Donnerstag, 17. Oktober 2013

(4) Streifzüge durch die Kirchengeschichte - aus dem Blickwinkel eines Mormonen by Gerd Skibbe


  1. Behauptet wird, die Schlacht an der milvischen Brücke Ende Oktober 312 wäre zugunsten Konstantins ausgegangen, weil er Gott um Beistand gegen seinen Schwager und Mitkaiser Maxentius gebeten hatte, denn dieser wäre der Tyrann von Rom gewesen.
Diese Aussage ist insgesamt sehr fragwürdig, denn erstens, war auch Konstantin nicht auf legale Weise Kaiser geworden. (Die Ernennung zum Cäsar hätte durch den Diokletiannachfolger Galerius erfolgen müssen und nicht infolge Schilderhebung  durch die Armee. Das war Usurpation. Zweitens

"hatte Maxentius die Christenverfolgungen eingestellt und der römischen Kirche den Grundbesitz zurückerstattet. Allerdings Maxentius sah sich beträchtlichen Wirren und zum Teil blutigen Kämpfen innerhalb der Christengemeinden Roms konfrontiert und deshalb gezwungen die Bischöfe Marcellus sowie Eusebius 309 in die Verbannung zu schicken."   (1)

Und zwar griff Maxentius sofort bei Amtsantritt, 306, zugunsten der Christen ein.

Zweitens  kam die christlicherseits verbreitete Version und  Erzählung von der Schlacht wohl erst nach Konstantins Tod auf, denn er selbst berichtet davon in seinen "Selbstzeugnissen" nichts. Allerdings hat sie stattgefunden. Denn der Triumphbogen bezeugt sie. Nur, dass dieses Monument nicht Jesus und sein Kreuz würdigt, sondern den Heidengott Sol Invictus. Ihm und seiner Gunst schreibt der Kaiser seinen Sieg zu.

Wer dem überlieferten Geschehen  folgt und die Ergebnisse betrachtet, kann sich kaum des Gedankens erwehren, dass Konstantins Anspruch  auf Richtlinienkompetenz auch für die Kirche und deren Ausübung in Nicäa, 325, nachträglich gerechtfertigt werden sollte.
Immerhin galt seither als normal wenn die Kaiser, z.B. Theodosius (347-395), Markian (390-457) samt Pulcheria, Justinian (482-565) u.a. die Rolle des obersten Herren der Kirche spielten.
(Noch Kaiser Wilhelm II. war Oberherr der evangelischen Kirche, allerdings ein toleranter, der sich um "seine" Katholiken sorgte)



Bild Wikipedia, Münze des Markian, Ehemann Pulcherias, des Mannes der seinen Klerikern jede Art Diskussion gesetzlich verbot. (2) Er leitet hier seine Sendung von der Göttin der militärischen  Siege Victoria ab, nicht anders als andere  unchristliche Kaiser vor ihm, wie Trajan. In Rom wurde der erste Victoriatempel - zeitgleich mit dem ersten Venustempel - im ersten Jahrzehnt des 3.Jh.v.Chr. auf dem Palatin errichtet


              
Konstantin II. ein Trinitarier (pronicänisch oder katholisch) empfängt den Siegeskranz von derselben Göttin, die bereits seinem Vater Konstantin  310 in Begleitung Apollos, in dessen Tempel erschien und ihm  eine dreißiggjährige  Regentschaft zusagte

                              

    
          




                                         

                                                   



                                        








Selbst Kaiser Justinian der auf der Ostsynode 543 Origenes (185-254) und seine urchristliche Lehren verflucht, - der sich als oberster Herr der Kirche versteht - , wird, wie die Münze zeigt, von Victoria erwählt   


Es gibt zumindest noch zwei weitere Überlieferungen die versuchen darzulegen, warum und wie Konstantin zum Förderer des Christentums wurde. Zutreffender gesagt: die Legenden sollen belegen, dass Rom definieren darf, was das ist, das Christentum.

„Nach Gibbon war der Hauptgrund der Ermordung Krispus Konstantins Eifersucht auf die Vorzüge des Sohnes gewesen...Zosismus erzählte, Kaiser Konstantin habe nach diesen Untaten, von Gewissensbissen gequält, bei heidnischen Priestern nach einer feierlichen Reinigung gefragt. Da diese ihm keine anbieten konnten, habe ein ägyptischer Bischof aus Spanien, Hosius, ihm erklärt, der christliche Glaube werde ihm Heilung für alle Wunden geben, und habe ihn dadurch zum Christentum gewonnen.“ (3)  

Das seriöse Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon Verlag Traugott Bautz erwähnt zumindest, eine weitere, völlig andere Version: 


Diese in den Actus Silvestri wohl am Ende des 4. Jahrhunderts in Rom niedergelegte Legende fand in lateinischen, griechischen und orientalischen Fassungen große Verbreitung und ist sowohl in die Symmachianischen Apokryphen vom Ende des 5. Jahrhunderts (z.B. Constitutum Silvestri) als auch in den Liber Pontificalis eingegangen... Kaiser (Konstantin G.Sk.) habe als Heide zu Rom grausam die Christen verfolgt und sich, zur Strafe vom Aussatz befallen, nach einem Traumgesicht an den auf den Berg Soracte geflüchteten Papst Silvester gewandt und Heilung erlangt, als er sich von Silvester taufen ließ. Zum Dank habe er ... Kirchen gestiftet und den römischen Bischof zum Oberhaupt der Geistlichkeit bestimmt..."


Es gibt Gemälde die auf den entsprechenden Legenden beharren:


Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, in der Silvester geweihten Kapelle der Kirche der Quattro Coronati in Rom
Bild: Ökumenisches  Heiligenlexikon, Quelle:Vera Schauber, Hanns Michael Schindler "Heilige und  Patrone im Jahresverlauf" Pattloch, München, 2001: Silvester zieht in Rom ein und wird von Kaiser Konstantin empfangen. Fresko, 1246, in der Silvester geweihten Kapelle der Kirche  SS. Quattro Coronati in Rom

Die erste Geschichte strotzt vor unbelegbaren Behauptungen, Ungenauigkeiten und Unwahrheiten, ebenso die letzte. Es scheint dennoch, dass die vom Menschenschlachten an der milvischen Brücken dem Geschehen näher als die anderen kommt.

Kaum eine andere Überlieferung vermochte es den Machtanspruch Roms auf Kosten der historischen Wahrheit mehr zu festigen. Infolge kirchlicher Propaganda wurde anscheinend ab dem 6. oder 7. Jahrhundert in der Kirche weithin als selbstverständlich geglaubt, dass Christus der  Gott und Schlachtenhelfer Konstantins gewesen sei. Immerhin wäre ihm am Vorabend des blutigen Treffens ein leuchtendes Kreuz erschienen, das Christuskreuz.

Gegen Ende des 8. Jahrhunderts, und weil weiterer Bedarf an Machtzuwachs bestand, konnte nun die Konstruktion durch gewissenslose Fälscher beträchtlich erweitert werden. Dies geschah durch die Papiere von der "Konstantinischen Schenkung" und nicht wenige andere Phantasieprodukte wie die PseudoIsodorischen Dekretalen. Zu diesen gehören bekanntlich mindestens 100 gefälschte Papstbriefe.

Konstantin hätte Papst Silvester - der keine Akten hinterließ und von dem kaum jemand etwas weiß, außer dass es einen Bischof dieses Namens in Rom gegeben hat - im Jahr 315 Rom, Italien und die gesamte Westhälfte des römischen Imperiums geschenkt, sowie andere Privilegien.

Konstantins großer Verehrer, der Bischof und Schmeichler Eusebius von Caesarea schrieb in seiner "Vita Constantini" (und zwar viele Jahre, nachdem das Ereignis stattgefunden haben soll und nachdem er sich, 325, auf dem 1. sogenannten ökumenischen Konzil beim Kaiser zeitweilig wegen seiner originistischen Grundhaltung unbeliebt gemacht hatte): 
" Er (Konstantin) bedachte, dass er einer mächtigeren Hilfe bedürfe als sie ihm die Soldaten zu bieten hätten. Er rief in seinen Gebeten den Gott seines Vaters an und flehte zu ihm, er möge ihm zu den bevorstehenden Kämpfen hilfreich seine Hand reichen. Da habe er, der Kaiser, wie er selbst berichtete, oben am Himmel das Siegeszeichen des Kreuzes, aus Licht gebildet, erblickt und dabei die Worte gelesen: "Durch dies siege!" Der Kaiser, in der Überzeugung, Gott habe ihm diese Erkenntnis übermittelt, ließ eine Fahne mit dem Zeichen herstellen und seinem Heer vorantragen. Dadurch errang er den Sieg über Maxentius..."
      
Auch hier bindet Eusebius uns einen Bären auf. Er unterstellt einfach Christus sei der Gott des Vaters Konstantins gewesen.
Contantius Chlorus war aber kein Christ. Folglich hat Konstantin auch nicht zu Christus gefleht und jeder überzeugte Christ müsste fragen: Warum sollte Jesus einem Mann erwidern, der sich nicht an ihn gewandt hat!

Bekanntlich verehrte Contantius Chlorus, wie Sohn Konstantin (280-337) Sol Apollo bzw. Mithra oder Sol Invictus und dieser ist mit Baal verwandt und zwar eben mit jenem Baal der in der Bibel als großer Gegenspieler Jehovas auftritt:



"Von deinen Nachkommen darfst du keinen für Moloch (Baal) darbringen. Du darfst den Namen deines Gottes nicht entweihen. Ich bin der Herr."
Lev. 18: 21

 www.uni-Protokolle - Lexikon schreibt:

"Ursprünglich vereint Sol Invictus mehr oder weniger die orientalischen Religionen wie den persischen Mithras und den syrischen Baal. Die Wurzel dieses nach Rom exportierten Baal lässt sich zurückverfolgen nach Emesa, mit dem Stadtgott Sol Elagabal. Sol Invictus ist bereits unter Vespasian geläufig. Er stellte ihm zu Ehren schon im Jahre 75 eine Kolossalstatue auf, seit Commodus trägt jeder Kaiser den Titel Invictus."


Es gab eine Erklärung der "Union der europäischen Konferenzen der höheren Ordensoberen/innen" im Internet unter: www.ucesm.net/ucesm_de/italie _religions_de  

die bemerkenswerterweise bereits 2007 nicht mehr erreichbar war!


"Als die Heiden nach einem Gedanken der Einzigartigkeit der Götter suchten, dachten sie nicht an Zeus, sondern an Apollo. Der einzige Gott der gebildeten und fast monotheistischen Heiden, gerade vor dem Aufkommen des Christentums, war Phebus Apollo oder Sol, der das Leben auf Erden spendende Gott.
Aurelian führte einen Versuch eines solchen heidnischen Monotheismus ein (während Konstantin den christlichen Monotheismus einsetzen wird) mit Sol Invictus und Mithra bei den Soldaten, um spirituell dem Wedismus der Perser entgegen zu wirken. Aurelian wünschte, dass die Römer eine gleiche Religion hätten..."


Eindringlich ersuchte Josua die Israeilten, sich abzuwenden von den ägyptischen Traditionsgöttern:

"Erwählt euch, wem ihr dienen wollt!"

Am Tag vor der legendären Schlacht an der milvischen Brücke am 28. Oktober 312, als er antrat, den Bruder seiner Frau Fausta, Maxentius von Rom, aus rein machtpolitischem Kalkül zu erledigen, war Konstantin in mancherlei Hinsicht unsicher.

Er bettelte zum Gott seines Vaters:
                                   „Wer bin ich?“

Was hast du mir bestimmt? Bist du in mir? Sol Invictus: ich bitte dich,

offenbare mir wer ich bin! Reichst du mir deine Rechte zum bevorstehenden Kampf?“ (4)


Allerdings war Konstantins Vater, der den äußersten Westen des Reiches verwaltete, in der Zeit der diokletianischen Repressalien, kein scharfer Christenverfolger, obwohl zuverlässig darauf verwiesen wird, er hätte einige Gemeindehäuser zerstören lassen und ein Verbot gegen Zusammenkünfte der Christen ergehen lassen.

Bettina von Engel bekräftigt:
"Erst nach seinem Amtsantritt, 306, hob Konstantin das strikte, noch von seinem Vater Constantin Chlorus ausgesprochene Versammlungsverbot für Christen auf." (5)

Wahr ist, dass Konstantin mit Amtsantritt, 306, seine Mutter Helena an den Hof in Trier ruft und diese verstand sich als Christin, was sie jedoch nicht hinderte die Gattin ihres ehemaligen Geliebten, Flavia Maximiana Theodora, die sich ebenfalls als Christin bekannte, fortzujagen.

Was für ein Bild, die beiden zu betrachten, als sie einander zum ersten Mal, möglicherweise in der dortigen Gemeinde begegneten.
Helena, vertrat einen Mixglauben aus christlichen und heidnischen Ideen. (Was sie später veranlasste auf sehr fragwürdige Weise nach Überresten des Kreuzes Christi u.a. Reliquien Ausschau zu halten, was dann Mode in der Kirche wurde.) Sie wird ihren Sohn um die Aufhebung des Versammlungsverbotes gebeten haben. 

Die Versuche vieler, einschließlich Konstantin selbst, ein Gleichheitszeichen zwischen den Traditionsgöttern des alten Rom und Christus zu setzen sind nicht gerechtfertigt. Gold kann verunreinigt, aber nicht veredelt werden.

Nach seinem Sieg an der "milvischen Brücke" widmete der Kaiser konsequenterweise den erwähnten Triumphbogen und sogar eine Münze dem Gott seines Vaters, - Sol invictus - mit dem er sich noch viele Jahre lang identifizierte: (soviel wir wissen noch fünf Jahre nach Nicäa, 330)


 Wikipedia: Konstantins Triumphbogen

Es gibt auf den zahlreichen Darstellungen des Bogens nicht den geringsten Hinweis auf Christus oder gar des Dankes an ihn. Dr. Heinz Hofmann emeritierter Professor für lateinische Philologie an der Universität Tubingen erklärt:

 "Auf dem Konstantinbogen tragen die Soldaten Statuetten der Victoria und des Sonnengottes, also der Gottheiten seiner Vision von 310. Konstantin führte weiterhin den altrömischen Titel «Pontifex Maximus», oblag nichtchristlichen Opferriten und ließ Symbole des Sonnenkults und paganer Götter auf seine Münzen prägen. Er liess seinen Vater als «Divus Constantius» heiligen und bis wenige Jahre vor seinem Tod Tempel bauen und darin Kulte für seine Familie einrichten. In seiner Neugründung Konstantinopel liess er eine Statue seiner selbst als Sonnengott mit Strahlenkrone, Globus und Lanze auf einer riesigen Porphyrsäule aufstellen.

Seine Konsekrationsmünze zeigt ihn, wie er im Gespann des Sonnengottes zum Himmel auffährt, aus dem sich ihm eine Hand entgegenstreckt, genau so, wie es ein Festredner 307 in Trier bereits für den Divus Constantius beschrieben hat."

Der evangelische Autor Heinz Kraft fügt hinzu:


Am 21. Juli 315 hielt Konstantin seinen feierlichen Einzug nach Rom zur Feier der Dezennalien. Das Fest wurde mit der üblichen Pracht begangen, das Volk beschenkt und große Spiele abgehalten. Zu dieser Feier war der die Schlacht am Ponte molle (milvische Brücke) verherrlichende Triumphbogen vom Senat errichtet worden. Sein Bilderschmuck nimmt vom Christentum Konstantins keine Notiz. Konstantin feiert den Sonnengott als seinen Beschützer...

L‘Orange (ein Historiker) hat bewiesen, dass es der Sonnengott Sol Invictus ist, der hier als Gott des Kaisers gezeigt wird.“ (6)


Undenkbar, dass der Kaiser mit dieser Darstellung nicht einverstanden war.
Niemand konnte je seine Überzeugungen stärker und nachhaltiger als der nach der Universalmonarchie strebende Konstantin erklären und durchsetzen. Das trifft besonders auf die Zeit des nicänischen Konzils, 325, zu.

Den Start in die neue, die "christliche", in die von seinem Geist des Machtstrebens geprägte Ära, beginnt tatsächlich 312-313.
(Sie endet wie nicht zuletzt Papst Benedikt XVI. bekannte, als er noch Konzilsberater war mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil, 1965, als die Mehrzahl der Konzilsväter einsahen, dass sie den Menschen Religionsfreiheit zugestehen müssen.)


313, ein Jahr nach seinem Sieg, bzw. nach Verkündigung der Mailänder Vereinbarung (Toleranzreskript) demonstriert Konstantin Schritt für Schritt wie er sich den künftigen Religionsmix vorstellt. So auch mit dieser Münze die seinem Ideal entspricht.


Bild Wikipedia: Diese 313, ein Jahr nach seinem Sieg über Maxentius geprägte Münze zeigt Konstantin und den Gott den er kurz vor der Schlacht um Gelingen angerufen hat: "Sol Invictus".


Sol Invictus und er  sind Verbündete, sie sind eins, wesenseins (griech. homousios)
Während des 1. ökumenischen Konzils zu Nicäa ging es vor allem um diesen Begriff. Kein anderer hatte für den Kaiser mehr Bedeutung. es handelte sich dort um die das "Christliche" betreffende Frage:  
Ist Jesus Gott wesensgleich (homousios) oder nur wesensähnlich (homoiusios)
Konstantin zwang (7) den Bischöfen seine Formel und damit seinen Geist, seine Grundansichten auf.
Eigentlich hätte sich jeder logisch denkende seit je fragen müssen, warum der mit Sol Apollo liierte Kaiser ausgerechnet den Bischöfen die "wahre" Gotteserkenntis aufzwingen musste.

Dieser Begriff Jesus sei mit dem Vater wesenseins oder wesensgleich wird in Nicäa zum neuen Schlachtruf den vor allem die USamerikanischen  Baptisten aller Kategorien gegen "Mormonen" bis ins 21 Jahrhundert als Brandfackel tragen: "Mormonen sind gefährlich! Sie sind keine Christen, weil sie nicht nicänisch glauben" (A. Mohler, Warren Smith, Bill Keller). (8)

In Nicäa, 325, vollzog sich der Wandel:  (homousios hieß es fortan wodurch Gott Vater und Gott Sohn Jesus Christus ihr menschliches Gesicht verloren. Homoiusios "wesensähnlich" waren sie zuvor. Der "Raub des Jota" hatte sie unerkennbar gemacht)  



Bild Wikipedia:  Apollon-Sol mit 7-strahliger Gloriole des Helios, römisches Bodenmosaik, Tunesien, spätes 2. Jahrhundert Man kann verstehen, aber nicht billigen, wenn Eusebius von Cäsarea erklärt: Konstantin weise Ähnlichkeiten mit dem Logos (Christus) auf“. (9)

Eusebius müsste doch erkannt haben, dass Kollaboration mit dem Kaiser Abfall vom Original, d.h. Abfall von Gott bedeutete.
Statt sich zu distanzieren gibt er nach.


Bild und Text Wikipedia: Konstantin der Große 307-337 als Sol Invictus. Geprägt ca 309-310 in Lugdunum. Sol stehend mit dem Gesicht nach rechts, rechte Hand erhoben, den Globus in der linken. Die Weltmacht winkt dem Sieger an der milvischen Brücke.
Unter einer Bedingung wird ihm die im schönsten Apollotempel schon 310 verheißene Weltherrschaft zufallen: Konstantin läßt die traditionellen römischen Götter in Sol Invictus zusammenfließen. (Henotheismus) In diese Vielfachverbindung wird Jesus Christus eingebunden.

Es sind weitere Widersprüche und Unvereinbarkeiten zu bedenken. Kein Mitglied der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wird je akzeptieren, dass das Kreuz religiöse Verehrung verdient. Es ist und bleibt ein Mordinstrument - und heute ist es Allgemeinwissen, dass die Christen vor dem Konzil zu Ephesus, 431, das Kreuz als christliches Symbol nicht kannten.

Ohnehin erhebt sich immer wieder, weil sie nie endgültig beantwortet  werden konnte, die Frage:

Am Vorabend des blutigen Treffens sei Kaiser Konstantin ein leuchtendes Kreuz erschienen? Neben einer Fahne auf der geschrieben stand:  
"In diesem Zeichen sollst du siegen".
1520 rekonstruierte Raffael auftragsgemäß diese angebliche Großvision wie sie Kirchengeschichtsschreiber Eusebius von Caesarea (260-340) beschrieb.  

Bild Wikipedia: Raffael Santi um 1520
So, oder so ähnlich war es auf keinen Fall, obwohl die meisten Katholiken römischer oder griechisch-orthodoxer Richtung mit dieser Vorstellung aufwuchsen und lebten, als handele es sich um einen unanfechtbar heiligen Bericht.
 
Konstantin könnte jedoch irgendwann, als er sich in seinem Feldlager befand, ein Halo gesehen haben, ein optisches Phänomen. Die Deutungen von Naturschauspielen oblagen ohnehin seit je den Priestern.
 
                      
Bild Dr. T. Haist Uni Stuttgart "Optische Phänomene im Natur und Alltag" S.130

Unser Hunger nach der ganzen Wahrheit verlangt, die zutreffenden Antworten auf die wichtigsten Fragen zu finden, die sich in diesem Zusammenhang ergeben.
Nur dann, wenn das Kreuz um 300 in irgendeiner Form von Christen verehrt worden wäre, hätte es überhaupt Sinn gemacht, die sogenannte Kreuzesvision auch christlich zu deuten. Aber wie schon erwähnt erst im 5. Jahrhundert erscheint christlicherseits das Kreuz. 

Die Angaben variieren etwas. Der "Evangelische Kirchenbote..." schreibt: 


 „Das Christentum hat im Jahr 431 das Kreuz als zentrales christliches Symbol beim Konzil von Ephesus eingeführt.“ (10)

Auf Inschriften begegnet das Kreuz in Rom, seit dem Ende des 4. Jahrhunderts, in Gallien fast ein halbes Jahrhundert später ... das sogenannten Andreaskreuz X (Crux decussata) fehlt, es ist eine Fiktion des Mittelalters.“ (11)

Das Bischöfliche Ordinariat Regensburg, bestätigt 2010 im Internet: „Als allgemein verbreitetes und verwendetes Symbol der Christen lässt sich das Kreuzzeichen erst in der Zeit der Völkerwanderung nach 375 n. Chr. nachweisen.“ (12)


Ist es wahr, dass die Christen der ersten Jahrhunderte das Kreuz verabscheuten, weil es sonst nur auf den Standarten der römischen Legione erschien, während die Paganen es als Siegeszeichen verehrten?
Bereits 100 Jahre vor Konstantin wurde von irgendwem unterstellt, Christen beteten das Kreuz an. Das geht u.a. aus einer Bemerkung des christlichen  Apologeten Felix Minucius hervor. Vielleicht gab es ein Ansinnen einiger Militärs, die mit dem Christentum sympathisierten. Jedenfalls schrieb Minucius im "Dialog Octavius" scharf abweisend: 

 „Kreuze beten wir nicht an und wünschen sie nicht. Ihr allerdings, die ihr hölzerne Götter weiht, betet vielleicht hölzerne Kreuze an als Bestandteil eurer Götter. Was sind sie denn anderes die militärischen Feldzeichen und Fahnen als vergoldete und gezierte Kreuze? Eure (!) Siegeszeichen haben nicht bloß die Gestalt eines einfachen Kreuzes, sondern sie erinnern auch an einen Gekreuzigten... bei euren religiösen Gebräuchen kommt (das Kreuz) zur Verwendung.“ (13)

Raffael gab Eusebius Bericht lediglich detailgetreu wieder. Das Kreuz mit der Umschrift:

En touto nika“

kann Konstantin und seine Armee so und direkt neben der Sonne nicht gesehen haben, denn kein Soldat hat je davon berichtet.

Der Konstantin-Historiker Ramsey MacMullen, schrieb denn auch:


"If the sky writing was witnessed by 40,000 men, the true miracle lies in their unbroken silence about it"  (14)

Du Konstantin, "sollst in diesem Zeichen siegen".

Von einem künftigen Sieg der Kirche ist ohnehin keine Rede und schon gar nicht von einem Sieg der Sache Christi.
Die Lehre und der Geist Christi sind völlig unvereinbar mit politischer Gewaltherrschaft. Eben diese wurde mit der Etablierung der Reichskirche  zur Norm. Systematisch wurden die Menschenrechte im Namen aber nicht im Geist Christi eliminiert und zwar überall dort wo römische Militärmacht herrschte. Danach regierte die Kirche, die mit Ambrosius von Mailand beginnend sogar bemüht war, die Kaiser zu gängeln.
Wer kennt es nicht das Wort des Ambrosius:

"Der Kaiser steht in der Kirche, aber nicht über ihr!"
Der evangelische Theologe Heinz Kraft resümiert: 

"Von Christus - mit Ausnahme eines andeutenden Sätzchens - hat Konstantin nicht gesprochen. Im Großen Ganzen ändert sich das auch in den späteren Briefen nicht, nur ein Brief macht eine Ausnahme, der 325 (!) geschrieben wurde. "Christus" sagt Konstantin, ist Vater und Sohn..., Konstantin war im Grunde der Meinung, dass Gott keinen Namen habe... an die Stelle des christlich gebrauchten Christusnamen tritt der Äon. Der Äon ist ein griechischer Gott, der sehr viel bedeuten kann..." (15)

Äon meint den unvergänglichen unsichtbaren alleinigen Gott, der bei Konstantin bestenfalls namenlos ist.

Einige Historiker glauben, nicht im Jahr 312, sondern erst unmittelbar vor seiner Entscheidungsschlacht gegen Mitkaiser und Schwager Licinius, 324, könnte Konstantin etwas Kreuzartiges am Himmel wahrgenommen haben. Das würde erklären, warum die ersten Münzen mit dem sogenannten Christusmonogramm erst in dieser Zeit geprägt wurden.


Ob dieses Rho das meint, was es den Christen später bedeutete, ist fraglich.
Erneut gesagt:  das Kreuz  spielte vor 431 keine Rolle in christlichen Gemeinden. Das Rho erscheint als Ausdruck des unklaren Gottesbegriffes Konstantins. Und zwar zuerst auf den Feldzeichen der Armee, 324.  Was es wirklich bedeuten soll ist ungewiss. Gutgläubige Christen meinen trotzalledem Konstantin hätte in einer Vision das Kreuzeszeichen oder das Chi-Rho als Christogramm gesehen, - als Zeichen des Christentums. Sie sollten jedoch bedenken, dass zahlreiche Untersuchungen belegen, dass das Chi Rho bereits in jüdischen Schriften auftaucht und die Bedeutung von ‚fertig’ oder ‚brauchbar’ hatte. (16)
Zu beachten sind auch die beiden unterschiedlichen Halterungen der Kolossalstatue Konstantins zu Rom, im Palazzo dei Conservatori, die fragmentarisch erhalten blieb

„…und die mit dem von Eusebius beschriebenen Standbild identisch sein dürfte…ihr „lassen sich gleich zwei rechte Hände zuordnen. Dieser Tatbestand ist wohl damit zu erklären, dass noch während der Regierung Konstantins die rechte Hand und damit auch die Insignie, die von dieser Hand getragen wurde, ausgetauscht (!) worden ist…(denn) das Feldzeichen war in
der römischen Armee ungleich bedeutender als alle Schilddekorationen: Die ganze Soldatenreligion verehrte Feldzeichen, betete Feldzeichen an, schwor bei den Feldzeichen, zog die Feldzeichen allen Göttern vor...“ (17) 





Quellen:

1.)  Karl Christ „Geschichte der römischen Kaiserzeit“ C,H. Beck, 2002, S. 737
2.)  Karl Leo Noethlichs „Die Juden im christlichen Imperium Romanum“ Studienbücher, Akademie Verlag 2001 S. 44:
Markian verbietet im Anschluss an das Konzil von Chalkedon... das er einberufen hatte öffentliche Diskussionen über theologische Fragen. Denn die Beschlüsse von Chalkedon stünden im Einklang mit dem Konzil von Nicäa... solche Diskussionen verstoßen demnach nicht nur gegen den Glauben an sich, sondern diskreditieren die christliche Religion in den Augen der Juden und Heiden. Das Verbot gilt gleichermaßen für Kleriker, Staatsbedienstete, Freie und Sklaven, die bei Verstoß entsprechend differenziert betraft werden.“
3.) Meyers-Conversationslexikon, 1889, Bd. XVIII
4.) Schlange-Schöningen „Konstantin der Große und der Kulturkampf“ 1997 S. 385
5.) Bettina von Engel „Konstantin und seine Familie in Trier“ (151) Vortrag bei der Ascoli Piceno-Trier Gesellschaft, 2007
6.) Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“, Heidelberg – Uni Greifswald, 1954, S. 65
7.) Rudolf Leeb „Konstantin und Christus“ – die Verchristlichung der imperialen Repräsentation, Walter de Gruyter, 1992, S. 154 :  
seitens des Kaisers Konstantin wurde mit Drohungen und Ankündigung von Repressalien gearbeitet. Jeder Bischof wird einzeln vorgenommen. Ihm wird das Bekenntnis (das Nicänum) vorgelegt und er wird zugleich vor die Alternative gestellt, entweder zu unterschreiben oder in die Verbannung zu gehen... in Nicäa wird auch die Kirchenorganisation in die Organisation des Reiches eingepasst. Folgerichtig wurden alle in Nicäa gefassten Beschlüsse zum Reichsgesetz erklärt.“
8.) Religion Dispatches“ of May 27th, 2011: The LDS-Mormons are definitely dangerous and are to be categorised as a sect. In Europe, however, they do not pose a social hazard, as they are too insignificant for that. In the US one cannot make this statement so clearly, since – compared to the share of the population, politically they are represented above average... The Mormons are dangerous, because they reject the Nicene-Trinitarian confession.

oder Dr. Albert Mohler „Momonism Is Not Christianity“ Blogalogue – Debates about Faith, June 2007 a.o.: The Mormon doctrine of God does not correspond to the Christian doctrine of the Trinity. Mormonism rejects the central logic of this doctrine (one God in three eternal persons) and develops its own doctrine of God - a doctrine that bears practically no resemblance to Trinitarian theology.

(Anmerkung G.Sk.: Dr. Martin Luther „Luther und Theosis“ finnische Lutherforschung, Lutherakademie Ratzeburg: "...Gott wird darum Mensch, damit der Mensch Gott werde...") 

9.) P. Just, „Zum Verhältnis von Staatsgewalt und christlicher Kirche ...“ , S. 23
10) Thomas Otte, „Evangelischer Kirchenbote seit 1848“ für die Pfalz, Nr. 13, 2007
11.)  Victor Schultze „Die Katakomben“ Leipzig 1882, Severus Verlag S. 125
12.) www. Bistum regensburg. de/bor page 003359.asp
13.) Stemberger „2000 Jahre Christentum“, Karl Müller Verlag, Erlangen, 1990 S. 146.
14.) Ramsey MacMullen, Constantine, 1969
15.)  Habilitationsschrift „Konstantins religiöse Entwicklung“, Heidelberg – Uni Greifswald, 1954
16.)  Seeliger „Die Verwendung des Christogramms durch Konstantin im Jahr 312“ - Untersuchungen kath. Theol. Uni Tübingen S. 153, 154, 165: „Das Gotteszeichen wird bei Laktanz beschrieben als „transvere X littera, summo capite circumflexo“ der quergestellte Buchstabe X wurde an der oberen Stelle umgebogen“ Das ergibt eine Zeichen das nicht dem uns bekannten Christogramm aus X und P, den Anfangsbuchstaben von XPICTOC entspricht und deshalb hat man diese Stelle verschiedentlich mendieren wollen (als Fehler entfernen oder verbessern wollen). Wie aber die Diskussion gezeigt hat, ist dies völlig unnötig, denn das Zeichen mit den quergestellten Balken war durchaus bekannt... wir haben es statt mit einem Chi-Rho mit einem Tau-Rho zu tun, statt mit dem Christogramm mit dem Staurogramm. Diese ist um 200 zum ersten Mal belegt... Zweifelsohne war das (mit dem Bogen oben)… nicht das Zeichen welches Konstantin benutzte. Er benutzte das Christogramm dieses Zeichen ist vorkonstantinisch in vielfacher Weise nachzuweisen, allerdings nicht als Kürzel des Christogramms... Das Chi-Rho taucht schon in jüdischen (Dokumenten) des 1. Jahrhunderts auf. Es sagt: fertig oder brauchbar...“)
17.) Bruno Bleckmann "Konstantin der Große” Rowohlt rororo 1996, S. 62, 63





   







  





1 Kommentar:

  1. Lieber Gerd,

    ich versuche es nochmals, einen Kommentar auf diesem Weg zu schreiben.
    Deshalb ist dies vorerst ein Test!

    Adolf

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