Dienstag, 8. Dezember 2015

(2) Glaubensunterschiede innerhalb des Christentums, verglichen mit judaistischen Stimmen


2.  Präexistenz





Urkirche – die Kirche vor Nicäa
„Gott … ist keinem von uns fern. Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir, wie auch einige von euren Dichtern gesagt haben: Wir sind von seiner Art. Da wir also von Gottes Art sind, dürfen wir nicht meinen, das Göttliche sei wie ein …Gebilde menschlicher Kunst und Erfindung. (10) Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...” (11) Origenes von Alexandria (185-254) einer der anerkannten Theologen der Urkirche betonte wiederholt, dass Menschen Doppelwesen sind. Er sprach vom äußeren und im Gegensatz dazu vom inneren Menschen, dem Menschen des Fleisches und dem der aus Geist besteht. In unserem Vorherdasein hatten wir ein Leben in jenen Bereichen, in die wir nach dem irdischen Tod wieder zurückkehren werden.“ (12)

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
“Nun hatte der Herr mir, Abraham, die Intelligenzen gezeigt, die geformt wurden, ehe die Welt war; und unter allen diesen waren viele von den Edlen und Großen“ (13)
Anhänger von Theologien die von den Basislehren der Urkirche abwichen befinden sich permanent in Erklärungsnöten.




Katholische Kirche

Der Kreatianismus – von der Kirche gelehrt -  besagt, dass die Seele des Menschen nicht vor der Entstehung des Körpers existiert, sondern zum Zeitpunkt der Zeugung von Gott erschaffen und in den sich bildenden Körper eingefügt wird.(14) Kaiser Justinian (483-568) zwang der Kirche seine persönlichen, politisch motivierten Ansichten auf. (15) Nur 165 „heilige Väter“ von weitaus mehr als 3000 Bischöfen anerkannten die Verfluchung der durch Origenes formulierten Texte. Andere unterschrieben später, wahrsch. gezwungen.
„Wenn einer sagt oder dafürhält, die Seelen der Menschen seien präexistent gewesen, insofern sie früher Intelligenzen und heilige Mächte gewesen seien; ... so sei er im Banne....“ (16)
Papst Vigilius (500-555) wurde 546 von Gardesoldaten des Diktators Justian ergriffen und nach Konstantinopel verschleppt.  Nach jahrelanger Nötigung  unterzeichnete er 553 die Beschlüsse auch der Ostsynode von 543. Sie erhielt so ökumenische Gültigkeit bis zur Gegenwart. Einige Theologen rechtfertigen dies, behaupten Justinian hätte sich so gegen die Lehre der Reinkarnation gewandt.
Doch gemäß evangel. Untersuchungen trifft das nicht zu: „Origenes Lehre besagt, dass alle Lebensumstände in die wir hineingeboren werden, die Auswirkungen unseres Verhaltens vor diesem irdischen Lebens sind... damit fällt automatisch jede Seelenwanderungslehre.“ (17) (18)
Ökumenische Kirchengemein-schaft
Der Hauptstrom protest. Denominationen lehnt die Lehre von der Präexistenz ab. Es gibt aber teilweise Zugeständnisse. Positive Deutungen des „Syrischen Perlenliedes“ sind im Gespräch.(19) (20)


Judaismus


“Der jüdische Historiker Flavius Josephus beschrieb den Glauben der Essener (neben Pharisäern und Sadduzäern 3. jüdische Gruppe). Sie lehrten: dass die Seelen unsterblich sind, sie wohnten in ihren Körpern eingesperrt wie in Gefängnissen.  Durch den Tod befreit gingen sie mit großer Freude himmelwärts.(21) (22) (23) (24)


Quellen:
1.) Apg. 17: 27-29 
2.) K. Rudolph, “Die Gnosis”, Koehler & Amelang, Leipzig, 1977, S. 111
3.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1695-2000
4.) Köstliche Perle 3: 22
5.)       Katechismus der Katholischen Kirche, 366.
6.) F. Diekamp: "Die origenistischen Streitigkeiten im sechsten Jahrhundert"
7.)       Horst Robert Balz, Gerhard Krause, Gerhard Müller - Theologische Realenzyklopädie - 2000 - Religion – S. 3
8.) Ebenda
9.) Prof. Dr. Werner Schiebeler „Der Kirchenvater Origenes, das Konzil von Konstantinopel und die Frage der irdischen Wiedergeburt“, 1996: „Es fällt auf, dass in der Übersetzung und Bearbeitung des Rufinus und in den Verfluchungen von 543 und 553 der Begriff der mehrfachen irdischen menschlichen Wiedergeburt nicht auftritt.
10.)             Walter Rebell, „Neustestamentliche Apokryphen und Apostolische Väter“, 1992 zitiert K. Beyer, einen großkirchlichen Exegeten des 20. Jahrhunderts: Die Botschaft des Liedes lautet: Die unsterbliche menschliche Seele göttlicher Herkunft darf sich erst dann endgültig vereinen mit ihrem unvergänglichen geistigen Leib der gleichfalls von Gott abstammt, aber immer bei ihm bleibt, wenn sie zuvor auf der Erde in einem vergänglichen fleischlichen Leib und in feindlicher Umgebung mit göttlicher Hilfe Selbsterkenntnis erlangt und mutig die ihr von Gott gestellte Aufgabe erfüllt hat. Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt. Ihre Bilder teilt sie mit der Gnosis und den anderen antiken Erlösungsreligionen, ohne dass man sicher sagen kann, wer sie von wem übernommen hat. Das führt schließlich zu der Frage, ob der gnostische Anteil am spätantiken Synkretismus wirklich so hoch ist, wie meist angenommen wird. Denn, dass der Mensch die Erde als Fremde empfindet, ist ein weit verbreitetes Lebensgefühl…”
Walter Rebell: „…Das ist eine synkretistische Religion in der Nachfolge Platons, die sich auch leicht mit der christlichen Ethik verbinden lässt…“
11.)  Pfarrer Felix Gietenbruch „Der Sündenfall ein sinnvoller Mythos“ Kirchenbote lokal 2008: „Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen... Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“
12.)  Josephus (c.75). “The Wars of the Jews”
13.)             Robert Mock M.D. “The Essenes, the Hasidim and the Righteous Gentile of the Nations” 2006
14.)  Volker Doormann, ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“: „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah. Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'… 
15.)                       Oberrabbiner Dr. phil Kurt Wilhelm,  „Jüdischer Glaube“ , 1961, S. 94 

Alle Seelen die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind  dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israael eingetreten. Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet "aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thorarolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er "Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat" , in jedem von uns als Israel: "Wir leben ewig", mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern."

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