Samstag, 14. Februar 2015

1) Der Zölibat und andere Entgleisungen





Der Zölibat und andere folgenschwere Entgleisungen, wie die schadenstiftende Annahme von einer Priestermacht die alles vergeben kann

Vatikanstadt/Rom - Der designierte vatikanische Staatssekretär, Pietro Parolin, der am 15. Oktober 2013 sein Amt antritt, sorgt mit aufsehenerregenden Aussagen zum Thema Zölibat für Aufruhr. "Der Priesterzölibat ist kein Dogma der Kirche. Man kann darüber diskutieren, weil es sich um eine kirchliche Tradition handelt. Dies bedeutet aber nicht, dass der Zölibat einfach der Vergangenheit  angehört", antwortete Parolin auf eine Frage der venezuelanischen Tageszeitung "El Universal". Parolins Aussagen wurden am Mittwoch von der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" übernommen.


Sogar Bischöfe sollen verheiratet sein, sagt das Neue Testament, Presbyter erst recht.
Paulus schreibt an Timotheus in seinem ersten Brief, welche Eigenschaften ein Bischof (ein Gemeidevorsteher) haben muss:
einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit. Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er (der Bischof) für die Gemeinde Gottes sorgen?3:4-5

Der Hinweis mit dem 1. ökumenischen Konzil der Christenheit sei die Ehelosigkeit der Priester festgeschrieben worden, ist falsch.

Kanon 3 von Nicäa  lautet:

„The great Synod has stringently forbidden any bishop, presbyter, deacon, or any one of the clergy whatever, to have a subintroducta dwelling with him, except only a mother, or sister, or aunt, or such persons only as are beyond all suspicion.” Orthodox Church of Estonia “Canon of the First Ecumenical Council

(Subintroducta=Konkubine)

Er darf keine Haushälterin unter seinem Dach dulden! Davon, ob er eine Ehefrau haben darf oder nicht ist keine Rede. Allerdings wurde der Zölibat bereits damals, 325, diskutiert.

Als es einigen Eiferern während dieses ohnehin fragwürdigen Konzils, konkret darum ging, eine Eheverbot für Priester der Kirche auszusprechen,“ erhob sich Bischof Paphnuties”, dem 17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren und der drei Jahre im Bergwerk zu leiden hatte. Er


rief mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.” Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" 1830

Wir wissen nicht wie alt Paphnuties zu dieser Zeit war, immerhin starb er erst 35 Jahre später.

 „...noch in den apostolischen Canonen (wird klar gesagt) ... ein Bischof, Presbyter, oder Diakon, der aus falscher Religiosität, seine Gattin verstößt, soll stillgelegt werden, beharrt er dabei, so treffe ihn die Absetzung.“ Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853

Erst Papst Gregor VII., erklärte 1074 mit einem Pinselstrich kraft angemaßter Autorität  alle Priesterfrauen und deren gemeinsame Kinder zu unerwünschten Personen eines Priesterhaushaltes.
Zeitgenosse und Kardinalbischof  Petrus Damiani nannte ihn schlankweg "den heiligen Satan".
Gregor   ragt unter den Bösartigen auffallend hervor.
Außer, dass er hunderttausend Kinder vaterlos und einige zehntausend Ehefrauen zu Huren oder Witwen gemacht hat, lässt uns sein Gesamtverhalten hinterfragen, welcher Unterwelt dieser Unhold entsprungen ist. Er ist der Mann der den Dictatus Papae, 27 Lehrsätze über den Primat des Papstes, schrieb.
Auch wenn er sich beispielsweise im Investiturstreit mit Kaiser Heinrich IV. kirchenrechtlich zu drastischem Eingreifen gezwungen sah, - der Kaiser musste in der Tat gemaßregelt werden,  - aber nicht so, wie Gregor es sich herausnahm. 
Selbstverständlich können Kirchenämter selbst von Kaisern nicht verliehen werden. 
Aber Gregor fiel ins andere Extrem. Im Dictatus Papae, dem Wunschpapier des Herrn  Hildebrand, heißt es u.a.: 

II. Nur der römische Bischof wird zu Recht universal genannt.

III. Sein Bevollmächtigter steht in einem Konzil über allen Bischöfen, selbst wenn er ihnen durch seine Weihe unterlegen ist, und er kann gegen sie eine Absetzungsformel aussprechen.

IX. Der Papst ist der einzige Mensch, dem alle Fürsten die Füße küssen. 

XII. Er kann Kaiser absetzen.

XVIII. Sein Urteil darf von niemandem verändert werden, und nur er kann die Urteile aller abändern.

XIX. Er darf von niemandem gerichtet werden.

Mit dieser Grundeinstellung die der 1606 heilig gesprochene  Gregor VII. etwa gegen den deutschen König Heinrich IV. durchsetzen konnte, indem er ihn mit dem politisch sehr wirksamen Kirchenbann belegte, verursachte Gregor in seiner Eigenschaft als Christi Stellvertreter „mehr als 75 blutige Schlachten.“ Peter de Rosa „Gottes erste Diener“

Unvorstellbar welche Tragödien der "heilige Satan" mit seinen Wahnvorstellungen heraufbeschwor.
Laut regte sich das Gewissen der Öffentlichkeit zum Widerspruch.
 
"Der Bischof von Passau, Altmann verlas am Stephanstag 1074 feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da stürmten Kleriker und Volk einmütig mit solcher Wut gegen ihn los, dass er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des Zölibatsgesetzes musste vorläufig verzichtet werden.“ Allgemeine Deutsche Biographie: Bischof von Passau, Altmann

Ein anderer Bericht sagt:

"Als der Bischof von Basel 1238 starb, hinterließ er 20 Kinder, sein Kollege Bischof Heinrich von Lüttich kam ein paar Jahre später auf 61 Nachkommen. Der Bischof von Konstanz wurde im 15. Jahrhundert reich, weil er seine Priester Bußgelder für ihre Konkubinen zahlen ließ. Selbst die Päpste wollten nicht päpstlicher als der Papst sein. Innozenz VIII. (der von 1484 bis 1492 – 200 Jahre nach dem Erlass Gregor VII. - die Kirche regierte) hatte 16 Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte.“ Kneissler, Kirchengeschichte

Papst und höchster Priester seiner ehe-beeinträchtigenden Kirche
"Innozenz VIII. (1432-1492 Förderer der Inquisition und der Hexenverbrennung) hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden die Herzöge von Massa und Carrara.“ Kirchengeschichte by Philipp Dr. Charwath S. 540

Nachdem tausende Priester schwerster Übergriffe auf Persönlichkeitsrechte (nicht nur) Minderjähriger schuldig wurden, ungezählte der von ihnen geschwängerten Frauen den Freitod als einzigen Ausweg sahen, hätte Rom längst in umgekehrte Richtung reagieren müssen. Nachdem nun weltweit bekannt  wurde, was sich absolut nicht mehr verbergen ließ äußerten sich immer mehr Bedeutende zu Wort:

„Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann hatte Anfang der Woche in einem Interview erklärt, er könne sich vorstellen, dass es in der katholischen Kirche in Zukunft auch verheiratete Priester geben werde. Ähnlich äußerte sich vor Kurzem der künftige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die neue Nummer zwei im Vatikan nach Papst Franziskus. Die Ehelosigkeit von Priestern sei kein Dogma, sondern eine kirchliche Disziplin, über die diskutiert werden könne.“
Focus, 19.09.2013 „Katholiken denken über Ende des Zölibats nach“

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