Mittwoch, 12. November 2014

Albert Schweitzer und Joseph Smith



Dass Gott von uns Gutes erwartet, lässt sich nicht leugnen. Unentwegt spricht er unseren Willen an:
Macht etwas aus den Talenten die ich euch anvertraute. Was ihr einem meiner geringsten Anhänger getan habt, das tatet ihr mir an. Danach wird er uns richten betonte der Herr mehr als einmal.
Den Friedensstiftern sagt er große Verheißungen zu. Denen, die tun was er fordert, verspricht er Gedeihen. Wir sollen sogar danach trachten wie Gott Vollkommenheit zu erreichen.
Kaum ein anderer konnte diesen Anforderungen so vorbildlich nachkommen wie Albert Schweitzer, der sich selbst lebenslänglich neue Aufgaben stellte und sich dann bemühte den Herausforderungen gerecht zu werden.
                
http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/58/Bundesarchiv_Bild_183-D0116-0041-019%2C_Albert_Schweitzer.jpg


                                                       Albert Schweitzer (1875-1965)

Er war immer ein großer Mann: „Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will.“ 
Jeder stimmte seinen Forderungen nach Ehrfurcht vor dem Leben zu. Ein Kenner fasste in Wikipedias Darlegungen das Ziel des Humanisten Schweitzer mit den Worten zusammen:
„Die Verantwortung braucht einen individuellen, sozialen und politischen Willen, der dem eigenen Dasein einen geistigen Wert verleiht und zur gegenständlichen Welt ein Verhältnis knüpft, in dem der Mensch von einer naiven zu einer vertieften Weltbejahung gelangt.“
Er war bereits promovierter Philosoph und Theologe und berühmt schon mit dreißig, nachdem er sein großes Werk „Johann Sebastian Bach“ als Orgelvirtuose in deutscher und französischer Sprache verfasste und veröffentlichte. Dann beschloss er Arzt zu werden.
Solange hätte er nur getan, was ihm Vergnügen bereitete. Jetzt will er der Pflicht als Christ nachkommen und den Kranken helfen.
Die weisen Männer der Universität Straßburg schüttelten ihre Köpfe. Niemand unter ihnen konnte auf so viele Erfolge verweisen. Die Regierung musste eingreifen um ihm die Immatrikulation zu erwirken.
Im afrikanischen Busch wollte er den bedauernswerten Menschen helfen – und er tat es großartig.
Albert Schweitzer beschämte uns allesamt. Sein Leben lehrte, wie töricht Lehrmeinungen sind, die dem Menschen nur wenig Gutes zutrauen, es käme in der Hauptsache darauf  an, Jesus zu vertrauen. Er habe bereits alles geleistet, was wir vor Gott tun können.
Wenn irgendwer solchen Unsinn verbreitet, kann man es vernachlässigen. Aber es gibt zu viele protestantische Verkünder die ähnliche Torheiten immer noch von sich geben, wie der sonst so bewundernswerte Martin Luther, der vom menschlichen Willen zu wenig hielt und von den paulinischen Kürzeln von der billigen Gnade zu viel.
Jesus der in Gleichnissen lehrte, verfluchte eines Tages einen Feigenbaum weil er essen wollte, aber keine Früchte fand.
Es wäre wohl ungerecht ihm zu unterstellen, er meinte buchstäblich diesen Baum der wahrscheinlich erst in der Blüte stand. Es sind die Früchte der Redlichkeit, der Freundlichkeit, der Offenherzigkeit und der Güte, die Jesus jederzeit von uns sehen will, ob es Erntezeit ist oder nicht.

Er verpflichtet uns allezeit unser Licht - wenn wir es denn empfangen haben - nicht unter den "Scheffel" zu stellen.
Er erwartet, dass wir das Salz der Erde sind oder Sauerteig der den ganzen Teig durchsäuert. 
Unser "individueller ... sozialer und politischer Willen, (muss) dem eigenen Dasein einen geistigen Wert verleih(en)," diese Forderung Schweitzers, hatte 70 Jahre zuvor schon Joseph Smith (1805-1844) erhoben:

"Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können. Und insofern die Menschen Gutes tun, werden sie keineswegs ihres Lohnes verlustig gehen." Lehre und Bündnisse 58: 27
 

Dienstag, 11. November 2014

Präexistenz bei deutschen Poeten

Hermann Hesse schrieb:

"Das Leben, das ich selbst gewählt
Ehe ich in dieses Erdenleben kam,
ward mir gezeigt wie ich es leben würde.
Da war die Kümmernis, da war der Gram,
da war das Elend und die Leidensbürde.
Da war das Laster, das mich packen sollte,
da war der Irrtum der gefangen nahm.
Da war der schnelle Zorn, in dem ich grollte,
da waren Hass und Hochmut, Stolz und Scham.
Doch da waren auch die Freuden jener Tage,
die voller Licht und schöner Träume sind,
wo Klage nicht mehr ist und nicht mehr Plage,
und überall der Quell der Gaben rinnt.
Wo Liebe dem, der noch im Erdenkleid gebunden,
die Seligkeit des Losgelösten schenkt,
wo sich der Mensch der Menschenpein entwunden
als Auserwählter hoher Geister denkt.
Mir ward gezeigt das Schlechte und das Gute,
mir ward gezeigt die Fülle meiner Mängel.
Mir ward gezeigt die Wunde draus ich blute,
mir ward gezeigt die Helfertat der Engel.
Und als ich so mein künftig Leben schaute,
da hört ein Wesen ich die Frage tun,
ob ich dies zu leben mich getraute,
denn der Entscheidung Stunde schlüge nun.
Und ich ermaß noch einmal alles Schlimme -
"Dies ist das Leben, das ich leben will!"
gab ich zur Antwort mit entschlossner Stimme.
So war's als ich ins neue Leben trat
und nahm auf mich mein neues Schicksal still.
So ward geboren ich in diese Welt.
Ich klage nicht, wenn's oft mir nicht gefällt,
denn ungeboren hab' ich es bejaht."

Allerdings gibt es Kritiker, die  Gründe anführen, dieses Gedicht sei Hesse unterschoben worden.


Johann Wolfgang von Goethe: 

 "Zwei Seelen wohnen, ach! in meiner Brust, Die eine will sich von der andern trennen; Die eine hält, in derber Liebeslust, Sich an die Welt mit klammernden Organen; Die andere hebt gewaltsam sich vom Dust (= Staub) Zu den Gefilden hoher Ahnen." 

Goethe zu Eckermann 

»Wenn man die Leute reden hört,« sagte Goethe, »so sollte man fast glauben, sie seien der Meinung, Gott habe sich seit jener alten Zeit ganz in die Stille zurückgezogen, und der Mensch wäre jetzt ganz auf eigene Füße gestellt und müsse sehen, wie er ohne Gott und sein tägliches unsichtbares Anhauchen zurechtkomme...Gott hat sich nach den bekannten imaginierten sechs Schöpfungstagen keineswegs zur Ruhe begeben, vielmehr ist er noch fortwährend wirksam wie am ersten. Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen.«
 
 

Montag, 10. November 2014

Gemeinsamkeiten zwischen Mormonen und Großkirchen

Schaut Euch diesen kleinen Ausschnitt des vielleicht bedeutendsten Gemäldes aller Zeiten an. Seht genau hin. Es seien "Engelsköpfe" lautet die übliche Erklärung. Die Ersten Christen hätten gesagt: "Das sind wir. Wir schauten als Geister zu. Wir starrten auf IHN, den Maria durch den Vorhang trägt."  Nach altchristlichem Verständnis trennt ein Vorhang die Geisterwelt von der irdischen. Darüber nachzudenken lohnt sich.
   


Wikipedia: Ausschnit aus der "Sixtinischen Madonna" Raffaels.





Raffael 1513

Raffael wusste mehr. Wer gab ihm dieses Wissen? 
Wer gab es Joseph Smith, wer Nephi? (Buch Mormon 1. Nephi 11: 13- 23)

"...Ich schaute und sah die große Stadt Jerusalem und auch andere Städte. Und ich sah die Stadt Nazaret; und in der Stadt Nazaret sah ich eine Jungfrau, und sie war überaus anmutig und weiß.
   Und es begab sich: Ich sah die Himmel offen, und ein Engel kam herab und trat vor mich hin; und er sprach zu mir: Nephi, was siehst du?
   Und ich sprach zu ihm: Eine Jungfrau, überaus schön und anmutig, mehr als alle anderen Jungfrauen.
   Und er sprach zu mir: Kennst du die Herablassung Gottes?
   Und ich sprach zu ihm: Ich weiß, daß er seine Kinder liebt; aber die Bedeutung von allem weiß ich nicht.
   Und er sprach zu mir: Siehe, die Jungfrau, die du siehst, ist die Mutter des Sohnes Gottes nach der Weise des Fleisches.
   Und es begab sich: Ich sah, daß sie im Geist entrückt wurde, und nachdem sie eine Zeitlang im Geist entrückt gewesen war, sprach der Engel zu mir, nämlich: Schau!
   Und ich schaute und sah wieder die Jungfrau, und sie trug auf den Armen ein Kind.
   Und der Engel sprach zu mir: Sieh das Lamm Gottes, ja, selbst den Sohn des Ewigen Vaters! Kennst du die Bedeutung des Baumes, den dein Vater gesehen hat?
  Und ich antwortete ihm, nämlich: Ja, das ist die Liebe Gottes, die sich überall den Menschenkindern ins Herz ergießt; darum ist sie das Begehrenswerteste von allem.
   Und er sprach zu mir, nämlich: Ja, und die größte Freude für die Seele."


Diese Malerei, die erneut den Vorhang von größter Wichtigkeit zeigt,  stammt aus dem 4. Jahrhundert
Stemberger “2 000 Jahre Christentum”, S.93
Stemberger formuliert:


“Die hier abgebildete Person soll einen Märtyrer darstellen, der ins Paradies aufgenommen wird,”

http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/4/48/Celio_-_Casa_romana_al_Celio_-_fenestella_confessionis_1120296.JPG
Rom, SS Giovanni um 300 oder später: "Frühchristliche Confessio"

Interessant ist die 90 Grad-Haltung der Arme wie wir sie in arianischen Tempeldienstdarstellungen  antreffen. Noch interessanter aber ist der Hinweis, dass wir alle "durch den Vorhang gehen müssen!"



Tatsachen die uns Freude bereiten

Im Sommer 2002 stand ich in Richmond, Missouri neben dem Grabstein David Whitmers.  Der in Stein gravierte Text spricht Bände.




Samstag, 8. November 2014

"Mormonismus" eine Neureligion?

Nanga Parbat 8125m

Irgendwie ist es peinlich wieder und immer wieder, obwohl die Fakten, wie der Nanga Parbat, unübersehbar im Felsmassiv stehen, die leichtfertig erstellte Expertenaussage zu hören: "Mormonismus" sei "eine amerikanische, eigenständige synkretistische Neureligion" (Hauth u.a.).

In mehr als als 200 Artikeln die den Stand internationaler Kirchengeschichtsforschung widerspiegeln, vermochte ich darauf hinzuweisen, dass einigermaßen gerechtfertigte Angriffe auf diese wundersame Religion absolute Ausnahmen sind.
Da sind zu viele kaum oder gar nicht begründete Annahmen, Vermutungen, Behauptungen.
Das kann man doch nicht mehr im 21. Jahrhundert machen!
In über 100 Fällen lässt sich nachweisen, dass das Lehrgebäude der Alten Kirche  und das der Kirche Jesu Christi der HLT in sämtlichen Eckpunkten übereinstimmen.
Daneben ist es derselbe Geist der Toleranz und der Menschenfreundlichkeit, der beide Gruppen beseelt(e) und der es nicht duldet irgendjemand wegen seiner Glaubensansichten zu tadeln, es sei denn, dieser Irgendjemand verbreitet wieder und wieder offensichtliche Lügen. Der Geist des Guten verlangt allerdings einzugreifen wenn Irgendjemand Anstrengungen unternimmt die Freiheitsrechte irgendeines Mitmenschen zu beeinträchtigen, weil gemäß Bibel und Buch Mormon der Geist Christi der Geist der Freiheit, der Geist des Rechtes auf  Entscheidungsfreiheit ist. Lukas 4: 18; Alma Kapitel 43-60, 
Wenig oder nichts über "mormonische" und "arianische" Tempel  zu wissen, ist nicht unsere Schuld! Geht doch nach Ravenna und schaut Euch die großartigen Mosaike an, die aus dem beginnenden 6. Jahrhundert mit Händen wissender Ostgoten gezeichnet wurden. Wer will dann noch verbreiten Joseph Smith hätte dies den Freimaurern abgeschaut.
Dass die Ostgoten wegen ihrer arianischen Gesinnung von den Athanasianern vernichtet wurden ist leider wahr.
Dieser Teil Kirchengeschichte belegt das Scheusslichste,  was intolerante "Christen" je Andersdenkenden angetan haben. Unglaublich aber wahr: diese Kapitalverbrechen wurden zur Basis des angeblichen "Siegenszuges des Christentums".
Wie man solche Zusammenhänge übersehen kann ist mir ein Rätsel.
Siehe u.a.: 

Evangelischer Professor lobt Joseph Smith Sonntag, 5. Oktober 2014  by Gerd Skibbe

Abgesehen davon, fand ich in den nicht wenigen Jahrzehnten meines Lebens weder in Kirchen, Parteien noch in philosophischen Gruppen solche Kraft zur Motivation jene Früchte hervorzubringen die Jesus von uns erwartet!
Herr Dr. Michael Utsch von der  Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen,  urteilte ehrlich, als ihm die Frage von Journalisten gestellt wurde:


"Was haben wir evangelischen Protestanten mit den Mormonen gemeinsam?"



Utsch: "Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten in der Ethik und Moral. Der persönliche Einsatz und das ehrenamtliche Engagement sind bewundernswert. Auch die hohe Wertschätzung von Ehe und Familie bei den Mormonen und die aufmerksame Sorge für verlässliche zwischenmenschliche Bindungen sind vorbildlich."


Brüder! sind wir.

Viele fühlen, andere wissen sich sogar berufen, Christi Wort gemischt mit eigenen Ansichten zu verkünden. 
Andere verbreiten Angst und Schrecken, obwohl sie an Gott glauben.
Das ist ihre Sache, meine, als Mann unglaublicher Erfahrungen, ist es, in Erinnerung zu rufen, dass es nicht zuerst darauf ankommt Worte zu betrachten, sondern den Geist des Himmels zu fühlen. 
Jedes Jahr zu Silvester sangen ausgewählte Chöre im DDR-Fernsehen Schillers "Ode an die Freude".
Das war erstaunlich, denn diese Botschaft und ihr Geist waren der rauen Politik völlig entgegen gesetzt.

Ein Staat in dem der Atheismus fast Pflichtglaube war, ließ in den letzten Minuten jeden Jahres, die Gegenaussage zu.  Eingebettet in die wunderbaren Ideen aus Tönen und Harmonien der berühmten 9. Symphonie Beethovens, fällt in die Klagen der Instrumente das Bass-Baritonsolo:

"O Freunde, nicht diese Töne!
Sondern laßt uns angenehmere
anstimmen und freudenvollere.
Freude! Freude!"

Der Chor nimmt die Aufforderung an:
Freude, schöner Götterfunken,
Tochter aus Elysium,
Wir betreten feuertrunken,
Himmlische, dein Heiligthum!
Deine Zauber binden wieder
Was die Mode streng geteilt;
Alle Menschen werden Brüder,
Wo dein sanfter Flügel weilt.


Wir sind allesamt Brüder. Lass doch den anderen glauben was er will. Wenn er diesen Geist spürt, der ihn hoch hebt und ihm Feude gibt, dann kann er nicht anders als einstimmen.

Seid umschlungen, Millionen!
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Brüder, überm Sternenzelt
Muß ein lieber Vater wohnen.
Ihr stürzt nieder, Millionen?
Ahnest du den Schöpfer, Welt?
Such' ihn überm Sternenzelt!
Über Sternen muß er wohnen.

Alles was die Mode streng geteilt wird Nebensache. Noch hat kein Mensch, der von diesem Geist war, einem anderen willentlich auch nur den geringsten Schmerz zugefügt. Er ist dazu nicht fähig.
Niemand der am Geist des Schöpfers teilnahm hat je gelogen, diffamiert oder Böses getan, und wenn doch, dann wird er es bedauern oder mit Millionen zu Boden stürzen. Dann erkennt auch der Letzte, dass überm Sternenzelt sein Vater wohnt und dass der den er kränkte, sein Bruder ist. 

Seid umschlungen,
Diesen Kuß der ganzen Welt!
Freude, schöner Götterfunken
Tochter aus Elysium,
Freude, schöner Götterfunken, Götterfunken.



Freitag, 7. November 2014

Sind wir Christen?

Jesus sagte: "Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben!"  

Wir wissen es allesamt, wie leicht es ist den Weg der Wahrheit zu verlassen, der zu einem unbeschwerteren Leben führen kann und soll.
Binnen einer Minute überführte mich mein Lehrer Peters, 1944, als es um eine zerbrochene Fensterscheibe ging, der Lüge.
Danach war ich nicht mehr derselbe.
Albert Schweitzer hat es gesagt: 

    "Wahrhaftigkeit ist das Fundament des   
geistigen  Lebens." 

Schweitzers und Shakespeares kategorische Imperative auferlegen uns die Pflicht zu dauernder Redlichkeit, weil anders weder innerer, noch äußerer Friede sein kann:

"Sei ehrlich zu dir selbst und daraus folgt, wie Tag der Nacht, du kannst nicht falsch sein gegen irgendwen."


Was hätte ich meiner Frau damals sagen sollen, als sie, nach meiner längeren Abwesenheit, fragte: Na, alles in Ordnung?, wenn es doch nicht in Ordnung gewesen wäre?
Ihre Augen wollten es wissen, als sie ihren Blick in meinen senkte.
Was hätte ich in der Vorweihnachtswoche 1951, als Teilnehmer eines Ein-Jahres-Kurses in Greifwald den mit mir nicht zufriedenen Verantwortlichen des berufspädagogischen Instiutes auf die Frage nach meiner Gesinnung antworten sollen?
Wir sprachen im Stalinzimmer über meine Kirche.
"Sie gehören also einer amerikanischen Sekte an!" Josef Stalins Büste war aus Bronze, sein Geist eisern.
Nach der zerbrochenen Fensterscheibe, sieben Jahre zuvor, stand dennoch fest, ich werde mich bekennen.
Fünf Abende ging das so. Wahrscheinlich weil sie spürten, dass ich redlich sein wollte, behandelten sie mich sehr, sehr freundlich.
Sie gaben es mir schließlich schriftlich, dass ich aus eigenem Wunsch aussteige.
Welche Freiheit kam zu mir, für die nächsten 12 Wochen, bis ich mir wieder was einbrockte.
Aber in diesen drei Monaten erfuhr ich innerlich, wie gut es tut, krumme Sachen zu vermeiden. 

Drei Lektoren hatten zugegeben, dass mein Antikommunimus nicht aggressiv war. 
Ich berief mich auf Immanuel Kant, dass die Menschen Ihren Verstand gebrauchen und sich nicht von anderen leiten lassen sollen. 
Natürlich hatte ich mich gehütet ihnen direkt Indoktrination vorzuwerfen. 
Sie hatten zugegeben, dass ich sichtlich bemüht war, meinen eigenen Verstand zu gebrauchen, statt Floskeln herzubeten. Meine Begründung für die Ablehnung des "Diktats des Proletariats" war einfach: diktieren ist leicht, einem Diktat zu folgen schwer.
Niemand soll diktieren, sondern lernen, sich selbst und aus freien Stücken, zugunsten der Gesellschaft einzubringen. Das sei die Maxime meiner Kirche, die viel älter ist als der Imperialismus.
Ich wollte versuchen den Rat des Buches Mormon, zu befolgen:
 "... handle gerecht, richte rechtschaffen und tue (und denke) beständig Gutes."