Donnerstag, 8. Mai 2014

"Navigator Allgemeinwissen" verbreitet Desinformationen


Lieber Herr Dr. Jörg Zorn,



Wie dem Impressum ihrer Webseite zu entnehmen ist, zeichnen Sie verantwortlich für die im “Navigator Allgemeinwissen” veröffentlichten Beiträge... 
es ist gut, wenn Sie informieren... 
aber auch ich informiere und ich möchte Sie darauf aufmerksam machen, dass ich diesen Brief ins Internet stelle. 
Wenn Sie vom Christentum als einer monotheistischen Religion reden, weichen Sie zwar nicht von der Linie der Großkirchen ab, aber diese Linie war seit eh und je unhaltbar. Sie wurde in Nicäa, 325, durch Kaiser Konstantin erzwungen, (1) weshalb das nicänische Bekenntnis auch sagt:

" es sind nicht drei Herren, sondern ein Herr. Denn wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen."

Der Text spricht für sich - oder gegen sich, - je nachdem wie man will. 
Seit wann ist es korrekt irgendeinen Glauben über 
"die christliche Wahrheit" zu stellen?
Ich wiederhole: dieses Bekenntnis widerspricht urchristlichem Verständnis:
Sogar "Familia Spiritualis Opus" bestätigt 2013:

"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten (im Jahr 325, auf dem Konzil zu Nicäa) einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."


Dann, Herr Dr. Zorn, mit krtischem Blick auf die Lehren der "Mormonen" behaupten Sie:
"   Zwar berufen sie sich in Teilen auch auf die Bibel, fühlen sich aber in erster Linie dem Buch Mormon, das u.a. von einer ersten Besiedlung Amerikas durch einen um 600 v. Chr. vermuteten Stamm Israels erzählt, verpflichtet.
 
Falschaussagen wie diese treffen wir überall an. Ein Tausendsassa schreibt von einem anderen ab:

Sie behaupten also, Herr Dr. Zorn, die Mormonen...
"berufen sie sich in Teilen auch auf die Bibel,..."
Sie kennen offensichtlich weder die Geschichte der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage noch die Theologie dieser Gemeinschaft. Sonst hätten sie diesen Unfug nicht zu Papier gebracht. Ohne die Bibel gäbe es die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage nicht. Die Lehre dieser Kirche wirft Licht auf die Bibel, sie bestätigt sie. 
Das glauben Sie nicht? Lassen Sie uns sehen:
Professor Heikki Räisänen ein evangelischer  Exget, lobt Joseph Smith den ersten Propheten der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ausdrücklich dafür wie ernsthaft und gewissenhaft Smith mit Bibeltexten umging. Siehe u.a.

gerd-skibbe.blogspot.com/2014/10/eine-leider-vergessene-analyse.html

Prof. Räisänen unterzog die von Joseph Smith unternommenen Korrekturen an Bibeltexten einer gründlichen Untersuchung. Er sagt: Joseph Smith traf immer wieder den Nagel auf den Kopf, er befindet sich in Übereinstimmung mit moderner Bibelkritik … er verbesserte zweifelhafte Bibelaussagen, machte sie glaubhafter! 

Sie Herr Dr. Zorn verweisen darauf, dass laut Buch Mormon eine der ersten Besiedlungen Amerikas durch die Jarediten (wahrsch.  Tolteken) erfolgte... soweit so gut, aber, der Kern der Buch-Mormon-Lehren weist uns darauf hin, dass es nicht darauf ankommt, über Völkerwanderungen Kenntnisse zu erlangen, auch nicht Gott zu feiern, sondern seine Gebote, wie wir sie in der Bibel finden, zu halten!
Das Buch Mormon lehrt, dass niemand denken soll, er sei mehr als ein anderer. Es sagt, dass wir ein vorirdisches Dasein hatten, und dass wir hier sind, um Erfahrungen zu sammeln, dass wir eines Tages vor unserem Schöpfer stehen werden, um Rechenschaft über unser Leben abzulegen.
Durch das Buch Mormon erfahren wir, dass Gott die Zweiklassengesellschaft: Hier die Geistlichen und da die Laien, nicht eingesetzt hat, und, dass Christen nur dann Christen sind, wenn sie tun, was er gebot.

Tausende Experten geben, wie Sie, Herr Dr. Zorn, Auskunft (auch) über "Mormonen”. Fast ausnahmslos handelt es sich dabei leider um massive Falschaussagen. Es sind entsetzliche Zerrbilder, die, z. B. von Pfarrer Zimmer “Unter den Mormonen in Utah”, Dr. Rüdiger Hauth, Prof. Dr. Samuel Leuenberger, Dr. Lothar Gassmann u.a. von meiner Kirche gezeichnet wurden, und die bedauerns-werterweise von einigen Autoren unbesehen als authentisch betrachtet und genutzt werden.

Aus diesem Grund widersprach ich in einigen hundert Artikeln den schlimmsten Desinformationen. Ich stellte sie vor allem unter http://gerd-skibbe.blogspot.com ins Internet.

(Im Fall meines Aufsatzes “Die ausstehende Rehabilitation von Millionen Europäern” hatte ich von Februar d.J. bis jetzt 26 500 Aufrufe.)

Niemand entschuldigte sich für den gegen meine Kirche verbreiteten Unfug, obwohl meine Beweisführung sich als unabweisbar erwies, - ausgenommen Prof. Leuenberger in einem Fall. Später schrieb er mehr Unsinn, nämlich exakt das Gegenteil der tatsächlichen Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Auch Herr Dr. Gassmann hatte zwar keinen Beleg für die unerhörte Behauptung Mormonen würden in ihren Tempeln Geister beschwören, doch er beharrt. 
Immer wieder erlebe ich, dass vor allem junge Menschen in Sachen Religion verunsichert sind und sich auf Internetaussagen von Leuten mit Rang und Namen verlassen. Schon deshalb ist Präzision angesagt.

Mir kann nicht gleichgültig sein, wenn auch bei bestem Willen der jeweiligen Autoren nicht der Kern der beleuchteten Sache getroffen wird.

 “Navigator Allgemeinwissen” schrieb bedenklich tendenziös:

Woran glauben die Mormonen?


Kurz gesagt, sehen sich die Mormonen als die einzig wahre Kirche, die das Evangelium – sozusagen als Wiederherstellung ursprünglicher Werte – neu zu verkünden hat.

Obwohl von außen häufig protestantisch eingeordnet, sind sie weder das, noch fühlen sie sich den Katholiken zugehörig. Im Gegenteil! Die von diesen beiden Kirchen angestrebte Ökumene („der Dialog, die Zusammenarbeit der monotheistischen Religionen: Juden-, Christentum und Islam“) zum Beispiel, wird von den Mormonen strikt abgelehnt.
Zwar berufen sie sich in
Teilen auch auf die Bibel, fühlen sich aber in erster Linie dem Buch Mormon, das u.a. von einer ersten Besiedlung Amerikas durch einen um 600 v. Chr. vermuteten Stamm Israels erzählt, verpflichtet.
Grundsätzlich verkündet das Mormonentum den Glauben, wonach auch der Mensch, wenn er denn den Gesetzen und Geboten
ihrer Kirche ( die, der Mormonen) Folge leistet, durchaus ebenfalls Gott werden kann.

Autor: Manfred Zorn

Gegenüber solcher, von mir als niederträchtig empfundenen Unterstellung (Mormonen hätten andere Gebote als die allgemeine Christenheit) biete ich folgenden Text als Basis eines neuen Artikels an:


Gerd Skibbe: Woran glauben die Mormonen (wirklich)

Kurz gesagt, die Mormonen betrachten sich als Mitglieder der wiederhergestellten Urkirche, beanspruchen aber nicht im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein. Der erste Prophet der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Joseph Smith (1805-1844) betonte wiederholt: “Alle haben Wahrheit, vermischt mit einigen Irrtümern.”

Was Mormonen von den Anhängern der “christlich ökumenischen Kirchengemeinschaft” unterscheidet ist u.a. das Menschen- und Gottesbild. Mormonen glauben daran, dass Menschen Doppelwesen sind, bestehend aus einem ewigen Geistkörper und dem vergänglichen Leib.

Die Mitglieder dieser Kirche betrachten Gott Vater und Gott Sohn als zwei getrennte verherrlichte Persönlichkeiten, die ihr eigenes Gesicht haben. Diese Lehre wurde in Nicäa, auf strikte Weisung Konstantins, (1) mit dem 1. ökumenischen Konzil, 325, als arianische Häresie verworfen.

Weil sich die von vielen Christen angestrebte “ökumenische Gemeinschaft” entschieden zum nicänischen (antiarianischen) Gottesbild bekennt, - dass da “nicht drei Götter sind, sondern nur einer”, - lehnen “Mormonen” eine Mitarbeit mit den Großkirchen ab. Dennoch suchen sie das Gespräch mit allen.

Immer mehr Historiker wie Thomas Hägg (2) bestätigen allerdings, dass die am altrömischen Trend zum Monotheismus orientierte Formulierung des Nicänums, keineswegs der urchristlichen Lehre entsprach. So gesehen sind Mormonen Arianer.

Sie betrachten Bibel und Buch Mormon als gleichwertige heilige Schriften.

“Mormonismus” lehrt, dass jeder Mensch das Potential hat in der Ewigkeit Gott ähnlich oder gleich zu werden. Weithin unbekannt ist, dass selbst Luther (3) und Papst Benedikt XVI. (4) dieser Aussage zustimmen, indem sie auf ein Zitat des Athanasius, den vielleicht wirkungsvollsten Kirchenlehrer des 4. Jahrhunderts”, verweisen: “Christus das göttliche Wort wurde Mensch, damit der Mensch Gott werde.

Mormonen sind weltoffen und tolerant, sie sind entschiedene Verfechter des Individualrechtes.

Mit freundlichen Grüßen

Gerd Skibbe

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(1) "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013:

"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."

(2) "Kirchen und Ketzer" 2010: "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."

(3)Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 16 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung…

(4) Generalaudienz, am 20. Juni 2007:

der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“

Gerd Skibbe

Elizabeth St. Unit 31
3153 Bayswater, Melbourne

Victoria

Australien







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