Mittwoch, 21. Januar 2015

Das Märchen von der "arianischen Häresie"




„Uns kam es darauf an, ein paar verborgene Schätze aus der reichen Tradition des christlichen Glaubens wieder ans Licht zu bringen… die Tradition der frühen Christen stellt kein elitäres Sondergut (dar), sondern (ist) allgemein menschlich. Dass das heute erst einmal wieder in Erinnerung gerufen werden muss, hat auch eine der Ursachen in der Geschichtsvergessenheit der christlichen Kirchen, auch in ihrer Besitzgier…“ Michael Albus, Bernardin Schellenberger „Worte aus der Wüste“


Papst Franziskus wollte nicht hinter die Kulissen schauen, er musste. Der Gestank war unerträglich geworden, dass Benedikt XVI. im Winter 2013 zurücktrat war ein Signal der höchsten Alarmstufe gewesen. Papst Franziskus kritische Weihnachtsansprache 2014 galt nicht nur den anwesenden Leitern der vatikanischen Kurie, sondern indirekt auch anderen Amtsträgern, die sich eiskalt vom deutschen Staat aushalten lassen, während die Bischöfe der ersten dreihundert Jahre, wegen ihres Glaubens, noch mit glühenden Zangen gezwickt wurden.




"...(Franziskus) beklagte Machtstreben, Geldgier und Eitelkeit in der Kirchenführung. 15 "Kurienkrankheiten" (listete er) auf, darunter Exhibitionismus, Karrieremacherei, Arroganz, Hartherzigkeit und Geschwätzigkeit..." Welt, 23. Dez.2014


Mit diesen Worten, so negativ sie auch klingen verdiente Franziskus noch mehr Glaubwürdigkeit. Er ist einer, der Herzen durch Ehrlichkeit und Machtverzicht gewinnt. Damit geht er den Weg Christi. Schon Johannes XXIII. erntete Zuneigung und Gegenliebe mit seinem Reuegebet, das er während des Vatikanum II kurz vor seinem Tod, 1963,  verfasste:


„Wir erkennen heute, dass viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so dass wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wiedererkennen.
Wir erkennen, dass ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir Deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu Unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, dass wir Dich in ihrem Fleische zum zweitenmal ans Kreuz schlugen. Denn wir wussten nicht, was wir taten.“


Unvergessen wegen des Reuebekenntnisses, das sich in ihr befindet,  ist auch eine Erklärung, die mit der Schlusssitzung des Vatikanums II., am 07. Dezember 1965 veröffentlicht wurde.


1 640 Jahre nach dem verhängnisvollen Konzil zu Nicäa distanzierte sich die römisch-katholische Kirche von allen Praktiken religiösen Zwangs: dass man


ab jetzt nie mehr sagen könne, für die katholische Kirche sei die Religionsfreiheit kein Grundrecht, das in der Würde der Person begründet ist.“ Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“


 Zutreffend formulierte der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (später Papst Benedikt XVI.)  nach der Abstimmung durch die Konzilsväter:


Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".


Es ist wahr, das wirklich Böse kam mit Konstantins „Machtergreifung“ in die Kirche. Es kam auch als Kreuzsymbol schadenstiftend über die ganze christliche Welt der Antike. Ist es nicht bemerkenswert, dass die Christen der ersten 400 Jahre das Kreuz nur als militärisches Zeichen kannten? Das Bischöfliche Ordinariat Regensburg, bestätigt 2010 im Internet:


 „Als allgemein verbreitetes und verwendetes Symbol der Christen lässt sich das Kreuzzeichen erst in der Zeit der Völkerwanderung nach 375 n. Chr. nachweisen.“


www.bistum-regensburg.de/borpage003359.asp


Kreuze galten den Christen vor dieser Zeit nur als Marterinstrumente oder als Symbole des Sieges der Brutalen über die Schwächeren. Sie befanden sich auf den römischen Standarten der Legionen. Da gab es sie schon 100 Jahre vor Konstantin. Das geht u.a. aus einem Aufsatz des Felix Minucius hervor. Etwa im Jahr 200 schrieb er: im "Dialog Octavius", was er davon hält, das Kreuz, an dem Jesus starb, und das Kreuz der Kaiser und ihrer Legionen miteinander in Verbindung zu bringen und beide, als Mix, zum Gegenstand auch ihrer Verehrung zu machen:


 „Kreuze beten wir nicht an und wünschen sie nicht. Ihr allerdings, die ihr hölzerne Götter weiht, betet vielleicht hölzerne Kreuze an als Bestandteil eurer Götter. Was sind sie denn anderes die militärischen Feldzeichen und Fahnen als vergoldete und gezierte Kreuze? Eure (!) Siegeszeichen haben nicht bloß die Gestalt eines einfachen Kreuzes, sondern sie erinnern auch an einen Gekreuzigten... bei euren religiösen Gebräuchen kommt (das Kreuz) zur Verwendung.“ Stemberger „2000 Jahre Christentum“, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1990 S. 146.


 


Der Mann, der mit dem Konzil zu Ephesus, 431 das Kreuz (bzw. die konstantinischen Kreuzsymbole) in die Kirche trug, war Cyrill von Alexandria  eine Person die viel (Kirchen-)geld ausgab, um dem Gefängnis zu Konstantinopel zu entkommen, in das er wegen seiner Unruhestiftereien gesteckt wurde. Heute nennt man das Korruption oder aktive Bestechung. Die Tatsache, dass es sich um unrechtmäßig angeeignetes Kirchengeld, - um Raubgut, - aus dem, 391, von fanatischen Katholiken (Athanasianern) gestürmten und geplünderten Serapistempels zu Alexandria handelte, macht die ganze Sache nicht besser. Schlimmer, diese Summen sollten für die Armenpflege ausgegeben werden. So lautete die Weisung des Kaisers Theodosius I..


 


Wo das Kreuz hinkam war  es um die ohnehin nur schwach geschützten Menschenrechte in Reihen der kolonisierten Völker völlig geschehen. Es hat Jesus und die Vernunft ermordet, es wurde hoch aufgerichtet wenn die Inquisitionstribunale tagten. Es wurde christlichen Heeren vorangetragen und kaum ein Christ kritisierte das. Die Ära Konstantins wird erst dann wirklich abgeschlossen sein, wenn das Kreuzessymbol, das Zeichen des Sieges des Todes und der Zwangsherrschaften, aus den Kirchen verschwindet.


Andererseits müssen Christen das Kreuz Christi auf sich nehmen, das Kreuz, der permanenten Versuchung zu widerstehen Dinge zu wünschen die er als nicht gut bezeichnet hat, wie die Begierde von Etwas Besitz zu ergreifen das uns nicht gehört , auch die Verleumdung zu ertragen…


Wir leiden allesamt an Geschichtsvergessenheit. Aber geradezu zerstörerisch wirkt die „Geschichtsvergessenheit christlicher Kirchen“. In den Gottesdiensten muss mehr und deutlicher bekannt und gesagt werden, welche Sünden die Großkirchen an Juden und Heiden begingen. Geschichtsvergessenheit bedeutet ohnehin, Christi Grundsatzentscheidungen sträflich zu ignorieren. Er wollte, dass wir scharf hinschauen, um zu wissen was war und um einschätzen zu können was kommt. In seinen Disputen mit den Pharisäern, setzte Jesus deren und unser Geschichtswissen voraus. (Johannes 8, Matth. 23)


Niemals darf vergessen werden, dass die „römisch-katholische“ Kirche von Kaiser Konstantin (285-337) gegen die Urkirche ins Leben gerufen wurde, dass sie damit auf die Stufe einer gefährlichen Sekte sank, verbunden mit dem ungeheuren Trieb die ganze Welt zu beherrschen.


Erst wenn wir das wissen und verinnerlichen, können wir würdigend einschätzen, wie schwierig es für Rom ist den steinigen Weg der Überwindung des kircheninternen Konstantinismus zu gehen. Und Rom will!


Die Forschungsergebnisse zum Thema „Alte“ Kirchengeschichte bestätigen die ebenso bedauerliche wie erregend unleugbare Tatsache, dass Konstantins Rolle die des Mephistopheles war. Bei genauerem Hinblicken wird deutlich, dass die Apostel vor alters voraussahen, dass einer kommen wird, der sich gottgleich in den Tempel des Herrn setzt. Er sei der Sohn des Verderbens, der Großfeind Christi:


„Lasst euch durch niemand und auf keine Weise täuschen! (in der Annahme Jesu Christi Wiederkehr sei bereits erfolgt) Denn zuerst muss der Abfall von Gott kommen und der Mensch der Gesetzwidrigkeit erscheinen, der Sohn des Verderbens, der Widersacher, der sich über alles, was Gott oder Heiligtum heißt, so sehr erhebt, dass er sich sogar in den Tempel Gottes setzt und sich als Gott ausgibt.  Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch dies schon  gesagt habe, als ich bei euch war? 2.Thess. 2:3-5 4 


Sektierer aller Schattierungen, die sich auf dieses Pauluszitat bezogen hielten nach Namen Verdächtiger Ausschau. Kurios ist das Verhalten derer, die Namenslisten aufstellten in der auch Joseph Smith, der mormonische Prophet der Neuzeit auftaucht.


Auf die Idee, dass der Steckbrief Kaiser Konstantin allerdings ziemlich gut beschrieb, kamen nur wenige, weil ihre Geschichtskenntnisse zu gering und ihre Anmaßungen zu groß waren. Insbesondere weigern sich die griechischen und russischen Kirchenvertreter noch, Konstantin so zu sehen wie er wirklich war. Für sie war er ein Heiliger. Selbst das Heiligenlexikon kann jedoch nicht darüber hinwegsehen, dass


" (Konstantins) Handlungen durchweg vom Ziel geleitet waren,  die Macht auszubauen; seinen Schwiegervater, Kaiser Maximianus, ließ er 310 erhängen, seinen Schwager Licinius erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn tot schlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er 326 ermorden, weil er die beiden verdächtigte, eine Beziehung miteinander eingegangen zu sein. Folge des Todes von Fausta war, dass ihr gesamter Besitz aus dem Erbe der Laterani - so der heutige Lateranspalast - endgültig an den Papst kam.“ Ökumenisches Heiligenlexikon


Sein „Sauerteig“ des Vormachtstrebens verdarb ganz Europa. Das konstantinische Christentum brachte der Welt Finsternis, Kälte und das Regime einer gnadenlosen „Reichskirche“. Geringste Abweichungen von der von ihr vorgegebenen Linie bestrafte sie mit dem Tod.


Kein anderer hat wie Konstantin die Urkirche bekämpft und ihre Mitglieder in die Gegenrichtung gedrängt.


Sogar die Protestanten ehren ihn, widmen ihm Gedenktage, - evangelisch, katholisch, orthodox: 21. Mai - weil sie ihm ihre Existenz zu verdanken haben.


Verschiedene  Autoren des traditionellen Christentums erwägen diese durch zahlreiche Morde bekannt gewordene historische Persönlichkeit zwischen „christusfreundlich“ und „heilig“ einzustufen, obwohl die Begriffe „gesetzeswidrig“ und „Sohn des Verderbens“ auf ihn, der sich selbst zum Kaiser und Gott aufwarf, erstaunlich genau zutreffen. Neunzehn Jahre nach dem Start seines rücksichtslosen Siegeslaufes stand Imperator Konstantin im Zentrum alles Religiösen und der absoluten staatlichen Macht. Nur völlig Furchtlose wagten es ihm zu widersprechen. Dafür haben sie, wie der Älteste Arius (260-337) bezahlt. Oder sie krochen danach auf Knien durchs Leben, fortan lobhudelnd, wie Eusebius von Cäsarea (Verfasser seiner fragwürdigen Kirchengeschichte). Sie  schadeten der Kirche und dienten der sich aufblähenden Großsekte. Mit zunehmendem Alter lobte Eusebius den Kaiser mit umso größerer Ergebenheit. Bis er ihn kurz vor seinem Ende sogar mit dem Messias vergleicht. Um 335 nennt er Konstantin den                  


‚Engel Gottes’ den ‚Führer und Herr’, das ‚Werkzeug Gottes’, das ‚Ähnlichkeiten mit dem Logos’ (Christus) aufweise. Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel (381)“


 Eusebius von Cäsarea brachte damit auch die fernab vom Hof lebenden Bekenner der Lehre Christi in schwere Verlegenheit. Seitdem Domitian (81-96) darauf bestand als „Herr und Gott“ angesprochen zu werden, fürchteten sie sich vor dem Tag an dem sie


„zur göttlichen Verehrung des Kaisers gezwungen würden.“ Präambel der Einheitsübersetzung zur Offenbarung des Johannes.


Ehe es dazu kommen konnte, musste die Kirche auf einen der Ihren, in diesem Fall auf Konstantin  verpflichtet werden. Dieses von ihm selbst inszenierte Trauerspiel ging dann in Nicäa 325, ziemlich glatt über die Bühne, weil die immer wieder aufflackernden Verfolgungen viele Christen zermürbt hatten. Es stand in den Köpfen nicht weniger Gemeindevorsteher (der Bischöfe) geschrieben: das muss aufhören, unbedingt! Deshalb 


„… befolgte die Kirche in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte...“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 S. 81 ff


Der große Haken bestand aus den Absichten des Imperators, der sich künftig im Mittelpunkt der Kirche sehen wollte. Innerlich bebten viele der Anwesenden die seiner Einladung nach Nicäa gefolgt waren und nun in der Falle saßen. Das zeigen die Dokumente. Sie erkannten nun, als es zu spät war des Kaisers Einfluss zu entkommen, mit diesem Konzil wird etwas völlig Neues herauskommen.


„Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die (neue,nachnicänische G.Sk.) Kirche auf Christus bezogen...“ ebenda


„Konstantin ist verantwortlich für die Entstehung des katholischen und orthodoxen Christentums.“  Prof. Wolmeringer „Konstantin-Artikel“ vom 05.03.07 im Internet, S.2


Der Leitgedanke der Verteidiger des traditionellen Christentums bezieht sich gerade auf diesen Punkt. Sektengründer stellen sich selbst zwischen Gott und Menschen. Sie beanspruchen direkt oder indirekt die Position Christi, als Mittler. Sie legen fest, was die Wahrheit zu sein hat.


Konstantin nötigte den bis 325 freien Bischöfen seine eigene, ihnen bis dahin unbekannte Glaubensformel auf, - die das Wesen Gottes betraf -, eben weil er anerkannter Gott gerade auch der Christen werden wollte. Seine heidnisch-monotheistische am Hofe Diokletians erlernte Gottesvorstellung musste durchgesetzt werden, koste was es wolle.  Prof. Hans Küng schreibt:


„Konstantin selber lässt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat.‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt,
wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“
„Kleine Geschichte der katholischen Kirche“


Das und mehr ist Teil des Allgemeinwissens heutiger Theologen.


Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“  Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154


 „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30


Kaiser Konstantins Trick bestand darin, dass er den Bischöfen damals seine Unterstützung zusagte. Sie standen nämlich einem unlösbaren Problem gegenüber. Einerseits war die Kirche in den Jahren ihrer Fastanerkennung durch den Staat, in den Zeiten also in denen es keine Repressalien gab, zwischen 260 bis 303, erheblich gewachsen. Wer Zuwendung und Hilfe im Lebenskampf suchte, ließ sich taufen.  Seitdem Kaiser Galerius 311 sein großes Toleranzedikt verabschiedete, wuchsen die Gemeinden unaufhörlich, denn die Evangeliumslehre bot den Menschen mehr Gutes als andere Religionen.


Konstantin, der Verführer, der 313 das Toleranzedikt des Kaisers Galerius bestätigte, sonnte sich im Glanz des Verdienstes eines anderen. Während seiner Auftritte während des berühmt-berüchtigten Konzils zu Nicäa, 325, konnte er herzgewinnend lächeln. Er spielte sich als Wohltäter an der Kirche auf. Die Bischöfe allerdings, die nicht auf seine Tricks eingehen wollten überrumpelte  er: „Eure Armenfonds reichen nicht aus, bitte, bedient euch meiner Mittel!“


Zuckerbrot und Peitsche genügten sie gefügig zu machen seinem Großplan zu dienen, eine Universalmonarchie zu gründen. Aber erst musste er sie überzeugen, dass sein Glaube was die Gottheit betraf richtiger sei, als ihre in seinen Augen unsinnige Auffassung, der Christus (der Gesalbte) sei seinem Vater untertan und er sehe ihm nur ähnlich.


Das war der Hauptpunkt um den sich das 1. ökumenische Konzil drehte. Konstantin dachte nämlich in den Bahnen die ihm während der Jahre seiner Geiselhaft am Kaiserhof des großen Diokletian (244-313) täglich vorgelegt wurden. So wuchs sein auch für ihn selbst kompliziertes Gottesverständnis: Diokletian galt den Römern als der dominus et deus. Konstantin, 325, auf dem Höhepunkt seiner Macht angelangt, begehrte denselben Titel: „Herrgott“. Jahrelang bis 306 hörte er dasselbe. Jeden Tag!


Lobredner schwärmten: 


der Du denen gleichst die Dich zeugten, durch sie regierst Du die Welt unvergleichlich, Du der diis geniti et deorum creatores, der von den Göttern gezeugte und Erzeuger von Göttern...in Dir leben die numina (die Geister. G.Sk.) von Jupiter und Hercules - wir rufen Dich an, wir rufen Dir zu, jeden Sieg zu erringen ist uns heilig und mit uns bist Du der praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel. Wie wir auf Erden durch Dich glücklich werden, so als gelangten wir in Deine Gegenwart, stehen wir heute im Adyton - dem Allerheiligsten und spenden Dir unsere Treue. Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich...Deshalb gleiche der Kaiser dem Gebieter des Weltalls.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“ Walter de Gruyter, 2004


Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber


"in solchem Fall hielt ein Jupiterpriester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien."   ebenda


Ob logisch oder nicht, Konstantins Bild von Gottheit wurde „verchristlicht und umgekehrt. Wie erwähnt, vor allem passte ihm die Lehre nicht, Christus sei dem Vater untertan. Er nicht. Er wird weder auf Erden noch im Himmel irgendjemandes Untertan sein. Er war Gott  wesensgleich!- was immer das in seiner Vorstellung bedeutete.


Dies ist des Pudels Kern. Bis heute glauben angeblich alle Christen Christus sei Gott wesensgleich. Um diesen Begriff einzufügen musste nur ein „Jota“ weichen.


„Die große Neuerung, (nämlich das Athanasium G.Sk.) die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke“ (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen.“


Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Mohr-Siebeck, 1990


Sogar die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013:  


"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis (das von ökumenischen Christen gelobte Nicänum)  nicht unterschrieben..."


So hat Kaiser Konstantin auf dem 1. ökumenischen Konzil der Christenheit, das von 220 (von 2 000) unterschriftsberechtigten Bischöfen besucht wurde, den Basisglauben der Urkirche zerstört. An Christus und Christenglauben war er sowieso nur insofern interessiert, als es seinem Imperium, seiner Macht und seinen persönlichen Vorteilen diente. Lediglich in drei seiner vielen Briefe erwähnt Konstantin Christus überhaupt, so, als wäre er eine Randerscheinung.


Zusammengefasst gesagt ließ er mit dem Knüppel der Allmacht den in der Kirche gebräuchlichen, vertrauten Begriff  homoiusios löschen, weil dieser aussagte, Jesus sei ein anderer als sein göttlicher Vater und ihm nachgeordnet.


Konstantin ärgerte sich ohnehin darüber, dass die Christen das in der nichtchristlichen antiken Welt vorherrschende monotheistische Denkmodell in Frage stellten. Und wenn die Welt daran untergeht, er musste zerbrechen was ihm im Weg stand. Gleichgültig wie unvernünftig es war. Er wollte zugleich der Sol Invictus – der unbesiegte Sonnengott des uralten Rom - und der „Christus sein“. (Prof. Clauss)


Es gibt eine bemerkenswerte Erklärung der "Union der europäischen Konferenzen der höheren Ordensoberen/innen" im Internet unter:


www.ucesm.net/ucesm_de/italie _religions_de , die bereits 2007 nicht mehr erreichbar war!


"Als die Heiden nach einem Gedanken der Einzigartigkeit der Götter suchten, dachten sie nicht an Zeus, sondern an Apollo. Der einzige Gott der gebildeten und fast monotheistischen Heiden, gerade vor dem Aufkommen des Christentums, war Phebus Apollo oder Sol, der das Leben auf Erden spendende Gott. Aurelian führte einen Versuch eines solchen heidnischen Monotheismus ein (während Konstantin den christlichen Monotheismus einsetzen wird) mit Sol Invictus und Mithra bei den Soldaten, um spirituell dem Wedismus der Perser entgegen zu wirken. Aurelian wünschte, dass die Römer eine gleiche Religion hätten..."


Das neue Wort  "homousios" – wesensgleich – hatte also verbindliches, monotheistisches Glaubenselement im gesamten Reich zu  werden, mit Gesetzeskraft... ein komplettes Gemisch aus Heiden- und Christentum, als ob man Gold veredeln könnte.


Konstantin war eigentlich ein Henotheist, sogar im Sinne des originalen Christentums. Denn schließlich hatte er seinen Vater, Kaiser Constantin Chlorus, gleich nach dessen Tod,  306, divinisiert. Er begründete sogar


„seinen Herrschaftsanspruch mit seiner Abstammung  vom Staatsgott Constantius Chlorus, den er divinisieren und konsekrieren ließ... Konstantins Vater war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel. Clauss  „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich  


Wäre da nicht sein Eigensinn gewesen, der absolut Größte zu sein…


Origenes (185-254), der Schiedsrichter bei Differenzen in  Lehrmeinungen innerhalb der Urkirche, lehrte bekanntlich und unbestreitbar eine Mehrheit der Götter. Damit hätte Konstantin eine Brücke nutzen können! Stünde dort nicht das ihm verhasste „homoiusios“, das ihn auf Rang zwei setzte und zwar auf Erden wie im Himmel.


Origenes könnte aber für uns alle verbindend wirken. Origenes wird auch, wenigstens seitens der modernen reformwilligen katholischen Kirche, wieder zurück ins Bewusstsein  gerufen, obwohl er als Zeuge gegen das Nicänum steht, denn Origenes lehrte:


„… dass der Sohn Jesus Christus ein anderer als der Vater ist und diesem nachgeordnet.“


Im Bewusstsein der Mitglieder der Urkirche  gab es mindestens zwei Götter. Diese Aussage wurde und wird, (offiziell) immer noch zugunsten des Nicäums (Athanasiums),  von allen Großkirchen lautstark abgelehnt, obwohl sich die Einsprüche seitens der Theologen mehren. Es gibt Gemeinden die das Athanasium nicht mehr bekennen! Immer mehr Menschen mit Nahtoderfahrungen berichten, sie hätten Gott gesehen. Diese Erlebnisse stehen im direkten Widerspruch zum antlitzlosen Gott der ökumenischen Christengemeinschaft.


Selbst Martin Luther und der Reformator Johannes Calvin erstickten jeden Widerspruch zum Nicänum. Calvin ließ, 1553, den 44jährigen Entdecker des kleinen Blutkreislaufes, den Arzt und Schriftsteller Michael Servet noch 1200 Jahre nach Nicäa,  verbrennen, weil er in seinen Publikationen z. B. in "De trinitatis erroribus" (1531), contra Athanasius sagte: "Gott hat ein Gesicht!"  


Unerwartet aber korrigierte Papst Benedikt XVI. in seiner 1. Enzyklika   am 23. Januar 2006 das bislang unantastbare Athanasium in seiner Unfrieden stiftenden Passage:  


Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 


 Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet Benedikt: 


 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“


Diese Aussagen sind ebensowohl großartig wie schön. Danke Papst Benedikt. Sie haben es wunderbar gesagt:


Nichtsdestoweniger schwören die Evangelikalen allen Erkenntnissen zu Trotz auf das Nicänum (engl. Nicene Creed orTrinitarian theology”). Wer es nicht akzeptiert, wie z.B. die „Mormonen“, gilt als gefährlich. Sie scheuen den typisch „konstantinischen“ Frontalangriff nicht und legen zugleich offen, wie wenig sie selbstkritisch nachgedacht haben, wie wenig sie wissen:


„The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity. Mormonism rejects the central logic of this doctrine (one God in three eternal persons) and develops its own doctrine of God - a doctrine that bears practically no resemblance to Trinitarian theology. The Mormon doctrine of God includes many gods, not one. Furthermore, Mormonism teaches that we are what God once was and are becoming what He now is. That is in direct conflict with Christian orthodoxy... Here is the bottom line…” Dr. Albert Mohlers, Präsident des Theologischen Seminars der südlichen Baptisten der USA „Mormonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith, June 2007    


 „The LDS-Mormons are definitely dangerous and are to be categorised as a sect. In Europe, however, they do not pose a social hazard, as they are too insignificant for that. In the US one cannot make this statement so clearly, since – compared to the share of the population, politically they are represented above average... The Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession.” Religion Dispatches“of May 27th, 2011


 


Ähnlich auch: www.bibelkreis.ch/themen/MormonenVJ.htm - am 04. Juli 2011: ”Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Irrlehren der Neuzeit“


Übereinstimmend klagen sie, (aus Unwissenheit oder Trotz): “The Mormon doctrine of God includes many gods, not one.”


Der Schiedsrichter der Urkirche Origenes mahnt sie jedoch, wie bereits die Kritiker und Abweichler seiner Zeit (um 220):


„... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus


Die seit Vatikanum II gewandelte katholische Kirche, anerkennt, dass


„Origenes niemals die Absicht (hatte), von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ Ludwig Hertling SJ „Geschichte der Katholischen Kirche bis 1740“, Morus-Verlag, Berlin, S. 27. (mit Imprimatur. Romae, vom 27. Nov. 1981


Empfahl Papst Benedikt XVI. in seiner Generalaudienz am 25. April 2007 gar die Rückkehr zu Origenes?


 „Ich lade euch dazu ein... die Lehre dieses großen Meisters (Origenes) im Glauben in euer Herz aufzunehmen.“  


Origenes und die Mormonen liegen auf derselben Linie! Aber Origenes und das 1. Ökumenische Konzil zu Nicäa, 325, stehen sich gegenüber wie Feuer und Wasser.


 


 

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