Mittwoch, 26. Oktober 2016

Geschichtskritische Betrachtungen aus dem Blickwinkel eines Mormonen - (5) 1.5 Unnötige Kontroversen zwischen Paulus und Petrus (5) G. Skibbe


          1.5   Unnötige Kontroversen zwischen Paulus und Petrus

1.5.1 Die „Gemeinsame Erklärung der Evangelischen und Katholischen Kirche von 1999
    
Einige Bemerkungen im Vorab:
Wegen der Frage ob getaufte Juden Tischgemeinschaft mit getauften Nichtjuden haben dürften, entstanden in den 60er Jahren Differenzen, die seitens des „Heidenapostels“ Paulus noch vergrößert wurden, indem er die Botschaft von Christus scheinbar auf „die alleinseligmachende Gnade Gottes“ reduzierte. Das konnte Petrus nicht unkommentiert stehen lassen. Im Gegensatz zu Paulus der grob werden konnte, verlor Petrus nie den Geduldsfaden. Er tadelt Paulus sehr behutsam, wie im Folgenden gezeigt wird.
Die Behauptung einiger Theologen, Petrus könne nicht der Verfasser  der nach ihm benannten beiden Briefe sein, ist unhaltbar.  Die folgende Schlussfolgerung ist keineswegs überzeugend.
„In 1. Petr 1,1 stellt sich Petrus zwar als Verfasser vor, ganz ähnlich wie im 2. Petrusbrief, wo er sich als Simon Petrus einführt (2. Petr 1,1). Aber der Brief ist in einem vorzüglichen Griechisch geschrieben. Hier ist sicher die Frage erlaubt, ob man so etwas vom historischen Petrus wirklich erwarten darf.
Auch zitiert der Verfasser durchgängig die Septuaginta, also die griechische Bibelübersetzung. Petrus hat aber mit großer Wahrscheinlichkeit die hebräische Bibel gelesen. Er hätte Bibelzitate dann doch wohl auch vermutlich in einer eigenen und deshalb freieren griechischen Übersetzung gebracht.

Und dann stellt sich der Verfasser in 1 Petr 5,1 überraschenderweise als Presbyter vor.“ (46)  Dr.Joerg Sieger – Einleitung in das Neue Testament.


Erstens: Petrus hielt sich als  Haupt der Kirche, in Antiochia (Antioch) auf, - der orthodoxen Überlieferung nach seit 42 - also im griechischsprachigen Raum.  Dort amtierte er mindestens noch in den 50er Jahren. Petrus leitete die Kirche vom Zentrum des Geschehens der missionierenden, sich rasch ausdehnenden Großgemeinde. Ein Leiter solcher Kirche empfängt täglich Informationen. Er muss letztlich im Fall wichtiger Lehrdifferenzen eingreifen und Entscheidungen bei strittigen Amtsbesetzungen treffen, ungerechtfertigte Exkommunikationen korrigieren, fragliche Bischofsordinationen in Betracht ziehen. Die Transportwege für Nachrichten und Weisungen vom östlichen Rand der Kirche zur Peripherie im Westen hätten sich ums Doppelte verlängert.
Notwendigerweise verfügte er über mindestens einen sprachkundigen Sekretär. Es ist eher unwahrscheinlich, dass er den Mitgliedern Hinweise und Belehrungen in Hebräisch gegeben hätte, zumal alle gebildeten Juden auch Griechisch verstanden.  
Er kann auch nicht in den 40er Jahren oder irgendwann später Bischof von Rom gewesen sein, wie die auf jeden Fall geschönte römisch-kath. Papstliste behauptet.
„…Bücher anerkannter römisch-katholischer Gelehrter „Saints and Sinners“ von Dr. Eamon Duffy von der Cambridge Universität und „The Catholic Church“  von Dr. Hans Küng von der Universität Tübingen liefern uns gleichlautende Berichte über das Aufkommen der Vorstellung von einer päpstlichen Vorherrschaft und über das Dogma der apostolischen Sukzession seit Petrus. Beide erkennen an, dass nichts im Neuen Testament Petrus mit Rom in Verbindung bringt. Die Bibel offenbart, dass der Apostel Paulus den Römerbrief geschrieben hat, und Paulus erwähnt Petrus noch nicht einmal bei all den Grüßen, die er über 20 Geschwistern in Rom sendet (Römer 16). Als Paulus ca. 60 n.Chr. nach Rom kam, erfuhr er, dass die Obersten der Juden dort noch nicht einmal vom Evangelium Jesu Christi und dem Reich Gottes gehört hatten (Apostelgeschichte 28, 17-24). Wäre Petrus zu jener Zeit bereits seit Jahrzehnten der Bischof von Rom gewesen, wäre ihnen dann wirklich die Botschaft Christi unbekannt gewesen? Die Idee, dass Petrus in Rom war, ist eine aus dem zweiten Jahrhundert stammende Vorstellung, die im vierten Jahrhundert populär wurde, nachdem Konstantin das Christentum zur offiziellen Staatsreligion des Römischen Reichs erklärt hatte. Die Gelehrten Duffy und Küng zeigen auf, wie die Bischöfe von Rom eine gemeinsame Anstrengung unternommen haben, um die Vorherrschaft über andere Kirchen zu erringen, indem sie eine Reihe von Behauptungen aufstellten. Irenäus von Lyon stellte eine Liste zusammen, die angeblich die Leiter der römischen Kirche bis zurück zu Petrus und Paulus zurückverfolgte.
Dr. Küng erklärt: "Bischöfe der Katholischen Kirche sind (wie die der Anglikanischen und der Orthodoxen Kirchen) daran interessiert, sich selbst als ‚Nachfolger der Apostel' zu bezeichnen… [doch]… es kann nicht bestätigt werden, dass die Bischöfe im direkten und ausschließlichen Sinn ‚Nachfolger der Apostel' sind… die früheste Liste von Bischöfen [von Irenäus zusammengestellt]… ist eine Fälschung aus dem zweiten Jahrhundert" (47) (Küng, Seiten 30-31). Douglas S. Winnail „Päpstliche Vorherrschsft“, 2009
Indirekt bestätigen andere katholische Quellen den Trend dieser Feststellungen:
„Das Fest der Kathedra Petri, also des Bischofsstuhls des Papstes als Stellvertreter Christi auf Erden, dient dem Gedenken des besonderen Hirtenamtes des Papstes, das Christus dem Petrus übertragen hat. Es ist in Rom schon Mitte des 4. Jahrhunderts bezeugt. Seit dieser Zeit wurde nachweislich ein aus Antiochia stammender Stuhl gezeigt, auf dem Petrus sein Hirtenamt ausgeübt haben soll.“  (48) Martyrologium Sancrucense

1
Petrus hl.
33(?)–67(?)
2
Linus hl.
Römisches Reich
67(?)–79(?)
Historizität ist nicht gesichert.
3
Anaklet hl.
Römisches Reich, Rom
79(?)–88(?)
Historizität ist nicht gesichert.





















Die Syrisch-orthodoxe Kirche führt Petrus in ihrer Liste der Patriarchen Antiochias obenan. Es ist extrem unwahrscheinlich, dass Petrus fernab der kirchlichen Zentren Jerusalem und Antiochia zusätzlich zu seinen Leitungspflichten über sämtliche Gemeinden bis Indien, die Last der Leitung einer Gemeinde – als Bischof von Rom -  tragen wollte oder sollte, zumal in Babylon (ἐν Βαβυλῶνι).
Petrus könnte sich besuchsweise in Rom aufgehalten haben.
Überhaupt sind alle Daten bis Hippolyt (etwa 220) nicht belegt, wie die offizielle Papstliste bestätigt.

Zweitens: nutzten die Christen des Gebietes in dem Petrus wohnte und amtierte die Septuaginta.
Drittens: alle würdigen Männer trugen das höhere Priestertum und waren damit Älteste. (vom griechischen πρεσβύτερος, presbýteros, „Ältester“)
Auch die Mitglieder der Ersten Präsidentschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage  sind Älteste. Joseph Smith, der damalige Präsident wurde bekanntlich „der erste Älteste“ genannt.
Hier ist ein weiterer Einschub unerlässlich:
Nachdem Konstantin die Kirche in den Rang einer staatlichen Institution „erhob“ erschwerte er den Zugang zum Priestertum durch jedermann (schon wegen der Steuerbefreiung die christlichen Priestern zugesprochen wurde)
Allem Anschein nach trugen, wegen des urchristlichen Gleichheitsgrundsatzes, bis 325, alle als würdig betrachteten Männer über 13 das Priestertum, wenn auch unterschiedliche Grade:
„Der Bischof bestimmt den in der Gemeinde zum Presbyter, (Ältesten oder Priester G.Sk.) der sich nach seiner Ansicht für dies Amt eignete, und der ihm gefiel oder dem sein Märtyrertum von vornherein diese Würde verlieh... Bei der Ordination von Diakonen durch den Bischof verspricht dieser, wenn der Diakon tadellos gedient hat, kann er später „das erhöhte Priestertum" empfangen... Noch „waren die Bischöfe einfach die Vorsteher im Kreis der Ältesten und hatten keine besonderen Rechte...“  (49) Jungklaus, „Die Gemeinde Hippolyts dargestellt nach seiner Kirchenordnung“
 
Der westliche Wirkungsbereich der ersten Apostel um 70 n. Chr.


Der Tenor der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre vom 31. Oktober 1999" lautet:  Du musst dich nicht anstrengen deine Religion zu leben. Du hast vor Gott nur die Pflicht auf ihn zu vertrauen. Da, im erwähnten Papier, heißt es: 


"Wir werden umsonst erlöst... Rechtfertigung geschieht allein aus Gnade... sola gratia." 


Das hat Christus nie gelehrt. Er setzte die Kriterien der Erlösung. Sie finden in der Erklärung keine Erwähnung.

Angesichts der wachsenden Bedrohung unserer angeblich christlich orientierten Welt durch rabiate Islamisten stehen wir allesamt in der Pflicht, mit den uns von Gott verliehenen Talenten zu "wuchern", "unser Licht leuchten zu lassen"... wir haben "das Salz der Erde" zu sein. Wir haben zu verinnerlichen, dass wir "alles was wir einem Geringen getan haben, ihm antun"... Wir haben die Gefangenen zu besuchen und sie herauszuholen aus ihrem Elend.

Das wir dies tun müssen, um letztlich vor Gott gerechtfertigt dazustehen kommt in der sogenannten Rechtfertigungslehre nicht zum Ausdruck. Im Gegenteil. 


Bewusst oder nicht wird dort verdrängt, dass Luther noch klar betonte, dass wir einmal vor Gott zu verantworten haben, was  wir angerichtet haben. 

 In den vielen Sätzen dieser "Erklärung" kommt Jesus nicht zu Wort - außer in einem völlig aus dem Zusammenhang gerissenen Zitat, das Petrus und seinen rechtmäßigen Nachfolgern die Vollmacht verleiht, Sünden zu vergeben -. 

Die "Gemeinsame Erklärung" beruft sich wieder und wieder auf Paulusbekenntnisse.

Aber es ist nicht einmal lupenreiner Paulinismus der da verkündet wird. Denn diesen Paulussatz: "Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten!" (50) Galater 6: 17 unterschlägt die Erklärung.

Dieser Satz jedoch relativiert sämtliches Schrifttum Pauli!


Weil das der Fall ist, wurde er ausgeklammert. Doch die Aussage, dass der Mensch ernten wird was er sät, ist auch logisch unanfechtbar.

Man muss, manchmal sehr mühsam, Gutes säen.

Die Konsequenz der "Erklärung" lädt dagegen geradezu zur Faulheit ein, zum Nichtstun, während die Gebote Christi generell lauten: Bemüht euch! z.B. um eure Vervollkommnung. Wörtlich und im Zentrum der Bergpredigt steht darum jene große Aufgabe festgeschrieben, die ganz und gar nicht ins Konzept des Protestantismus passt:


"Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel, vollkommen ist!"


Hier handelt es sich jedoch nicht um ein rhetorisches Element einer Predigt, sondern um ein Gebot Christi! 
Fest steht: ein um Perfektion bemühter Artist muss täglich sechs bis zehn Stunden harte Arbeit leisten.


Der Heidenapostel Paulus  wurde allerdings ohne sich darum bemüht zu haben Christ, Gott selbst rief ihn an. Er hat ausnahmsweise auf diesem Weg erfahren, dass er in die falsche Richtung gelaufen war.

Dieser Fall kann und darf aber nicht verallgemeinert werden.


Das hätte Paulus sich sagen müssen. Er stellt stellenweise die damalige Kirchenlehre in Frage: "bemühe dich Licht zu erlangen", indem er wiederholt verkündet: er selbst sei aus reiner Gnade von Gott aus dem Irrtum und Dunkel der Ablehnung herausgerissen worden... und so überhöht er den Begriff Gnade.  

Gnade, Gnade, Gnade. Sola gratia!  

Petrus der Präsident der noch jungen Kirche ist empört, dass Paulus - "unser geliebter Bruder Paulus" mit bedeutenden Begriffen, wie diesem, recht missverständlich umgeht. Weitsichtig ist er verärgert darüber, dass Paulus nicht ganz unschuldig daran ist, wenn Spätere folgenden Widersinn zu Papier bringen: 




Petrus Gnadenverständnis unterscheidet sich von dem seines Juniorpartners erheblich. Das muss er korrigierend aussprechen. Er, Petrus ist die, von Jesus eingesetzte "Säule" der Kirche, nicht Paulus. Petrus hat in Sachen Theologie das letzte Wort.

Er weist den übereifrigen Mann, wenn auch sehr behutsam, zurecht. Um zu definieren was die Kirche unter dem Begriff "Gnade" verstehen soll erläutert Petrus:


"... wenn ihr um guter Taten willen leidet und es ertragt,  das ist Gnade bei Gott.

Denn dazu seid ihr berufen, da auch Christus gelitten hat für euch und euch ein Vorbild hinterlassen, dass ihr sollt nachfolgen seinen Fußtapfen; er, der keine Sünde getan hat und in dessen Mund sich kein Betrug fand;..."  (51) 1. Petrusbrief 2: 2-25


In Christi Fußtapfen gehen ist Gnade... 

Petrus wird sich sehr zusammen genommen haben, nicht aus der Haut zu fahren, eben weil Paulus verallgemeinert, was nicht verallgemeinert werden darf.  Denn wie der Trend des Judentums, war seines Herrn Lehre, die des Tuns des Guten. Allerdings bestand das jüdische Verstehen vom Tun des Guten, nicht wie bei den Christen darin Ketzer zu köpfen, wie an Bischof Priscillian im Jahr 385 geschehen, oder etwa darin eine ganze Gemeinde auszurotten weil sie urchristlich glaubte, wie 366, unter aktiver Teilnahme des Papstes Damasus zu Rom geschehen. 


Jahrelang begleitete Petrus seinen Christus. Er hatte jedes Wort und seinen Geist in sich aufgesogen. Kaum jemand kannte, wie er, die ewig gültigen Prinzipien des Erlösers.  Er schreibt entschieden und zugleich sehr um Versöhnung bemüht:


Seid überzeugt, dass die Geduld (griech. ypomoni) unseres Herrn eure Rettung ist. Das hat euch auch unser geliebter Bruder Paulus mit der ihm geschenkten Weisheit geschrieben; es steht in allen seinen Briefen, in denen er davon spricht. In ihnen ist manches schwer zu verstehen und die Unwissenden, die noch nicht gefestigt sind, verdrehen diese Stellen ebenso wie die übrigen Schriften zu ihrem eigenen Verderben.” (52) 2. Petrus 3: 15-16


Petrus kennt den Begriff Gnade sehr wohl, verwendet ihn hier aus guten Gründen nicht. Petrus geht sehr weit. Er warnt. Paulus Trugschluss führe unweigerlich ins Verderben. Wegweisend fand er für den ersten Satz einen Begriff der die Erwartungshaltung Gottes einschließt: wir könnten mehr tun. Der Herr warte auf dieses unser Guttun mit schier unglaublicher "Geduld". 

Jakobus, dagegen, des "Herren Bruder" konnte Paulus ständige Überbetonung einer durchaus wichtigen Lehre - wenn sie im Licht der Bergpredigt betrachtet wird - nicht mehr hören. Verärgert fragt er zurück: Soll daraus folgen, gute Taten wären zur Erlösung nicht nötig? Jakobus schreit die Antwort: "NEIN!" , geradezu heraus:


 "Willst du aber erkennen, du eitler Mensch, dass der Glaube ohne Werke tot sei?" (53) Jakobus 2: 20


In seinem Brief an die Galater reagiert Paulus, sei es auf schriftliche oder mündliche Hinweise schließlich. Er korrigiert sich, sieht sich plötzlich in der Pflicht Missverständnissen vorzubeugen und schreibt - nun unmissverständlich - :

„Irret euch nicht, was der Mensch sät, das wird er ernten.

Das Nichttun, - die Kontemplation, das Nichtsdazutun - sowie jede Art von Lehre der Idee vom "Nichtsdazubeitragenkönnen" betrachtet Petrus  als eine ins Verderben führende Lebenseinstellung.

Wie Paulus geht es ihm um die Frage der persönlichen Erlösung. Für Petrus allerdings ist es eine massive Irrlehre etwas zu verkünden, dass zur Annahme führen könnte, der bloße Glaube an Christus genüge um den schuldig gewordenen Menschen freizusprechen. 

Eben diese von Petrus verworfene Geisteshaltung und Philosophie wird fast anderthalbtausend Jahre später Martin Luther aus seinen persönlichen, durchaus nachvollziehbaren Gründen zur Basislehre seiner Theologie erklären.

Sie wird zwar den Protestantismus hervorbringen aber ihn zugleich in die offensichtliche Bedeutungslosigkeit treiben.


Natürlich kann man Martin Luther verstehen: er hatte vom Tun her geleistet was er konnte... und fühlte sich dennoch verdammt. In den vielen Jahren seiner Zeit als Augustinermönch war er überstreng mit sich selbst umgegangen und war bemüht alles zu halten was die Ordensregeln - aber nicht Christus - von ihm verlangten:


"Wahr ist's, ein frommer Mönch bin ich gewesen und habe so gestrenge meinen Orden gehalten, dass ich's sagen darf: Ist je ein Mönch gen Himmel kommen durch Möncherei, so wollt' ich auch hinein kommen sein. Das werden mir bezeugen alle meine Klostergesellen, die mich gekannt haben. Denn ich hätte mich, wo es länger gewähret hätte, zu Tode gemartert mit Wachen, Beten, Lesen und anderer Arbeit."


Da fühlen wir alle in liebevoller Weise mit ihm und stehen an seiner Seite, denn vor und zu seinen Zeiten wollten die Christen durch ‚besonders gute Taten’ Erlösung finden, nämlich in Pilgerreisen, im Reliquienerwerb (die ohnehin überwiegend Falsifikate darstellten), in der Teilnahme an endlosen Kreuz- und Kriegszügen gegen Islam, Heiden-, Ketzer- und Judentum. Das Gutsein bestand aus Kasteiungen, langanhaltenden Wiederholungen gewisser Floskeln, im fast pausenlosen "Vater-unser" Geplapper und im geradezu blinden Gehorsam gegenüber jeweiligen kirchlichen Vorgesetzten. Das waren weder Guttaten noch waren sie wünschenswert.


Aber dann fiel Bruder Martin ins andere Extrem mit Verneinung der Fähigkeit des Menschen zu seiner Erlösung beizutragen. Was dabei praktisch an Gleichgültigkeit vieler Gläubigen herauskam ist unübersehbar negativ.


Ganz anders Joseph Smith:
Er sagte er habe zuvor Gott um Erkenntnis gebeten und dann seien ihm diese Worte offenbart worden:


"Wahrlich (der allmächtige Gott, Schöpfers Himmel und der Erde) sagt: Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus ihrem eigenen, freien Willen tun und viel Rechtschaffenheit zustande bringen; denn die Macht ist in ihnen, wodurch sie für sich selbst handeln können." (54) Lehre und Bündnisse 58:27


Auch 


" für Erasmus (von Rotterdam) war es schon aus pädagogischen Gründen nicht anders

denkbar, als dass der Mensch durch seinen freien Willen an seinem Heil mitwirkt. Luther

dagegen war im Hinblick auf die sittlichen Möglichkeiten des Menschen äußerst pessimistisch.

Für ihn hing alles allein von der freien Gnade des allmächtigen Gottes ab, die für ein auch noch so geringes Mitwirken des Menschen am Heil keinen Platz ließ."  (55)  Thomas Martin Schneider "Freiheit bei Martin Luther"



Diese Einstellung ist die Linie der offiziellen evangelischen Kirche Deutschlands. Auch weil "Mormonismus" dem entgegensteht, verurteilen gewisse Exponenten des Protestantismus die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.

Origenes (185-265) beteuerte ebenfalls wie Joseph Smith und damit völlig anders als Luther, der immer von der eigenen Erfahrung ausgeht, aber eben nicht berücksichtigt, dass die Forderungen seines Ordens andere waren, als die des Christus die er in der Bergpredigt formuliert hatte. Der große Alexandriner (Origenes) verkannte keineswegs die Rolle der Gnade Christi, doch er lehnte jede Übertreibung konsequent zurück: 


„Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene
Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die
Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorausgesehen
und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten.“
 (56) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft ... Mohr - Siebeck, 3. Auflage



Das ist ausgewogener, verständlicher Klartext. Er erregt keinen Widerspruch.

Wären die Großkirchen bei Origenes geblieben dann hätten sie sich nicht dermaßen arrogant gegen Christus verhalten, indem sie, gleich nach der staatlichen Anerkennung des Katholizismus, im 4. Jahrhundert, alles Menschenmögliche unternahmen - und zwar jahrhundertelang -, die Freiheit der Kinder Gottes zu vernichten!   

Weil sie es taten rief der allmächtige Gott die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1830, erneut ins Leben. ER restaurierte was Menschen verdarben. 

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