Donnerstag, 29. Januar 2015

Kurzfassung: warum Mormonen das Nicänum ablehnen



The Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession.” Religion Dispatches“of May 27th, 2011

„Mormonen sind gefährlich weil sie das nicänisch-trinitarísche Bekenntnis ablehnen!“

„The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity. Mormonism rejects the central logic of this doctrine (one God in three eternal persons) and develops its own doctrine of God - a doctrine that bears practically no resemblance to Trinitarian theology. The Mormon doctrine of God includes many gods, not one …That is in direct conflict with Christian orthodoxy... Here is the bottom line.” Dr. Albert Mohler president of The Southern Baptist Theological Seminary – the flagship school of the Southern Baptist Convention „Mormonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith, June 2007  

Das heißt: „Mormonismus“ geht nicht überein mit der christlichen Lehre von der Trinität… er lehrt eine Mehrheit von Göttern, damit stehen sie im direkten Konflikt zu christlicher Orthodoxie… hier ist der Schlussstrich - die Grenze. Herr Präsident Dr. Mohler hat sich sehr festgelegt und damit indirekt einige Fragen verursacht:

1. Entsprach das nicänisch-trinitarische Bekenntnis den Lehren der Urkirche, d.h. ist es biblisch?

2. Wie und wann entstand es?

3. Was bewirkte es?

4. Werden die jeweiligen Exponenten beider Hauptrichtungen die in erheblicher Breite vorliegenden  Forschungsergebnisse berücksichtigen?

Vielleicht ist es nützlich zu wissen, dass es unter den Christen aller Kategorien keine Meinungsverschiedenheiten darüber gibt, ob da eine christlich Gottdreiheit ist. Aber das Bekenntnis von Nicäa verkündet eine monotheistische Dreiheit, während alle Arianer, darunter die „Mormonen“ guten Grund dafür sehen, zu glauben, dass Christus ein anderer ist als sein Vater, daraus ergibt sie eine tritheistische Gottheit, eine Gottheit die aus drei realen Personen besteht.

Im allgemeinen Sprachgebrauch bedeuten die Begriffe  „trinitarisch“ oder „göttliche Trinität“ … „dass da nicht drei Götter oder Herren sind, sondern nur einer“ ebenso lautet denn auch der Bekenntnistext des Athanasianums. Das ist der Kern des Nicänums.

-    Arianer und Mormonen stehen mit ihrem während des 4. Laterankonzils 1215 – unter Innozenz III. - abermals verurteilten tritheistischen Glauben dagegen.

-    Alle anderen Großkirchen (wenn auch die orthodoxen Kirchen nicht jeden Wortlaut des Athanasianums akzeptieren) sind Verfechter des Nicänums.


1. Entsprach das nicänisch-trinitarische Bekenntnis den Lehren der Urkirche, d.h. ist es biblisch?

Betrachten wir den strittigen Teil des Nicänums, wie er im Athanasianum geschrieben steht.

 „… So ist der Vater Gott, der Sohn Gott, der Heilige Geist Gott. Und doch sind es nicht drei Götter,
sondern ein Gott… Denn wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der allgemeine Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen… Dies ist der katholische Glaube.
Jeder, der ihn nicht aufrichtig und fest glaubt, kann nicht selig werden.“
  Das Athanasianische Bekenntnis (hier nur der auf den strittigen Kern reduzierte Text):

In dieser Passage wird betont, der arianisch - mormonisch - nichtkatholische Glaube an drei Herren und drei Göttern sei biblisch korrekt! Er sei „christliche Wahrheit“.

Aber, der "katholische" Glaube verbiete, unter Androhung des Verlustes der Seligkeit, die „christliche Wahrheit“ zu glauben.

Hunderte Millionen Menschen sprachen im Verlaufe der Zeit und sagen in ihren Gottesdiensten immer noch auch die Formel auf, dass drei gleich eins ist.  Selbst hochrangige Theologen, wie Prof. Dr. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie klagen:


 „Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist? Verlegenheit ist noch das harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die Trinitätslehre kommt.“  „Zeitzeichen“, evangelische Kommentare, August 2004


2. Wann und wie entstand das nicänisch-trinitarische Bekenntnis?


Wie bereits der Name sagt, wurde die nicänische Formel in Nicäa, 325, während des 1. Ökumenischen Konzils, im dortigen Kaiserpalast verfasst.

Die Fragen nach dem Wie und Warum seines Hervorkommens wurden seitens zahlreicher Universitäten Europas und Amerikas gründlich erwogen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Kaiser Konstantin „der große“ ist der Vater des nicänischen Bekenntnisses. Er nötigte es den Bischöfen (Gemeindevorstehern) auf. Er erzwang die Löschung des Jotas im kirchenüblichen Begriff homoiusios.

Aus homoiusios (griech.) wesensähnlich wurde homousios (griech.) wesensgleich.

Es ging dem Kaiser darum, seine persönliche Vorstellung von Gott ins Christentum hineinzutragen.

Solange glaubten die Christen der auferstandene Christus sähe seinem Vater ähnlich, er habe menschliche Gestalt und ein menschliches Gesicht, und er sei geringer als der Vater, diesem „nachgeordnet“.

Mit dem Nicänum wurde diese Vorstellung als ketzerisch verurteilt. Der Gottkaiser Konstantin wollte niemandem nachgeordnet sein.

Prof. Hans Küng schreibt:

„Konstantin selber lässt das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott) , wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt,
wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“
„Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Davor war es allgemeine Kirchenlehre, dass

Einer der Gottvater aller (ist), der auch der Gott unseres Gottes ist... Christus ist wohl Gott, aber er ist dem Vater unterordnet.“.... Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“ Vandenhoeck& Ruprecht, 1993 S 56,141

Auch „Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn, S. 145

Kaiser Konstantin, berüchtigter Mörder seiner Familie setzte kraft seiner Autorität als oberster Priester Roms (Ponifex maximus) die urkirchliche Tradition aus. Er vernichtete sie und drohte den Bischöfen ihm nicht zu widersprechen:

Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“  Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154

 „Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa die Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30

 „Namhafte Persönlichkeiten, wie Bischof Basilius, Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325, zu Nicäa, ... verglich(en) die nachkonziliare Situation sogar mit einer Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte, infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.“ Bischof Koch (katholische) Pfarrblätter, vom Oktober 2008.

Sogar die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013:  

"Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis (das von ökumenischen Christen hochgelobte Nicänum G.Sk.)  nicht unterschrieben..."

Warum nun ein heidnischer Kaiser, der von christlicher Theologie etwa so viel Ahnung hatte, wie etwa ein Storch vom Kinderkriegen, ausgerechnet den Bischöfen ihren angeblich ureigensten  Glauben aufnötigen muss, verstehe wer will.

Eswar tatsächlich etwas Neues, Gott hat kein Gesicht, er ist ein allgegenwärtiger Geist. Das war eine Neuerung wie A. von Harnack sagt:

„Die große Neuerung, (nämlich das Athanasium G.Sk.) die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke“ (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen.“

Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Mohr-Siebeck, 1990

Ist es etwa nicht zutreffend, dass der konstantinisch-athanasianische Glaube Roms zwischen 325 und 2005 untersagte zu glauben, dass Gott – wie vor allem die Mormonen lehren - ein Angesicht hat?
Ist es nicht wahr dass in der Schweiz, 1553,  der 44jährige Entdecker des kleinen Blutkreislaufes, Michael Servet, mit ausgesucht grünem Holz verbrannt wurde, weil er arianisch glaubte: Gott hat ein Antlitz? (Allerdings unter dem Einfluss des Reformators Johanes Calvin)

Ist es nicht wahr, dass Athansius (296-337) der eifigste Verfechter der Konstantinlinie von Beginn seiner Karriere wieder und wieder wetterte:

„...Wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen...

Vergebens also sannen die Unverständigen auch dies aus, sie, die vom Vater das Bild loslösen wollten, um den Sohn der Kreatur gleichzustellen …so weichen sie von der Wahrheit ab, und indem sie sich trügerische Sprüchlein schmiedeten, gingen sie im Anfang, als sie diese Häresie schufen, überall herum… Arianer(sind) keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde, da sie sich, um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen machen...“

Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus der 1. Rede

Kriege hat er damit heraufbeschworen, aber er wurde heilig gesprochen! Athanasius Wort wetzen die sonst so frommen Gospelpreacher gegen die Mormonen. Klingt es nicht ähnlich wie bei Athanasius?

„Arianer (sind) keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde“, denn sie lehnen das Nicänum ab.

Eigentlich hätte man es deshalb als Sensation wahrnehmen müssen, als  Papst Benedikt XVI. in seiner 1. Enzyklika   am 23. Januar 2006 das bislang unantastbare Athanasianum in seiner Unfrieden stiftenden Passage korrigierte:  

Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ 

Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet Benedikt  - und wiederum geht es im Stimmengewirr unter: 

 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“
Da ist es! Da ist sie, die Brücke, die ein großartiger Mann mit päpstlicher Autorität anbietet, von der solange niemand etwas wissen wollte. Warum also haben sie so mörderisch seit Nicäa, 325, gewütet? Ist es nicht wahr, dass ein anderer Papst, nämlich Damasus von Rom, schon wenige Jahre nach dem berüchtigt-berühmten Konzil zu Nicäa die arianische Nachbargemeinde mit Äxten und Waffengewalt zerschmetterte?
Damasus von Rom, (305-384) der als erster unter den römischen Bischöfen „Papst“ (Bischof aller Bischöfe) werden wollte,  führte im Herbst 366, einen von ihm aufgestachelten Schlägertrupp, gegen die arianische (antitrinitarische) Nachbargemeinde des Bischofs Ursinus. Mehr als 100 Gottesdienstteilnehmer wurden ermordet – und das, nur weil sie die in Nicäa unter kaiserlichem Druck eingeführten Neuerungen – das Nicänum - aus Gewissengründen nicht akzeptieren konnten.

Eine Anzahl Arianer Roms gingen am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 in ihre kleine Julii-Kapelle (heute: St. Maria in Trastevere).

...Deshalb rückte „(um) acht Uhr morgens, Damasus mit seinem gottlosen Anhang heran. ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet... während kein einziger Damasianer fällt erliegen 160 Ursinaner dem Angriff." Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882, S. 14.

Was danach geschah ist wohl bekannt.

Niemand kann es von der Hand weisen: das Nicänum wurde unrechtmäßig in die Welt gesetzt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen