Sonntag, 26. Oktober 2025

Ein Brief nur - aber ein bedenkenswerter

 

Melbourne 26. Oktober 2025

Lieber Robert, 


I wasn't looking for compliments, but I still appreciate your review.
Treibender Keil all meines agierens ist immer noch - wie in vergangenen Jahrzehnten - die allzu oft oberflächliche, nicht selten banale Beurteilung meiner Religion durch teilweise namhafte Kontrahenten, zu korrigieren, wie diese Wertung des  Sam Harris: „Das Mormonentum, so scheint es mir, ist objektiv betrachtet noch ein bisschen idiotischer, als es das Christentum ist. "Es muss so sein – es ist Christentum zuzüglich einiger wirklich dummer Ideen.“

                     Nicht wenige meinen die Lehren der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage  seien so             

                                          unglaubwürdig wie Münchhausens Lügen


Ich wankte ob ich zuerst über das HLT-Tempelwerk rede, oder über die Freiheitslehre - weil dort die mir zur Verfügung stehenden Argumenationsketten wesentlich robuster sind, als zu allen anderen denkbaren Themen, die Mormonismus betreffen, oder ob ich es vorziehe zunächst meine Sichtweise zu Präexistenz, wie wir sie verstehen, darzulegen. 
Das Problem "mormonischerseits" besteht im Wesentlichen darin, dass unsere Kritiker uns an ihrer oft genutzten, windschiefen Elle messen. Das kann, nach fast 2000  Jahren gewolltem und ungewolltem Einwirken auf Inhalte und Strukturen des Originals, keineswegs  zu einer wirklich berechtigten Einstufung führen. 
Mir geht immer eine Grundsatzformulierung Schlossers durch den Sinn. Im Band 3 seiner 18-bändigen "Weltgeschichte" sagt er, mit Blick auf die nachnicänische  Kirche, wörtlich: "Für die große Menge bestand die christliche Religion nur (noch) im äußeren Gottesdienste, in welchem Gott auf pomphafte Weise wie ein orientalischer Despot verehrt wurde. Das Christentum, seitdem man es zur Staatsreligion erhoben hatte, ward seinem eigentlichen Wesen und Zwecke völlig entfremdet…man verwandelte die Lehre des Evangeliums in gelehrte Dogmatik.“  S. 576

Ich musste nun einfach einen ganzen Tag drangeben, die entsprechenden Ausführungen zum Thema "Präexistenz" - jeder menschlichen Seele - die lt Buch Mormon, zu Familie Adams gehört - in meinem Archiv zu finden. Hier nur ein paar Hinweise, und dennoch erscheint es selbst mir als viel zu umfangreich. Dafür entschuldige ich mich. Andererseits zwingt mich die Situation, entschieden näher auf die Sache einzugehen.

„Besonders zu erwähnen ist die Bedeutung der Erwählungsthematik für die Präexistenz. Diese Verbindung wird bereits in frühjüdischen Texten sichtbar, wo Tora, Tempel und das Land Israel, letztlich jeder von Gott Geliebte als Erwählte präexistent sind.“ Perspektiven zur Präexistenz im Frühjudentum und frühen Christentum. Frey, Kunath, Schröter 2021

Volker Doormann bestätigte „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet so viel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem fleisch(lichen) Körper hinüber in die körperlose 'Welt', die Heimat der Seele. … So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz'.“  ‘PhilTalk Philosophieforen’ Thema „Präexistenz und zur Passah Symbolik“

Ein Midrasch rabbinischer Tradition lautet: „Sieben Dinge gingen der Erschaffung der Welt voraus, nämlich die Thora, die Buße, das Paradies (G. Sk. die Welt der Geister), die Gehenna (Ort an dem Geister der Verstorbenen leiden), der Thron der Herrlichkeit, der Tempel und der Name des Messias.“ Arbeitskreis Kirche und Israel, Hessen

Der jüdische Religionsexperte Dr. phil. Kurt Wilhelm bekräftigte: 

„Der alte Israelit glaubte an irgendeine Fortsetzung dieses irdischen Lebens nach seinem Tode. Er wusste von scheol, das dem Leben auf Erden folgt, und er wusste, wer ins scheol hinab sank, war wohl, „auch wenn die ältesten Bücher der Bibel keine bestimmten Vorstellungen von der Unsterblichkeit und vom Leben nach dem Tode vermitteln,“ abgeschnitten vom Leben, aber deshalb musste er nicht jedes Daseins bar sein... Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der P r ä e x i s t e n z und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater...Wir leben ewig, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern." Jüdischer Glaube

Ich beachtete immer ein Wort aus dem Hebräerbrief: „An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie. Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister unterwerfen und so das Leben haben?“ Kap. 12: 9 Einheitsübersetzung 

Daraus resultiert die Erkenntnis, dass alle Menschen (nach Adam) „aus den Gefilden hoher Ahnen“ (Goethe, Faust I) stammen, ob sie Weiße oder Schwarze sind.

Ich habe ungefähr 2-300 Berichte gelesen oder per YouTube angehört, die per Nahtoderfahrung  Außergewöhnliches erfuhren, was die Experten mit dem Hintergrund materialistischer Denkweise ziemlich leichtfertig hinweg diskutieren: Sauerstoffmangel, etc.  Der Philosoph Prof. Dr. phil. Godehard Brüntrup, selbst ein Nahtoderfahrener, erklärt, 2009, in einem seiner Videos bei YouTube: “Hoch und niedrig, die sich daran machen solche Erlebnisse “wissenschaftlich” hinwegzuerklären als … eine “Gutenachtgeschichte des Gehirns” unmittelbar vor seinem Versagen: … wissen nicht, wovon sie reden.”

  Bild von Christof Wolf: Prof. Dr. G. Brüntrup


Viele von denen, die für wenige Augenblicke die "andere" Welt sahen, sagten anschließend: "Das kenne ich doch, ich war bereits einmal hier, meine Fragen waren bereits beantwortet." Unter dem Titel: Nahtoderfahrungen eines Arztes - Dr. Werner Nawrocki, kann jeder bei YouTube mithören, dass er sagte: " Beim Tod, kam ich nach Hause."  Immer häufiger, wie mir scheint, sagen Menschen wie der Psychoanalytiker Carl C. Jung direkt oder andeutungsweise: "Der Himmel ist die Heimat der Seele."  

Söhne (und Töchter) des Höchsten sind wir.“… „Gottessöhne“ Ps 82.

Justinian (482-565) war es, der alles verdarb.  Er versetzte,  Origenes den Todesstoß, obwohl er  „bis (etwa 530) ein Förderer der Anhänger der Lehren Christi war, wie sie Origenes beschrieb." Inauguraldissertation August Knecht „Die Religionspolitik Kaiser Justinians I.” 1896

Doch sein Staatsapparat wackelte. Pestwellen und Kriege erschütterten das Land. Die von ihm harsch regierten Menschen rebellierten, Mönchsgarden waren zerstritten wie die Weltgeistlichen. Sie demonstrierten gegeneinander. Die langbärtigen Sabaiten schrien seit Wochen und Monaten: „Nieder mit dem Häretiker Origenes.“ Die gebildeten in anderen Gruppen  (natürlich nicht unter den grasfressenden Anachoreten) verteidigten Origenes.  Joanna Jessica Ayaita, beziffert die Anzahl der Mönche alleine in Konstantinopel,  in ihrem Buch  „Justinian und das Volk im Nikaaufstand“ auf 10 - 15 000, die bereits Hieronymus wegen ihrer Faulenzerei tadelte. Vielen behagte Origenes strenge Sittenlehre nicht. Justinian sah obendrein, dass eine knappe Mehrheit seiner Geistlichen eher „rechtgläubig“  ausgerichtet zu sein schien. Er bedurfte der Mehrheiten wegen der Zunahme Oppositioneller, also wurde er nach 530 Schirmherr des „Dreifaltigen Gottes“, nun aber voll und ganz. Ihm passte schließlich  das antiautoritäre Christsein nicht -. Er wollte der Größte sein. Als seine Hagia Sophia halb fertig dastand, fuhr er mit einer Kutsche ins Innere und rief aus: "Salomo, ich habe dich übertroffen!" Franz Schupp argumentiert: „Gnosis (Erkenntnis vom Wesen Gottes und der Menschen) ist an keinerlei Zugehörigkeit zu irgendeiner gesellschaftlichen Gruppe gebunden... , Origenes Peri Archòn II Praefatio 9.5; 9.6 „...gerade dieser antiautoritäre Zug bei Origenes... rief später die autoritäre Reaktion der auf Machtprinzipien Beharrenden hervor, dass schließlich a l l e zur Gnosis gelangen würden, war mit dem kirchlichen Gnaden- und Wahrheitsmonopol nicht vereinbar, wie es seit Augustin beansprucht wurde.“ „Geschichte der Philosophie im Überblick“ CCH Canadian Limited Bd 2

Insbesondere aus politischen Gründen, verfluchte Justinian schließlich 543  die Präexistenzlehre.   Papst Vigilius wurde gewaltsam nach Konstantinopel gebracht, zermürbt nach Wochen kaiserlichen Drucks, unterschrieb er die Papiere der Ostsynode, die meines Wissens von nur 150 Bischöfen (von vielleicht 5000) besucht wurde. (Zu Nicäa waren es 220 von 2000 eingeladenen, 89 %  haben den Braten rechtzeitig gerochen)   „Vigilius bestritt jedenfalls, dass er die betreffenden Papiere freiwillig unterschrieben habe.“ Aloys Grillmaier u.a. „Christ in Christian Tradition“  

 „Die Bannflüche wurden... unter dem unnachgiebigen Druck Kaiser Justinians von sämtlichen Patriarchen unterzeichnet… Mit ihrer Unterzeichnung reihte die Kirche den bedeutendsten und herausragendsten Theologen des frühen Christentums, Origenes, aus 

                                                       w e l t l i c h e n 

Gründen unter die ketzerischen Irrlehrer...“ Hermann Bauer „Der Einfluss Ostroms“ Interessant ist, das Diekamp in seinem Werk „Die originistischen Streitigkeiten und das 5. ökumenische Konzil" bestätigend darlegt, dass es für Justinian um Sein und Nichtsein ging: Hofstreitigkeiten, Revolten unter  beiden Zirkusparteien, Pestwllenwen, Mönchsgezänk usw. bestimmten sein Handeln.                                         

 Aus vielen anderen  Schilderungen auch die von Swedenborg und Goethe stammenden Überlieferungen, geht für mich die Schlussfolgerung aus, dass wir präexistenten nicht nur Augen-und Ohrenzeugen der Schöpfungsakte waren, sondern Mitwirkende Origenes sagte: „... Manche schätzen nicht, was wir sagten, indem wir den Vater als den einen wahren Gott hinstellten, und zugaben, dass andere Wesen neben dem wahren Gott Götter werden konnten, indem sie an Gott teilhatten.“ Origenes Kommentar zu Joh.: 2:3 bei Wikipedia unter Arianismus

Mitschöpfer oder  "Götter". Mormonismus behauptet das, wenn auch nicht vordergründig. Und es macht Sinn. 
Landmann erläutert das Prinzip des Mitwirkens, sogar auf das Diesseits bezogen. Er holt weit aus: "auch bei Pelagius hat zwar der Mensch seine Erlösung (von den Folgen des Falles in die Sterblichkeit und sittlicher Fehlentscheidungen G. Sk.) nicht selbst in der Hand, er bedarf einer supranaturalen Ergänzung. Dennoch wohnt uns allen eine nobilitas ingenita inne... Dank dieses naturhaft eingeborenen Adels sind wir nicht ganz nur darauf angewiesen, dass sich das Heil von oben über uns ausschüttet, sondern können ihm von uns aus zustreben. Zur Wirksamkeit Gottes tritt die menschliche Synergie... Ob wir uns nur durch die irrationale Gnade oder ob wir uns der Gnade wenigstens ein Stück weit entgegen bewegen ... bildet den Streitpunkt zwischen Pelagius und Augustinus.“ Michael Landmann „Philosophische Anthropologie“ 
Ich sage nebenbei: Wenn die Mainstream-Theologie Pelagius bevorzugt hätten, wäre der Geschichtsverlauf ein glücklicherer gewesen.
Wir sind dennoch, wie die Alten sagten, "nobilitas ingenita", buchstäbliche Kinder Gottes. Der große Vater im Himmel ließ uns sehr, sehr wahrscheinlich - da wie hier - mitwirken. Das macht IHN doch nicht kleiner, sondern größer.


Ein dreifach promovierter Absolvent der „Gregoriana“ konterte mich vorgestern, wegen eines Artikels den ich über Facebook veröffentlichte  

„Lieber Gerd… 

Die Lehre vom vorirdischen Dasein des Menschen, auf die du dich berufst, findet sich in keiner authentischen Schrift der Kirchenväter – nicht bei Irenäus, nicht bei Tertullian, nicht bei Origenes, und schon gar nicht in den Konzilsakten…“

O, Oh!

Noch einmal zurück zu Origenes (185-254). Er verdeutlichte, was man seinerzeit, lt Hippolyt von Rom, in der gesamten Kirche glaubte: „Im Urzustand waren alle Logika körperlose Geister.“  Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft 3. völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Band Kop-O - Origenes.

Korrekt ist, dass Origenes  griechisch dachte, aber das bedeutet nicht, dass er sich herausgenommen hätte, hellenisches Glaubensgut mit christlichen Lehren zu vermischen, denn  Origenes gelobte: „Ich möchte ein Mann der Kirche sein und nicht nach irgendeinem Gründer einer Häresie…“ Hans Urs von Balthasar,  römisch-katholischer PriesterTheologe und Kulturphilosoph. 

Er starb zwei Tage vor seiner durch Papst Johannes Paul II. geplanten Aufnahme in das Kardinalskollegium.

Nebenbei gesagt: Origenes lehnte strikt die Idee einer Reinkarnation ab. Ich selbst denke, es könnte Ausnahmen geben...

Ein anderer promovierter Akademiker  kritisierte mich vor einigen Tagen: Ich solle nicht Johann, Joseph, Ignaz von Döllinger zitieren, seine Forschung sei überaltert. Es  ging da ebenfalls um Präexistenz. Als ob historische  Tatsachen jemals wertlos werden könnten.

Ich lege Dir, lieber Robert, im Anhang eine Karte von einiger Bedeutung vor, um zu belegen, dass zwischen 700 und 1848 eine große, vom Mainstream abweichende, bislang sozusagen verschwiegene, Kirchengeschichte, stattfand, und um welche Aussage von Döllingers es in den aktuellen Dialogen geht.



 Nämlich im, zu diesem Gegenstand gehörenden, nicht abgeschlossenen Urteil zum Wesen Satans: „Die Abstammung der Katharer von den Bogumilen ist wegen der Ähnlichkeit des Lehrbegriffes auffallend... die Katharer hatten die Lehre von der Präexistenz der menschlichen Seelen vor der Bildung dieser Welt... die Katharer am Niederrhein glaubten ihre Lehren stammten aus den Zeiten der Apostel...  Um uns Engelseelen zur Erkenntnis ihrer höheren Abkunft zu bringen und ihnen die Mittel der Befreiung (Erlösung) aus der Gewalt des Bösen und der Rückkehr in ihre himmlische Heimat zu offenbaren, stieg das vollkommenste Geschöpf des gerechten Vaters der Engel Christus auf die Erde herab... „Sektengeschichte des Mittelalters“, 1890

Mitglieder Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage glauben diesem Text, der in einer ihrer als kanonisch betrachteten Schrift geschrieben steht:  

"Und ich, Gott, der Herr, sprach zu Mose, ... Darum, weil jener Satan sich gegen mich auflehnte und danach trachtete, die Entscheidungsfreiheit des Menschen zu vernichten, die ich, Gott, der Herr, ihm gegeben hatte, und weil ich ihm auch meine eigene Macht geben sollte, ließ ich ihn durch die Macht meines Einzig Gezeugten hinabwerfen." "Köstliche Perle" Mose 4: 4

„Der Schöpfer gewährte den Intelligenzen, die er schuf, willensbestimmte, freie Bewegungen, damit in ihnen eigenes Gut entstehe, da sie es mit ihrem eigenen Willen bewahrten… durch die Kunst seiner Pädagogik wird Gott (seine Geschöpfe) doch noch dazu bringen, dass sie dem Guten beständig anhängen.... Gottes Pädagogik und der freie Wille der Logika, den Gott durch Erziehung fördern und nicht durch Zwang vergewaltigen darf, sind die eigentlichen Pole des origenistischen (des urchristlichen) Systems.“ „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“ Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft dritte, völlig neu bearbeitete Auflage Vierter Bd, 1960 Mohr-Siebeck
Origenes hatte des Christentums wunderbar leuchtenden Kern mit zwei Sätzen umrissen, die allerdings jedem Diktator missfallen mussten: „..Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes, und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ H. Benjamins „Eingeordnete Freiheit; Freiheit und Vorsehung bei Origenes“.


Zusammengefasst:

Ein Exeget unseres Jahrhunderts. Pfarrer Felix Gietenbruch – Evang.-ref. Kirchgemeinde Oberwinterthur, sagt 2010, in seinem vielbeachteten Buch (das neben mir am Schreibtisch liegt):

Nach der Lehre Adams ist jeder Mensch Adam und ist aus der Sphäre des Paradieses gefallen..." Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten.“

Das ist „mormonischer“ Tempeltext!

Gietenbruch fährt fort: 

Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet... Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“

Das „Muss“ hier ist gerechtfertigt, durch die bedauerliche Tatsache, dass moderne Theologen ganze Komplexe ursprünglicher Lehre schlichtweg ausblenden. Frau Prof. Dr. Lucia Scherzberg bestätigt diesen Trend: „Bestimmte S c h l ü s s e l t e r m i n i fallen weg: Richter, Vergeltung, Lohn, Rache, Strafe, Gnade, Seele, Todsünde. Die Prediger distanzieren sich nicht offensiv von solchen Begriffen, sondern sie lassen sie stillschweigend weg.“ 'Tod und Auferstehung'. Prof.  Dr. Scherzberg ist römisch-katholische Theologin, Saarland University

In der Tat, die beiden Theologen, mit denen ich näher befreundet bin, stimmen mit mir in allen Kernaussagen überein, einer evangelisch, der andere katholisch. 

Zum Bereich Präexistenz gehört die Frage wie Luzifer Satan wurde, sie ist vielen Christen unangenehm.Luzifer, eines der vollkommensten Geschöpfe, erzeugte zuerst durch einen freien Akt seines Willens, das Böse ... ihn ergriff die Begierde zu herrschen und diese Begierde ist die Wurzel alles Bösen... er verführte eine große Anzahl von Engeln...“   Johann Joseph Ignaz von Döllinger

Eben das lehrt "Mormonismus"! 

Bei Henry, Charles Lea (ebenfalls auf sofortigen Zugriff neben mir) fand ich eine bemerkenswerte Feststellung: „Da ist eine Passage aus der Vita des Franziskus von Assisi, überliefert von Kirchenlehrer und Ordensgeneral Bonaventura (1221-1274): Es wird “von einer Vision erzählt, in welcher der himmlische Thron Luzifers, dem Thron Gottes am nächsten, leer stand um von Franziskus eingenommen zu werden.”  "Geschichte der Inquisitio, im Mittelalter" Bd 1

Bischof Hippolyt von Rom, einzig heiliggesprochener „Gegenpapst“ sagt um 220:

"Der Logos (Christus) trug die Ideen des Vaters in sich und brachte auf dessen Geheiß die Schöpfung hervor... Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Das Böse entsteht aus der geschöpflichen Freiheit, und besaß ursprünglich keine Existenz…" Joseph Langen „Geschichte der römischen Kirche

Auch hier ist die Rede von den Wesen, die der „allein wahre Gott“ schuf, bevor die Erde wurde.

Origenes (185-254) lehrte: „Alle Logika (Engel, Menschengeister, und Dämonen) sind von gleicher Natur. Die Unterschiede sind erst durch den Fall entstanden… alle Logika (Vernunftwesen) … werden mit der Trinität zu den ersten Dingen gerechnet. Sie „sind mit Gott verwandt““ 

Handwörterbuch für Theologie und Religionswisenschaft, dritte völlig neu bearb. Auflage, vierter Band Kop-O, J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960, S. 1696-1701

Indem die geschaffenen Geister von ihrer Freiheit Gebrauch machen, stellt sich Trägheit, Verfehlung usw., kurzum Abfall von Gott ein. So entsteht die Welt, die so ewig wie Gott selbst ist, da dieser zu keiner Zeit ohne Schaffen sein kann, aber von seinem Willen abhängt…. Durch seine freie Wahl - - entstand das Böse, d.h. die Abwendung von der Fülle des wahren Seins in Gott."   Karl Vorländer "Geschichte der Philosophie"

Origenes bemühte sich ausführlich, die Willensfreiheit zu beweisen, die Luther und Calvin uns absprechen – ebenso Luzifer!


Ich grüße dich herzlich

Gerd, der Neuaustralier.


PS. Meine Beerdigungskosten haben wir schon beglichen!



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