Freitag, 25. Mai 2012

Unkommentierter Zeitungsartikel in "Pro" christliches Medienmagazin:

Erfolgsreligion Mormonentum?


Das Wirtschaftsmagazin "Capital" berichtet in seiner April-Ausgabe ausführlich über den Erfolg des mormonischen Unternehmers Bill Marriott. Der Artikel beleuchtet auch die Glaubensgemeinschaft der "Heiligen der letzten Tage" – mit überraschendem Ergebnis.

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"Jesus, sei mein Manager", lautet die Überschrift des Textes, der mit einem Porträt von Bill Marriott beginnt. Der Amerikaner eröffnete 1957 sein erstes Hotel, heute sind es weltweit 3.700. 1964 übernahm Marriotts Sohn das Imperium, das persönliche Vermögen des Vaters wird auf 1,6 Milliarden Dollar geschätzt. Die Marriott-Familie lebt streng nach dem Moralkodex der "Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage" (im Englischen Latter-day Saints, kurz LDS), wie die Kirche der Mormonen offiziell heißt. Dazu gehören der Verzicht auf alkoholische und koffeinhaltige Getränke, Heiraten im jungen Alter und viele Kinder. "Bill Marriotts Tochter Debbie", so der Bericht, "musste erstmal fünf Kinder großziehen, bevor sie mit knapp 50 ins Management des Hotelkonzerns einsteigen durfte."

Mormonen stünden früh auf und arbeiteten konzentriert, damit ihnen genug Zeit für die Familie bleibe, schreibt die Journalistin Sabine Muscat. So sei Bill Marriott in 57 Jahren Berufsleben abgesehen von Dienstreisen nie von der Gewohnheit abgewichen, jeden Tag um halb sieben zum Abendessen nach Hause zu kommen – der Sonntag sei "natürlich erst recht heilig".

"Bei uns gibt es keine Paris Hilton"

"Capital" führt aus, dass die disziplinierte Lebensweise der Mormonen bereits in der Kindererziehung sichtbar werde. In der Marriott-Familie hätten die Kinder von klein auf im Haushalt geholfen oder sich in Arbeitsabläufen in den Hotels eingebracht. Diese Erziehung habe ihre Wirkung nicht verfehlt. Würde er auf die Enkelin eines anderen großen Hotelunternehmers angesprochen, schmunzelte der Marriott-Patriarch nur: "Bei uns gibt es keine Paris Hilton."

Bei den Mormonen ist es üblich, dass junge Leute nach dem Schulabschluss für zwei Jahre ins Ausland gehen, um dort zu missionieren und eine fremde Kultur kennenzulernen. Dies sei neben der guten Ausbildung unter anderem an der von Mormonen gegründeten "Brigham Young University" einer der Gründe, warum viele Mormonen in den Augen hochrangiger Personalchefs "fürs internationale Parkett bestens gerüstet" seien. Sogar die US-Bundespolizei FBI und der Geheimdienst CIA rekrutierten mit Vorliebe Mormonen, "denn mit ihrem asketischen Lebenswandel bestehen die jede Hintergrundüberprüfung und sind privat nicht erpressbar". Beim Militärdienst hingegen hielten sich viele Mormonen zurück.

"Rückschläge werden als Ansporn gesehen, es erneut zu versuchen", erklärt die Autorin des Beitrags über das Weltbild der Mormonen und verweist auf den republikanischen Präsidentschaftsbewerber Mitt Romney, der bei den republikanischen Vorwahlen 2008 scheiterte, 2012 aber beste Chancen auf die Kandidatur seiner Partei hat. Der frühere Gouverneur des Staates Massachusetts spreche jedoch wenig über seinen Glauben, "denn für fromme Baptisten oder Katholiken ist das Mormonentum unchristliche Ketzerei, die ausgegrenzt werden muss".

"Fortschrittlichste aller Religionen" – Christentum 2.0


Das Wirtschaftsmagazin zitiert Clayton Christensen, Professor an der Harvard Business School und selbst Mormone, der seinen Glauben als die "fortschrittlichste aller Religionen, eine Art Christentum 2.0" bezeichnet. "In der Geschichte war der Zugang zu Gott durch einen professionellen Klerus begrenzt", erklärt er, "bei uns verwalten die Mitglieder ihre Kirche selbst". Dieses Modell habe bestehende Organisationen des religiösen Lebens revolutioniert. Die Kirchenverwaltung wurde für den kleinen Mann fassbar – so wie ein Marriott-Hotelzimmer Reisen für Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht habe.

Gleichwohl schlägt der Bericht auch kritische Töne an. So sei der soziale Druck, die strengen Regeln der Kirche einzuhalten, groß. Die Zahl an Austritten junger Leute habe in den USA ein für die Kirchenleitung besorgniserregendes Ausmaß erreicht, die Missionsarbeit der "Heiligen der letzten Tage" verlaufe nur in der Dritten Welt teilweise erfolgreich. Frauen bliebe traditionell oft nur die Rolle als Hausfrau und Mutter – "Da hat unsere Kirche viel aufzuholen", so Helen Claire Sievers, Chefin der Gruppe "World Teach", die Harvard-Studenten als Lehrer in Entwicklungsländer entsendet. Das Gesamtvermögen der "Kirche Jesus Christi der Heiligen der letzten Tage" wird auf 30 Milliarden Dollar geschätzt. Seit 1959 hat die Gemeinschaft keine Bilanzen mehr veröffentlicht, ist aber auch bekannt für ihr gemeinnütziges Engagement. Nach dem Hurrikan "Katrina" im Jahr 2005 beispielsweise haben die Mormonen Zehntausende freiwillige Helfer in die Krisenregion entsandt. Der Bevölkerungsanteil der "Latter-day Saints" sei in den USA mit 6 Millionen Gläubigen jedoch sehr gering, sie gelten als "merkwürdige Randerscheinung".

In Politik und Wirtschaft, so der Beitrag in "Capital", besetzen Mormonen jedoch schon seit Langem eine Vielzahl wichtiger Posten: "Sie managen große Unternehmen und Finanzinstitute, bekleiden hohe Positionen in Kongress und Regierung, lehren an Eliteunis." In einer Übersicht stellt das Wirtschaftsmagazin einige dieser Menschen vor, wie zum Beispiel den Politikberater Brent Scowcroft, der US-Präsident Bush sen. in Fragen zur deutschen Wiedervereinigung beriet. Als bekannter deutscher Mormone wird der ehemalige "Lufthansa"-Chefpilot Dieter Uchtdorf genannt, der als Ratgeber für Kirchenpräsident Thomas Monson fungiert.

Auf die theologischen Unterschiede zu verschiedenen christlichen Konfessionen und Kirchen kann und will der "Capital"-Artikel nicht eingehen. Er vermittelt stattdessen ein recht positives Bild der Mormonen und ihrer Werte, in denen die "Heiligen der letzten Tage" ihren Erfolg begründet sehen – und zeigt, wie diese Werte einen positiven Unterschied für die Gesellschaft machen können.

Einen ähnlichen Ansatz wählte kürzlich der konservative Internetdienst "PJ Media". In einer Analyse über Mormonen in der US-Gesellschaft hieß es dort: "Unter Mormonen gibt es weniger Scheidungen, Selbstmorde, Krebserkrankungen, Alkoholsucht, Übergewicht und Armut (…) Die Lebenserwartung ist überdurchschnittlich. Mormonen sind außerdem höher gebildet und wohlhabender als der nationale Durchschnitt." (pro)




VON: mb | 26.03.2012

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