Donnerstag, 10. Mai 2012


Nein, die Mormonen sind keine christliche Kirche"

Pater Hans Peters beantwortete im April 2012, in :stadtgottes.de unter “Mormonen”, die Frage

"Sind Mormonen Christen?” (aus katholischer Sicht)

Was ist von den Mormonen zu halten? Sind sie eine christliche Konfession?
Nein, die Mormonen sind keine christliche Kirche, auch wenn sie den Namen „Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage“ tragen und sich selbst als christliche Gemeinschaft verstehen. Ihren Ursprung führen sie auf ein direktes Eingreifen Gottes zurück. Dabei spielt ihr Gründer, der Amerikaner Joseph Smith (1805–1844), eine entscheidende Rolle. Ihm wurden nach eigenen Angaben häufig Visionen zuteil, in denen Gott ihn angeblich beauftragte, die Urkirche wiederherzustellen: Alle anderen Kirchen seien im Laufe der Zeit von der Wahrheit abgewichen, ja sie seien geradezu „verderbt“. Auch Engelvisionen spielen eine große Rolle.
Diese Offenbarungen, festgehalten im „Buch Mormon“ und anderen Schriften, werden der Bibel gleichgestellt, ja sie sind für die Mormonen der Schlüssel, um die Bibel überhaupt richtig verstehen zu können. Benannt sind sie nach einem gleichnamigen amerikanischen „Propheten“ des 5. Jahrhunderts.
Es können jederzeit neue Offenbarungen hinzukommen, die dem jeweils amtierenden Leiter der Gemeinschaft gegeben werden. Durchweg werden christliche Begriffe verwendet, die jedoch einen völlig anderen Inhalt bekommen als in den christlichen Kirchen.
Auffallend ist das Gottes- und Menschenbild der Mormonen: „Wie der Mensch heute ist, war Gott einst – wie Gott heute ist, kann der Mensch einst werden“, so eine ihrer wichtigsten Überzeugungen. Hier wird der grundlegende Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf, wie er für ein christliches Gottesbild maßgebend ist, völlig verwischt. Auch die Lehre von der Dreifaltigkeit wird strikt abgelehnt. Allein diese Tatsachen, abgesehen von den bisweilen mehr als seltsamen Offenbarungsinhalten, machen deutlich, dass wir es hier nicht mit einer christlichen Konfession zu tun haben.
Die Besonderheiten der Mormonen
Bekannt wurden die Mormonen durch die Besiedelung des Gebietes „Großes Salzseetal der Rocky Mountains“, das sie zur Kulturlandschaft mit dem Zentrum Salt Lake City umgestalteten, eine enorme Kulturleistung. Aber erst nachdem sie die Vielehenpraxis aufgegeben hatten, konnte ihr Gebiet 1890 als Bundesstaat Utah Teil der USA werden.
Sehr konkrete Speisevorschriften, ein besonders gepflegtes Familienleben und andere das alltägliche Leben bestimmende Regeln lassen sie oftmals in einer konsumorientierten Umwelt als fleißige und erfolgreiche Menschen auffallen. Heute gehören weltweit knapp zehn Millionen Menschen zu ihnen, in Deutschland nur etwa 30 000. Im Laufe der Geschichte gab es immer wieder Abspaltungen.
Wer als Christ zum Mormonentum übertritt, wechselt nicht die Konfession, sondern er fällt vom christlichen Glauben ab und wendet sich einer eigenständigen synkretistischen Religion, einer Vermischungsreligion, einer Neu-Religion, zu. Darum ist ein wie auch immer gearteter ökumenischer Dialog mit ihnen nicht möglich."
April 2012

Ich schrieb an Pater Peters und stadtgottes.de zurück.
Dankenswerterweise wurden meine beiden Erwiderungen vollständig in der Spalte Leserzuschriften wiedergegeben.

Lieber Pater Hans Peters,
ist ihnen bewusst, dass die Dreifaltigkeitslehre, von Konstantin mit Brachialgewalt durchgesetzt wurde, dass er sich, 325, jeden Bischof einzeln vornahm? Jeder Stimmberechtigte hatte die Alternative sich zwischen einem geschützten Leben und dem Bergbau zu entscheiden.
Ist Ihnen klar, dass der Text des Athanasianums bestätigt, dass der Glaube an den trinitarischen Gott, sich biblisch nicht belegen lässt, und dass Konstantins Idee von Gott im Westen nur mittels Zwangsausübung durch die Kirche durchgesetzt werden konnte?
Ob wir Mormonen Christen sind, das überlassen wir dem Allmächtigen. Sein Sohn Jesus Christus hatte versprochen: "Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist es der mich liebt... und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren...


Freundliche Grüße

Gerd Skibbe

    Lieber Pater,

    Sie schreiben: "Wer als Christ zum Mormonentum übertritt, wechselt nicht die Konfession, sondern er fällt vom christlichen Glauben ab und wendet sich einer eigenständigen synkretistischen Religion, einer Vermischungsreligion, einer Neu-Religion, zu. Darum ist ein wie auch immer gearteter ökumenische Dialog mit ihnen nicht möglich."

    Ich frage zurück: Soll das bedeuten, dass Rom den wahren Christenglauben bewahrte?
    Warum dann unterschrieb Papst Vigilius 543 die Resultate der Ostsynode der Kirche, (u.a. die Verfluchung des Origenes) obwohl er sie nicht billigte?
    Ist es nicht zutreffend, dass Justinian Gewalt anwenden ließ? Warum lädt Papst Benedikt XVI. dazu ein, die Lehre des Origenes zu Herzen zu nehmen, wenn doch Origenes ganz anders als die Großkirche Präexistenz jeder menschlichen Seele lehrt, ebenso eine Mehrheit der Götter, ebenso die Unantastbarkeit der Würde und der Entscheidungsfreiheit jedermanns. Grundsätze die (nicht erst) seit Papst Damasus von Rom missachtet werden. Das geschah insbesondere durch den Einfluss des heiligen Ambrosius auf die Kaiser seiner Zeit, die er beriet. Ist es nicht wahr, dass Ambrosius in "De fide" zum Krieg gegen die arianischen Gotten aufrief? War das christlich?
    Wussten Sie, dass Origenes und "Mormonismus" in allen wichtigen theologischen Eckpunkten deckungsgleich sind?
    Warum verbreiten auch Sie die unhaltbare Idee "Mormonismus" wäre eine synkretistische Neureligion, wenn sie doch bei Hippolyt, Irenäus Cyrill von Jerusalem usw. bereits beschrieben wird?
    Haben Sie jemals das Buch Mormon gelesen? Ich würde mir wünschen all unsere Angreifer würden sich erst sachkundig machen.
    Zum Glück erwähnten Sie nicht, wie es bei anderen unserer Kritiker üblich ist, Mormonen pflegten einen freimaurerischen Kult.
    Diese Leute waren nie in Ravenna!

    herzliche Grüße

    Gerd Skibbe


Wünschenswert wäre, wenn es wenigstens per online zu einem Gespräch über diese Ansichten und Fragen käme.

Wir dürfen doch verschiedener Meinung und unterschiedlichen Glaubens sein. Die Zeit ist vorbei, in der sogar der von seiner Kirche verketzerte Martin Luther sich herausnahm zu sagen: “Mit Ketzern braucht man kein langes Federlesen zu machen, man kann sie ungehört verdammen,.” Tischreden

Wer Ketzer war oder nicht, lassen wir Gott und die Historiker entscheiden. Einiges wissen wir schon jetzt. Menschen irren immer, es sei denn sie sehen das Licht der Erleuchtung.

Vom vatikanischen Hügel kamen zuviele Irrlehren. Noch 1910 sprach Pius X. vom irrtumslosen Lehramt der Kirche, dann verabschiedete das II. vatikanische Konzil (1962-1965) allerdings mit 70 Neinstimmen von insgesamt 2498 Konzilsvätern, das längst überfällig Dekret zur Religionsfreiheit „Dignitatis humanae“. Damit korrigierte die römische Kirche ihren schwerwiegensten, folgenreichsten aller Irrtümer. Der damalige Konzilsberater und -beobachter Joseph Ratzinger sagte (wahrscheinlich aufatmend), dies sei " das Ende des Mittelalters, ja das Ende der konstantinischen Ära".

Wie ungeheuer die Päpste und mit ihnen die Kirche, doch gefehlt hatten, als sie darauf bestanden im Alleinbesitz der Wahrheit zu sein.

Wahrheit ist immer ein Ganzes. Es gibt keine „Teilwahrheit“, also auch nicht die Wahrheit ohne Barmherzigkeit und Freiheit. Die Beraubung der Christenheit um ihr Elementarrecht, das mit „Cunctos populos“, von Ambrosius von Mailand gebilligt, wenn nicht forciert, und bereits 380 festgeschrieben wurde, musste zwangsläufig in die Finsternis der folgenden Jahrhunderte führen.

Noch 1830, als „Mormonismus“, mit seinem Hauptbegriff von der Unantastbarkeit der Würde jedes Menschen, im Begriff war hervorzukommen standen den jüdischen Ghettobewohnern Roms 40 weitere Gefängnisjahre bevor.

Man fragt sich, wie die Päpste zwischen 1555 und 1870, leben und ruhig schlafen konnten, bis schließlich die weltliche Macht Italiens stark genug war dem Vatikan zu diktieren das letzte auf Erden bestehende Judengefängnis zu schließen.  Das Geschrei der Kinder wenn ein Brand innerhalb dieser Mauern ausbrach, das Stöhnen der Kranken und der Sterbenden die nach einer Medizin verlangten die es  nicht gab in diesem Ghetto, - und das nachts niemand verlassen durfte, -, hätte all das die Herrenchristen im Vatikan nicht erschrecken müssen? Was taten sie anderntags nachdem Häuser einstürzten, weil sie viel zu hoch, für die angelegte Statik, aus Platznot errichtet wurden? 
Erinnerten sich die von Amts wegen höchsten Christen daran, dass Jesus gesagt hat: 
            "Alles was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen zuvor",
dachten sie an die Mahnung Jesu: 
          "...was ihr einem dieser Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan"?

War es nicht Gotteslästerung Augen und Ohren vor einem Elend zu verschließen, das sie hätten wenden können? Wie kann man glauben, Gott erfreue sich der feierlichen Messen, die von eiskalten Priestern gelesen und gesungen wurden?

Wenn das Christen waren, dann möchte ich keiner sein.


Bild Wikipedia: das Juden-Ghetto Roms

Katholiken sollen glauben was sie möchten, aber Mitglieder der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wenn sie den Kern ihrer Religion verinnerlicht haben, werden immer hervorheben, dass es nirgendwo die wahre Kirche Christi gab oder geben kann, wenn sie nicht zugleich mit höchster Anstrengung bemüht war, den Bedrängten zu helfen und das Menschenrecht aller auf Entscheidungsfreiheit mit jedem legitimen Mittel, das ihr zur Verfügung steht, zu schützen.

Das lehrt das Buch Mormon.

Da ist keine Christenschar wo nicht für das Freiheitsrecht des anderen gekämpft wird, sagt das Buch Mormon, in unnachahmlicher Weise in den Kapiteln des Buches Alma 43-60.

Der Umkehrschluss liegt nahe.


Bild Wikipedia Beginn des II. Vatikanischen Konzils 1962-1965
Länger als der Rest der Menschheit hatten die Juden, ihres Glaubens wegen, die Last römischer Gewalt zu erleiden.
Das Judenghetto Roms 1555 durch Paul IV. anbefohlen, war die letzte Folterkammer unter christlicher Regie.  
Dass da seit je ein inakzeptabler Zusammenhang zwischen Terrorismus und christlich verbrämten Judenhass bestand, hatte Papst Johannes XXIII. klar erkannt. Ein Jahr nach Konzilsbeginn bat er kurz vor seinem Tod, aufsehenerregend öffentlich, die Juden um Vergebung:

Wir erkennen heute, daß viele Jahrhunderte der Blindheit unsere Augen verhüllt haben, so daß wir die Schönheit Deines auserwählten Volkes nicht mehr sehen und in seinem Gesicht nicht mehr die Züge unseres erstgeborenen Bruders wiedererkennen. Wir erkennen, daß ein Kainsmal auf unserer Stirn steht. Im Laufe der Jahrhunderte hat unser Bruder Abel in dem Blute gelegen, das wir vergossen, und er hat Tränen geweint, die wir verursacht haben, weil wir Deine Liebe vergaßen. Vergib uns den Fluch, den wir zu unrecht an den Namen der Juden hefteten. Vergib uns, daß wir Dich in ihrem Fleische zum zweitenmal ans Kreuz schlugen. Denn wir wußten nicht, was wir taten.“


Bild Wikipedia "Il Papa buono" den guten Papst nannte ihn das Volk.
Johannes XXIII. (1881-1963)
Das Gebet sprach uns alle an. Wir lieben diesen mutigen, warmherzigen Mann, wir schätzen auch die Worte des damaligen Konzilsberaters Joseph Ratzinger, als er vom „Ende der Ära Konstantin“ redete, weil das Vatikanum II endlich Religionsfreiheit zuließ. Dennoch erhebt sich die Frage ob eine Kristallschale die zertrümmert wurde, von Menschenhand makelos restauriert werden kann?
Warum prüft ihr nicht? Warum haltet ihr Glaubenstreuen für ausgeschlossen, dass Jesus Christus, mit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, ein völlig neues Gefäß schuf, in das er seinen Most schütten wollte? Hatte er nicht auch den alten Juden, seiner Zeit, die in veralteten Traditionen erstarrt waren, gesagt: „Niemand füllt neuen Wein in alte Schläuche.“?





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