Mittwoch, 1. November 2023

(3) „Aus dem Blickwinkel eines Mormonen“ Leo N. Tolstoi und die Trinität

  (3) „Aus dem Blickwinkel eines Mormonen“ Leo N. Tolstoi und die Trinität 



Der Heilige Synod exkommunizierte ihn im Februar 1901, da Graf Tolstoi unter anderem „den als Dreieinigkeit gepriesenen Gott leugnete“. Leo Tolstois Antwort auf seine Exkommunikation war knapp und bündig: „Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge, fast alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magien.“ Denis Scheck „Welt“ – „Wer Tolstoi liest, taucht in eine zweite Familie ein“ 

„Die Lehre von der Trinität kommt in der Bibel explizit nicht vor.“ Evangelisch. de 

Mit Blick auf die Trinitätslehre bestätigt A. von Harnack: Es war eine „große Neuerung die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen. Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“ Prof. Hans Küng sagt es ebenfalls. „Konstantin fügte das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. „consubstantialis“ ein. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ 

„Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten", St. Galler Studientag 2016. 

 Selbst der Text des entsprechenden Grundgesetzes gibt zu, dass die Bibel „in christlicher Wahrheit“ den Glauben an den - einen - dreifaltigen Gott nicht gestattet: „...Denn wie wir gezwungen sind, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“… „Dies ist der katholische Glaube. Nur wer diesen aufrichtig und fest glaubt, wird selig werden können.“ Athanasianum "

 „…die Kirche befolgte in Nicäa (325) die Wünsche Konstantins, obwohl sie sie nicht billigte.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ 

 Obwohl das bekannt ist, attackieren zahlreiche Autoren die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Spottname „Mormonen“). Die Angriffe laufen auf das Urteil hinaus: „Mormonen“ sind keine Christen – sie glauben nicht trinitarisch. Der Ökumenischen Rat der Kirchen des Jahres 2023 bestimmte, „Kirchen, die die Trinität ablehnen, können der Ökumenischen Bewegung nicht beitreten.“

 Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin fasst zusammen: „Wer die eigene Christologie ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und Christologie der HLT sind nicht christlich.“ Lexikon der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin, 

Die „Styler Missionare“ bekräftigen: „Mormonen“ „(lehnen) die Lehre von der Dreifaltigkeit strikt ab. Allein diese Tatsache abgesehen von den bisweilen mehr als seltsamen Offenbarungsinhalten, machen deutlich, dass wir es hier nicht mit einer christlichen Konfession zu tun haben.“ 01.04.2012 | Pater Hans Peters SVD 

Pressesprecher Thomas Schneider von der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen setzte den Höhepunkt: „Diese Sekte … lehnt die Trinität… ab…. Christen sollten sich in der Öffentlichkeit deutlich von der auch in Deutschland missionierenden Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und ihren Vertretern distanzieren.“ Sektierer als Gastredner bei WillowCreek“, 2016 

Darf man das Christsein daran messen, ob jemand trinitarisch glaubt oder nicht? „An ihren Früchten werdet ihr sie erkennen!“ Jesus Christus Matth. 7: 16 

Die Geistlichkeit der Orthodoxen Kirche Russland hält Tolstoi für einen Ketzer, und Konstantin für heilig. Wer Theologie studierte weiß es: Konstantin wollte der Gott auch der Christen sein und den Christen suggerierte er, er sei ein Christ, der „Bischof der Bischöfe“. „Er wollte der Christus sein.“, sagt Manfred Clauss. „Kaiser und Gott“ Herrscherkult im römischen Reich 

Um seine Absichten durchzusetzen, drängte er der Kirche den dreifaltigen, den trinitarischen Gott auf. Nichts vermochten die damals zu Nicäa Anwesenden. dagegen zu stellen, denn: „Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche, die er verwirklichen wollte ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ 

 Er zerbrach die im Evangelium verankerte Lehre vom Individualrecht. „Seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen...“ Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154 

 "Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..." "Familia Spiritualis Opus" 2013 

„Seht … zu, - sagt Tertullian - ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“ 

Rund 1 200 Jahre nach dem konstantinischen Verbrechen der Willensbrechung, der Beraubung des Rechtes auf Entscheidungsfreiheit im Namen Christi, sah König Philipp II. von Spanien sich in der vermeintlichen Pflicht zu sagen: „Niemand ist in unseren Landen seines Lebens sicher, der nur ein Haar breit vom Glauben der römischen Kirche abweicht...“ Evangelische Kirchen-Zeitung 1854 

Vor dem Habsburger schrieb Gregor der Große um 600: „Wenn ihr feststellt, dass die Menschen nicht gewillt sind, ihr Verhalten zu ändern, so befehlen wir, dass ihr sie mit größtem Eifer verfolgt...züchtigt sie mit Prügeln und Folter, um sie zur Besserung zu zwingen… sie sollen durch strengste Kerkerhaft zur Einsicht gebracht werden, wie es angemessen ist, damit jene, die sich weigern, die Worte der Erlösung anzunehmen, welche sie aus den Gefahren des Todes erretten können, durch körperliche Qual dem erwünschten gesunden Glauben zugeführt werden.“ Henry, Charles Lea „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ 

Der bedeutende spanische Arianer Priscillian (340-385), wurde von Ambrosius von Mailand nicht vor dem Henkersbeil gerettet, weil er Ansichten predigte die denen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sehr ähnelten. “Priscillian widersetzte sich der fortschreitenden Konstantinisierung der Kirche...“ Ana Maria C.M. Jorge, Center for the Study of Religious History (CEHR) Portuguese Catholic University (UCP) “The Lusitanian Episcopate in the 4th Century. - Priscilian of Ávila and the Tensions Between Bishops” 

Ahnten 1600 Bischöfe des Jahres 325, was auf sie zukommt? Warum reisten nur 220 an und warum verweigerten 1600 Bischöfe die Fahrt zum Konzil zu Nicäa? Welcher Wandel hätte ihnen gewinkt: Zuvor von vielen angesehenen Bürgern verspottet, hätten sie ihren Widersachern das kaiserliche Papier und die kalte Schulter zeigen können. 

Ahnten sie, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte?“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Sie wussten, wer der Mann war, der sich in ihre innerkirchlichen Belange einmischen wollte. Es hatte sich herumgesprochen: „…seinen Schwiegervater, Kaiser Maximianus, ließ er 310 erhängen.“ Ökumenisches Heiligenlexikon „Gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten ließ er im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen, etwa in einer Arena in Trier…. Auch mit der Zivilbevölkerung kannte Konstantin keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007

 Besessen vom Machtwahn zerschmetterte Konstantin, 312, die Armee seines Schwagers in der legendären Schlacht an der Milvischen Brücke, nachdem er angeblich eine Verheißung vom Friedefürsten erhalten habe, - „in diesem Zeichen“ siege -. Er werde siegen, nicht etwa die Kirche. Umgehend „... ließ er des Maxentius Kinder sogleich töten, ebenso dessen politischen Anhang.“ Theodor Birt: Charakterbilde

 Aber, „Christen, schreibt Tertullian, kennen keine Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“ 

"Gott ist nicht die 'Macht an sich' ... Macht an sich ist böse. Der 'Allmächtige', das ist das Chaos, das Übel, das ist der Teufel ... Dieser Rauschgedanke der Macht, das ist das Chaos, das Tohuwabohu, das Gott ... nicht gewollt hat, als er den Himmel und die Erde schuf." K. Barth „Dogmatik im Grundriss“ 

Selbst der zu Recht berühmte Martin Luther war nicht frei vom rabiaten Denken der Rechthaberei: „Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“ Luther, Tischreden, Bd. III

Wir Heutigen empören uns zu vernehmen, das der Fatwa-Ausschusses in der Azhar Kairos festlegt: „ … (wer) vom Islam abgefallen ist, wird zur Reue aufgefordert. Zeigt er keine Reue, wird er islamrechtlich getötet. Was seine Kinder betrifft, so sind sie minderjährige Muslime. Nach ihrer Volljährigkeit, wenn sie im Islam verbleiben, sind sie Muslime. Verlassen sie den Islam, werden sie zur Reue aufgefordert. Zeigen sie keine Reue, werden sie getötet.“ Datum: 23. September 1978 Siegel mit Staatswappen: Die Arabische Republik Ägypten 

Die katholische Theologin und Islamwissenschaftlerin Dr. Ulrike Bechmann, sagt: "Vor allen 114 Suren, - außer vor Sure 9 - steht es geschrieben: Bismi llahi l-rahmani l-rahim - Im Namen Gottes des Allerbarmers, des Allbarmherzigen. 5 Überschriftartig steht dieser Satz am Anfang und nennt gleich doppelt die herausragende Eigenschaft des einen Gottes, den der Koran verkündet: seine Barmherzigkeit.“

Wie sehr doch das Wort von der „Barmherzigkeit Gottes“, daran erinnert, dass vor allem die Protestanten von der Erlösung „allein durch Gnade“ reden, während ihre Spitzenfunktionäre recht ungnädig über „die Mormonen“ herfallen, obwohl jeder Sektenkundler weiß, dass Toleranz seitens der „Mormonen“-Kirche großgeschrieben wird. Joseph Smith formulierte: „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen.“ 11. Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 

Wir sind wahrhaft Freie, „und wären wir in Ketten geboren“ bis wir uns in Ungesetzlichkeiten verstricken. Kirche ist dazu da, uns, soweit möglich, vor Verstrickungen zu bewahren. Das Kirchenverständnis wurde durch Kaiser Konstantin auf den Kopf gestellt. An die Stelle einer Religion, die auf die Veredlung menschlichen Denkens ausgerichtet war, trat die einer massiven Zunahme von Feierlichkeiten. Ergriffen staunen wir: Keine christliche Denomination kann die Feierlichkeiten der Orthodoxen Kirchen überbieten.

 Abermillionen Gläubige der Russisch-Orthodoxen Kirche betrachten Konstantin als „Apostelgleichen“. Und da ist Wladimir I. von Kiew (960-1015). Was verschaffte beiden Männern die Ehre, zu den verehrungswürdigen Heiligen zu zählen? Was haben sie bewirkt? Großfürst Wladimir (956-1015), der Gründer der Russisch-Orthodoxen Kirche, ließ „988 die heidnischen Götzen in den Dnjepr werfen und befahl allen Stadtbewohnern sich in dem Fluss taufen zu lassen. Wer sich weigerte wurde mit dem 

T O D bestraft... Die Druschina (das Kriegsgefolge des Fürsten) führte in allen Ecken des Reiches mit brutaler Gewalt Zwangstaufen durch.“ Fritz Pleitgen und Michael Schischkin 2019, in „Frieden oder Krieg...“ 

„Das christlich-orthodoxe Bekenntnis (erhielt den Rang einer) Staatsreligion; große Teile des Volkes wurden (getauft) - gegen Widerstand, der massiv unterdrückt wurde.“ Ökumenisches Heiligenlexikon 

 Die sich daraus ergebende Frage ist die nach den Langfolgen der Zwangs- ”Christianisierungen“ hier wie dort. Was unternahm die russische Staatskirche um das Bildungsniveau ihrer Mitglieder zu heben? Leo Tolstoi klagte: „Wenn ich eine Schule betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit ihren leuchtenden Augen … sehe, befällt mich Unruhe 6 und Entsetzen, ähnlich wie ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. Großer Gott – wie kann ich sie nur herausziehen? Wen zuerst, wen später? … Ich will Bildung für das Volk einzig und allein, um die dort ertrinkenden Literaten und Künstler zu retten. Und es wimmelt von ihnen an jeder Schule.“ Die Kreutzer-Sonate, 2 Novellen in einem Buch 

 Der aufmerksame Russlandreisende Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit Augenmaß, konnte nur den Kopf schütteln. Um 1780 schildert er welche Früchte Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der angeblichen „Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug: "Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat gar keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen (er kann es sich nicht vorstellen…) Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat; er hat daher auch keinen Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...“ … „Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 1800 

Indessen bringt Lessing bringt es in seiner Ringparabel auf den Punkt: „Jede Religion, die nur sich selbst akzeptiert und anderen Religionen ihre Existenzberechtigung abspricht, ist selbst nur Betrug.“ Wortwuchs

Donnerstag, 26. Oktober 2023

Einige Weltanschungsbeauftragte sowohl katholisch wie evangelisch kennen ihre eigene Religion nicht

 

Konstantin und der „Dreieine“, der der trinitarische Gott genannt wird

 

Anfragen bei Spitzentheologen: Ist der trinitarische Gott eine Erfindung Kaiser Konstantins? Kennt die Bibel die Trinitätslehre? Oder war es eine Neuheit, eine Häresie?

 

Mit Blick auf die Trinitätslehre antwortet A. von Harnack: Es war eine „große Neuerung die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. (Sie) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr fremden Glaubensformel tragen. Adolf von Harnack, „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

Prof. Hans Küng sagt. „Konstantin fügte das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstantialis ein. Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ Küng, „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde. Viele Kirchengemeinden, die sich allein auf die Schrift berufen, sehen dieses Dogma als einen wesentlichen Bestandteil ihrer Glaubenslehre. Wie konnte es sein, dass keiner der Apostel sich mit diesem dogmatischen Thema befasste?“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten“ St. Galler Studientag 2016

 

Anfragen bei Kirchenhistorikern: Wie kam es dazu, dass Unbiblisches zum christlichen Dogma wurde?

 

 „Konstantin hatte eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte? ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…. Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen.“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954    

„Er wollte der Christus sein.“, sagt Manfred Clauss.  Bis zu seinem Tod 337 ist „das Epitheon ‚Staatsgott’ für Konstantin hinreichend bezeugt... Seit seiner Erhebung 306 „begründete Konstantin seinen Herrschaftsanspruch, mit seiner Abstammung vom Staatsgott Constantinus Chlorus (seinem Vater), den er divinisieren (vergöttlichen) und konsekrieren ließ... Konstantins Vater war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel...“ (nun ist) Konstantin selbst „allerheiligster Kaiser und Gottheit... Die Soldaten glaubten, dass sie einem Gott gehorchen... Konstantin ist ein auf Erden anwesender Gott...“ Nach einer Lobrede auf ihn, die 313 gehalten wurde, 1 Jahr nach der angeblichen Kreuzesvision, heißt es: „er sei eine Gottheit die ewig auf Erden bleiben soll“ Manfred Clauss, „Kaiser und Gott“ Herrscherkult im römischen Reich G.G.Saur München-Leipzig 2001 S. 203

Als Sohn des römischen Mitkaisers Constantin Chlorus, der 306 verstarb, wuchs Konstantin    als Geisel für die Loyalität des Vaters in Nikomedia (im Nordwesten der heutigen Türkei) auf. Dort, am Kaiserhof Diokletians, erhielt er seine Prägung. Dort wurde es ihm in die Seele gelegt, er selbst könne bereits im Diesseits Gott werden:

„Der Kaiser gleiche dem Gebieter des Weltalls ... Diokletian (244-311) war der „dominus et Deus“, der Herr und Gott, der Herrgott… der praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt, sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel... Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich...“ Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber "…in solchem Fall hielt ein Priester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien." Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende

Demandt zeigt, dass es diese Idee ist, die Athanasius um 325 aufgriff. Knochenhart schwang Athanasius sich zum Wohlgefallen Konstantins zum obersten Verfechter der Lehre vom trinitarischen Gott auf. Er verwandte in seinen Diskussionen eben diesen paganen Terminus „beide seien im Bild eins“

„Athanasius verglich die Beziehung zwischen Gottvater und Gottes Sohn mit jener zwischen dem Kaiser und seinem Bild...den Vater könne man im Sohn erblicken und die Göttlichkeit des Vaters erkenne man im Sohn... Kaiser und Bild sind eins.“  Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende

Konstantin war eigentlich, das muss gesagt werden, Henotheist und doch strebte er danach, seinetwegen den Monotheismus zur Staatsreligion zu machen.

Wer immer zu Konstantin als Bittsteller kam, musste sich dem Gewaltigen kriechend nähern. Jedenfalls wollte er der alleinige Gott aller Bürger seines Imperiums werden und bleiben, der HerrGott - der „dominus et Deus“ - auch der Christen

Nachdem er seinen Vater Constantin Chlorus 306 divinisierte, beabsichtigte er das, was ihm schließlich, fünf Jahre nach Nicäa, 325, gelingen sollte.

 „Es wird berichtet, dass die Kolossalstatue Constantins auf der Porphyrsäule... von Heiden und von C h r i s t e n verehrt wurde und l e t z t e r e versuchten, das Bild Konstantins ... mit Opfern gnädig zu stimmen und mit Lampenfesten und Räucherwerk zu ehren.  (Sie) b e t e t e n  i h n  w i e  e i n e n G o t t  an und leisteten Fürbitten, die vor schrecklichen Dingen Abwehr schaffen sollten... Constantin als ApolloHelios entsprach der Darstellung Christi als Sonnengott...“ Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“


„Soldaten mit Kerzen in der Hand geleiteten die Statue Konstantins, die ihn in der Haltung und im Gewand des Sonnengottes darstellte…“ 

William Seston „Verfall des Römischen Reiches im Westen“

 

Historiker unserer Tage bestätigen den häretischen Trend: „Wenn wir die Ebene der theoretischen Erörterungen verlassen und uns den Glauben der ‚kleinen Leute’ anschauen, dann verwischen sich die Unterschiede zwischen paganer und christlicher Frömmigkeit rasch, dann erfährt Konstantin göttliche Verehrung von Anhängern der alten heidnischen wie der neuen christlichen Kulte.“  Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich


Rom widersprach nicht.  Konstantin ist seit Nicäa der „dominus et Deus“, - der Herrgott – aller und zugleich Sol invictus.


 

Wikimedia Commons: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen.

 

Rom hat es nie ernsthaft in Frage gestellt, wie dieses Mosaik zeigt:


Doch "ursprünglich vereint Sol Invictus mehr oder weniger die orientalischen Religionen wie den persischen Mithras und den syrischen Baal. Die Wurzel dieses nach Rom exportierten Baal lässt sich zurückverfolgen nach Emesa, mit dem Stadtgott Sol Elagabal. Sol Invictus ist bereits unter Vespasian geläufig. Er stellte ihm zu Ehren schon im Jahre 75 eine Kolossalstatue auf, seit Commodus trägt jeder Kaiser den Titel Invictus."  www.  Uni- Protokolle

  „Konstantin... (ließ sich) nach seiner angeblichen Vision in einem Apollotempel mit einer Prophezeiung, die ihm 30 Jahre Kaisertum vorhersagte, fortan auf Münzen mit dem Sonnengott darstellen, dem Sol Invictus, der mit Apoll identifiziert wurde, und der Konstantin eine neue sakrale Herrschaftslegitimation lieferte. Er stellte sich Gott gleich und übernahm dessen Unbesiegbarkeit für sich selbst...“  Bettina von Engel: „Konstantin und seine Familie in Trier“

Die andere Seite, einige wenige, aber sich unentwegt aufblasende Christen kamen ihm um 320 entgegen.

Man kann ungefähr rekonstruieren, was sich vor dem nicänischen Konzil bereits 318 zu Alexandria ereignete:

Die Umstände brachten es mit sich, dass damals die beiden potentiellen Kontrahenten, Athanasius, zu dieser Zeit 22-jährig, und Arius, um die 60, im Priesterschaftskollegium einer nicht näher bekannten Gemeinde der großen Hafenstadt Alexandria beieinandersaßen, und heftig aneinandergerieten.

Zu Tisch präsidierte Bischof Alexander. Arius, einer der Gäste, hatte schon gehört, dass der hitzköpfige kleingewachsene, dunkelhäutige Diakon Athanasius hoch hinauswollte. Bis der sich einmischte, herrschte überwiegend ein Geist der Offenherzigkeit, der auch querschlagende Reden und Ideen zuließ. Dann allerdings brachte jemand in dieser Runde, wahrscheinlich ein Katechet, die Frage auf: Wie ist Gott?

Hat er ein Antlitz und menschliche Gestalt?

Oder ist er ein unfassliches Lichtwesen, ein gestaltloser, all-gegenwärtiger Geist? 

Bischof Alexander, vom Gemüt her eher ein Grobian und schon kränklich, der sich im Fall von Meinungsverschiedenheiten nur schwer beherrschen konnte, hielt das Letzte für eine ausgemachte Grundwahrheit. Es stünde doch geschrieben: „Gott ist Geist“. So hieß es im Johannes Evangelium. Damit war für ihn das letzte Wort gesprochen. Doch Arius konnte und wollte solchen Kurzschluss nicht akzeptieren.  Wahrscheinlich dachte er „mormonisch“: Auch  „...der Mensch ist Geist...“ Kanon der Kirche Jesu Christi der HLT: „Lehre und Bündnisse“ Abschnitt 93: 28-34

Er ist ewiger Geist und befindet sich in einem sterblichen Leib. Diese Definition, die Joseph Smith, der erste Prophet und Präsident der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, hier verwendet, trifft das Wesentliche. (Erstaunlicherweise bestätigen Menschen mit Nahtoderfahrungen dies.)

Die Mehrheit der an jenem Tag versammelten Ältesten, Priester und Diakone die fast ausschließlich im Berufsleben ihren Mann standen,-stimmten Arius zu, der sagte: Ich glaube, dass der allein wahre Gott, wie wir aussieht, wurden wir doch nach seinem Ebenbild erschaffen.

Er ist ein anderer als sein Sohn.

Athanasius vertrat indessen vehement die Auffassung seines Bischofs Alexander: „Jesus und der Vater sind e i n Gott, sie sind völlig Geist, gestaltlos, allgegenwärtig“

Während Arius erwiderte: „Vater, Sohn und Heiliger Geist sind drei verschiedene Götter, sie bilden eine Gottheit, eins im Willen, jeder mit eigenem Gesicht, der Sohn dem Vater nachgeordnet.“

Dabei berief er sich auf Origenes.

Arius solle sich schuldig fühlen, weil er sich herausnahm den Sohn als „nachgeordnet“ - untergeordnet - zu betrachten. Das sei ein Skandal!

An dieser Stelle irre Origenes sich!

Bemerkenswert: Athanasius weist Origenes nicht ab, im Gegenteil!

Er zitiert ihn, er argumentiert mit seinen Aussagen, doch er zielt daneben, weiß anscheinend nicht um die Hauptlinie des großen Bewahrers, die klar gezeichnet vorliegt: „Rangältester von allen Geschöpfen ist der ewig aus dem Willen des Vaters gezeugte Sohn Gottes. Er ist dem Vater nur „gleich“ im Sinne von ähnlich...  der Sohn ist das Abbild (Kolosser 1: 15) geringer als Gott selbst (Joh. 14: 28) an dessen Gottheit er nur Teil hat und dem er als der“ zweite Gott“ in jeder Hinsicht subordiniert ist... der Logos, die „Erlösung“... als Logos das Organ der weiteren Schöpfertätigkeit ...d.h. „Der Sohn ist dem Vater nachgeordnet, er ist dem Vater nur ähnlich, er ist eine andere Person.“  „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O

Später, nach Nicäa stellten sich immer mehr willfährige Theologen auf die Sichtweise Konstantins ein. Sie setzten a priori: Ein feierlich abgehaltenes Konzil könne nicht irren: Folglich liege Origenes schief.

Es ist kaum zu glauben, so denken fast alle großkirchlichen Theologen!

Arius lehnte es ab sich der Meinung des jungen Mannes anzuschließen. Ob er wohl schon ahnte, dass es, wegen dieser unterschiedlichen Glaubensweise, zu einer Spaltung der Kirche kommen würde? Dennoch durfte er seine Überzeugung nicht preisgeben, dass da zwei, sogar drei ewigheilige Götter existierten, denn dieses Glaubens waren nahezu alle Christen seiner Zeit.

Der Märtyrer Stephanus habe doch in der Minute seines Todes bekanntlich eine Vision erlebt und danach ausgerufen, er sähe Jesus sitzend zur Rechten des Vaters, mitthronend, während die Pharisäer ihn gerade dieses Bildes und Glaubens wegen steinigten.

Dieser Zeitpunkt war es.

Worte flogen hin und her. Irgendwann fallen von den Lippen Bischof Alexanders die welt-historisch bedeutenden Worte: „Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs BlutPfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“    

Verwickelt in den Streit waren Gemeinden Palästinas, Ägyptens und stadtrömische Bischöfe! Der Kaiser sah seine Chance.

 

Montag, 23. Oktober 2023

"Für diejenigen, denen an der historischen Wahrheit mehr gelegen ist, als an liebgewonnenen Traditionen" (1) by Gerd Skibbe 2023



Bedauerlicherweise lehnen es viele ab zuzugeben, dass „Mormonismus“ im Ganzen dem Gebilde der Urgemeinde auffallend ähnelt oder sogar entspricht. 

Das  aber ist es, was auf der Hand liegt. Das sogenannte Mormonentum ist die restaurierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage. Sie ist das Spiegelbild der damaligen „Gemeinde der Heiligen der Letzten Tage“, wie ihr Kern (der Montanismus) noch um das Jahr 156 genannt wurde. Friedrich Loofs, Dogmengeschichte, Halle Saale-Verlag 1950 

Auch Kirchenvater Tertullian war um 207 Montanist. Das zeigen seine Schriften „gegen Praxeas“, sein Polytheismus und seine  anderen Bekenntnisse. 

Das wird im Folgenden belegt.

Mönche und andere im nachkonstantinischen Mainstream operierende Schriftkundige gaben sich große Mühe, rückwirkend, alles zu eliminieren, was der jeweiligen Führungsspitze der „katholischen Kirche“ missfiel und ihrem Machtanspruch widersprach. Offensichtlich ist das der Fall bei Origenes (185-254). 

Viele Forschungsergebnisse international anerkannter Historiker und Theologen liefern dankenswerterweise ein immer deutlicheres Bild von der Kirche des Jahres 200, ihren Lehren und Strukturen. 

Nicht nur deshalb ist ein schnelles Abwinken unserer Kritiker fehl am Platz. Auch der Tadel an der Praxis der Mehrehe in der Frühzeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ist kaum berechtigt: denn zunächst gilt das Bibelwort: „Gott ist derselbe, heute gestern und ewiglich.“ Einheitsübersetzung 

Es gäbe Israel, SEIN Bundesvolk nicht, hätte Gott das Prinzip „Patriarchalische Mehrehe“ missbilligt. Auch Samuel, der zu den bedeutendsten Persönlichkeiten des Alten Testaments gehört, war Kind einer Mehrehe. 

„Tertullian hebt hervor, dass die Katholiken das Gesetz der Monogamie nicht auf alle Christen ausdehnten, … dass man Bigamie in den Ämtern duldete, obwohl ... dies nach der Ordination an den Tag gekommen war… Hippolyt berichtet ausdrücklich, zu seiner Zeit, also wohl mit seiner Billigung seien Bischöfe, Priester und Diakonen, auch wenn sie mehre Male (polygam) geheiratet hätten, in ihre betreffenden Ämter eingesetzt worden.“ Langen “Die römische Kirche” 1881, im Internet vollständig abrufbar 

Der katholische Lehrbeauftragte am Institut für Philosophie der Universität Augsburg Dr. Ludwig Neidhardt verweist auf 1. Kor 7: 29 „die Zeit ist knapp bemessen, künftig sollen diejenigen, die Frauen haben, so sein wie diejenigen, die keine haben“ der Ausdruck „Frauen haben“ (statt „eine Frau haben“) dürfte andeuten, dass damals Polygamie noch im Rahmen des Denkbaren lag.“ „Ehescheidung in der Schrift und in der katholischen Theologie “ 

Alles war damals, in den ersten drei Jahrhunderten, in Christenreihen anders. Beispielsweise erfolgte der Dienst an der Gemeinde grundsätzlich ehrenamtlich. "Noch im beginnenden „dritten Jahrhundert tadelte Bischof Hippolyt von Rom die schismatische Gemeinde der Theodotianer in Rom, die ihrem Bischof ein monatliches Gehalt zahlte. Das sei eine gräuliche Neuerung...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Obwohl die „Mormonen“- Gemeinden jeweils nicht selten mehrere hundert aktive Mitglieder umfassen, ist es dort, wie in der alten Kirche, ebenso, jedes Amt wird ehrenamtlich besetzt, immer mit dem Ziel, möglichst jedem Gemeindemitglied eine Aufgabe zuzuweisen. Je weiter wir jedoch ins Mittelalter blicken umso deutlicher ist der Trend dem entgegengesetzt, die Laien hatten nicht mehr mitzureden und Messen wurden an Altären „gelesen“ oder zelebriert, auch wenn niemand außer dem Priester und seinen Ministranten zugegen war. Aber Altäre in Gemeinderäumen gab es vor Konstantin nicht. 

„Er selbst hat … den Platz (seiner letzten Ruhestätte) ausersehen...Konstantin hatte vorgesehen, dass der Wert der Gebete, die hier zu Ehren der Apostel gesprochen würden, auch ihm zugutekommen. Deshalb ordnete er an, hier Kirche zu halten, und er stellte einen Altar mitten hinein..." ) Hermann Dörries „Das Selbstzeugnis Kaiser Konstantins"

„Bis ins 3. Jahrhundert gab es im Christentum keinen Altar.“ BertelsmannUniversal-Lexikon 

„Es geht um das Sitzen um den Tisch. Wobei wieder deutlich wird, dass es in einer christlichen Kirche eigentlich keinen Altar geben kann, sondern nur einen Abendmahlstisch.“ K-P. Hertzsch, Evangelisches „Theologisches Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977 

Buchstäblich alles wurde im Verlaufe der Zeit geändert, auch die Strukturen: „… Der Bischof leitet die Gemeinde. An seiner Seite hat er zwei Ratgeber.“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts..“ 

In der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage ist es so. Nur in ihren Reihen und in der originalen Kirche gab und gibt es – oft verspottet – zwei Priestertümer, dass Aaronische und das Melchizedekische, wie im Hebräerbrief 7: 11-17 beschrieben. In der Urkirche "bestimmte": „der Bischof den in der Gemeinde zum Presbyter, der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen...“ Jungklaus, „Full Text of „die Gemeinde Hippolyts...“ 

Wie in der „Mormonen“-kirche konnte damals jeder würdige Mann ab 12 bzw 13 Jahren das Priestertum empfangen. Erst die durch Konstantin erfolgte „Privilegierung der Kleriker führte... unmittelbar zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ Ebenda. 

Forschern der Kirchengeschichte des 4. Jahrhunderts ist bewusst, dass „Konstantin eine neue Idee von der Kirche hatte, die er verwirklichen wollte ... nach dem i h m vorschwebenden Bild formt er… sein Reich, seine Kirche…“ Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954 

Einmal eingegriffen, setzten sie sie die Eingriffe fort. Mit dem beginnenden 6. Jahrhundert kam liturgische Kleidung auf. „Vor dem Konzil zu Narbonne 589 trug kein christlicher Priester ein liturgisches Gewand.“ L. Hertling „Geschichte der katholischen Kirche vor 1740“ Kreuze in kirchlichen Räumen gab es erst im 5. Jahrhundert. „... im Jahr 431 (wurde) das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“ Der "Evangelische Kirchenbote..." u.a

Die Taufe kleiner Kinder wurde um 530 auf druckvolle Weisung Kaiser Justinians praktiziert. „Nach Tertullian „(vgl. de bapt.18) ist (die Taufe) bis dahin (um 200) keine Taufe von Säuglingen, sondern von reiferen Kindern oder Erwachsenen durch Untertauchung). In der Frühzeit wurden nur Erwachsene getauft“ Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ 

Am Schwerwiegendsten für die Balance der Theologie erwies sich die Verfluchung des sogenannten „Origenismus“ 543, durch Justinian 

Auch wenn es viele nicht zugeben wollen: Origenes wurde ungerechtfertigt exkommuniziert. Johann J. Ignaz von Döllinger betont: „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ „Hippolytus und Kallistus“ 1854 

„Eine ganze Generation von Theologen ist ... durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie“ 

Hertling SJ bekräftigt: „Origenes hatte niemals die Absicht, von der Lehre der Kirche abzuweichen!“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740“ 

Das zu konstatieren ist wichtig, denn die bedeutendsten Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage gleichen denen die Origenes lehrte. Darunter sind die vom vorirdischen Dasein aller Heutemenschen, oder die von der Möglichkeit der „Vergottung“ jedermanns, vorausgesetzt er hält die im Neuen Testament niedergeschriebenen Gebote Christi. Hier wie da wurde festgeschrieben, dass Gewalt und Christentum einander ausschließen, dass die 7-Tage-Schöpfung in 7 Weltperioden erfolgte. Die überlieferte und von Origenes verkündete und im „Mormonismus“ klar angesiedelte „Gnadenlehre ist synergistisch. Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“ Handwörterbuches für Theologie und Religionswissenschaft“, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, 4. Band Kop-O, Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 S. 1692 – 1702 

Mit eben dieser Rede wird, wie ich meine, die Forderung der Vernunft befriedigt. Joseph Smith präzisierte: "Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können. „Wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen.“ " Lehre und Bündnisse 58:27 Dennoch sind Stimmen selten, wie die Richard J. Mouws, des Präsidenten des einflussreichen neoevangelikalen Fuller Theological Seminary, Pasadena, Kalifornien. Er legte auf CNN Belief Blog seine Auffassungen über den Dialog zwischen Mormonen und Evangelikalen dar, in welchem er eine Schlüsselrolle spielt: „Seit nunmehr 12 Jahren findet ein Dialog zumeist hinter verschlossenen Türen zwischen etwa ein Dutzend Evangelikaler und einer gleichen Anzahl von Mormonen statt. Der Mormone Professor Robert Millet von der Brigham Young University, einer Universität der Mormonen, ist der wichtigste Vertreter der Mormonen in diesem Dialog.“ Mouw kommt zu dem Schluss: „Wir Evangelikale und unsere mormonischen Gesprächspartner stimmen in einigen wichtigen theologischen Fragen nicht überein. Aber wir haben auch erkannt, dass wir in einigen Dingen gar nicht so weit auseinanderliegen, wie wir dachten.“ Was aus Sicht Mows die Mormonen von Sekten unterscheidet, ist ihre Bereitschaft zum Dialog. Dass Mormonen an ihrer Brigham Young University Kurse über Weltreligionen anbieten sowie Dozenten beschäftigt, die Studienabschlüsse an renommierten Universitäten erlangten, ist für Mouw ein Indiz, dass Mormonen keine klassische Sekte sind wie etwa die Christliche Wissenschaft oder die Zeugen Jehova.“

Mormonismus wirft Licht auf die Bibel und deinen Lebensweg, denn er ermahnt und ehrt das Wort Christi: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es der mich liebt..." Johannes 14: 11 !" 



Freitag, 20. Oktober 2023

An einen Schreiber der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen e.V. (AG WELT e.V.)

 

Lieber Herr Martin Borst,

 

diesen Brief werde ich veröffentlichen. Ihre Attacken und Anklagen sind schwerwiegend, und manchmal durchaus nicht redlich.

Sie schreiben und fordern korrekt:

»Prüfet aber alles, und das Gute behaltet.« 1. Thessalonicher 5, 21

Erste Frage:

Haben Sie, sowie die anderen Verfasser von Schriften gegen die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage das Buch Mormon Seite für Seite geprüft? So wie ich es tat, 10 Mal.

Sie schreiben: Ihre Kirche sagt: Wir glauben an die Bibel, soweit sie richtig übersetzt ist….

Jegliche Kritik der Mormonenkirche an der Bibel ist absolut gegenstandslos. Für Ihre Kirche ist sie allerdings notwendig, um ihre Lehre zu rechtfertigen.

 

Zweite Frage: Womit belegen sie das?

Hat der Verfasser, Herr Martin Borst, jemals auch nur eine einzige Stelle gelesen die als Joseph-Smith-Übersetzung ausgewiesen wurde?

Hier nur zwei Beispiele dafür, dass Joseph Smiths Version die Bibel glaubhafter macht, aber sie keineswegs in Frage stellt:

A)    Im Hebräerbrief steht geschrieben:  „Er (Melchizedek) ist ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht und hat weder Anfang der Tage noch Ende des Lebens: er ist aber verglichen dem Sohn Gottes und bleibt Priester in Ewigkeit. 7.3 Lutherbibel 1912

Joseph Smith übersetzte“For this Melchizedek was ordained a priest after the order of the Son of God, which order was without father, without mother, without descent, having neither beginning of days, nor end of life. And all those who are ordained unto this priesthood are made like unto the Son of God, abiding a priest continually.”

Nicht Melchizedek als Person, sondern das nach ihm benannte Priestertum nach der Ordnung des Sohnes Gottes, hatte weder Vater noch Mutter. Dieses Priestertum hatte weder einen Beginn noch ein Ende... . Und alle, die zu diesem Priestertum ordiniert sind, werden dem Sohn Gottes gleich gemacht und bleiben beständig Priester.“

Selbst einem Unbelesenen fällt sofort auf, dass diese Interpretation des Joseph Smith die erwähnten Verse verständlicher macht.

B)    Ein weitaus bedeutenderes Beispiel bietet diese Auslegung eines markanten Bibelverses des 16. Matthäusevangeliums: „Du bist Petrus und auf diesen Felsen werde ich meine Kirche bauen.“   Es ist anmaßend, ein offensichtliches Wortspiel derart auszubeuten, das ausgerechnet der Stuhl zu Rom der heiligste und wichtigste war. Diese Argumentation kommt von Damasus, der um 366 allen Ernstes vertrat, Petrus sei der Felsen auf den der Herr sein Reich errichtet, obwohl zu Tage lag, dass Petrus (Kephas) zwar Felsen bedeutete, doch der Sinn liegt tiefer: Petrus erlangte seine „Felsenfestigkeit“, weil ihm von Gott offenbart wurde: Jesus ist der Gesalbte Gottes. Jesus ist der Felsen.

Dritte Frage: Was berechtigt den Verfasser der „Anti-Mormonen“schrift:

Ein Wort an Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ 

auf Joseph Smith und seine Nachfolger den folgenden Vers anzuwenden:

»Sehet euch vor, vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.«.

Sie schreiben: Die Bibel sagt hier und auch an anderen Stellen, dass wir uns auf gar keinen Fall auf Menschen verlassen dürfen. Das ist absolut korrekt.  Denn die Behauptungen des Menschen Martin Borst halten einer Überprüfung nicht stand, wie etwa diese niedergeschriebene:

DIe Zeugen (für das Buch Mormon) sind unglaubwürdig. Bei den angeblichen Zeugen liegt vieles im Dunkeln. Forscht man nach, stößt man auf Lügen, Betrug, Diebstahl, zweifelhafte Machenschaften. Martin Harris, Oliver Cowdery und David Whitmer gaben später zu, dass sie die Platten nie gesehen hätten.

 

Wo, Herr Borst steht das geschrieben?

Sie sagen, „David Whitmer trat, nachdem er wegen Betruges und Diebstahls angeklagt worden war, aus der Mormonenkirche aus“. Das ist nur die halbe Wahrheit, denn sie verschweigen, dass die Vokabeln „Betrug und Diebstahl“ seitens Withmers niemals auf das Buch Mormon bezogen!

Das nennt man Irrführung der Öffentlichkeit.

Im deutschen Recht führt der Tatbestand der Täuschung zu Rechtsfolgen für den Täuschenden.

Dieses Dokument, 50 Jahre nach dem Kirchenaustritt Withmers veröffentlicht, (auch im Internet abrufbar) überführt Sie.


AN ADDRESS TO ALL BELIEVERS IN CHRIST

By A Witness to the Divine Authenticity of the Book of Mormon

David Whitmer
Richmond, Missouri
1887

 

PART FIRST

CHAPTER I

Dear Reader:

Part first of this pamphlet is a brief address to those who have not read the Book of Mormon, and who are not conversant with the denominations that believe in that book.

Part second is an address to all believers in the Book of Mormon. There are three distinct denominations that believe the Book of Mormon to be the Word of God:

First: The Church of Christ.

Second: The Reorganized Church of Jesus Christ of Latter Day Saints.

Third: The Church of Jesus Christ of Latter Day Saints.

The last named is the church in Salt Lake City; they believe in the doctrine of polygamy, while the two first named churches do not believe in that doctrine. I am an elder in "the Church of Christ." We believe in the doctrine of Christ as it is taught in the New Testament and the Book of Mormon, the same gospel being taught in both these books. The Bible being the sacred record of the Jews who inhabited the eastern continent; the Book of Mormon being the sacred record of the Nephites (descendants of Joseph, the son of Jacob), who inhabited the western continent, or this land of America….

Übersetzt:

Eine Ansprache an alle Christgläubigen

Von einem Zeugen der göttlichen Authentizität des Buches Mormon

KAPITEL I

Lieber Leser: „Der erste Teil dieser Broschüre ist eine kurze Ansprache an diejenigen, die das Buch Mormon nicht gelesen haben und mit den Konfessionen, die an dieses Buch glauben, nicht vertraut sind.

Der zweite Teil ist eine Ansprache an alle, die an das Buch Mormon glauben. Es gibt drei verschiedene Konfessionen, die glauben, dass das Buch Mormon das Wort Gottes ist:

Erstens: Die Kirche Christi.

Zweitens: Die neu organisierte Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Drittens: Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Letztgenannte ist die Kirche in Salt Lake City; Sie glauben an die Lehre von der Polygamie, während die beiden erstgenannten Kirchen nicht an diese Lehre glauben. Ich bin Ältester in der „Kirche Christi“. Wir glauben an die Lehre Christi, wie sie im Neuen Testament und im Buch Mormon gelehrt wird, wobei in beiden Büchern dasselbe Evangelium gelehrt wird. Die Bibel ist die heilige Aufzeichnung der Juden, die den östlichen Kontinent bewohnten; Das Buch Mormon ist die heilige Aufzeichnung der Nephiten (Nachkommen von Joseph, dem Sohn Jakobs), die den westlichen Kontinent oder dieses Land Amerika bewohnten…“

 

Betrachten wir nun Ihren Hinweis auf Oliver Cowdery: Sie, Herr Martin Borst unterbreiten der Öffentlichkeit ihre Behauptung: „Martin Harris, Oliver Cowdery und David Whitmer gaben später zu, dass sie die Platten nie gesehen hätten.“

 

Um es kurz zu machen: Niemand muss diesem Statement wie es Wikipedia hier wiedergibt Glauben schenken, aber die Dokumente belegen es: „Es wurde auch behauptet, Cowdery habe sein Zeugnis von der Göttlichkeit des Buches Mormon und der Echtheit des Priestertums, das er durch die Hand von Auferstandenen erhalten hat, widerrufen. Zeugnisse von Familienmitgliedern, die an seinem Totenbett waren, sagen jedenfalls das Gegenteil davon aus.

Gerüchte, Cowdery habe nach einer neuerlichen Taufe die Kirche reformieren und die Polygamie abschaffen wollen, werden nach Ansicht von Mormonen durch die Dokumentenlage nicht gestützt. Cowdery hat in mehreren Briefen betont, er wolle nur ein einfaches Mitglied sein.“


 

Gott Sie!

Gerd Skibbe

 

Melbourne 20 Okt. 2023