Montag, 4. November 2013

Kritik an die Adresse der evangelischen Weltanschauungszentrale, Berlin

Sehr geehrter Herr Dr. Funkschmidt,
 
seit nicht wenigen Jahren verfolge und lese ich Artikel die seitens großkirchlicher Theologen zum Thema “Mormonen” verfasst werden. Selten fand ich, dass Wahrhaftigkeit obenan steht.
Was Sie über “mormonische” Totentaufen darlegten rang mir zunächst Hochachtung ab. Leider schlug gegen Artikelende Ihr offensichtliches Bemühen um Objektivität massiv ins inakzeptable Gegenteil um. Diese Zusammenfassung bitte ich Sie noch einmal zu überdenken:
Indem Mormonen das Heil auch für bereits Verstorbene nur denken können, wenn es durch einen mormonischen Priester vermittelt wird, ist Gottes Souveränität und freie Gnade verneint. Gott wird Ausführungsorgan menschlicher Ritualpraxis.
???
Mir schmeckt es wie widerliche jesuitische Kasuistik! Es handelt sich hier um eine der nach meinem Rechtsempfinden gemeinsten Unterstellungen, verfasst von evangelischer Hand! Halten Sie uns für Wahnsinnige?, für Größenwahnsinnige?
Dann folgt die Aussage die ich für OK halte:
Damit passt die Totentaufe in die mormonische Gotteslehre und Anthropologie, der zufolge Gott ein zur Vollkommenheit weiterentwickelter Mensch ist – eine Entwicklung, die prinzipiell jedem Menschen offensteht. Wenn Christus den Totengeistern predigt, ist dies nach mormonischer Vorstellung eben noch nicht die volle, unmittelbare Gottesbegegnung, da er als zweiter Gott neben dem Vater verstanden wird.”
Was den Punkt : die Möglichkeit der “Vergottung” des Menschen betrifft, empfehle ich Ihnen nachzuschlagen: Tuomo Mannermaa “Luther und Theosis”, Band 1 Veröffentlichungen der Luther-Akademie Ratzeburg, Helsinki/Erlangen 1990, S. 11: “Theosis als Thema der finnischen Lutherforschung…”
Besonders geht es um diese Aussage:
...das Wort der Theosis (deificatio) (kommt) öfters bei Luther vor als der Hauptbegriff seiner während der berühmten Heidelberger Disputation (1518) formulierten Heilslehre nämlich die theologia crucis. „Wenn in Luthers Epistelkommentaren und Weihnachtspredigten die inkarnatorische Wahrheit auf besondere Weise zum Ausdruck kommt, dann meint er ähnlich wie die orthodoxe Heilslehre die reale Teilhabe an der Gottheit Jesu: ,,Wie das Wort Gottes Fleisch geworden ist, so ist es gewiß notwendig, daß auch das Fleisch Wort werde. Dann eben darum wird das Wort Fleisch, damit das Fleisch Wort werde. Mit anderen Worten: Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde.
Christus als zweiter Gott! Sie stellen es zwar ungesagt und dennoch im Kontext als (selbstverständlich) abzulehnende Glaubensauffassung hin.
Sind sie, lieber Herr Dr. Funkschmidt, auf dem Laufenden, was die moderne Geschichtsforschung, inbesondere die Norwegische zum Thema “Trinität” zu sagen hat?
Siehe u.a. Thomas Hägg, "Kirchen und Ketzer" 2004 und 2006, mit Unterstützung des norwegischen Forschungsbeirates für Klassische Philologie und Religionswissenschaft der Universität Bergen:
"der Erzketzer Arius ist Traditionalist. Er steht fest auf dem Boden der kirchlichen Lehrtradition."
Wir sehen nach der 1. Enzyklika von Benedikt XVI. hoffnungsvoll einer Rehabilitierung des Arius entgegen, und zwar mitsamt den heute kaum voraussehbaren Konsequenzen.
Die athanasianisch-konstantinische Richtung hat der Welt ein Übermaß an Unheil beschert. Genug damit.
Als ein Mann der ununterbrochen seit 1945 tätiges, kritisches und selbstkritisches Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage intensiv Pro und Contra unter die Lupe nahm, rate ich Ihnen sich niemals! auf Leute wie Herrn Dr. Rüdger Hauth zu berufen. Ich habe ihm, wie übrigens Herrn Prof Dr. Samuel Leuernberger massive Lügen nachgewiesen, die er stillschweigend dort aus aus Veröffentlichungen nahm, wo es möglich war (nämlich im Internet) – ohne sich zu entschuldigen.
Was Herrn Dr Leuenberger betrifft erwäge ich, ihn gerichtlich zu belangen.
Siehe unter Blogger Gerd Skibbe: (2) Offener Brief an Sektenbeauftragte in Deutschland
Sie, sehr geehrter Herr Dr. Funkschmidt, haben das unbestrittene Recht in Joseph Smith einen Betrüger zu sehen, sowie in uns nachdenklichen Mitgliedern betrogene Nachfolger, wenn nicht betrogene Betrüger. Aber in einen Fachartikel der lexikalen Charakter hat, darf Ihre persönliche Meinung nicht einfließen, es sei denn Sie künden das an. 

Ich grüße Sie freundlich.

Gerd Skibbe

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