Melbourne 26. Oktober 2025
Lieber Robert,
„Besonders zu erwähnen ist die Bedeutung der Erwählungsthematik für die Präexistenz. Diese Verbindung wird bereits in frühjüdischen Texten sichtbar, wo Tora, Tempel und das Land Israel, letztlich jeder von Gott Geliebte als Erwählte präexistent sind.“ Perspektiven zur Präexistenz im Frühjudentum und frühen Christentum. Frey, Kunath, Schröter 2021
Der jüdische Religionsexperte Dr. phil. Kurt Wilhelm bekräftigte:
„Der alte Israelit glaubte an irgendeine Fortsetzung dieses irdischen Lebens nach seinem Tode. Er wusste von scheol, das dem Leben auf Erden folgt, und er wusste, wer ins scheol hinab sank, war wohl, „auch wenn die ältesten Bücher der Bibel keine bestimmten Vorstellungen von der Unsterblichkeit und vom Leben nach dem Tode vermitteln,“ abgeschnitten vom Leben, aber deshalb musste er nicht jedes Daseins bar sein... Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der P r ä e x i s t e n z und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater...Wir leben ewig, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern." „Jüdischer Glaube“
Ich beachtete immer ein Wort aus dem Hebräerbrief: „An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben?“ Kap. 12: 9 Einheitsübersetzung
Daraus resultiert die Erkenntnis, dass alle Menschen (nach Adam) „aus den Gefilden hoher Ahnen“ (Goethe, Faust I) stammen, ob sie Weiße oder Schwarze sind.
Viele von denen, die für wenige Augenblicke die "andere" Welt sahen, sagten anschließend: "Das kenne ich doch, ich war bereits einmal hier, meine Fragen waren bereits beantwortet." Unter dem Titel: Nahtoderfahrungen eines Arztes - Dr. Werner Nawrocki, kann jeder bei YouTube mithören, dass er sagte: " Beim Tod, kam ich nach Hause." Immer häufiger, wie mir scheint, sagen Menschen wie der Psychoanalytiker Carl C. Jung direkt oder andeutungsweise: "Der Himmel ist die Heimat der Seele."
„Söhne (und Töchter) des Höchsten sind wir.“… „Gottessöhne“ Ps 82.
Justinian (482-565) war es, der alles verdarb. Er versetzte, Origenes den Todesstoß, obwohl er „bis (etwa 530) ein Förderer der Anhänger der Lehren Christi war, wie sie Origenes beschrieb." Inauguraldissertat
Doch sein Staatsapparat wackelte. Pestwellen und Kriege erschütterten das Land. Die von ihm harsch regierten Menschen rebellierten, Mönchsgarden waren zerstritten wie die Weltgeistlichen. Sie demonstrierten gegeneinander. Die langbärtigen Sabaiten schrien seit Wochen und Monaten: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ Die gebildeten in anderen Gruppen (natürlich nicht unter den grasfressenden Anachoreten) verteidigten Origenes. Joanna
Jessica Ayaita, beziffert die Anzahl der Mönche alleine in Konstantinopel, in ihrem Buch „Justinian und das Volk im Nikaaufstand“ auf 10 - 15 000, die bereits Hieronymus wegen ihrer Faulenzerei tadelte. Vielen behagte Origenes strenge Sittenlehre nicht. Justinian sah obendrein, dass eine knappe Mehrheit seiner Geistlichen eher „rechtgläubig“ ausgerichtet zu sein schien. Er bedurfte der Mehrheiten wegen der Zunahme Oppositioneller, also wurde er nach 530 Schirmherr des „Dreifaltigen Gottes“, nun aber voll und ganz. Ihm passte schließlich das antiautoritäre Christsein nicht -. Er wollte der Größte sein. Als seine Hagia Sophia halb fertig dastand, fuhr er mit einer Kutsche ins Innere und rief aus: "Salomo, ich habe dich übertroffen!" Franz Schupp argumentiert: „Gnosis (
Insbesondere aus politischen Gründen, verfluchte Justinian schließlich 543 die Präexistenzlehre. Papst Vigilius wurde gewaltsam nach Konstantinopel gebracht, zermürbt nach Wochen kaiserlichen Drucks, unterschrieb er die Papiere der Ostsynode, die meines Wissens von nur 150 Bischöfen (von vielleicht 5000) besucht wurde. (Zu Nicäa waren es 220 von 2000 eingeladenen, 89 % haben den Braten rechtzeitig gerochen) „Vigilius bestritt jedenfalls, dass er die betreffenden Papiere freiwillig unterschrieben habe.“ Aloys Grillmaier u.a. „Christ in Christian Tradition“
„Die Bannflüche wurden... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet… Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus
w e l t l i c h e n
Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“ Interessant ist, das Diekamp in seinem Werk „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil" bestätigend darlegt, dass es für Justinian um Sein und Nichtsein ging: Hofstreitigkeiten, Revolten unter beiden Zirkusparteien, Pestwllenwen, Mönchsgezänk usw. bestimmten sein Handeln.
Aus vielen anderen Schilderungen auch die von Swedenborg und Goethe stammenden Überlieferungen, geht für mich die Schlussfolgerung aus, dass wir präexistenten nicht nur Augen-und Ohrenzeugen der Schöpfungsakte waren, sondern Mitwirkende Origenes sagte: „... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten, und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus
Ein dreifach promovierter Absolvent der „Gregoriana“ konterte mich vorgestern, wegen eines Artikels den ich über Facebook veröffentlichte
„Lieber Gerd…
Die Lehre vom vorirdischen Dasein des Menschen, auf die du dich berufst, findet sich in keiner authentischen Schrift der Kirchenväter – nicht bei Irenäus, nicht bei Tertullian, nicht bei Origenes, und schon gar nicht in den Konzilsakten…“
O, Oh!
Noch einmal zurück zu Origenes (185-254). Er verdeutlichte, was man seinerzeit, lt Hippolyt von Rom, in der gesamten Kirche glaubte: „Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister.“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O - Origenes.
Korrekt ist, dass Origenes griechisch dachte,
aber das bedeutet nicht, dass er sich herausgenommen hätte, hellenisches Glaubensgut
mit christlichen Lehren zu vermischen, denn Origenes gelobte: „Ich möchte ein
Mann der Kirche sein und nicht nach irgendeinem Gründer einer Häresie…“ Hans Urs von Balthasar, römisch-katholischer Priester
Er starb zwei Tage vor seiner durch Papst Johannes Paul II. geplanten Aufnahme in das Kardinalskollegium.
Nebenbei gesagt: Origenes lehnte strikt die Idee einer Reinkarnation ab. Ich selbst denke, es könnte Ausnahmen geben...
Ein anderer promovierter Akademiker kritisierte mich vor einigen Tagen: Ich solle nicht Johann, Joseph, Ignaz von Döllinger zitieren, seine Forschung sei überaltert. Es ging da ebenfalls um Präexistenz. Als ob historische Tatsachen jemals wertlos werden könnten.
Ich lege Dir, lieber Robert, im Anhang eine Karte von einiger Bedeutung vor, um zu belegen, dass zwischen 700 und 1848 eine große, vom Mainstream abweichende, bislang sozusagen verschwiegene, Kirchengeschichte, stattfand, und um welche Aussage von Döllingers es in den aktuellen Dialogen geht.
Nämlich im, zu diesem Gegenstand gehörenden, nicht abgeschlossenen Urteil zum Wesen Satans: „Die Abstammung der Katharer von den Bogumilen ist wegen der Ähnlichkeit des Lehrbegriffes auffallend... die Katharer hatten die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seelen vor der Bildung dieser Welt... die Katharer am Niederrhein glaubten ihre Lehren stammten aus den Zeiten der Apostel... Um uns Engelseelen zur Erkenntnis ihrer höheren Abkunft zu bringen und ihnen die Mittel der Befreiung (Erlösung) aus der Gewalt des Bösen und der Rückkehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters der Engel Christus auf die Erde herab...“ „Sektengeschichte des Mittelalters“, 1890
Mitglieder Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben diesem Text, der in einer ihrer als kanonisch betrachteten Schrift geschrieben steht:
"Und ich, Gott, der Herr, sprach zu Mose, ... Darum, weil jener Satan sich gegen mich auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, die ich, Gott, der Herr, ihm gegeben hatte, und weil ich ihm auch meine eigene Macht geben sollte, ließ ich ihn durch die Macht meines Einzig Gezeugten hinabwerfen." "
Zusammengefasst:
Ein Exeget unseres Jahrhunderts. Pfarrer Felix Gietenbruch – Evang.-ref. Kirchgemeinde Oberwinterthur, sagt 2010, in seinem vielbeachteten Buch (das neben mir am Schreibtisch liegt):
„Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..." „Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten.“
Das ist „mormonischer“ Tempeltext!
Gietenbruch fährt fort:
“Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“
Das „Muss“ hier ist gerechtfertigt, durch die bedauerliche Tatsache, dass moderne Theologen ganze Komplexe ursprünglicher Lehre schlichtweg ausblenden. Frau Prof. Dr. Lucia Scherzberg bestätigt diesen Trend: „Bestimmte S c h l ü s s e l t e r m i n i fallen weg: Richter, Vergeltung, Lohn, Rache, Strafe, Gnade, Seele, Todsünde. Die Prediger distanzieren sich nicht offensiv von solchen Begriffen, sondern sie lassen sie stillschweigend weg.“ 'Tod und Auferstehung'. Prof. Dr. Scherzberg ist römisch-katholische Theologin, Saarland University
In der Tat, die beiden Theologen, mit denen ich näher befreundet bin, stimmen mit mir in allen Kernaussagen überein, einer evangelisch, der andere katholisch.
Zum Bereich Präexistenz gehört die Frage wie Luzifer Satan wurde, sie ist vielen Christen unangenehm. „Luzifer, eines der vollkommensten Geschöpfe, erzeugte zuerst durch einen freien Akt seines Willens, das Böse ... ihn ergriff die Begierde zu herrschen und diese Begierde ist die Wurzel alles Bösen... er verführte eine große Anzahl von Engeln...“ Johann Joseph Ignaz von Döllinger
Eben das lehrt "Mormonismus"!
Bei Henry, Charles Lea (ebenfalls auf sofortigen Zugriff neben mir) fand ich eine bemerkenswerte Feststellung: „Da ist eine Passage aus der Vita des Franziskus von Assisi, überliefert von Kirchenlehrer und Ordensgeneral Bonaventura (1221-1274): Es wird “von einer Vision erzählt, in welcher der himmlische Thron Luzifers, dem Thron Gottes am nächsten, leer stand um von Franziskus eingenommen zu werden.” "Geschichte der Inquisitio, im Mittelalter" Bd 1
Bischof Hippolyt von Rom, einzig heiliggesprochener „Gegenpapst“ sagt um 220:
"Der Logos (Christus) trug die Ideen des Vaters in sich und brachte auf dessen Geheiß die Schöpfung hervor... Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Das Böse entsteht aus der geschöpflichen Freiheit, und besaß ursprünglich keine Existenz…" Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche
Auch hier ist die Rede von den Wesen, die der „allein wahre Gott“ schuf, bevor die Erde wurde.
Origenes (185-254) lehrte: „Alle Logika (Engel, Menschengeister, und Dämonen) sind von gleicher Natur. Die Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden… alle Logika (Vernunftwesen) … werden mit der Trinität zu den ersten Dingen gerechnet. Sie „sind mit Gott verwandt““
Handwörterbuch für Theologie und Religionswisenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696-1701
„Indem die geschaffenen Geister von ihrer Freiheit Gebrauch machen, stellt sich Trägheit, Verfehlung usw., kurzum Abfall von Gott ein. So entsteht die Welt, die so ewig wie Gott selbst ist, da dieser zu keiner Zeit ohne Schaffen sein kann, aber von seinem Willen abhängt…. Durch seine freie Wahl - - entstand das Böse, d.h. die Abwendung von der Fülle des wahren Seins in Gott." Karl Vorländer "Geschichte der Philosophie"
Origenes bemühte sich ausführlich, die Willensfreiheit zu beweisen, die Luther und Calvin uns absprechen – ebenso Luzifer!
Ich grüße dich herzlich
Gerd, der Neuaustralier.
PS. Meine Beerdigungskosten haben wir schon beglichen!
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