Mittwoch, 9. Dezember 2015

(3) Glaubensunterschiede innerhalb des Christentums, verglichen mit judaistischen Stimmen

   Entscheidungsfreiheit





Urkirche – die Kirche vor Nicäa
Jesus Christus sprach permanent den freien Willen seiner Hörer an. Er setzte ihn voraus: wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, … und ihr habt nicht gewollt.“ (25) Bischof Irenaeus (130-202): Gott gewährte allen Menschen von Beginn an das Recht sich frei entscheiden zu dürfen. Freiwillig sollen wir Gott folgen, nicht gezwungen. (26) Origenes (185-254): Kern der Frohen Botschaft ist „Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, (das sind wir) den Gott durch Erziehung fördern aber nicht durch Zwang vergewaltigen darf.“ (27)




Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage
Glaubensfreiheit hat höchste Priorität. Glaubenszwang, Diffamierung Andersglaubender usw. werden praktisch als Ausdruck des Antichristlichens verstanden. Handlungen dieser Art führen zur Exkommunikation. (28) (29)
„Die Menschenkinder … sind … für immer frei geworden und können Gut von Böse unterscheiden. Und sie sind frei, um Freiheit und ewiges Leben zu wählen durch den großen Mittler für alle Menschen oder um Gefangenschaft und Tod zu wählen…“ (30) Niemand darf von einem anderen oder auch vom Staat wegen dem, was er in Bezug auf Gott glaubt, kritisiert, verfolgt oder angegriffen werden.“ (31) „Wir beanspruchen das Recht, den Allmächtigen Gott zu verehren, wie es uns das eigene Gewissen gebietet, und gestehen allen Menschen das gleiche Recht zu, mögen sie verehren, wie oder wo oder was sie wollen. (32) (33)




Katholische Kirche

Im Jahr 380 wurde mit Billigung des führenden Katholiken Bischof Ambrosius von Mailand  (337-397), - wenn nicht unter seiner Federführung, - das Gesetz zum Glaubenszwang: "Cunctos populos" als Staatsdiktat   in Kraft gesetzt. Allen anderen Religionen vom Hellenismus bis zu sämtlichen nichtkatholischen Christen wurde das Existenszrecht abgesprochen. Bischof „Augustinus von Hippo (354-430) meint schließlich … auch Gewalt gegen Häretiker und Schismatiker theologisch rechtfertigen zu können … mit Berufung auf das Jesuswort: ‚Zwinge (statt nötige) sie hereinzukommen, die draußen sind...’ Augustinus, der so überzeugend von Gottes und der Menschen Liebe zu reden wusste... wird so in fataler Weise durch die Jahrhunderte zum Kronzeugen für die theologische Rechtfertigung von Zwangsbekehrungen, Inquisition und heiligen Krieg gegen Abweichler aller Art. (34)
Erst mit Vaticanum 2 (1965-65) anerkannte die katholische Kirche das Recht des Menschen auf Entscheidungsfreiheit. (35)

Ökumenische Kirchengemein-schaft
Verschiedene Meinungen. Hauptströmungen sehen eine Verpflichtung zu religiöser Freiheit. Es gibt aber auch Gruppen die dem Menschen die Fähigkeit zur Willensfreiheit absprechen, gemäß Luthers Behauptung: „Da ist kein freier Wille zur Erlösung, sondern nur die Freiheit zu sündigen“(36) Luther sagte: „…Ketzer kann man ungehört verdammen.“ (37)


Judaismus

Maimonides (etwa 1204) größter jüdischer Denker des Mittelalters: “Der freie Wille” wurde jedem Menschen gewährt!” (38)



Quellen:


25.) Matth. 23: 37
27.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696-2002
28.) Lehre und Bündnisse 121: 34 - 41 Glaubens- oder Gewissenszwang auszuüben führen zum Verlust göttlicher (priesterlicher) Legitimationen. Kinder sind behutsam im Licht des Evangeliums Christi zu erziehen und zu lenken.
29.) Lehre und Bündnisse 10:28: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Weh dem, der lügt, um zu täuschen, weil er meint, der andere lüge auch, um zu täuschen; denn so jemand wird von der Rechtsprechung Gottes nicht ausgenommen.“ Lehre und Bündnisse 42:21 „Du sollst nicht lügen; wer lügt und nicht umkehren will, soll ausgestoßen werden.“ Buch Mormon 2. Nephi 9:34: „Weh dem Lügner, denn er wird in die Hölle hinabgeworfen werden.
30.) Buch Mormon 2. Nephi 2:26,27
31.) Elder Robert D. Hales, Kollegium der zwölf Apostel Generalkonferenz 2015
32.) 11. Glaubensartikel der Kirche Jesu Christi der HLT, 1840
33.) Köstliche Perle Mose 4: 1-4
34.)  Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“ S.      73
35.)              Konrad Hilpert, „Die Anerkennung der Religionsfreiheit“
Der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger (der spätere Papst Benedikt XVI.) formulierte nach der Abstimmung durch die Konzilsväter: Die Erklärung über die Religionsfreiheit des Zweiten Vatikanums bedeutet insofern kirchlicherseits "das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".
36.)     The Encyclopedia of Christinity, 2008  a statement from U.S. Lutheran – Roman Catholic dialogue, p 272
37.)     Luther “Tischreden”. Bekannt ist seine Diskussion mit Erasmus von Rotterdam (1466-1536) „… der freie Wille ist eine reine Lüge.“

38.)     Louis Jacob “A Jewish Theology”, 1973

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