Montag, 30. Januar 2017

Lieber Leser


Da ist eine sehr alte Rechnung offen: die ist zu bezahlen!

Es geht um die Verdammung eines Mannes aus dem 4. Jahrhundert. Seine Ehre muss wiederhergestellt werden.

Die Verurteilung eines Unschuldigen ist kein Kavaliersdelikt. 
Insbesondere in diesem Fall, weil es Hunderttausende seiner Anhänger wie ihm erging. 

Der Mann um den es geht, heißt Arius. Seine Lebenslauf (260-337) war tadellos, sein Ansehen groß. Es wurde ruiniert. Kirchlicherseits wurde behauptet, er habe die Kirche und die antike Welt erschüttert. Er trage die Hauptschuld am Zusammenbruch der antiken Kultur.

Doch nun weiß man, dass seine Glaubensauffassungen ebenso harmlos wie gut urchristlich waren und keineswegs häretischer Natur. 

Häresie das bedeutete zwischen 325 bis ungefähr 1800 Lebensgefahr. Die meisten Häretiker wurden als Ketzer verfolgt, viele verbrannt, einige geköpft.

Wenn du bei Google anfragst was "arianische Häresie" bedeutet erhältst du binnen einer halben Sekunde bis zu 28 000 Quellenhinweise. 

Sein Gegenspieler Athanasius (296-373) hat ihn verketzert. Aber in Wahrheit war er, Athanasius, der Häretiker.  Das erkannte die moderne Geschichtsforschung.

Fragst du jedoch nach der "athanasianischen Häresie", erscheinen bei mir auf dem Bildschirm nur vier Angaben, alle unter meinem Namen.

Arius sei Ketzer, und zwar ein großer Ketzer. Das sagen alle Großkirchen bis heute. Rufmord nennt man das
Leicht ging den meisten Klerikern der rufvernichtende Begriff jahrhundertelang über die Lippen. 

Sogar Martin Luther erklärte schlankweg: "Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen." So steht es in seinen "Tischreden" geschrieben.

Wer ein Heiliger oder ein Ketzer war und ist, das bestimmten bislang allein die Kirchenexperten.

Nun stellt sich aber mehr und mehr das ganze Gegenteil heraus: Arius war der Held und Athanasius ein Ketzer.

Thomas Hägg von der Universität Bergen bekräftigt diese Tatsache:

 "der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf 
dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."  
 "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, 

Was nun?

Was nun? Die Geschichtsbücher müssen umgeschrieben werden. Nicht mehr und nicht weniger.

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