Dienstag, 17. Oktober 2017

Die Überheblichen von Gerd Skibbe

Es ist schon sonderbar: einflussreiche, wortführende Christen in aller Welt schmettern die Mormonen" in die Kategorie Nichtchristen. Und wie laut sie das, wieder und immer wieder, im Brustton totaler Überzeugung sagen, obwohl sie sehr wohl um ihren Mangel an Geschichtskenntnissen wissen. So schreibt z. B. das Blatt "Stadt Gottes" - ein Magazin der Steyler Missionare -  

Nein, die Mormonen sind keine christliche Kirche, auch wenn sie den Namen „Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage“ tragen. ... Auffallend ist das Gottes- und Menschenbild der Mormonen: „Wie der Mensch heute ist, war Gott einst – wie Gott heute ist, kann der Mensch einst werden“, so eine ihrer wichtigsten Überzeugungen. Hier wird der grundlegende Unterschied zwischen Schöpfer und Geschöpf, wie er für ein christliches Gottesbild maßgebend ist, völlig verwischt. Auch die Lehre von der Dreifaltigkeit wird strikt abgelehnt… 
Wer als Christ zum Mormonentum übertritt, wechselt nicht die Konfession, sondern er fällt vom christlichen Glauben ab und wendet sich einer eigenständigen synkretistischen Religion, einer Vermischungsreligion, einer Neu-Religion, zu. Darum ist ein wie auch immer gearteter ökumenischer Dialog mit ihnen nicht möglich.

Kritiker kommen stets mit den beiden im obigen Statement erwähnten Hauptargumenten um ihre Charakterisierung zu rechtfertigen. Sie attackieren, oft aus purer Unkenntnis, den sogenannten Mormonismus u.a. mit dem Hinweis es sei unchristlich zu glauben:
 „Wie der Mensch heute ist, war Gott einst – wie Gott heute ist, kann der Mensch einst werden“, so eine ihrer wichtigsten Überzeugungen.“
Doch die vermeintlich cleveren Kritiker unterschlagen dreist, dass exakt diese Lehre urchristlich war. Jeder an deutschen und amerikanischen Universitäten ausgebildete Theologe weiß, dass dieser Glaubenssatz im Leben der Christen der ersten zwei Jahrhunderte ganz und gar obenan stand.
Die Verfasser solcher Schiefdarstellungen sollten sich noch einmal in ihren eigenen Niederschriften umsehen. Eine Zusammenfassung der Kernaussagen bedeutender Kirchenautoritäten der Frühkirche steht radikal gegen die Falschaussagen moderner Theologen.  
Da steht z.B. der berühmteste Christ seiner Zeit: Hippolyt von Rom – der einzige jemals heiliggesprochene Gegenpapst, als Zeuge gegen die ein wenig zu lauten Kritiker.
Er schrieb um 220:

„Der Logos (Christus) trug die Ideen des Vaters in sich und brachte auf dessen Geheiß die Schöpfung hervor... Durch den Logos brachte Gott Alles hervor, und anders als es gemacht wurde, konnte es nicht gemacht werden. Den Menschen schuf er als solchen; will der Mensch Gott werden, (Mitschöpfer unter der Hand des allein wahren Gottes) so muss er ihm gehorchen. Der Logos besitzt, weil aus Gott seiend, das Wesen Gottes... Das Böse entsteht aus der geschöpflichen Freiheit, und besaß ursprünglich keine Existenz
Nebenbei gesagt verschwand auch dieser Lehrsatz im 6. Jahrhundert aus der katholischen Theologie.
      „… der Logos (Christus) wurde Mensch, um uns ein Beispiel zu geben und den Beweis zu liefern, dass der Mensch frei sei und sich des Bösen  enthalten könne. Zu diesem Zwecke nahm er das Wesen des Menschen an. Er wurde leidens- und todesfähig, um die Menschen von ihren Leiden aufzurichten. Durch die richtige Erkenntnis, ermahnt Hippolytus (c. 34) zum Schlusse, werde man der Höllenstrafe entgehen und die Unverweslichkeit des Leibes nebst dem Himmelreiche empfangen als Genosse Gottes und Miterbe Christi. Denn dann wird der Mensch Gott. Als Mensch war man leidensfähig; was man aber dann erhält, empfängt man als vergöttlicht und unsterblich gemacht. Christus, der Gott ist über Alles, reinigte den Menschen von der Sünde und schuf den alten Menschen zu einem neuen um. Wenn man seine Gebote hält, wird man ihm ähnlich. Gott macht den Menschen zu Gott zu seiner Ehre...  die Subordination des Logos unter den Vater (ist) als notwendig gegeben…

Erneut wird an dieser Stelle klar wie enorm die nachnicänische Kirche von den Prinzipien der Urkirche abwich. Diese Kenntnis vermittelt Buchautor Joseph Langen in seiner „Geschichte der römischen Kirche“. Er  war bis 1871 ordentlicher katholischer  Professor der Exegese der Universität Bonn. Prof Langen fährt fort:

     „…Von einer Genugtuung oder stellvertretenden Sühne ist bei ihm noch nicht die Rede. Nur von einer Reinigung und Umschaffung des Menschen durch Christus. Die Menschwerdung hat den Zweck, das
     Ideal eines Menschen tatsächlich zu verwirklichen. Geht der Mensch mit seinem des Guten fähigen, freien Willen auf diese Umgestaltung seines Wesens ein, so wird er als Adoptivbruder des Gottmenschen vergottet.“

Prof. Adolf von Harnack  sagt in seinem „Lehrbuch der Dogmengeschichte“, Mohr-Siebeck, dass „... der Gedanke der Vergottung (des Menschen) der letzte und oberste gewesen ist; nach Theophilius, Irenaeus, Hippolit und Origenes findet er sich bei allen Vätern der alten Kirche, bei Athanasius, bei den Kappadoziern, Appolinares, Ephraim Syrus, Epiphanius u.a“

Bitte liebe Antimormonen, ihr wisst doch. Wir werden alle dermal Einst daran gemessen werden, wie wir es mit der Wahrheit gehalten haben.

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