Montag, 19. November 2018

"Warum?" by Gerd Skibbe





Herr Dr. Kai Funkschmidt von der evangelischen Weltanschauungszentrale Berlin,  bettet, in einem aktuell gültigen Fachartikel, seine „Mormonismuskritik“ u.a. in die Worte: die Geschichte der Mormonen ... beginnt mit dem Bauernsohn Joseph Smith (1805 – 1844), der 1820 von seiner ersten Gotteserscheinung in den Wäldern hinter dem elterlichen Hof berichtet. Hier sagt Gott dem Jungen, er solle sich keiner der bestehenden Kirchen anschließen, ihrer aller Glaubensbekenntnisse seien ihm, Gott, ein Gräuel. Gott verwirft also nach mormonischer Diktion nicht nur die möglicherweise reformbedürftige und erneuerungsfähige äußere Gestalt aller damaligen christlichen Kirchen, sondern ihren Kern und Glaubensinhalt. 

Der Kern und Glaubensinhalt „aller damaligen christlichen Kirchen“

bestand um 1830 aus durchweg fragwürdigen Elementen. Dazu zählen und zählt u.v.a., bis heute:

-         Das Bekenntnis von Nicäa (bzw. das Athanasianum) Erstaunlich ist die Tatsache, dass selbst hochrangigen Theologen nicht bewusst ist, dass dieses Bekenntnis unter Zwangsandrohung seitens des Massenmörders Kaiser Konstantin zustande kam, dass es, nachweislich, paganen Ursprungs ist. Zum Beispiel verweigerte ihm der evangelische Spitzentheologe A. von Harnack auch aus diesen Gründen seine Zustimmung. Die vornicänische Kirche war nicht monotheistisch ausgerichtet. Bis heute wird den Mitgliedern der Kirche Jesu Christi der HLT (Mormonen) das „Christsein“ abgesprochen, weil sie, wie Sir Isaak Newton, Ralf Waldo Emmerson, von Harnack u.v.a. bedeutenden Persönlichkeiten den Monotheismus (nicht den Gesamttext) des Nicänums als unbiblisch ablehnen. Hier wäre mehr Redlichkeit im gegenseitigen Umgang erforderlich.

-          Die Praxis des Babytaufens wird „mormonischerseits“ verworfen. Sie stellt eine Verletzung der Würde jener Personen dar, die weder schuld- noch entscheidungsfähig sind. Weder die Bibel, noch die Urkirche kannte die von Augustinus um 400 erhobene Lehre von der Erbsünde.  Justians I. ein blutrünstiger Kaiser hat um 540  "die Kindstaufe zwangseingeführt". (1) Codex Iustinianus I,11,10.

-         Erst mit Vatikanum II bedauerte die röm. Kath. Kirche, 1965, den von ihr initiierten Raub des Rechtes jedes Menschen auf Entscheidungsfreiheit (freie Wahl der bevorzugten Religion). Rom stellte nach 1 500 Jahren der Gängelung von hunderten Millionen Menschen fest, dass dies zu Unrecht geschah.  In der Kirche Jesu Christi der HLT galt von Beginn an: „Ein Priester der auch nur im Geringsten Zwang, oder ungerechte Herrschaft oder  Nötigung ausübt, verliert umgehend seine Legitimationen."

(2) Lehre und Bündnisse Abschn. 121

Selbst den Theologen der Großkirchen ist selten bewusst, dass Dr. Martin Luther den Tod zehntausender Bauern zu verantworten hat. Diese Menschen hatten es gewagt, sich dem ungerechtfertigten Zwang der Fürsten zu widersetzen.

-         Der auch von Dr. Funkschmidt getadelte Joseph Smith, lehrte: „Gott war einst ein Mensch – und der Mensch kann werden wie Gott!“

Kaum ein Thema wurde heftiger als diese Aussage kritisiert.

Dass der Mensch in der Ewigkeit ein Gott werden könne, war jedoch nachweislich oberste Lehre der vornicänischen Kirche. Selbst Dr. Martin Luther lehrte die (Möglichkeit) von der Vergottung des Menschen.   (3) Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung auch Prof. Adolf von Harnack  „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

-  Die vornicänische Kirche kannte exakt die Tempelriten der „Mormonen“, - die den Großkirchen als äußerst suspekt erscheinen - das wissen die Tempelforscher aller Großkirchen. Nichts! Nichts in der Welt, lässt sich besser, z.B. anhand der arianischen Mosaike zu Ravenna, beweisen.

-         Sonderbar ist: jeder großkirchliche Theologe weiß, dass es in einer christlichen Kirche keinen Altar geben darf. (4) „Theologisches Lexikon", Union –Verlag, Berlin, 1977. Ein Altar kann nur Teil und Inhalt eines  Tempels sein, wie in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.           

-  Es gibt ca. 400 unterschiedliche, theologische Details der Übereinstimmung zwischen Ur- und der Kirche Jesu Christi der HLT, die allesamt im teilweise scharfen Widerspruch zu jenen Kirchenlehren stehen, die um 1830 großkirchliches Glaubensgut waren, wie z.B. der Fakt, dass es in der Urkirche  kein bezahltes Priestertum gab, oder, die Tatsache, dass bei den Mormonen und den vornicänischen Christen liturgische Gewandung nicht vorkam.

- „Mormonen“ waren von der ersten Stunde ihrer Existenz an proisraelisch, projüdisch (aber keineswegs antiarabisch)  eingestellt, das war nicht der Fall in der allgemein-christlichen Gemeinschaft. (5) Buch Mormon 2. Nephi 29: 5 u.v.a.



Viele Theologen vermeiden einen literarisch exakt geführten Vergleich der Sonderlehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tag mit den heute verfügbaren Daten über Strukturen, Lehren und Praktiken der vornicänischen Kirche. Ausnahmen bilden Prof. Benz, Prof. Dr. Heikki Räisänen, u.a. (6) https://gerd-skibbe.blogspot.com/2014/10/eine-leider-vergessene-analyse.html

Die Expertisen auch anderer Analytiker bestätigen sehr wohl, dass Mormonismus keine synkretistische Neureligion ist, sondern eher eine Kopie des Originals.
Die Annahme ist wohl unhaltbar, der Hinterwäldler Joseph Smith, sei mit Hilfe seiner ebenso ungebildeten Freunde, im Stande gewesen das zu tun, was bislang hunderten Fachleuten  nicht gelang,  - oder Smiths größte Kritiker halten weiterhin die eigene Logik unter Verschluss.

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