Donnerstag, 3. September 2015

Dein Glück ist mein Glück


Einsames Glück gibt es nicht. 
Eine unter den etwa vierzig Nonnen des Ordens „Arme Schulschwestern“ in Hubertushöhe bei Storkow sah ich damals, Ende der 60er Jahre, glücklich. Sie mochte um die fünfundvierzig gewesen sein.
Wir waren als Fachschulbesucher „Binnenfischerei“ ihre direkten Nachbarn.
Eines Tages nahm ich mir heraus, sie anzusprechen. Sie kam vom großen Klostergarten und trug ihr Glück im Gesicht.
Sie gab mir bereitwillig Auskunft: Ja, ihre Mitschwestern seien unglücklich. Ihr Grimm drücke sich unverhohlen auch in ihrem Wesen aus.
„Ich versprach meinem Verlobten, wenn er von der Front nicht zurückkehrt, gehe ich in ein Kloster.“
Nein, einsames Glück kann es nicht geben, „ich bin immer mit ihm!“

Mein guter Vater, riet mir, Gerd, als ich erst zwölf war und gar nichts begriff:

Du solltest lernen von vorne herein Affären auszuschließen, schon wenn du noch ungebunden lebst. 

Dreizehn Jahre danach, als unser erstes Kind geboren wurde, überflutete mich ein Glücksrausch. Und so war es wiederholt bis viele Jahre später.
Nachdem ich mehr als fünfundvierzig Jahre verheiratet war, sagte Erika, mein Frau zu mir: Du hast mich glücklich gemacht.


links Hartmut und rechts Matthias 

„Und wenn ich dich je in einer Affäre betrogen hätte?“
„Du nicht!“, sagte sie. Sie hatte Recht, wir haben jeden Morgen ein kurzes Gebet miteinander gesprochen und darin gesagt, dass wir einander nie wehtun möchten. Der Wille wächst und mit ihm dein persönliches Glück.

Alledem zuwider kommt das zerstörerische Element umso heftiger auf dich zu als vermeintlicher Glückbringer, wenn du beharrst, das ist wohl so. Aber das macht nichts!
Solange auf deiner Stirn geschrieben steht: ich werde meine Frau nicht ins Unglück stürzen, versteht dich jeder, denn jeder weiß es: „Glück und Glas, wie leicht bricht das.“
Nun da ich ins 86. Jahr gehe darf ich sagen: ich trug das sehr kostbare, höchst fragile Etwas behutsam durch die Menschenmenge und die Zeit.
Wenn du deine Prinzipien nicht zerbrichst weißt du was Glück ist.

Diese Weisheit verdanke ich der Kirche der verfemten Mormonen.

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