Donnerstag, 11. Juni 2015

Eine Kritikerin schrieb und ich antworte




„...der Stil von Gerd Skibbe stört mich ehrlich gesagt ein bisschen. Ich empfinde ihn als etwas militant und zum Teil sogar recht lieblos bis aggressiv – vor allem in der Beurteilung von Mitmenschen, genauer gesagt: von andersdenkenden, heutigen Christen.“
Tja, dieser Vorwurf kam auch von zwei meiner Enkelinnen: „Opa Du hast, in Deiner Broschüre „Alles war anders“, (2008) Frau Regine Marquardt persönlich angegriffen!“


  Das ist wahr. 




Aber, was ging meiner öffentlich gemachten Attacke voraus?

Ein Freund (der keineswegs auch ein Freund unserer Kirche war!) ermöglichte mir Anfang 1996 das „vertrauliche“ Rundschreiben  Nr. 18-95 des Landesinnenministeriums zur Kenntnis zu nehmen. Ich war schockiert:

Dahinter steckt die
Kultusministerin des Landes Mecklenburg-Vorpommern Frau R. Marquardt. Das erkannte ich gleich, und es sollte sich sehr schnell herausstellen, dass es so war. 
 

Sie hatte bereits zuvor einigen Wirbel gegen uns verursacht. 
Nun versuchte sie unsere Missionare mit gewissen Klauseln, die unter Mitwirkung des Innenministeriums erarbeitet wurden, aus dem Land zu drängen.

Also, dieses Rundschreiben war die Ursache für die Schwierigkeiten von denen unsere Missionare berichteten, wenn sie sich in den größeren Städten anmelden wollten!

Zu dieser Zeit  war ich Ratgeber des Missionspräsidenten Walter Wunderlich,  stellvertretender Generalstaatsanwalt Kaliforniens, USA.

Ich protestierte sofort, denn ihres Zeichens evangelische Theologin, verheiratet mit dem Hauptpastor der Landeshauptstadt Schwerin,​
war die Hinterhältigkeit ihrer Absicht für mich klar durchschaubar.
Wie schon angedeutet, hatte sie fast zeitgleich, sobald sie mit SPD Mandat im Amt war, eine überarbeitete "Informationsbroschüre" herausgebracht, angeblich um mehr Kenntnisse über Sekten und Weltanschauungsgruppen zu verbreiten, obwohl sich die „alte“ von 1990 noch kaum im Umlauf befand. Die Hefte lagen zu Hunderten im Neubrandenburger Rathaus herum.



         Beachte den leicht schräg gestellten Aufdruck : "aktualisierte überarbeitete Neuauflage 95"

Die Überarbeitung bestand im Wesentlichen darin, ein Kapitel über "Mormonen" einzufügen, die sie persönlich als ein Dorn im Auge empfand. Sie versuchte, soweit ihr das möglich war, unsere Kirche als nicht ungefährliche "Sekte" darzustellen, weil "die Mormonen" nicht offenlegen, welche Details in ihrem Tempelritual vorkommen.

 
Ich empfand es als völlige Missachtung des eine Demokratie kennzeichnenden Prinzips der Unschuldvermutung.

Die „Schweriner Volkszeitung“ vom 20. Dezember 1995 veröffentlichte ein Interview mit der Kultusministerin unter der heimtückischen Überschrift: „Wir wollen keine Ängste schüren!“

Frau Marquardt wollte kraft ihrer Reputation erreichen, dass Mormonen mit Argwohn betrachtet werden, oder bereits bestehende Vorurteile verstärken, was ihr durchaus teilweise gelang.

Welch ein Trick. Diesmal politisch untersetzt und auf Staatskosten.
Ich telefonierte mit dem zuständigen Journalisten Herrn Schultz, der einigermaßen rüde reagierte. Für ihn schien  festzustehen, dass am anderen Ende der Strippe ein engherziger, halbblinder Sektierer steht. Einige Mitglieder der Schweriner Gemeinde reagierten empört, bestellten die Zeitung ab… Als Mitglied des Jugendhilfeausschusses Neubrandenburgs mit CDU Mandat hatte ich eigentlich den Ruf eines moderaten Mannes, der mit nicht wenigen PDS-Mitgliedern auf gutem Fuß stand, mit denen der SPD ebenfalls. Umgehend suchte ich meinen Freund, den stellvertretenden OB Neubrandenburgs, Burkhard Räuber auf und sagte ihm geradezu, ich würde in der nächsten Sitzung der Stadtvertreter mein Amt als Ratsherr mit einer Erklärung niederlegen. Burkhard, ein aktiver Katholik, schüttelte sofort den Kopf.
Fest stand, dass die Neubrandenburger Presse mich bislang häufig, etwa zwei-bis dreimal in jeder Woche,
seit Jahren positiv zitiert hatte. Es würde einiges Aufsehen erregen, wenn ich in meiner angekündigten "persönlichen Erklärung" u.a.  sagen würde:

"Seit einhundert Jahren verbot niemand (außer den Kommunisten der sechziger Jahre) unseren Missionaren,
​ ​
in Deutschland zu wirken. Jetzt,
mit der neuen Demokratie, nachdem wir die Diktatur der Kommunisten überwunden haben, soll meine Religion unter fadenscheinigen Hinweisen verdrängt werden…“

 
Wahr ist, ich hätte meine ganze Redezeit ausgeschöpft, und die Presse hätte es im Wesentlichen weitergegeben. Diese Rede hätte ich sorgfältig vorbereitet. Burkhard wusste das, er telefonierte umgehend mit Schweriner Beamten.
Ich informierte Präsident Dieter Uchtdorf, der mir sofort seine Sympathie und seine volle Unterstützung anbot und der mich umgehend bat, mein Mandat nicht nieder zu legen. So fanden wir, Präs. Uchtdorf und ich, uns kurz darauf, im Frühling 1996, auf die erwartete Einladung hin, im Landesinnenministerum in Schwerin zusammen. Zwei Staatssekretäre kamen zu uns. Präsident Uchtdorf nahm die Gelegenheit wahr, etwa eine halbe Stunde lang mittels eines Bildbandes beeindruckend darzulegen,​ was die Lehren und Absichten unserer Kirche sind.   
Dieter F. Uchtdorf damals Chefpilot der Deutschen Lufthansa. Er  wurde im Februar 2008 als Mitglied der Ersten Präsidentschaft der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage berufen und  am 30. Oktober 2012 mit dem Verdienstkreuz am Bande  der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
 
 
 
 
 
 
 
Umgehend wurden wir unterrichtet, dass das Innenministerium M.-V. das besagte Rundschreiben zurückzieht. Das geschah.

Mit mir, nachdem ich in voller Lange durch zwei Diktaturen ging, ist politisch gesehen nicht gut Kirschen-essen, wenn sich offensichtliches und vermeidbares Unrecht direkt zu meinen Füßen breit macht. Wenn ich dem entgegen wirken kann, dann tue ich das. Das ist meine Religion, sie verlangt, dass wir Recht schaffen. Rechtschaffenheit ist die vielleicht größte Vokabel des Buches Mormon. Ich liebe dieses Buch wegen seiner Verteidigung der Freiheitsprinzipien. Hauptmann Moroni ist Teil meines Herzens.

Dieter Uchtdorf, der die 600 km weite Anreise nicht gescheut hatte, und ich fuhren anschließend zum Kultusministerium, um beim zuständigen Staatsekretär H. darzulegen, welche Richtigstellungen erforderlich wären.
 
Daraufhin vernahmen wir, dass Frau Kultusministerin Weisung geben würde die glücklicherweise mittig angeordneten Seiten, unsere Kirche betreffend, entfernen zu lassen.  Diese meine „Militanz“ darf jeder kritisieren. Ich hasse niemanden. Aber diese Niederlage musste ich der stolzen Dame zufügen.

Bis heute hoffe ich auf ihre Reaktion auf mein versöhnlich und verständigungstiftend gemeintes Schreiben des Jahre 1996.



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