Samstag, 21. März 2015

Evangelikale Quatschköpfe und weitere

Es gibt in Reihen der um ihr eigenes und anderer Leute Seelenheil besorgte Jesusverehrer Menschen die sich in Sachen "christliche" Demagogie  ziemlich gut auskennen; - aber weniger in Sachen Höflichkeit  - solche, die es bis zur Stunde heftig umtreibt wo sie können zu verkünden:

                 "Mormonen sind keine Christen".

Ihre Lust und Wonne wenn sie das ausposaunen, kommt aus der Untiefe ihres Wissens und aus der Kälte ihres Wesens.
 
Hautnah erlebte nicht nur ich diese Kinder der Ignoranz und Arroganz weltweit. Einige dieser Menschensorte tragen das Beffchen, damit auch jeder gleich erkennt, sie gehören zu den Auserwählten und Weisen dieser Welt. Andere reissen ihr frommes Mundwerk weit gegen diejenigen auf, die ihrer (absolut unmaßgeblichen) Meinung nach verderbliche Sektierer sind, obwohl Jesus ihnen  geboten hat, andere nicht zu verurteilen, nur weil sie anders denken. 

Das haben  ihnen die Fanatiker der römischen Kirche beigebracht und Glaubensprediger wie der sonst ziemlich ehrenwerte Martin Luther und Leute wie der Mann aus Erz, Johannes Calvin. 
Länger als  eintausendzweihundert schreckliche Jahre hindurch wurden "Sektenleute", "Häretiker" und Kirchen- und Sachkritiker die Rom, Wittenberg und Genf selbst hervorgebracht haben, vom Diesseits ins Jenseits befördert.
Man denke nur an Luthers Hetze die den Bauernkrieg verschärfte, oder wen Calvin verbrennen ließ. Fast immer geschah es in Jesu Christi heiligen Namen der Barmherzigkeit.
Zuerst wurden die nonkonformen Idealisten mit dem Hackebeil erledigt, wie im Fall der Gruppe des makellosen Bischofs Priscillian von Avila, 385, dann mit lodernden Feuerstößen. 
Luther hat sie gelehrt:

"Mit Ketzern  braucht man kein langes Federlesen machen, man kann sie ungehört verdammen."  Tischreden Bd. III.

Dieser Satz steckt den Evangelikalen in den Knochen wie das unerwünschte Strontium 90. Für sie ist es ein  immergültiger Satz ihres Glaubenskodex.

Wer je Theologie studierte ist hinterher sowieso auf einem Auge blind.
Sie atmen dieselbe Luft wie wir und dennoch sind sie überzeugt, sie gehörten zu den Besseren, zumindest seien sie religiös gesehen auf der sicheren Seite. Ihnen vergebe der liebe Gott selbst faustdicke Lügen, aber den Mormonen nimmt er ihre Liebe zum Gesetz Christi übel. Von dieser Art ist ihre Logik

Einige ihrer Getreuen glauben ihnen, obwohl man eigentlich weiß, die wenigsten von ihnen leben, was sie lehren.
Eisige Luft schlug mir 1996 in Orlando, Florida in einer Zusammenkunft südlicher Baptisten entgegen, als ich mich gleich und ehlichkeitshalber als Mormone outete. Gefrorene Luft in Florida!
In Salt Lake City kamen sie zu Dutzenden und standen unmittelbar vor dem Konferenzzentrum. Wie die Waldesel schrien sie wiehernd  in ihrer komischen Sprache.

Einer war darunter der Joseph Smith schriftlich per Plakat bescheinigte wie tief er in der Hölle sitze. Er krächzte schließlich, nachdem wir ihm eine Stunde lang zugehört hatten. Weil er mir leid tat gab ich ihm einen Hustenbonbon.
Andere erläuterten auf ähnliche Weise warum wir, im Gegensatz zu ihnen, unerlösbare Teufelsanbeter seien.  Ein junger Mann in Ciceropose, hielt eine mächtig gewaltige Predigt. Seine Botschaft richtete sich an die direkt an ihm und seinen Genossen vorbei defilierenden Versammlungsbesucher, die, wenn überhaupt, freundlich nickend darauf reagierten. Die Gesten dieses Antipredigers erinnerten an Benito Mussolini. Vom  Gehabe her war da kaum ein Unterschied. Wie der italienische ausdruckgewaltige Faschist hob er seinen langen, dünnen Zeigefinger drohend .






Ingrid, meine Frau, 2006 in Salt Lake City: Die frommen Demonstranten haben natürlich keine Ahnung von urchristlicher Theologie, in der die Lehre von der "Vergottung"des Menschen die höchste war. Adolf von Harnack deutscher Theologe: "„... Der Gedanke der Vergottung ist der
letzte und oberste gewesen; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und
Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius,
bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a (Lehrbuch der Dogmengeschichte)



Schade, dass wir nicht mehr im Mittelalter leben. Das wäre doch mal etwas ganz anderes: Live zu sehen wie ein paar Mormonenhäuptlinge Rücken an Rücken gebunden im lodernden Feuer auf dem Scheiterhaufen schmoren.  

Das muss man ihnen lassen, die Amerikaner gehen aufs Ganze. An dieses Niveau kommen die deutschen Windmühlenkämpfer nicht heran, aber sie sind dafür Schnellfechter, die erst schreiben und reden und sich allenfalls danach mit der Materie vertraut machen.
Ist das nicht wahr Herr Dr. Rüdiger Hauth, Herr Prof. Dr. Samuel Leuenberger, Herr Dr. Lothar Gassmann? Sie ähneln im Ganzen eher dem Typ Don Quijote. Wenn der auf seiner Rosinante im Sattel saß konnte er Sancho, seinem Stallmeister, alles weismachen.
                                
Wikipedia: Denkmal für Cervantes, Madrid

Und gleich Sancho Panza nickt das Volk - noch - Zustimmung, aber auch, wie Sancho zunehmend mit gewissen Bedenken.

Man kann nachdenklich nachschauen, ob die modernen  Ritter des traditionellen Christentums sich gelegentlich selbst fragen, ob sie mit ihren Antimormonenattacken vielleicht doch schief liegen. Anders gefragt, ob sie sich gelegentlich selbst kritisieren. Oder noch anders: "ob sie noch alle Tassen im Schrank haben". All das kann man  wegen der Biedermannsmaske die sie vor sich her tragen nur schwer ausmachen. Ungeniert drehen sie ihrem angeblichen Herrn Christus das Wort im Munde um:

Er hat gesagt und geboten, dass wir (sittlich) vollkommen (perfekt) gleich wie Gott werden sollen, aber das lehren sie nicht. Matth. 5: 48
Bei den Mormonen steht dieses Gebot Gottes obenan, wofür sie prompt, vor allem von den Evangelikalen, getadelt werden. 
So behauptet der von Herrn Dr. R. Hauth beeinflusste Schweizer Bibelbreis im Internet unter: am 30. Aug. 2012:
 
 „Die Sündhaftigkeit des Menschen und die Rechtfertigung durch Christus werden (bei den Mormonen) in einen optimistischen Fortschrittsweg des Christen verfälscht."www.bibelkreis.ch/themen/Mormonen Die Mormonen sind eine der gefährlichsten Sekten der Neuzeit"
 

Die Gebote Christi zunehmend besser zu verstehen und zu halten, ohne zu übertreiben (wie das mit dem zölibatären Leben geschieht), sei eine Verfälschung der Christuslehre?
 Um die Gesinnung der Mitglieder der Kirche Jesu Christi der HLT sich um sittliche Reife zu bemühen lächerlich zu machen, greifen die Autoren dieses Artikels einfach so in die Trickkiste:  
 
"... Die Meinung, (der Mormonen) man könne schon auf Erden zum Gott werden und die Ansicht, auch Gott entwickle sich weiter, widersprechen dem christlichen Glauben fundamental.”

Hätten sie eine Belegstelle für die Behauptung, Bestandteil der Mormonenlehre sei, Menschen "könnten schon auf Erden zum Gott werden", sie hätten sie gebracht. Es gibt sie nicht!
Warum tun unsere Gegenüber immer so, als hätten wir ein anderes Evangelium?

Insbesondere lehrt das Buch Mormon sittliche Hochziele und Aspekte die eigentlich jeder Christ  unterschreiben könnte:


Gebiete deinen Kindern Gutes zu tun...“ Alma 39: 12“


...handle gerecht, richte rechtschaffen und tue beständig Gutes.“ ebenda 41: 14


Was du aussendest, das wird wieder zu dir zurückkehren.“ ebenda 41: 15


Wenn ihr nicht Nächstenliebe habt, seid ihr nichts!“ Moroni 7: 46


Menschen sind, dass sie Freude haben können“
2. Nephi 2: 25


...dass Gott euch doch zeigte, dass er euch durchbohren und mit einem Blick seines Auges in den Staub schlagen kann.“ Jakob 2: 15
 
 
Sexuelle Reinheit wird bei den Mormonen groß geschrieben. Nur innerhalb einer rechtmäßig geschlossenen Ehe sind sexuelle Aktivitäten erlaubt. Die große Mehrheit der Mitglieder hält sich daran. Das führt zu guten Resultaten, die hoffentlich noch in tausend Jahren da sein werden:
 
 
Selbst der heftige Antimormone Herr Pietro Arnese kam in seinem provozierenden Artikel "Enthüllungen" und "Trivialitäten" www.apocalypsesoon.org/D/7-mormonen.html nicht umhin, zu sagen:


"Mormonen sind gute Menschen. Es hat keinen Sinn, die Fakten und Statistiken zu leugnen, die sie für ihren Patriotismus, ihren staatsbürgerlichen Sinn, ihren Fleiß und ihre moralische Güte auszeichnen. Sie unterstützen sich gegenseitig mit einem Hilfsprogramm, das nur selten mit anderen religiösen Gruppen verglichen werden kann. In den Vereinigten Staaten finden wir einige illustre Namen auf dem Gebiet der Politik, Wirtschaft und Sport. Als soziale Gruppe sind die Mormonen außergewöhnlich."

Herr Dr. Michael Utsch, Referent der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen,  antwortete, 2012, auf die Frage:

"Was haben evangelische Protestanten mit den Mormonen gemeinsam?" 
"Es gibt zahlreiche Gemeinsamkeiten in der 
Ethik und Moral. Der persönliche Einsatz und das ehrenamtliche Engagement sind bewundernswert. Auch die hohe Wertschätzung von Ehe und Familie bei den Mormonen und die aufmerksame Sorge für verlässliche zwischenmenschliche Bindungen sind vorbildlich."



Die Familie, sowie alle anderen guten zwischenmenschlichen Beziehungen sind den "Mormonen" wichtig


Das wollt ihr ändern?

National Review online December 2014:

The Mormon Advantage
Leaving theology aside, what can we learn from the Mormons?


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen