Mittwoch, 23. November 2016

Warum die DDR pleite ging G. Skibbe

Nach meiner Unterrichtsstunde in einer Abiturklasse, in Sachen Religion und Gewissenskonflikte, 1994, in der Neubrandenburger Oststadt, fragte mich der Direktor anschliessend: Was denkst du, was führte wirklich zum Zusammenbruch der DDR? 
Ich antwortete: die Lüge!

Es begann schon 1945 als die Zeitungen der Ostzone uns Märchen erzählten. Es setzte sich fort mit den Wahlen - den sogenannten Volkswahlen - die keine waren. Man hatte nur einen Zettel der einem übergeben wurde in die "Wahlurne" zu stecken, wohl beobachtet von den zahlreichen Wahlhelfern, ob man auch die tatsächlich aufgestellte Wahlkabine nutzte oder nicht. Wer da rein ging, galt  a priori als Klassenfeind.
Dann kamen die Schwarz-Weiß-Maler. Jede Zeitung der DDR färbte den rotgrauen Ost in Gold, den grünen Westen aber mit tiefstem Schwarz.
Auch wenn Planziffern für die produzierenden "Betriebe" vorgegeben wurden, vor Fälschungen waren sie nie sicher. 
Keiner sollte Westfernsehen schauen, aber alle die es rein technisch gesehen konnten, taten es. Meine Frau Erika wurde 1960 mit Schulanfang unseres Sohnes Hartmut verpflichtet keine "Westnachrichten" zu hören.
Möglichst wenige Leute sollten ein Telefon besitzen.

Ein Beispiel aus meinem Fischerleben zeigt, dass die von Anfang an verunsicherten Staatskader ängstlich darauf achteten, dass wir möglichst jeden Kontakt zu irgendwem im Westen zu meiden hatten. Alleine das verursachte wirtschaftlichen Schaden. Jede Privatinitiative die den vorgegebenen Rahmen verliess, sollte staatlicherseits unterbunden werden, doch genau das führte zur Pflege von "Beziehungen". 
Etwa eine grenzüberschreitende Funkverbindung herzustellen wurde nur Leuten zugestanden die absolut staatsnah standen. 
Wie sich all das in der Praxis auswirkte zeigt sich an diesem Beispiel:

Im März 1973 fingen wir mit einem einzigen Zug, auf dem Tollensesee 36 000 (sechsunddreissigtausend) Kilogramm Rotaugen (Plötzen der allerbesten Klasse) Niemand wollte sie haben, ausser den Genossenschaften die Schweine großzogen. Wir erzielten auf diese Weise insgesamt ungefähr 9000 (neuntausend) Ostmark, - wohlgemerkt Ostmark, die permanent im Kaufwert sank. Für diese Summe hätte man nach sechs- bis zehnjähriger Wartezeit einen Kleinwagen des Typs "Trabant" kaufen können, ein Auto mit einem Zweitaktmotor der allenfalls auf eine Lebenszeit von 100 000 km ausgelegt war.

Hätten wir jedoch in Frankreich anfragen dürfen, oder bei einem bundesdeutschen Fischgrosshändler, er hätte uns, wie sich das nach der Wende 1990 erwies, sofort 2 (zwei) Westmark pro Kilogramm angeboten. Er hätte sie nach Frankreich geschafft wo ihm fünf oder sechs Mark geboten wurden.
Sie wären dort in geeignete Seen ausgesetzt worden, zur Freude der dortigen Angler, die "Rotaugen" überaus schätzen.
Und wir hätten 72 000 (zweiundsiebzigtausend) "harte" Mark erhalten. Da lag der Hase im Pfeffer.
Selbst wenn die DDR Bank uns den Betrag nur in Ostgeld überlassen hätte, wären wir acht (acht) Mal besser entlohnt worden und die mit diesen Mengen schließlich überfütterten Schweine hätten nicht nach "Fisch" gestunken und die Staatskasse in Ostdeutschland wäre mit den Devisen glücklicher gewesen.








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