Freitag, 21. April 2017

An ein Mitglied der Piusbrüderschaft


Lieber Herr van Ryt,

es freut mich, dass sie den Faden wieder aufgenommen haben.
Was uns eint, ist der Glaube an Jesus Christus. Jedenfalls denken wir beide systematisch. Aber, wir setzten die Prämissen dieser Systematik ganz anders.
Sie legen den Finger tatsächlich auf die Unterschiede. Sie schreiben z.B.

„Ihnen scheint die Religionsfreiheit ein wichtiges Thema und auf alle Fälle ein positiver Wert zu sein - für mich ist das insofern ein untergeordnetes Thema als es nur die Kehrseite zentralerer Themen darstellt. Leitet man daraus eine theoretische Freiheit in religiösen Dingen ab, ist sie m.E. weder philosophisch noch biblisch zu rechtfertigen.“ 
Ich erwidere, ja, natürlich bedeutet mir, der ich in voller Länge durch zwei Diktaturen ging -  Freiheit des Glaubens nahezu alles.
Eigentlich müssten auch sie in der Reihe der großen Verehrer der Freiheitslehre Christi stehen zu denen Lactanz, Origenes, Hippolyt von Rom und Tertullian sowie viele andere Bedeutende gehören: Letzterer sagte es klipp und klar:

„Die Christen, (schreibt er), kennen keine Ruhmsucht und Ehrsucht, kein Bedürfnis nach einer Parteistiftung, nichts sei ihnen fremder als die (Macht-) Politik. Der eine möge Gott verehren, der andere den Jupiter; der eine zum Himmel, der andere zum Altar der Fides beten. Seht vielmehr zu, ob nicht auch das auf den Vorwurf der Gottlosigkeit hinausläuft, wenn man jemand die Freiheit der Religion nimmt und ihm die freie Wahl seiner Gottheit verbietet“.
Hat nicht auch Meister Eckhart gemahnt:

„Gott hat die Seele auf Freiheit und Eigenständigkeit ausgerichtet, so, dass er ihr über den freien Willen hinaus nichts aufzwingen will, auch will er von ihr nichts fordern, was sie nicht will.“

Mormonen stehen fast immer voll hinter Origenes, der aus eindeutig politischen Motiven 543, von der Kirche, unter die Ketzer geworfen wurde. Er betonte, dass individuelle Entscheidungsfreiheit Kern und Stern der urchristlichen Lehre sei:

„Erst aufgrund der Tugend wird man ein Kind Gottes und erst in der Erwerbung der Tugend durch eigenen Eifer erwirbt der Mensch die Ähnlichkeit Gottes. Unentbehrlich für das Erreichen der Gottähnlichkeit ist also die Entscheidungsfreiheit.“ 

 Genau das sagt Hippolyt und natürlich viele Bischöfe die sich dazu geäußert haben. Dasselbe lehrt meine Kirche. Am bekanntesten ist wohl Laktanz Maxime:

 „Dass jemand unter Zwang etwas verehrt, das er im Ernst gar nicht verehren will, kann nur zur Heuchelei und Simulantentum führen.“

Kombiniert mit Jesu Gebot, die Heuchelei zu meiden, bedeutet das Individualrecht als Geschenk Gottes jedem Mormonen das Höchste. Zwang, - und erst recht der Zwang in Glaubensfragen -  ist Werkzeug der Gottlosen.

Deshalb haben wir uns ja entschlossen der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonen) anzugehören.
Sie schreiben lieber Herr van Ryt unter 2. weiterhin:

“ Ihnen sind die Fehler und Verbrechen von Mitgliedern der Kirche ein wichtiges Anliegen - für mich ist entscheidend, ob die Kirche die wahre Religion ist, was sich m.E. nicht primär an der Heiligkeit (aller) ihrer Mitglieder entscheidet.“

Naja, sie kennen doch die Geschichte. Jesus hungerte, allerdings am Feigenbaum hingen viele Blätter, aber keine Früchte. Das erboste ihn.
In seiner Bergpredigt bekräftigte er das noch einmal: jeder Baum der keine guten Früchte hervorbringt, wird abgehauen werden. Paulus zählt sie auf die guten Früchte, im Brief an die Galater:

„Die Frucht des Geistes aber ist: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Milde, Edelmut, Treue.“
Wer diese Früchte nicht trägt, gehört nicht zum ihm. Wieder ist es Paulus:

„Wer seinen Geist nicht hat, der gehört nicht zu ihm.“

Wahre Religion bringt diese Früchte hervor, - wenn auch nicht allerseits, aber überwiegend - den Geist des Edelmutes statt der Rechthaberei und des Vormachtstrebens. Den Geist des Friedens und nicht den der Verfolgung und Bedrückung Andersdenkender. Milde, statt Gezänk. Liebe und Toleranz statt Fanatismus. Wahre Religion zeigt sich eben am Frieden den sie gegen das Parteigestreite durchsetzt.

Ich könnte keiner Kirche angehören, die Jahrtausende hindurch mit Höllenstrafen drohte und die durch Furcht und Angst herrschte.

Weiter schreiben sie:

„…ich bin jedoch katholisch nicht wegen der Sünder, die in der Kirche leben, sondern wegen der Heiligen, welche die Kirche hervorgebracht hat.“ 
Es wäre wunderbar, wenn die Kirche wirkliche Heilige hervorgebracht hätte. Etwa Pulcheria, von der die Geschichtsforschung weiß, dass sie eine machtsüchtige Furie war, die „durch und durch ein verdorbenes Weib war“ wie Nestorius ihr Gegenspieler wahrheitsgemäß sagen musste. Die echten Heiligen hat die Kirche vernichtet, - Savonarola, die Jungfrau von Orleans um nur zwei zu nennen - .

Keine Frage, es könnte sogar heilige Päpste gegeben haben – aber als absolute Ausnahmen unter den Machtausübenden und Bestechung übenden. Man muss nur Kirchengeschichte aus der Hand ehrlicher katholischer Historiker lesen, zu denen ich Dr. Fendt und Ludwig Hertling SJ zähle, nicht aber die Geschichtsfälscher aller Couleur.

Ich bin ganz und gar mit ihnen einverstanden, wenn sie schreiben:

„wir müssen unser Leben und Denken in das Licht Christi setzen, um fruchtbar zu werden, denn Er allein "ist der Weg, die Wahrheit und das Leben" wie die Schrift lehrt, und niemand kommt zum Vater außer durch Ihn. 
Freundliche Grüße

Gerd Skibbe

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