Montag, 1. September 2025

"Ich vergaß es nie"

 Ich erinnere mich: 1987 wurde Bruder Bernd Schröder, Berlin Marzahn (damals Friedrichshain) und ich eingeladen

in Märkisch-Buchholz vor angehenden Baptistenpredigern einen Vortrag zum Thema “Mormonismus”, zu halten. Der Griechischprofessor gewährte uns viel Zeit und stellte die üblichen Fragen. Zum freundlichen Abschied übergab er uns die "Theologische Literaturzeitung" Nr. 2, Februar 1984.
                        „Joseph Smith und die Bibel“ (ISSN 0040-5671)
Anschließend wurden wir zu einem 2. Vortrag eingeladen.
In der evangelisch ausgerichteten "Theologischen Literaturzeitung" stand vornean der Aufsatz “Joseph Smith und die Bibel“.
Ein Bibelexeget von Rang und Namen, Professor Räisänen, Helsinki, Finnland, ahmte nicht seine Kollegen nach, die oft voneinander abschrieben, er hatte sich an der Quelle bedient und unverdorbenes Wasser gefunden.
Autor Räisänen führt aus, dass Joseph Smith den Wortlaut der Bibel zwar partiell verändert habe, aber nicht aus dem Grund, die Texte für seine Zwecke zurechtbiegen zu wollen, was ihm häufig von selbsternannten Experten unterstellt wurde.
Räisänen lobt Joseph Smith, den jungen Propheten, der nur wenige Tage seiner Zeit zur Schule ging, nie eine Universität von innen sah:
Hier einige Auszüge aus Räisänens Artikel:
„... Bei der Umgestaltung des Passus Römer 7,25 bringt Joseph Smith ein erstaunliches Maß an Scharfsinn auf; mehrfach entsprechen seine Beobachtungen im Großen denen moderner Exegeten ... der Vers-Schluss, der vom Dienst am Gesetz der Sünde mit dem Fleisch redet - ein Stein des Anstoßes auch für die moderne Exegese - fällt bei J. Smith aus! ... als ein weiteres kleines Beispiel dafür, wie Joseph Smith nicht ohne einen gewissen Erfolg versucht hat, einen dunklen Gedankengang zurechtzurücken, sei seine Behandlung von Römer 3,1-8 erwähnt.
C. H. DODD bezeichnet die Paulusargumentation als “dunkel und schwach”. Die logische Antwort - vor der Paulus zurückschreckt - auf die Frage nach dem Vorzug der Juden (Römer 3,1) wäre gewesen: 'Gar nichts!' Dass Paulus hier seine eigene Logik durchkreuzt, scheint J. Smith ebenfalls empfunden zu haben. Er bringt die Antwort zur Übereinstimmung mit 2: 29: 'But he who is a Jew from the heart, I say hath much every way ...'”
Seitenlang nimmt Räisänen Aussagen Joseph Smiths unter die Lupe:


„Zusammenfassend lässt sich feststellen”, so der anerkannte Experte: „dass Joseph Smith durchgehend echte Probleme erkannt und sich darüber Gedanken gemacht hat ... wie durch ein Vergrößerungsglas lassen sich hier auch die Mechanismen studieren, die in aller apologetischen Schriftauslegung am Werke sind; die zahlreiche Parallelen zum heutigen Fundamentalismus aber auch zur raffinierten Apologetik etwa der Kirchenväter sind hochinteressant ...”
Räisänen sagt, dass moderne großkirchliche Exegese durchaus die Frage zulässt ob der Urtext richtig überliefert worden sei. Er schließt nach weiteren Darlegungen mit folgenden, beachtenswerten Worten:
„Mit diesen Beispielen aus den Werken Joseph Smiths, sowie aus der neueren Literatur über den Mormonismus, hoffe ich hinreichend angedeutet zu haben, dass eine ernsthafte Beschäftigung mit diesen Werken eine lohnende Aufgabe, nicht nur für den Symboliker und den Religionswissenschaftler, sondern auch für den Exegeten und den Systematiker darstellt ...”
Dass ein Außenseiter so positiv über Joseph Smiths Bemühungen sprach, war erfreulich.
Es bewegte uns sehr.

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