Dienstag, 16. April 2024

"Ist ein Rückzug aus dem Ruinösen möglich?“ by Gerd Skibbe

 

Vorwort


Im November 2004 legte Richard J. Mouws, Präsident des einflussreichen neoevangelikalen Fuller Theological Seminary, Pasadena, Kalifornien Mouw auf CNN Belief Blog seine Auffassungen über den Dialog zwischen Mormonen und Evangelikalen dar, in welchem er eine Schlüsselrolle spielte.

Bei der Vortragsveranstaltung im Salt Lake Tabernacle am Temple Square in Salt Lake City, Utah entschuldigte Mouw sich bei den Mormonen für die Art und Weise, wie viele Evangelikale mit dem mormonischen Glauben umgegangen seien. „Lassen Sie es mich klar sagen“, sagte Mouw. „Wir Evangelikalen haben gegen euch [Mormonen] gesündigt.“

Taking the pulpit to speak of the event's historic nature, Fuller Theological Seminary President Richard Mouw addressed a capacity crowd of several thousand, offering a stunningly candid apology to members of The Church of Jesus Christ of Latter-day Saints and noting that "friendship has not come easily between our communities." He dubbed the evening "historic" and apologized that Evangelicals "have often misrepresented the faith and beliefs of the Latter-day Saints." Deseret News 15. Nov. 2004

Seit seiner formellen Entschuldigung an die Mormonen wurde er von einigen in der evangelikalen Gemeinschaft dafür kritisiert, dass er das zugab.

Mehrere mormonische Kommentatoren würdigten hingegen Mouws Bemühungen, ihren Glauben besser zu verstehen

 „Seit nunmehr 12 Jahren findet ein Dialog zumeist hinter verschlossenen Türen zwischen etwa ein Dutzend Evangelikaler und einer gleichen Anzahl von Mormonen statt. Der Mormone Professor Robert Millet von der Brigham Young University, einer Universität der Mormonen, ist der wichtigste Vertreter der Mormonen in diesem Dialog.“ Mouw kommt zu dem Schluss: „Wir Evangelikale und unsere mormonischen Gesprächspartner stimmen in einigen wichtigen theologischen Fragen nicht überein. Aber wir haben auch erkannt, dass wir in einigen Dingen gar nicht so weit auseinanderliegen, wie wir dachten.“

Was aus Sicht Mows die Mormonen von Sekten unterscheidet, ist ihre Bereitschaft zum Dialog. Dass Mormonen an ihrer Brigham Young University Kurse über Weltreligionen anbieten sowie Dozenten beschäftigt, die Studienabschlüsse an renommierten Universitäten erlangten, ist für Mouw ein Indiz, dass Mormonen keine klassische Sekte sind wie etwa die Christliche Wissenschaft oder die Zeugen Jehova.“  Deseret News 15. Nov. 200

Erst jetzt, nach vielen Jahrhunderten geist- und gedankenlosen Dahersagens richten sich immer mehr Augen fragender Trinitarier auf diese Schriftstelle des Athanasianums:wir (sind) gezwungen, in christlicher Wahrheit jede einzelne Person für sich als Gott und als Herrn zu bekennen…“ 

Erst unter die Lupe genommen wird deutlich, was dieses kleine, aber wichtige Wortspiel feststellt. Die „christliche Wahrheit“ lehrt Polytheismus, keineswegs Trinitarismus.

Umgehend jedoch erklärt der zweite Teil des strittigen Teils des Athanasianums, dass alle nachnicänischen Christen, diesen biblischen Bekenntnisteil verwerfen müssen, (- andernfalls droht ihnen ein Fluch -).  Niemand, der selig werden will, darf weiterhin polytheistisch glauben, denn: „...  der katholische Glaube, (verbietet) von drei Göttern oder Herren zu sprechen.“

Hier findet ein noch nicht beendeter Ringkampf statt.

Wer ist stärker, die christliche Wahrheit oder der katholische Glaube?

Der katholische Glaube besteht in diesem Fall aus der Formel 1 + 1+ 1= 1, während das Nennen des einzig denkbaren Resultates, 3, den Christen von gewissen Oberchristen untersagt wird.

Prof. Bernd Oberdorfer, Augsburg, Fachmann für systematische Theologie spricht das Dilemma offen an: „Verlegenheit ist noch das Harmloseste, was viele Christen (darunter nicht wenige Theologen) befällt, wenn die Sprache auf die Trinitätslehre kommt. Muss, wer an Jesus Christus glaubt, sich auch das paradoxe „Hexeneinmaleins“ (Goethes) zu Eigen machen, dass Gott einer und drei zugleich ist?“ „Zeitzeichen“, evangel. Kommentare, Aug. 2004

Prosper Alfaric, ein Expriester der Katholischen Kirche, fragte spöttisch:

„Kann (man) einem Christen einen größeren Streich spielen, als ihm die Frage zu stellen, was ist Gott?“  „Die sozialen Ursprünge d. Christentums“

Papst Johannes Paul II. dem wir alle für seinen Beitrag zur Beendigung des „kalten Krieges“ zu Dank verpflichtet sind, sprach immer wieder, betont gutwillig, von den drei monotheistischen Religionen: Judentum, Islam, Christentum.

Aber Urchristen würden stirnrunzelnd den Kopf schütteln. 

Psalm 81 spricht von Göttern: „Gott steht in der Gottesgemeinde und ist Richter unter den Göttern.“  Jesus spricht ebenfalls von Göttern: „Steht nicht geschrieben in eurem Gesetz: Ich habe gesagt: Ihr seid Götter? Wenn er die Götter nennt, zu denen das Wort Gottes geschah – und die Schrift kann doch nicht gebrochen werden –, wie sagt ihr dann zu dem, den der Vater geheiligt und in die Welt gesandt hat: Du lästerst Gott –, weil ich sage: Ich bin Gottes Sohn?“ Johannes 10,34-36

„Irenäus (160-?) stellte das Gottsein von Sohn und Geist klar heraus, „beiden kommt ein personales Sein zu, da sie gemeinsam mit dem Vater handeln.“ www. dogmatic. „Die vornizänische Theologie“, 2009, Uni-Bonn

"Wir lehren … zwei, den Vater und den Sohn und eigentlich drei mit dem heiligen Geist, entsprechend dem Wesen der Ökonomie, die eine Mehrzahl bedingt...“ „Tertullians (160-220) Bemerkung ad Praxean c. 13 und 19. c. 13“ bei Max Mühl „Zum Problem der Christologie…“ 1968

Origenes (185-254), der von der Kirche des 6. Jahrhunderts aus nachweislich* politischen Gründen im 6. Jahrhundert verfluchte * Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"

– tatsächlich aber ehrlicher Überlieferer der Apostellehren, war ein von sämtlichen Gemeinden seiner Zeit anerkannter Schiedsrichter in Glaubensfragen -. Er sagte, damals unwidersprochen: „Rangältester von allen Geschöpfen ist der ewig aus dem Willen des Vaters gezeugte Sohn Gottes. Er ist dem Vater nur „gleich“ im Sinne von ähnlich... der Sohn ist das Abbild (Kolosser 1: 15) geringer als Gott selbst (Joh. 14: 28) an dessen Gottheit er nur Teil hat und dem er als der“ zweite Gott“ in jeder Hinsicht subordiniert ist... der Logos, die „Erlösung“... als Logos das Organ der weiteren Schöpfertätigkeit ...d.h. „Der Sohn ist dem Vater nachgeordnet, er ist dem Vater nur ähnlich, er ist eine andere Person.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O

Und dann: Sah Stephanus nicht zwei getrennte Personen, Christus „zur Rechten des Vaters stehend“

Ja, er ist da, der eine, einzigartig Große, Allmächtige, der Architekt des Weltalls, Elohim, der buchstäbliche Vater Jesu Christi, der ihn den „allein wahren“ Gott nannte, und ihn anrief, sich IHM unterwarf und den wir im Namen Jesu Christi um Schutz und Segen bitten, den auch wir unseren Vater im Himmel nennen. Denn er ist der Vater des uns allen innewohnenden, unsterblichen Geistes, den die Alten als den „nobilitas ingenitus“ bezeichneten, der uns, jedes seiner Kinder dauerhaft glücklich und frei machen will und kann, vorausgesetzt wir widerstreben seinen Gesetzen nicht.

Aber, andererseits bedarf es vergleichsweise der Verwegenheit von Menschen, die den Nebel in Stücke schneiden wollen, sobald sie verstehen möchten was die Beschreibung des trinitarischen Gottes aussagt: Er sei eine „Wesenheit, die aus drei Personen oder Hypostasen nicht aber in drei Substanzen existiert“.

Es gibt wohl kein Ding im Weltall das unbeschreiblich wäre, außer dem angeblichen Hochwesen, den die Trinitarier als ihren „Dreieinen“ bezeichnen.

Medard Kehl SJ gibt humorvoll zu: „In „meiner“ Spessart-Gemeinde (Leidersbach-Ebersbach) erinnert man sich noch heute gerne an die Freude, die der alte Pfarrer Väth 34 Jahre lang (von 1936–1970) seinen Pfarrkindern jedes Jahr am Dreifaltigkeitssonntag bereitet hat. Nach dem Evangelium pflegte er zu sagen: „Das Geheimnis des dreifaltigen Gottes ist so groß und so tief, dass es selbst Euer Pfarrer nicht versteht. Darum fällt heute die Predigt aus –   im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.“  „An den dreieinen Gott glauben“ Vortrag beim „Tag der Katechese“ am 5. Juni 2008 in Fulda

Die leidenschaftslose Forschung die weltweit an vielen Universitäten vorangetrieben wird, zeigt uns mit ihren Ergebnissen, dass es den Glauben an den „Dreifaltigen Gott“, den „Dreieinen“, trinitarischen, vor dem Konzil zu Nicäa nicht gab, dass dieser Glaube von einem mächtigen Heiden erdacht und erzwungen wurde. 

Jedenfalls: „Die Bibel entfaltet keine Trinitätslehre. Es existiert kein Kapitel in der Heiligen Schrift, das dieses anscheinend wichtige Thema aufgreifen würde…“ Aleksandar Vuksanović „Entwicklung der Trinitätslehre in den ersten drei Jahrhunderten", St. Galler Studientag 2016.

Das gibt die Evangelische Kirche auch seit Kurzem zu: „Die Diskussion um die Trinität begann im vierten Jahrhundert nach Christus. Sie ist sehr philosophisch geprägt, da die Lehre von der Trinität in der Bibel nicht explizit vorkommt.“ EKD  2020

Einer ragt aus der Reihe der Kompromisslosen hervor: der Älteste Arius (260-337). Er weigerte sich eine - von Kaiser Konstantin (280-337) erzwungene - anstehende Änderung am ursprünglichen unter Christen gelehrten Gottesbildes zu akzeptieren. 

Dass es eine Änderung oder Neuerung war, fortan den trinitarischen Gott zu verehren, ist unter Dogmengeschichtlern unbestritten. Der lutherische Dogmenforscher, Adolf von Harnack, (1851-1930) stellte sachlich fest: „Das war eine „große Neuerung, die Erhebung zweier unbiblischer Ausdrücke (Vater, Sohn und Heiliger Geist sind „unius substantiae“ G.Sk.) zu Stichworten des Katholischen Glaubens. Sie (- die Neuerung) sicherte die Eigenart dieses Glaubens... Im Grunde war nicht nur Arius abgewiesen, sondern auch Origenes... fortan musste die Kirche die Last einer ihr f r e m d e n Glaubensformel tragen“., „Lehrbuch der Dogmengeschichte “ 

Prof. Hans Küng sagt es ähnlich: Die alte Glaubensformel wurde durch eine neue „ersetzt“. „Konstantin … (ließ) das nachher so sehr umstrittene unbiblische Wort wesensgleich griech. Homousios lat. ‚consubstatialis einfügen... Die Unterordnung des Sohnes unter den einen Gott und Vater (der Gott), wie von Origenes und den Theologen der Vorzeit allgemein gelehrt, wird jetzt ersetzt durch eine wesenhafte, substantielle Gleichheit des Sohnes mit dem Vater“ Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Isaak Newton (1643-1727), der griechisch ebenso las wie den Originaltext der Vulgata verurteilte den Trinitarismus, weil er erkannte, dass die durch das Nicänum erfolgte „wesenhafte, substantielle Gleichheit (Gleichsetzung) des Sohnes mit dem Vater“ zur Entwicklung von Zerrbildern führen musste.

„Der Abfall vom Glauben sollte damit beginnen, die Wahrheit über die Beziehung des Sohnes zum Vater zu verzerren, indem er sie gleichsetzt.“ Untitled Treatise on Revelation (section 1.4), Yahuda Ms. 1

Das noch Schlimmere daran war, dass nach Nicäa Arroganz an die Stelle des Geistes der Sanftmut und der Wahrhaftigkeit trat.

Oberste Exponenten der Überheblichkeit waren sowohl Ambrosius von Mailand (339-397) wie Damasus von Rom (305-384), die mit sämtlich verfügbaren Mitteln, dem „dreifaltigen Gott“ zum Endsieg verhelfen wollten. Was sie, nächst Kaiser Konstantin, anrichteten, um den Kern des Nicänums zur Staatsdoktrin zu erheben. wird im Folgenden beschrieben.

Die Diktatur jener kam auf, die die Macht mehr liebten, als irgendeine christliche Wahrheit.

Die harsche Unterdrückung der polytheistischen Passage des Athanasianums sollte sich für die weitere Kirchengeschichte verheerend auswirken.

Für viele Theologen erhob sich nach dieser Leugnung die Notwendigkeit weitere Anpassungen vorzunehmen. Zahlreiche Objekte ihres Faches wurden auf die Ebene reiner Knetmasse erniedrigt. „Den Akademikern (aller Zeiten G.Sk.) kam nicht zum Bewusstsein, dass die christliche Lehre ein Komplex von unveränderlichen, geoffenbarten Wahrheiten ist.“ Hertling SJ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740

Neuerungen, d.h. Änderungen ins Lehrgefüge des Christentums   einzufügen war immer und ist a priori verboten, ist Häresie.

Thomas Hägg, ein Forscher des 21. Jahrhunderts sagt: „…der Erzketzer Arius (der bedeutendste Anti-Trinitarier des Altertums) ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition." "Kirchen und Ketzer" 2004 mit Unterstützung des norwegischen Forschungbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft, Uni Bergen -

Nach Nicäa. 325, war die Kirche in Athanasianer und Arianer gespalten.

Athanasius (300-373) war eifernder Trinitarier, Arius (260-337) hingegen der die Unterschrift unter das Bekenntnis von Nicäa verweigerte, blieb bei der auch von Origenes (185-254) verteidigten, von Christus und seinen Aposteln gezogenen Linie.

Noch mindestens sechzig Jahre nach Nicäa bekannten sich trotz staatlich ausgeübter Repressalien mehr als die Hälfte aller Gemeinden arianisch – polytheistisch.

Das wird im Folgenden gründlicher besprochen.

Heutige Trinitarier befinden sich, wie ihre Meinungsbildner glauben, in absoluter Mehrheit.

In Wahrheit hat jeder Gläubige seinen eigenen Gott. Goethe fasste diesen Fakt in wenig humorig in die Worte: „Wie einer ist, so ist sein Gott, darum ward Gott so oft zum Spott“

Er selbst bekannte sich zum christlichen Polytheismus: Am 6.Januar 1813 schreibt er zur Fülle des Seins und zur Vieldimensionalität des religiösen Ich: "Ich für mich kann bei den mannigfachen Richtungen meines Wesens nicht an einer Denkweise genug haben; als Dichter und Künstler bin ich Polytheist, Pantheist hingegen als Naturforscher und eins so entschieden als das andere.“  

Ursula Homann (Arnsberg) "...wie hast du's mit der Religion?"

 

Nicht wenige aus frommen Kreisen behaupten zur Rechtfertigung und Behauptung ihrer wackligen Position: Arius leugnete die Gottheit Jesus Christus.“ kathPedia 2019

Das ist nicht wahr!

Arius, das wissen wir von Wulfila (311-383), lehrte: „Jesus ist der „filius unigenitus, Dominus et noster“... wir glauben an Gott den Vater und an seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn und G o t t, Werkmeister und Bildner der gesamten Kreatur, der seinesgleichen nicht hat.“ Gert Haendler „Die Rolle des Papsttums in der Kirchengeschichte bis 1200“

Eben dasselbe glauben die bekanntesten unter den heutigen Anti-Trinitariern: die Unitarier, Zeugen Jehovahs und die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen). Dafür hagelt es diffamierende Kritik durch Persönlichkeiten die bislang den aktuellen Stand der Erkenntnisse nur bruchstückhaft wahrnahmen.

 Der Weltkirchenrat, der selbstverständlich auf Christus ausgerichtet sein will, und dem gegenwärtig 325 Kirchen und Denominationen angehören, betont eine theologische Voraussetzung die weiterhin dem originalen Christentum widerspricht: „Obenan steht für eine Mitgliedschaft das Bekenntnis zum Glauben an den dreieinigen Gott, wie er in der Bibel …  ausgedrückt ist.“

Der „dreieinige“, trinitarische Gott wird, wie schon gesagt, jedoch in der Bibel weder erwähnt, noch irgendwie „ausgedrückt“.

Christus stellte indessen „obenan“ ganz andere Kriterien für eine legitime Nachfolgerschaft. Er fasst zusammen: „Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es …“ Joh. 14: 21

„Jeder Baum der keine guten Früchte hervorbringt wird abgehauen…“ Bergpredigt.

Das genuine Christentum will erlösen, nicht zwingen. Es bringt Licht und Frohsinn.

Es garantiert jedem das Individualrecht, das Wichtigste unter allen Rechten, ohne das es kein Menschsein gibt, sondern nur ein Sklavendasein.

Die Bibel lässt diesbezüglich nur einen Schluss zu: Niemand wird, vor dem allein wahren Gott, jemals nach einem Bekenntnis irgendwelcher Art beurteilt werden, sondern nach seinem Tun und Lassen.

Auffallend ist: der angeblich christliche Monotheismus ging, seit seiner Erschaffung, mit dem 1. ökumenischen Konzil zu Nicäa, 325, Hand in Hand mit einer Minimierung des Individualrechtes

Luther und Calvin, sowie moderne evangelische Theologie verweigern sich an dieser Stelle partiell oder ganz und gar: „...die Vernunft selbst (ist) gezwungen zuzugeben, ... dass es einen freien Willen weder im Menschen noch im Engel, noch in sonst einer Kreatur geben kann.” M. Luther „Vom unfreien Willen

Nach seinen Briefwechseln mit Erasmus von Rotterdam meint Luther: „Gottes Allmacht und sein Vorherwissen schließen menschliche Willensfreiheit aus.“ Online Dogmatik evangelischer Glaube

Weitere Stellungsnahmen Luthers und Calvins, zu diesem Thema sind erschütternd:

Der große Luther irrte, Johannes Calvin (1509-1564), ein Schweizer und Mörder des spanischen Arztes und Schriftstellers Servet, - der lebend verbrannt wurde, weil er offen bekannte: „Gott hat ein menschliches Gesicht“.

Calvin trieb den Irrsinn auf die Spitze: Es ist unglaublich zu welchen Entgleisungen er fähig war.

Calvin und sein Anhang trotzen Christus immer noch, der alle Menschen erlösen will, die seinen Weisungen folgen.

 Calvin sagte: „... die Menschen werden nicht alle mit der gleichen Bestimmung erschaffen, sondern den einen wird das ewige Leben, den anderen die ewige Verdammnis vorher zugeordnet.“ Institutio Christianae Religionis 3.21. 

Der von nahezu allen Trinitariern verfemte „Mormonismus“ sendet Licht gegen die Finsternis: „… er (Christus) kommt in die Welt, auf dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen; denn siehe, er erleidet die Schmerzen aller Menschen, ja, die Schmerzen jedes lebenden Geschöpfes, sowohl der Männer als auch der Frauen und Kinder, die der Familie Adams angehören. Und er erleidet dies, damit die Auferstehung allen Menschen zuteil werde, damit alle am großen Tag, am Tag des Gerichts, vor ihm stehen können. Und er gebietet allen Menschen, dass sie umkehren müssen und sich in seinem Namen taufen lassen und vollkommenen Glauben an den Heiligen Israels haben sonst können sie nicht im Reich Gottes errettet werden …“ 2. Nephi 9: 21-23

Calvin dröhnt: „Non agunt, sed aguntur“ – Sie (die Menschen G. Sk.) handeln nicht, sie werden gehandelt.“ Bernhard: Calvin und die Wirkungen

Sklavenhalter handelten mit Menschen und händelten sie!

Stalin und Konsorten händelten ihre Untertanen.

Welch ekelerregendes Gottesbild diese trinitarischen Herren Protestanten da schufen!

Wieder fällt das Licht des „Mormonismus“ in die Finsternis: „Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken; denn es ist in ihrer Macht, selbständig zu handeln und, wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen...“  Joseph Smith Lehre und Bündnisse Abschn. 58: 27-28

Es geht nicht um Rechthaberei, sondern um das Überleben der Menschheit. Nie zuvor war die gesamte Weltbevölkerung zeitgleich einer handvoll Mächtiger auf Tod und Leben ausgeliefert.  Zu sagen: "Daran können wir nichts ändern" ist eine Lüge.

Aus der Sicht der Verdammten, - von denen auch Augustinus von Hippo spricht, -  war dieser „ER“, Calvins, das Abbild eines Tyrannen, der den „ewig Verlorenen“ das Individualrecht vorenthält.

Calvin erwies sein Denken weit entfernt vom Urchristlichen.

Er gelobte geradezu, es sei irrig zu glauben, „…dass der Mensch durch seinen Glaubens– und Lebensvollzug die souveräne Verfügung Gottes auch nur im Geringsten beeinflussen kann.“ Ringvorlesung der Theologischen Fakultät der Universität Basel, Frühlingssemester 2009

 „Calvinismus bedeutet, du hast zu glauben, dass Gott vollkommen frei ist, einen jeden Menschen zum Heil (oder Unheil) vorherzubestimmen, ungeachtet dessen…, ob er glaubt oder nicht. Und diejenigen, die zum Heil vorherbestimmt sind, können nicht abtrünnig werden oder ihres ewigen Lohnes verlustig gehen.“ Kingdon, Robert M.: Der internationale Calvinismus und der Dreißigjährige Krieg

Er wagt es sich gegen die legitimen Vertreter der Urkirche zu stellen, denn „Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe.“ Arbeitskreis Origenes

Wir entscheiden!

Moderne katholische Theologie betont dasselbe: „Nach Auffassung des 2. Vatikanischen Konzils liegt das wahre Wesen des Menschen in seiner Innerlichkeit, seinem Herzen, „wo er selbst unter den Augen Gottes über sein eigenes Geschick entscheidet“ Karl Hörmann „Willensfreiheit“

Mit anderen Worten: „Gnosis (Erkenntnis vom Wesen Gottes und der Menschen G. Sk.) ist an keinerlei Zugehörigkeit zu irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe gebunden..., Origenes Peri Archòn II Praefatio 9.5; 9.6 erläutert „...gerade dieser anti-autoritäre Zug bei Origenes... rief später die autoritäre Reaktion der auf Machtprinzipien Beharrenden hervor, dass schließlich a l l e zur Gnosis gelangen würden, war mit dem kirchlichen Gnaden- und Wahrheitsmonopol nicht vereinbar, wie es seit Augustin beansprucht wurde.“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“ CCH Canadian Limited Bd 2

Wie auch immer. Gott – der allein wahre - liebt seine Kinder, wenn auch vielleicht nicht unterschiedslos. Er will alle erhöhen. Er ist sicher betrübt, wenn wir ihm widerstehen, unseren Willen wird er dennoch niemals brechen.

Meister Eckhart (1260-1328) erkannte das Prinzip: „Gott hat die Seele auf Freiheit und Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass er ihr über den freien Willen hinaus nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts fordern, was sie nicht will.“ 

Doch bereits Augustinus erstellte seine eigene Philosophie, die er der christlichen noch des 3. Jahrhunderts entgegengesetzt behauptete: „... nur eine relativ kleine Zahl von Menschen (zur Wiederauffüllung der durch den Engelsfall entstandenen Lücke!) ... ist zur Seligkeit vorausbestimmt. Die anderen (sind) ‚Masse der Verdammnis’.“ Hans Küng „Kleine Geschichte der katholischen Kirche“

Augustinus was wäre, wenn du…?

Wenn schon, dann verdammen wir uns selbst, nachdem wir erkannten wieviel Leid wir Unschuldigen zugefügt haben.

 F.H. Kettler fasst Origenes Weisheit geradezu „mormonisch“ zusammen: „Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen; eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat a l l e Regungen des freien Willens von Ewigkeit her vorausgesehen und e i n g e p l a n t. Sie werden gerecht vergolten.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O

Gott wird alle Regungen des freien Willens jedes Menschen gerecht vergelten, und zwar unabhängig davon ob sie gläubig sind oder nicht.

Dagegen lehrte Augustinus nicht selten das Gegenteil. Dem Hörer sträuben sich die Nackenhaare, wenn er vernimmt:

 „(Es) schmoren all jene in der Hölle, welche das Sakrament der Taufe nicht erhalten haben und deshalb von der Erbsünde ...befleckt sind – also auch ungetauft verstorbene Kleinkinder und v o r c h r i s t l i c h e Gerechte ...“ Didaktische Materialien „Dialog mit dem Jenseits“, Museum für Kommunikation 2008

So erbarmungslos formulierte vor ihm keiner.

Eigenständig dürfen wir uns gegen den Rat unseres inneren Ichs entscheiden. Andererseits dürfen wir innere Umkehr üben (Metanoia), mit der Folge, dass uns vergeben wird, vorausgesetzt wir sind „wahrhaft bußfertig“, wie das Buch Mormon lehrt. Alma 42: 24 Denn siehe, die Gerechtigkeit macht alle ihre Forderungen geltend, und die Barmherzigkeit beansprucht auch all das Ihre; und so wird niemand als nur der wahrhaft Reumütige errettet.

Letztlich entscheidet der Grad des Willens zum Gehorsam zu den Geboten Christi, ob man sich Christ nennen darf oder nicht. Die christliche Hochschule zu Alexandria sagte noch im 3. Jahrhundert: „Gottes Pädagogik und der freie Wille seiner Kinder sind die Pole des u n v e r f ä l s c h t e n Evangeliums Jesu Christi. „...der f r e i e Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen (? Hier muss es fairnesshalber lauten: „der freie Wille des Einzelnen gehört zu den Polen des christlichen…)  Systems.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. Völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O

Calvinismus und das eigentliche Christentum sind Antagonisten.

Unvergessen ist, dass Schwedenkönig Gustav Wasa 1536 an seine Untertanen in Helsingland schrieb: „Ihr habt euch zum Luthertum zu bekehren, wenn nicht, lasse ich ein Loch in den Delensee schlagen und euch darin ersäufen.“  J.Josef Ignaz von Döllinger in „Papsttum“

Die Christen der ersten Jahrhunderte dagegen betonten wie wichtig ihnen die eigene Willensfreiheit ist. Vornizänisch wurde das Evangelium Christi als willensstärkend verstanden, als „Eine neue, alle völkischen Unterschiede hinter sich lassende Lebensordnung ... Alle Menschen von sittlichem Willen (sollten) sich ihr freudig unterstellen... (Erst) diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit (könne) die Loslösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen (zustande bringen).“ Dialog des Bardesanes bei Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche…“

Das ist „Mormonismus“: das unentwegte Bemühen jedermanns zu stärken seinen freien Willen zu nutzen um andere und sich selbst aus den Zwängen irdischer Bindungen zu lösen… frei von Verwicklungen die aus Übertretungen stammen, frei von den Zwängen der Süchte zu kommen, um in Freiheit das Erlaubte und Gute zu genießen.

Zu oft brachen „christliche“ Eiferer missionarisch Menschenwillen. Das was der „allein wahre Gott“ uns geschenkt hat, darf uns jedoch niemand rauben.

Thomas von Aquin (1225-1274) wusste es:  der rechte Weg will gesucht, niemand darf dahin gepeitscht werden. „Der Wille gibt dem Menschen die Freiheit, sich zwischen Gut und Böse zu entscheiden. Gott gewährt uns die Freiheit, falsch zu handeln, aber er hat uns auch den Sinn für das Rechte und das Falsche eingegeben.“ Horst Poller „Die Philosophen und ihre Kerngedanken“ 

Tertullian nannte es gottlos Menschen zu zwingen ihre Glaubensansichten zu ändern, doch eben das Erzwingen eines „neuen“ Glaubens, geschah in der nachnicänischen Zeit brutal, massiv und unentwegt, bis in die jüngste Vergangenheit: In Maskwacis befand sich von 1895 bis 1975 das Internat von Ermineskin, eines der größten Internate des Landes. Ab den 1880er-Jahren waren in Kanada geschätzt 150.000 Kinder von Ureinwohnern von ihren Familien und ihrer Kultur getrennt und in Internate gesteckt worden. In den staatlich errichteten und von Kirchen betriebenen Einrichtungen sollten sie an die Kultur der europäischen Einwanderer angepasst werden. Viele Kinder wurden dort misshandelt“ Deutche Welle, 2022

… Christen kennen keine Ehrsucht, … Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“. Tertullian, Georg Denzler, „Mutige Querdenker, der Wahrheit verpflichtet“

Kirchen und Denominationen die durch Unrechttun entstanden, wie etwa die Russisch-orthodoxe Kirche (ROK) dürften keinem christlichen Obergremium angehören.

Dennoch darf ihr niemand das Existenzrecht absprechen!

Nicht der Großfürst der Kiewer Rus, Wladimir (960-1015) der den riesigen folgenreichen Umbruch initiierte, sondern die byzantinischen Geistlichen, die behaupteten, sie seien auf Christus eingeschworen, sind zuerst verantwortlich für die bis dahin vielleicht größte aller Vergewaltigungswellen des Willens ungezählter Millionen, im Verlaufe von Jahrhunderten.

Unbenommen dessen, gilt Diktator Wladimir der ROK als Heiliger. 

Was da vor sich ging, als Christianisierung zu bezeichnen, ist glattweg Gotteslästerung.

Dieser Machthaber, der nicht wenige seiner Ehefrauen und Mätressen ins Verderben stieß, um Anna von Byzanz, eine purpurgeborene, als Nummer acht zu ehelichen, ließ „988 die heidnischen Götzen in den Dnjepr werfen und befahl allen Stadtbewohnern sich in dem Fluss taufen zu lassen. Wer sich weigerte wurde mit dem T O D bestraft... Die Druschina (das Kriegsgefolge des Fürsten) führte in allen Ecken des Reiches mit brutaler Gewalt Zwangstaufen durch.“ Fritz Pleitgen und Michael Schischkin 2019, in „Frieden oder Krieg...

So entstand die ROK.

Christi Gebote lehren uns zu lieben, Frieden zu stiften, edel und gut zu handeln, wahrhaftig und tolerant zu sein. Das steht obenan, nicht nur theoretisch.

Selbst der Heidenapostel Paulus forderte: „Schafft den Übeltäter aus eurer Mitte.“  1. Kor. 5: 13

Vergebung kann in schwerwiegenden Fällen nicht so leicht erworben werden. Das musste Papst Franziskus – dessen Kirche nur Teilmitglied des Weltkirchenrates ist - bitter erfahren.

Es war seinerseits großartig, 2015 den Tempel der Waldenser in Turin Italien zu besuchen wo er um Verzeihung bat.

Doch die Antwort lautete sinngemäß: „Wir danken ihnen für ihre Bitte, aber es ist nicht an uns Vergebung zu gewähren. Das können nur die Opfer."

Andere Päpste, die als entschiedene Trinitarier befohlen hatten etwa die Waldenser in die Knie zu zwingen oder sogar auszurotten, bilden jedenfalls einen rabenschwarzen Hintergrund. Auch da wird deutlich, dass der Trinitarismus eine völlig andere Geschichte schrieb als das Christentum.

Das sind zwei unvereinbare, nebeneinander verfasste Almanache.

James D. McCabe beschreibt 1881, in "Cross and Crown", Einzelheiten dessen, auf vielen Seiten, die jeder Trinitarier kennen sollte, Ereignisse die, der Gerechtigkeit wegen, ebenso wenig vergessen werden dürfen wie der Holokaust oder der Holodomor. Hier nur sechs Sätze:

„Kleine Kinder wurden aus den Armen ihrer Mutter gerissen, gegen die Felsen geschleudert und achtlos weggeworfen. Die kranken oder alten Menschen wurden entweder in ihren Häusern verbrannt oder in Stücke gehackt, halb ermordet liegen gelassen. Sie starben unter der Hitze der Sonne oder in den Flammen. Sie wurden Opfer grausamer Tiere. Frauen und junge Mädchen wurden nackt auf Stacheln aufgespießt… Was soll ich sagen: Oh! Mein Gott, der Stift fällt mir aus den Händen… Alle diese edlen und mutigen Personen, die so getötet wurden, hätten ihr Leben retten können, wenn sie ihre Religion verleugnet hätten.“

Zumindest müsste die ROK mit ihrem Patriarchen Kyrill ausgeschlossen werden. Tatsächlich wurde das auch erwogen und zwar wegen grausamer Realitäten, die mit ihrer Billigung, sogar mit ihrer moralischen Unterstützung vor unser aller Augen in der Ukraine geschehen.

Niemals kann rechtfertigt werden was die ROK im Verlaufe ihrer Geschichte tat und was sie unterließ. Diese aus dem Byzantinismus stammende Kirche bemühte sich jahrhundertelang wenig oder gar nicht um die Hebung des Bildungsniveaus ihrer Mitglieder, und nur unzureichend, soweit es ihre Priester betraf. Selten oder nie interessierte die Geistlichkeit der ROK das Schicksal der bodenlosen Landarbeiter und das ihrer Kinder. Deutlich bemängelte der große Leo Tolstoi die seit je fehlender Anstrengung der „Symphonia“, Menschen aus ihrem Elend herauszuholen. Russlands Geistliche hatten das von Jesus gesetzte Ziel, Mitmenschen glücklicher zu machen, aus den Augen verloren oder nie erkannt. Sie stritten darum, ob man sich mit zwei oder drei Fingern bekreuzigen soll. Sie zankten, ob die Gottesdienstbesucher sich dreihundertmal bis zur Erde niederbeugen oder ob sie diese Geste nur dreihundertmal andeuten müssen.

Da schrieb Tolstoi sein anrührendes Werk:  "Wo die Liebe ist, da ist auch Gott." Ein Schuhmacher namens Martin trauert um sein einziges Kind. Er vernimmt die Stimme Christi er werde morgen zu ihm kommen Gott will im eisigen Winter zu ihm kommen? Nacheinander bekommt der vereinsamte Schuhmacher Besuch. Zuerst ist es ein alter Hausknecht der Schnee fegt. Er lädt ihn herein um sich von de Kälte zu erholen, gibt ihm heißen Tee. Dann erblickt er aus seinem Zimmer eine junge Frau die spärlich gekleidet ist. Auf ihren Armen ein Baby. Er bittet sie herein. Gibt Kleidung und Nahrung. er ihr von seiner Kleidung und beköstigt sie. Schließlich kauft er einer alten Frau einen Apfel.

Als der Schuhmacher danach wieder seine Bibel aufschlägt stechen ihm die Verse eines wohlbekannten Gleichnisses ins Auge:

 Und der Weltenrichter wird dermaleinst die Schafe zu seiner Rechten, die Böcke aber zu seiner Linken stellen

Dann wird er zu denen auf seiner rechten Seite sagen: Kommt her, ihr von meinem Vater Gesegneten! Empfangt als euer Erbe das Königtum, das für euch seit Grundlegung der Welt bereitgehalten ist.

Denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich bin durstig gewesen, und ihr habt mir zu trinken gereicht; ich bin ein Fremdling gewesen, und ihr habt mich beherbergt;

ich bin ohne Kleidung gewesen, und ihr habt mich gekleidet; ich bin krank gewesen, und ihr habt mich besucht; …

Dann wird der Herr ihnen antworten: ‘Wahrlich ich sage euch: Alles, was ihr einem von diesen meinen geringsten Brüdern getan habt, das habt ihr mir getan.’  Matth 25: 34-40

Tolstois indirekter Tadel verärgerte den Klerus. Der aufmerksame Russlandreisende Charles F. Ph. Masson, ein Mann mit Augenmaß, konnte gleichfalls nur den Kopf schütteln. Um 1780 schildert er welche Früchte Wladimirs Religion noch acht Jahrhunderte nach der angeblichen „Christianisierung“ der Kiewer Rus, trug: "Der Russe hat an nichts   Interesse, weil er nichts besitzt... er lebt ohne Vaterland, ohne Gesetze, ohne Religion... er hat gar keinen Grund, die Scholle, auf die er gefesselt ist, zu verlassen er kann es sich nicht vorstellen… Er hasst alle Arbeit, weil er niemals für sich gearbeitet hat; er hat daher auch keinen Begriff von Eigentum. Seine Felder, seine Habseligkeiten, sein Weib, seine Kinder, er selbst gehören einem Herrn, (- einem „christlichen“ Herrn, G. Sk.-) der in Willkür darüber schalten kann, und es auch wirklich tut...“ "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 1800

Noch 20 Jahre nach Drucklegung der Erzählung vom barmherzigen Schuhmacher, zu Beginn des 20. Jahrhunderts klagte Tolstoi: „Wenn ich eine Schule betrete und diese Menge zerlumpter, schmutziger, ausgemergelter Kinder mit ihren leuchtenden Augen … sehe, befällt mich Unruhe und Entsetzen, ähnlich wie ich es mehrmals beim Anblick Ertrinkender empfand. Großer Gott wie kann ich sie nur herausziehen? Wen zuerst, wen später? … Ich will Bildung für das Volk einzig und allein, um die dort ertrinkenden Literaten und Künstler zu retten. Und es wimmelt von ihnen an jeder Schule.“ Die Kreutzer-Sonate, 2 Novellen in einem Buch

Die höher gesinnten Geistlichen Russlands wollten das ändern, aber es gelang nur ansatzweise.

Und dann formuliert Charles F. Ph. Masson den hochkritischen Satz: "Die Philosophie, die seit langen Zeiten der Religion den Vorwurf macht, dass ihre eifrigsten Anhänger gemeinhin die schlechtesten Menschen sind, findet vorzüglich in Russland unzählige Gründe zu dieser schrecklichen Behauptung..." 
Masson findet allerdings höchstes Lob für Ausnahmemenschen, wie den Moskauer Erzbischof Platon, Direktor der Akademie, der ein Mann voller Verstand und Beredsamkeit sei, der alles versuchte was in seiner Macht stand um sein Volk zu erheben... allerdings vergeblich, weil vor allem die Popen auf dem Land mangels Bildung nicht ausführen konnten, was er wünschte...

Viele Jahrhunderte hindurch bedeutete das Christentum in Russland selbst in Kreisen der Gebildeten nichts als eine Art Götzendienst. Masson berichtet weiter:

"Außer einem geweihten Amulett, das jeder Russe von der Taufe an, wo er es bekommt, am Halse trägt und nie ablegt, hat er gewöhnlich

noch ein Bild von Kupfer in der Tasche, das den Heiligen Nikolaus oder einen anderen Heiligen, der sein Patron ist, vorstellt. Er nimmt es mit auf Reisen. Nichts ist sonderbarer, als wenn man einem Bauern oder Soldaten zusieht, wie er seinen kleinen Gott aus der Tasche zieht, darauf spuckt, ihn mit der Hand reibt, und sich plötzlich vor ihm auf die Erde wirft, hundertmal das Zeichen des Kreuzes macht, die tiefsten Seufzer ausstößt und seine 40 "Gospodi pomiloi" (Gott sei mir gnädig) hersagt. Ist das Gebet zu Ende so tut er den Gott wieder in die Büchse und steckt sie in die Tasche...

Ich habe eine russische Fürstin gekannt, deren Hausgott ein großes silbernes Kruzifix war, das beständig in einem besonderen Wagen hinter ihr herfuhr, und am Abend in ihrem Schlafzimmer aufgestellt wurde. War ihr der Tag über ein Glück widerfahren, und war sie mit ihren Liebhabern zufrieden, so ließ sie eine Menge Wachkerzen um dasselbe herum anzünden, und sagte dann in einem vertraulichen Ton zu ihm: Nun siehst du? weil du dich heute gut aufgeführt hast, so sollst du auch gut behandelt werden. Die ganze Nacht hindurch sollst du brennende Wachslichter haben, ich will dich lieben, zu dir beten, du sollst mein lieber kleiner Herr Gott sein.

War ihr hingegen irgendetwas Unangenehmes zugestoßen, so durften die Kerzen nicht angezündet werden. Sie verbot ihren Bediensteten dem armen Kruzifix irgendeine Art von Verehrung zu erweisen und überhäufte es mit Vorwürfen, Scheltworten und Grobheiten."  "Geheime Nachrichten über Russland unter der Regierung Katharinas..." Paris, 1800

Die Forschung sagt, Großfürst Wladimir suchte vor allem ein Militärbündnis gegen Bulgarien. Er ging dann zur Bekräftigung der neuen Freundschaft eine Ehe mit der Schwester des byzantinischen Kaisers Basileios II., Anna ein.

Die erste, namens Rogned, die schöne Tochter des von ihm überfallenen Fürsten Rogwolod, die er, nach der Ermordung ihres Vaters und ihrer Brüder, gezwungen hatte ihn zu heiraten, wurde in eine alte Burg gesteckt. Sogar das „Ökumenische Heiligenlexikon“ bewertet die eigentliche Zielsetzung Wladimirs eher als konstantinisch, statt „christlich“. Sein “Hauptinteresse galt zunächst der Konsolidierung seiner Gebiete, die er zu einem einzigen Land verband.“

Petrus, Jakobus und Johannes, die Säulen der Kirche, wären aus dem Staunen nicht herausgekommen, wenn sie diese Entartung ihrer Religion miterlebt hätten, die eine Aufwertung sein wollte und doch nichts weiter war als Augentäuschung die den Raub jener Menschenrechte betrieb, die Gott allen gewährte.

Wahr ist natürlich, dass es zu allen Zeiten und in allen Religionen der Welt Priester und Gläubige gab die den tieferen Sinn ihres Glaubens suchten und ihm nahekamen, nämlich, dass da ein guter Gott ist, der uns, gemäß unserem Wunsch, zur Welt niedergeschickt hat, damit wir aus eigener Erfahrung lernen Gut von Bose zu unterscheiden, der uns aus der Misere erretten will, indem wir seinen Geboten zur Toleranz, der Grundsatztreue und der Redlichkeit folgen.

Der Heiligste Dirigierende Synod der ROK exkommunizierte Tolstoi im Februar 1901, auch da er, als ausgesprochener Bibelkenner, „den als Dreieinigkeit gepriesenen Gott leugnete“.

Des Geächteten Antwort auf seine Exkommunikation war knapp und bündig: „Die Lehre der Kirche ist eine theoretisch widersprüchliche und schädliche Lüge, fast alles ist eine Sammlung von grobem Aberglauben und Magien.“ Denis Scheck „Wer Tolstoi liest, taucht in eine zweite Familie ein“

Auch Goethe lehrte uns nachzudenken.

Kurz vor seinem Lebensende sagte er zielweisend im Gespräch mit Eckermann: „…Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm (Gottvater) sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen.”

Diesen, den eigentlichen Zweck des Evangeliums Jesu Christi, die Möglichkeit der Erhöhung des Menschen, beschrieben die jüdischen Kabbalisten vielleicht besser als noch die Christen der dritten und vierten Generation: „...Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabbala“

Genau das, lehrt die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen)

Kyrill hingegen, - ein enger Freund V. Putins, beide Feinde des Individualrechtes, - brachte mit wenigen Worten sein eigentliches Denken, seine antichristliche Gesinnung ungewollt deutlich zum Ausdruck: „…der westliche Liberalismus ist Teufelszeug…“ David Nauer. Korrespondent von Radio SRF in Russland

Herr Kyrill verkündet es immer wieder: „Der westliche Liberalismus muss beseitigt werden.“   Aber Liberalismus – ob westlich oder östlich - ist immer das Wirken in Freiheit frei von Bevormundung und Eingriffen staatlicher Kontrolle. Erst die tatsächliche Untat kann jemanden zum Kriminellen machen.

Dann erst darf und muss der Übertreter bestraft werden.

Jede ehrliche Seele weiß es, dieser Satz ist absolut wahr.

Es ist – nach E. Kant - das „moralische Gesetz in uns“, das uns mahnt und leiten will. Nach überlieferter Apostellehre, bringen wir es aus unserem vorirdischen Leben im Reich Gottes - unseres buchstäblichen Vaters, - mit. Goethe legt es Faust in den Mund, als der aufstöhnte: „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust, …  die eine hält mit derber Liebeslust sich an die Welt mit klammernden Organen, die andre hebt gewaltsam sich vom Dust zu den Gefilden hoher Ahnen…“

Wir haben Götter zu Ahnen…  Der größte und zuverlässigste aller Theologen im Altertum Origenes (185-254) sagte:

“Im Urzustand waren alle Logika - alle Engel, Menschen, Dämonen körperlose Geister und als solche Götter, die dem Logos (- dem Wort - dem Christus -) anhingen. Sie waren mit ihm durch den Heiligen Geist verbunden und gaben sich mit ihm der unmittelbaren Schau des Vaters hin. Erlahmung der geistigen Schwungkraft und Überdruss an der Gottesschau führten zum Sündenfall… deshalb schuf Gott das Weltall….” Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte, völlig neu bearbeitete Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, 

Nachdem Kaiser Justinian im Jahr 543 diese Basislehre des Urchristentums löschte, - die auch im „syrischen Perlenlied“ der apokryphischen „Thomasakten erscheint -   sank die Kirche noch tiefer.

Jetzt leben wir, aus gutem Grund, in der Seinsvergessenheit, aber tief in uns ruht unser Gewissen, das selbst Hitler besaß, bis er es erwürgte. Das bezeugen Passagen aus seinem Machwerk „Mein Kampf“ in denen er offen zugab, dass er es nach monatelangem Ringen „überwand“, das ihn zuvor eindringlich warnte nicht gegen die Juden vorzugehen. Er resümiert: „Ein langer innerer Seelenkampf fand damit seinen Abschluss...“ 

Sonderbar, alledem und weiteren nicht unbekannten Ungereimtheiten zum Trotz gilt das aus heidnischen Erwägungen stammende Bekenntnis zum „Dreieinen“ in allen Großkirchen, bis jetzt, als heilig, obwohl es kaum mehr als Verwirrung und Unheil stiftete, das denen droht, die sich entschieden haben „die christliche Wahrheit“ nicht zu leugnen.

Doch „Seid heiß oder kalt“, bedeutet nicht, dass man Leute anderen Glaubens diffamieren, „in die Pfanne hauen“ und „kontrollieren“ darf.

Da tun die Trinitarier fast allesamt bis heute.

Das wagten in der Neuzeit die Gestapo, die Stasi, die GPU, die Schergen der Inquisition, sowie, bald nach ihnen, Calvins Älteste: Wo die Calvinisten in der Mehrheit waren…, regierte die Kirche weitgehend den Staat. Durch die vom Konsistorium ausgeübte strenge Aufsicht über die Sittlichkeit wurde das Leben der Gemeindemitglieder einer äußerst starken Kontrolle unterworfen. Die Ältesten hatten das Recht auf ungehinderten Eintritt in jedes Haus zu jeder Zeit. Das bedeutete praktisch: Keine Tür durfte verschlossen werden, um die Ältesten nicht zu behindern. Das bedeutete auch; Vorhänge an den Fenstern hat nur nötig, der etwas zu verbergen hat…“ Günter Stemberger „2000 Jahre Christentum“

Die Überlebenden der 3. Internationale die im Moskauer Hotel Lux, zu Stalins Zeiten, am eigenen Leib erfuhren, was das bedeutet „überwacht“ zu werden lehrten uns, niemals eine Entwicklung zuzulassen die zur Kontrolle der Privatsphäre führt. Auch die Maurisken Spaniens – die zum „Christentum“ Zwangsbekehrten – mussten dasselbe bitter im Namen des „Dreieinen“ erleben.

Kyrill beharrt auf seiner scheinheiligen Klage: Der „westliche Liberalismus“ ließe Gay-Paraden und faschistische Gesinnungen zu. Diese Freiheitsideen seien des Teufels. Aber Gay-paraden töten nicht, sie sind abartig, wie viele wohl zu Recht meinen. Faschistische Ideen sind dumm und gefährlich, aber solange sie Ideen bleiben töten sie niemanden, sie stehlen Andersdenkenden nicht das Individualrecht.  Putin und Kyrill hingegen töten zum Zweck der Festigung ihrer Vormacht. Ihre Aktionen vernichten friedliche Ortschaften, zerstören Millionen Familien und demütigen, aus purer Herrschsucht und kaltem Kalkül, jeden der sich ihrem Zwangssystem entgegenstellt.

Gott greift nicht ein.  

Er lässt uns gewähren. Seine scheinbare Ohnmacht, ist die Folge seines Wortes: Ihr sollt frei sein! „die Wahrheit wird euch frei machen“.

Jesus bedauerte und bekannte, dass wir ihm durchaus di Hände binden können „… Wie oft habe ich euch sammeln wollen wie eine Henne ihre Küken, aber ihr habt nicht gewollt.“

Gott - der allein wahre Gott, - übt uns gegenüber nie seine Überlegenheit aus.

"Gott ist nicht die 'Macht an sich' ... Macht an sich ist böse. Der 'Allmächtige', das ist das Chaos, das Übel, das ist der Teufel ... Dieser Rauschgedanke der Macht, das ist das Chaos, das Tohuwabohu, das Gott ... nicht gewollt hat, als er den Himmel und die Erde schuf." K. Barth „Dogmatik im Grundriss“  

Barth spricht nicht von dem Gott der zum Zerhacken und „Zerhauen“ seiner Brüder ermutigt, der leider allzu oft von den Predigtstühlen und von Emporen verkündet wurde: „...jubelnd begrüßten katholische und protestantische Geistliche den Ausbruch des Ersten Weltkrieges … Hei, wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn (des dreieinen, G. Sk.) darfst du sie zerhauen.“  Pfarrer und Hochschullehrer Weber „Jugendlexikon Religion“ 

Kein Gedanke an das Johanneswort: „So jemand spricht ich liebe Gott….“ Dabei sangen sie aus ihrer Liederbank:

So jemand spricht: Ich liebe Gott!
Und hasst doch seine Brüder,
Der treibt mit Gottes Wahrheit Spott,
Und reißt sie ganz darnieder.
Gott ist die Lieb, und will, dass ich
Den Nächsten liebe, gleich als mich.“

Nach dem ersten Weltkrieg kam es, dieser Diskrepanzen wegen, zu bislang nicht gekannten, breit gefächerten Abwendungen zahlloser Getaufter von allem Kirchlichen in Europa. Die Menschen fühlten, dass der Gott der ihnen gepredigt wurde, nicht ihr Gott sein konnte.  Sie wussten es intuitiv: Ihr vom Trinitarismus der Geistlichen geprägtes Gottesbild stimmte nicht mit dem der Bibel überein.

 

Wie der Trinitarismus entstand

Zuvor war das kein Thema von Bedeutung.

Christlicherseits geht die Auseinandersetzung auf Athanasius (300-373), sowie dessen Bischof Alexander (250-326) und Arius (260-337) zurück

Heidnischerseits riss Kaiser Konstantin (280-337) um 325 die Führung in der theologischen „Diskussion“ an sich, weil er auch „der Christus sein wollte!(Clauss)

Er war wahrscheinlich erst 26 Jahre alt, als er beschloss, der Gott aller Menschen zu werden. Damals, als sein Vater Constantin Chlorus im Juli 306 verstarb, wurde er umgehend von der Westarmee des römischen Imperiums zum Cäsar ausgerufen. Damit übernahm er den Titel des Verstorbenen: „Staatsgott“ undder war Herrscher auf Erden und ist Gott im Himmel." Manfred Clauss „Kaiser und Gott“, - Herrscherkult im römischen Reich - KGSaur, 2001,

Bereits als Halbwüchsiger wurde Konstantin am Kaiserhof zu Nikomedia vorgeprägt:

Er bewunderte die Kirche und ihre Mitglieder in seinen jungen Jahren. Von etwa 290 bis 305 lebte er mit Christen gemeinsam am Hof Diokletians sozusagen Schulter an Schulter. Er als Geisel für die Loyalität seines Vaters Constantin Chlorus, der den Westteil des Imperiums regierte und kontrollierte, während eine unbekannte Anzahl Christen dort als Verwaltungsbeamte, Köche und Handwerker arbeiteten. So lernte er den Hochschullehrer Laktanz kennen, der ein bekennender Christ war, und den er wegen seines Charakters und Wissens wegen hochschätzte.

Konstantin sah, wie die Gemeinde wuchs. Ihm entging nicht, dass deren Menschen „...nach den Versammlungen auseinander gingen als ob sie aus einer Schule der Tugend kämen... Sie strebten offensichtlich nach Selbstbeherrschung und Gerechtigkeit“ Anton Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“

Konstantin hörte Laktanz sagen, dass: „Jesus der Lehrer der Tugend und Gerechtigkeit ist.“ Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“

Das gefiel dem jungen Mann der bald zum General aufstieg, der Disziplin und Todesmut von seinen Soldaten verlangte, der deshalb Laktanz, später zum Erzieher seines Sohnes Crispus bestimmte.  Damals galt den heidnischen wie den christlichen Philosophen der Sinn eines Satzes als bedeutend, den ein evangelischer Theologe des 20. Jahrhundert treffend formuliert hatte: "Religionen die keine sittlichen Kräfte zur Selbstüberwindung verleihen können, haben keine innere Berechtigung" Ernst Ferdinand Klein. "Zeitbilder aus der Kirchengeschichte"

Zu einer Zeit, als sich die Christen Roms noch in Privatzimmern oder „Bretterbuden versammelten, auf die nur noch die Garköche Anspruch erhoben“ Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 1853 verfügten die Jesus-gläubigen Nikomedias, in Hofnähe, über ein ansehnliches Gemeindehaus.

Noch weit davon entfernt liturgische Kleidung zu tragen, gingen christliche Priestertumsträger bis 303 am Kaiserhof selbstbewusst wie die Nobilissimi ein und aus. Fast alle erwachsenen Männer trugen bis 325 irgendeinen priesterlichen Grad. Erst nach Nicäa kam es „... zur Beschränkung des Zugangs zum Priestertum.“ J. Martin „Spätantike und Völkerwanderung“  

Die Christenlehre und -praxis schloss die Fürsorge für Hilfsbedürftige ihrer Umgebung ein, wodurch sie an Zahl schnell zunahmen. All das konnte den Berufspaganen jedoch nicht gefallen. Ihre Gelegenheit kam, als Diokletian, dieser auch in Konstantins Augen abergläubische alte Mann, vor einer ihm bevorstehenden Schlacht eine Eingeweide-Schau befohlen hatte, die misslang. Die eifersüchtigen paganen Priester gaben den Christen die Schuld für das Misslingen und erneut brach über die angeblich „Unheiligen“, „Gottlosen“ eine Welle der Verfolgung herein.

Als das Gemeindehaus eingerissen wurde, sah Konstantin die Selbstbeherrschung und Seelenruhe der Betroffenen.

Irgendwann entschloss er sich diese Kraft zu nutzen… Er wird, wenn möglich, Paganismus und Christentum verschmelzen. Ein Reich, eine Religion, ein Gott.

In Nikomedia lernte er wie geherrscht wird.

Dort verinnerlichte er auch was ihn möglicherweise erwartete.

Kaiser Diokletian (244-311) war der „dominus et Deus“, der Herr und Gott, der Herrgott. Ein Lobredner schwärmte:

„der Du denen gleichst die Dich zeugten, durch sie regierst Du die Welt unvergleichlich, Du der diis geniti et deorum creatores, der von den Göttern gezeugte und Erzeuger von Göttern...in Dir leben die numina (die Geister) von Jupiter und Hercules - wir rufen Dich an, wir rufen Dir zu, jeden Sieg zu erringen ist uns heilig und mit uns bist Du der Diokletian praesens deus - weshalb wir uns nicht fürchten, weshalb es uns eine Ehre ist, Dir unser Leben zu Füßen zu legen – Heil dir! Deine Herrschaft ist nicht nur durch die Erdgegenden begrenzt, sondern sie reicht darüber hinaus in die Regionen ewiger Himmel. Wie wir auf Erden durch Dich glücklich werden, so als gelangten wir in Deine Gegenwart, stehen wir heute im Adyton - dem Allerheiligsten und spenden Dir unsere Treue. Wie der Weihrauch Deiner heiligen Priester umweben wir Dich... Deshalb gleiche der Kaiser dem Gebieter des Weltalls.“ Alexander Demandt „Diokletian und die Tetrarchie“ – „Aspekte einer Zeitenwende“

Konstantin hat es auf seine Weise verstanden.

Solche Sätze haben Langzeitwirkung.

Kaiser Diokletian war während vieler Reden gar nicht anwesend, aber "in solchem Fall hielt ein Jupiterpriester das Bild des Imperators in die Höhe, denn es wurde spätestens seit dieser Zeit geglaubt, dass der Kaiser und sein Bild eins seien." ebenda

Dass der Kaiser und sein Gemälde eins seien, dass Diokletian eins war mit Gott, war eine Vorstellung die Konstantin einerseits nicht logisch erschien, andererseits bot sie ihm ein Denkmodell, das Zukunft haben sollte, wenn auch eine unglückliche, die unter Christen kaum mehr als Hass stiften sollte. Athanasius – der große Gegenspieler des Arius - nahm dieses heidnische Element später bekanntlich in seine Argumentationskette auf.

 

Schlacht an der Milvischen BrückeDa lebt in vielen heutigen Köpfen immer noch die Vorstellung Gott habe Konstantin das Kreuzzeichen gegeben, um ihm Mut zu machen. Dieses Raffael-Gemälde, das in den Vatikanischen Museen zu sehen ist, soll suggerieren, welche Bedeutung die Schlacht an der milvischen Brücke im Oktober 312 für das Christentum hat.

Sonderbar und falsch ist das von erzkatholischen Verteidigern Konstantins verbreitete Narrativ, er habe damals in einer Kreuzesvision von Jesus, unmittelbar vor dem Kampf gegen seinen Nebenbuhler und Schwager Maxentius, die Zusage erhalten er werde siegen.

Um aus Erfahrung zu sprechen: Ein katholischer Geistlicher sprang mitten in einem Vortrag, den ich 2006 in Neubrandenburg, in der Oststadt- Bibliothek,  hielt protestierend auf, weil ich sagte: Konstantin erwähnt in seinen „Selbstzeugnissen“ kein Wort vom angeblichen Großereignis das unter den Augen von 40 000 Legionären stattgefunden haben soll… und das Kreuz, das Konstantin und seinen Soldaten gezeigt worden sein soll hat mit dem Christentum nichts zu tun, denn vor 430 – vor dem Konzil zu Ephesus - verabscheuten die Christen das Kreuz als Mordinstrument.“

Ich versuchte Ruhe zu verbreiten. Und als ich hinzufügte: „Konstantin wurde allenfalls wiederholt, was er in einem Apollotempel im Jahr 306 erfuhr. Dort erschien ihm die Göttin militärischer Siege, Victoria, die ihm drei Kreuze zeigte:  XXX. Sie versprachen, er werde dreißig Jahre herrschen…. Das angebliche „in hoc signo Vinces“ (in diesem Zeichen sollst du siegen) könnte, wenn überhaupt nur sagen Du Konstantin sollst siegen, - aber nicht die Kirche Christi…“ Das war zu viel für den Mann. Er ging verärgert davon

Seine Universität lehrte das Gegenteil.

Allerdings, zu Unrecht!

Tatsache ist, dass Minucius Felix, ein eifriger Christ und Rechtsanwalt zu Rom, noch im Jahr 200 auf die Anfrage antwortete, was er davon hielte, das Kreuz, an dem Jesus starb, und das Kreuz der Kaiser und ihrer Legionen miteinander in Verbindung zu bringen:

„Kreuze beten wir nicht an und wünschen sie nicht. Ihr allerdings, die ihr hölzerne Götter weiht, betet vielleicht hölzerne Kreuze an als Bestandteil eurer Götter. Was sind sie denn anderes, die militärischen Feldzeichen und Fahnen, als vergoldete und gezierte Kreuze? Eure (!) Siegeszeichen haben nicht bloß die Gestalt eines einfachen Kreuzes, sondern sie erinnern auch an einen Gekreuzigten... bei euren religiösen Gebräuchen kommt (das Kreuz) zur Verwendung.“ Stemberger „2000 Jahre Christentum“ "Dialog Octavius"

„Dieses Zeichen wurde seit Generationen von Kaisern im Feldlager beim Altar aufbewahrt. Frühestens 324, im Feldzug gegen Licinius, könnte es vielleicht, verändert durch Hinzufügung des griechischen P (Rho) als „Christusmonogramm” gedeutet worden sein. Ob es damals überhaupt irgendeinen Bezug zum Christentum hatte, ist unsicher, denn zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Chi Rho schon in jüdischen Schriften auftaucht und die Bedeutung von ‚fertig’ oder ‚brauchbar’ hatte.“ Seeliger „Die Verwendung des Christogramms durch Konstantin im Jahr 312“ - Untersuchungen kath. theol. Universität Tübingen

Bis heute wird Geschichtsklitterung betrieben.

Selbst in Lehrbüchern wird gelegentlich gesagt, Konstantin hätte unmittelbar vor der erwähnten Schlacht 312 seinen Söldnern befohlen das „Christusmonogramm” auf ihre Schilde zu malen. Aber vor 324 kam es nicht vor,

Übereinstimmend sagt Bruno Bleckmann: „Konstantin ... ließ lediglich eine Schlaufe an der vorhandenen Senkrechten anbringen. Doch trotz Hinzufügung der Schlaufe bleibt dieses X, das Zeichen des Sol Apollo, das Konstantin im Apollotempel gesehen hat. Ihm, dem Gott Sol Apollo, schrieb er seinen militärischen Erfolg (an der Milvischen Brücke) zu, wie der Triumphbogen zu Rom beweist.“ "Konstantin der Große” 

Unbestritten ist, Konstantin betete vor der Schlacht an der Milvischen Brücke. Aber welchen Gott rief er an?

Eusebius sagt: Konstantin rief den Gott seines Vaters an.

Nur, „Constantius Chlorus war bekanntlich ein eifriger Verehrer des Sonnendienstes“ Ed.Rapp „Das Labarum und der Sonnenkultus“

Konstantin betete Herculus Invictus an oder Sol-Herculus. „Wer bin ich?“ (Was hast du mir bestimmt? Bist du in mir? Sol: ich bitte dich G. Sk.) „Offenbare mir, wer ich bin! Reichst du mir deine Rechte zum bevorstehenden Kampf?“ Schlange-Schöningen, „Konstantin der Große und der Kulturkampf“

Der Grundwiderspruch liegt offen zutage: Spätestens nach dieser Bitte wollte er der Sol Invictus sein, oder der Sonnengott war in ihm, und dennoch betete er zur gleichen Zeit: „Offenbare du mir die Wahrheit.“  Keinem Christen wäre, solange er an den Jesus der „Frohbotschaft“ glaubte, je in den Sinn gekommen, den altrömischen Sol Invictus anzurufen, den Kriegsgott, wenn er Christus meinte. Sonderbar, Konstantin selbst erwähnt kein Wort von dem angeblich am Himmel erscheinenden Kreuz im Beisein seiner 40 000 Soldaten: Konstantin hat sich, ... in den vielen Selbstzeugnissen, die seinen unmittelbaren Umgang mit Gott und seine göttliche Auserwähltheit betonen, nie auf das gallische Lichtwunder berufen.“ Vittinghof, „Konstantin der Große“

Der Konstantin-Historiker Ramsey McMullen, schrieb denn auch: "Das eigentliche Wunder von der allen sichtbaren Himmelsschrift (In diesem Zeichen siege!) ist das anhaltende Schweigen der zigtausenden Männer.“

Erst drei Jahre später marschiert er (noch einmal) in Rom ein. „Am 21. Juli 315 hielt Konstantin seinen feierlichen Einzug nach Rom zur Feier der Dezennalien. Das Fest wurde mit der üblichen Pracht begangen, das Volk beschenkt und große Spiele abgehalten. Zu dieser Feier war der die Schlacht an der Ponte molle (Milvische Brücke) verherrlichende Triumphbogen vom Senat errichtet worden. Sein Bilderschmuck nimmt vom Christentum Konstantins keine Notiz. Konstantin feiert den Sonnengott als seinen Beschützer... L‘Orange (ein Historiker) hat bewiesen, dass es der Sonnengott Sol Invictus ist, der hier als Gott des Kaisers gezeigt wird.“ Heinz Kraft Habilitationsschrift „Konstantins Entwicklung“, Heidelberg – Uni Greifswald

Dem urkatholischen Märchen wurde hinzugesetzt, Kaiser Maxentius sei – aus christlicher Sicht - der Tyrann von Rom gewesen. Doch auch das ist inkorrekt. Dieser Kaiser - der Bruder von Fausta, der Ehefrau Konstantins - hatte sich um die Gunst der Christen bemüht und sie gerecht behandelt. „Maxentius hatte die Christenverfolgungen eingestellt und der römischen Kirche ihren Grundbesitz zurückerstattet. Allerdings Maxentius sah sich beträchtlichen Wirren und zum Teil blutigen Kämpfen innerhalb der Christengemeinden Roms konfrontiert und deshalb gezwungen die Bischöfe Marcellus (307-309) sowie Eusebius (309) in die Verbannung zu schicken.“ Karl Christ „Geschichte der römischen Kaiserzeit“ C,H. Beck, 2002

Das „ökumenische Heiligenlexikon sagt es ehrlich:

Seine Handlungen waren durchweg geleitet vom Ziel, die Macht auszubauen; seinen Schwiegervater, Kaiser Maximianus, ließ er 310 erhängen, seinen Schwager Licinius erwürgen, dessen Sohn degradierte er zum Sklaven und ließ ihn totschlagen; Crispus, seinen Sohn aus erster Ehe, und Fausta, seine Frau, ließ er 326 ermorden, weil er die beiden verdächtigte, eine Beziehung miteinander eingegangen zu sein. Folge des Todes von Fausta war, dass ihr gesamter Besitz aus dem Erbe der Laterani - so dass der heutige Lateranpalast - endgültig an den Papst kam.“

In Christenreihen sprach sich herum welchen Charakters der Mann war der sich in ihre Angelegenheiten einzumischen trachtete: „Gefangene Offiziere und der Unfreiheit widerstrebende Germanenfürsten, ließ er im Amphitheater von wilden Tieren zerreißen, etwa in einer Arena in Trier… auch mit der Zivilbevölkerung kannte er keine Gnade und hinterließ in den unterworfenen Gebieten Tod und verbrannte Erde.“ Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007

Konstantin war ein Weichensteller vom Guten zu Bösem, von der Freiheit des Einzelnen zur Unterwerfung Andersdenkender. Spätestens 325 wollte und sollte er der Bischof der Bischöfe der Christen werden… und mehr. Dass er der Vater des Trinitarismus werden konnte hat er u.a. Athanasius zu verdanken. Und der war um 318 nur der Diakon eines Bischofs der Großstadt Alexandria, namens Alexander.

Hier ist sie, die andere Szene:

Arius ein hochgewachsener Mann der stets mit gedämpfter Stimme sprach, wurde um 318 von Bischof Alexander von Alexandria, in einer Versammlung scharf angegangen, weil der in einer Gruppenrunde sagte:  Ich glaube, dass der allein wahre Gott, wie wir aussieht, wurden wir doch nach seinem Ebenbild erschaffen. Er ist ein anderer als sein Sohn der Ihm untergeordnet ist.

Alexander von Alexandria ein Hitzkopf und gesundheitlich schon angeschlagen erboste sich: „Nein! Ihr seid ein Irrlehrer!  Gott ist Geist. Er ist überall, hat keine Gestalt.“  Diese Argumentation machte sich Athanasius zu eigen.

Es sollte nicht lange dauern bis er diejenigen – und das war die absolute Mehrheit aller Christen damals, - die sich Gott mit einem Gesicht vorstellten, als Todfeinde betrachtete.

Irgendwann fielen dann von Bischof Alexanders Lippen die welthistorisch schwerwiegenden Worte: „Dem Arius muss man Widerstand leisten bis aufs Blut“ Pfarrer Ernst Ferdinand Klein, „Zeitbilder aus der Kirchengeschichte“

Das sollte in entsetzlichem Umfang geschehen.

Athanasius von Ehrsucht getrieben schrieb und schrieb, insbesondere nach 325:

 „...Wenn aber Gott nicht wie ein Mensch (aussieht), er ist es nämlich nicht, so darf man auf ihn keine menschlichen Eigentümlichkeiten übertragen... ich, Athanasius, erachte es daher... für nötig, den geschlossenen Panzer dieser hässlichen Irrlehre zu öffnen und euch deren übelriechende Torheit nachzuweisen…“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus der 1. Rede

Hätte er in die Zukunft sehen und hören können, er wäre erstarrt: Papst Benedikt XVI. bekannte 2007 seine eigene Umkehrt

„Dantes „Göttliche Komödie“ habe ihn ... inspiriert, … Das tiefste Innere des unzugänglichen Lichtes sei jedoch nicht etwa ein noch gleißenderes Leuchten oder noch helleres Scheinen, sondern das zarte Gesicht eines Menschen, das dem Seher da endlich auf seiner Suche entgegentrete. Dies sei ...„noch viel bewegender als die Offenbarung Gottes in der Form des Dreifaltigen Kreises von Erkenntnis und Liebe. Gott, das unendliche Licht, ... besitzt ein menschliches Gesicht.“ Erste Enzyklika 23. Januar 2007

In diesem Zusammenhang ist von Gewicht, das der spanische Arzt Michael Servet noch im Jahre 1553 von Schweizer Trinitarier unter der Regie Johannes Calvins (1509-1564) mit ausgesucht grünem Holz lebendigen Leibes verbrannt weil, weil der antitrinitarisch bekannte: „Gott hat ein menschliches Gesicht.“ Und der sonst um das Gute bemühte Ph. Melanchthon (1497-1560) gratulierte den Schweizer Mördern schriftlich.

Hass erzeugte der Streit um das unerklärliche, unerkennbare Wesen des konstantinisch-trinitarischen Gottes, vor allem durch die freche Art und Weise die Athanasius sich unter der Gunst des Kaisers Andersglaubenden gegenüber herausnahm… und das sollte bis ins 21. Jahrhundert hinein Mode bleiben.

 

„Christlicherseits“ erfundene Inkorrektheiten des 21. Jahrhunderts

Die Funktionäre der Großkirchen und anderer Denominationen warnen vor allem vor den „Mormonen“ die ohnehin keine Christen wären. Goethe sagt es: „Man fühlt die Absicht und ist verstimmt.“ 

Selbst Luther gesteht den Übermütigen das generell zu: „Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“  Tischreden, Bd.III. S. 175

Als Betroffener stellt man dann jedoch einige Fragen nach dem Geisteszustand der Attackierenden. Dr. Kai Funkschmidt von der EZW Berlin gießt sogar noch Wasser auf die Mühlen jener trinitarischen Eiferer, die tatsächlich über einen sehr schmalen Horizont im Bereich Dogmengeschichte verfügen: „Wer die eigene Christologie ernst nimmt, muss feststellen: Gotteslehre und Christologie der HLT (der „Mormonen“) sind nicht christlich.“ Lexikon der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, Berlin, 

Die „Styler Missionare“ stimmen zu: „Mormonen“ „(lehnen) die Lehre von der Dreifaltigkeit strikt ab. Allein diese Tatsache abgesehen von den bisweilen mehr als seltsamen Offenbarungsinhalten, machen deutlich, dass wir es hier nicht mit einer christlichen Konfession zu tun haben.“ 01.04.2012 | Pater Hans Peters SVD

Pressesprecher Thomas Schneider von der Arbeitsgemeinschaft Weltanschauungsfragen forderte sogar: „Diese Sekte … lehnt die Trinität… ab…. Christen sollten sich in der Öffentlichkeit deutlich von der auch in Deutschland missionierenden Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) und ihren Vertretern distanzieren.“ Sektierer als Gastredner bei WillowCreek“, 2016

Noch rigoroser sind Baptisten der USA, die seit je so tun als wären die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) „Pferdediebe“ und sie, die Opfer, die sich wehren mussten indem sie, in der Mitte des 19. Jahrhunderts, ihre Intimfeinde quer über den amerikanischen Kontinent in die Wüste trieben, nachdem einige von ihnen predigten: „…Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession. “ Religion Dispatches“ of May 27th, 2011

Wäre das was gemeinhin das nicänische Bekenntnis genannt wird im biblischen Sinn wahr gewesen, dann hätte es, gemäß dem Gesetz von Ursache und Wirkung, Liebe erzeugt, denn „auf die Erkenntnis der Wahrheit müssen immer die Taten der Liebe folgen“ Hippolyt von Rom (170-235)

Stattdessen erzeugte es unmittelbar nach ihrer Inkraftsetzung das Gegenteil. Adolf von Harnack urteilt: „die Sprache des Hasses erfüllte die Kirchen.

Erstaunlich ist, dass an sich gut gebildete, wohlwollende Leute, wie die Mitarbeiter der Institution „Mr Jugendarbeit, c/o SMG, Winterthur“ Schweiz“, der Schweizerischen Missions-Gemeinschaft, unter: Andacht »Sind Mormonen und Zeugen Jehovas Christen?« 11 Nov 2023 

 Mr Jugendarbeit  https://www.mrjugendarbeit.com › ...

 partiell unredlich gegen Glaubensrichtungen kämpfen, die erhebliche Ursachen sehen, nicht-trinitarisch zu denken und zu glauben. Deren großer Vorwurf lautet: Die „Mormonen“ leugnen die Trinitätslehre.

Leugnung ist das Bestreiten einer Wahrheit.

Und niemandem fällt es auf, dass Trinitarier, in ihrem ureigensten Bekenntnis, genötigt werden die „christliche Wahrheit“ zu verwerfen? Sonderbar was die Experten da, selbstgefällig, an haarsträubender Torheit von sich geben.

Aber, nach dem Urteil des großen Luther, darf man „Ketzer“ verdreschen, wohlgemerkt „ungehört“.

Denen „darf“ man unterstellen sie lehrten Irrsinn.

Um das zu untersetzen wurden offenbare Lügen erfunden und unter Regie der Mr. Jugendarbeit veröffentlicht. Etwa diese: „Mormonen glauben, dass nur diejenigen in die Hölle kommen, die aus der mormonischen Kirche ausgetreten sind.“ Oder, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage verkünde: „Der Mensch ist von Natur aus gut,“

Selbst auf meinen schriftlich erfolgten Hinweis, dass dies nichtzutreffend sei, erfolgte, nach mehreren Wochen des Abwartens keine Korrektur.

Am 11. Februar schrieb ich per E-Mail: Sie, werte Mitarbeiter, veröffentlichten  eine Gegenüberstellung: Christentum Mormonismus: 

Ihre Behauptung lautet: die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage lehre: „Der Mensch ist von Natur aus gut …“ Das zu sagen ist gewagt, diesen Satzteil als Tatsache hinzustellen ist unverantwortbar, schlimmer, es ist nicht wahr: 

Das Buch Mormon schreibt: Der natürliche Mensch ist ein Feind Gottes ... Mosia 3:19. Wer in seiner eigenen fleischlichen Natur beharrt, verbleibt in seinem gefallenen Zustand, Mosia 16:5, (Alma 42:7-24) Der natürliche und fleischliche Mensch ist ohne Gott in der Welt, Alma 41:11. Wegen seiner Übertretung wurde der Mensch geistig tot." Zitatende.

Das Ungeheuerliche besteht darin, dass Jugendliche mittels offiziell erteilten Unterrichtes irregeführt werden.

 

Zurück zu Konstantin

Dass es Glaubensstreitigkeiten in der frühen Kirche gab, veranlasste Konstantin ein Konzil einzuberufen.

Oder sehr wahrscheinlich zutreffender gesagt: Konstantin sah die Chance der Oberherr und Gott auch der Christen zu werden. Die etwa 2000 Bischöfe seines Imperiums wurden angeschrieben und eingeladen auf Staatskosten nach Nicäa seinem Sommersitz anzureisen um den innerkirchlichen Frieden zu festigen.

Das klang gut.

Tatsächlich aber wollte er die Kirche vor seinen Karren spannen.

Es musste eine Symbiose seines Gottes, Sol Invictus, und dem der Christen vollzogen werden, auch weil deren Kirche unübersehbar an Mitgliederzahlen und Einfluss wuchs.

Was ihm und anderen seiner Zeitgenossen wichtig war belegt dieses Mosaik:

Wikimedia Commons: Mosaik der Vatikanischen Grotten unter dem Petersdom an der Decke, des Grabes der Julii. Darstellung Christi als Sonnengott Helios oder Sol Invictus auf seinem Streitwagen.

 

Heute ist es klar, damals konnten es die Misstrauischen – die Mehrheit der Bischöfe – nur ahnen. Deshalb verweigerten weitaus mehr als 80 Prozent die Anreise. Nur 220 Unterschriftsberechtigte kamen der Einladung nach. Einige waren lediglich Beauftragte ihrer Bischöfe oder deren „Ratgeber“. Der Rest wird erwogen haben, was unter der Leitung eines eiskalten Machthabers an Gutem herauskommen könnte. Vorzustellen ist, wie jeder Einzelne dieser riesigen Mehrheit, mit sich gerungen haben wird.

Welche Aufwertung wäre es für sie persönlich, die oft Verspotteten, einen Kaiserbrief vorzuweisen. Sie könnten prahlen: Ich erhielt vom Imperator eine persönliche Einladung, sein Hauptquartier zu besuchen.

Selbst deren ärgste Feinde würden in sich gehen, wenn sie zusehen müssten, dass die kaiserliche Postkutsche ausgerechnet vor dem Haus eines Bäckergesellen hält, während die berittene Wache den kleinen Mann, der da einsteigt, militärisch grüßt.

Konstantin wird sich zuvor beraten haben u.a. mit Hosius, einem Bischof der schwer gefoltert worden war und die „Nase voll hatte“ weitere Verfolgungen seitens der Paganen zu ertragen.

Hinter Hosius standen einige andere, die ebenfalls wegen ihres Christseins schwere Wunden erlitten hatten. Als Krüppel wollten sie endlich Frieden zwischen Staat und Kirche zu stiften.

Konstantin war intelligent. Er wird sie gefragt haben: Was ist zu tun um das Christentum mit dem Imperium in Einklang zu bringen? Wenn man aus dem griechischen Wort homoiousios als Bekenntnis zu einer aus drei heiligen Personen bestehenden Gottheit – nur das i herausnimmt dann erhielte es als homoousios jenen Sinn der seinen Vorstellungen entsprach.

Die Christen würden dann dem mosaischen Monotheismus zustimmen und die Juden geneigt machen Christen zu werden.

Auch das klang verlockend.

Die zur Kollaboration neigenden Bischöfe fanden, wenn der winzige Verlust künftige Verfolgungswellen verhindert, wäre das akzeptabel.

Allerdings war abzusehen, dass diese Änderung nicht glatt über die Bühne gehen wird, denn wie schon gesagt, von sehr wenigen Ausnahmen abgesehen glaubten alle Christen bis Nicäa, 325, dass Jesus und sein Vater jeweils ihr eigenes menschliches Gesicht tragen.

Am heftigsten hatte sich der Älteste Arius (260-337) dagegen gestemmt - umsonst. Der im Gewand des Sol Invictus auf seinem goldenen Thron sitzende Kaiser schaute ihn an: Ich werde das Lesen deiner Bücher unter Todesstrafe stellen.

Dich trete ich unter meine Füße.


Genau das sagt auch dieses Gemälde: es hängt im griechischen Kloster Mégalo Metéoron. Unter den Füßen Kaiser Konstantins kniet der gedemütigte Älteste Arius.

Das alles, weil Konstantin – als der Gott des Weltalls! – gegenüber seinem Gottvater Constantin Chlorus (306) der gerade verstorben war und sofort vom Sohn divinisiert wurde, nicht nachgeordnet sein wollte.

Origenes (185-254), erläuterte jedoch, dass der Gottessohn seinem Vater untergeordnet ist. Fest steht jedenfalls: „Kein Theologe vor der Entstehung des Arianischen Streits - weder in der Ost- noch in der Westkirche - betrachtete den Sohn nicht irgendwie als dem Vater untergeordnet.“ R. P. C. Hanson „The Search for the Christian Doctrine of God

Die entsprechende Passage bei Origenes, auf die sich Arius berief lautete. „Der Sohn ist dem Vater nachgeordnet, er ist dem Vater nur ähnlich, er ist eine andere Person.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O    

Origenes wird später wegen seiner Gelehrsamkeit von seinen Neidern exkommuniziert. Aber, „In einem Brief an Paula (heißt es), Origenes sei nicht wegen neuer Lehren oder häretischer Meinungen... verurteilt worden, sondern weil man den Glanz seiner Beredsamkeit und Wissenschaft nicht habe ertragen können.“ Johann J. Ignaz von Döllinger „Hippolytus und Kallistus“ 

 „Eine ganze Generation von Theologen ... ist durch seine Schule gegangen... mehrfach holte man Origenes zur Widerlegung von Häretikern, die sich seinen Argumenten meistens beugten...“ Franz Schupp „Geschichte der Philosophie im Überblick“

Selbst Epiphanius (320-403), Bischof von Salamis, ein fanatischer Ketzerjäger verurteilte lediglich die „subordinatianische Logoslehre des Origenes“ womit dieser große Lehrer „zum geistigen Vater des Arianismus geworden“ sei.

 „Epiphanius gilt als einer der eifrigsten Verfechter der Orthodoxie seiner Zeit und hat in den theologischen Streitigkeiten wiederholt eine wenig schöne Rolle gespielt. Er ist es gewesen, der den Kampf gegen den Origenismus erst richtig entfachte... er ist der „Patriarch der Orthodoxie“... alle Häretiker (bezeichnet er) als wilde und giftige Tiere, deren Gift die Reinheit des Glaubens gefährdet... Hier liegen offenbar... böswillige Verleumdungen vor.“ Kurt Rudolph „Die Gnosis”

Das so genannte Nicänum kam, für die zögerlichen unter den damaligen Konzilsteilnehmern auch mit Blick auf das erste der zehn Gebote zustande: „Ich bin der Herr dein Gott, du sollst nicht andere Götter haben neben mir.“ Obwohl sie sich sagen mussten: Dieser ICH BIN, war Christus wie es viele Passagen des NT bezeugen.

Jesus wurde gekreuzigt weil er beanspruchte der Sohn des allein wahren  Gottes zu ein, während er selbst bekräftigte: „...ICH BIN von keinem Dämon besessen, sondern ehre meinen Vater... ICH BIN nicht auf meine Ehre bedacht... Amen amen ich sage euch: noch ehe Abraham wurde BIN ICH. Da hoben sie Steine auf, um sie auf ihn zu werfen. Joh. Kap. 8  

Joh. Adam Moehler (1796-1838), katholischer Theologe und Kirchenhistoriker, repräsentative Persönlichkeit der katholischen Tübinger Schule unterstrich das„Der Sohn ist nach Justin weder bloßer Mensch, noch eine unpersönliche Kraft Gottes, sondern der Zahl nach ein anderer. Er ist Gottes Sohn im eigentlichen Sinne. Er hat zu Moses aus dem Dornenbusch gesprochen: ‚Ich bin, der ich bin, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs.“ Apol. J. C. 65. „Er ist der Jehova des Alten Testaments, der Allmächtige.“ „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ Mainz 1844

Die Pharisäer, die Jesus in der Nacht verhafteten, fielen fast in Ohnmacht, als er erneut bekannte: „Ich bin“ es „Auch Judas, der Verräter stand "bei ihnen. Als Jesus wiederholte „Ich bin es“ … da  wichen sie zurück und stürzten zu Boden und er fragte sie abermals:  Wen sucht ihr?“ Sie sagten Jesus von Nazareth. Jesus antwortete: Ich habe euch gesagt, dass ICH es BIN…. Joh. 18

Joseph Smith wurde es offenbart:

„Jehova,, der Gott des alten Testaments, ist Jesus Christus, der große ICH BIN.“

Lehre und Bündnisse 29: 1

Dasselbe wiederholt Jesus nach seiner Auferstehung: „ICH BIN der Erste und der Letzte.“ Wegen angeblicher Gotteslästerung wurde er hingerichtet.

Das so genannte „Nicänum“ kam vor allem deshalb in die Welt, weil „Seitens des Kaisers Konstantin mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet wurde. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“  Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992

Die katholische Quelle "Familia Spiritualis Opus" bekennt 2013: "Alles schien in bester Ordnung, jedoch hatten einige Bischöfe nur ein Lippenbekenntnis abgelegt, da Kaiser Konstantin mit der Verbannung für jener Bischöfe gedroht hatte, die das Bekenntnis nicht unterschrieben..."

„Noch mehr als dreißig Jahre später lehnen die Homöusianer das nicänische „homousious“ unter anderem ab, weil Konstantin in Nicäa der Unterschriften der Bischöfe mit Gewalt erzwungen hatte...“ H. Chr. Brennecke „Ecclesia in republica“ Theologiegeschichte“, de Gruyter

Das Nicänum – d.h. eine einzige, kleine, aber höchst strittige Aussage, die im Jota steckte - stürzte selbst die Klügsten in Verwirrung. Bischof Basilius, einer der Teilnehmer verglich die nachkonziliare Situation sogar mit einer: „Seeschlacht in der Nacht, in der sich alle gegen alle schlagen, … und infolge der konziliaren Dispute herrsche in der Kirche eine „entsetzliche Unordnung und Verwirrung“ und ein „unaufhörliches Geschwätz!" Pfarrblätter, Bischof Koch Okt. 2008

Diese Tatsache veranlasste Hertling SJ, 1600 Jahre später, zu der Bemerkung:  „... solange freilich Kaiser Konstantin lebte, durfte niemand wagen, gegen das Konzil zu Nicäa und seine Definition aufzutreten...“ „Geschichte der katholischen Kirche bis 1740

 

Immerhin Kaiser Konstantin hatte sein Endziel bald erreicht: Nur fünf Jahre nach Nicäa. In Konstantinopel beteten sowohl Christen wie Heiden den auf seiner Siegessäule prangenden Imperator an:

„Es wird berichtet, dass die Kolossalstatue Constantins auf der Porphyrsäule... von Heiden und von C h r i s t e n verehrt wurde und l e t z t e r e  versuchten, das Bild Konstantins ... mit Opfern gnädig zu stimmen und mit Lampenfesten und Räucherwerk zu ehren.  (Sie) b e t e t e n  i h n w i e  e i n e n  G o t t  an und leisteten Fürbitten, die vor schrecklichen Dingen Abwehr schaffen sollten... Constantin als Apollo Helios entsprach der Darstellung Christi als Sonnengott...“ Frank Kolb „Herrscherideologie in der Spätantike“

Der Trinitarismus war nun staatstragendes Element.

Er und Sol Invictus triumphierten.

Die bislang kleine, doch souveräne Kirche wurde zur Dienerin des räuberischen Staates degradiert. Sie musste „…die Wünsche Konstantins, befolgen, obwohl sie sie nicht billigte …

Und schlimmer: „Eben so wenig, wie Konstantin Christus erwähnt, ist die Kirche auf Christus bezogen...“. Heinz Kraft, Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“ Heidelberg - Uni Greifswald, 1954

Paradigmenwechsel nennt man das.

Aber, mit welchen Folgen? 

Selbst Konstantin hegte später gegen Lebensende seine Bedenken, wenn er seine Söhne betrachtete. Zwei waren Trinitarier und Constantius Arianer.

Eusebius der ebenfalls Arianer war und am Hofe diente säte natürlich wo er konnte Zweifel ins Innere Konstantins, ob der Trinitarismus seinem Urglauben, Wünschen und Absichten wirklich entsprach!

Wie auch immer: Irgendwann wollte Konstantin sogar die Versöhnung mit dem entschiedensten Antitrinitarier seiner Zeit Arius, der ihm 325 die Stirn bot.

Rudolf Leeb bestätigt diesen Trend: „Auf ihrem Totenbett... anempfahl Konstantia ihrem Bruder ... einen arianischen Presbyter der in ihrem Haushalt lebte.... Athanasius beklagte sich (später) über die Macht der Antinizäer mit den Worten... sie hätten wegen der Frauen die Unterstützung des Kaisers“ „Konstantin und Christus“ Walter de Gruyter 1995

Athanasius beklagte bereits bald nach seiner Heimkehr von Nicäa, als er vielseitigen Widerstand spürte, er sei Opfer, die Arianer die Täter: Die Forschung weiss es besser: „Die These von der Opferrolle des Athanasius kann... aufgrund der 1913 u 1914 von H.J. Bell aufgefundenen Papyri bezweifelt werden, in denen die beiden melitianischen Kleriker Callistus und Pagenus über die Brutalität berichten, mit der Athanasius die (arianischen) Melitianer verfolgt habe.“ Patricia Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche zwischen dem 1. Konzil zu Nicea (325) und dem 1. Konzil zu Konstantinopel (381)“ , Franz Steiner Verl. 2003

Er konnte sich nie damit abfinden, dass es Leute gab die ihn durchschauten und das anprangerten.

Allein die Art, wie Athanasius nach dem Tode seines Bischofs Alexander 328 sich „in einer Art Husarenritt von einer Minderheit zu seinem Nachfolger“ wählen ließ, müsste jederman stutzig machen. Manfred Jakobs fährt fort: „Er wird die nicänische, orthodoxe Leitfigur der kommenden Kämpfe... Noch Bischof Alexander empfängt von Konstantin den Befehl Arius wieder in die Kirchengemeinschaft aufzunehmen. Athansius weigert sich aus Gründen der Rechtgläubigkeit standhaft, das zu tun. ... neuere Darstellungen setzen hier mit der Frage an, ob es Athanasius wirklich entscheidend um die Rechtgläubigkkeit gegangen sei. R. Klein ist der Meinung Athanasius habe die Frage der Rechtgläubigkeit geschickt mit der kirchenpolitischen Zielsetzung verkoppelt, um die es ihm eigentlich geht, nämlich seine Stellung als Metropolit von Alexandria zu festigen und auszubauen. Aus dem Bild des Kämpfers wird so das Bild einer intransigenten Figur … Tatsächlich wird Athansius aus dem Umkreis der Hoftheologie verdächtigt, sich auch mit politischen Mitteln gegen Konstantin zu wenden, so etwa als er im Bund mit den Hafenarbeitern von Alexandria die Verschiffung des Getreides für die Hauptstadt verhindere.“  Manfred Jakobs,  „Die Reichskirche und ihre Dogmen...“ , Kleine Vandenhoek-Reihe 1987 , S.30-31

Kaiser Konstantin ist ärgerlich, als er vernimmt, was sein Chefideologe da im fernen Alexandria treibt. Konstantin mag zu den rücksichtslosesten Machtmenschen aller Zeiten gezählt werden, doch an Frieden und Stabilität in seinem Reich lag ihm, aus wiederum egoistischen Gründen, viel. Kaiser einer Horde Barbaren zu sein, wäre wenig schmeichelhaft für ihn gewesen.

Beschwerden über Athanasius, als Kirchenfürst Alexandrias, waren bei Hofe eingegangen. Deshalb hatte der Imperator bereits 328 angeordnet, „dass Arius wieder in die Kirchengemeinschaft Alexandrias aufgenommen wird“. 

Als Konstantin bewusst wurde, dass die ihm von der Göttin des Sieges, Victoria, zugesagten dreißig Jahre seiner Regentschaft dem Ende zuneigten, lud er Arius, 337, zu Gesprächen ein.

Das missfiel einigen die sich zu ihrem persönlichen Vorteil arrangiert hatten.

Allen voran ging solche Sinnesänderung dem Metropoliten Alexander von Konstantinopel gegen den Strich. Er war gleich nach Nicäa 325 geistlicher Herr der neuen Hauptstadt geworden. Er prahlte, ein guter Orthodoxer zu sein, als ob der angemaßte und frei erfundene Titel "Rechtgläubiger" je Garantie für die Richtigkeit irgendeines Glaubens sein könnte. Alexanders Gehabe ähnelte ziemlich dem der Kommunisten, die sich selbst für unfehlbar erklärten und die dieser „Unfehlbarkeit“ wegen eventuell den 3. Weltkrieg in Kauf genommen hätten.

Dringender als je zuvor erheben sich heute jedoch einige Fragen.

Darunter die, ob es wahr ist, dass dieser fanatische trinitarische Metropolit in seiner Basilika zu Konstantinopel laut gebetet hatte: „dass entweder er oder Arius aus der Welt entfernt würden"11 Sokrates Scholastikus „Kirchengeschichte I XXXVIII“

Unbedingt wünschte der athanasianische Metropolit die unmittelbar bevorstehende Aussöhnung des „Großketzers“ Arius mit der Kirche unmöglich zu machen. 

Ist es völlig abwegig zu denken, dass einer der Ariushasser des willfährigen Klüngels des Metropoliten Alexander diese an Gott gerichtete Bitte als Auftrag zum Mord verstand?

Die bekannten Symptome, die den jähen Tod des Ältesten Arius verursachten, -er brach auf dem Weg in den Kaiserpalast infolge einer Kolik zusammen -, weisen auf eine Vergiftung durch weißes Arsen hin.  Sollte sich dieser Verdacht erhärten, indem ein noch nicht entdecktes Dokument auftaucht, hätte die gesamte „christlich-ökumenische Christengemeinschaft“ ein zusätzliches Problem.

Athanasius und die Söhne Kaiser Konstantins

Athanasius sah irgendwann ein, dass er nicht der Erste und Oberste im gesamten Kirchenraum werden kann. Aber er wollte Metropolit und möglichst die Nummer zwei werden. Mit ihm beginnt der alberne Kampf um die Rangfolge. Bald sollten fünf Patriarchate neben- und Gegeneinander stehen: Alexandria, Antiochia, Jerusalem, Konstantinopel und Rom. Athanasius, gewitzt wie er war, trachtete  nach guten Beziehungen zu Rom. Konsequenterweise unterstützten sie sich gegenseitig, Bischof Julius I. ("Papst" von 337-352) und er. Das war das Erfolgsrezept. Athanasius anerkannte Julius, - ein wichtiger Schritt zum dauernden Primat Roms -!  

„Bischof Julius zögert keinen Augenblick, die Besonderheit der Lage zu nutzen... Er hält es für Recht, dass man sich in Fragen, die die Bischöfe betreffen, nach Rom wendet. Aus der Gelegenheit eines ökumenischen Streites sucht Rom für sich die Stellung einer kirchlichen Oberinstanz der Ökumene zu gestalten“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen“, Kl. Vandenh.-Reihe

Das allerdings sollte erst Damasus von Rom (305-384) einem entschiedenen Trinitarier, rund dreißig Jahre später mittel Mord und Totschlag „gelingen“, der zu den gewalttätigsten Oberhirten aller Zeiten zählt.  

Im Jahr 340 berief Papst Julius nach Rom eine Synode ein, um Athanasius, der von seinem neuen Kaiser, Constantius II. nicht geliebt wurde, als rechtmäßigen Bischof Alexandrias zu bestätigen.

Doch bereits im nächsten Jahr, fand „die (Gegen-)  Synode zu Antiochia statt. Die Orientalen kommen zusammen und verurteilen Athanasius und seinen Anhang erneut. Diese Synode weist den Vorranganspruch Roms ab.“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen"

Athanasius hatte die Orientalen allzu sehr gekränkt: Maßlos gehässig polterte er: „Ich glaubte, die Heuchler des arianischen Wahnsinns würden sich auf das, was ich bisher zu ihrer Widerlegung und zum Erweis der Wahrheit vorgebracht habe, zufriedengeben und nunmehr sich ruhig verhalten ... sie aber geben in unbegreiflicher Weise auch jetzt noch nicht nach, sondern wie Schweine und Hunde in ihrem eigenen Auswurf und Kot sich wälzen, so erfinden sie vielmehr für ihre Gottlosigkeit neue Wege... Arianer sind keine Christen... Sie sind die Erfinder von Gotteslästerungen und in Wahrheit die Gottesfeinde, …“ Maßgebliche Werke des Hl. Athanasius in der Übersetzung der "Bibliothek der Kirchenväter" (auch in RTF-Format) Aus der 1. Rede

„Gottesfeinde“,“ Schweine“ und so weiter, das lässt niemand auf sich sitzen.

 „Wir kennen ein (für ihn) wenig schmeichelhaftes Stimmungsbild der Situation in Alexandria aus der Feder eines Melitianers aus dem Jahr 335: ein Bischof dieser Gemeinschaft aus Leontopolis, der in die Hafenstadt gekommen war, wurde von betrunkenen Soldaten überfallen und sein Begleiter inhaftiert. Es gab Tote. Nach Karl Holl handelte es sich um ‚Maßnahmen’, die Athanasius ergriff, um das Treffen einer melitianischen (arianischen G.Sk.) Synode in seiner Heimatstadt zu verhindern.“ Christoph Markschies, „ Alta Trinita Beata: Gesammelte Studien zur altkirchlichen Trinitätstheologie“  Mohr Siebeck, 2000, S. 187

Es kam auch andernorts zu Übergriffen. Athanasius der Anstiftung zu Aufruhr angeklagt wurde verbannt. Um den Frieden wieder herzustellen, hatte der trinitarisch eingestellte Kaiser Constanz 343: „ein gemeinsames Schlichtungskonzil nach Serdica an der Grenze der beiden Reichsteile einberufen und sein Bruder (Constantius) ging darauf ein. Die Bischöfe des Westens bestanden auf einer Teilnahme des verbannten Athanasius. Daraufhin verweigerten die Orientalen ihre Mitwirkung. (denn nahezu der gesamte Ost glaubte anti-trinitarisch G. Sk.)  Beide Gruppen exkommunizierten sich gegenseitig. Bei der nächstfolgenden Schlacht um den Stuhl von Konstantinopel soll es 3510 Tote gegeben haben...

 Constantius war dennoch weiterhin zu Kompromissen bereit.

 „...nach dem Sturz des Constanz durch Magnentius 350 suchte Athanasius bei dem Usurpator (Magnentius) Unterstützung gegen Constantius. Diese hochverräterischen Beziehungen kamen ans Licht, und der Kaiser (Constantius) ließ Athanasius durch 2 Synodalbeschlüsse 353 und 355 in Mailand zum 3. Mal absetzen.“    A. Demandt „Geschichte der Spätantike“, 2008


„Athanasius der sich ohnehin vielerorts ungebeten eimischte, schrieb den regierenden Brüdern Briefe.

 Schließlich hielt Constantius II den frommen Alexandriner für einen zettelnden Giftzwerg. Er machte Athanasius später den Vorwurf: „Er habe ihn und seinen Bruder (Constanz) bewusst entzweit.“ M. Jakobs „Die Reichskirche und ihre Dogmen“, Kl. Vandenh.-Reihe 1987

Bruder Constanz (316-350), erzkatholisch der älteste, der mit dem Mittelstück Italien erhielt, war nicht nur im Heer unbeliebt. Er vernichtete 340 seinen 24-jährigen Bruder Konstantin II., - der ebenfalls streng katholisch glaubte und der den weiten Westen bis dahin regierte. 

Feinde ringsherum: im Osten wollten die Perser sich ausbreiten, im Norden die Goten, Rom würde wohl Britannien aufgeben müssen. Es herrschte Düsternis im Kleinen wie im Großen. Athanasianer gegen Arianer und umgekehrt. Athanasius Klagen und Anklagen verstummten nie wieder

Interessant ist in diesem Zusammenhang, auf die Synode zu Rimini 359 zu blicken, die unter der Schirmherrschaft Kaiser Constantius II. (317-361) stattfand.

Ein Possenspiel ohnegleichen.

Prof. Hans Lietzmann schildert den Verlauf der Rimini-Synode lebhaft: „In Rimini kamen über 400 Abendländer zusammen... die ... Mehrzahl der Bischöfe erklärte, von dem nicänischen Bekenntnis nicht abgehen zu können... das „Im kirchlichen Leben des Abendlandes gar keine Rolle spielte!“… Aber! „... einer nach dem anderen sah (nach Wochen erfolgloser Verhandlungen G.Sk.) ein, dass er eigentlich gar keine Ursache habe, zum Märtyrer des nicänischen Bekenntnisses zu werden. Es war ja freilich als Parole ausgegeben worden, aber doch erst seit wenigen Jahren und nur zum kirchenpolitischen Gebrauch: Im kirchlichen Leben des Abendlandes spielte es (eben) keine Rolle, und wer konnte überhaupt diese griechischen Spekulationen verstehen? … und es werde allmählich kälter und der Heimweg war weit.... (Vielleicht, war einer da, der darauf verwies, dass daheim die lieben Ehefrauen sich bald von anderen Männern trösten lassen könnten. Sie waren ja fast ausnahmslos Verheiratete. G.Sk.) „Scharenweise wechselten die milde gewordenen (Trinitarier G. Sk.) hinüber, (nachdem Kaiser Constantin II. sie lange genug im eigenen Saft schmoren ließ kippten sie um. G.Sk.)  schließlich blieb eine Gruppe von 20 Aufrechten übrig, aber auch sie erlagen am Ende dem Zureden des Valens (gemeint ist hier der antinizänische Bischof Valens von Mursa G.Sk.) und sie schickten eine Erfolgsmeldung an den Kaiser, sie möchten nun endlich nach Hause entlassen werden.“ Hans Lietzmann, „Geschichte der Alten Kirche“

Athanasius tobte vor Wut: Den „Wisch“ von Rimini werde er vom Tisch fegen.

Arius hatte doch lediglich darauf bestanden: „..., dass (bezüglich der Frage nach dem Wesen Gottes) ausschließlich die Bibel als Grundlage des christlichen Glaubens gelte und alles, was nicht durch ihren klaren Wortlaut bezeugt sei, dem freien Denken überlassen bleibe.“ Otto Seeck „Geschichte des Untergangs der antiken Welt“

„Nein!“ schrien seine Gegenspieler schon damals zu Nicäa, rot aus Zorn, wie Nikolaus von Myra, - der Arius Backpfeifen androhte – wie Spyridon von Zypern der ein Schafhirte war und Bischof Alexander von Alexandria (250-326) sowie einige andere um den Vorsitzenden des Konzils Hosius, die bereits vor dem Konzil zu Nicäa streng monotheistisch dachten, statt tritheistisch wie die breite Mehrheit.

Während Athanasius mitten im Wortgerangel, - höchst erstaunlich für uns -  für Minuten innehält und bekennt: „Je mehr ich nämlich schreiben wollte und mich anstrengte über die Gottheit des Sohnes, desto mehr entfernte sich seine Erkenntnis von mir und ich sah ein, dass ich in dem Maße von derselben verlassen würde, als ich sie zu erfahren schien.“ Joh. Adam Moehler, „Athanasius der Große und die Kirche in seiner Zeit“ 2. Aufl. Mainz 1844 Verlag Kupferberg, ep.ad Monach. C. 1-2. fol 343

 Hätte er doch nachhaltig auf die Stimme seines mahnenden Gewissens geachtet.

Auf jeden Fall ist Unredlichkeit, bis heute, im Spiel:

 

Zwei blutbefleckte Verteidiger des Trinitarismus als „Sieger“ und ihre Opfer

Bischof Damasus von Rom (305-384) ein Superorthodoxer gehört zu den grimmigsten Helden des „Dreieinen Gottes“. Er zerstörte das kleine Lebensglück Zahlloser.

Er wurde, nächst Konstantin zum Massenmörder im Namen seines Gottes. Die nichttrinitarischen Christen Roms, die Arianer der Ursinusgemeinde, zerschmetterte er auch um das Papsttum zu installieren.

Am frühen Morgen des 26. Oktober des Jahres 366 rückte „(um) acht Uhr morgens, Damasus mit seinem gottlosen Anhang heran – an die Basilika Liberii - ... mit (dem) gesamten Klerus, alle mit Beilen, Schwertern und Knitteln bewaffnet... während kein einziger Damasianer fällt erliegen 160 Ursinaner dem Angriff (weil sie es wagten tritheistisch statt trinitarisch glauben, dass der Sohn Christus ein anderer ist als sein Vater Elohim G. Sk)." Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“, 1882

Natürlich wurde er von der Anklage auf Mord freigesprochen. Seit eh und je gibt es Juristen aller Kategorien, darunter jene, die für gute Entschädigung selbst einen Engel verurteilen würden.  Jesaja war nicht der erste Prophet der das beklagte: „Wehe euch, die ihr den Ungerechten aufgrund von Geschenken das Recht zuerkennt, und reißt dem Gerechten die Gerechtigkeit weg.“ Kap 5

Immerhin war Damasus der reichste Mann Roms, seiner Zeit.  Martin Rade zitiert Hieronymus: „jener Heide Prätextat, der im Jahre 367 so energisch wider die Ursinianer einschritt, pflegte  scherzend zu Damasus zu sagen: „Macht mich zum Bischof der Stadt Rom und ich will sofort Christ werden!... (Noch war ja das Gesetz zum Glaubenszwang nicht verabschiedet worden, noch durfte ein römisch-heidnischer Präfekt so spotten ohne Gefahr für sein Leben befürchten zu müssen. Zwanzig Jahre später hätte er das nicht mehr gewagt. G.Sk.) ...Im Munde des Prätextatus ein sehr bezeichnendes Wort, denn er war der erste und reichste Senator und seine Jahreseinkünfte betrugen mindestens eine Million 152 000 Thaler unseres Geldes ... Und ich leugne nicht, wenn ich den Pomp der städtischen Verhältnisse ins Auge fasse, dass hiernach (d. i. nach der römischen Bischofswürde) gierige Männer mit aller Anspannung ihrer Kräfte um die Erlangung des Ersehnten ringen müssen. Denn wenn sie ans Ziel gelangt sind, kann es ihnen gar nicht fehlen, dass sie durch die Geschenke der Frauen zu reichen Leuten werden, mit prächtigen Kleidern angetan in Kutschen fahren und so verschwenderische Gastmähler anrichten, dass ihre Diners es selbst der königlichen Tafel zuvortun." Martin Rade lic. Theol. „Damasus, Bischof von Rom“ im Jahr 1882, Mohr-Siebeck Verlag

Keine Anklage ließ Damasus erzittern, nur als ein getaufter Jude namens Isaak behauptet ‚Papst’ Damasus, den seine Kritiker den ‚Ohrenkitzler der Damen“ verliehen haben, habe Ehebruch begangen, bringt ihn das aus der Fassung. Selbstverständlich kann Isaak keine Beweise vorlegen.

 „Marcellin und Faustin erzählen in ihrer Präfatio: ‚Diese schreckliche Grausamkeit (des Damasus) missfiel den Bischöfen Italiens allzu sehr. Als er sie nun zu seinem Geburtstag (dem Jahrestag seiner Amtserzwingung als Bischof G.Sk.) feierlich eingeladen hatte und einige auch wirklich gekommen waren (also diejenigen die sich noch als kompromissbereit erwiesen G.Sk.) bestürmte Damasus sie mit Bitten und Geschenken (Bestechungsversuchen G.Sk) ein Urteil über den heiligen Ursinus zu fällen. Da antworteten sie: Wir sind zum Geburtstag gekommen, nicht um (jemand) ungehört zu verdammen. So hatte Damasus Intrige nicht den gewünschten Erfolg.“ Annette von Stockhausen „Athanasius von Alexandria Epistula ad afros.“

Gewisse heutige Trinitarier versuchen ihr Bestes das tiefe Schwarz eines Massenmörders aufzuhellen   "Damasus bewirkte den Ausbau der kirchlichen Vorrangstellung von Rom, wobei er mit diplomatischem Geschick noch den Einfluss von Ambrosius von Mailand gelten ließ... Der Kaiser sagte Damasus seine Unterstützung zu für die Durchführung kirchlicher Prozesse und anerkannte seine Gerichtshoheit über die Kirche des Westens…“ Ökumenisches Heiligenlexikon

Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz erläutert ebenfalls eher wohlwollend: "Damasus bekämpfte den Arianismus... Ursinus wurde mit den beiden, ihn unterstützenden Diakonen aus Rom verbannt. ... die für ihn eintretenden Presbyter verhaftet. Weitere blutige Auseinandersetzungen zwischen den Anhängern beider Parteien in Rom lassen sich jedoch nicht vollständig unterdrücken…

 

Kriegshetzer Ambrosius von Mailand (339-397) war es, der kraft seiner Intelligenz, Charakterstärke und seiner Bosheit sämtlichen Bürgern des Kaiserreiches Rom, einschließlich deren Imperatoren, das Recht auf Entscheidungsfreiheit in der Absicht rauben sollte in der unleugbaren Absicht, die trinitarische Kirche zur absoluten Herrin zu erheben.

374 drängten immer mehr von den Hunnen gejagte Goten ins Reich. Viele hatten sich auf den Namen Jesu Christi taufen lassen, wodurch sie dessen Ethik annahmen. Allerdings sie waren keine Trinitarier. Niemand wusste, wie viele Goten es gab, was sie wirklich begehrten und was bei alledem herauskam. Sie könnten letztlich dem Papsttum den völligen Garaus bereiten.

„Mit Kähnen kamen sie über die Donau... die Goten sollten (allerdings) für ihre Aufnahme ins Reich bezahlen, zu viel, (was sie nicht leisten konnten). So nahmen die (römischen) Kommandeure die Kinder der Goten… Darüber kam es (im August 378) zum Kampf ... und in der Schlacht bei Adrianopel, in der Kaiser Valens fiel, siegten die Goten ...“ Leopold von Ranke „Werk und Nachlass“

Der Tod Kaiser Valens, (der Bruder Valentinians, der drei Jahre zuvor im Kampf gegen die persischen Sassaniden fiel) kam den Nicänern gelegen, denn Valens war Arianer.

Athanasius der hartherzige Feind der Nicht-Trinitarier hatte ihn bis zuletzt attackiert, wo er konnte.

Infolge des Todes des Kaiser Valens war der Weg frei für Gratian, den Wankelmütigen, der Ambrosius Weitsicht gleichzeitig schätzte und bezweifelte. Den 19-jährigen Kaiser plagte das Gewissen.

Er wünschte, mit den Goten Frieden zu schließen.

Aber Ambrosius posaunte sein lautes Nein!

Er war Gratian an innerer Autorität haushoch überlegen. Ambrosius behauptete, im Stil und Sinn des Athanasius, die Goten seien Gottesfeinde. Wörtlich: „Sie sind ‚christusfeindlich’ eingestellt.“

Ambrosius, völlig im Fahrwasser der Schriften des Athanasius und des Epiphanius von Salamis, stemmte sich mit seiner kompletten Ideologie gegen eine friedliche Lösung des Problems. Er wünschte nicht zu denken, dass die zum (toleranten Christentum) bekehrten Goten seine Brüder waren. Hartherzig und folgenschwer vertrat er Konstantins ursprüngliches, durch und durch verlogenes Konzept:  Wer nicht nicänisch glaubt, ist kein Christ!

Im Sommer, 378, strömten mehr als je zuvor Goten bis an die nordöstlichen Grenzen des römischen Gebietes. Damit wurde diese Flucht zur Völkerwanderung. Sie hätte auf Europa befruchtend einwirken können, denn wo es Goten gab, gedieh, ihrer intelligenten und liberalen Grundhaltung wegen, die Kultur.

Kaiser Gratian stand nun mehr denn je verunsichert da. Von allen Seiten hagelte es ungute Informationen. So manche Nacht wird der junge Mann hinauf zum Himmel geschaut haben, ob Gott ihm ein Zeichen sendet.

Gott!

Aber wer war dieser Gott wirklich? Der unvorstellbare des Athanasius, des Damasus von Rom, der seines Beraters Ambrosius? oder der ihm liebe, angenehme des Arius?

Gratians Abneigung gegenüber der trinitarisch-katholischen Religion beruhte auf Kindheitserfahrungen.

Die weit gestreuten Biwakfeuer an der Reichsgrenze mahnten ihn, wie groß seine Verantwortung war. Tapfer und arianerfreundlich verfasste Gratian, zu dieser Zeit, eigensinnig sein Toleranzedikt zu Sirmium: Zur „Freiheit aller Glaubensrichtungen“. (Lediglich extreme Richtungen untersagte er zu agieren)

Dieser Fakt ist aus heutiger Sicht von höchster Bedeutung!

Doch Ambrosius grollte. Er bete jede Nacht für Gratian. Und der sei undankbar! Wütend, und alles auf eine Karte setzend schrieb Ambrosius nun von der Angst getrieben, die von ihm geliebte „Orthodoxie“ könnte sang- und klanglos untergehen, für Gratian zwei „Bücher“ („De fide“)

Klipp und klar schwört er, im Geiste Konstantins und im Sinne des Athanasius und Damasus:

 „Die Arianer (Italiens und die Goten, G.Sk.) haben sich gegen die Kirche Gottes verschworen!“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“ Ambrosius malte Schwarz-Weiß, er entmischte nicht. Untrennbar gehörten für ihn Staat und „seine“ Kirche zusammen. Dem jungen Kaiser suggerierte er: „der (richtige) Glaube des Herrschers (gewährleiste) mehr als die Tapferkeit seiner Soldaten den Sieg... Jesus Christus soll das römische Heer führen.“ ebenda

Welches Bild!

Welche Dummheit.

Feldherr Hindenburg dachte ähnlich wahnhaft. Er stellte sich eintausendfünfhundert Jahre später den lieben Gott als auf einer Wolke sitzend vor, der den deutschen Truppen huldvoll zulächelt, während diese die Söhne und zukünftigen Ehemänner russischer Frauen, allesamt Christen, die einen wie die anderen, in die tödlich-tückischen masurischen Sümpfe treiben.

Ambrosius hätte wissen müssen: Mit Jesus, dem Fürsten des Friedens und seiner Lehre der schließlichen Versöhnung Aller, hatte sein Treiben nichts zu tun.

Ruppiger Konstantinismus war das, und wenn er noch so süß von Jesus säuselte, es gilt allemal: Niemand wird, vor einem, dem „allein wahren Gott“ genehmen Gericht, je an seinen Lippenbekenntnissen gemessen werden.

Angesichts der Tatsache, dass viele Goten sich Christi Lehre von der Rechtschaffenheit verpflichtet sahen, wäre er zwingend dazu verpflichtet gewesen, angemessene diplomatische Schritte einzuleiten. Schließlich wünschten die Goten nur Sicherheit für ihre Familien. Das wenigstens wusste Ambrosius:

Für die Goten ging es um Tod oder Leben.


Seitdem die Asiaten den Reflexbogen als Waffe erfunden hatten, war ihnen kein europäisches Heer mehr gewachsen. Gratian ließ sich überzeugen, gegen seine Bedenken zu handeln, und daran ist zu ermessen, wie sehr Ambrosius dem jungen, Verantwortung tragenden Mann geistig überlegen war. Es hieß nur: fortan „wies er die Arianer ab und folgte Ambrosius.“

Ambrosius hatte dabei als entscheidende Autorität die Bibel aufgerufen: „Der Kaiser soll, gerüstet mit dem Schwert des Glaubens, dem Sieg entgegen ziehen... Der Krieg gegen die Goten und der Sieg über sie seien von Hesekiel geweissagt worden. Die Goten sind Gog, von denen der Prophet (Hesekiel) schreibt, dass er mit Gottes Hilfe vernichtet werde. Es ist nicht zweifelhaft, dass die ‚catholici’, welche die Strafe für den Unglauben anderer ertragen haben, bei Gratian Hilfe für den rechten Glauben finden. Der Glaube an Gott und die Treue zum imperium Romanum können nicht voneinander geschieden werden...(die Goten) die ‚Häretiker’ sind die ‚Anti-Christi’; diese Häresie sammelt ihr Gift aus allen anderen Häresien.“

Ambrosius mahnte den Kaiser, er müsse „daran denken, die Siegeszeichen aufzurichten...“ So wollte er „den Kaiser für seine kirchenpolitischen Ziele gewinnen und den Gegnern (des Nicänums) den Kampf ansagen.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“

Das war die Sprache des Epiphanius.

Schlimmer, das wurde die Sprache der Nationalsozialisten und der Stalinkommunisten. Die Nicäner und die in ihrem Interesse kämpfenden Legionen sollten die Siegeszeichen (Konstantins?) aufrichten!

Gratian hätte in seiner ursprünglich toleranten Gesinnung festbleiben sollen. Das wäre für das kriegsmüde Volk dies- und jenseits der römischen Grenzen der bessere Weg gewesen. Denn der Staat hat sich (erst recht nach Jesu Worten: „Gebt dem Kaiser was des Kaisers ist und Gott was Gottes ist“) aus innerkirchlichen Angelegenheiten herauszuhalten, wie die Kirche aus den machtpolitischen Anliegen des Staates. Sonst handeln auch die Menschen, die in seiner Nachfolge stehen, eher aus Klugheit und Berechnung, und nicht aus innerer Überzeugung. Erst die konsequente, aktive Umsetzung dessen, was man, nach angemessen langer und redlicher Suche, als wahr und richtig erkannt hat, macht den von Gott geliebten Menschen aus – selbst, wenn er irrt!

Gratian und seine Generäle befolgten Ambrosius Befehle, hatten die „Siegeszeichen“ aufgerichtet ... und verloren.

Ambrosius hat die Legionen in die Kämpfe hinein gehetzt: Er sprach „mit Gewissheit von den zu erwartenden Erfolgen des Kaisers gegen die Goten…“ und von den „Strafen, welche die Gegner des Glaubens und des römischen Imperiums treffen werden...“  Entgegen den Prophezeiungen des Ambrosius „bot das römische Heer keinen Widerstand mehr... Überall zogen die Goten ... durch das Land…, bis an die Grenze Italiens herrschten sie nach Belieben.“ Gunter Gottlieb „Ambrosius von Mailand und Kaiser Gratian“

Alles wankte, Ambrosius stand. Noch blieb ihm ja Italien. Wie ein leichtfertiger Kaiser zog er nicht die Konsequenzen, sondern vermochte es, mit diesen Niederlagen zu leben. Er konnte seine persönliche Macht sogar noch festigen, weil die Goten mit dem Erreichten wider Erwarten zufrieden waren und ihren Arianismus n i r g e n d w o mit Gewalt durchsetzten!

Ambrosius vermochte es gar, nach Gratians Tod noch einmal aufzutrumpfen: Jetzt erst kommt er und fährt starkes Geschütz auf: Er initiierte Cunctos populos. Mit ihm sollte das dunkle Mittelalter heraufkommen.

Viele empören sich, nicht Ambrosius von Mailand, sondern die Regenten seiner Zeit seien die Verfasser des „Dreikaiserediktes“.

Wahr ist indessen: Im römischen Imperium geschah ohne sein Einverständnis nichts von Belang. 

Alles! nichttrinitarische Denken und Meinen und Glauben wird nun niedergewalzt.

Ambrosius entmündigte mit ihm Millionen. Brutal basiert es auf Thesen des Damasus von Rom: „Alle Völker, über die wir ein mildes und maßvolles Regiment führen, sollen (müssen) sich, so ist unser Wille, zu der Religion bekehren, die der göttliche Apostel Petrus den Römern überliefert hat, wie es der von ihm kundgemachte Glaube bis zum heutigen Tage dartut und zu dem sich der Pontifex Damasus klar bekennt...“

Wir wissen wer Herr Damasus war und wozu er sich klar bekannte. „Cunctos populos“ drohte denen mit Strafen die sich aus Gewissensgründen nicht ins Einparteiensystem des Trinitarismus einfügen durften. Cunctos populos bestimmte, dass „nur diejenigen, die diesem Gesetz folgen, … dürfen …Christen heißen; die übrigen, die wir für wahrhaft toll und wahnsinnig erklären, haben die Schande … zu tragen. Auch dürfen ihre Versammlungsstätten nicht als Kirchen bezeichnet werden. Endlich soll sie vorab die göttliche Vergeltung, dann aber auch unsere Strafgerechtigkeit ereilen, die uns durch himmlisches Urteil übertragen worden ist.“ C.P Textanfang und Ende

Offiziell heißt es:  „Das Dreikaiseredikt „Cunctos populos“ wurde am 28. Februar 380 in Thessaloniki von den römischen Kaisern Theodosius I., Gratian und Valentinian II. verabschiedet. Es beendete die nominelle Religionsfreiheit des 4. Jahrhunderts und gilt als wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen.“ Bernd L Beck „Spiritualität und Menschheit“

Der erste Satz lügt, der zweite ist im ersten Teil leider wahr, der Schluss ist ebenfalls eine Lüge.

Es gibt eine Geschichte des Christentums, jener Teil der die Liebe, die Toleranz und die Wahrhaftigkeit lehrte und zu verwirklichen trachtete. Wo aber die uns vom Allmächtigen geschenkten Menschenrechte auf freie Entscheidung in Frage gestellt und geraubt, wo auf den totalen Verzicht auf Lug und Betrug gepfiffen wurde, da verbietet es sich von selbst es „christlich“ zu nennen.

Alle Kirchenhistoriker wissen, das Paulus es unmissverständlich zum Ausdruck brachte: „Wer den Geist Christi nicht hat, der gehrt nicht zu ihm.“ Römer 8

Ein kleiner Blick auf die angeblichen Verfasser – Gratian, Valentinian II. und Theodosius - zeigt und verrät wie es wirklich war. Immerhin war es ein Gesetz, dass geradewegs zur spanischen Inquisition führte,

Hier ist Gratian

 „Gratian (erließ) in Sirmium 378 n. Chr. ein Toleranzedikt, nach dem alle Glaubensrichtungen, außer die der Manichäer, der Photinianer und der Eunomianer, toleriert werden sollten. Dieses Edikt galt für das gesamte römische Reich.“  Barbara Neumeier „Untersuchungen zur Geschichte des britannischen Usurpators Magnus Maximus und seiner Zeit“

Schrieb er mit der Linken Toleranz und mit der Rechten Intoleranz – oder umgekehrt?

Der neunjährige Valentinian II. habe seiner arianischen Mutter Justina den Mund verboten? Er habe ihr gedroht?

Als der Knabe „für seine Arianer die außerhalb der Stadtgrenze gelegene basilica Porciana extra murana forderte, wurde ihm dies von Ambrosius verweigert.“ Peter Grossmann „Ägyptische Architektur“ zitiert Seeck

Ambrosius war fest entschlossen, den Willen der treu-arianischen Kaiserwitwe Justina zu brechen. In Wahrheit fürchtete er sie. Womöglich würde sie Vorteile aus seinen militärischen Niederlagen, im Kampf gegen die arianischen Ostgoten, ziehen. Offiziell - und wie selbstverständlich - heißt es in der gegenwärtigen Literatur: Ambrosius habe „mit der orthodoxen Bevölkerung dem Befehl (der Kaiserwitwe Justina, Mutter des damals neunjährigen Kaisers Valentinian II. G.Sk.), Kirchen an die Arianer auszuliefern, erfolgreich Widerstand geleistet.“ Er ‚überwand’ den Arianismus … durch die Synode zu Sirmium, auf der er 6 Arianer verurteilen ließ, und 381 durch die Synode zu Aquileja, die den der arianischen Häresie angeklagten illyrischen Bischof Palladius samt seinem Presbyter Secundinus schuldig sprach und absetzte.“ Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon Bautz Schuldig wurden schon viele gesprochen, Ambrosius!

So auch später vom deutschen Volksgerichtshof, in Stalins Schauprozessen, von Maos Roten Garden.

Seit seiner Taufe 374 wehrte sich die Witwe Kaiser Valentinians I. gegen die brutale Verfahrensweise des Ambrosius. Der Bearbeiter der Eintragung im Kirchenlexikon lobt zwar, Ambrosius sei „tapfer“ aufgetreten, doch dieses Lob kann kein um Objektivität Bemühter teilen!

Jesus ist es, der Fesseln löst, nie aber knechtend bindet.

Auch, wenn du seinen Namen unentwegt lobend auf der Zunge trägst, fällst du ihm mit rabiatem Verhalten tückisch in den Rücken.

Nichts kann das verlorene Individualrecht ersetzen.

Sieben Jahre lang widerstand die tapfere Justina dem erbarmungslosen Diktator, der, so weit zu sehen ist, bis zur Stunde Christen als leuchtender Held des Guten dargestellt wird. „Sie war verärgert, weil Ambrosius (drei Jahre nach dem Tod ihres Gatten) um 379 ihre Bemühungen vereitelt (hatte) ...einen Arianer auf den (Bischofs-)Stuhl zu Sirmium zu befördern…“ Sechs Jahre später, 385, „verweigert Ambrosius Justina die Erfüllung ihres Wunsches, den Arianern Mailands zwei Kirchen zu überlassen.“ F-L. zu Stolberg-Stolberg „Geschichte der Religion Jesu Christ

Ambrosius hat sie permanent genervt und bis zu ihrem Tod 385 erniedrigt, wo er nur konnte.

Es gibt keinen anderen Schluss: Ambrosius selbst oder einer aus seinem Anhang hat die Unterschrift Valentinian II. erzwungen oder fälschen lassen.

C.p. „gilt als wesentlicher Schritt, um das Christentum zur Staatsreligion zu machen“?

Christentum und Gewalt schließen einander aus, definitiv!

Nun kämpften „Orthodoxe Bischöfe mittels Staatsmacht gegen ihre häretischen Mitchristen... (die antitrinitarischen Arianer ua. Splittergruppen G.Sk) Die Vorgaben kamen von den orthodoxen Bischöfen. Häretischen Christen wurde verboten Gottesdienste abzuhalten, Kirche und Versammlungsorte wurden von der Polizei beschlagnahmt, ihre Schriften verbrannt. Ihnen wurde die Rechtsfähigkeit genommen. Sie durften keine Verträge und Erbverfügungen abschließen. Mehrere Gesetze drohten ihnen Konfiskationen ihrer Güter an, Ausweisung aus einer Stadt, Verbannung. Wer durch Bischöfe exkommuniziert wurde, wurde vom Staat mit dem Bannfluch belegt. " Anton Grabner, Johann Maier "Kulturgeschichte des frühen Christentums Vandenhoek & Ruprecht

Ambrosius bestimmte wer ein Häretiker ist. Die Möglichkeit einer Berufung gab es nicht.

Zahllose Leidtragende werden nie vergessen, dass die von Ambrosius empfohlene Richtung fortan zur generellen Leitlinie wurde. Bekannt ist, dass sowohl Kaiser Theodosius II. wie auch Valentinian III. an den Prätorianerpräfekten Bassus von Ravenna 426 schrieben: „Zu allen Zeiten soll es einem jeden freistehen, diejenigen zu verfolgen, die in schändlicher Weise von der christlichen Kirche abtrünnig geworden sind. Die Untersuchung eines solchen Verbrechens soll an keine Zeit gebunden sein.”  „Codex Justinianus“, Reclam Bibliothek Band 1368

Beschämend ist, dass spätere Inquisitoren sich, lt. Henry, Ch. Lea genau darangehalten und sich immer viel Zeit gelassen haben: „... (einige arianische d.h. antitrinitarische Ketzer) hatten schon acht Jahre und länger in Gefängnissen auf ihr Urteil gewartet, viele von ihnen in Ketten, alle in dunklen, engen Zellen.“ Lea, „Geschichte der Inquisition im Mittelalter“ Eichborn, 1997, Bd 1 S. 468

Aber die Verwegenen stehen wacker zu ihrem „Dreieinen“: „Wer den Trinitarismus „leugnet“ ist kein Christ!“

Jeder Christ, der sich in der Pflicht sieht, den Glauben an den trinitarischen Gott zu verteidigen, sollte mehr wissen auch, dass tadellosen Bischöfen Spaniens - zuerst Priscillian (340-385) - unter falschen Behauptungen im Jahr 385 zu Trier, Deutschland die Köpfe abgehackt wurden, nur weil sie sich weigerten ihre arianische Gesinnung aufzugeben und den trinitarischen Gott Kaiser Konstantins zu verehren. 

Diejenigen die an der  Jahrhunderte währenden Abwürgung des Arianismus beteiligt waren, schreckten vor nichts zurück. Nur Hitlers und Stalins Geheimpolizei sollten diese Brutalität später noch überbieten. Allerdings mit einem Unterschied, die Nazis und die Kommunisten haben ihre Grobiane nicht als Heilige bezeichnet. „Es waren die schlechtesten Elemente des spanischen Episkopats, die gegen Priscillian in vorderster Front standen. Ithiacus wird als schamloser und sittlich verkommener Schwätzer bezeichnet und Ydascius wurde von seinem eigenen Presbyterium (Ältestenkollegium) in den Anklagezustand versetzt, sein Lebenswandel kam weiterhin in schlechten Ruf… Durch Folterungen und „inquisitorische Technik des Präfekten Euodius gelang es, Priscillian und die Seinen das Verbrechen der Magie und der organisierten Unzucht gestehen zu lassen. Die meisten wurden mit dem Schwert hingerichtet.“

Hans Lietzmann „Geschichte der Alten Kirche“ W. De Gruyter, 1999

Natürlich war Ambrosius hinterher betroffen. Aber so ist das in der Politik, erst legt man radikale Regeln fest und dann, wenn sie sich verheerend auf den eigenen Ruf auswirken, würde man am liebsten alles dämpfen, allerdings nicht um jeden Preis. Dass es zuerst und massiv darum ging den Arianismus (Anti-Trinitarismus) zugunsten des Konstantinismus auszurotten, geht auch aus der Arbeit von Ana Maria C.M. Jorge Center for the Study of Religious History (CEHR) Portuguese Catholic University (UCP) hervor:

„Priscillian (340-385) hilft uns, den Christianisierungsprozess und die Orthodox/Heterodox-Debatte in der Spätantike besser zu verstehen. …Vor dem Hintergrund der fortschreitenden „Konstantinisierung“ der Kirche werden Bischöfe zu Schlüsselfiguren, die die Hauptkräfte der Zeit zentralisieren. … Die Konfrontation zwischen rivalisierenden christlichen Gemeinschaften – dem Priscillianismus und dem Nicänischen Katholizismus – offenbart einen wichtigen Aspekt der Position der Christen in ihren Beziehungen zu zivilen Autoritäten sowie die engen Verbindungen zwischen dem Christentum, der Spitze der kirchlichen Hierarchie, und dem Imperium. Es vermittelt auch ein klares Bild der Arbeit des Bischofs einer Stadt in der Antike, in der der Schwerpunkt auf der militanten Weise der Verkündung lag.“  

Dass es tatsächlich darum ging den Trinitarismus (kontra Tritheismus) militant durchzusetzen, bestätigt, wenn auch nicht auf den ersten Blick erkennbar, auch diese Aussage: „Die Priscillianisten verwechselten mit Sabellius die drei Personen der Dreieinigkeit.“ Butler, Alban: “Leben der Väter und Märtyrer” 1825 Mainz

Wie sie dahin schreiten zum Hauklotz, auf den Mann zu mit seiner Axt in Händen, kann jeder sehen, der sich versucht in die Lage der Betroffenen zu versetzen. Nur noch wenige Minuten und sie werden im Jenseits ihren Bericht zu Protokoll geben, der ihrer Überzeugung nach dermal einst aufgerufen werden wird... Unter der Folter hatten sie gestanden unzüchtige Zauberer zu sein. Kein Mensch der Priscillian und die Seinen kannte, schenkte diesem ungeheuren Vorwurf jemals Glauben, (der abergläubische Kaiser Magnus Maximus vielleicht). 

Als die sieben Köpfe zu Boden fielen freuten sich nur wenige. Selbst Ambrosius von Mailand, der sowohl die theoretischen Voraussetzungen zu diesem Kapitalverbrechen geschaffen, sowie auch Priscillians Bitte um Beistand abgewiesen hatte, hielt den Atem an...

Ob Ambrosius auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendete, welches Verbrechen er zuvor begangen hatte, als er das vor seiner Zeit wenigstens formal gültige Recht jedes Bürgers auf freie Wahl seiner Religion abschaffte?

Zuvor hieß es noch: Wir gewähren den Christen, ... um des Friedens willen auch anderer Religionen, das Recht der öffentlichen und freien Ausübung ihres Kultes...“ Mailänder Toleranzreskript 313

Kaiser Justinian (482-565) verstärkte die Reihe der Gewalttäter erheblich. Dieses Oberchristen höchstes Anliegen bestand darin keinem Heiden zu erlauben ungetauft in seinem Reich zu leben. Jeder der nicht hinlänglich „rechtgläubig“ zu sein schien wurde bestraft, sein Vermögen eingezogen, denn Justinians Kriege, seine Bauten und seine Politik verschlangen Unsummen, obendrein herrschte die Pest jahrelang. Auf eventuellen Abfall von der „Orthodoxie“ setzte er die Todesstrafe. Das ließ er schamlos, in sein Gesetzeswerk „Codex Justinianus“ hineinschreiben: „das Festhalten am „hellenischen“ Glauben bzw. die Apostasie nach der Taufe wird mit der Todesstrafe geahndet.“ Codex Justinianus, 10,11

Als fanatischer Trinitarier, Regent des oströmischen Reiches, beraten von seiner Frau Theodora, ist er mitverantwortlich an der Ermordung von 30 000 Menschen, deren Leben, Wünsche und Überzeugungen ihm gar nichts bedeuteten: Er glaubte und handelte heidnisch rücksichtslos wie Kaiser Konstantin (280-337), der Vater des Trinitarismus: „... die Herleitung von Herrschaft und ihre Legitimation aus Gott erhob (mit Justinian) einen neuen Ausschließlichkeitsanspruch. Kaiser und Kaisertum definieren sich von nun an nur noch aus ihrem Bezug zu Gott… Aufruhr im Volk sei nichts als Hundegekläff… Es war… Gott allein, der Justinian die Herrschaft übertrug.“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

Image result for ostgotenreich karteJustinian schwor, sein Herrgott habe ihm gesagt, was zu tun sei: „Von Gott eingesetzt ...bringen wir Kriege glücklich zu Ende… Wir richten unsere Herzen so auf den Beistand des allmächtigen Gottes, dass wir weder Waffen noch unseren Soldaten, noch den Generälen, noch unserer eigenen Begabung vertrauen müssen, sondern jegliche Hoffnung allein auf die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g k e i t setzen…“ Mischa Meier „Justinian, Herrschaft, Reich und Religion“

Im 17-jährigen Krieg gegen die toleranten, nichttrinitarischen Arianer Italiens hinterließen er sowie „die vorsorgende Umsicht der höchsten D r e i f a l t i g  k e i t“ Asche und Tränen in einem bis dahin friedlichen, blühenden Land.

 Hunderttausend Kinder machten beide, der Dreifaltige und sein Kaiser, zu Waisen. Justinian tat, was er konnte. Das flache Land und selbst die Großstadt Rom glichen später einer Wüste: „Zwar residieren die Päpste im Lateranpalast noch lange danach, mit einer Schar Eingeschworener, inmitten von Ruinen und hielten sich großspurig für die Sieger der Geschichte und Retter des Christentums. Gespenstisch ging es zu. Wo einst 1 Million Bürger wohnten, hausten zwischen dem 6. und dem 14. Jahrhundert nur noch ein paar tausend Leute. Dieser verlorene Haufen, hielt sich allerdings für den Nabel der Welt.“  Annette Bruhns „“Pest, Hunger und Schwert“

Dieser Unhold war es der sich obendrein herausnahm die urkirchliche Theologie um rund die Hälfte zu verkürzen, indem er aus eindeutig politischen Gründen * die Apostellehre vom vorirdischen Dasein des Menschen löschte. * Diekamp „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil"

Es kam ein neues Menschenbild herauf, das die evangelische Kirche des 21. Jahrhunderts schließlich verführte zu formulieren: Es gibt keine „unsterbliche“ Seele! Der Mensch, wenn er stirbt, ist „ganz und gar tot“. online-Dogmatik evangelischer Glaube“

Unvergessen: Zweihundertvierzig Jahre später, 681, wird noch deutlicher wes Geistes die Herren des frommen trinitarischen Mainstreams waren. So heißt es denn auch - laut dem 12. Konzil zu Toledo -: „... reißt mit der Wurzel die jüdische Pest aus... die jüdische Religion ist verboten! Allen Juden Spaniens wird befohlen, sich binnen eines Jahres taufen zu lassen... wer der Gnade der Taufe noch nicht teilhaftig wurde, wird mit einhundert Peitschenhieben, dem Ausreißen des Kopfhaares... sowie der Landesverweisung bestraft... sein Eigentum wird dem Herrscher zur Verfügung gestellt...“ Werner Keller „Und wurden zerstreut unter alle Völker“

Im Namen des Dreifaltgen agierte auch Innozenz III. (1161-1216) der sich selbst als ein Hochwesen „zwischen Gott und Menschen gestellt sah, diesseits Gottes, aber jenseits des Menschen, weniger als Gott, aber mehr als der Mensch. Demgemäß sei der Papst vicarius Christi, Statthalter Christi auf Erden, nicht nur Amtsnachfolger Petri.“  Institut für Klassische Philologie, HU Berlin

Er verurteilte den Anti-Trinitarismus, als Tritheismus auf demselben IV. Laterankonzil 1215 auf dem er zur Vernichtung auch der Reste der unseligen Arianer Italiens aufrief.  Diese Gruppe Anti-Trinitarier bildeten später den Grundstock der Waldenser, die besonders im 13. Jahrhundert bis 1848 blutige Verfolgung erlitten. Es gab sie in ganz Mitteleuropa:

Innozenz III. schrieb, mit Kanon 3, des 4. Laterankonzils von 1215, - wo erneut der Tritheismus der Antitrinitarier verflucht wurde - das Folgende: „Weltliche Mächte, die sich an der Ausrottung derer nicht beteiligten, die seitens des Papsttums als Ketzer betrachtet wurden, werden nach Mahnung exkommuniziert. Nach Ablauf eines Jahres werden ihre Vasallen und Lehnsnehmer von ihrem Treueid entbunden und der Papst gibt ihre Ländereien zur Besetzung durch kirchentreue Christen frei.

Wer an den Ketzerkreuzügen teilnimmt, genießt dieselben Privilegien wie ein Jerusalemfahrer. Wer hingegen den Ketzereien anhängt, wer sie verteidigt, in Schutz nimmt oder begünstigt, verfällt der Exkommunikation. Nach Ablauf eines Jahres verliert er seine Rechtsfähigkeit, wird von der Erbfolge ausgeschlossen, Richter verlieren ihre Jurisdiktionsgewalt, Kleriker ihre Ämter und Pfründen ...“

Die trinitarische Kirche wurde wegen der Ungeheuerlichkeit der Übergriffe von europäischen Regierungen massiv getadelt: Eines der bekanntesten Massaker nannten Hinterbliebene „Piedmontesische Ostern“. Im Frühling 1655 wurden schätzungsweise 1700 Waldenser geschlachtet. Das Massaker war so brutal, dass es in ganz Europa Empörung auslöste. Protestanten in Nordeuropa boten den verbliebenen Waldensern Zuflucht.

 Evangel.  Gesamtverband Oberweser Waldensergemeinden um 1200


Oliver Cromwell, (1599-1658), damals Lordprotektor in England, schrieb im Namen der Waldenser in einer Petition, dass er Truppen zur Rettung der Verfolgten schicken würde.

 

Resümee

Die Ergebnisse der Kirchengeschichtsforschung widersprechen dem Trinitarismus in voller Breite. Nicht wenige Funktionäre der Kirchen und Denominationen die dem Weltkirchenrat angehören hetzen gegen kleinere Gemeinschaften die ihrer Gotteslehre die Zustimmung verweigern.

Im Brennpunkt des Ärgers steht der „Mormonismus“

Wenige wissen hinlänglich um was es dabei wirklich geht.

Viele sehen sich genötigt über eine Kirche herzufallen die ihnen keinen Schaden zufügte.

Wann werden sie Frieden stiften?

Selten sind religionswissenschaftliche Analysen der Theologie der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen), die durch höherrangige Exegeten einer Großkirche erarbeitet wurden, aber die vorliegen sind enorm positiv, wie die von Prof. Dr. Heikki Räisänen Helsinki, Finnland: „Joseph Smith und die Bibel“ "Theologische Literaturzeitschrift" 109. Jahrgang, Februar 1984 

 

 

 

 

 


Samstag, 13. April 2024

Ingrids neue poetry 2024

     


                                                            Kind Redeemer

 

When we walk through darkest night, when we feel life's bitter sting,

Kind Redeemer, Saviour, King you're the one that makes us sing.

 

When confusion, error, sin, close all doors so we can't see,

Oh, then Lord of all Creation, you taught truth that sets us free.

 

When we need someone to hold us, when we bend beneath life’s care

Oh, then Saviour, proven friend, you’re the one who’s always there.

 

When the raging sea is tossing, when our boat drifts on its own,

Oh, then captain, navigator, you’re the one to guide us home.





Mittwoch, 13. März 2024

"Was treibt euch ins Lügengeschäft?"

 



Mormonen Kritik - Wenn blanker Schwindel zu Religion wird

spiritueller-blog.com

https://www.spiritueller-blog.com

 


Gerd Skibbe <gerd.skibbe@gmail.com>

 

 

 

 

 

 

 

Sa., 9. März, 18:06 (vor 2 Tagen)

 

an poehm

Lieber Matthias Pöhm,

 

du schreibst und veröffentlichst, das ist zunächst ok, aber bedenkst du auch die Frage nach der Ehrfurcht vor der Wahrheit?

In deinem Mormonenartikel zitierst du zum Schluss: "...wenn sich blanker Schwindel vor unseren Augen in ernste Religion verwandelt.“ Christopher Hitchens „Der Herr ist kein Hirte“ 2007

Das Buch steht in meinem Regal neben mir.

Hitchens. erzählt seiner zahlreichen Anhängerschaft gerade eben das absolute Gegenstück der historischen Wahrheit – und seine Leserschaft nimmt es ihm unbesehen ab:

„Als sich (1844) der Streit über die amerikanische Sklaverei zuspitzte, predigten (J.) Smith (gemeint ist der Prophet der Kirche Jesu Christi der HLT) und seine noch dubioseren Schüler vor Kriegsausbruch in Missouri gegen die Abolitionisten.“ Christopher Hitchens „Der Herr ist kein Hirte“ 2007

Bekanntlich sind Abolitionisten Gegner der Sklaverei.

Warum bindet Hitchens seiner Leserschaft diesen und andere Bären auf? Angeblich ist er doch ein Vorreiter wahrhafter, moderner Aufklärung. Sieht er nicht, dass er sich mit seinen nachweislichen Falschaussagen selbst um seine Reputation bringt? Was sind seine Publikationen noch wert, wenn er, dazu in einem Atemzug, fünf Mal lügt?

Prof. John Henry Evans verweist in seiner 1936 erschienen Broschüre „Das Führertum des Propheten Joseph Smith“ auf folgende Fakten: Als er (J. Smith) sich im Jahre 1844 um die Präsidentschaft der Vereinigten Staaten bewarb gab er eine Flugschrift heraus, die sich mit der Politik der Bundesregierung befasste. In diesem außergewöhnlichen Dokument sprach Joseph Smith auch seine Ansichten über die Sklavenfrage aus, die damals schon zu einer brennenden geworden war. Er sagte: „Verlangt von euren gesetzgebenden Versammlungen ihr guten Leute in den Sklavenstaaten, dass sie die Sklaverei spätestens vom Jahre 1850 aufheben, und rettet so die Anhänger der Sklaverei von Schuld und Schande, Ruchlosigkeit und Verderben. Verlangt vom Kongress, dass ihr jeden Sklaven zu einem angemessenen Preis loskauft aus Mitteln, die durch den Verkauf von öffentlichem Land aufzubringen sind, sowie aus Ersparnis an Tagegelder der Kongressmitglieder. Zerbrecht die Ketten des armen schwarzen Mannes und dingt ihn zu bezahlter Arbeit wie alle anderen menschlichen Wesen!“

Das weiß auch die nicht-mormonische Geschichtsforschung.

Du schreibst:

„Mormonen müssen in fremden Landen auf Mission gehen und andere Menschen von ihrem Fantasie-Glauben überzeugen… Meist sind es sozial Schwache, die an der mormonischen Fussel-Rolle kleben bleiben.“

Glaubst du wirklich, dass kluge, moderne junge Leute, die ihre fünf Sinne beieinander haben, ihre Ersparnisse und zwei Jahre ihres Lebens opfern „gemüsst“ werden könnten?

Weiter mit deinem Text: Die Mormonen betrachten auch das Totenreich als riesiges Missionsgebiet. Sie betreiben die sogenannte "Totentaufe", da werden Verstorbene im Nachhinein zu Mormonen "getauft". Es reicht den Namen des Toten zu haben - schwupps wird er nachträglich Mormone. … Starke Religion!“

 

Ja, gewisse Journalisten haben das behauptet.

Demgegenüber gilt:

Stellvertretende Taufen (also Taufen für Verstorbene) sind gewissermaßen ein Billett. Man akzeptiert es oder nicht.

Verstorbene sind Intelligenzen mit freiem Willen. Niemand außer der betreffenden Person bestimmt, ob sie ins „Konzert“ geht oder nicht. Zu keiner Zeit erfolgte nach einer stellvertretenden Taufe ein Eintrag in irgendeine Art Mitgliederliste!

 


                                      Matthias Pöhm:  Ein sympathischer junger Mann auf breitem Holzweg

Hier ein weiterer Punkt: Du schreibst: „Ein Mormone kann zu Gott werden. Ja, wirklich!

Lieber Matthias, Gott, das ist ein Schöpfer aus der Ewigkeit heraus. Schau mal was Goethe zu diesem Thema sagte… und hier was andere darlegen:

von Harnack ein von allen Seiten anerkannten Kirchengeschichtsforscher bekräftigt: „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) war der letzte und 

o b e r s t e gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei a l l e n Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“ Adolf von Harnack „Lehrbuch der Dogmengeschichte“

Jeder Mensch, kann nach den Lehren jüdischer Traditionalisten (Kabbalisten) der Ersten Christen und der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage Gott werden. „... Jeder gute... Gedanke und jedes ebensolche Tun zeugt unverlierbare geistige und reale Energien (bis zur) Veredlung und Emporhebung in die reinen Höhenregionen, (tätig) an der immer fortschreitenden Vergottung.“ Erich Bischoff „Kabbala“ 

Hippolyt von Rom (heiliggesprochener Gegenpapst um 220) sagt es ebenfalls: „Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will der Mensch Gott werden, so muss er ihm gehorchen.“ Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche“ 

Dieser Aspekt hat für Origenes und Joseph Smith höchste Bedeutung. „Jeglicher Grundzug der Intelligenz, den wir uns in diesem Leben zu eigen machen, wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen. Und wenn jemand in diesem Leben durch seinen Eifer und Gehorsam mehr Wissen und Intelligenz erlangt als ein anderer, so wird er in der künftigen Welt um so viel im Vorteil sein.“ Joseph Smith, Lehre und Bündnisse 130: 18-19 

Nichts, außer dem Sühnopfer Christi, hat mehr Gewicht. Allerdings: „Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes, und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes“ 

 

Lieber Matthias, nimm bitte zur Kenntnis, dass „Mormonen“ entschiedene Verteidiger des Individualrechtes sind. Es lebe die Entscheidungsfreiheit, nieder mit den Feinden der Freiheit.

 

Freundliche Größe von einem 93-jährigen namens

Gerd Skibbe

der einige tausend Dissertationen las, ehe er zur Feder griff.

Montag, 11. März 2024

Das Licht wird triumphieren

 

Nach dem enorm anstrengenden und letztlich erfolglosen 3 000 km Marsch von Kirtland nach Far West Missouri und zurück, bestimmten – im Auftrag Joseph Smiths -, die drei Hauptzeugen für die Echtheit des Buches Mormon: M. Harris, D. Whitmer und O. Cowdery neun von den zweihundert Camp-Teilnehmern. Sie sollten als Apostel wirken. Unter ihnen waren Brigham Young und Heber C. Kimball. Das geschah im Februar 1835. Oliver Cowdery, der später für zehn Jahre als exkommunizierter, eloquenter Rechtsanwalt Karriere machte (und der bescheiden in seinem Betragen 1848, in den Tagen der Flucht der Kirche in den Westen um Wiederaufnahme bat, was ihm natürlich gewährt wurde) sagte in jenen fernen Februartagen im Text der Ordination: „Ihr seid berufen zu einem Amt, das eure ganze Aufmerksamkeit beanspruchen wird. Ihr werdet weit hinaus in die Welt gehen, zu Nationen in denen (in Bezug auf das originale Christentum) Finsternis herrscht.“


                                                  Oliver Cowdery 1806-1850

Diese, vor allem europäische, Nationen hielten sich selbst für erleuchtet. Aber wenn man bedenkt welche Lehren weltweit im Namen Christi gepredigt wurden, die tatsächlich zu den beiden Weltkriegen führten, oder wenn man bedenkt, dass bis heute die Lehre von unserem vorirdischen Dasein strikt abgewiesen wird, dann hat Cowdery Recht. Der evangelische Pfarrer Weber berichtet u.a. was Geistliche 1914 in markanten Predigten zum Besten gaben:

 „Hei wie es saust aus der Scheide! Wie es funkelt im Maienmorgensonnenschein! Das gute deutsche Schwert, nie entweiht, siegbewährt, segensmächtig. (Der trinitarische) Gott hat dich uns in die Hand gedrückt, wir halten dich umfangen wie eine Braut...komm Schwert, du bist mir Offenbarung des Geistes... im Namen des Herrn darfst du sie zerhauen.“   Pfarrer Hartwig Weber „Jugendlexikon Religion“, rororo, Rowohlt, 1988  

Die deutschen Christen – natürlich nicht alle - weinten vor Glück, wenn Hitler sprach, er der Messias, der das tausendjährige „dritte Reich“ mit wehenden Fahnen und großen Parolen in die Welt trug. Begeistert stimmte der Pöbel mit dem Rhythmus der Thesen der Naziideologen überein.

Wäre die Grundlehre der frühen Kirche erhalten geblieben, dass der Himmel die Heimat unserer Seele ist, wohin sie zurückkehrt, und vor sich selbst Rechenschaft ablegen muss, wie auch das Buch Mormon schreibt, wüsste die sogenannte Christenheit, dass Menschen buchstäblich „Brüder“ sind. Sie würden sich hüten! Gleich den Ersten Christen, und wie auch Origenes, Hippolytus von Rom, oder Pelagius lehrten, sind die Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage der Überzeugung, dass „der (uns innewohnende unsterbliche ewige) Geist, der nobilitas ingenita, - wie ihn die Alten nannten - aus einer höheren Welt stammt...“  M. Landmann „Philosophische Anthropologie“ de Gruyter, 1982, S. 106 



Freitag, 23. Februar 2024

Es ist nie zu spät

 

„Besuchen sie mich,“ schrieb ein Herr Dittmer, in einem kurzen Brief Ende der 50er Jahre, „ich wohne am Friedrich- Engelsring, Haus Dittmer, kurz vor dem Abzweig Neustrelitz.“ Unser  Neubrandenburger Gemeindepräsident Otto Krakow, bat mich ihn zu begleiten.

Der Mann mochte um die achtzig sein und kaum Platz genommen, in seiner gut ausgestatteten Wohnung, breitete er eine braunstichige Zeitung englischen Inhalts vor uns aus und wies auf drei großflächige Bilder. „Das ist meine kanadische Verwandtschaft, soviel wie ich weiß, sind das alles Mormonen und die meisten von ihnen sind Künstler, Musiker und so weiter, mehrere Hunderte, ich glaube es sind über eintausend Leute die alle irgendwie mit meinem Großvater väterlicherseits verbunden sind. Er schloss sich ihrer Kirche in den 1880 Jahren an und wanderte nach Amerika aus.“ Er sei ein Mühlenarchitekt gewesen und von Missionaren zu Güstrow in Mecklenburg getauft worden.

Dann berichtete er, er sei in den 1930er Jahren halb gewillt gewesen sich der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage anzuschließen. Wir schauten einander an.

„Ja,“ seufzte er: „Ich war Gutspächter zu Gransee gewesen. Ich hatte eine halbe Million auf meinem Konto. Der Gedanke ich müsste mich von 50 000 Mark trennen bremste mich aus.“ Er sagte wie er zu dem Geld kam. „Der Sandboden Gransees liegt günstig in einem Kleinklima mit ein paar höheren Plusgraden. Da baute ich Frühkartoffel an und ließ Salat, Möhren und Gurken zwischen den etwas breiter angelegten Kartoffelreihen, aussäen. Ich war früher auf dem Berliner Gemüsemarkt als meine Konkurrenten… und dann kamen die Russen 45 schossen mir ein Auge aus und enteigneten mich. Das Geld war futsch …“ Da habe er seinen Geiz bereut: „Ich war Freimaurer wie Luthers Freund Melanchton der ebenfalls dem 'Johannesorden freier Maurer' angehörte. Ich stand mit höchsten Persönlichkeiten auf einer Stufe… jetzt bin ich zu alt.“

Vielleicht hätten wir ihn doch überreden sollen und sagen: Es ist nie zu spät.