Täter
und Opfer im Prozess der Konstantinisierung der Kirche
Zusammenfassung: Gegen das Grundgesetz der Alten Kirche errang die Kirche
Konstantins die Vormacht zum Nachteil hunderter Millionen
1. Das erste Jahrhundert
1.1 Christi
Prinzipien
1.2 Ist
Jesus Christus der große ICH BIN?
1.3 Erlaubte
Mehrehen
1.4 Gebotene Mehrehen im 19. Jahrhundert
1.4 Gebotene Mehrehen im 19. Jahrhundert
1.5 Unnötige Kontroversen zwischen Paulus und Petrus
1.6 Die „Gemeinsame Erklärung der Evangelischen und Katholischen
Kirche von 1999
2. Zweites
Jahrhundert
2.1 Organisationsformen
der Frühen Kirche
2.2 Heutige
kirchliche Strukturen
3. Drittes
Jahrhundert
3.1 Hippolyt
und Origenes (185-254) sowie Ambrosius von Mailand (337-397) ihr späterer Gegenspieler
3.2 Verfolgungen
3.2.1 Christen
streiten gegeneinander
4. Viertes
Jahrhundert
4.1 Konstantin
und sein diokletianisches Ideengut
4.2 Das
erste ökumenische Konzil zu Nicäa warf lange Schatten auf die antike Welt
4.3 Heiden
und Christen verehren Konstantin
4.4 Christen
verfolgen Christen
4.4.1 Ursinus
und Damasus von Rom
4.4.2 Ambrosius
von Mailand
4.4.3 Kaiserberater
Ambrosius Todfeind des Arianismus und der Goten
4.5.4 Das
authentische Glaubensbekenntnis der arianischen Goten
4.6.5 Bischof
Priscillian von Avila
5. Fünftes Jahrhundert
5.1 Cyrill
vom Alexandria contra Nestorius von Konstantinopel
5.2 Cyrill
erhebt 431 das Kreuz in den Rang eines christlichen Symbols
6. Sechstes
Jahrhundert
6.1 Kaiser
Justinian I. Vollender der konstantinischen Reichs- und Kirchenidee
6.2 Papst
Gregor I. Haupt der Reichskirche
7. Die
Jahrhunderte der Verlorenheit
8. Wladimir
I.
9. Endlose
Kreuzzüge, Inquisitoren und die Promotoren innerkirchlicher Verkommenheit
10. Hus
und Luther
11. Heinrich
VIII. Vater der Kirche von England
12. Iwan
IV.
13. Die
endlos streitende untereinander kriegführende Christenheit
14. Die
Dissidentersekten und Joseph Smith
Zusammenfassung
Im Jahr 325 existierte eine Anzahl christlich-gnostischer
Gruppen die sich der in gewissen Glaubensfragen uneinigen Frühen Kirche, immer
noch zugehörig fühlten. Sie umfasste außer einer Reihe von Hausvermsamlungen
etwa 2000 jeweils von ehrenamtlich arbeitenden Bischöfen geleitete, überwiegend
sehr kleine Gemeinden. (1)
Hertling, „Geschichte der
Katholischen Kirche bis 1740“ Morus-Verlag, Berlin:„...Manche Bischofsstädte
(um das Jahr 400) hatten nur eine einzige Kirche, und diese besaß die Maße
einer bescheidenen Dorfkirche...
Konstantin und einige durchaus gutwillige Kollaborateure
sollten in diesem Jahr, auf dem Sommersitz des Imperators zu Nicäa die
„Reichskirche“ als staatliche Institution ins Leben rufen. Ihre und des Kaisers
Absicht war, innerkirchliche Differenzen beizulegen. Konstantin meinte von
Anfang an er habe ein Machtwort in Sachen Einheit der Kirche reden. Auf dem
1.ökumenischen Konzil erschien er strahlend wie der Gott seines Vaters
gekleidet, Sol Invictus. Die 220 anwesenden Bischöfe (elf Prozent der
Eingeladenen) erstarrten vor Ehrfurcht. Auch deshalb geschah was der Kaiser
wünschte, obwohl er kein Christ war und so gut wie keine Ahnung von
christlicher Theologie hatte. Stattdessen verfügte dieser stahlharte Mann über
einen Machtapparat ohnegleichen. Letztlich wünschte er der Gott aller zu
werden. Diesem geheimen, doch erkennbaren Sonderanliegen widerstrebten die
Bischöfe. Schließlich nötigte er ihnen sein Konzept auf. (2)
Heinz Kraft,
Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald,
1954 „In Nicäa (325) … befolgte die Kirche (d.h. die dem politischen Druck
ausgesetzten Bischöfe G.Sk.) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht
billigte... Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf
Christus bezogen...“
Seither beansprucht die „Kirche“ Konstantins autoritär,
aber illegitim, die Repräsentantin der Gesamtkirche zu sein. Sie
verkündete christliche Wahrheiten, sowie geschickt eingebettet in diesen
Goldrahmen, Spekulationen über des Wesen Gottes. Diese hätten fortan als
absolut wahr zu gelten. Zur Rechtfertigung des Paradigmenwechsels wird
kirchlicherseits erklärt: feierlich gefasste Beschlüsse eines Konzils könnten
nicht falsch sein. Den intensiv mitdenkenden Mitgliedern der Kirche erschien
solche Definition als Anmaßung. Fremdes Glaubensgut würde ihnen zugemutet.
(3).
A. von Harnack, „Lehrbuch der
Dogmengeschichte“ A. von Harnack, „Lehrbuch der
Dogmengeschichte“ „Die große Neuerung, (nämlich das
Athanasium G.Sk.) die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke“
(Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten
des Katholischen Glaubens sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde
war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes...“ A, von Harnack sagt
auch, dass „die Kirche (fortan) die Last einer ihr fremden
Glaubensformel tragen musste“
Zunächst standen den etwa 400 000 Mitgliedern der Urkirche
mit ihren individuell erworbenen Glaubensüberzeugungen nur eine handvoll
Unterstützer der Ideen Konstantins entgegen. Bald jedoch zog die Neuschöpfung
Konstantins alle an, die nach Privilegien und Sicherheit trachteten. So wurden
Erstere zur Minderheit. Im Verlaufe des 4. Jahrhunderts entschieden
Staatsdekrete gewaltsam den innerkirchlichen Glaubenskampf. Die ecclesia
militans kam hervor, die bald beanspruchte die ecclesia triumphans zu sein. Die Resultate der Geschichtsforschung
ermöglichen uns einen deutlicheren Blick auf die Umstände zu werfen, die zur
Entstehung und Weiterentwicklung einer ganz anders gearteten Kirche führten.
Einführung
Forschungsergebnisse fordern, wegen der
verheerenden Folgen der Entfaltung der Kirche Konstantins, zumindest indirekt,
dass mit den Begriffen ‚Geschichte des Christentums’ nur die Zeit und die
Geschichte der Frühkirche vor etwa dem 3. Jahrhundert beschrieben
werden dürfte, obwohl es zu allen Zeiten überall hervorragende Christen gab.
Mit der Etablierung der Reichskirche begann die Leidenszeit derer, die nicht
akzeptieren konnten, dass drei gleich eins ist. Für die meisten Altmitglieder
galt nach wie vor, dass Gott Vater und Gott Sohn, sowie der Heilige Geist
voneinander getrennte Götter sind. Sie seien Anhänger des Ketzers Arius
(256-336) hieß es darauf hin. Sie leugneten die Gottheit Christi. Dieser
Behauptung widerspricht jedoch das authentische Bekenntnis des arianischen
Gotenbischofs Wulfila, um 360, entschieden:
„Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et
noster... wir glauben an Gott den Vater und an seinen
eingeborenen Sohn, unseren Herrn und
Gott, Werkmeister und Bildner der
gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“
Die urkirchlich Glaubenden betonten, dass
damit die Stellung des „allein wahren Gottes“ keineswegs in Frage gestellt
würde. Den angeblich Rechtgläubigen – den „Orthodoxen“ – gefiel das
nicht. Ur- und Reichskirche verhielten sich fortan zueinander wie viel
Feuer und wenig Wasser. Sich gegen das „orthodoxe“ Diktat zu stellen
wurde lebensgefährlich Gegenwärtig wird intensiv in Frage gestellt, dass Arius
Ketzer war. Rufmord sei es gewesen. Thomas Hägg bestätigt das:
"der
Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen
Lehrtradition." (4) "Kirchen und Ketzer"
2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische
Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen
Das gegen den Arianismus und damit gegen
die Urkirche zielende Gesetzesungeheuer „Cunctos populos“ vom 27. Februar 380
formulierte in Wahrheit die Widerrufung des Toleranzediktes Kaiser Galerius von
311, sowie des Reskripts der Kaiser Konstantin und Licinius von 313. Zumindest
mit Billigung des Ambrosius von Mailand geschrieben und veröffentlicht,
richtete es sich nicht nur gegen die origenistisch-arianisch glaubenden
Mitglieder der Kirche, sondern auch gegen die Paganen, sowie gegen Manichäer,
Mandäer uva. Es zerschmetterte Christi Proklamation der Freiheit. (5) Lukas 4: „Ich bin gekommen den
Gefangenen die Freiheit zu bringen…“
Überzeugungen die sich nicht mit den
Absichten des Ambrosius und dann mit einigen Kuriositäten des Augustinus von Hippo
(Erbsünde, Prädestination, Compelle intrare) deckten, wurden als „häretisch“
gebrandmarkt. Aufsehenerregend ist in diesem Zusammenhang die Arbeit von Ana
Maria C.M. Jorge “The Lusitanian Episcopate in the 4th Century. - Priscilian of
Ávila and the Tensions Between Bishops”. Sie bringt es auf den Punkt. Der 385
in Deutschland, Trier, geköpfte arianische Bischof Priscillian hatte gewagt,
sich gegen den heftig voranschreitenden Prozess der Konstantinisierung der
Kirche zu stemmen.
1.) Das erste Jahrhundert
1.1 Christi Prinzipien
Da steht er, auf einem Felsvorsprung, etwa
dreißigjährig, der hellhäutige Zimmermannssohn vor einer größeren Menge Hörer,
die er durch sein Wesen anzieht. Er bekräftigt seine Prinzipien die ihnen
durchaus nicht fremd sind. Es sind Sätze die er, der präexistierende Jesus, der
Jehova des Alten Testaments, schon den Vorgängern der alten Ägypter offenbart
hatte. Sie hängen an seinen Lippen, wegen der Kombinationen die er ihnen mit
seiner Gesamtaussage bietet. Sie mögen ihn, eben weil er nicht wie ein
wichtigtuerischer Volksredner auftritt, sondern eher bescheiden. Sie mögen ihn,
den eigentlich Unauffälligen. Sie haben es einander im Austausch früherer
Gespräche mitgeteilt. Dieser Mann hat ein Programm von immerwährender Bedeutung
und Gültigkeit. Das ist viel mehr als die Schriftgelehrten bislang sagen
konnten. Er spricht vom einzig gangbaren Weg zu zeitlicher und ewiger Glückseligkeit, die man, wie er
stets betont, bereits diesseits selbst unter widrigsten Umständen erlangen
kann. Es ist das bleibende Gefühl von der Gottesnähe, nach dem sie zuerst
und unentwegt trachten sollen. Das ist das Neue.
Selbst in Knechtschaft und Krankheit würde
diese Kraft hilfreich sein. Sie fühlen im Innersten, dass es wahr ist. Er kann
sie in ein besseres Land führen, vorausgesetzt sie scheuen sich nicht in
schwierigem Gelände mit ihm den schmalen, aber geraden Weg zu gehen. Sinngemäß
sagt er: Immer sollten sie daran denken, dass dieses Leben erst eins zum
Ausprobieren ist. Er möchte die ganze Welt segnen.
Glücklich - selig - machen könne er hier
wie später jedoch ausschließlich die, die keine Gewalt anwenden… die nach Gerechtigkeit (Rechtschaffenheit)
streben… die diese Rechtschaffenheit zum Grundsatz jedes neuen Tages machen
indem sie unbedingt ehrlich und bescheiden sowie klug in jeder Lebenssituation
handeln. Es sind die Barmherzigen, die dem Bettler nicht die Tür vor der
Nase zuschlagen, deren Herz keine listigen Hintergedanken zulässt, die Friedensstifter,
die ihrer Rechtschaffenheit wegen verfolgt werden. Es sind die, die bewusst das
„Salz der Erde“ sein wollen. Es sind diejenigen die in die Welt des
Vormachtstrebens und der finsteren Gewalt das Licht der Hoffnung auf
Freiheit wie eine Fackel tragen, die gute Werke zustande bringen, den
Mitmenschen wirklich dienende.
Wer das nicht in Taten umsetzen will ist
kein Christ und sei er dreimal getauft, denn mit welchem Recht nennt
irgendjemand ein gewisses Etwas „Brot“, wenn doch die Hälfte seiner Substanz
zwar wie Mehl aussieht, aber nichts anderes als Gips ist?
Nicht so sehr die Worte sind es, es ist
sein inneres Licht das sie anzieht. Sie sind allesamt gedemütigt worden. Roms
Soldateska bewies ihnen, wer in Judäa das Sagen hat. Sie ahnen, dass Schreckliches
in der Luft liegt. Sie ahnen, dass ihr Tempel entweiht und zerstört wird,
dass ihre Kinder in Gefangenschaft geraten werden. Sie fürchten sich vor den
dunklen Tagen, die ihnen drohen. Der großartige Mann da, der von seinem
erhöhten Platz zu ihnen spricht, verspricht nicht den schnellen Ausweg aus dem
Dilemma, in dem sie sich befinden, denn die halbe Welt hasst die Juden. Er sagt
ihnen nur, dass dieses Leben nicht alles ist.
Der schlicht gekleidete junge Mann warnt
eindringlich: Sein Reich sei nicht von dieser Welt! Dieser Welt Herr ist sein
schwer fassbarer Gegenspieler, ein sehr schlaues Geistwesen, dem bereits im
vorirdischen Dasein viele zufielen, weil er angeblich einen Plan hätte, wie die aus eigenem Willen in die Sterblichkeit fallenden Seelen
Gottes, wieder unbeschadet – nach dem Ende ihres Leben – zurück in die
Gegenwart ihres und seines Vaters! zurückgebracht werden könnten, falls er dazu
höchste Zustimmung durch denVatergott oder durch Mehrheitsbeschluss erhält: Er
würde die Menschen zu ihrem Glück zwingen. Ihm stimmte weder Elohim, noch
eine Mehrheit zu. Seine Parteigänger fielen vom Himmel herab. Das ist der
Engelfall von dem Augustinus von Hippo redet. Sie fielen von Gott ab und aus
seiner Gegenwart hierher. Sie neiden uns den Körper und versuchen uns so
unglücklich zu machen wie sie selbst sind, sagt das Buch Mormon. (6) 2. Nephi 2
Der Versucher führte Jesus vor Augen,
was er zu bieten hat, falls Jesus vor ihm niederfällt:
Duccio di Buoninsegna Er ist es der
weltliche Macht verleihen kann. Hässlich wie auf Bilddarstellungen ist er
nicht, denn nach Origenes wurden alle Geistwesen gleich geschaffen, aber er
ist klug genug Menschen zu verblenden.
|
Im Leben vor diesem irdischen,
habe er, Jesus, deshalb seine entschlossene Anhängerschaft vorbereitend
in der ewigen Kirche gesammelt. Sie, die hier zu seinen Füßen sitzenden, hätten
schon damals, vor ihrer irdischen Geburt tapfer an seiner Seite gestanden und
versprochen, das Prinzip der Liebe als höchstes Motte ihres künftigen Lebens zu
wählen, statt das der Zustimmung zur Gewaltanwendung um wirkliche Probleme zu
lösen. Sie stünden nun auch diesseits für das Jedermannsrecht auf
Entscheidungsfreiheit ein, bereit es
unter allen Umständen zu verteidigen. Sie hätten schon damals ihn und seinen
Plan bevorzugt und gewählt und er habe sie deshalb erwählt. Später wird ihm
Paulus deswegen ein Loblied singen:
„Gelobet sei Gott und der Vater unsers
HERRN Jesu Christi, der uns gesegnet hat mit allerlei geistlichem Segen in
himmlischen Gütern durch Christum; wie
er uns denn erwählt hat durch denselben, ehe der Welt Grund gelegt war,
dass wir sollten sein heilig und unsträflich vor ihm in der Liebe.“ (7) Epheser 1:3
Der Böse - der elende Macher des
„Zeitgeistes“ der selten oder nie anderes als Zerstörung zustande bringt
- werde jedoch ebenfalls samt seiner zahlreichen Gefolgschaft über die
Erde gehen, aber ohne in den Besitz eines eigenen Körpers zu gelangen. Er sei
die „Schlange“, die in der vorirdischen Geisterwelt Eva überredete eine
anscheinend nur kleine, aber süße Sünde zu begehen. Damit wurde der Reigen der
Sterblichkeit – die Inkaration in sterblichen Körper für die unsterblichen
Geister- eröffnet. Etwas das in böser Absicht, seitens des
Versuchers erfolgte, um Macht über die in die Seinsvergessenheit
gestürzten Gotteskinder zu erlangen. Allerdings, dank der Vorsehung Gottes des
Vaters habe der „Fall“ aus der Präexistenz in diese Welt der Gegensätze, auch
sein Gutes. (8) Genesis 3: 17 Gott der HERR sprach: Siehe, der Mensch ist geworden wie unsereiner und weiß, was gut
und böse ist.
Bedenkenswert sind in diesem Zusammenhang die Anmerkungen
des evangelischen Pfarrers mit Lehrberechtigung Felix Gietenbruch:
„Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus
der Sphäre des Paradieses gefallen..."
“Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen
schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns
alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet...
Ich denke, heute wird uns mehr und mehr
bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss. (9) „Der
Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal, 2008
Origenes (185-254) verweist ebenfalls auf
diese Aspekte, die vollkommen mit der Mormonenlehre korrespondieren:
„Alle Logika (Vernunftwesen,
Geistgeschöpfe, Engel, Menschen und Dämonen) sind mit Gott verwandt.“ Sie sind „von
gleicher Natur, ihre Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden… Gott
stand vor der Wahl (den präexistenten Vernunftwesen) entweder gar keinen
freien Willen zu geben oder die Möglichkeit ihres Falls in Kauf zu nehmen und
zog das Letztere vor. Er wird sie aber schließlich nach vielen Rückschlägen und
beinahe unübersehbaren Zeitläuften durch die Kunst seiner Pädagogik, doch
noch dahin bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen. Gottes Pädagogik und
der freie Wille der Logika, den Gott nur durch
Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf…“ (10)
sind Kern und Stern aller Christenlehre.
Handwörterbuch für Theologie und
Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O,
J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696
Jesus schaute wohl eine Weile schweigend,
ehe er ihnen das wahrscheinlich zweitwichtigste Gebot gab:
Ihr sollt vollkommen werden, gleichwie
euer Vater im Himmel vollkommen ist.“ (11) Matth. 5
Es schockte sie nicht. Sie fühlten es als
Wahrheit: sie sind Gotteskinder, überhaupt alle Menschen ... die der
Familie Adams angehören sind Geistkinder Gottes. So klar jedoch sprach kein
Pharisäer davon. Das zu sagen, wagten sie nicht, obwohl es altjüdisches Denken
war:
„Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so
viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung
des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die
körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche
Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen
Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele
als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen
Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche
auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das
'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon,
ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der
Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für
ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser
nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus
der Präexistenz…“ (12) Volker Doormann, ‘PhilTalk
Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“
Es ging darum, das man hier lebt um daran mitzuwirken, das höchste
Geschenk Gottes zu erwerben – nahezu wie ER zu werden, Miterbe Christi im Wortsinn.
Origenes, der von allen Großkirchen nur zähneknirschend anerkannte Lehrer und
Bewahrer urchristlicher Wahrheiten betont es auf fast unnachahmliche Weise:
„Erst aufgrund der Tugend wird man (erneut, G.Sk.) ein
Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt
der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der
Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (13) H.. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei
Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
Christus sah es voraus. Es wird Leute
geben, die heftig und in wahrscheinlich bester Absicht daran arbeiten werden
die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu Fall zu bringen. Männer wie
Konstantin, Damasus von Rom, Ambrosius von Mailand und sein Schüler Augustinus
von Hippo, sowie Kaiser Justinian (482-465) und eine Reihe Päpste vom Format
Gregor I. (540-604) der
bezüglich der taufunwilligen Menschen Sardiniens zu Verwaltungsbeamten gesagt
hat:
„Wenn ihr
feststellt, dass sie nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen
wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie
sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es
angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung
anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch
körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ (14)
Gregorii I papae Registrum epistolarum. Libri
VIII-XIV