2. 
Präexistenz
Urkirche – die Kirche vor Nicäa 
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„Gott … ist keinem von uns fern. Denn in ihm
  leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern
  gesagt haben: Wir sind von seiner Art. Da wir also von Gottes Art sind, dürfen wir nicht meinen, das
  Göttliche sei wie ein …Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung. (10) „Die
  wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” (11) Origenes von
  Alexandria (185-254) einer der anerkannten Theologen der Urkirche betonte
  wiederholt, dass Menschen Doppelwesen sind. Er sprach vom äußeren und im
  Gegensatz dazu vom inneren Menschen, dem Menschen des Fleisches und dem der
  aus Geist besteht. In unserem Vorherdasein hatten wir ein Leben in jenen
  Bereichen, in die wir nach dem irdischen Tod wieder zurückkehren werden.“
  (12)  
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Kirche Jesu Christi der Heiligen der
  Letzten Tage 
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“Nun
  hatte der Herr mir, Abraham, die Intelligenzen gezeigt, die geformt wurden, ehe die
  Welt war; und unter allen diesen waren viele von den Edlen und Großen“ (13)  
Anhänger von Theologien die von
  den Basislehren der Urkirche abwichen befinden sich permanent in Erklärungsnöten.
   
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Katholische Kirche 
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Der Kreatianismus – von der Kirche
  gelehrt -  besagt, dass die Seele des Menschen nicht
  vor der Entstehung des Körpers existiert, sondern zum Zeitpunkt der Zeugung
  von Gott erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird.(14)
  Kaiser Justinian (483-568) zwang der Kirche
  seine persönlichen, politisch motivierten Ansichten auf. (15) Nur 165 „heilige
  Väter“ von weitaus mehr als 3000 Bischöfen anerkannten die Verfluchung der
  durch Origenes formulierten Texte. Andere unterschrieben später, wahrsch.
  gezwungen. 
„Wenn einer sagt
  oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern
  sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im
  Banne....“ (16)
   
Papst
  Vigilius (500-555) wurde 546 von Gardesoldaten des Diktators Justian ergriffen und
  nach Konstantinopel verschleppt.  Nach jahrelanger Nötigung
   unterzeichnete er 553 die Beschlüsse auch
  der Ostsynode von 543. Sie erhielt so ökumenische Gültigkeit bis zur Gegenwart.
  Einige Theologen rechtfertigen dies, behaupten Justinian hätte sich so gegen
  die Lehre der Reinkarnation gewandt. 
Doch gemäß evangel. Untersuchungen trifft
  das nicht zu: „Origenes Lehre besagt,
  dass alle Lebensumstände in die wir hineingeboren werden, die Auswirkungen
  unseres Verhaltens vor diesem irdischen Lebens sind... damit fällt
  automatisch jede Seelenwanderungslehre.“ (17) (18)  
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Ökumenische Kirchengemein-schaft 
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Der Hauptstrom protest. Denominationen lehnt die Lehre von der
  Präexistenz ab. Es gibt aber teilweise Zugeständnisse. Positive Deutungen des
  „Syrischen Perlenliedes“ sind im Gespräch.(19) (20)  
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Judaismus 
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“Der jüdische Historiker Flavius Josephus
  beschrieb den Glauben der Essener (neben Pharisäern und Sadduzäern 3. jüdische
  Gruppe). Sie lehrten: dass die Seelen unsterblich sind, sie wohnten in ihren
  Körpern eingesperrt wie in Gefängnissen.  Durch den Tod befreit gingen sie mit großer
  Freude himmelwärts.(21) (22) (23) (24) 
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Quellen:
1.) Apg. 17: 27-29  
2.) K.
Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler & Amelang, Leipzig, 1977, S. 111
3.) Handwörterbuch
für Theologie und Religionswissenschaft vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul
Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-2000
4.) Köstliche Perle 3: 22
5.)       Katechismus der Katholischen Kirche, 366.
6.) F.
Diekamp: "Die origenistischen Streitigkeiten im sechsten Jahrhundert"
7.)       Horst Robert Balz, Gerhard Krause,
Gerhard Müller - Theologische Realenzyklopädie - 2000 - Religion – S. 3
8.) Ebenda
9.) Prof.
Dr. Werner Schiebeler „Der Kirchenvater Origenes, das Konzil von Konstantinopel
und die Frage der irdischen Wiedergeburt“, 1996: „Es fällt auf, dass in der Übersetzung und Bearbeitung des Rufinus und
in den Verfluchungen von 543 und 553 der Begriff der mehrfachen irdischen
menschlichen Wiedergeburt nicht auftritt.“
10.)            
Walter
Rebell, „Neustestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992 zitiert K.
Beyer, einen großkirchlichen Exegeten des 20. Jahrhunderts: „Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher
Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem
unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer
bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen
fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe
Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt
hat. Das ist eine synkretistische
Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen
Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den
anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie
von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische
Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen
wird. Denn, dass der Mensch die
Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”
Walter
Rebell: „…Das ist eine
synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der
christlichen Ethik verbinden lässt…“
11.)  Pfarrer Felix
Gietenbruch „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal 2008: „Nach
der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses
gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen
schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns
alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr
und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken
muss.“
12.)  Josephus (c. 75). “The Wars of the Jews”
13.)            
Robert Mock M.D. “The Essenes, the
Hasidim and the Righteous Gentile of the Nations” 2006
14.)  Volker Doormann,
‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“: „Das Passah ist das Aramäische pacach
(paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das
'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem
Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele.
Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug
der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in
die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema
kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ...
Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen
Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik
wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss
des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der
Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das
Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im
Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'…“  
15.)                      
Oberrabbiner Dr. phil
Kurt Wilhelm,  „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94 
„Alle Seelen die je und je in einen
jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in
einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind  dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet "aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thorarolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er "Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt
hat" , in jedem von uns als Israel: "Wir leben ewig", mit diesem
Gesang gingen Juden in die Gaskammern."
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