Dienstag, 17. Juli 2012

Warum ich schreibe

Kurz vor Ostern 1945 wurde ich aus der 8-klassigen Volksschule für Knaben, mit dem denkbar schlechten Zeugnis von 16 Vieren und einer Zwei (in Betragen) entlassen. Dabei wäre es durchaus gerechtfertigt gewesen, an die Stelle der Vieren Fünfen zu setzen und statt der Zwei ebenfalls eine Fünf, aber mein damaliger Lehrer, Herr Peters, hatte wohl Erbarmen mit mir.

Wofür hätte ich lernen wollen? Damals, nach dem Bombenangriff im August 1943, sahen wir nur noch Schwarz. Ich jedenfalls.
Die Fächer Musik, Geographie und Geschichte, die einzigen die mich interessierten,  gab es nicht oder sie spielten praktisch keine Rolle.

Erst als der erste Russe, in Wolgast, am 30 April, mit vorgehaltener Pistole auf mich zuschritt, änderte sich mein Bewusstsein. Zwei Tage später, als die Kleinstadt an der Peene noch unter zeitweiligem Beschuss, seitens deutscher Einheiten, lag, wurde ich Zeuge eines Gespräches zwischen einem deutschsprechenden, sowjetischen Presseoffizier und einem blutjungen, deutschen Fallschirmjäger, einem Germanisten, wie ich mitbekam.
"Machen Sie mit!", warb der Russe. Und er erläuterte seine Gründe warum Deutschland eine völlig neue, menschenfreundliche Politik benötigt, sowie die Menschen, die das einsehen.

Ich fühlte in jenen Minuten, mit jeder Faser meines Seins, dass wir alle im besten Sinne mitmachen müssen.
So ist das bis heute geblieben.

Mach mit!
Menschenfreundlich! das war das entscheidende Wort.
So wie es bislang war, konnte es nicht weiter gehen.
Ich dachte mehr nach, las mehr.
Ich werde nie den letzten deutschen Soladaten vergessen, einen Maat in seiner Marineuniform, der noch zehn Minuten vor der Sprengung der Peenebrücke, an jenem 30 April 1945, prahlte: "Ich habe noch Fünfzig niedergemäht!"
Das biss mich.
Fünfzig Jungen, deren russische Mütter vergeblich  warten werden.

Es gibt nur dieses Kriterium: "Ist es menschenfreundlich?"
War dies nicht das Gleichwort Christi? "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst."
War auch dieser Krieg, ausgefochten von angeblichen Christen, nicht das ganze Gegenteil gewesen, abgesegnet von zahlreichen Kirchenkanzeln?

Die "Tägliche Rundschau" , herausgegeben von Männern wie jenem Militärjournalisten mit seinen goldblitzenden Zähnen,  war das einzige Blatt das überhaupt erschien. Es wollte uns nun den Weg in die neue, menschenfreundliche Zukunft zeigen - in eine Welt ohne Gott - das jedenfalls stand, wie mir schien, zwischen den Zeilen geschrieben.
Es erschien periodisch in einem Schaukasten. Ich stand oft davor und erkannte, für mich selbst erstaunlich, größere Zusammenhänge, und fühlte unentwegt, dass auch der Kommunismus nicht ist und sein wird, was er zu sein behauptete, schon der vielen Menschen wegen, die ihre Ideologie lobten während sie gleichzeitig dem Alkohol und einer bösartigen Ausdrucksweise verfallen waren.
Nie zuvor hörte ich derart schreckliche Flüche als anscheinend unentbehrlichen Teil ihrer Umgangssprache.  
Kommunismus war zuerst, wie der Nationalsozialismus,  das sollte sich bald zeigen, menschenunfreundliches Machtdenken.
So war es seit Jahrhunderten unter Christen gewesen, das war mir irgenwie klar.
Dann fand ich die "geheime" Kiste meines Vaters, der damals noch, als Kriegsgefangener in Frankreich, unter Tage arbeiten musste. Ich las eine Woche lang die obenaufliegende Antimormonenliteratur, aber auch die Broschüre "Elia, Elias und Elisa" von Joseph Fielding Smith, sowie Leitfäden für Primarkinder und ein Lehrbuch für  Priestertumsträger.
Mir schien, ich könne einerseits die Wahrheit mit Händen greifen und andererseits den Finger auf die Zwecklügen legen.
Pastoren wie Herr Zimmer ("Unter den Mormonen in Utah") logen, und Pfarrer Rößle ("Aus der Welt des Mormonentums") übertrieb zumindest.
All das wirkte stark auf mich ein:
Kann je eine negative Absicht menschenfreundlich genannt werden?
3 Monate an der Universität des Lebens hatten genügt, mich total wachzurütteln. 

Ich schreibe, weil ich weiss, dass es ohne das Licht der Sonne Christi kein Gedeihen gibt. Ohne das durch Jesus Christus und der von ihm ausgesuchten neuzeitlichen Propheten wiederhergestellte Evangelium,  gibt es keine wirklich lebenswerte Zukunft.
Wo die innerne Wahrhaftigkeit nicht ist, fehlt es am Wichtigsten. Das sagte ich mir und sage es anderen.
Das traditionelle Christentum hatte längst seine ursprüngliche Leuchtkraft und auch seine Unschuld verloren. Da war kaum mehr als ein Schatten des echten vorhanden.  Die riesigen Kirchengebäude boten nicht was sie versprachen und die Geistlichen konnten nur weitergeben was sie selbst empfangen hatten und das war lediglich ein Schimmer des Originals, wie das kühle Mondlicht.
Ich hörte die Predigten und blieb kalt.
Diese Wahrheit muss immer wieder gesagt werden: Gott, Jesus Christus, hatte mit Joseph Smith ein Werkzeug gewählt, das ihm half die finsteren Wolken christlichen und unchristlichen Aberglaubens aufzureissen.
Das ist die Botschaft des Buches Mormon: Glaubt dem Geist menschenfreundlicher Wahrheit der in euch ist: 
"Denn siehe, jedem Menschen ist der Geist Christi gegeben, damit er Gut von  Böse unterscheiden könne, darum zeige ich euch, wie ihr urteilen sollt: denn alles was einlädt, Gutes zu tun, und dazu bewegt, dass man an Christus glaubt, geht von der Macht und der Gabe Christi aus, darum könnt ihr mit vollkommenem Wissen wissen, dass es von Gott ist."  Moroni 7:16

Mit meinen 15 Jahren wusste ich allerdings, dass dem auf uns zukommenden Kommunismus nicht die Zukunft gehören kann.

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