Montag, 15. April 2013

Sehr geehrte Feinde meiner Kirche!


Ihr fragt, warum ich Euch so respektvoll anspreche?

Nun, ich bin nach nicht wenigen Jahrzehnten der Beobachtung, und als Ohren- und Augenzeuge schier unzählbarer dumm-dreister Kommentare zu der Überzeugung gelangt, dass ihr, soweit es meine Kirche betrifft, überwiegend einem brain-washing unterlegen seid, dass die meisten von Euch, - schlicht gesagt, - falsch informiert wurden.

Es gibt gewisse negative Tatsachen über Mormonen zu erzählen die wohl wahr sind, aber im Licht der Vernunft bei weitem nicht so rabenschwarz aussehen, wie sie mit Worten gemalt wurden. So ist es mit dem Massenmord auf den Bergwiesen, 1857, als Mitglieder meiner Kirche eine ganze (missourische) Auswanderergruppe umbrachte.

Es war nicht die Kirche, - es geschah nicht infolge einer Weisung durch die Leitung!
Man darf dieses Schlimme zwar annehmen, aber nicht sagen, weil damit der Grundsatz der Unschuldsvermutung gebrochen wird.

Sämtliche Belege gehen in die andere Richtung.

Man sollte die traurigen Ereignisse vor dem Hintergrund des historischen Vorspiels von 1838 betrachten, um einigermaßen im Bilde zu sein:
Die Vernichtung der Auswanderergruppe geschah durch diejenigen, die 19 Jahre zuvor bitterste Erfahrungen mit den Hauptprovokateuren gemacht hatten.

Am Wahltag im August 1838 begab sich eine Gruppe Heiliger der Letzten Tage aus Adam-ondi-Ahman nach Gallatin, um zu wählen. Aber der Mob stellte sich ihnen in den Weg und wollte sie aufhalten. Die Männer, die den Mob bildeten, befürchteten, ihr Kandidat würde die Wahl nicht gewinnen, wenn die Mormonen zur Wahl gingen. Einer von ihnen schlug eine Mitglied nieder, woraufhin ein Kampf begann. Einige Männer, sowohl Heilige der Letzten Tage als auch Teile des Mobs, wurden verletzt. Am nächsten Tag hörten die Führer der Kirche in Far West, Missouri, übertriebene Berichte von dem Kampf. Es hieß, einige Mitglieder der Kirche seien getötet worden. Joseph Smith und einige andere Männer bewaffneten sich und ritten nach Adam-ondi-Ahman, wo sie erfuhren, daß zum Glück niemand getötet worden war. Die Mitglieder der Kirche wurden von ihren Feinden fälschlich beschuldigt, den Kampf begonnen zu haben, und die Feinde der Kirche sandten falsche Berichte an Lilburn W. Boggs, den Gouverneur von Missouri.
Im darauffolgenden Monat planten Teile des Mobs, die Heiligen in Adam-ondi-Ahman anzugreifen. Zwei Anführer der Missouri- Miliz, Generalmajor David Atchison und Brigadegeneral Alexander Doniphan, beschützten die Heiligen und verhinderten, daß es tatsächlich zum Kampf kam.
In der nahegelegenen Stadt DeWitt machten andere Mobs den Mitgliedern der Kirche Schwierigkeiten. Die Mitglieder der Kirche forderten beim Gouverneur Hilfe an, aber er antwortete nicht. Joseph Smith, der um die Heiligen besorgt war, ritt auf Nebenstraßen nach DeWitt und schlich sich am Mob vorbei, der die Straßen in Richtung DeWitt bewachte. Er stellte fest, daß die Menschen dort schon fast verhungert waren und trotzdem noch versuchten, sich ihren zahlreichen Feinden entgegenzustellen. Wiederum baten die Heiligen den Gouverneur um Hilfe und Schutz, aber er wollte nicht helfen und sagte, es sei ein „Streit zwischen den Mormonen und dem Mob,
den sie doch selbst austragen sollten“ (History of the Church, 3:157).
Da die Heiligen keine Hilfe zu erwarten hatten, entschlossen sie sich, DeWitt zu verlassen. Sie beluden siebzig Wagen und verließen die Stadt am 11. Oktober. Eine Frau, die gerade ein Baby bekommen hatte, starb am ersten Tag, nachdem sie fortgezogen waren, und auch andere starben, ehe sie in Sicherheit waren.
Der Mob freute sich darüber, daß es ihm gelungen war, die Heiligen aus DeWitt zu vertreiben, und daß der Gouverneur sich nicht einmischen wollte. Sie beschlossen, als nächstes Adam-ondi-Ahman anzugreifen. Oberst George M. Hinkle, ein Mitglied der Kirche, der auch der Missouri-Miliz angehörte, half mit, die Heiligen so zu organisieren, daß sie sich schützen konnten. Joseph Smith führte einige Freiwillige aus Far West nach Adam-ondi-Ahman, um den Menschen dort zu helfen. Als sie Mitte Oktober ankamen, erfuhren sie, daß Heilige gefesselt und ausgepeitscht worden waren, daß Häuser niedergebrannt worden waren und das Vieh vertrieben worden war.
Die Heiligen wurden davor gewarnt, daß die Missouri-Miliz Far West angreifen wollte, also bereiteten sie sich darauf vor, sich zu verteidigen. Ein Teil der Miliz, angeführt von Hauptmann Samuel Bogart, begann, die Häuser der Heiligen in der Umgebung von Far West anzugreifen. Die Miliz nahm drei Gefangene und befahl den übrigen Mitgliedern der Kirche, Missouri zu verlassen. Oberst Hinkle sammelte einige Heilige um sich, um die Gefangenen zu befreien, ehe sie getötet wurden. Früh am Morgen wollte diese Gruppe zwanzig Meilen von Far West entfernt den Crooked River überqueren. Sie wußten nicht, daß Hauptmann Bogart und seine Soldaten sich am Fluß versteckt hatten. Einer von Bogarts Wachen feuerte einen Schuß ab, und der Kampf begann. Er war schnell zu Ende, aber auf beiden Seiten gab es Verletzte, darunter auch Elder David W. Patten, einer der zwölf Apostel, der einige Stunden später starb. Es wurden noch zwei weitere Mitglieder der Kirche getötet.

Gouverneur Boggs unterzeichnet den Ausrottungsbefehl

Die Berichte über den Kampf, die Gouverneur Boggs zu hören bekam, waren reichlich übertrieben. Man teilte ihm mit, die Mitglieder der Kirche hätten Hauptmann Bogarts gesamte Miliz getötet beziehungsweise gefangengenommen. Im ganzen Norden Missouris griffen Mobs die Siedlungen der Heiligen der Letzten Tage an, setzten Häuser und Felder in Brand, stahlen das Vieh und nahmen Gefangene, aber der Gouverneur glaubte, daß die Heiligen die Probleme verursachten. General Atchison drängte Gouverneur Boggs, herzukommen und selbst zu sehen, was sich ereignete, aber der Gouverneur schenkte lieber den falschen Berichten Glauben und befahl seinen Truppen, gegen die Heiligen vorzugehen. Er schrieb: „Die Mormonen sind als Feinde zu behandeln und müssen ausgerottet oder aus dem Staat vertrieben werden.“ (History of the Church, 3:175; (1)

Bezogen auf die Umstände die zur Vernichtung der erwähnten Auswanderergruppe führte kann man sagen, dass die einen sträflich übermütig waren und gezielt provokativ auftraten, die anderen wegen ihrer Erfahrungen mit den Missourern überreizt reagierten.

Darüber musste ich oft nachdenken.

“Missourische Wildkatzen” nannten sie sich. Die Männer prahlten damit wieviele Mormonenfrauen sie “geritten” hätten - gewaltsam.

Wäre ich Betroffener und hätte derentwegen dreimal mein Heim und Freunde verloren, und hätte ich als Gefesselter zusehen müssen wie sie meine Frau schänden, wahrscheinlich wäre ich ebenfalls ausgerastet, sobald sie erneut vor meiner Haustür lagerten und Gehässigkeiten samt Drohungen hinausposaunten.

Man weiß es nicht.

Die Missourer prahlten:
Wir sind nur die Vorhut! Nach uns kommt die Armee!”
Sie war tatsächlich auf dem Weg, die Johnston-Armee, geschickt von Washington um die Polygamie praktizierenden Mormonen zu zwingen jeder Weisung des Kongresses nachzukommen.

All diese Umstände in einem nervös reagierenden Umfeld konnten durchaus einen Taumel der Gefühle auslösen, bis hin zur Unkontrollierbarkeit.
Immer ist es die augenblicklich sich verselbständigende Stimmung die in zugespitzten Krisensituationen chaotisch hineinspielt.

Das Ganze war jedenfalls ein gewollter Zusammenstoß seitens derer, die von Missouri kommend, auch einen anderen Pfad hätten wählen können als ausgerechnet den durch das Gebiet ihrer Erzfeinde. Dabei protzig das Gewehr vorzeigend, mit dem der 39jährige Joseph Smith, 1844, ermordet wurde.

Lasst sie um Himmels willen unbehelligt davon ziehen,” erwiderte Brigham Young der Nachfolger Josephs, als er, leider zu spät, von der Sache hörte, vier Tagesritte vom Ort der Ereignisse entfernt.

Wie der Weltenrichter urteilt kann nur er wissen.

Es war und ist ein schwerer Schatten, der auf der sonst makellosen Geschichte meiner Kirche lastet.

Denen die uns nicht mögen, dienen einige andere Fakten als Waffe. Dazu gehört die sachlich nicht unbegründete Aussage, die “Mormonen” hätten eine Todesabteilung unterhalten, die Daniten.
Es gab sie die “Daniten!”, aber sie waren nie Teil der Verteidigungsgruppen die von den Kirchenführern - wie die Nauvoo-Legion – ins Leben gerufen wurde.

Dr. Arvard, ein Organsisationstalent, der ohne Wissen Joseph Smiths vor 1838 die “Daniten” als Selbstverteidigungsgruppe in Missouri gegen den antimormonischen Mob des Sklavenhaltenstaates gegründet hatte, verlor nach Aufdeckung seiner Aktionen seine Mitgliedschaft in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Auch hier ist zu bedenken, dass viele Missourer um 1835 empört waren, zu hören, dass “Mormonen” Sklaverei ablehnten und als einen Fluch betrachteten.

Es gibt sogar hochkarätige Theologen, wie Herrn Dr. Werner Thiede, die unserer Kirche eher wohlgesonnen sind und die dennoch Unterstellungen verbreiten, als wären sie die reine Wahrheit. Dr. Thiede fand es

empörend, dass die Mormonen eine Art Todesgesellschaft“ unterhalten haben, deren mormonische Mitglieder auch ‚zerstörende Engel‘ und schließlich ‚Söhne Dans‘ genannt wurden.“ (2)

Diese Behauptung ist historisch gesehen unhaltbar.
Das war es. Der Rest sind Rudimente elementarer Falschdarstellungen.

Ich frage mich und Euch: Wie würden die Verantwortlichen der Großkirchen reagieren, wenn ein prominentes Mitglied unserer Kirche schriebe, die evangelische und katholische Kirche habe eine Todesgesellschaft (wie die SS usw.) unterhalten, die als zerstörende Engel in Auschwitz wirkten“, denn tatsächlich gehörten die - von Fachlauten geschätzten - 200 000 Täter fast alle der evangelischen oder katholischen Kirche an.

Pastor Fritz Rabe Neubrandenburg - ehemals St. Georg - sagte, 1995, anlässlich einer Bürgerbegegnung zu mir:

Gerd, wenn ich Dich nicht vor einem viertel Jahrhundert kennengelernt hätte, würde ich, wie viele meiner Kollegen, bezüglich der Mormonenfrage, immer noch dasselbe törichte Zeug glauben und vielleicht verbreiten..”

Fehlinformierte Persönlichkeiten gab und gibt es seit eh und je en masse. Geschichte besteht im wesentlichen aus Irrtümern und den Versuchen zu ihrer Korrektur, seltener ist das pur Böse die Ursache oder das Sich - Austobenwollen des Zerstörerischen im Menschen. Riesige Kriege kamen auf diese Weise zustande.

Im Kleinen ist es nicht anders. Politisch kluge Köpfe wie der spätere Ministerpräsident Mecklenburg-Vorpommerns Bernd Seite, CDU, ließen sich herbei noch 1983 einer Beschlussvorlage einer Landessynode zuzustimmen, die von evangelischen Amtsträgern und ihren Gemeinden verlangte, Kontakte zur Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zu unterbinden.

Als könnten wir einen Pestbazillus verbreiten.
Warum wirklich?
Denn jede einzelne angebliche "Sonderlehre" der Mormonen ist nachweislich Teil der urkirchlichen Theologie gewesen. (3)

Die Sache um die es sich handelt ist ganz einfach:
Der Erkennungseffekt wirkt nicht.

Die meisten großkirchlichen Geistlichen widerkäuen was ihnen in Vorlesungen von angeblichen Sektenkundlern beigebracht worden war.
Schreckliches Zeug.
Wie kann es sein, dass deutsche Universitäten ein Jahrhundert lang! haarsträubende Falschdarstellungen als Fakten verbreiten, die ja “nur” die Mormonen betreffen..
Wie unehrlich es dabei insgesamt zugeht habe ich an einem drastischen Beispiel im Internet schon unterbreitet. (4)
In einer einzigen Expertise - nur 5 Seiten umfassend - gab es 16 gravierende Fehler, die bedauerlichweise Herr Prof. Dr. Samuel Leuenberger zu verantworten hat. Vergleichbar wäre es, jemand von Rang und Namen würde ernsthaft  behaupten, dass es Marsmenschen gibt.
Jeder der angesprochenen Fehler drückte exakt und nachweisbar das Gegenteil der Wahrheit aus. 

Quellen:

1.) Offizielle Webseite der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage 
2.)Die Heiligen der Letzten Tage – Christen jenseits der Christenheit“, 2001, S. 31, Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Fußnote
3.)  Gerd Skibbe "Streizüge durch die Kirchengeschichte" - aus dem Blickwinkel eines Mormonen" im Internet vollst. abrufbar
4.) Gerd Skibbe “Offener an Sektenbeauftragte in Deutschland” im Internet vollst. abrufbar

 

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