Samstag, 28. Juni 2014

Martin Luther und Joseph Smith

Gemessen an der Mitgliederzahl waren das "Mormonentum" wie das Christentum während der ersten 100 Jahre ihrer Existenz bedeutungslos

Aber die Brisanz die den beiden Nahverwandten innewohnte, konnte von Beginn an kaum ignoriert werden. Wohlmeinende, doch voreingenommene Traditionalisten empfanden die beiden Schwester-religionen jeweils als mit ihren Glaubenvorstellungen unvereinbar. 
Die Pharisäer lehnten das Christentum überwiegend ebenso klar ab, wie die Christen des 19. Jahrhunderts die Lehren des Propheten Joseph Smith.
   
Nach der Totenmaske (1805-1844)
 

In beiden Fällen  lautete das Urteil der Theologen jeweils, es handele sich um unerträgliche "Neuheiten". 
Die Christuslehren waren wie der "Mormonismus" jedoch alles andere als "Neuheiten"! 
Mit an Wissenschaftlichkeit grenzender Wahr- scheinlichkeit kann belegt werden, das beide Religionen erstens miteinander übereinstimmen wie Original und Kopie und zweitens, dass  beider Basislehren  im Urjudentum vorhanden sind.
Da ist zunächst die Grundlage aller Religion, dass wir Menschen, die der Familie Adams zugerechnet werden können, als Geistwesen existierten bevor die Erde da war.
Einige Rabbiner bezeugen diese Tatsache, unseres vorirdischen Daseins, ebenso wie Joseph Smith!
Martin Luther  allerdings weiß von alledem nichts, wie auch alle katholischen Kirchen diese Lehre mehr oder weniger verwerfen, denn 543 wurde dieses Glaubenselement aus dem Lehrgebäude der Kirche - weil es origenistisch sei - entfernt. Es wurde aus eindeutig politisch niederträchtigen Absichten durch den byzantinischen Kaiser Justinian I. verflucht.

Origenes (185-254) betonte stets, dass der Mensch ein voriridisches Dasein hatte. Dies sei die  Lehre Christi. Justinian fand unter den 5000 Gemeindevorstehern (Bischöfen) nur 165 Kollaborateure die sich bereit fanden die Lehre von der Präexistenz zu verfluchen. (Papst Vigilius wurde gewaltsam von Rom nach Konstantinopel verbracht und dort gezwungen die entsprechenden Papiere zu unterzeichnen) Justinian stieß sich daran, dass alle Menschen gleichberechtigte "Intelligenzen" sind. Justinian führte den Zwang zur Kleinkindertaufe ein. Ein eventueller Abfall von dem was er "Kirche" nannte, sollte mit der Todesstrafe geahndet werden. Justinian degradierte die Juden zu Menschen zweiter Klasse. Er befahl die Ausrottung des Arianismus einschließlich der Vernichtung der Ostgoten.
Dieses Nichtwissen oder Nichtwissenwollen der Lehre vom wahren Wesen des Menschen führte unweigerlich zu entgegengesetzten Konsequenzen in Praxis und Lehre.

Wenn wir nämlich Götterkinder sind, verfügen wir über ein göttliches Potential und jede Vergewaltigung des Willens eines anderen verbietet sich von selbst!
Mit dem Machtwort des unbeugsam arroganten Cäsaropapisten Justinian wurden die Geister vor anderthalbtausend Jahren geschieden. Hier die von der Staatsmacht Eingeschüchterten und da die Treuen. Als Träger der gegensätzlichen Auffassungen gingen sie fortan getrennte Wege, wobei die justinianischen Orthodoxen die nichtjustinianischen mit militärischen Mitteln zum Schweigen oder in die Flucht trieben.
Justinian (482-565)

Man nannte sie später die Bogumilen aus denen die Katharer und die Vaudois, sowie die Waldenser hervorgingen.
Unübersehbar ist, dass die sich gegen die Präexistenz stellenden Gruppen untereinander in unausgesetzten Fehden und Kriegen einander das Leben zur Hölle machten.

Die Philosophie stimmte nicht mehr. Die Antileute gifteten einander an. Deren Lehrgefüge hingen allesamt schief im Raum, weil das Menschen- und das Gottesbild nicht mehr der Wirklichkeit entsprach.
Fast das gesamte Tun geriet unter den Stern des Fanatismus, contra Vernunft und Liebe.
Säulenheilige, Mönchsungeheuer und Kreuzzugs-prediger hielten alles Mögliche und Unmögliche für wichtig, nur nicht die große Wahrheit, dass keiner vor Gott mehr als ein anderer gilt. Sie schlugen mit dem Schwert aufeinander ein, weil sie leugneten, dass sie, wie ihre Mitmenschen, buchstäbliche Gotteskinder sind, deren Würde und Freiheit niemand antasten darf.
Auch wegen der Verfluchung der Christuslehre vom vorirdischen Dasein kamen die Fanatiker immer weiter vom Weg zum Frieden ab.
Andere Lehren wurden nach der Leugnung der Grundlehre von der Präexistenz umgehend in Mitleidenschaft gezogen.

Der Mensch war nicht länger ein Gott im Keimzustand, sondern ein der Willkür Gottes ausgesetzes Geschöpf, das sich zu fügen hat.
Luthers Erlösungslehre spricht dem Menschen bis heute jenen Willen und jenes Können ab, auf das die Juden und Mormonen felsenfest bauen. Luthers Erlösungslehre, - dass der Mensch untüchtig ist an seiner Erhöhung mitzuarbeiten, - lässt sich lediglich mit einer handvoll kühn aus dem Gesamt-zusammenhang gezogener Pauluszitate belegen. Alle anderen Schreiber des Neuen Testaments widersprechen dieser Deutung des Paulus.
Petrus und Jakobus lehnen entschieden ab, dass der Mensch alleine durch Gnade und Glauben selig wird.

"Was hilfst, liebe Brüder, so jemand sagt, er habe den Glauben, und hat doch die Werke nicht? Kann auch der Glaube ihn selig machen?"

Christus selbst hat davon kein Wort gesagt. Im Gegenteil. Immer bestand er darauf , dass jeder Mensch entscheidend an seiner ewigen Erlösung mitwirkt:

       "Wuchert mit euren Talenten, vermehrt sie."

Eben das ist klar die Lehre der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage:
   "der Mensch soll viele Dinge aus freien Stücken tun, die Kraft dazu ist in ihm."
Natürlich kann der Mensch mehr leisten, als auf Gnade hoffen, denn er ist ein buchstäbliches (Geist-) kind Gottes, das in einem sterblichen Körper wohnt, aus dessen Vergänglichkeit er allerdings ohne sein Mitwirken, durch Christi Sühnopfer, geholt wird .

- Jüdische Stimmen zum Thema Präexistenz:

Dr. phil. Kurt Wilhelm, jüdischer Religionsexperte, war 1933-48 Rabbiner in Jerusalem. In seinem Werk  „Jüdischer Glaube“ ,1961, sagt er:
" Die Fragen der persönlichen Unsterblichkeit und der Präexistenz und des Fortlebens der Seele werden mit der Ewigkeit des jüdischen Volkes selbst verwoben. Alle Seelen, die je und je in einen jüdischen Körper eingehen werden, so heißt es in einem Midrasch, haben am Sinai gestanden und sind dort in den ewigen Verbund zwischen Gott und Israel eingetreten. „Wir Juden sind also vom Sinai her beim Vater“,... Wenn ein Jude im Gottesdienst zur aktiven Teilnahme an der Vorlesung aus der Thora hinzugezogen wird, wenn er, wie der Ausdruck lautet, „aufgerufen“ wird, um über die zur Vorlesung geöffnete Thora-Rolle einen Segensspruch zu sprechen, so dankt er in diesem Segen Gott dafür, dass er „Leben der Ewigkeit in uns gepflanzt hat“. In jeden von uns und in uns als Israel. „Wir leben ewig“, mit diesem Gesang gingen Juden in die Gaskammern.“

Volker Doormann, bekräftigt diese Aussage entschieden. Er erläutert das Thema „Präexistenz in ‘PhilTalk Philosophieforen’ und sagt zur Passah Symbolik“:
 „Das Passah ist das Aramäische pacach (paw-sakh) und bedeutet soviel wie 'hinüber gehen'. … Im Ursprung war das 'Hinübergehen' die Bedeutung des Hinübergehens des Menschen aus seinem Fleisch(lichen Körper) hinüber in die körperlose 'Welt', der Heimat der Seele. Dieses Hinübergehen ist im Buche Exodus (Shemoth) der Juden, als der 'Auszug der Seele aus dem fleischlichen Körper' in dieser Welt in das Hinübergehen in die fleischlose Welt der Seele als Parabel niedergeschrieben, aber das Thema kehrt auch in vielen anderen Geschichten der Thora als Parabel auf. ... Symbolik ist eine Sprache, welche auch durch die Begriffe in den gesprochen Sprachen ausgedrückt wird. So ist das 'über den Jordan gehen' dieselbe Symbolik wie das Passah.
Das Yardana, Jordon, ist im Aramäischen 'der Strom oder Fluss des Lebens'. Abseits des Streites der Theologen kann man allein in der Aramäischen Sprache Mosaiksteine finden, für ein Bild, das es erlaubt auch das Bewusstsein der Menschen besser nachvollziehen zu können. So bedeutet im Aramäischen 'Bit Nitupta' das 'Haus der Präexistenz', was unschwer erkennen lässt, dass die Menschen eine Präexistenz argumentierten, wovon die späteren Christen in Nicäa nichts wissen wollten und einen Fluch aussprachen gegen jene, welche das weiter
argumentierten.“


Christliche Stimmen zum Thema Präexistenz:
  
Pfarrer lic. Felix Gietenbruch legt seinen Finger, völlig gegen evangelische Lehrtradition, auf genau diesen Punkt. In seinem Buch "Höllenfahrt Christi und Auferstehung der Toten”, 2010 – wertet er moderne Forschungsergebnisse über Menschen aus, die auf beeindruckende Nahtoderfahrungen verweisen können.


Präexistenz meint, dass wir als handlungsfähige geistige Wesen schon vor unserer Geburt existierten... in dieser Vorexistenz haben wir uns alle eigenverantwortlich von Gott entfremdet...
Ich denke, heute wird uns mehr und mehr bewusst, dass auch das christliche Abendland neu darüber nachdenken muss.“

Goethe wurde gelegentlich scharf kritisiert weil er ähnlich dachte. Kurz vor seinem Tod sagte der große Mann im Gespräch mit Eckermann: 

„Wenn man die Leute reden hört, so sollte man fast glauben, sie seien der Meinung, Gott habe sich seit jener alten Zeit ganz in die Stille zurückgezogen und der Mensch wäre jetzt ganz auf eigene Füße gestellt …Diese plumpe Welt aus einfachen Elementen zusammenzusetzen und sie jahraus jahrein in den Strahlen der Sonne rollen zu lassen, hätte ihm sicher wenig Spaß gemacht, wenn er nicht den Plan gehabt hätte, sich auf dieser materiellen Unterlage eine Pflanzschule für eine Welt von Geistern zu gründen. So ist er nun fortwährend in höheren Naturen wirksam, um die geringeren heranzuziehen." 

Schiller hat es wahrscheinlich ebenfalls empfunden. In seiner Ode an die Freude ist sein Jubel nicht zu überhören:

"Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen."


Andere Stimmen zum Thema Präexistenz:
 
Die Handschriften vom Toten Meer und Nag Hammadi sprechen von der Bedeutung des Wissens um unseren ewigen Geist.  Im koptischen „Evangelium der Wahrheit" heißt es:

„„Daher ist derjenige, der (Gnosis) Erkenntnis durch Offenbarung hat, einer, der von „oben“ stammt. Wenn man ihn ruft, hört er, antwortet er und wendet sich zu dem, der ihn ruft, steigt zu ihm empor und erkennt, wie man ihn ruft. Da er Gnosis (Erkenntnis) hat, vollbringt er den Willen dessen, der ihn gerufen hat... Wer so zur Erkenntnis gelangen wird, erkennt, woher er gekommen ist und wohin er geht. Er erkennt wie einer, der trunken war und von seiner Trunkenheit abließ; er brachte das Seine (wieder) in Ordnung, nachdem er zu sich selbst zurückgekehrt war...
Die wahre Gotteserkenntnis beginnt mit der Erkenntnis des Menschen als eines gottverwandten Wesens...”


Albert Champdors „Das ägyptische Totenbuch“ Knaur, 1977, legt dar,  dass

"... die uralten Kulturträger am Nil Präexistenz, Auferstehung, Jüngstes Gericht (Seelenwägung) lehrten, sowie Reinwaschung, Rechtfertigung, die Gebote halten, Ehebruch meiden, Gott verehren, Vater und Mutter ehren, seinen Nächsten lieben usw...  Plato hat dieses Wissen  an die Griechen weiter gegeben."

Stimmen aus dem Urchristentum zum Thema Präexistenz:

Im Hebräerbrief gibt es einen wichtigen Hiweis: 

„An unseren Vätern hatten wir harte Erzieher, und wir achteten sie 
Sollen wir uns dann nicht erst recht dem Vater der Geister
unterwerfen und so das Leben haben?“

Unter den Urchristen des beginnenden 4. Jahrhunderts  gab es kaum Bischöfe die die Lehre vom vorirdischen Dasein des Menschen leugneten oder bezweifelten. Origenes (185-254) und Hippolyt (um 220) bestärken einander. Origens war der zuverlässigste Zusammenfasser der Basislehren der Kirche Christi, unter denen die Wahrheit vom vorirdischen Dasein des Menschen obenan stand. 

Es gibt zumindest einen Kardinal, Urs von Balthasar, der sich in unserer Zeit klar zu Origenes bekannte.  Papst Benedikt XVI. vertiefte den Trend. Er sagte während der Generalaudienz am 24. April 2007:  


"Ich lade Euch dazu ein – und damit möchte ich schließen – die Lehre dieses großen Glaubenslehrers (Origenes) in Euren Herzen aufzunehmen."

Origens legte es unmissverständlich dar:
 
„Im
Urzustand waren alle Logika körperlose Geister und als solche Götter, die
dem Logos als Trabanten anhingen... Nach dem Vorbild des Logos
(Christus), der selbst das „Bild Gottes“ nach Genesis 1:26 ist, hat Gott
soviele Logika (Menschenseelen, eigentlich Geister, G.Sk.) erschaffen,
(besser ausgedrückt: ‚geformt’ G.Sk.) wie er mit seiner notwendig
begrenzten Vorsehung regieren kann.
 Handwörterbuch für Theologie und Religionswissenschaft, 3. Auflage, 4. Band,
J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen, 1960 

1 Kommentar:

  1. Lieber Gerd Skibbe,
    Vielen Dank für Ihre Beiträge die zur Offenlegung von Religiösen Wahrheiten eine große Bereicherung für alle Glaubensgemeinschaften sein können.
    Alfrede Marx, Graz

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