Mittwoch, 18. Februar 2015

(3) Religion für Dummies



Atheisten sind rational denkende und handelnde Wesen, - glauben sie.  Sie halten Gottgläubige für Irrationale. Insofern  diese Aussage zutrifft, wäre das Aberglauben, denn Atheisten haben keineswegs alle Trümpfe in ihrer Hand. Erwiesen ist gar nichts, außer, dass sie mit ihren eigenen überwiegend schwachen Argumenten zufrieden sind.
Reden wir über Aberglauben und Fanatismus.
Sie sind die Gegenspieler der Vernunft. Dieses Geschwisterpaar ist kosmopolitisch. Es gedieh Jahrhunderte hindurch im Traditionschristentum. In den ehrfurchtgebietenden Kathedralen und Domen konnten sie sich austoben um die Menschheit unglücklich zu machen.
Hexenjagden, Bibelleseverbote, Zwangsbekehrungen, Zölibat, Mönchsunwesen, Säulenheilige und endlose Glaubenszänkereien und –kriege bezeugen lauter als Pauken und Trompeten wes Geistes ihre Förderer waren.
Denselben Schwachsinn erlebten wir in der gesamten Bandbreite im 20. Jahrhundert in Europa, allerdings unter anderen Symbolen.
Nicht wenige Engstirnige hielten sich von Gott inspiriert. So entstand der Begriff Fanatiker, er stammt aus dem lat. Fanaticus d.h. „göttlich inspiriert“.
Auch Adolf Hitler hielt sich für „göttlich inspiriert“. Er glaubte an einen persönlichen Gott, den er Vorsehung nannte. Diese „Vorsehung“  hätte das deutsche Volk geschaffen und zur Herrschaft über die Völker bestimmt.
Schon wer  sich für klüger als andere hält neigt zum Fanatismus. Fanatiker können wütend werden, wenn ihnen widersprochen wird. Sie schneiden dir glatt das Wort ab, ehe du ausgesprochen hast. Sie verdrehen deine Argumente. Neben ihrer Meinung darf das Gegenteil ihrer Überzeugung nicht zur Geltung kommen. Sie tragen Scheuklappen. Sie rennen umso schneller nachdem sie ihr ursprüngliches Ziel aus den Augen verloren haben.
Fanatiker richten letztlich immer Schaden an. Sie produzieren gegen alle Vernunft Aberglauben. Diese Todfeindschaft contra Gewissenhaftigkeit ist allgegenwärtig. Ob die bewaffneten Fanatiker ihrer jeweiligen Ideologie ein (Christus-)Kreuz, den Sowjetstern, das Hakenkreuz oder die Maobibel vor sich hertrugen, sie waren desselben Ungeistes der Intoleranz, sowie der Unredlichkeit. Ohne Feindeshass kamen sie nicht aus.
- „Die Juden sind Gottesmörder“,
- „Proletarier aller Länder vereinigt euch“
- „Wer ein Christ ist, das bestimmen wir“,
- „Gott will es“ (das Kreuzzugsbekenntnis). Nie bewirkten sie Gutes.
Aberglauben und Fanatismus sind Brüder.
Der angebliche Christenglaube, den Großfürst Wladimir, 988, der „großen Rus“ aufgezwungen hatte, erwies sich ebenfalls als unvernünftig.
Von der ersten Minute an duckte das byzantinische „Kirchentum“ die ohnehin Rechtlosen noch tiefer.
Es war weithin purer Aberglauben. Was die Menschen unter der Knute des Zaren und der mit ihm eng liierten Orthodoxen Kirche zu akzeptieren hatten, führte zu kuriosesten Vorstellungen von angeblicher Religion.
Von wenigen Ausnahmen abgesehen, hat sich niemand ernsthaft bemüht die „Getauften“ auf eine höhere Stufe zu heben, obwohl dies das proklamierte Ziel Christi war:
„Ihr sollt vollkommen werden, gleich wie euer Vater im Himmel!“
Nach fast achthundert Jahren „Christentum“, beschreibt ein aufmerksamer Beobachter die Situation um  1780:
"Der Russe hat an nichts Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat noch gar keinen Begriff davon was es bedeutet frei zu sein, die Erdscholle auf die er gefesselt ist zu verlassen kann er sich nicht vorstellen....  Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat, er hat sogar noch keinen Begriff von Eigentum, seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...
Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich  noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche...
Ich habe eine russische Fürstin gekannt, deren Hausgott ein großes silbernes Kruzifix war, das beständig in einem besonderen Wagen hinter ihr herfuhr, und am Abend in ihrem Schlafzimmer aufgestellt wurde. War ihr der Tag über ein Glück widerfahren, und war sie mit ihren Liebhabern zufrieden, so ließ sie eine Menge Wachkerzen um dasselbe herum anzünden, und sagte dann in einem vertraulichen Ton zu ihm: Nun siehst du? weil du dich heute gut aufgeführt hast, so sollst du auch gut behandelt werden. Die ganze Nacht hindurch sollst du brennende Wachslichter haben, ich will dich lieben, zu dir beten, du sollst mein lieber kleiner Herr Gott sein. War ihr hingegen irgendetwas Unangenehmes zugestoßen, so durften die Kerzen nicht angezündet werden. Sie verbot ihren Bediensteten dem armen Kruzifix irgendeine Art von Verehrung zu erweisen und überhäufte es mit Vorwürfen, Scheltworten und Grobheiten." F. Ph. Masson,  "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." 1800, Paris.
Selbst die radikal-atheistische „Revolution“, die imstande war die meisten ihrer Bürger zu Ungläubigen zu machen,  vermochte es nicht die Menschen vom Aberglauben abzubringen. Leute die lange Jahre in der atheistisch orientierten Sowjetunion verbrachten berichten, wie abergläubisch sonst staatskonforme Menschen sein konnten.
„…was ich mit meinem russischen Chef in der Kolyma erlebte, versetzte mich (obwohl ich seit meiner Kindheit russischen Aberglauben kannte) in Staunen. Er war Parteibonze und Atheist. Eines Tages gab er mir den Auftrag den Generalplan unserer Siedlung zu zeichnen, und zwar farbig. Etliche Tage lang war ich mit Messungen beschäftigt… dann begann das Zeichnen… als ich mit der Zeichnung fertig war, trug ich einen Weg ein, der noch nicht existierte, auch im Straßenbauprojekt nicht vorgesehen war. Er führte durch den Wald zu einem flachen Berghügel. Da oben zeichnete ich Kreuze ein, von einem Zaun umgeben. Die Aufschrift lautete: „Friedhof!“.
Als unser Chef morgens das Büro betrat, meldete ich ihm, der Plan sei fertig… als ich den Plan auf seinem Tisch ausbreitete krächzte er wohlwollend: „Gut, gut, sehr gut…“ Dann glitt sein Blick den Weg zum Friedhof entlang – und er schrie auf: „Was denkst du dir, einen Friedhof einzuzeichnen! Wo doch niemand gestorben ist! Wann hast du das gemacht, gestern oder heute?“ fragte er erregt.
„Heute morgen.“
„Ein Glück, wenn er die Nacht auf dem Papier gewesen wäre, dann wäre heute Nacht jemand gestorben. Schnell radier alles aus!“
Er schob den Plan von sich weg. In einer Stunde hatte ich alles ausgebessert. Da wo die Kreuze waren, wuchsen jetzt auf dem Papier grüne Tannen. Auch den Weg zum Friedhof hatte ich ausradiert.
„So, jetzt ist alles in Ordnung“ Hättest du den Friedhof schon gestern aufgezeichnet, dann hätte der Satan ihn nachts gesehen und ein Opfer geholt, jemand wäre gestorben.“Er unterschrieb gut gelaunt den Plan… nachmittags machte sich der Chef auf den Weg…
Meine Mitarbeiter, die alles mitgekriegt hatten, sprachen sich jetzt aus. So ein Glück, dass ich erst heute Morgen den Friedhof aufgezeichnet hatte, sonst wäre bestimmt schon ein Toter zu beklagen. Ich schwieg. Den Plan, auch den Friedhof, hatte ich schon am Tag zuvor fertig gestellt. Aber der Satan ist dem Aberglauben nach nur nachts aktiv,… Über den Aberglauben der Russen könnte man Bände schreiben. Im Grunde gibt es aber nichts zu belächeln. Sie leiden darunter und sind ängstlich, sie fürchten Gefahren und schlimme Dinge, wenn sie schlecht geträumt haben.“ Georg Hildebrandt „Wieso lebst du noch?“ – ein Deutscher im Gulak. Ullstein, 1993
Wenn man dagegen begriffen hat, dass Religion nichts anderes bedeutet als “gewissenhafte Nachdenklichkeit” (vom lateinischen Wort „relegere“) dann wird klar, dass jede Art Übertreibung, Aberglaube oder gar Fanatismus, Todfeinde jeder echten Religion sind. Unecht wird Religion wenn sie Gewissensentscheidungen und Vernunft unterdrückt.
In Zentraleuropa war es kaum anders. Bis in die Gegenwart hinein, werden Reliquien aller Art fast angebetet. Einige sollen die Macht haben Sünden zu vergeben.
Man kann in der Kiste „Religion“ alles finden, obwohl das meiste was da von Dummköpfen zusammen getragen wurde, mit Religion so viel zu tun hat, wie Dunkelheit mit dem Sonnenlicht.
Das krampfartige Bemühen theologischer Fakultäten das System des Zweiklassenchristentums, (hier die Kleriker und da die Laien), aufrecht zu halten, wird den Atheisten weiteren Zulauf bescheren. Die Zeit der Kirche Konstantins ist eben abgelaufen.
Es kommt aber dennoch die Zeit für vernünftigen Glauben der sich in Hingabe an den Geist der Toleranz und der entschlossenen Verteidigung der Unantastbarkeit der Menschenwürde auch des Schwächsten ausdrücken wird.

Montag, 16. Februar 2015

(2) Religion für Dummies


Auf dem Boden des Christentums wuchsen bald nach seiner Entstehung unterschiedlichste Ansichten, die zu Sektenbildungen führten.

Trotz aller Bemühungen der Großkirchen  ist das bis heute so. Jede alte und neue Christengruppe beruft sich auf die Bibel. Da ist wenig Einsicht und noch weniger guter Wille im Spiel. 

Manchmal ist es nur ein einziges Wort, das verschieden verstanden und unterschiedlich ausgelegt wird.

Da heißt es z.B. mit Blick auf das von Jesus eingesetzte Erinnerungs- oder Abendmahl, das als Tischgemeinschaft zur Versöhnung gedacht war: 


„Und er nahm Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und reichte es ihnen mit den Worten: Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis.“ Lukas 22: 19-20
Katholiken glauben, wenn der Priester während der Messe das Weihegebet spricht verwandelt sich der Wein buchstäblich in Christi Blut und die Oblate ins Fleisch Jesu Christi.

Dies geschieht wenn der Ministrant das Glöckchen läutet.
Viele Gemeinschaften sagen dagegen: der Satzteil: „Das ist mein Leib“ sei lediglich sinnbildlich zu verstehen.

Da es sich nach katholischem Glauben um richtiges Blut handelt, darf nur der Priester trinken. Wehe wenn ein Tropfen Blut zur Erde fällt. Als nun die tschechischen Hussiten um 1420 von Papst Martin forderten, ebenfalls aus dem Abendmahlskelch trinken zu dürfen, kam es zu schweren Konflikten. Viele Tschechen hassten die Bevormundung durch den Vatikan ohnehin, sie besetzten in Prag Kirchen und setzten ihren Wunsch mit Gewalt durch. Daraufhin verkündete Papst Martin den Kreuzzug gegen die Abtrünnigen. Es kam zum Krieg, mitten in Europa. 14 Jahre lang wurden wegen der Abendmahlsfrage und anderer geforderter Reformen wegen viele Schlachten geschlagen.
Wikipedia: Hussitenschlacht in zeitgenössischer Chronik

Es floss tatsächlich viel Blut, und dass obwohl das „Abendmahl“ Versöhnung meinte.

Solche Unfassbarkeiten und Morde durch sämtliche christliche Jahrhunderte hindurch, waren die Wegbereiter zum Atheismus.

Sonntag, 15. Februar 2015

(1) Religion für Dummies


Das Wort Religion meint “gewissenhaft nachdenken”. Es stammt aus dem lateinischen relegere ‚bedenken'.

Eigentlich hat jeder Mensch seine eigene Religion.

Da sind drei Hauptgruppen:

1.  Die Atheisten sagen: Nein! Da ist kein Gott.

(altgriechisch átheos „ohne Gott“)

2.  Die Agnostiker geben zu: Ich weiß nicht ob Gott ist (altgriechisch a-gnoein „Unwissen“)

3.  Die Gläubigen sind Theisten: Ja, Gott ist Wirklichkeit.

Aber hier wird es bunt.
Polytheismus (Vielgötterglaube), Monotheismus
(Eingottglaube) sind nur zwei von vielen
Varianten. Im Christentum gibt es zahlreiche
Gottesbilder und Gottesvorstellungen. Extrem
war es im Hellenentum oder ist es im
Hinduismus.


Die meisten Menschen haben im Verlaufe ihres
Lebens geglaubt, gezweifelt, und Gott abgelehnt oder
umgekehrt.

Zu den ältesten Religionen zählt die ägyptische:

Aber, obwohl die alten Ägypter  nicht an ein Leben
nach dem Tod zweifelten, hatten sie keinen Begriff
für das Wort “Glauben“

„Den Menschen des Alten Ägypten sei die
Frage nach dem Glauben ganz fremd gewesen,
– sie hatten nicht einmal ein Wort dafür. Ihre
Vorstellung von der Götterwelt und der
Ordnung des diesseitigen und jenseitigen
Lebens sei nach ihren Begriffen überliefertes
Wissen gewesen, die Wahrheit. Sie fürchteten
das Totengericht, denn das Weiterleben nach
dem Tod hing vom Wohlverhalten im Diesseits
ab. Es gab Hoffnung auf Gerechtigkeit
Hoffnung auf Gnade gab es nicht.“
Prof. Dr. Schulz Direktorin des Roemer- und Pelizaeus-Museums, Hildesheim

Samstag, 14. Februar 2015

1) Der Zölibat und andere Entgleisungen





Der Zölibat und andere folgenschwere Entgleisungen, wie die schadenstiftende Annahme von einer Priestermacht die alles vergeben kann

Vatikanstadt/Rom - Der designierte vatikanische Staatssekretär, Pietro Parolin, der am 15. Oktober 2013 sein Amt antritt, sorgt mit aufsehenerregenden Aussagen zum Thema Zölibat für Aufruhr. "Der Priesterzölibat ist kein Dogma der Kirche. Man kann darüber diskutieren, weil es sich um eine kirchliche Tradition handelt. Dies bedeutet aber nicht, dass der Zölibat einfach der Vergangenheit  angehört", antwortete Parolin auf eine Frage der venezuelanischen Tageszeitung "El Universal". Parolins Aussagen wurden am Mittwoch von der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" übernommen.


Sogar Bischöfe sollen verheiratet sein, sagt das Neue Testament, Presbyter erst recht.
Paulus schreibt an Timotheus in seinem ersten Brief, welche Eigenschaften ein Bischof (ein Gemeidevorsteher) haben muss:
einer, der seinem eigenen Haus gut vorsteht und gehorsame Kinder hat in aller Ehrbarkeit. Denn wenn jemand seinem eigenen Haus nicht vorzustehen weiß, wie soll er (der Bischof) für die Gemeinde Gottes sorgen?3:4-5

Der Hinweis mit dem 1. ökumenischen Konzil der Christenheit sei die Ehelosigkeit der Priester festgeschrieben worden, ist falsch.

Kanon 3 von Nicäa  lautet:

„The great Synod has stringently forbidden any bishop, presbyter, deacon, or any one of the clergy whatever, to have a subintroducta dwelling with him, except only a mother, or sister, or aunt, or such persons only as are beyond all suspicion.” Orthodox Church of Estonia “Canon of the First Ecumenical Council

(Subintroducta=Konkubine)

Er darf keine Haushälterin unter seinem Dach dulden! Davon, ob er eine Ehefrau haben darf oder nicht ist keine Rede. Allerdings wurde der Zölibat bereits damals, 325, diskutiert.

Als es einigen Eiferern während dieses ohnehin fragwürdigen Konzils, konkret darum ging, eine Eheverbot für Priester der Kirche auszusprechen,“ erhob sich Bischof Paphnuties”, dem 17 Jahre zuvor seines Glaubens wegen ein Auge ausgestochen, sowie die Sehnen der linken Kniekehle durchtrennt worden waren und der drei Jahre im Bergwerk zu leiden hatte. Er


rief mit lauter Stimme, man soll den Priestern und Geistlichen kein so schweres Joch auferlegen und durch zu große Strenge der Kirche keinen Nachteil schaffen. Er sagte, die Ehe sei ehrbar und … nannte den ehelichen Beischlaf Keuschheit... die Worte des Mannes wirkten.” Leonhardt Martin Eisenschmid "Über die Unfehlbarkeit des ersten allg. Konzils zu Nicäa" 1830

Wir wissen nicht wie alt Paphnuties zu dieser Zeit war, immerhin starb er erst 35 Jahre später.

 „...noch in den apostolischen Canonen (wird klar gesagt) ... ein Bischof, Presbyter, oder Diakon, der aus falscher Religiosität, seine Gattin verstößt, soll stillgelegt werden, beharrt er dabei, so treffe ihn die Absetzung.“ Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853

Erst Papst Gregor VII., erklärte 1074 mit einem Pinselstrich kraft angemaßter Autorität  alle Priesterfrauen und deren gemeinsame Kinder zu unerwünschten Personen eines Priesterhaushaltes.
Zeitgenosse und Kardinalbischof  Petrus Damiani nannte ihn schlankweg "den heiligen Satan".
Gregor   ragt unter den Bösartigen auffallend hervor.
Außer, dass er hunderttausend Kinder vaterlos und einige zehntausend Ehefrauen zu Huren oder Witwen gemacht hat, lässt uns sein Gesamtverhalten hinterfragen, welcher Unterwelt dieser Unhold entsprungen ist. Er ist der Mann der den Dictatus Papae, 27 Lehrsätze über den Primat des Papstes, schrieb.
Auch wenn er sich beispielsweise im Investiturstreit mit Kaiser Heinrich IV. kirchenrechtlich zu drastischem Eingreifen gezwungen sah, - der Kaiser musste in der Tat gemaßregelt werden,  - aber nicht so, wie Gregor es sich herausnahm. 
Selbstverständlich können Kirchenämter selbst von Kaisern nicht verliehen werden. 
Aber Gregor fiel ins andere Extrem. Im Dictatus Papae, dem Wunschpapier des Herrn  Hildebrand, heißt es u.a.: 

II. Nur der römische Bischof wird zu Recht universal genannt.

III. Sein Bevollmächtigter steht in einem Konzil über allen Bischöfen, selbst wenn er ihnen durch seine Weihe unterlegen ist, und er kann gegen sie eine Absetzungsformel aussprechen.

IX. Der Papst ist der einzige Mensch, dem alle Fürsten die Füße küssen. 

XII. Er kann Kaiser absetzen.

XVIII. Sein Urteil darf von niemandem verändert werden, und nur er kann die Urteile aller abändern.

XIX. Er darf von niemandem gerichtet werden.

Mit dieser Grundeinstellung die der 1606 heilig gesprochene  Gregor VII. etwa gegen den deutschen König Heinrich IV. durchsetzen konnte, indem er ihn mit dem politisch sehr wirksamen Kirchenbann belegte, verursachte Gregor in seiner Eigenschaft als Christi Stellvertreter „mehr als 75 blutige Schlachten.“ Peter de Rosa „Gottes erste Diener“

Unvorstellbar welche Tragödien der "heilige Satan" mit seinen Wahnvorstellungen heraufbeschwor.
Laut regte sich das Gewissen der Öffentlichkeit zum Widerspruch.
 
"Der Bischof von Passau, Altmann verlas am Stephanstag 1074 feierlich im Dom den apostolischen Auftrag. Da stürmten Kleriker und Volk einmütig mit solcher Wut gegen ihn los, dass er in Stücke zerrissen worden wäre, – so erzählt sein ältester Biograph, – wenn ihn nicht seine Ministerialen und einige Edle schützend umgeben hätten. Auf eine rasche Durchführung des Zölibatsgesetzes musste vorläufig verzichtet werden.“ Allgemeine Deutsche Biographie: Bischof von Passau, Altmann

Ein anderer Bericht sagt:

"Als der Bischof von Basel 1238 starb, hinterließ er 20 Kinder, sein Kollege Bischof Heinrich von Lüttich kam ein paar Jahre später auf 61 Nachkommen. Der Bischof von Konstanz wurde im 15. Jahrhundert reich, weil er seine Priester Bußgelder für ihre Konkubinen zahlen ließ. Selbst die Päpste wollten nicht päpstlicher als der Papst sein. Innozenz VIII. (der von 1484 bis 1492 – 200 Jahre nach dem Erlass Gregor VII. - die Kirche regierte) hatte 16 Töchter und Söhne, die er selbst taufte, traute und mit einträglichen Posten im Kirchenstaat versorgte.“ Kneissler, Kirchengeschichte

Papst und höchster Priester seiner ehe-beeinträchtigenden Kirche
"Innozenz VIII. (1432-1492 Förderer der Inquisition und der Hexenverbrennung) hinterließ viele Kinder (Octo nocens pueros genuit, totidemque puellas; hunc merito poterit dicere Roma patrem – „Acht Buben zeugte er unnütz, genauso viele Mädchen; ihn wird Rom mit Recht Vater nennen können“) und sein Nepotismus zu ihren Gunsten war so verschwenderisch wie schamlos. Seine Nachfahren wurden die Herzöge von Massa und Carrara.“ Kirchengeschichte by Philipp Dr. Charwath S. 540

Nachdem tausende Priester schwerster Übergriffe auf Persönlichkeitsrechte (nicht nur) Minderjähriger schuldig wurden, ungezählte der von ihnen geschwängerten Frauen den Freitod als einzigen Ausweg sahen, hätte Rom längst in umgekehrte Richtung reagieren müssen. Nachdem nun weltweit bekannt  wurde, was sich absolut nicht mehr verbergen ließ äußerten sich immer mehr Bedeutende zu Wort:

„Der Mainzer Bischof Kardinal Karl Lehmann hatte Anfang der Woche in einem Interview erklärt, er könne sich vorstellen, dass es in der katholischen Kirche in Zukunft auch verheiratete Priester geben werde. Ähnlich äußerte sich vor Kurzem der künftige Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin, die neue Nummer zwei im Vatikan nach Papst Franziskus. Die Ehelosigkeit von Priestern sei kein Dogma, sondern eine kirchliche Disziplin, über die diskutiert werden könne.“
Focus, 19.09.2013 „Katholiken denken über Ende des Zölibats nach“

Freitag, 6. Februar 2015

Ein Bericht aus chinesischen Quellen.



Popular Medicine, Ausgabe 5 (1993), Seite 34-35, Shanghai Science and Technology Publishing House

Nahtoderfahrungen in China -- Eine Studie an Überlebenden des Erdbebens in Tangshan

[29.08.2003] Autor: Li Ying

Am 28. Juli 1976 verursachte das ungeheure Erdbeben in Tangshan mehr als 240.000 Todesopfer und mehr als 160.000 Schwerverletzte. Mediziner in China machten Fallstudien an den Überlebenden, die größtenteils unter den Schuttmassen der zusammengestürzten Häuser begraben worden waren.

Nach ihren Erinnerungen hatten mehr als die Hälfte der Überlebenden berichtet, daß sie während der Zeit, wo sie in Gefahr waren, nicht nur keine Angst gehabt hätten, sondern im Gegenteil klar und ruhig gewesen wären und sich wohl gefühlt hätten.

In solch einer gefährlichen Situation gab es keine Panik; einige hatten sogar ein Glücksgefühl und Gedanken liefen ihnen schnell durch den Kopf. Viele verschiedene Gedanken kamen hoch. In diesem Moment kamen Sachen, die in ihrem frühen Leben passiert waren zurück wie eine Rückblende in einem Film und es waren meistens glückliche Szenen. Die Erinnerungen waren z.B. lustige Momente aus der Kindheit, Hochzeitszeremonien oder Leistungen und Auszeichnungen von der Arbeit. Dieses Phänomen wird Lebensrückblick oder „Voll-Skala-Erinnerung„ genannt.

 
Noch merkwürdiger war, daß fast die Hälfte das Gefühl oder die Wahrnehmung hatte, daß das Bewußtsein oder die Seele ihren Körper verlassen hatte. Einige verglichen das mit „wie die Seele aus einer Schale herauskommt„. Sie betonten, daß sie gefühlt hatten, daß ihre übernormalen Fähigkeiten in einer anderen Dimension außerhalb ihres Körpers waren und nicht innerhalb ihres Gehirns. Sie dachten, daß ihre physischen Körper weder diese Fähigkeiten hätten noch die Fähigkeit, zu denken.
Ein Drittel hatte das merkwürdige Gefühl, in einer Röhre zu sein oder einen Tunnel zu passieren. Manchmal war es von lauten Geräuschen und dem Gefühl begleitet, gezogen und zusammengepreßt zu werden. Sie nannten es „die Tunnelerfahrung„. Einige hatten das Gefühl, das Ende des Tunnels zu erreichen; sie sahen Licht und fühlten, daß „das Licht bald kommen würde„.

Ein Viertel der Überlebenden erfuhr ein Zusammentreffen mit körperlosen Wesen oder Geistern. Die meisten dieser nicht-stofflichen Wesen waren ihre Verwandten, die schon gestorben waren. Es war, als ob sie zusammen in eine andere Welt gegangen seien, um dort zu leben. Oder sie sahen noch lebende Freunde oder sogar Fremde. Es schien eine Wiedervereinigung zu sein.
 
Diese „geistartigen„ Gestalten wurden manchmal wie Wesen in einer Art „Lichtform„ beschrieben. Einige schauten sie an, als seien sie „verwandelt„, entsprechend den Vorstellungen in der Religion.
Von den Überlebenden des Erdbebens von Tangshan machten wißbegierige Forscher 81 brauchbare Überlebens-Interviews. Sie teilten die Erfahrungen in 40 Kategorien ein: Rückschau auf das eigene Leben, Trennung von Bewußtsein und Körper, Gefühl der Schwerelosigkeit, Gefühl von Fremdsein im eigenen Körper, sich nicht normal fühlen, Gefühl des Getrenntseins von der Welt, Gefühl der eigenen körperlichen Verbundenheit mit dem Universum, Gefühl der Zeitlosigkeit und viele mehr. Die Mehrzahl machte die Erfahrung von zwei oder mehr Gefühlen gleichzeitig.
Obwohl die Überprüfung der Überlebenden des schrecklichen Erdbebens in Tangshan nur 81 verwendbare Überlebensinterviews von den Nahtoderfahrungen hervorgebracht hat, ist dies doch die größte Datensammlung in der Forschung der Nahtoderfahrungen weltweit. Nach ihrer „Rückkehr vom Tod„ erinnerten sich die meisten sogar noch zehn oder zwanzig Jahre später klar an ihre Nahtoderfahrungen. Diese Untersuchungsergebnisse aus China sind erstaunlich ähnlich zu den Gutachten, die von Wissenschaftlern in anderen Ländern überall auf der Welt gemacht wurden.