Mittwoch, 23. Januar 2013

Viele Rituale der Mormonen erinnern an die christlicher Kirchen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" hat diese Religion genauer beleuchtet


“Pro” ein christliche Medienmagazin brachte diesen Artikel bereits im Juni 2012

Gegründet wurde die Kirche im Jahr 1830 von Joseph Smith. Er soll Besuch von einem Engel bekommen haben, der ihm verborgene Platten zeigte, auf denen ein "verlorenes Evangelium" eingraviert war, berichtet die Zeitung in einem Themenschwerpunkt auf zwei Seiten. Heute seien sechs Millionen Amerikaner Mitglieder der mormonischen Kirche, deren Zentrum in Utah liegt.

Derzeit prominentester Vertreter der Religionsgemeinschaft, die an vielen Punkten zunächst dem Christentum zu ähneln scheint, ist Mitt Romney. Er ist ehemaliger Gouverneur von Massachusetts und reicher Unternehmer.

Die FAS-Autorinnen Nina Rehfeld und Melanie Amann besuchten die mormonische Brigham-Young-Universität in Provo, Utah. Die Mormonen verstünden sich als "verlorener Stamm Israels in Amerika", berichten sie. "Sie sind als sauberes, fleißiges und ehrgeiziges Völkchen bekannt, das sich Alkohol, Zigaretten und andere Stimulanzien versagt." Ihre Religion gelte als modern und optimistisch und werde für ihren karitativen Einsatz respektiert.

Park Romney, Cousin des Präsidentschaftskandidaten, war 40 Jahre lang Mitglied der  Religionsgemeinschaft, sei aber ausgetreten und habe ein kritisches Buch namens "Apostasy of High Priest" geschrieben. "Mormonismus sei "sozial gefährlich", kritisiert Romney. Die Kirche unterminiere kritisches Denken. "Hitler kam mit der Duldung einer christlichen Gesellschaft an die Macht, deren Mitglieder ihre menschliche Verantwortung, unbequeme Fragen zu stellen, abgegeben haben", sagt der 56-jährige Romney, der denselben Großvater hat wie Mitt Romney.

Die Mormonen hätten sich der Errichtung des Königreiches Gottes auf Erden verschrieben und betrieben die Taufe von Verstorbenen, heißt es im Artikel. "Noch immer wird hier Esoterisches wie klandestine Handzeichen und die Vergabe von geheimen Codenamen für den Eingang ins Paradies praktiziert." Der Gründer Smith schrieb früher Polygamie vor. Heute ist die bei den Mormonen verboten. Er wurde 1844 verhaftet und im Gefängnis von einem Lynchmob erschossen.

Außerdem porträtiert die Zeitung zwei junge Männer, die für das Mormomentum in Deutschland werben. Ihre Vornamen nennen sie nicht, sondern lassen sich nur als "Elder" (Kirchenältester) anreden. Für zwei Jahre sind Elder Forsyth und Elder Devonas in Deutschland unterwegs, um von morgens 6:30 bis 22:30 Uhr in den Fußgängerzonen der Städte ihre Mission zu erfüllen.

"Wir möchten mit Ihnen über unsere Kirche reden", sagen sie zu den Passanten. "Wir wollen Sie fragen, ob Sie gläubig sind", ganz so wie christliche Missionare. Auch ihre Botschaft klingt ähnlich: Es gehe darum, "alle Freuden" zu erleben, von denen man nur träumt, doch die könne man nur von Gott selbst bekommen. Die Mormonen seien sehr aktiv im Internet unterwegs, heißt es im Artikel. "Sie bloggen, simsen und twittern."

Auch der Präsidentschaftskandidat Mitt Romney leistete einen derartigen zweijährigen Dienst in Frankreich ab. Er habe zwischen 10 und 20 "Bekehrungen" erreicht, doch es sei hartes Brot gewesen, berichtet er heute. "Es ist ganz schön schwierig, nach Bordeaux zu gehen und den Leuten zu sagen: Schwört eurem Wein ab, ich habe eine tolle Religion für euch."


Kommentar

        • Gerd Skibbe | 09.06.2012 07:59:26

    Ich bin seit mehr als 6 Jahrzehnten dabei. Immer wieder erkannte ich als Schwerpunkt dieser Religion, ihren ausgesprochenen Machtverzicht, der mehrfach festgeschrieben steht. Nach Karl Marx ist Geschichte eine Geschichte der Klassenkämpfe, doch das trifft den Kern nicht ganz. Hätte es sonst, z.B. den Sturmlauf der Roten Armee, 1919, gegen protestierende rote Matrosen vor Kronstand gegeben? Geschichte belegt die traurige Tatsache, dass jede Art von Vormachtstreben, Widerstand hervorruft. Keine Ehe kann funktionieren wenn "er" oder "sie" nach dem letzten Wort trachten, wieviel intensiver wirkt sich Machtstreben aus, wenn es um mehr als den Bestand einer Ehe geht. Der eigentliche Kern des "Mormonismus" ist sein vehementes Bekenntnis zum Individualrecht jedermanns. Park Romney sieht soziale Gefahr heraufkommen, weil die Kirche, der er einst angehörte, kritisches Denken unterminiere. Er ist nicht ganz ehrlich und das weiß er auch. Ich selbst habe immer kritisch gedacht und nie gezögert, das wo angebracht!, auch zum Ausdruck zu bringen - und war dennoch lebenslänglich in nicht unbedeutenden Berufungen (innerkirchlichen Leitungsfunktionen) aktiv. Es ist eine Frage des Stils, wie man Kritik ausdrückt. Wenn ich an meiner Frau herumnörgele: "Du siehst unmöglich aus," ist die Reaktion eine andere, als wenn ich sage: "Schatz, ich sehe dich lieber im blauen Kleid." Wäre das Mormonentum auf jene Macht aus, die es angeblich wünscht, würden ihre Streber die Latte niedriger hängen.

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