihr Leben verloren.
Es war absurd, dass er vehement! darauf bestand, dass Maria die Gottesgebärerin (Gottesmutter, Theotókos) war und eben nicht nur die Christusgebärerin (Christotokos), weil Erzbischof Nestorius dem widersprach (und weil er nach Dr. Fendt, kath.Historiker, Pulcheria entzaubert hat) musste dieser Mann sterben
Cyrills Rücksichtslosigkeit war, aus urchristlicher Sicht, unverzeihliche Sünde wider den Geist, doch er fühlte sich gut. Sein Gewissen geriet nicht in Aufruhr, wegen seiner Judenhetze, noch wegen der Verfolgungen die er über Novatianer und andere urchristliche Gruppen brachte.
Die damalige und die heutige katholische Kirche lobte ihn. (16)
Vom Geld der Hellenen konnte er sich aus staatlichem Gewahrsam zu Byzanz freikaufen.  Weil er gegen seine Mitchristen unfair argumentiert hatte, musste er auf die von seinem Onkel  Theophilus von Alexandria  durch Raub erworbenen Schätze des Serapistempels, in Millionenhöhe, zurückgreifen um genügend Hofbeamte zu bestechen mit dem Ziel freizukommen.
Origenes lässt uns wissen, wie man in der Alten Kirche darüber dachte: 


Sünde wider den Geist ist eine schwere Sünde, die wiedergutgemacht werden muss, also nicht aus Gnade Vergebung finden kann."  (17)
 
" Es ist - nach Origenes - die Sünde gegen den Nächsten, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich angetan wird), ... ist Sünde wider den Geist. Solche Sünde muss in einem nächsten Leben -
oder möglicherweise bereits im derzeitigen - durch ein entsprechendes Schicksal oder Leid gesühnt werden.“(18)

 Buße ist für diejenigen die unter "Schuldigsprechung und unter dem Fluch eines gebrochenen Gesetzes stehen" lehrt das Buch Mormon (19)

Leid ist immer Teil der Buße  für Sünde, wobei die schlimmste Sünde

"die Sünde gegen den Nächsten ist, welche diesen in seinen von Gott in seinen von Gott verliehenen Rechten verletzt. Alles, was dem Nächsten ... (vorsätzlich) angetan wird."

Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT lesen in  allen ihren Zusatzschriften sinngemäß dasselbe:

"Denn siehe ich Gott, habe das für alle gelitten, damit sie nicht leiden müssen, sofern sie umkehren, aber wenn sie nicht umkehren wollen, müssen sie leiden wie ich, und dieses Leiden ließ selbst mich erzittern..." (20)

Die Frage lautet nicht, warum Origenes Verständnis  verdrängt wurde, denn die Antwort liegt auf der Hand, nämlich weil dem Kirchenpolitiker Ambrosius der Zuwachs an (Kirchen-) Macht wichtiger war, sondern hier ist zu fragen warum Männern wie ihm (und die sind in der Mehrzahl,) nicht das Gewissen schlug, nachdem sie Jesu Machtverzicht durch ihr Tun verhöhnten.

Der größte Gesetzgeber konnte denen deren Menschenrechte mit Füßen getreten worden waren, nicht sagen: "Selig seid ihr die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie sollen satt werden", wenn er doch zugleich allein durch Gnade selig machen will. 

Die Gerechtigkeit lässt sich nicht durch pure Gnade abspeisen.

 Es geht nicht um Rache, aber der Verletzte hofft, dass es seinem Täter irgendwann "leid tut".

"Leidsein" meint  angemessen leiden.
 Endlos wäre in keinem Fall "angemessen".  
    
   "Du kommst nicht heraus, bis du den letzten Pfennig bezahlt hast," 
gilt allerdings nur für den der im Leid seine Hoffnung nicht auf Christus setzt.

Alma sagt:  

"Die Barmherzigkeit erhebt Anspruch auf auf die Bußfertigen, und die Barmherzigkeit wird wegen der Sühne (Christi) zuteil... (aber siehe) die Gerechtigkeit macht (ebenfalls) alle ihre Forderungen geltend und die Barmherzigkeit beansprucht auch alles, was ihr zukommt. Und so wird niemand selig, als alleine der wahrhaft Bußferige!" (21)                                          

Nirgendwo in der Rechtsprechung würde sich jemand  dem ernsthaft widersetzen. Der Grundsatz lautet dort wie hier:
                           
                                 "Ohne Reue keine Gnade!"

Quellen: 

1.) Lehre und Bündnisse 121: 37-41
2.) Tim Klein, "Luther" Wichem Verlag Berlin
3.)  H. Schneider “ Studien zur Wissenschafts – und Religionsgeschichte, 2011
4.)   Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175
5.)  Digitale Schulbuch-Bibliothek
6.)  82. These
7.)  James Talmage, „Jesus der Christus“ zitiert Mosheim, Geschichte der Kirche, XII. Jahrhundert II. 3:4
8.)   Gustav Freytag Deutsche Bilder 2, Leipzig, 1927, S. 337
9.) Schlosser, Weltgeschichte Bd VI. S. 390-391 
10.) Buch Mormon, 2. Nephi 2: 5-16
11.) Lehre und Bündnisse 58: 27-28 
12.)  Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-1702
13.) Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt“, S.134 
14.) Gerhard J. Bellinger „Der Catechismus Romanus und die Reformation“ Georg Ohm Verlag, Paderborn, 1970, S.159
15.)  Buch Mosia 13: 14
16.) Papst Benedikt XVI. Generalaudienz vom 03.10.07 :Bei der Fortsetzung unseres Weges auf den Spuren der Kirchenväter begegnen wir auch heute wieder einer großen Gestalt: dem heiligen Cyrill von Alexandrien…
Dank umsichtiger Bündnisse ist es dem Bischof von Alexandrien bald gelungen, dass Nestorius wiederholt verurteilt worden ist..."
17.) Arbeitskreis Origenes 
18.) ebenda
19.) Moroni 8: 24
20.) Lehre und Bündnisse 19: 16-17, BMormon 2. Nephi 9: 21: "Er kommt in die Welt, auf dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen, denn siehe er nimmt die Leiden aller Menschen auf sich..."
21.) Buch Mormon Alma 42







Samstag, 11. Januar 2014

Unter die Lupe genommen



Die Zeit für Pauschalurteile ist vorbei, wie die Zeit für das Großkirchentum alten Stiles.
http://www.salzburg.com/wiki/images/7/76/Die_Kanzel_von_St._Leonhard.jpg
Die Kanzel in der  Wallfahrtskirche St. Leonhardt bei Tamsweg

Im Zeitalter des Internets, kann sich jeder - der dazu entschlossen ist - sein eigenes auf erkennbare Tatsachen beruhendes Urteil bilden. Jeder vermag zu erkennen, welche Berechtigung jener Satz hat, den Joseph Smith aus dem Mund Gottes gehört haben will:


"er solle sich keiner Kirche anschließen, denn sie seien alle im Irrtum ... ihre sämtlichen Glaubensbekenntnisse (Glaubensansichten) seien verderbt."

Man muss sich vergewärtigen das damals, 1820, noch unbesehen auch die Torheiten - unter durchaus akzeptablen Formulierungen - geglaubt wurden, weil sie von den Kanzeln herab kamen.

Bis in die Gegenwart werden Mörder wie Konstantin, Papst Damasus, Metropolit Cyrill von Alexandria an den ihnen gewidmeten christlichen Gedenktagen geehrt. 
- Kaiser Konstantins Gedenktag ist kath., evangel. und orthodox jeweils der 21. Mai
- "Papst" Damasus kath. 11. Dezember, orthodox 13. November
- Cyrill von Alexandria kath. 27. Juni, anglikanisch 9. Februar, orthodox 9.Juni

Damit muss Schluss gemacht werden, oder wir gestehen den Neonazis zu, wenigstens Rudolf Hess zu ehren, der 1941 in anscheinend friedenstiftender Absicht nach England ging.

Fast ganz Europa fiele in Ohnmacht, wenn Männern wie Hess und Alfred Rosenberg vergleichbare Ehrungen zuteil würden.
Empörung wäre die mindeste Reaktion.

Schauen wir uns einen anderen Altar an, von dem herab bis in die jüngste Vergangenheit und an besonderen Festtagen noch immer gepredigt wird.


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/9/93/Bundesarchiv_Bild_183-51879-0005%2C_Freiberg%2C_Dom_Unserer_Lieben_Frauen%2C_Kanzel.jpg
(Die hintere ist die) Tulpenkanzel Freiberger Dom

Vier Kirchenväter erscheinen auf der Tulpenkanzel des Freiberger Doms, die zweifelslos ein wertvolles Kulturdenkmal ist, das sehr wohl in einem Museum aber aus schwerwiegenden Gründen nicht in einer Kirche des 21. Jahrhunderts stehen dürfte. 

Zwei dieser Persönlichkeiten, nämlich Ambrosius von Mailand (337-397) und Bischof Augustinus von Hippo (354-430) stehen unter der Anklage der Volksverhetzung. Wesentliche Behauptungen und Parolen dieser beiden Männer stehen in ihrer Auswirkung, denen führender Nationalsozialisten kaum nach.

Jeder Kritiker kann den Unfug nachlesen den Augustinus verbreitete:


„Nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der
durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) sei zur Seligkeit
vorausbestimmt. Die anderen seien eine ‚Masse der Verdammnis’..."
Prof. Hans Küng kommentiert:
" diese Lehre stellt den Gegenpol dar zu der Lehre des Origenes von einer am
Ende zu erhoffenden Allversöhnung. Sie wird in der abendländischen
Christenheit ebenfalls eine unheimliche Wirkung erzielen und unendlich
viel Heilsangst und Dämonenfurcht verbreiten bis hin zu den Reformatoren
Luther und besonders Calvin, der diese Lehre rücksichtslos zu Ende
denken wird.“ (1)

Das Zentrum für Augustinusforschung zu Würzburg bekennt, dass  


"das von Augustinus als erstem, doch nicht häufig verwendete Zitat (Compelle intrare - Zwingt sie! Nötigt die Donatisten zu Kreuz zu kriechen - )
für die Ketzerbekämpfung in Mittelalter und Neuzeit verheerende Wirkung hatte ."

Natürlich distanzierte sich die katholische Kirche von allen Auswüchsen ihrer Heiligen - aber eben zu spät! Das macht die Opfer nicht wieder lebendig.


"Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben!"

Fragt und lest, welcher Mittel sich der Heilige Ambrosius bediente um die arianisch gesinnten Goten um 374 zu vernichten. Heute weiß jeder an alter Geschichte Interessierter, dass dieser Mann es gewagt hat die schutzsuchenden gotischen Arianer, die nichts anderes glaubten als Ambrosius selbst, - außer das sie für wahr hielten was vor acht Jahren Papst Benedikt XVI. öffentlich verkündete - : Gott hat ein Angesicht! (2)

Früher vermochte ein beliebiger Dummkopf Parolen in die Welt zu setzen und in etwa beteuern: "Die Juden sind unser Unglück!" und Millionen ließen zu, was danach geschah, weil sie in Fastunwissenheit in die ungewisse Zukunft marschierten.

Oder ein anderer "Weltverbesserer" beschwor die Welt mit den Worten: "Proletarier aller Welt vereinigt euch!" während das grausame Zwischenergebnis der ersehnten Revolution aus der Perspektive der im Archipel Gulak festsitzenden Unschuldigen millionenfach wahrgenommen wurde.
Ich las hunderte Berichte von Augenzeugen, die zwischen 1917 und 1953, alleine in der Sowjetunion miterleben mussten, dass "Befreite" zu selbsternannten Diktatoren wurden, die ohne zu zögern ihre Mitmenschen, bis zu eben der Minute ihrer Entmachtung, schikanierten und ganze Völkerschaften  im "Namen des Volkes" erledigten oder viele vom allgemeinen Hass Betroffene erschossen. 
Dafür gibt es keine Rechtfertigung.
Wenn Machtidioten noch so gut klingende Versprechen abgaben, so sind ihre Anhänger doch nicht frei von Schuld. 
Selbst der große Schiller irrte, wenn er sagte:

                               "Vor dem Sklaven, wenn er die Kette bricht,  

                          vor dem freien Menschen erzittert nicht!"

Es sei denn, wir sind entschlossen in frei gewählter Selbstdisziplin unseren Mitmenschen zu ihrem Recht zu verhelfen, sind wir allesamt zitternerregenden Bestien ähnlich, die bedenkenlos zuschnappen möchten, wenn ein Bissen in Reichweite kommt.  
Religionen und Weltanschauungen stehen hier in der Pflicht uns zu sinnvollem, frieden- und rechtstiftenden Verzicht zu motivieren. Wenn sie das nicht leisten, haben wir ihnen die kalte Schulter zu zeigen, umso mehr als sie auf Gott verweisen, in dessen Sinn sie angeblich reden und handeln.
Glaubt nicht den Predigern weil sie Prediger sind. Haben sie nichts besseres vorzuweisen als das, dann misstraut ihnen.
Es gibt keinen Bestandsschutz für morsche, von Termiten zerfressene Lehrgebäude.

 Ich las zehn Jahre lang, nahezu täglich, "Informationen" über meine Religion, die überwiegend kaum törichter, verlogener und gefährlicher sein konnten.
Etwa vierzig Jahre meines Lebens habe ich auf den Tag einer ehrlichen Darstellung meiner Kirche durch großkirchliche Autoritäten gehofft.
Aber von vier mir bekannten Ausnahmen abgesehen,   - nämlich die Professoren Thiede, Benz, Obst, Raisänen - flossen aus den Federn der professionellen Wahrheitsverkünder überwiegend faustdicke Lügen.
Prof. Buske, Greifwald verkündete in einer Landesversammlung der CDU in Neubrandenburg, etwa 1994: "das fehlte noch, das wir uns mit mormonischer Theologie befassen."

Es herrscht die vor allem von Predigern aller Kategorien gebildete Meinung vor, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sei eine zumindest in Deutschland allzu unbedeutende Sekte, dass sie überhaupt ihre Aufmerksamkeit verdiene. Aber die Frage, ob die Träger der Großkirchen nicht eigentlich Träger eines hochsektiererischen Konstantinismus sind, wird zu selten gestellt.

Bedenke: das, was wir nach Nicäa, 325, an "Kirche" erlebten, war nicht Geschichte des Christentums, sondern die mit Blut und Tränen geschriebene "Geschichte der Konstantinkirche" mit Fortsetzungen in vielen Varianten. Die ersten Christen lebten für und mit der ihnen von Christus geschenkten Freiheit.
Diese Freiheit raubte ihnen "die Staatskirche" und Rom gab erst in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts ihr angemaßtes Recht auf, zu bestimmen was man zu glauben hat.

Erst mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965, 1640 Jahre nach dem verhängnisvollen nicänischen Konzil, fast 1600 Jahre nach Inkraftsetzung von "Cunctos populos", - dem Gesetz zum Glaubenszwang - erklärte sich Rom bereit auf alle Praktiken religiösen Zwangs zu verzichten, dass


"ab jetzt niemand mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist."  (3)

Sehr zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits

           "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
Mit jeder von ihnen verbreiteten Desinformation stellten und stellen sich die Auftraggeber der "Sektenbeauftragten" zunehmend selbst in Frage. 

               "Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er zerbricht!"

Fast der gesamte Theologenstand nährt weiterhin den dringenden Verdacht, Joseph Smith sei ein falscher Prophet, wenn nicht ein Großbetrüger gewesen.
Alle dürfen annehmen, dürfen ablehnen und die Gründe ihrer Ablehnung darlegen, aber das Unbewiesene als Wahrheit auszugeben ist niemandem erlaubt.
Joseph Smith 1805-1844

Ich darf fragen, wie es sein kann, dass ein verlogener Mann eine Gefolgschaft der Ehrlichen hinter sich bringen konnte. Ich darf laut nachdenken, ob das nicht  ein Rätsel wäre, denn das alte deutsche Sprichwort:
                              "Gleich zu gleich gesellt sich gern!"
hat sich offensichtlich seit eh und je bewahrheitet.
Tatsache ist, dass gezielte Lügen und in Umlauf gebrachte Zerrbilder weltweit  eine Fülle von Fehlurteilen in Sachen Religion der Mormonen verursachten. 
 
Dass "Mormonismus" vernünftig und wahrhaft daherkommt, wird oft unter Angabe fadenscheiniger Argumente in Abrede gestellt.
Es ist wahr, Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sehen im Gesamtchristentum so etwas wie die zerfaserten Schatten einer einst leuchtenden Urkirche.
Für Mormonen macht es keinen Sinn an einen Gott zu glauben, den man sich nicht vorstellen kann. Dass drei gleich eins sein soll, halten sie für ebenso unvernünftig, wie das Festhalten an einem Berufspriestertum, oder wie die seitens Katholiken vertretene Auffassung, während der Messe verwandele sich die Hostie in buchstäbliches Fleisch Jesu.
 
Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verhöhnen andere Formen und Vorstellungen von Religionsausübung nicht. 
Das verbietet ihnen sowohl ihr Gewissen, wie ihre Religion.
Dennoch empfinden „Mormonen“ zum Beispiel eine Fronleichnamsprozession oder eine Babybesprengung als „feierliches Gespött“. Gemäß ihrem Glauben ist die höchste Form des Gottesdienstes der Dienst am Mitmenschen.




Prozessionen wie diese, am Fronleichnamstag, in Meckenbeuren, 2007, gibt es in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht. Aber es ist ihren Mitglieder strikt untersagt, das was anderen Menschen heilig ist zu verspotten.


Mitglieder der Kirche Jesu Christi, dieser eigentlich uralten, nur restorierten Kirche sind überzeugt, dass Gott der Menschheit, durch wahrscheinlich mehrere Uroffenbarungen, eine "vernunftgemäße Theologie" (Widtsoe) gab, - deren Überreste sich in allen alten Religionen wiederfinden, insbesondere in den ägyptischen und jüdischen Aufzeichnungen.
In allen großen Religionen geht es um „Erlösung“. Das ist auf das teilweise unterdrückte und in Vergessenheit geratene Wissen zurückzuführen, die Erde sei nicht unsere Heimat.
Im persischen Perlenlied kommt es stark zum Ausdruck, dass wir aus dem ewigen, himmlischen Vaterhaus fortgeschickt wurden, um in dem Meer, das vom schnaubenden Drachen bewacht wird, die köstliche Perle (die Wahrheit und Freiheit in Christus) durch eigenes Bemühen zu finden. (4) Eben dieses Suchen und Ringen um die Wahrheit haben wir zugunsten unserer Erlösung zu leisten. 

Die Vorstellungen bedeutender alter Völker wie der alten Ägypter, von Erlösung und Seelenwägung, stimmen im wesentlichen mit dem überein wovon die alten Christen überzeugt waren, und was die  Mormonen glauben.

  

Engel des Weltgerichts: Engel mit Seelenwaage und Posaune )Wallfahrtskiche Maria Gail



http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/27/Temple_of_Deir_el-Medina_20.JPG
Das Wiegen des Herzens in einem Relief im Hathortempel von Deir el-Medina. Der Verstorbene muss sich vor den 42 Totenrichtern rechtfertigen.
Die (überwiegend winzigen) im Buch Mormon handelnden Völkerschaften hatten eine ausgeprägte und zugleich simple Vorstellung von der Erlösung ihrer Seelen, durch rechtschaffenes Handeln und Vertrauen in Christi Wort.

Aber um es gleich zu sagen: in der "christlichen" Religionsgeschichte führte der Streit darum, wie der Mensch vor Gott unschuldig wird, zu Bürgerkriegen.

Sie haben sich zuvor Wortgefechte ohne Ende geliefert. Es gab alles! Sogar König Philipp II. von Spanien war das Glaubens, dass es Teil seines Mitwirkens an seiner Erlösung vor Gott ist, Holz herbeizutragen wenn ein Ketzer verbrannt werden sollte.



http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/2d/Portrait_of_Philip_II_of_Spain_by_Sofonisba_Anguissola_-_002b.jpg
Philipp II. (1527-1598) bis zum Untergang seiner Armada, die er gegen die protestantischen Briten unter Königin Elisabeth geschickte hatte, der Welt mächtigster Mann.
   
Erlösung (Gnade, Vergebung) kann man durch den Kauf von Ablassbriefen erhalten, war Jahrhundertelang eine katholische Position. Das andere Extrem kam um 1550 unter den sogenannten Magdeburger Gotteskanzlisten auf: 

                           "Gute Werke sind schädlich zur Seligkeit!"

Fast dasselbe verkündet die evangelische Kirche bis heute: 


"Der Mensch erlangt das Heil durch Gottes Gnade... der Mensch kann nichts zu seiner Erlösung beitragen"

In Details wird es allerdings kompliziert und dennoch deutlicher, dass damit gemeint ist, nämlich 
"zu dem was Jesus geleistet hat, kann der Mensch nichts beitragen..."

Und schon wieder geht, wegen der inneren Unstimmigkeit, die jeder Nachdenkliche sofort erkennt, die Rechthaberei unter den Theologen ins Unendliche und verliert sich da.
Was übrigbleibt ist gelehrte Dogmatik, die niemandem hilft. 
Es dreht sich schließlich um die Achse: Allein durch Gnade! (Sola gratia)

Dagegen ist es, wegen der Klarheit der Aussage,  eine Wohltat im Buch Mormon zu lesen:
wer sein Herz gegen das Wort Christi verhärtet und die Annahme von Licht und Erkenntnis auch jenseits dieses Lebens verweigert, wird erfahren müssen, dass 


"unsere Worte uns schuldig sprechen, ja all unsere Werke werden uns schuldig sprechen, wir werden nicht unbefleckt befunden werden und auch unsere Gedanken werden uns schuldig sprechen, und in diesem furchtbaren Zustand werden wir nicht wagen zu unserem Gott aufzuschauen, und wir würden gar froh sein, könnten wir den Felsen und Bergen gebieten, über uns zu fallen, um uns vor seiner Gegenwart zu verbergen. Aber dies kann nicht sein, wir müssen hervorkommen und hintreten vor ihn in seiner Herrlichkeit und in seiner Gewalt, in seiner Macht, Majestät und Herrschaft, und zu unserer immerwährenden Schande eingestehen, dass alle seine Richtersprüche gerecht sind, dass er in allen seinen Werken gerecht ist und dass er zu den Menschenkindern barmherzig ist und dass er alle Macht hat, einen jeden Menschen zu erretten, der an seinen Namen glaubt und Frucht hervorbringt, die der Umkehr entspricht." (5)

Wer sich mit Buch-Mormon-Lehren vertraut macht, findet erstaunliche Übereinstimmungen mit der eigenen Logik, besonders wenn sie durch die zahlreichen Berichte von Menschen mit Nahtoderfahrungen herausgefordert wurde.
So gut wie unbekannt ist, dass Joseph Smith bereits vor rund 180 Jahren lehrte, Gott wirke seit je durch Gesetze.
Wir dürfen deshalb annehmen, dass Gott (vor einem vermuteten Urknall) sein Gesetzespaket schnürte und und zwar mit dem vorläufigem Endzweck das Hervorkommen des Menschen zu bewirken und die Entfaltung seiner Fähigkeiten zu ermöglichen.
Was wäre daran nicht nachvollziehbar? 
 
Mormonismus ist nach Joseph Smith eine Religion der Toleranz und der ewigen Evolution, während seine Anhänger den Begriff „Evolution“ ungerne verwenden, denn er ist bereits besetzt, er suggeriert: alles was den Menschen betrifft sei Resultat einer vom Gotteswillen unabhängigen (biologischen) Entwicklung.
 
Aufsehen müsste indessen erregen, dass an den Eckpunkten der Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Übereinstimmung mit der Theologie der Urkirche besteht wie sie im wesentlichen durch Origenes (185-254) beschrieben wurde.
Wer aber, weiß das schon? 

Alle sollten es wissen: 
           die Kirche Jesu Christi der HLT ähnelt der Urkirche enorm.
 
Gerade die Origeneskritiker sollten bedenken, dass Origenes als Vertreter der alexandrinischen Schule, keineswegs der Macher dieser Theologie war, weil erwiesen ist, dass er lediglich der bedeutendste, zuverlässigste Zusammenfasser der Basislehren des Urkirchentums war.
Dass griechisches Denken ähnlich war,  hat prochristliche Ursachen. Es kommt aus der Uroffenbarung. Dieser Aspekt verdient unsere Aufmerksamkeit.  

Immerhin bestätigen höchste Autoritäten der katholischen Kirche, dass er weder ein Synkretist, noch ein Häretiker war, sondern ein Bewahrer. (Hertling: "Origenes hatte niemals die Absicht von der Lehre der Urkirche abzuweichen") (6)
Papst Benedikt XVI. sagte in seiner Generalaudienz am 25. April 2007:

 "Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im Glauben in euer Herz aufzunehmen."

Wem allerdings ist bewusst, dass die Unterschiede, zwischen Heutekirchen und der Kirche, die Origenes repräsentierte, in jeder Hinsicht riesig sind?
Nur wenigen Gläubigen aller Kirchen ist zudem klar, dass es römische Kaiser waren die das originale Christentum bis zur Unkenntlichkeit deformiert haben (mit teilweise erzwungener Zustimmung erpressbarer Bischöfe und einigen ihrer karrieristisch eingestellten Kleriker).
Zu ihnen gehören Konstantin (275-337), Theodosius (347-395), Gratian (359-383) , Markian (390-457), Justinian (487-565) usw..
Beginnend mit dem 1. ökumenischen Kozil zu Nicäa, 325, wurden sämtliche Kernlehren wie sie Origenes noch beschrieben hatte systematisch eliminiert.
  • Konstantin, im Verein mir den Athanasianern, contra Origenes, raubte Jesus die Individualität indem er das undefinierbare Nicänum durchsetzte.
  • Theodosius verbot unter völliger Missachtung des von Origenes betonten urkirchlichen Rechts auf Entscheidungsfreiheit, jede andere Religion im gesamten römischen Imperium außer dem katholischen Glauben, per Gesetzeskraft, d.h. unter Strafandrohung mit Cunctos populus vom 27. Ferbruar 380. Jeder anderen christliche Bekenntnisgruppe wurde das Existenzrecht abgesprochen
  • Gratian, vom Kaiserberater Ambrosius von Mailand genötigt, wurde in Kriege gegen arianische Goten getrieben, die fortan als Gottesfeinde galten.
  • Markian untersagte Gespräche unter Christen unterschiedlicher Meinungen
  • Justianian verfluchte, 543, Origenes direkt. Er degradierte Juden zu Menschen 2. Klasse, erzwang die Kindertaufe und die „Treue“ zur Staatsreligion unter Androhung der Todesstrafe. Bereits 525 erhielt Papst Johannes I. für sich und seine Nachfolger von Kaiser Justinian I. die Erlaubnis zum Gebrauch der kaiserlichen Kleidung.


Die Stephanos (Krone) wurde von den ostkirchlichen Bischöfen jedoch erst nach 1453 getragen, nachdem Konstantinopel gefallen war.

Seit 325 erfüllten die Bischöfe Staatsaufträge, (z.B. in der Fürsorge und der Rechtsprechung). Die Kirche war Staatskirche geworden. Das "Klerikat" kam hervor. Alle Hinweise deuten darauf hin, dass vor 325 jeder würdige Mann einer Gemeinde zumindest das niedere Priestertum trug und bei Bewährung das höhere Priestertum erlangen konnte. (7) 

Vor 220 erhielten selbst Bischöfe keine Aufwandsentschädigungen, (8) 
 Um 220 tadelte Hippolyt die „schismatische“ Gemeinde der Theodotianer in Rom die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung.”

sie gingen einem Beruf nach, erlangten aber, seit 326, - ein Jahr nach Nicäa - infolge der Inkraftsetzung der Sondersteuer "auri lustralis collatio" (9) sowohl Zuwendungen als auch Steuererleichterungen oder Steuerfreiheit. (10)
Der Zugang zum Priestertum wurde begrenzt. (11) 
Die beiden Priestertümer (die nach ihren eigenen Angaben in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wieder vorhanden sind), konnte in der Urkirche jeder Mann ab seinem 13. Lebensjahr stufenweise erhalten. Die Legitimationen werden im Papstwappen durch den silbernen und den goldenen Schlüssel symbolisch dargestellt, was nicht bedeutet, die katholische Kirche sei trotz jahrhundertelangem Amtsmissbrauch immer noch im Besitz dieser Schlüssellegitimationen. Im 4. Jahrhundert mit ihrer Änderung ihrer Mission, verlor die Kirche ihre Vollmachten. Davon sind nicht nur die Mormonen überzeugt. 
Lessing sprach von den verlorenen Ringen.

Mit der Schaffung der Zweiklassengesellschaft (Kleriker und Laien) innerhalb der Reichs-Kirche wurde die Leucht- und Wirkkraft der Urkirche zerstört. Je weiter dieser Prozess vorangetrieben wurde, entstanden umso größere Kirchengebäude.
Am 27. Dezember 537 ließ Justinian I. sich mit einer Kutsche in seine Hagia Sophia hineingefahren.
Sein Denken kreiste um seine Selbstverherrlichung, dass ein Gemeindeleben wie zu Zeiten Hippolyts in solchen Räumen unmöglich war, kümmerte nur noch die reinen Idealisten                     


http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/2/22/Hagia_Sophia_Mars_2013.jpg
Hagia Sophia

Überwältigt vor Freude, obwohl erst der Rohbau dastand, weinte Justinian gerührt: „Salomo, ich habe dich übertroffen“ In einer Offenbarung hätte Gott ihm gezeigt wie das Gebäude aussehen soll.
Er hätte hinzufügen sollen, dass es der Gott Konstantins war, der ihm, wenn schon, denn schon, befahl. Der Gott Konstantins und Justinianus hieß aber nicht Jesus Christus, sondern Sol Invictus. Dieser altpersische Sonnengott wurde illegal mit dem Decknamen Christus versehen. Dieser unter dem geraubten Fell des Lammes steckende Unhold befahl die Anwendung psychischen Terrors. Das von Christus gesetzte Kriterium: 

 Daran wird jedermann erkennen, dass ihr meine Jünger so ihr Liebe untereinander habt.“ (12)

sank in die Bedeutungslosigkeit herab. Statt zivilisiert und christlich, ging es deshalb in Christenkreisen, des nach-nicänischen Zeitalters, zunehmend herzlos zu.
Hass spielte seine verhängnisvolle Rolle.

Bischöfe provozierten gegeneinander gerichtete Straßenschlachten. Das wird besonders mit der Biographie des Damasus von Rom, 366, peinlich deutlich.

Bedenkt man, dass der letzte Isis-Tempel (auf der Insel Philae) 537 durch Justinians Gesetz geschlossen wurde, durch das u.a. auch die Juden ihre alten Rechte verloren, lässt sich erahnen wer dieser Mann wirklich war. 
Können wir Heutigen uns vorstellen wie viel Schrecken mit der gewaltsam verbreiteten „Frohen Botschaft“ über die Köpfe von Millionen Menschen ausgeschüttet wurde? 
Militärisch gesichert wurden die letzten bis dahin „heidnischen“ Bürger in die Kirche und zur Taufe getrieben. Statt die Früchte der Frohbotschaft zu genießen, rückte nun auch dem letzten Widerständler der Vollzug der Drohbotschaft auf den Leib. Das jedem bekannte Jesuswort: 


 Alles was ihr wollt, dass euch die Menschen tun sollen, das tut ihr ihnen zuvor!“  

wurde später schlichtweg durch Daumenschrauben ersetzt. 

Nephi, einem der frühen Propheten des Buches Mormon, wurde diese von Christus befürchtete und vorausgesehene Entartung seiner Kirche im Vorab in einer Vision gezeigt, als Warnung wohin innerkirchliches Macht- und Geldstreben führen muss. (13)
An die Stelle des unverzichtbaren Geistes Christi trat der Prunk. In totale Vergessenheit gerieten bedeutendste Schriftzitate.
Paulus hatte noch formuliert:
Wer den Geist Christi nicht hat, gehört nicht zu ihm.“

Heute gibt es nur wenige, die sofort sagen könnten in welchen seiner Briefe der Heidenapostel diesen Satz (Grundsatz) hineingeschrieben hat.
Origenes kannte diesen Geist, wie er mehrfach bezeugte, diejenigen in der katholischen Kirche die ihn ebenfalls erkannten nannte man bald Mystiker.
Was nun nur noch selten vorkam, war in der Urkirche alltäglich gewesen.
Im 4. Jahrhundert wurde das Blatt offiziell gewendet, dass drückte sich auch im Überhandnehmen von Schwärmerei und Spinnerei aus.
Männer und Frauen rannten in die Wüste um Jesus zu dienen. Einige Überfromme krochen auf Hochstände. Man bezeichnete sie als Säulenheilige.
Manche stiegen nach ihrer Ordination zum Priester auf solche Plattformen, um Gott näher zu sein.
   
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/5b/Simeon_Stylites_stepping_down.jpg
Die Säulenheiligen Symeonm Stylites der Ältere und der gleichnamige Jüngere

Mit Origenes und der Urkirche hat das nichts zu tun. Origenes tritt - wie die Mormonen für sexuelle Reinheit ein, nicht für Übertreibungen.
(Man hat seiner Ehefrau schon vor dem Kennenlernen die Treue zu halten und erst recht danach - um was soll es sonst gehen?
Fromme Fälscher haben Origenes manche Worte unterschoben und in den Mund gelegt, um ihn zu blamieren.

Fälschungen, sowohl an Zahl wie an Inhalt von gigantischem Ausmaß, wurden zum tatsächlichen Markenzeichen der Konstantinkirche. 
Leider ist auch den meisten Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage durchaus nicht klar, dass Origenes und Joseph Smith dieselben Kernaussagen machen und dass Joseph Smith sehr wahrscheinlich nie auch nur eine Zeile Origenestext gelesen hat!

In den fast siebzig Jahren meiner aktiven Mitarbeit habe ich niemals ein Origeneszitat in den Zusammenküften oder in Privatgesprächen mit Mitgliedern gehört. Ich besuchte im Verlaufe der Zeit Tempel und Gemeinden in vielen Ländern der Welt auf 4 Kontinenten, aber niemals vernahm ich den Namen des großen Alexandriners, obwohl seine Lehrinhalte im Tempel und in den zahlreichen Handbüchern, sowie in den Zusatzschriften der Mormonen unentwegt auftauchen.
Jedes unseres Kinder, das älter als drei Jahre ist, geht wie selbstverständlich damit um, dass es – wie Origenes glaubt - "ein Kind Gottes" zu sein. Ist es älter als zwölf lernt es, als spräche Origenes direkt zu ihm, "dass Gott alle Dinge zuerst geistig schuf" ehe er sie materiell formte, dass kein Mensch die Gottähnlichkeit erwerben kann, wenn er sich nicht persönlich anstrengt tugendhaft zu leben, oder falls sein Recht auf Entscheidungsfreiheit je beeinträchtigt würde.
Mit wenigen Worten skizziert liegt hiermit der erste Hauptteil des riesigen Systems des originalen Christentums vor uns ausgebreitet. All das klingt weder evangelisch noch katholisch. Wie das folgende Zitat belegt ist es jedoch ebensowohl reiner „Mormonismus“, wie reiner Origenestext! 
Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (14)
 
Um die Bedeutung des Origenes für die Alte Kirche zu betonen, sei darauf hingewiesen, dass der berühmteste Bischof des alten Rom, Hippolyt (170-236), nicht nur mit Origenes persönlich befreundet war, sondern dass sie einander in ihrem Glauben in allen Details unterstützten. Die von diesen beiden Persönlichkeiten gelehrten Basiselemente waren – damals noch - fester, unstrittiger Bestandteil der Theologie sämtlicher Christengemeinden, bis das 1. ökumenische Konzil der Christenheit, 325, diesen Zustand änderte.
Nicäas Beschlüsse richteten sich gegen Origenes!
Die Einstimmung zu einer Kursänderung begann allerdings damit, dass sich schon um 230 einige bedeutende Bischöfe (Gemeindevorsteher) aus Neid und Missgunst gegen Origenes und Hippolyt stellten.

"Mormonismus" ist die Blaupause des Originals

So sprach Origenes was die Schöpfungsdauer betraf, wie Joseph Smith, nicht von "Tagen", sondern von "Zeiten" (15) Die ganze Kirche verstünde die "sechs Schöpfungstage als Weltperioden", sowie, dass der Mensch ursprünglich Geist war und in der Präexistenz Entwicklungsstufen durchlief, ehe er - nach seinem Fall aus der Gottesnähe - ins Fleisch geboren wurde.
Bei Origenes und Joseph Smith waren "alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen" (16)
In der "mormonischen" Zusatzschrift "Köstliche Perle" lautet der Text: " ... und die Götter machten die Erde bereit, dass sie das lebendige Geschöpf hervorbrächte... und die Götter hatten acht auf die Dinge, denen sie befohlen hatten, bis sie gehorchten..." (17)
Joseph Smith behauptet, ihm sei gezeigt worden, dass das Bewusstsein des Menschen (seine Intelligenz) nicht von Gott erschaffen werden konnte, sondern unerschaffener Teil des Weltalls war und ist.

"Der Mensch war im Anfang auch bei Gott. Intelligenz oder das Licht der Wahrheit wurde nicht erschaffen oder gemacht und kann tatsächlich auch gar nicht erschaffen oder gemacht werden." (18)
Gott war und ist "der intelligenteste von allen" (19)
"Und der Herr sprach zu mir: diese zwei Tatsachen bestehen - wenn es zwei Geister gibt, und der eine ist intelligenter als der andere, so gibt es noch einen weiteren der intelligenter ist als sie. Ich bin der Herr, dein Gott, ich bin intelligenter als sie alle"

Er gab den "Intelligenzen" vor Äonen eine Form und eine ewige Perspektive. So wurden wir Menschengeister, buchstäblich ewige Geistkinder Gottes, die sich in der Geisterwelt (Paradies) befanden. Wir hegten den Wunsch eigene Erfahrungen in einer Welt der Gegensätze zu sammeln.
Wir wählten frei den Sturz (Fall) aus Himmelshöhen, wahrscheinlich im Wissen, dass es dank des Planes Gottes einen Rückweg gibt.
Klar war, wir können aus der Sterblichkeit und von den Folgen unserer Sünden nur durch das Erlösungswerk Jesu Christi befreit werden.
Origenes und Joseph Smith befinden sich in der Erkenntnis, dass wir im Kern unseres Wesens aus einem unzerstörbaren Ich bestehen. Damit sind sie auch in diesem Lehrpunkt grundsätzlich in Übereinstimmung.
"Der Mensch ist Geist, Die Urstoffe sind ewig und wenn Geist und Urstoff untrennbar miteinander verbunden sind, so empfangen sie eine Fülle der Freude... Alle Wahrheit ist unabhängig in dem Bereich, worein Gott sie gestellt hat, und kann selbständig handeln, so ist es auch mit aller Intelligenz. Anders gibt es kein Dasein... Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz - oder mit anderen Worten Licht und Wahrheit." (20)

Jedem mit der christlichen Dogmengeschichte vertrauten Leser fällt auf, dass die Verfluchungen des Origenes durch die Ostsynode der Kirche unter Kaiser Justinian und von ihm forciert, im Jahr 543, sich gegen diese Basislehren der Urkirche richtete.
Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne... (21)

Bemerkenswert sind die erschütternd tragischen Ergebnisse solcher Eliminierung von Grundwahrheiten. Codex Justinianus I, 11,10 wurde zum Todesspruch für Verweigerer justinianischer Theologie und Politik.
Es war das definitive Aus, für die Ausübung des freien Willens derjenigen, die unter dem Diktat byzantinischer Armeen standen.
Bemerkenswert ist ebenfalls die häufige Verwendung des Terminus „Intelligenzen“, unter den ersten Christen und im Schriftgut der Kirche Jesu Christi der HLT, sowie die Betonung der Bedeutung des von Gott eingesetzten Rechtes auf Entscheidungsfreiheit in beiden Gruppen.
Die von Origenes und Hippolyt gelehrte Theologie war jahrhundertelang der Stern christlichen Denkens und Glaubens in der es keinen Raum für die Lehre von der Reinkarnation gab. (22)
Mitunter, um die verschiedenen Lehr-Verurteilungen zu rechtfertigen, wird behauptet, die Kirche (d.h. Kaiser Justinian) hätte damals die Origeneslehre von der Reinkarnation treffen wollen, da er sie als gefährlich betrachtete.... Doch
Origenes Lehre besagt, dass alle Lebensumstände in die wir hineingeboren werden, die Auswirkungen unseres Verhaltens vor diesem irdischen Lebens sind... damit fällt automatisch jede Seelenwanderungslehre.“ (23)

Es gab quasi „Wanderungen“ im Vorherdasein, aber diesseits keine Wiedergeburten.
Der evangelische Pfarrer mit Lehrberechtigung Felix Gietenbruch erklärt in anderen Zusammenhänger dasselbe. In seinem Werk "Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten", 2010, zeigt Gietenbruch wie weit sich die modernen Kirchen von der ursprünglichen Lehre entfernt haben.
Gietenbruch trägt stärkste Argumenten zugunsten urchristlichen Glaubens vor.
Unbeabsichtigt bestätigt er "Mormonismus"!
Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“ (24)

Es zwei weitere beachtenswerte, allerdings jüdische Statements die die Gültigkeit der Lehre von der Präexistenz unterstreichen. (25) (26)
Origenes steht sowohl in urjüdischer wie in urchristlicher Tradition:  
 
Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos als Trabanten anhingen... Nach dem Vorbild des Logos (Christus), der selbst das „Bild Gottes“ nach Genesis 1:26 ist, hat Gott soviele Logika (Menschenseelen, eigentlich Geister, G.Sk.) erschaffen, (besser ausgedrückt: ‚geformt’ G.Sk.) wie er mit seiner notwendig begrenzten Vorsehung regieren kann... (Alle Logika (Engel, Menschen und Dämonen) sind von gleicher Natur, ihre Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden.... durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen Systems.“ (27)

Zu den massiven Missverständnissen gehört die gängige Behauptung - die vor allem in der US-amerikanischen Presse wieder und immer wieder gebetsmühlenartig hervorgehoben werden, - Joseph Smith hätte eine Irrlehre in die Welt gesetzt indem er behauptete, dass der Mensch (in der Ewigkeit) wie Gott werden kann und damit habe er sich selbst ad absurdum geführt. Ökumenische Kreise erklären darüber hinaus darauf, dass die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage die Anerkennung des Nicänums verweigere, womit sie sich ebenfalls selbst aus dem Kreis allgemein anerkannter Kirchen ausschließe und in die Bedeutungslosigkeit hinein manövriert hat.
Mormonen sind allerdings im Besitz schwerwiegender Argumente zu belegen, dass die Experten sich auch im letztgenannten Punkt irrten, sowie mit der Annahme, die Lehre von der "Vergottung" des Menschen habe im Luthertum keinen Platz:
Nikolai Krokoch zitiert Tuomo Mannermaa:

"... dass das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde..." (28)
Der evangelische Spitzentheologe Adolf von Harnack verwies bereits vor einigen Jahrzehnten in seinem Lehrbuch der Dogmengeschichte darauf, dass

... der Gedanke der Vergottung der letzte und oberste gewesen ist; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a." (29)

Papst Benedikt XVI. erwähnte diesen Grundgedanken in seiner Generalaudienz vom 20. Juni, 2007, indem er wie Luther auf Athanasius Zitat hinweist.
In „Irenäus Werke gegen die „falsche Gnosis“ heißt es:

"In Jesus Christus ist der Weltgott ein Mensch geworden, um die Menschen zu vergöttlichen.“ (30)

Bedauerlicherweise sind viele unserer sonst durchaus ernstzunehmenden Kritiker - sobald es um Mormonen geht - extrem selten um Objektivität bemüht.
Als Vielleser ist selbst mir manche Unterstellung wegen der Offensichtlichkeit gewollter Tatsachenverzerrung peinlich, denn immerhin sind die Falschdarsteller Wahrheitsverkünder von amtswegen.
Oft - wie im Fall Prof. Dr. Samuel Leuenberger oder bei Dr. Rüdiger Hauth - zeichnen Experten dieser Kategorie, wie leicht zu belegen ist, ihre Karikaturen unter Inanspruchnahme ihre Autorität, wobei der Infobedürftige meint, nun ein fotographisch genaues Bild von "Mormonismus" erhalten zu haben.
Daraus ergibt sich das Problem, dass die Veröffentlichungen kaum gelöscht werden können. Sie sind, wie beispielsweise meine Gegendarstellungen, heute jedermann zugänglich.
Die Liste unserer Verleumder die Theologie studiert haben oder lehren ist zu lang um es zu übersehen. Es gibt jedoch Persönlichkeiten denen die Wahrheit alles bedeutet.
Die zu ihnen gehören die erwähnten Ernst Benz, Helmut Obst oder Heikki Räisänen.

Der evangelische Theologe Heikki Räisänen, Finnland kommt nach einer gründlichen Analyse der "Inspired Version" der King James Bibel, die Joseph Smith erarbeitete, zu dem Resultat:

... (ich) hoffe hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit den Werken des Mormonismus eine lohnende Aufgabe nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler ist, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker. Der um Fairnis bemühte Forscher kann ihnen den Wert als in ihrer Zeit und Umgebung als sinnvolle Neuinterpretation der religiösen Tradition gar nicht so leicht absprechen. (31) 

 

Quellen:

1.) Hans Küng, Kleine Geschichte der katholischen Kirche, S. 76

2.) Benedikt XVI. 1. Enzyklika, 23. Januar 2006:

Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.  

3.) Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“

4.)  Thomasakten, "Judas Thomas im Land der Inder" u. Matth. 13:44-46 “...das Himmelreich gleicht einem im Acker verborgenen Schatz, ... ein Mann fand ihn... vor Freude darüber geht er hin und verkauft alles, was er hatte.“

5.) Buch Mormon, Alma 12: 14-15

6.) Hertling "Geschichte der kath. Kirche bis 1740" Morus Verlag Berlin

7.) Jungklaus, Full Text of: „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“: Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh...Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“

8.) ebenda

9.) Sabine Hübner, „Der Klerus in der Gesellschaft des spätantiken Kleinasiens Fr. Schiller Uni, Jena, 1976,

 „Konstantin hatte im Jahre 326 eine Gold- und Silbersteuer eingeführt, die auri lustralis collatio oder auch chrysargyrion genannt wurde, die jeder zahlen musste, der ein Gewerbe betrieb. Sie wurde zunächst alle fünf, im 5. Jh. alle vier Jahre veranschlagt. Libanios beklagte kurz nach 387 n.Chr. die Ungerechtigkeit dieser Gewerbesteuer, die zu großem Leid und Schrecken führte. Handwerker, ... Gärtner, Fischer, zur See reisende Händler, Kaufleute sowohl in der Stadt als auch auf dem Land (vgl. CTh 13, 1, 10) und auch Prostituierte.

10.)  ebenda S. 155: „Durch ein Edikt von 346 wurde wiederum bekräftigt, dass Kleriker keine munera sordida leisten und nicht für die Instandhaltung der Wege und Brücken aufkommen müssten. Allen im Handel tätigen Klerikern wurde wiederum auch die Befreiung von der Gewerbesteuer zugesichert, nun aber mit der hinzugefügten Einschränkung, dass sie mit ihren erwirtschafteten Gewinnen die Armen unterstützensollten. Dieses Gesetz ist ein erster Hinweis darauf, dass offenbar viele Gewerbetreibende in den Klerus strömten und man einen Missbrauch verhindern wollte. Es ging den Kaisern jedoch nicht darum, mögliche Steuerverluste durch reiche Händler im Klerus zu vermeiden, denn deren erwirtschaftete Überschüsse sollten ja den Bedürftigen und nicht dem Fiskus zukommen. Es sollte aber augenscheinlich verhindert werden, dass sich erfolgreiche und wohlhabende negotiatores allein wegen der Steuervorteile zu Klerikern ordinieren ließen, um fortan abgabenfrei ihre Geschäfte betreiben und noch höhere Gewinne erzielen zu können... Viele gingen nach ihrer Weihe ihrem Gewerbe auch weiter nach, Diakone und Presbyter ebenso wie Lektoren. Sie dachten vermutlich auch nicht daran, (ihr Gewerbe) aufzugeben.“

11.) J. Martin „ Spätantike und Völkerwanderung“ Oldenburg, 2001 S 22: „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“

12.) Joh. 13: 34-35 

13.)  Buch Mormon, 1. Nephi 14: 9-17

14.)  H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13

15.)  Köstliche Perle, Abraham 4, sowie Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-170

16.) ebenda

17.)  K.P. Abraham 4: 18

18.)  Lehre u Bündnisse 93:29 

19.) Köstliche Perle, Abraham 3: 19-20

20.) Lehre und Bündnisse 93

21.) Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller - Theologische Realenzyklopädie - 2000 - Religion – S. 3 Google Books Result

22.) ebenda

23.) ebenda 

24.) Gietenbruch,  "Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008


25.)  Oberrabbiner Dr. phil Kurt Wilhelm. „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94: „Alle Seelen die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden,so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet "aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thorarolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er "Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat" , in jedem von uns als Israel: "Wir leben ewig", mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern." 

26.) Volker Doormann, Passah Symbolik "Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet soviel wie 'hinüber gehen'. Obwohl dieses 'Hinübergehen' in bei den Juden und bei den Christen von größter Bedeutung ist, ist die eigentliche Bedeutung den Jüdischen Gelehrten und Christlichen Theologen kaum mehr bekannt. Dieses liegt zum einen daran, dass es deren immer nur wenige waren, welche die verborgenen Symbole deuten konnten oder wollten, jene, welche sich kundig gemacht haben über den Sinn des Ganzen, aber zum anderen an der Dogmatik der Gelehrten, die äußeren Traditionen als bedeutender zu erhalten, als die originäre Bedeutung selbst und dem Unterdrücken aller Kritik. Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Tora als Parabel auf. Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz', was unschwer erkennen lässt, dass die Menschen eine Präexistenz argumentierten, ...Der Symbolik bedarf es deshalb im Verstehen des Spirituellen oder Geistigen, weil es dort nichts zu begreifen gibt, das man mit den physischen Sinnen begreifen kann, wie ein Schwert oder ein Brot oder durch datierbare historische Dokumente. Das Historische ist Analyse, aber bringt keine geistige Erkenntnis. Deshalb mussten alle Schreiber, die über das Unbeschreibliche Geistige schrieben, sich der Symbolik bedienen. Alle. Nur jene, die das Historische beschrieben, konnten das mit den Begriffen beschreiben, die in der lokalen (Mutter-)Sprache allen bekannt waren. So haben denn auch die jüdischen Menschen, die das Epos 'Exodus' ('Shemoth') schrieben, die Parabel als Symbol verwendet, um das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele (Mensch) aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', in die Heimat der Seele, zu vermitteln Hierbei verwendeten sie für das 'Herabsteigen der Seele' aus der Heimat der Seele in einen fleischlichen (engen) Körper das Symbol 'Mitzrayim', das im Hebräischen  'Enge Orte' oder 'eingeengte Orte', 'Knast', Knechtschaft' oder 'Gefängnis' bedeutet. Das 'herab' ist ein Vektor-Begriff, der sich aus dem 'oben' des (sichtbaren) Himmels ableitet, an dem sich die sieben Lichter (sichtbare Planeten) bewegen, in welchen die Astrologen (Magier) bestimmte spezifische Qualitäten sahen die sie verehrten und in dem sie die Heimat der Seele vermuteten und sich selbst gebunden fühlten an die Erde und ihre Kraft (Schwerkraft) und den fleischlichen Körper. Mit diesem Eingesperrtsein der Seele in einen fleischlichen Körper als Basis, ist notwendig ein Kampf verbunden, der, um den Körper zu erhalten mit dem Anderen streitet um das Brot, das Gut  oder das Land, denn der Andere muss denselben Streit üben um zu leben. Dieser Streit wird solange erhalten, wie es das fleischliche Leben gibt und die Geschichte ist voll von Kriegen, Machtkämpfen und Unterdrückung. Die Seele hat immer Heimweh und wenn es den Streit leid ist und die Unlösbarkeit des Konfliktes mit den anderen erkennt, weil das ein offenes System ist, dann kommt das Tun und Streiten  zur Ruhe und es beginnt ein anderer 'Streit' den die Hebräer 'Yisrael' nennen. Yisrael ist der 'Begriff'  'Der, der mit Gott ringt'. Es ist die aus dem fleischlichen Körperbewusstsein erwachte Seele, welche nun darum ringt sich aus der Gefangenschaft des Körpers und der Sklaverei der weltlichen Macht zu befreien. Dieses ist symbolisiert in dem Exodus in epischer Breite und enthält viele weitere Symbole einzig um dieses 'Hinübergehen' zu beschreiben. Erkennen tun es immer nur wenige.  " PhilTalk-Philosophieforum unter http://volker-doormann.org/passah2.htm 

27.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearbeitete Auflage  vierter Band Kop-O,  J.C.B. Mohr(Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-170

28.) “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung. 

29.)   Adolf von Harnack „Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990 S. 46 

30.)  Anton Grabner-Haider-Maier, „Kulturgeschichte des frühen Christentums" Vandenhoek Ruprecht, 200

 31.) Räisänen,  Theologische Literaturzeitschrift“ 109. Jahrgang, Februar 1984 : „Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)

Räisänen beschäftigt sich mit der Frage, wie - aus theologisch-großkirchlicher Sicht - die Korrekturen zu werten sind, die Joseph Smith an Bibeltexten vornahm.
Das Wort Gottes kann keine Widersprüche enthalten. Wo Joseph Smith Widersprüche entdeckt, gleicht er sie aus. Viele seiner Harmonisierungsmaßnahmen sind heute noch aus Werken großkirchlicher Fundamentalisten bekannt. Der Unterschied ist nur , dass Smith sich nicht mit einer harmonisierenden Auslegung begnügt, sondern den Bibeltext selbst verbessert.“


Räisänen benutzt tatsächlich den Begriff : "verbessert". Das ist zunächst verblüffend, denn, die Frage ob man die Bibel verbessern kann oder nicht, ist eigentlich mit einem klaren Nein zu beantworten. Hier wäre der Ansatz zu destruktiver Kritik gegeben, doch das Gegenteil ist der Fall.
Um das zu belegen, greifen wir aus der Fülle der Fallbeispiele, die der finnische, evangelische Theologe bringt, einige heraus.
Er  verweist beispielsweise auf den
theologisch wichtigen Widerspruch, der zwischen den Angaben des Exodus über den Umgang Moses (und anderer) mit Gott und der kühnen Behauptung von Joh: 1:18 besteht, niemand habe je Gott gesehen. Während großkirchliche Auslegung geneigt ist, die alttestamentlichen Aussagen abzuschwächen, geht Smith, dem die Diskrepanz nicht entgangen ist, den umgekehrten Weg und korrigiert den johanneischen Text. Joh 1: 19 lautet (in der Inspired Version von J. Smith) also: „Niemand hat Gott je gesehen, außer demjenigen, der über den Sohn Zeugnis abgelegt hat.“


... auch das klassische Problem des Gottesnamens, der lt. Exodus 6: 3 erst dem Mose offenbart wird, während er doch bereits in der Genesis gebräuchlichist, löst Joseph Smith... indem er aus dem Satzende eine rhetorische Frage macht: „and was not my name Jehova known unto them?“...


Einer der schwierigsten Anstöße für konservative Bibelauslegung ist die unerfüllte Naherwartung. Auch in diesem Fall vertritt Smith eine Deutung, die heute noch in großkirchlichen Konservativismus gang ind gäbe ist; der Unterschied ist wieder einmal der, dass er den Text selbst im Sinne der Auslegung ändert. Die Aussage, dieses Geschlecht werde nicht vergehen, bevor alles geschehen sein wird. Matth: 24: 34 wird verbessert: „This Generation, in which these things shall be shown forth, shall not pass away, until all I have told you shall be fulfilled“ demenstsprechend sagt Jesus (bei Joseph Smith) in Matth: 24: 42 nicht „ihr seht dies:“ sondern „meine Erwählten... werden sehen."
Der Rat, dass der Ehemann sein soll als hätte er keine Frau, wird auf die Missionslage durch den Zusatz bezogen: „for ye are called und chosen to do the Lords work“
Konsequenterweise wird festgehalten, dass Jesus nicht am Ende der Tage auf Erden erschienen ist, sondern in der Mitte der Zeit“ z.B. Genesis 6: 60 in der Inspired Version....


Die vielleicht auffälligste Neuerung von allen ist die, dass Smith die Menschheit vom Uranfang an über die Ankunft des Messias Jesus am genauesten unterrichtet sein läßt. Die künftige Heilsgeschichte ist ihr von den frühesten Tagen bekannt... Der mormonische Kommentator Matthews bemerkt dazu: Da die frühen Patriarchen das Evangelium hatten und seinen Vorschriften gehorchten, ist es offenbar, dass der Plan der Erlösung konstant ist und durch die Geschichte der Welt hindurch derselbe gewesen ist. „Dies ist nicht so offenbar in der King James Version!“


In der Tat nicht!


Bei aller Naivität der Lösung sollte zugestanden werden, dass Joseph Smith hier seinen Finger auf ein wirkliches Problem, auf einen heiklen Punkt in der Heilsgeschichte gelegt hat. Wie steht es eigentlich mit Gottes Plan, wenn mit Christus ein neuer Heilsweg eröffnet worden ist, von dem die Alten noch nichts wussten? War den früheren Generationen ein echter Heilsweg offen, etwa in der Form der Buße und der freudigen Annahme des göttlichen Gesetzes?


Wenn nicht, hat dann Gott nicht die alttestamentlichen Frommen irregeführt, indem er ihnen ein Gesetz gab, das das Leben verheißt (z.B. Lev 18: 5) und keinen Hinweis auf seine eigene Vorläufigkeit erhält?


Räisänen verweist dann auf den 1. Clemesbrief indem auch von dort her Joseph Smiths Linie bestätigt wird:


Clemens versichert, Gott habe von Ewigkeit her alle Menschen auf dieselbe Weise gerechtfertigt, und zwar durch den Glauben... er habe von Geschlecht zu Geschlecht denjenigen Gelegenheit zur Buße gegeben, die sich ihm zuwenden wollten“
Mit der Kontinuität der Heilsgeschichte hängt es ferner zusammen, dass Smith die paulinische Rede vom Gestz als Ursache der Sünde oder von seiner sündenvermehrenden Funktion abschwächen muss.... auch diesmal befindet Joseph Smith sich in guter Gesellschaft....


Bei der Umgestaltung (einiger Passagen bei Paulus) bringt (Joseph) Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf, mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im großen denen moderner Exegeten...
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat... Wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich (bei Joseph Smith) die Mechanismen studieren, die in aller apologetischer Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreichen Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant...“