Samstag, 29. August 2015

Dogmen und Dogmatiker


Unter Dogmen versteht man im Laufe der Kirchengeschichte durch die lehramtliche Autorität formulierte Sätze“ Wikipedia

Gesagt werden muss, dass selbst hochrangige Akademiker selten hinreichend Stellung zu modernen Forschungsergebnissen des Gebietes Alte Kirchengeschichte beziehen. Dies gilt insbesondere für die protestantischen Hochschullehrer der Theologie in den USA.
Es ist die Art und der Inhalt ihrer Mormonismuskritik die stutzig macht. Häufig wird zu viel Gewicht auf gewisse Lippenbekenntnisse und Lehrmeinungen gelegt wird, die nicht nur längst auf wackligen Füßen stehen, sondern die angesichts der weltweiten Herausforderungen vor denen wir allesamt stehen, banal und bestenfalls zweitrangig sind.
Etwa wenn es gebetsmühlenartig in den Vorlesungen und Veröffentlichungen aller Kategorien wiederkehrt:
„Wer nicht nicänisch glaubt ist kein Christ Dr. Mohler, im Juni 2007, in Blogalogue – Debates about Faith „Mormonism Is Not Christianity“: „The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity” u.a.
Es hat ein Paradigmenwechsel stattgefunden. Um diese Feststellung kommt niemand herum. Sämtliche Dogmen des Christentums  sind neu zu hinterfragen, denn es kann um nichts anderes gehen als um die Wahrheit, von der zu viele kluge Leute sagen, es gibt sie nicht.
Entschieden mehr Anstrengungen müssen geleistet werden um eine vom Geist der Toleranz und des Humanismus getragene Einheitsabwehr gegen den aggressiv-militanten Islam  zu stellen, ganz im Sinne Christi der seinen Nachfolgern den Auftrag ins Herz senkte: Ihr seid das Salz der Erde!
Schon die komplette Parabel warnt, wenn das Salz  (von dem Jesus spricht) seine Würzkraft verlieren sollte, dann tauge es zu nichts mehr, als „weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.“
Vom Standpunkt dessen, der die spezifischen Resultate der vergleichenden Religionswissenschaft kennt, ist es angesagt, deutlicher zu machen, dass die ersten 5 Konzilien weitaus mehr Unheil angerichtet haben als allgemein bekannt ist.  Zu gerne wird übersehen, dass sie unter enorm inakzeptablen Umständen zu Stande kamen und dass sie deshalb erneut kritisch betrachtet werden müssen.
Gewisse Passagen ihrer Texte – nicht die Gesamttexte - stehen auf der Kippe. Sie werden fallen.
Ihr diktatorischer Charakter hat die antike Welt in namenloses Elend gestürzt und nutzte den Gesellschaften von damals und  heute gar nichts.
Jedes Ergebnis der Geschichtsforschung zeigt, dass das 1. ökumenische Konzil zu Nicäa 325, die Voraussetzungen für die weltweite Unterdrückung von Meinungs- und Entscheidungsfreiheit schuf. In Nicäa wurde das erste Glied jener Kette geschmiedet, die den freien Geist in den engen grauenhaften Grenzen halten wollte, die von Kirchenpolitikern vom Typ und Rang des heidnischen Kaisers Konstantin, wie später die des Ambrosius von Mailand, des Cäsaropapisten Justinian I. und Innozenz III. gesetzt worden waren.
So schrecklich das ist, so wahr ist es leider. Noch erschreckender ist die Erkenntnis, dass fast alle um diese Führungsgestalten herum wirkenden Beteiligten wussten, dass das Jesusevangelium auf dem Boden von Gewalt verkümmern muss. Christentum und Gewalt schließen einander aus wie Feuer und Wasser. Dies ist schließlich die Botschaft Christi. Wo Gewalt herrscht ersetzt Heuchelei die Liebe doch ohne Liebe ist der Mensch ein Nichts. Moroni
Glücklicherweise kann der von Gott für ein Freisein geschaffene Mensch seine Kraft einsetzen Ketten zu sprengen, auch wenn die Aussicht auf Erfolg nur gering ist. Das darf und soll er tun, es sei denn, er hat sich aus Einsicht und Liebe zuvor freiwillig an Menschen und Prinzipien gebunden und hat keinen echten Grund diese Bindung zu lösen.
Was wir hinter uns sehen ist nicht die Geschichte des Christentums, sondern des zwingenden Konstantinismus. Er kam als gnadenlosen Muss. Neue Begriffe wurden gewaltsam mit und nach 325 ins originale Feingefüge christlicher Theologie getrieben. Jahrzehnt um Jahrzehnt verschärften kirchliche Machtidioten ihre Maßnahmen, um eine Symbiose von Staat und Kirche zu Lasten des Originals zuwege zu bringen und das Unding am Leben zu halten. Das System „Alte Kirche“ brach noch im 4. Jahrhundert zusammen, nachdem 380 das Gesetz zum Glaubenszwang Cunctos populos jeder anderen als der katholischen Religion das Existenzrecht raubte. Aus deren Trümmern allerdings bauten Generationen nicht unbegabter und oft auch gutwilliger Theologen ein neues, ganz anderes Haus und Lehrgebäude.
Berufungen auf Konzilien verlieren nun, da diese traurige Tatsache feststeht, ihre ursprüngliche Bedeutung. Wagen wir einen Blick auf die vorliegenden Forschungsarbeiten in Bezug auf
die ersten 5 Konzilien und ihre wichtigsten Dogmen
·         325 (Ökumenisches Konzil von Nicäa): Dreieinigkeit, am Anfang des Arianischen Streites
·         381 (Ökumenisches Konzil von Konstantinopel): Nicäno-Konstantinopolitanum, beendete den Arianischen Streit
·         431 (Ökumenisches Konzil von Ephesus): Maria ist Gottesgebärerin (theotokos).
·         451 (Ökumenisches Konzil von Chalcedon): Christologie, Christus ist wahrer Gott und wahrer Mensch, unvermischt und ungeschieden.
·         553 (Ökumenisches Konzil von Konstantinopel II): Christologie, beendete den Dreikapitelstreit.
Sie und zwei weitere sind weitgehend Glaubensbasis aller weltweit wirkenden Großkirchen. Sie genießen dort ihre fragwürdige Anerkennung. Die meisten Texte stehen natürlich nicht in der Kritik, doch betrachten wir zunächst
das strittige Element des 1. Konzils
 „wie uns die christliche Wahrheit zwingt, jede Person einzeln für sich als Gott und als Herrn zu bekennen, so verbietet uns der katholische Glaube, von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“ Authentisch: Athanasianisches Bekenntnis
Wenn mich die christliche Wahrheit zwingt irgendetwas zu bekennen, mit welchem Recht will mir dann ein Irgendwie-Glaube dies verbieten?
Das strittige Element des 2. Konzils
ist die Fortschreibung und Bekräftigung des Antiarianismus.
Zur Systematik:
Exponenten des 1. Konzils waren neben Kaiser Konstantin, der Presbyter Arius und Diakon Athanasius
Konstantin (285-337) wollte  das Christentum zur Basisreligion des Imperiums zu machen, allerdings unter der Voraussetzung, dass sein eigenes Gottesbild das Vorbild für den Glauben aller Christen wird.
Zwei gegensätzliche Betrachtungsweisen standen zur Diskussion. Die jeweiligen Hauptsprecher kirchlicherseits waren der Älteste Arius (260-337) und Athanasius (296-373), ein Diakon einer der Gemeinden Alexandrias, Ägypten. Er bestritt strikt, dass Jesus dem Vater untergeordnet ist und dass er als Auferstandener, wie sein Vater, menschliche Gestalt und ein Angesicht hat.
Damit entsprach er im Wesentlichen Konstantins Vorstellungen.
Arius (260-337) widersprach dem zwar nicht heftig, aber entschieden, und es darf angenommen werden, dass die Mehrheit der Bischöfe (Gemeindevorsteher) innerhalb des römischen Reiches, hinter ihm standen. (89 Prozent waren aus sehr wahrscheinlich guten Gründen nicht angereist)
Athanasius konterte u.a. mit den Worten
„Leute die (wie Arius)  glauben sind keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde, da sie sich, um den Sohn nicht als Bild des Vaters anerkennen zu müssen, vom Vater selbst leibliche und irdische Vorstellungen machen...“  Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" Aus der 1. Rede
Vernehmlich in Kaiser Gegenwart zu sagen Arianer seien Gottesfeinde, musste die Gefühle der meisten Christen verletzen, musste aufschrecken. Dieser Begriff rief Hass herauf, wurde zur Parole. Alexander, der Bischof des Athanasius goss Öl ins Feuer: „Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut“ E.F. Klein „Zeitbilder der Kirchengeschichte“
Hasspredigten vom Lesepult aus führten sehr bald zu Gewaltanwendung.
Der bekannte Theologe Schleiermacher kann jedenfalls nicht umhin festzustellen, dass „Athanasius... das Signal zu den Verfolgungen gegeben hat. Schon auf dem Nicänischen Konzil mag er die Hauptursache des strengen konstantinischen Dekrets gewesen sein... Er fängt überall mit Schimpfen und Heftigkeit an und ist unfähig und unbeholfen im Disputieren.“ Joachim Boekels, Dissertation: Schleiermacher als Kirchengeschichtler
Athanasius Anklagen verstummten nie wieder:
„Unter Rückgrif auf typische Formen der Polemik greift Athansius seine Gegner an und diskriminiert ihre Handlungsweise grundsätzlich ... dass  die Arianer sich wie dauernd umherschwirrende Stechmücken verhalten, ist eine Metapher. Die Athanasius immer wieder verwendet.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad afros.“
Adolf von Harnack stellt fest, dass seit Athanasius Wirken „die Sprache das Hasses die Kirchen“ erfüllte „Lehrbuch der Dogmengeschichte“
Schon die Art, wie Athanasius nach dem Tode seines Bischofs Alexander 327 sich „in einer Art Husarenritt von einer Minderheit zu seinem Nachfolger“ wählen ließ, hätte auch seine Sympathisanten stutzig machen müssen. Jetzt will er Metropolit und mehr werden! Bösartig provoziere er den Widerstand seiner Gegenspieler um sich selbst wichtiger zu machen.
Seine Reden wurden immer schärfer. Im scharfen Ton eines
kommunistischen Kommissars der 20er Jahre gegen Kulaken und angebliche Konterrevolutionäre hetzte der Häretiker: „Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich auf das, was ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe, zufrieden geben und nunmehr sich ruhig verhalten und bereuen, was sie vom Heiland übel gedacht und geredet haben. (Er sei dem Vater nachgeordnet) Sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie Schweine und Hunde in ihrem eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege.“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der
Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus der 1. Rede
Man spürt, wes Geistes dieser Mann ist. Wer nicht glaubt wie er, der ist gottlos, die „…Arianer (sind) keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen…“  ebenda
Athanasius, der geborene Politiker sucht Verbündete, auch unter den Paganen, er bedarf der Unterstützung aller Kreise die ihm irgendwann nützlich sein könnten. Darin ist er nicht erfolglos. Man spürt jedoch, wer er ist. Kaiser Konstantin ist indessen verärgert, als er vernimmt, was sein Chefideologe da im fernen Alexandria treibt. Konstantin mag zu den rücksichtslosesten Machtmenschen aller Zeiten gezählt werden, doch an Frieden und Stabilität in seinem Reich lag ihm, aus wiederum egoistischen Gründen, viel. Kaiser einer Horde Barbaren zu sein, wäre wenig schmeichelhaft für ihn gewesen.
Beschwerden über Athanasius, als Kirchenfürst und heimliches Haupt Alexandrias, waren bald bei Hofe eingegangen. Deshalb ordnet der Imperator bereits 328 Ruhe an, und was den Intimfeind des Athanasius angeht „dass Arius wieder in die Kirchengemeinschaft Alexandrias aufgenommen wird, ... „doch Athanasius weigerte sich aus Gründen der Rechtgläubigkeit...“
Nach Manfred Jacobs erhebt sich hier jedoch die wichtige Frage „ob es Athanasius wirklich entscheidend um die Rechtgläubigkeit gegangen sei, sondern darum, seine Stellung als Metropolit Alexandria zu festigen und auszubauen...“ „Die Reichskirche und ihre Dogmen...“
Als Arius um 330 ankündigte, er werde nun doch einer anderen Kirche angehören als Athanasius, und als Konstantin vernimmt,
dass dieser kleine junge Mann ihm trotzt erregt sich der Kaiser. Noch richtet sich sein Zorn nicht gegen Athanasius. In seiner Wut, da er einsehen muss, dass das Konzil zu Nicäa letztlich nur den Hader vergrößert hat, während er Athanasius theologisch nicht widersprechen darf, wenn er sich selber nicht unglaubwürdig machen will, „befiehlt Konstantin nun die Bücher des Arius zu verbrennen und seine Anhänger fortan „Porphyrianer“ zu nennen. Das heißt, sie den schlimmsten Christusfeinden gleich zu setzen... Die Besitzer arianischer Bücher sollen sogar mit dem Tode bestraft werden.“ Das berichtet Sokrates
Scholasticus. Rudolf Lorenz, „Das vierte Jahrhundert“

So „verfolgte (Konstantin) die Arianer, - und die Orthodoxen haben das gebilligt.“ A. von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“
Dann kippt die Grundhaltung Konstantins. Er der viele Probleme zu lösen hat, befiehlt definitiv Ruhe an.
Aber Athanasius ist taub, er geht stur voran. Er rechtfertigt sich vor dem Kaiser mit Beteuerungen, der Kaiser und er seien die Opfer arianischer Verleumdungen. Die Forschung weiß es besser und es ist anzunehmen auch Konstantin: „Die These von der Opferrolle des Athanasius kann... aufgrund der 1913 u 1914 von H. J. Bell aufgefundenen Papyri bezweifelt werden, in denen die beiden melitianischen Kleriker Callistus und Pagenus über die Brutalität berichten, mit der Athanasius die Melitianer verfolgt habe.“ Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel“

Unter diesen Vorzeichen beginnt die Synode zu Tyrus 335.
Christoph Markschies sagt: „Wir kennen ein (für Athanasius) wenig schmeichelhaftes Stimmungsbild der Situation in Alexandria aus der Feder eines Melitianers aus dem Jahr 335: ein Bischof dieser Gemeinschaft aus Leontopolis, der in die Hafenstadt gekommen war, wurde von betrunkenen Soldaten überfallen und sein Begleiter inhaftiert. Es gab Tote. Nach Karl Holl handelte es sich um ‚Maßnahmen’, die Athanasius ergriff, um das Treffen einer melitianischen (arianischen G.Sk.) Synode in seiner Heimatstadt zu verhindern.“  Christoph Markschies, „ Alta Trinita Beata: Gesammelte Studien zur
altkirchlichen Trinitätstheologie“
„Fünf melitianische Bischöfe beschuldigten Athanasius in Tyrus 335, dass er sie habe prügeln lassen.“Rudolf Leeb, „Konstantin und Christus“
Konstantin konnte es nicht mehr ertragen. Was bildete sich der ‚schwarze Zwerg’, ein. Er verbannte ihn nach Trier, stellte ihn unter Aufsicht seines ältesten Sohnes Konstantin des Jüngeren.
„Das Ergebnis der Synode von Tyrus brachte... den endgültigen Bruch zwischen Athanasius und Konstantin.“ Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel (381)“ Unter „Androhung der Verbannung war Athanasius zum Erscheinen aufgefordert worden. Dabei hatte er zu seiner Unterstützung 48 ägyptische Bischöfe mit nach Tyrus genommen, die nicht eingeladen waren“ Rudolf Lorenz „Die Kirche in ihrer Geschichte – Das vierte Jahrhundert“
es half ihm alles nichts. Er war zu weit gegangen. Einfluss auf diesen Gang der Ereignisse wird auch Konstantins Halbschwester Konstantia genommen haben. Bereits zum Zeitpunkt des 1. ökumenischen Konzils 325, erkannte Konstantin, dass er an ihr einiges gut zu machen habe. Er hatte seinen Eid gebrochen den er ihr geleistet, indem er ihren Ehemann Mitkaiser Licinius ermorden ließ, nachdem er ihn entmachtete. 312 waren sie Waffenbrüder gegen Maxentius gewesen, 313 hatten sie gemeinsam das Toleranzreskript von Mailand unterschrieben, aber dann kam es zu den abzusehenden Spannungen weil Konstantin sich außerstande sah zu teilen. Die Universalmonarchie oder nichts! Diese Idee muss ständig durch das Hirn des Machtgenies gezuckt sein…

Soweit römische Militär- und Staatsmacht reichte herrschte Angst unter den Arianern, bis  Konstantins Gesinnungswandel eintrat. Dieser allerdings sollte weder Arius selbst noch seinen Anhängern Frieden bescheren, denn am Tag vor seiner vollen Rehabilitation verstarb Arius unter sehr verdächtigen Umständen. Falls die Schilderung der Umstände durch Sokrates Scholastikus (Kirchengeschichte 1, 38) zutreffend ist, deuten die Symptome eher auf eine Verabreichung von weißem Arsen hin, als auf einen Zufall.
Alexander von Konstantinopel (250-337), Metropolit, ein fanatischer Unterstützer des Athanasius sah zutiefst erschüttert, dass der Kaiser – möglicherweise rechnete er sich Vorteile aus – die volle Versöhnung des Arius mit der Kirche wünschte. Das musste weitreichende Folgen für die katholische Sache haben.  Dringender als je zuvor, erheben sich einige Fragen. Darunter die ob es wahr ist, dass dieser fromme Herr in seiner Basilika zu Konstantinopel laut gebetet hatte:

"dass entweder er oder Arius aus der Welt 
entfernt würden"

Ist es völlig abwegig zu denken, dass einer der Hasser des Arius Mitglied des willfährigen Klüngels des Metropoliten Alexander, diese an Gott gerichtete Bitte als Auftrag zum Mord verstand? 

Wann und warum verlieh die römisch-kath. Kirche Alexander von Konstantinopel den Ehrentitel eines Heiligen?
Athanasianer wurden nun weiterhin Orthodoxe und Katholiken genannt. Die Arianer aller Richtungen galten allerdings nicht mehr überall im Reich als Ketzer und Reichsfeinde. Vor allem im Osten um Antiochia waren sie stark.
Konstantins Söhne bekannten sich unterschiedlich.

Constantius II. (317-361)  war entschiedener Arianer


Sein Bruder Constans (320-350) stand auf der Gegenseite. Er hatte klugerweise, für 343, „ein gemeinsames Schlichtungskonzil nach Serdica an der Grenze der beiden Reichsteile einberufen und sein Bruder (Constantius) ging darauf ein. Die Bischöfe des Westens bestanden auf einer Teilnahme des verbannten Athanasius.
Daraufhin verweigerten die Orientalen ihre Mitwirkung. Beide Gruppen exkommunizierten sich gegenseitig. Bei der nächstfolgende Schlacht um den Stuhl von Konstantinopel soll es 3510 Tote gegeben haben...“
Constantius war zu Kompromissen bereit „... nach dem Sturz des
(katholischen) Constans durch Magnentius 350 suchte Athanasius bei dem Usurpator Unterstützung gegen Constantius. Diese hochverräterischen Beziehungen kamen ans Licht, und der Kaiser ließ Athanasius durch 2 Synodalbeschlüsse 353 und 355 in Mailand zum 3. Mal absetzen.“ A. Demand „Geschichte der Spätantike“

Doch Athanasius fiel immer wieder auf die Beine. Die gesamtpolitischen
Umstände waren ihm günstig. Sein Hauptanliegen, seine persönliche
Gottesvorstellung durchzusetzen, sollte schließlich mit Hilfe rücksichtsloser, vorrangig politisch orientierter Christen gelingen. Dass dabei die von Goten gestiftete deutsche, arianische Kirche vernichtet wurde ist ein anderes Blatt im Geschichtsbuch.
Kaum im Bewusstsein der Anhänger sowohl der katholischen wie der protestantischen Richtungen ist die geradezu unerträgliche Fortsetzung und Wiederholung der beiden inkorrekten Behauptungen bis in die Gegenwart:
-     Arius leugnete die Gottheit Christi
-     „Die arianische Häresie erschütterte die Welt“ (Hertling)
Dem Ersten steht das Glaubenskenntnis des Arius gegenüber, dem zweiten die damalige Inkraftsetzung des Gesetzes zum Glaubenszwang „Cunctos populos“, vom 27. Februar 380, unmittelbar vor Beginn des  Nicäno-Konstantinopolitanums.
Der berühmte Arianer Wulfila der im 4. Jahrhundert wirkte, bekräftigte, was er von Arius gelernt hatte:

 „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster... (M Pl. Suppl. I. 707) ... er glaubt an Gott den Vater und an seinen  eingeborenen Sohn, unseren Herrn und Gott, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Auth. Bekenntnis des Gotenbischofs Wulfila
Diese Definition der arianischen Christen spricht für sich und vehement gegen deren angebliche Leugnung der Gottheit Christi. Wer jedoch ernsthaft bedenkt, dass der Hauptanspruch der Katholiken seit Nicäa, 325, lautete: Gott hat kein Angesicht, sollte sich erinnern, wie viele Menschen wegen ihres Widerstandes gegen solche Behauptung ihre Freiheit und ihr Leben verloren. Sicher ist nur, dass es millionenfach geschah. Michael Servet der Schweizer Arzt unter der Diktatur des Reformators und Trinitariers Calvin, wurde noch 1553 wegen seines Bekenntnisses, Gott habe ein menschliches Angesicht verbrannt.
Was aber nun? Papst Benedikt XVI. wagte in seiner 1. Enzyklika   am 23. Januar 2006, was bislang als Verbrechen gegenüber dem Nicänum, galt, indem er erklärte: Gott hat ein menschliches Angesicht!
Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, ... wo ein „kosmischer Ausflug“ im inneren des Paradieses zum innersten Licht der Liebe führe, „die Sonne und Sterne zugleich bewege“. – Das tiefste Innere dieses unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinensondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei „etwas vollkommen Neues“. Das menschliche Antlitz Jesu Christi, das Dante im Inneren des innersten Geheimnisses Gottes erkenne, sei „noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und LiebeGott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“
Während seiner Begegnung mit den Priestern der Diözese Rom am 22. Februar 2007, also ein Jahr später, erhärtet Benedikt: 

 „Gott ist nicht bloß ein ferner Schatten, eine »erste Ursache«, sondern er hat ein Antlitz: Es ist das Angesicht der Barmherzigkeit, das Angesicht der Vergebung und der Liebe, das Angesicht der Begegnung mit uns. Diese beiden Themen durchdringen sich also gegenseitig und müssen immer zusammengehen.“
Nicht also die angeblich arianische Häresie, sondern der Geist Konstantins, der Geist der Diktatur, den die Kirche von ihm übernahm, sollte die Welt tatsächlich erschüttern. Das wird deutlich wenn wir den Blick auf die Zeit zwischen dem ersten und dem zweiten ökumenischen Konzil lenken. Im Zentrum der historischen Ereignisse steht Bischof Ambrosius von Mailand.
Er legte nach. Er wird die Basis des athanasianischen Bekenntnisses mit kaum überbietbarer Brutalität  entschieden verstärken.
Niemand will ihm die Ehre rauben in guter Absicht gehandelt zu haben. Ambrosius (339-397) war ein kluger, prinzipienfester Mann.
Aus Sicht des Mailänder Kaiserhauses, der flüchtigen, hilfesuchenden Ostgoten, aller Arianer, aller Hellenen, Manichäaer, Mandäer, der Isisgläubigen, der Buddhisten, kurz gesagt aus der Perspektive sämtlicher Nichtkatholiken,  war er jedoch ein Monster.


Fortsetzung folgt

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