Montag, 4. November 2013

"Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz"

Immer wieder hörte und las ich, vor allem in meiner Jugendzeit, in den Gemeinden der "Mormonen" diesen Satz:  
"Die Herrlichkeit Gottes ist Intelligenz" (1)
Obwohl erst ein Kind von neun, habe ich nie vergessen wie die amerikanischen Missionare Holt und Larson hinzusetzten: "Intelligenz ist das zum Guten anderer angewendete Wissen!"
Links Momonenmissionar Larson, daneben mein Vater Wilhelm Skibbe, hochaufsitzend, in seinem Heim, Johannes Reese, Orgelspieler für verschiedene christliche Kirchen, der zwar nie Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wurde, und dennoch die Grundlage dafür legte, dass später sich mehr als 30 Personen unserer Kirche anschlossen, darunter die Untersucherin Schmidt, rechts neben Johannes, außen Missionar Holt.
Ich fühlte als Kind die Wahrhaftigkeit die von beiden Amerikanern ausging. Johannes Reese hat immer bezeugt, dass Joseph Smith ein Prophet Gottes war.
Später verfestigte sich in mir die Aussage aus ebenfalls "Lehre und Bündnisse", einem Zusatzwerk von - für uns -  kanonischem Rang:
"In diesem Leben erworbene Intelligenz wird mit uns in der Auferstehung hervorkommen" (2)
"Mormonismus" ist reich an Kernsätzen, wie diesen:
"Du steht nur dann im Dienste Gottes, wenn du deinen Mitmenschen dienst". (3) 
Es gibt buchstäblich hunderte Zitate in den Schriften der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, die nicht nur einprägsam sind sondern die dein ganzes Wesen vorteilhaft und erhebend durchziehen, wenn du es zuläßt.
"Der Geist Christi ist allen Menschen gegeben, damit sie Gut von Bose unterscheiden können." (4)
"(Christus) kommt in die Welt, dass er alle Menschen errette, wenn sie auf seine Stimme hören wollen." (5)
Das ruft Nephi aus.
Das Hauptschlagwort Luthers bestand aus drei Worten: "Allein aus Gnade" (sola gratia)
Es wurde von Paulus formuliert. (6)
Es ist unanfechtbar wahr, dass zuletzt die Gnade Christi die Guttaten des Menschen bei Weitem überwiegt - wie auch die alten Christen glaubten - (7)
Aber, sie glaubten ebenso innig wie entschlossen,  dass das Tun des Guten, aus eigenem freien Willen, erste Christenpflicht ist. Immer wieder wurde davon gesprochen wie entscheidend wichtig der eigene freie Wille ist. So ist es in der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
Luzifer der Lichtträger wurde im vorirdischen Dasein Satan, nachdem er "danach  trachtete die Entscheidungsfreiheit  (free agency), die Gott der Vater uns gewährte, zu vernichten". (8)

Origenes (185-254) der in der Urkirche anerkannte Schiedsrichter in Glaubensfragen betont es immer wieder:
 

„Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ (9)
Hippolyt der vielleicht berühmsteste Bischof Roms, ein persönlicher Freund des Origenes sagte dasselbe:  
„Auf die Erkenntnis der Wahrheit müssen ... immer die Taten der Liebe folgen!“ (10)
Im Dialog des Bardesanes (etwa) im Jahr 200 heißt es:
„dass dasChristentum eine neue, alle völkischen Unterschiede unter sich lassende Lebensordnung, (ist) der sich die Menschen von sittlichem Willen freudig unterstellen... diese Auffassung vom Ziel der sittlichen Willensfreiheit (bedeutet die) Lösung des Menschen vom Zwang irdischer Bindungen“ (11)
Die bisherige geradezu tragisch verlaufene Weltgeschichte bringt uns zu der Erkenntnis, dass Christen immer dann aufhörten Christen zu sein, als sie anderen Menschen ihren Glauben aufzwängten!
Zwang ist ein Mittel der Hölle, wie die Lüge.
Hier ist die ganze Wahrheit. Hier scheiden sich die Geister.

Lehre und Bündnisse, das Offenbarungsbuch der Kirche Jesu Christi der HLT lehrt es mit Kraft. Unsere neuzeitlichen Propheten betonen es liebevoll.
Kein Christ war je bekehrt, der irgendeinen Mitmenschen ins Joch des Evangeliums zwang, denn selbst der allmächtige Gott gestattet sich selbst nicht, Menschen zum Guten oder in die Knie zu zwingen.
Freiwillig und überwältigt von der Macht die Liebe werden wir jetzt oder dermaleinst unsere Knie vor Jesus beugen, der durch Intelligenz und Größe überzeugt.
Seine Pädagogik ist unübertreffbar.

Leute wie ich lieben Martin Luther dennoch, den großen Leugner menschlichen Vermögens aus sich selbst heraus trotz schwerer Versuchung sich für das Gute zu entscheiden.  Wir lieben vor allem den jungen Luther der vor einem romergebenen Kaiser und romtreuen Fürsten bezeugt, dass die römische Kirche verkommen ist.
Aber!
Die Schlussfolgerung aus der lutherischen Reduzierung der Christuslehre, auf die beiden Worte SOLA GRATIA, in Kombination mit seinem Judenhass und seiner erschreckenden Intoleranz, (12) war nicht der Weisheit letzter Schluss. Sie wirkte sich historisch betrachtet und aus pädagogischer Sicht enorm negativ aus, weil das Tun des Guten, (insbesondere im Prozess der Erlösung) als nahezu überflüssig betrachtet wurde und wird:

Es kann nicht stillschweigend hingenommen werden, dass irgendwelche Religionen die dem Menschen innewohnende Kraft zu Handlungen aus freiem Willen auch nur partiell infrage stellen obendrein staatliche Unterstützung  genießen.
Nach offizieller Darlegung durch die evangelische Kirche bedeutet "sola gratia": 
"dass der Mensch allein dank der Gnade  Gottes das Heil bzw. das ewige Leben erlangt. Er kann es sich nicht durch sein Handeln verdienen."
Zahllose Predigten wurden gehalten um zu erklären wie es angeblich seitens Martin Luthers wirklich gemeint war. Übersehen kann man es dennoch nicht:
Luther hält gar nichts vom freien Willen des Menschen. Der Mensch werde entweder von Gott oder vom Teufel geritten. Daher stammt die rhetorische Frage jedes Entrüsteten immer noch:
Wer hat dich geritten?
Unmissverständlich und ganz anders lehrte  Joseph Smith:

" Die Menschen sollen sich voll Eifer einer guten Sache widmen und vieles aus freien Stücken tun und viel Rechtschaffenheit bewirken;  denn es ist in ihrer Macht, selbstständig zu handeln.
Und wenn die Menschen Gutes tun, werden sie ihres Lohnes keineswegs verlustig gehen."  (13)

Luther dagegen schrieb an Erasmus von Rotterdam 1525: "... daß der (Mensch) sich nicht von allein zum Guten hinwenden kann."

"Was aber die Gnade Gottes nicht tut, ist nicht gut. Daraus folgt, daß der freie Wille ohne die Gnade Gottes wahrlich nicht frei, sondern unwandelbar ein Gefangener und Sklave des Bösen ist, daß er sich nicht von allein zum Guten hinwenden kann."
Luther widerspricht dem Humanisten Erasmus sogar: "Du hast nämlich gesagt, der freie Wille sei das Vermögen des menschlichen Willens, durch das sich der Mensch zum Guten hinwenden kann."

Luther tadelt hier weil seine Erlösungslehre keinen Raum für das unabhängige Wollen des Menschen, gut zu sein, bietet.
Hier liegt auch der Grundkonflikt zwischen Protestantismus und Katholikentum.

Luther legt obendrein  nahe:

"Sündige tapfer - glaube tapferer!" "Pecca fortiter, credo forte!"

Lutherisches Denken verführt bis zur Stunde klügste Menschen dazu, im "Mormonentum" eine Gefahr für die gesamte Menschheit zu sehen.
Das verstehe wer es kann!

Oft sind es Losungen wie dieses Luther-Zitat gewesen, die entscheidende Weichen stellten. Sie führten nicht selten ins Verhängsnis. Wie konnten gebildete Christen sich verführen lassen Demagogen schlimmster Sorte zu gehorchen?
Berüchtigt war und ist die Naziparole: "Die Juden sind unser Unglück!", die aus dem verkorksten "Christentum" stammt. Sie  kostete mehreren Millionen Juden das Leben und uns Deutschen die Unschuld. 
Auch die reine Gnade kann daran nichts ändern: ihre Schändlichkeiten haben die Betreffenden sehr wohl, dermaleinst, vor dem Weltenrichter zu verantworten. Das sagt nicht alleine das Buch Mormon, sondern so steht es korrekterweise im Apostolikum geschrieben.
Ebenso niederreissend war Lenins Parole: "Alle Macht den Sowjets". Sie stürzte die Gesellschaft des Vielvölkerstaates "Rußland" herunter auf die Stufe eines Sklavenhaltersystems schlimmster Ordnung, in der selbst die Freien wie Unmündige behandelt wurden, die statt wählen zu dürfen, nur Zettel falten durften um sie in die "Wahlurne" zu schieben, wohl wissend was ihnen und ihren Familien andernfalls geschieht.
Um das Jahr 340 herum wurde ein wohlmeinender Satz von Christen geprägt. Er lautet:
"Kaiser Konstantin ist der Retter und Heiland der Welt!" (14)
Aus "Heil Konstantin" unter Christen, wurde ziemlich genau 1600 Jahre später "Heil Hitler!" Beide Heilande bescherten der "christianisierten" Menschheit ein Prozent Gutes und neunundneunzig Hundertstel Elend.
Kaum einé andere Behauptung hat Europa mehr geschadet als diese.
Diese Losung des Buches Mormon hat dagegen eine große Zukunft vor sich:
"Betraut niemanden damit, euer Lehrer oder geistlicher Diener zu sein, außer er sei ein Mann Gottes, der auf seinen Pfaden wandelt und seine Gebote hält" (15)

Dieses Zitat verkündet das Basisprinzip des "Mormonismus"! Es ist gleichbedeutend mit der entschieden zu wenig beachtete Aussage des Paulus.

"Wer seinen (Christi) Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm." (16)
Es hätte keinen Raum für Fanatismus und Lieblosigkeit gegeben, die als Hauptverursacher in der Geschichte des sogenannten Christentums ihre bösartig dominante Rolle gespielt haben, wären diese beiden Aussagen je in die Herzen deren gedrungen, die das Sagen hatten.
Beide Zitate, wenn sie umgesetzt würden, hätten die Kraft unsere Zivilisation auf eine höhere Stufe zu heben, denn dann würden die Gebote Christi die Herzen der Vernünftigen vergolden, Intelligenz, statt Schlauheit, würde aus den Gesichtern leuchten.



Quellen:
1.) Lehre und Bündnisse 93: 36 im Internet vollst. abrufbar
2.) ebenda L.uB. 130: 18
3.) Buch Mormon Mosia 2: 17 im Internet vollst. abrufbar
4.) ebenda Moroni 7:16
5.) ebenda Mormon 2. Nephi 9: 21
6.) Römer 11: 6
7.) Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, dritte völlig neu bearb.
Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1699
Der Hauptschiedsrichter in urchristlichen Glaubensfragen, Origenes (185-254): "Zwar sind alle Geschöpfe ganz auf Gott angewiesen, eigene Anstrengungen werden durch seine Gnade weit überwogen. Aber die Vorsehung hat alle Regungen des freien Willens von Ewigkeit vorhergesehen und eingeplant, und sie werden gerecht vergolten." Luther misst dem freien Willen des Menschen so gut wie keine Bedeutung zu. Dies ist einer der Hauptwidersprüche sowohl zum ursprünglichen Christentum, - denn Jesus fordert permanent unseren Willen zur Tat herauf: "Wer diese meine Rede hört und tut sie, den vergleiche mit einem Mann der sein Haus auf Felsen errichtet.", - als auch zum sogenannten "Mormonismus" der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage.
8.) Köstliche Perle Mose 4: 1-4
9.)
H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes.“ E.J. Brill, 1994, S. 13
10.) A. Grabner-Haider-Maier „Kulturgeschichte des frühen Christentums“ S. 85
11.) Hans Lietzmann „Geschichte der alten Kirche“ de Gruyter 1999. S. 267 u 568

12.) Luther, Tischreden, Bd.III. S. 175: „Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen!“
13.) Lehre und Bündnisse 58: 26-28
14.) Eusebius Hist. eccles. X, 8,19  - Eusebius von Cäsaräa wiederholt ihn vielen Varianten.
15.) Buch Mormon, Mosia 23: 14 im Internet vollst. abrufbar
16.) Römer 8: 15

Anmerkung: Hätte Luther formuliert, dass der Mensch ohne das Licht Christi unfrei ist, würden die Mormonen ihm nicht widersprechen.
                                            

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