Samstag, 21. November 2015

Perfektion - eine Illusion?


Vielleicht erscheint es weit her geholt. Doch in Wahrheit geht es immer um Bildung, um meine und deine Umgestaltung, wie Jesus sie uns vorstellte:

"Darum sollt ihr perfekt werden, gleichwie euer Vater im Himmel ist." 

Gerechtdenkend zu leben und zu urteilen, wahrhaftig und unentwegt gut und sich rücksichtsvoll gegenüber anderen zu verhalten, ist der Wille Gottes. Davon redet die Bibel immer. Sie sagt es eindringlich.
Halbgeschiffene Rohsteine dürfen wir, die ihr Glauben schenken, also nicht bleiben. So zu sein, wie wir nun einmal beschaffen sind reicht nicht aus, weil es ewige Ideale gibt, die verwirklicht werden wollen.
Daraus folgt, dass wir nur den Ideologien und Religionen vertrauen dürfen deren Lehren, Weisheit und Kraft klar darauf ausgerichtet sind uns zu motivieren das Beste aus uns selbst zu machen. Leute die selbst den Andersdenkenden angenehm sind.
Lessing ist es wichtig: Sein Gleichnis ist der Kern des Ideendramas "Nathan der Weise".
Ein Mann besitzt ein wertvolles Familienerbstück, einen Ring, der die Eigenschaft hat, seinen Träger 

„vor Gott und den Menschen angenehm“ zu machen, wenn der Besitzer ihn „in dieser Zuversicht“ trägt. 
Es ist der Ring der Toleranz, das Urerbe des ursprünglichen Christentums. In Wirklichkeit kann ihn jeder erwerben, aber nicht ohne Mühe.

Kaum jemand hat es präziser formuliert als der evangelische Pfarrer Ernst Ferdinand Klein, 1930:

"Religionen die uns nicht die sittliche Kraft zur Selbstüberwindung verleihen können haben keine innere Berechtigung."  

Uns zu ermutigen die uns eigene kriminelle Energie zu erkennen und sie durch Selbstüberwindung zum Guttun umzuleiten ist Teil des Planes Gottes.  
Nur Marmor, Granit und anderes Baumaterial müssen sich gefallen lassen, gewaltsam bearbeitet zu werden. 
Es ist etwas, das wir selbst mit dem Feinsinn des Verlangens nach Harmonie, an uns selbst gewollt und frei, aus eigener Einsicht leisten können. 

Das Wirken mit Hammer und Meissel kam und kommt in der traurigen Welt- und Kirchengeschichte viel zu oft vor.
Wir sind nie geschützt vor Prahlern die uns auch gegenwärtig ihre Weisheit mit der Faust aufs Auge drücken möchten.
Rückblickend graust es jeden der sich deutlich macht, wie die Islamisierung bedeutender Weltteile, die allgemeine Christianisierung sowie die Bolschewisierung geschah, um nur diese drei Beispiele zu nennen.
Es war stets die eisern eingeforderte Unterwerfung unter das neue Diktat, im Namen der Wahrheit.
Unter fliegenden Fahnen unterschiedlicher Farben und Symbole, mit der jeweils selben Botschaft kam es über die Betroffenen wie ein Unwetter: Und willst du nicht mein Bruder sein, dann schlag ich dir den Schädel ein.
Ekelhaft ist die Heuchelei nicht weniger Christen. Im Namen des Gottes der Toleranz und der Vernunft wurde ausgerottet was sich ihrem Vormachtanspruch widersetzte.
Christen nannten sich diejenigen die mithalfen den Hellenismus, das so bezeichnete "Heidentum" und alles was ihnen verdächtig vorkam als barbarisch darzustellen um es dann mit tödlicher Gewalt zu zermahlmen.
Höchstes Entsetzen rief damals im 6. Jahrhundert Kaiser Justinians Befehl zur "restlosen" Christianisierung hervor.
Nicht minder ekelhaft war und ist Lenins Brief: "Tod den Kulaken"
Da wie hier betraf es viele Millionen. Kein Unterschied. Weder in der Sache, noch in der Idee.
Unglaublich, dass es sonst gescheite Menschen gibt, die sowohl Justianian wie andernfalls Lenin ungerührt verehren. Natürlich haben beide gemeint, sie dienen der Gerechtigkeit. Natürlich haben sie auch Gutes bewirkt. Natürlich verdienen sie gerecht beurteilt zu werden. Aber das macht das Grauenvolle nicht ungeschehen.

Den Ideologen irgendwelcher Revolutions- oder Bekehrungsideen müssen wir klar widersprechen: Bearbeiten lassen wir uns nicht. Wenn ihr könnt, überzeugt uns mit Gründen der Vernunft.
Wir wollen wie ihr das Beste aus uns herausholen. Wie ihr sehen wir das Ideal, ähnlich wie Michelangelo seinen noch tief im Innern des Marmorblocks steckenden David voraussah.    
Die großen Künstler der Welt bewiesen es, man kann sogar aus nichtssagenden, toten Steinen Perfektes herauszaubern -  nur: wir sind verwundbares Rohmaterial. 


Michelangelo-David JB01.JPG
 Wikipedia: Michelangelo (1504) David





Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen