Samstag, 30. Juni 2012

    (3) Sorry, Eure Heiligkeit, keine Lorbeeren für Ganoven
Man muss diesen deutschen Papst, wegen seiner Geradlinigkeit gern haben, der wahrscheinlich nicht anders handeln und reden kann, falls er die riesige, ihm anvertraute Sache nicht völlig dem Verfall preisgeben will.

In seiner Haut wollte wohl kein anderer stecken.

Er kann tun was er will, und sich mühen, er verstrickt sich dabei immer mehr.
Zu seinen schwerwiegendsten Missgriffen gehört jedoch die Lobpreisung des Cyrill von Alexandria (375-444) während seiner Generalaudienz am 3. Oktober 2007.

Seine Gläubigen vertrauen ihm und dem Glaubengut ihrer Väter ohnehin immer weniger (soweit es die legendäre Überlieferung betrifft).

Schlimm ist, dass einige seiner Bibliothekare, die ihm das Material für seine Predigten vorbereiten, viel zuweit hinter der Zeit zurück liegen.

Hätte Benedikt XVI. sonst, am besagten Tag, unverzeihlich positiv, einem der Schlimmsten aller Zeiten, in einer Generalaudienz, einen Lorbeerkranz aufgesetzt?
Wusste der Papst nicht,
  • dass Cyrill für die Verfolgung der harmlosen christlichen Splittergruppe der Novatianer steht und ebenso für die Schließung und Plünderung ihrer Gemeindehäuser?
  • dass Cyrills Ehrgeiz zur Vertreibung der Juden aus Alexandria führte? (Es betraf mehr als 30 000 Menschen.
  • dass Cyrill zumindest Mitschuld an der Ermordung der ihm geistig überlegenen Nichtchristin Hypatia trägt? Übrigens:
    Kaplan Dr. Fendt gibt zu bedenken, die Juden hätten von einem ,,Brief der Philosophin Hypatia" an Cyrill gesprochen; erst „durch des Nestorius Zweinaturenlehre (1) sei sie bekehrt worden, darin bekennt sie, nie (zuvor) habe sie verstehen können, wie Gott gekreuzigt werden konnte.“ (2)
Nestorius vermochte etwas, wozu Cyrill unfähig war? Unerhört!
  • Er forcierte die bereits bestehende Feindschaft Alexandrias zu Konstantinopel.
  • Er intrigierte - wie im Folgenden belegt wird - auch sachlich zu Unrecht, gegen den neuen Patriarchen Konstantinoples, Nestorius.
  • Cyrill verwaltete ein Millionenerbe, von dem er wusste, dass es überwiegend aus Raubgut stammte.
Die frommen Rompilger, in Sachen alte Kirchengeschichte selten bewandert, nehmen ihrem Papst natürlich jedes Wort und Komma ab. Aber ob sie nicht lieber ehrlich nachdenklich sein sollten?
Korrekt ist, dass wir allesamt uns ein möglichst zutreffendes Bild von den geschichtlichen Ereignissen machen sollten, denn Wissen ist der Grund dafür, dass wir über die Erde gehen: um aus eigenen Erfahrungen und denen anderer Leute zu lernen.

Wir müssen zwischen Irrtum und Wahrheit unterscheiden, letztlich, ob wir wollen oder nicht. Wir müssen uns fragen, wie es denn wirklich war, um unseren eigenen Standort bestimmen zu können.

Was hätte Fridjof Nansen, vor rund einhundert Jahren, im dritten Jahr seiner Nordpolreise und bei allem Marschieren auf dem gefrorenen Meer, darum gegeben zu wissen, wo er sich gerade in dieser Eiswüste befindet, denn er war eingeschlafen und hatte vergessen seine Uhr aufzuziehen.

Wie lange schon stand sein Chronometer still, eine Minute, oder eine Stunde, oder zwei? Das ganze Tafelwerk, das er mit sich führte konnte ihm nicht mehr helfen, wenn er nicht zu exakter Zeit die Sonnenhöhe sowie den Längengrad bestimmen konnte... Tod und Leben hing davon ab.
Wenn wir wissen wollen müssen wir suchen.

Noch in tausenden Jahren sollten unsere Kinder um die wichtigsten Lehren wissen, die wir im 20. Jahrhundert auf traurige Weise sammelten, nämlich, dass Kriege auf die Verursacher zurückschlagen, dass niemand einen anderen Menschen für geringer halten soll als sich selbst.
Viertausend Jahre sind es her, seit Abraham mit der Magd seiner Ehefrau - und auf deren Ansinnen hin - Ismael zeugte. Von ihm und Hagar stammen die Araber ab.

Fast solange ist es her, dass Jakob (Israel), versehentlich, weil er zumindest angetrunken war, mit Lea statt mit der ihm angeblich angetrauten Rahel geschlafen hatte, - wenn nicht, gäbe es die Juden nicht.

Ob die katholische und die koptische Kirche sich grundsätzlich auf dem richtigen Weg, oder im Abseits bewegen, mag für viele nicht relevant sein, sollte es aber.

Dass Cyrill meinte, er vertrete doch nur die rechte Sache Christi, macht es nur noch schlimmer.

Da sind ein paar Dokumente vor denen kein Mensch, und sei er noch so blauäugig, den Blick abwenden sollte. Es geht um den Kampf den vor allem Cyrill nicht immer fair gegen Nestorius führte, angeblich zugunsten einer Christologie, die Nestorius kurioserweise nicht klar ablehnte, die er nur nicht so fanatisch wie sein Gegenspieler guthieß.
Papst Benedikt XVI. sagte in der erwähnten Ansprache:
"...der alte Gegensatz (zwischen dem Machtstreben des alexandrinischen Bischofs) zum Sitz von Konstantinopel entzündete sich ... als 428 Nestorius gewählt wurde, ein angesehener und strenger Mönch antiochenischer Bildung.

Die Patriarchen Alexandrias haben sich seit Cyrill entschlossen, wenn sie selbst schon nicht das Sagen in der ökumenischen Christenheit haben, würden sie es lieber Rom zugestehen, auf keinen Fall aber Konstantinopel.

Diesen Aspekt hat Benedikt XVI. im Auge. Er muss für Cyrill einstehen, wie dieser für Rom – in der Machtfrage: wer wen?
Es ist dieser kleine Einschub, des Papstes:

"Der neue Bischof von Konstantinopel erregte in der Tat bald Widerstand, weil er in seinen Predigten für Maria den Titel »Mutter Christi« (Christotókos) anstelle des der Volksfrömmigkeit schon sehr lieb gewordenen Titels »Mutter Gottes« (Theotókos) vorzog."
der drei Nachfragen verlangt:

  1. War Nestorius jener heftige Gegner der Ehrung Marias als der »Mutter Gottes« (Theotókos), als den ihn Cyrill darzustellen versuchte?
    "Nein!" antwortet Dr. Fendt (der katholsche Kaplan in seiner Inauguraldissertation von 1909). Fendt sagt:
"Es ist unrichtig, dass Nestorius nie den Terminus (Gottesmutter anwendet; ..."
    Fendt bestätigt, dass von Cyrill der Zank ausging.
    Die Bekämpfung des Gegners ist (seitens Nestorius G.Sk.) immer energisch und nachdrücklich, aber nie eine solche mit vergifteten Waffen. Selbst Cyrillos gegenüber wird nicht zur Beschimpfung gegriffen, die noch so oft im dogmatischen Streit des Ostens erklingen sollte... Allein dort (bei den syrischen Blättern der Nestoriusschriften) handelt es sich zum großen Teil um Fragmente, die die Willkür der Gegner ausschnitt, um Kampfmaterial (zu haben)... Warum greift auch er (Cyrill G.Sk.) so oft zu gewalttätigen und ungerechtfertigten Ausdeutungen mancher nestorianischen Thesen?
Es ist unrichtig, dass Nestorius nie den Terminus (Gottesmutter) anwendet; unrichtig, dass er nur eine Verbindung durch Ehre und Würde lehre, und es liegt ihm unendlich fern, des Josue Gottesfreundschaft mit dem Mysterium Christi zu vergleichen. Dass er gar den Erlöser auf die Linie des persischen Königtums herabwürdige, ihn dem Cyrus und Moses zugeselle, das ist nichts als Erfindung. Wenn Nestorius behauptet, Maria habe nicht die Gottheit geboren, so lässt Cyrill ihn sagen: Maria hat nicht Gott geboren. ... Ferner weiß Cyrill ausdrücklich von der Statuierung einer Verbindung der Naturen unter ein einziges Prosopon : wieso kann er dies so nebenbei abtun und bei Nestorius nur eine Einigung des Willens und Wohlgefallens kennen wollen? Wo nimmt Cyrill die Berechtigung her, seinem Gegner die Ansicht zuzuschreiben, es sei der Mensch gestorben und auferstanden... Oder es sei Christi Fleisch und Blut eben nur Menschenfleisch und Menschenblut? und wenn Cyrill selbst solche kennt, „welche den aus Gott Vater gesprossten Logos verwandelt werden lassen in der Knochen und Sehnen und des Fleisches Natur", so sollte er den Nestorius nicht einen Heuchler oder verdeckten Ketzer schelten, sobald dieser seine Trennungslehre mit der Furcht vor Vermischung und Vernichtung der Naturen begründet. Überhaupt liebt es Cyrill, durch Andeutungen da und Klagen und Befürchtungen dort den Nestorius als Repristinator (Wiederhersteller) des samosatenischen „Abgesandten des Teufels" erscheinen zu lassen, ihn in die Nähe aller derer zu rücken, die in Christus nur irdische Beschränktheit sehen. Und Basilius, Thalassius, Proklus, Schenute, Akacius, Theodot haben den Schall dieser Anklage weidlich verstärkt, indem auch sie Stimme und Feder dem Verdachte liehen, Nestorius lehre eines bloßen Menschen Vergottung...“ (3)

Fendt verweist zudem darauf, dass sowohl:

Kleriker wie Laien aus Konstantinopel äußerten: der Bischof lehre nichts anderes, als was in der Apostel und Väter Lehre enthalten sei.“ (4)
2.Frage: Was soll das heissen, „Volksfrömmigkeit?
Zur Erinnerung Papst Benedikt XVI. sagte: „Der neue Bischof von Konstantinopel erregte in der Tat bald Widerstand, weil er in seinen Predigten für Maria den Titel »Mutter Christi« (Christotókos) anstelle des der Volksfrömmigkeit schon sehr lieb gewordenen Titels »Mutter Gottes« (Theotókos) vorzog.

Die angebliche Volksfrömmigkeit wurzelte tief im Heidentum. Da war weithin im Byzantinischen Raum die Diana, die hellenische Göttin der Jagd, die Theotókos, die »Mutter Gottes«, die von der Volksfrömmigkeit geliebte, immer noch zuhause und zwar in den Herzen jener, die zwar äußerlich Christen geworden waren, aber innerlich noch an Diana hingen. Dies galt besonder für Ephesus.

Diana war die Mutter Gottes, die Göttin der Geburt.

Ihr Tempel stand in Ephesus

3. Frage: Warum hielt Cyrill sein Konzil, 431, ausgerechnet in Ephesus ab? Sah er dort die größten Chancen mit Unterstützung jener Volksschichten die seit vielen Generationen den Titel "Mutter Gottes" liebten, Maria, Christi Mutter, zur Ersatzfigur zu machen? Dann muss aber auch der Begriff "Volksfrömmigkeit" durch den richtigeren "Volksaberglauben" ersetzt werden.


Wikipedia: Diana von Versailles. 1.-2. Jahrhundert Louvre, Paris

Wikipedia: Modell des Artemis )Diana)-tempels von Ephesos

Die Evangelische Kirche Deutschlands veröffentlichte im Internet diesen erläuternden Text:

Alles dreht sich um "Lady Diana"


In Ephesus stand eines der sieben Weltwunder der antiken Welt: Der Tempel der Diana bzw. der Artemis, wie sie die Griechen nannten. Sie war die jungfräuliche Göttin des Waldes und der Jagd. Speziell in Kleinasien verband sich ihr Kult mit der Verehrung der Erdmutter Kybele. In Ephesus war es kaum möglich, Diana nicht über den Weg zu laufen: Da gab es Amulette, kleine Nachbauten ihres Tempels, Briefbeschwerer, Büchsenöffner, Kaffeetassen, alles, was das Herz eines echten Dianafans begehrte. Die Epheser waren sehr stolz auf ihre Diana: Alle Welt kannte sie, alle Welt kam nach Ephesus, um Diana zu huldigen. Nur Paulus wusste in Ephesus mit Diana überhaupt nichts anzufangen...“


Erläuterung und Quellen:


(1) Der Begriff der Zweinaturen bedeutet, (auch nach mormonischem Verständnis) dass Jesu unerschaffene  Intelligenz in einen sterblichen Leib geboren wurde. Nach‚mormonischem’ Verständnis sind alle Menschen – die zur Familie Adams gehören - Doppelwesen. Sie sind eine Kombination aus fein- und grobstofflicher Materie und bilden vereint die Seele.
(2) Leonhard Fendt, „Die Christologie des Nestorius“ kath.theol. Fakultät der Kaiser-Wilhelm-Universität zu Straßburg, 1909, Kempten 

(3) ebenda
(4) ebenda

Freitag, 29. Juni 2012


(2) Sorry, Eure Heiligkeit keine Lorbeeren für Ganoven

Im Sommer 2010 las ich das Straßenschild 18, St. Kyrillos Place, direkt neben der koptischen Kirche, in Narre Warren, einem Vorort Melbournes.

Ingrid und ich waren eingeladen worden an einem Treffen einer australischen Interfaith-Group teilzunehmen.
Draußen standen, auf uns wartend, zwei bärtige, schwarzgekleidete Priester mit dem typischen, großen Kreuz auf ihrer Gewandung. Beide etwa 40jährig, hießen uns herzlich willkommen. Meine (dumme) Frage, ob sich der St. Kyrillos Place auf den antiken Patriarchen Cyrill von Alexandria beziehe, beantworteten sie mit freundlichem Lächeln und Kopfnicken, sowie einer brüderlichen Umarmung.

Irgenwie schien mir, dass ich gespalten war.
Einesteils herzbewegend erfreut über soviel Freundlichkeit, standen mir anderenteils die Haare zu Berge.
Nun, dieser Cyrill von Alexandria, der 431 das Konstantinkreuz in die Kirche trug, war ein Faschist – oder sollte ich sagen, er war ein Antichrist?

Wie kann ein Christ wagen einem Antichristen einen Lorbeerkranz aufzusetzen?

Lasst mich eine kleine wahre Geschichte erzählen:

1994 betreuete ich, als Anstaltsbeirat, u.a. einen 25 jährigen Neonazi der wegen Totschlags in der JVA Neustrelitz einsaß, verurteilt zu acht Jahren Haft.
Er war ein reueloser Totschläger.

Eines Tages bekannte er mir: „In der letzten Nacht haben wir den Geburtstag Rudolf Hess (1894-1987) gefeiert.“

Solange man nicht weiß, dass Rudolf Hess der Stellvertreter Adolf Hitlers war, rührt es nicht.
Mehr: Heß war jemand der Hitler zu dem machte, was er dann bewies.

Nur einen Augenblick lang war ich schockiert. „Wir haben gefeiert?...“ Wer ist wir? Wieviele von den Häftlingen?

Ich fragte nicht, mein Gegenüber hätte mir nie die Wahrheit gebeichtet.

Ich hätte es wissen müssen.

Es gab ihn noch in Deutschland, den gemeinen Antisemitismus!


Wikipedia Rudolf Heß, (1894 - 1987)
                     
Diese Selbstdisziplin, diese Kameradschaftlichkeit!“ lobte mein Gesprächspartner. Hess habe sich letztlich gegen Hitler gewandt, als er im Mai 1941 den wagehalsigen Flug nach Schottland unternahm um dort mit Churchills Gegenspieler Lord Douglas-Hamilton Verhandlungen über ein Bündnis zwischen Großbritanien und Hitlerdeutschland zu sprechen. Hess hätte vorschlagen wollen, dass die britischen und deutschen „Germanen“ gemeinsam gegen den „jüdischen Bolschewismus, in einem Feldzug gegen die Sowjetunion vorgehen sollten...

  • dass Rudolf Hess persönlich an der „Ausformulierung der Nürnberger Rassengesetze“ (Logerich) teilgenommen hatte,
  • dass Hess die Auslöschung der jüdischen Rasse betrieb, ließ der Totschläger nicht gelten,
  • dass Hess die Juden für den Ausbruch des 2. Weltkrieges für verantwortlich hielt und so alle persönliche Schuld weit von sich wies, war für den idealisierenden Neonazi irrelevant.
    (Und ich wette, es gibt gegenwärtig nicht wenige kernige Deutsche, - und nicht nur Deutsche - die sagen, „wäre Rudolf Hess Plan aufgegangen, dann wäre alles ganz anders gekommen, dann wäre der Kommunismus ein für allemal und mit ihm das Problemvolk Israel vom Erdboden verschwunden.)
Rudolf Hess und Cyrill von Alexandria (dem ägyptischen Ort) wo kurioserweise Hess geboren wurde, dürfen niemals von irgendwem unwidersprochen verehrt werden, - auch nicht von einem Papst - weil sie zuviel auf dem Kerbholz haben und volksverdummende und -verhetzende Geistesbrüder sind!
ius respicit aequitatem“, „Das Recht achtet auf Gleichheit.“

Des Papstes Recht ist nicht größer als das eines Sträflings. Es ist nicht erlaubt einen der Volksverhetzung, der Machtverherrlichung und der Judenverfolgung überführten Täter als gut hinzustellen.
Das Gleichheitsgesetz kommt aus der Lehre Christi: vor Gott sind wir alle gleich.

Mir liegt es völlig fern irgendwelche Menschen die von und in ihren Träumen leben vorzuschreiben, was sie zu lieben haben, oder gar Papst Benedikt XVI., und den koptischen Priestern die ihren Glauben leben und für ihn eintreten, irgendwie zu kränken.

Aber ich fragte mich schon, als ich meine "Sitzung" in der koptischen Kirche mit der in der Justizvollzugsanstalt Neustrelitz verglich: was wissen die "Heldenverehrer" von ihren Idolen?

Ich fragte mich: was wisst ihr von Cyrill?

Steht Ihr hinter ihm?

Natürlich standen sie hinter und zu ihm, wie sich aus dem anschließenden Gespräch im Gemeindesaal der koptischen Kirche, ergab. Immerhin ist Cyrill von Alexandria der wichtigste Vater ihrer Kirche.
Wie mit Hermann Göring, Rudolf Heß, usw. ist es mit Cyrill, dem Patriarchen von Alexandria. Solange lange man nicht weiß, dass dieser grimmige Herr, ein Antisemit ersten Grades und nicht geringerer Verletzer der Menschenrechte als Rudolf Hess und ein rücksichtslos polemisierender Kirchenpolitiker war, rührt es kaum jemanden, wen der Papst lobt.
Die Zeit ist vorbei, dass wir uns mit Märchen abspeisen lassen.

Nächstes Mal schauen wir etwas genauer hin und werden uns erneut fragen: Was ist die historische Wahrheit?
Die Wahrheit suchen wir und nichts als die Wahrheit.

Dr. Fendt, der ehrliche katholische Kaplan, kam der geschichtlichen Wahrheit wohl am nächsten... das wird sich zeigen.

Samstag, 23. Juni 2012


    (1) Sorry, Eure Heiligkeit, keine Lorbeeren für Ganoven
Ehrlich gläubig versucht Papst Benedikt XVI. der tödlichen Falle, in welche zahllose Theologen und päpstliche Fehlentscheidungen das traditionelle Christentum manövriert haben, eine Tür zu geben.
Aber das ist nicht mehr möglich. Zuviel Antichristliches wurde kirchenrechtlich sanktioniert. Es sind zuviele Ungeheuerlichkeiten passiert, zuviele böse Spiele gab es, mit Dingen mit denen sich das Spielen von selbst verbietet.
Davon wird hier, am Beispiel Cyrill von Alexandria, (375-444) die Rede sein.
Papst Benedikt XVI. lobt ihn, denn Patriarch Cyrill war um 430 derjenige, der das zitternde Zünglein an der Waage, in Richtung Rom wippte.

Das hat ihm der Vatikan immer hoch angerechnet.
Obwohl dort nicht unbekannt war, mit man es zu tun hatte.
In seiner Generalaudienz vom 3. Oktober 2007 setzte Bendikt XVI. diesem Meister der Intrige einen Lorbeerkranz aufs Haupt, indem er sagte:
Liebe Brüder und Schwestern!
Bei der Fortsetzung unseres Weges auf den Spuren der Kirchenväter begegnen wir auch heute wieder einer großen Gestalt: dem heiligen Cyrill von Alexandrien. Cyrill, der mit der christologischen Auseinandersetzung verbunden war, die um das Jahr 431 zum Konzil von Ephesus geführt hat und der als letzter bedeutender Vertreter der alexandrinischen Tradition galt, wurde später im griechischen Osten als „Bewahrer der Genauigkeit“ – was als Bewahrer des wahren Glaubens zu verstehen ist – und sogar als „Siegel der Väter“ bezeichnet. Diese früheren Bezeichnungen bringen eine Tatsache zum Ausdruck, die kennzeichnend für Cyrill ist: mit der Absicht, die Kontinuität der eigenen Theologie zur Tradition aufzuzeigen, hat der Bischof von Alexandria stets auf die ihm vorausgehenden kirchlichen Schriftsteller (unter ihnen vor allem Athanasius) Bezug genommen. Er gliedert sich bewusst und ausdrücklich in die kirchliche Tradition ein, in der er die Gewähr für die Kontinuität mit den Aposteln und mit Christus selbst erkennt. Der heilige Cyrill, der sowohl im Osten als auch im Westen als Heiliger verehrt wird, wurde 1882 von Papst Leo XIII. zum Kirchenlehrer erklärt, ...“

Doch entsprechend den Ergebnissen moderner Geschichtsforschung steht Cyrill da, als einer der schäbigsten Hetzer aller Zeiten, als rücksichtsloser Fortsetzer des Zerstörungswerkes am originalen Christentum.
Sogar das „Martyrologium Sancrucense“ gibt zu:
Cyrill, 412 Patriarch von Alexandria... ist in den Augen der Kirche heilig, freilich weniger wegen seiner Taten.

Vor ihm gab es 5 Patriarchate mit gleichen Vormachtansprüchen. Bis Cyrill schließlich seinen Hilferuf an Cölestin, nach Rom schickte, war offen, welche Metropole den Vorrang in der Christenheit haben wird, wenn überhaupt:
Jerusalem oder Antiochien, Konstantinopel, Rom, oder gar Alexandria.
Man denke daran, dass der Bischof Konstantinopels schon 381 den Titel "Ökumenischer Patriarch" annahm. Das heißt, er war für den gesamten Erdkreis zuständig.
An Cyrill wird auch deutlich, was Jesus meinte als er sagte:
Niemand füllt neuen Most in alte Schläuche.“
um zu erklären, warum er den ewig neuen Most - sein immerwährendes Evangelium - nicht in die Gefäße der damaligen Schriftgelehrten und in die Formen und Traditionen des erstarrten pharisäischen Judaismus gießen konnte, sondern seine eigenen Leute (Gefäße) auswählte, die einfachen, aber intelligenten Fischer usw.

Oder mit anderen Worten gesagt: Weil die traditionellen Kirchen mit ihren geänderten und versteinerten Bräuchen und infolge ihrer Anpassungen ans Heidentum, im Verlaufe der Jahrtausende brüchig und deformiert wurden, berief der allmächtige Gott Joseph Smith und offenbarte sich ihm. Er rief die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage aus einem scheinbaren Nichts hervor und suchte Menschen, die offen waren für das durch ihn zu restorierende "neue", ewig gleiche Evangelium, das bis dahin fast zur Unkenntlichkeit verstümmelt worden war.

An Cyrill von Alexandria erweist sich auch die Notwendigkeit

zurückzukehren zum „neuen Most“, dem originalen Christentum,

das er als Patriarch Alexandrias maßgeblich vergiftete.

Jesu Lehre:
Liebt eure Feinde und tut denen Gutes die euch hassen,“
verstanden Männer wie er völlig anders.
Kaum im Amt, 412, aber mit ungemeinen Rechten und Unrechten ausgestattet, stürzte Cyrill sich auf die Novatianer, eine urchristliche Splittergruppe die sich über die Jahre ihrer Verfolgung durch die nachnicänische katholische Kirche, schwer kämpfend hier und da retten konnte. Cyrill verbot, wo er konnte, nachdem sie gefunden wurden, ihre christlichen Gottesdienste. Er läßt die Gemeinderäume dieser andersartigen Christen plündern und schließen.
Die ihm nicht genehmen Gemeinden konnte Cyrill erledigen, allerdings nicht die Lehren der Kirche der Novatianer. Sie finden sich noch jahrhundertelang im Glaubensgut verschiedener Ostkirchen und in denen der Vaudois und der Waldenser sowie der Katharer. Es gab sie noch im 12. Jahrhundert in Deutschland, weithin verbreitet.

Verbreitungsgebiete der Novatianer (Waldenser) um 1200
Sie sind in einigen aber wichtigen Passagen im Glaubensgut der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) lebendig, wie die Lehre der Notwendigkeit ständiger Führung durch die Macht des Heiligen Geistes, wie die vom Individualrecht (Entscheidungsfreiheit), der Präexistenz u.a..

Damit jeder sich sein eigenes Urteil bilden kann wird hier nebenbei erläutert was Rom und Cyrill den Novatianern vorwerfen.
Nämlich, dass diese Gruppe sich enger an die Weisungen der ersten Apostel hielt.
Aus dem Mund eines Historikers klingt das so:
Der gelehrte Presbyter Novatian (er zählt in der römischen Papstliste als Gegenpapst!) vertrat... die traditionelle Auffassung, dass die Kirche keine Macht habe, des Mordes, des Ehebruchs und des Abfalls Schuldigen die Vergebung zu gewähren, sondern dass sie nur Gott um Erbarmen und im Gericht bitten können. ... Diese Spaltung (ereignete) sich 251 (es war ein) Zusammenstoß zwischen der ursprünglichen Auffassung von der Kirche als einer Gemeinschaft von Heiligen... und der jetzt (neu) aufkommenden Anschauung (die z.B. „Papst“ Kallixt) vertreten hatte, das sie eine Erziehungsanstalt für die Sünder sein soll.“ (1)

Das vermeintliche Verbrechen der Novatianer bestand also, nach Cyrill, darin, dass Ihre Bischöfe den Übertretern sagten: "Sucht dieVergebung Gottes."
Cyrill ist rabiat gegenüber allen die seinen Leitungsstil und seine Ansichten ablehnen, und er ist rabiatester Antisemit. Aus jüdischer Sicht ist Cyrill ein Verbrecher:

    „Erzbischof Cyrillus von Alexandria durfte es unter (Kaiser) Theodosius II. wagen, die Juden aus dieser Stadt zu vertreiben... er hatte sich durch Verfolgungen der Ketzer und Andersgläubigen besonders hervorgetan... die von ihm aufgestachelte Christenmenge drang im Jahr 414 in die Synagogen und nahm sie für sich in Beschlag. Die Juden wurden aus der ihnen zur Heimat gewordenen Stadt vertrieben, ihrer Häuser und Habseligkeiten bemächtigte sich die plündernde Menge...“ (2)
Es traf 30 000 Menschen, wahrscheinlich aber mehr. Das soll im Geist, und nach dem Willen Christi geschehen sein?
Lautete Jesu Lehre nicht deutlich:

Alles , was ihr von anderen erwartet, das tut auch ihnen.“ ?

Um die Prinzipien Christi kümmerte Cyrill sich grundsätzlich nicht. Unter seinen Augen und unter seiner Regie gedieh der Fanatismus. Deshalb wurde die heidnische Philosophin und berühmte Mathematikerin Hypatia von einem christlichen Klüngel umgebracht. Sie korrespondierte mit christlichen Bischöfen. So mit Synesios von Kyrene (370-413), einem ebenfalls klugen und toleranten Mann. Sie hatte Fragen, die das praktische Christentum betrafen und war jedem einleuchtenden Argument zugetan. Das und anderes passte Cyrill nicht. Man hatte zu glauben. Punktum. Vor allem hatte man ihm zu glauben.

Hypatias Vergehen bestand darin, zu sagen, dass sie Cyrill nicht mag.
Alle christlichen Quellen geben dem Kyrill die Schuld oder Mitschuld... Der wahre Grund der Ermordung war möglicherweise, dass Hypatia nicht nur mit dem praefectus augustalis Orestes zusammenarbeitete, sondern eine einflussreiche Frau innerhalb der Opposition gegen Cyrill insgesamt war.“ (3)

Wikipedia: Hypatia vor ihrer Ermordung in der Kirche. Gemälde von Charles William Mitchell, 1885, Laing Art Gallery
    ... die Mönche … hätten sie … zur Fastenzeit aus ihrem Wagen, (gezerrt) und nackend ausgezogen ... und sie wie ein Opferlamm in die Kirche (geschleppt). Hier ermordete man Hypatia ... (4)

Cyrill betrachtete die Ereignisse aus der Sicht eines Machtmenschen. Er wollte nicht wissen, dass dieser Satz des Johannes zum Lehrgut Christi gehörte:
Wenn jemand sagt er liebe Gott und hasst doch seinen Bruder, der ist ein Lügner.“ 1. Joh. 2: 6
Deshalb brach Cyrill den enorm folgenreichen Streit mit dem Patriarchen von Konstantinopel, Nestorius, vom Zaun, der schließlich dazu führte das Nestorius verflucht, aus Konstantinopel vertrieben und in der Wüste geschickt wurde, wo er im Elend verreckte.

Wir Heutigen wären erstaunt, wenn wir den

Gesang der Mönche am Kaiserpalast nach dem Bekanntwerden der Absetzung des Nestorius (hören könnten der menschenfeindlicher kaum sein konnte G.Sk.): ,

"Verachtet bist du, an welchem Orte du auch seiest; verflucht bist du vor Gott, o Jude! Der Christ ist siegreich alle Zeit! Gebt den Juden jetzt den Juden, gebt den Verräter den Juden!"; das Volk schrie: „Man möge Nestorius, den Juden, verbrennen... " (5)
Wie die Mönche nach dem mehr als fragwürdigen Konzil zu Ephesus 431 in ihren schwarzen Roben dastehen und das Maul aufreißen, ist unvergessen und erschütternd zugleich.

Was hatte Nestorius getan, dass ihn die volle Wut der Mönche traf?
Fragen wir seine Heiligkeit, Papst, Benedikt XVI. und einen Fachmann für alte Kirchengeschichte, Kaplan Dr. Leonhard Fendt, dessen Inauguraldissertation, schon 1909, an der kath.theol. Fakultät der Kaiser - Wilhelm-Universität zu Straßburg Kempten verteidigt wurde.

Papst Benedikt XVI. sagte:

Der neue Bischof von Konstantinopel (Nestorius) erregte in der Tat bald Widerstand, weil er in seinen Predigten für Maria den Titel »Mutter Christi« (Christotókos) anstelle des der Volksfrömmigkeit schon sehr lieb gewordenen Titels »Mutter Gottes« (Theotókos) vorzog.“ (6) 

Was?
War es das?
Nestorius hatte gewagt zu sagen er ziehe aus guten Gründen vor, Maria die Mutter des Sohne Gottes, die »Mutter Christi« (Christotókos) zu bezeichnen, statt sie "Theotokos" zu nennen?
Eure Heiligkeit, war das alles?
"Ja", sagt Papst Benedikt XVI., "Patriarch Cyrill ist der "Bewahrer des wahren Glaubens" .
Ist es denn inkorrekt zu sagen: "Maria sei die Mutter Christi?"
Musste Nestorius wegen solche Nichtigkeit ins Gras beissen?

Natürlich nicht, nicht nur deswegen.
Gehen wir ein wenig zurück. Es lohnt sich.
Hier wird ein enorm wichtiges Stück Kirchengeschichte geschrieben, gefälscht und schließlich offen gelegt.
Nestorius, ein beliebter Prediger, wurde, 428, vom Patriarchat Antiochien weg, von Kaiser Theodosius II. nach Konstantinopel berufen, denn er war ein Verfolger der arianischen Restkirche, also ein konsequenter Orthodoxer. Nestorius war zwar nicht mehr der jüngste, im Jahr seiner Einsetzung, mit seinen siebenundvierzig Jahren, aber in Frauenaugen „schön wie David“. Er war „rothaarig, mit großen Augen... und mit sehr angenehmen Klang seiner Stimme hielt er allerlei Ansprachen... viele kamen nur zur Kirche, um den Ton seiner Stimme zu vernehmen.“(7)

Es ist kaum zu vermitteln, dass ein Günstling des Kaisers und nicht weniger Bürger der damals wichtigsten Stadt der Welt wegen der erwähnten Kleinigkeit in Ungnade fällt.
Nun kommt Dr. Fendt. Er verweist auf die Augusta Pulcheria, die langjährig ihren wenig jüngeren Buder Theodosius II. dirigiert hatte. (Jedenfalls bis er, 422, Eudocia heiratete)

Pulcheria ist eine in allen Regenbogenfarben schillernde Persönlichkeit.  Zurückgesetzt von Schwägerin Eudocia sinnt und spinnt sie ihr Spiel, im Rahmen der verbliebenen Möglichkeiten.
Sie kungelt mit Cyrill von Alexandria.
Die beiden haben gemeinsame Interessen.
Beide sind machtgeil.
Beide sind nicht ehrlich.
Pulcheria schwört sie wolle ewige Jungfrau sein (und es gibt Legenden die sie nicht anders zeichnen als eine die Augen verdrehende Keuschheit in Person.
Bild Wikipedia: links die Hand Gottes, die sie angeblich  krönt.

 Auch sie ist eine Intrigantin, sagt Nestorius ebenso erbarmungs- wie rücksichtslos gegenüber seiner eigenen Sicherheit. Schon bald nach seinem Amtsantritt nahm er ihr die Maske der Biederen.
Pulcheria hat weit aus mehr Geschichte gemacht, als ihr schwacher Bruder. Sie weiß, dass Cyrill und Nestorius einander abstoßen, denn da ist seit vielen Jahren ein Rangstreit zwischen Alexandria und Konstantinopel.
Beide wollen die jeweils Größten in der bereits stark deformierten Kirche sein.
Sie hört, dass Cyrill dem Nestorius verübelte

..., dass er ihm (412) keine Weihegeschenke (zu seiner Wahl) übersandt und einer Gruppe angehört, die eine nicht näher definierte Klage gegen ihn (Cyrill) erhoben hatten... (8)

Nestorius wiederum wusste längst, dass Cyrill Millionenerbe seines Onkels und Amtsvorgängers Theophilos war. Es handelte sich vor allem um Raubgut. Es stammte aus der Vernichtung des alexandrinischen Tempels der Hellenen, des Serapisheiligtum, 391.

Dass mit diesem Übergriff auch die wenigsten teilweise in diesem Gottesdienstgebäude, untergebrachte berühmte Bibliothek Alexandrias vernichtet wurde, ist wohl sicher. Eigentlich hatte Thedosius I. (unter dem massiven Einfluss Ambrosius von Mailand) verfügt, wenn er schon die Erlaubnis zur Zerstörung des Serapistempels gibt, dann sollten die Edelmetalle zur Unterstützung der Armen verwandt werden...
Nestorius sah also Ursache, Cyrill mit Misstrauen zu begegnen.
Nestorius wusste, dass wiederum Pulcheria als vertraute Cyrills ihm scharf auf die Finger sehen wird, also war Vorsicht geboten. Doch wie das Leben ist, nichts bleibt ewig verborgen. Sehr bald muss Nestorius Pulcheria bei einem Flirt ertappt haben. Muss. Denn er legt sich mit ihr an, in einer Weise die jede spätere Versöhnung ausschließt.
Am Ostertage pflegte der Kaiser im Chor der Kirche die Kommunion zu empfangen, und Pulcheria hatte vom Bischof Sirinnius. die Erlaubnis erhalten, das gleiche zu tun. Als Nestorius eines Tages sah, dass sie wieder auf das Chor zuschritt, fragte er, was das bedeuten solle. Der Archidiakon Petrus erklärte es ihm. Da eilte Nestorius herbei und verhinderte die Kaiserin am Eintritt in den Chor. Die Kaiserin wurde unwillig und sagte: Lass mich doch der Gewohnheit gemäß eintreten. Er aber sprach: Dieser Ort darf nur von den Priestern betreten werden. Sie sagte: „Vielleicht, weil ich nicht Gottes Mutter bin?“ Er sprach: „Des Teufels Mutter bist du; und er jagte sie weg.“ (9)
Da ist der Perdefuß, das Schlagwort, mit dem Cyrill von Alexandria wenig später gegen Nestorius zu Felde ziehen wird, mit diesem Begriff ihn in die Verbannung jagen.
Hier erscheint er blitzartig: Mutter Gottes, (Theotókos), wie eine Parole im Krieg an der Front. Wer das Kennwort nicht weiss, riskiert sein Leben.

Kaplan Dr. Fendt wirft nun sein scharfes Licht auf dieses Objekt. Er wird nicht ein gutes Haar an Cyrill lassen. Wenn der Bericht zutrifft muss Nestorius zweifelsfrei gewusst haben, dass Pulcheria eine Unheilige war.
Sie war nicht zuerst unheilig weil sie einen oder mehrere Liebhaber beglückte, sondern weil sie vorgab, das völlige Gegenteil, eine Nonne, zu sein, und weil sie mehr als eine Ursache gegeben haben musste ehe Nestorius sich hinreissen ließ, ihr zu antworten:
Des Teufels Mutter bist du; und er jagte sie weg.“

Auch Kaplan Dr. Fendt verweist auf diesen Schwerpunkt:
Wenn... die Daten des Briefes „an Kozma, Haupt der Gläubigen in Antiochien" (ed. 0. Braun, Zeitschrift der deutschen morgenländischen Gesellschaft 54, (1900) auf Richtigkeit beruhen sollten, hätte Nestorius nicht die Religiosität, sondern den Herrscherinnenstolz der Pulcheria beleidigt: „Pulcheria. und ihre Nonnen pflegten am Sonntag nach Empfang der Kommunion (im Hof des Gemeindehauses?) zu frühstücken. Nestorius aber empfing sie nicht. Das Bild der Herrin Pulcheria, das über dem Altare gemalt war, löschte Nestorius aus . . .; die (oroh?) der Pulcheria, die bald zur Zeit des Opfers auf dem Altare ausgebreitet war, bald von ihr getragen wurde, entfernte Nestorius" (10)

Von Pulcherias unterstützt treibt die Feindschaft zwischen den damals beiden bedeutendsten Christen ihrer Zeit, Cyrill und Nestorius auf seinen Höhepunkt zu, denn auch Augustinus von Hippo weilt nicht mehr unter den Lebenden und der Papst ist eine Null.
Der Streit kulminierte im Konzil zu Ephesos 431, auf dem nicht nur die Dumheit sondern auch das Konstantinkreuz domieren sollten...


Quellen:
  1. Henry Chadwick, Die Kirche in der antiken Welt“, S.134
  2. W. Keller „Und wurden zerstreut unter alle Völker“ Knaur, 1966, S. 132
  3. Karl Leo Nöthlich: Johann Hahn „Gewalt und religiöser Konflikt“ Akademie Verlag,2004
  4. Arnulf Zitelmann „Hypatia” Taschenbuch – Beltz
  5. Kaplan Dr Leonhard Fendt, Inauguraldissertation, Kaiser Wilhelm- Universität
  6. Generalaudienz 03. Okt 2007
  7. Christian Pesch „Nestorius als Irrlehrer“ Full text Paderborn, 1921
  8. Josef Lössl, „Julian von Aeclanum, Studien zu seinem Leben, seinem Werk, seiner Lehre“ Brill, 2001, S. 311
  9. Christian Pesch, „Nestorius als Irrlehrer“ Paderborn 1921, Verlag Schöningh
  10. Leonhard Fendt, Inauguraldissertation, kath.theol. Fakultät der Kaiser-Wilhelm-
    Universität zu Straßburg, 1909, Kempten, S.71.

Freitag, 22. Juni 2012


Offener   Brief an Herrn Dr. theol. Lothar Gassmann
(im Internet unter meinem Blog)


Sehr geehrter Herr Dr. Gassmann


Ihr Artikel: “Immer unglaublicherer Absturz der Ev. Allianz: Evangelikale und Mormonen bald gemeinsam?” startet mit einem Statement, das sachlich, logisch und emotional begründet einige Fragen aufwirft.

Sie, sehr geehrter Herr Dr. Gassmann, sagten:
Liebe Geschwister,
schlimmer konnte es gar nicht kommen. Aber jetzt weiß ich wenigstens, warum ich kein Sektenbeauftragter mehr bin: Weil es keine Sekten mehr gibt!
Aber ganz im Ernst: Nachdem sich die Evangelische Allianz in den letzten Jahren schon für Katholiken, Adventisten und alle möglichen charismatischen und "apostolischen" Gruppen geöffnet hat, geht sie jetzt sogar auf die Mormonen zu.
Das Wesen der großen babylonischen Vermischung (Offb. 17) tritt immer deutlicher hervor.
Dabei geht aus den Schriften der Mormonen ganz eindeutig hervor, dass sie keine Christen, sondern Polytheisten sind (sie glauben an viele Götter; Mormonen werden sich zur Götterstufe höherentwickeln; die Götter seien höherentwickelte Menschen). Dies ist reiner Spiritismus und Gotteslästerung!...“
Sehr geehrter Herr Dr. Gassmann, Sie verblüffen mit offenkundiger Ahnungslosigkeit.
- denn der anerkannte Schiedsrichter der Urkirche Origenes (185-254) lehrte:

... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.Origenes Kommentar zu Joh.: 3:2 bei Wikipedia unter Arianismus
  • Adolf von Harnack, evangelischer Toptheologe stellte bereits vor 100 Jahren fest:
    ... Der Gedanke der Vergottung (des wahren Nachfolgers Christi) ist der letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a„ Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, 1990 S. 46
Kaum zu gauben, dass Sie das nicht wissen sollten.
Ihnen ist auch bekannt, dass der Text des Athanasianums zugibt: „...wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln als Gott und Herrn zu bekennen, so werden wir durch den katholischen Glauben daran gehindert, von drei Göttern zu sprechen...“
  • Was uns unterscheidet, Herr Dr. Gassmann, ist unser 11. Glaubensartikel:
    Wir erheben Anspruch den allmächtigen Gott nach den Eingebungen unseres Gewissens zu verehren und wir gestehen allen Menschen dasselbe Recht zu, mögen sie verehren, wen oder was oder wie sie wollen.“
    Wir würden uns niemals erlauben, Sie oder Ihre Glaubensweise zu attackieren - es sei denn Ihre Anmaßung -.
    Sie hingegen, Herr Doktor, versuchen uns zu diskreditieren, weil wir uns erlauben, der Schrift mehr Gewicht beizulegen als dem Wort und Willen des Vaters des Nicänums, des mörderischen Imperators Konstantin, zumal der Kern des Nicänums den Bischöfen in Nicäa aufgenötigt wurde.
  • seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154  
Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa der Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte, de Gruyter S. 47, 48, 30

Herr Doktor Gassmann, Sie tun so, als entspreche der „christliche“ Monotheismus dem Lehrgut Christi und als hätte dieser sinnwidrige Gottesglaube der Menschheit nichts als Wohltaten beschert. Doch gewiss ist, dass das nicänische Bekenntnis die Urkirche ruinierte.
Namhafte Persönlichkeiten, wie Bischof Basilius, Teilnehmer des 1. ökumenischen Konzils 325, zu Nicäa, ... verglichen die nachkonziliare Situation sogar mit einer Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, und er meinte, infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz.“ Bischof Koch, kath. Pfarrblätter, vom Oktober 2008

Irenäus stellt das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic. Uni-Bonn, informiert S. 145: „Die vornizäische Theologie“, 2009
Das Joseph-Smith-Zitat:

Gott war einst ein Mensch und der Mensch kann wie Gott werden“
hat seine Entsprechung bei Athanasius:

Papst Benedikt XVI. Vatikan, Generalaudienz, 20. Juni 2007:

...der Kern der Inkarnationslehre des Athanasius lautet: „Christus, das Göttliche Wort, „wurde Mensch, damit wir vergöttlicht würden...“
- Bei Luther klingt das ähnlich:  
Nikolai Krokoch zitiert Tuomo Mannermaa der darauf verweist, dass das Wort der Theosis (deificatio) öfters bei Luther vorkommt als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde. Also wird Macht machtlos, damit die Schwachheit mächtig werde. Der Logos zieht unsere Form und Gestalt, unser Bild und Gleichnis an, damit er uns mit seinem Bilde, mit seiner Gestalt und seinem Gleichnis bekleide. Also wird die Weisheit töricht, damit die Torheit Weisheit werde, und so in allen anderen Dingen, die in Gott und in uns sind, sofern er in all dem das Unsere annimmt, um uns das Seine zu vermitteln.“ Luther nimmt hier den Vergöttlichungsgedanken des Hl. Kirchenvaters Athanasius auf…” Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung…

Der „christliche“ Monotheismus, dem Sie, Herr Dr. Gassmann, vehement das Wort reden, gezwängt in das Korsett des „nicänischen Bekenntnisses“, hat seit seiner Verkündung 325 nichts als Verwirrung, Streit, heftigste Verfolgung der Arianer und ihrer Splittergruppen und schließlich Mord und Totschlag verursacht. Er führte zur physischen Ausrottung der Goten und damit zur fast vollständigen Eliminierung des Arianismus (in dem das angeblich freimaurerisch-mormonische Tempelritual seine letzte Heimstatt gefunden hatte, siehe die Mosaike in Ravenna).
  • dass Kaiser Theodosius I., 380, unter Anstiftung Ambrosius von Mailand das gnadenlose Gesetz „Cunctos populos“ in Kraft setzte, um den sogenannten „christlichen“ Monotheismus zum „Sieg“ zu führen, gehört zu den schändlichsten Ereignissen der Weltgeschichte. Es legte den Grund für die Inquisition...
  • dass, 385, auf der Basis dieses Gesetzes zum Glaubenszwang die heute als völlig unschuldig dastehenden spanischen Bischöfe um Priscillian enthauptet wurden, liegt als Last auf den Schultern aller Verteidiger des Nicänums.
  • Das Buch Mormon warnt ausdrücklich davor zu diffamieren und Andersgläubige unter Druck zu setzen. Es warnt davor, sich in der Hoffnung zu wiegen, die Gnade Christi werde es schon richten.
  • Unbereute Sünden“ werden vor dem Stuhl der Gerechtigkeit Gottes nicht vergeben.
    Nur die wahrhaft Bußfertigen haben Anspruch auf die Barmherzigkeit Christi.“ Buch Mormon Alma Kap 39-42
Noch ein Wort zu Ihrem Thema „Spiritismus und Gotteslästerung“:

Gotteslästerung ist, den Titel „Geschichte des Christentums“, auch auf die nachnicänische Zeit anzuwenden. Was nach Nicäa auf unsere Vorfahren kam, das war reiner Konstantinismus.

Mir bleibt nur, einer mutigen Katholikin zu danken:

Ana Maria C.M. Jorge von der portugiesischen katholischen
Universität (UCP) schrieb unter dem Titel “The Lusitanian
Episcopate in the 4th Century. - Priscilian of Ávila and the Tensions
Between Bishops”:
Priscillian helps us to achieve a better understanding of the Christianization process and the orthodox/heterodox debate in late antiquity. …Against a background ofthe progressive “Constantinization” of the church, bishops become key figures who centralize the main forces of the day. … The confrontation between rival Christian communities – Priscillianist and Nicean Catholicism – reveals an important facet of the position adopted by Christians in their relations with civil authorities, as well as the close ties between Christianity, the top of the ecclesiastical hierarchy and the Empire. It also gives a clear picture of the work of the bishop of a city in antiquity, in which the emphasis was on the militant view of the kerigma...“


Allemal versöhnlich


Ihr Gerd Skibbe